2008-07
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De Binnenvaartkrant 33<br />
26 maart <strong>2008</strong><br />
Vom LKW direkt aufs Schiff<br />
Im Dresdner Alberthafen läuft die Binnenschifffahrt<br />
wie am Schnürchen seit<br />
dort Ende Dezember eine neue RoRo-<br />
Anlage in Betrieb genommen wurde.<br />
Gleich zwei 160 Tonnen schwere Turbinen<br />
werden demnächst aufs Schiff<br />
verladen. Die Einzelteile, aus denen die<br />
Turbinen zusammengestellt sind, kamen<br />
vor kurzem in Dresden an. In den<br />
Montagehallen auf dem Hafengelände<br />
werden sie nun zusammengesetzt.<br />
Anschließend geht es per Binnenschiff<br />
weiter nach Hamburg. Mit der neuen<br />
Anlage kann der Alberthafen den Umschlag<br />
der Riesen bedeutend schneller<br />
abwickeln als in der Vergangenheit.<br />
Bisher mussten sperrige Güter mit Kränen<br />
und Mobilkrananlagen an Bord<br />
der Schiffe gehoben werden. Die neue<br />
Anlage macht es möglich die Güter<br />
direkt per LKW aufs Schiff zu fahren.<br />
Knapp vier Millionen Euro hat sie gekostet.<br />
Maersk baut Terminal im Hafen Neuss<br />
Im Ruhrgebietshafen Neuss wird<br />
die Maersk Line in den kommenden<br />
Jahren 20 Millionen Euro in<br />
den Bau eines neuen Containerterminals<br />
investieren. 2009 soll<br />
es den Betrieb aufnehmen.<br />
Im Kampf gegen den rasch ansteigenden<br />
Güterverkehr in Europa<br />
bündeln die europäischen See- und<br />
Binnenhäfen seit einigen Monaten<br />
die Kräfte. Im Mai 20<strong>07</strong> errichteten<br />
die beiden Dachverbände – ESPO<br />
für die Seehäfen und EFIP für die<br />
Binnenhäfen – eine gemeinsame<br />
Plattform. Bei einem Workshop in<br />
Straßburg am 11. März forderten<br />
die Häfen die Europäische Kommission<br />
auf Engpässe im Hinterlandverkehr<br />
der Seehäfen schleunigst<br />
abzubauen und administrative<br />
Prozeduren zu vereinfachen.<br />
Gemeinsam wollen See- und Binnenhäfen<br />
als Knotenpunkte der<br />
Wasserkraftanlage in Krotzenburg<br />
Das WSA Aschaffenburg führt derzeit<br />
ein Interessenbekundungsverfahren<br />
für den Bau einer Wasserkraftanlage<br />
an der Mainstaustufe<br />
Krotzenburg durch. Beim Bau dieser<br />
Anlage vor dreißig Jahren wurde<br />
die alte Wehranlage mit einem<br />
Kraftwerk in der Flussmitte abgerissen.<br />
Verkehrsträger eine stärkere Rolle<br />
spielen im europäischen Güterverkehr.<br />
In diesem Rahmen zeigen sie<br />
sich zufrieden mit dem Aktionsplan<br />
Güterverkehrlogistik der EU-<br />
Kommission.<br />
Engpässe<br />
Jedoch sehen die Häfen auf drei<br />
Ebenen stärkeren Handlungsbedarf.<br />
Erstens kämpfen die Seehäfen<br />
zunehmend mit Engpässen im Hinterlandverkehr<br />
sowie Kapazitätsproblemen.<br />
Die Kommission könnte<br />
hier einen Beitrag leisten, indem<br />
sie Engpässe im Hinterlandnetzwerk<br />
der Seehäfen verstärkt angeht<br />
Damals war fast niemand an einer<br />
neuen Wasserkraftanlage interessiert.<br />
Im Zuge der aktuellen Diskussion<br />
um alternative Energiequellen<br />
ist das Thema jedoch wieder ins<br />
Blickfeld der Energieerzeuger gekommen.<br />
Momentan wird auch an der Staustufe<br />
Kostheim ein Wasserkraftwerk<br />
Die Warenströme aus Fernost nehmen<br />
rasant zu, Seehäfen kämpfen<br />
zunehmend mit Kapazitätsproblemen.<br />
Umso wichtiger wird es für<br />
Reedereien Güter schnell aus den<br />
Seeterminals abzuziehen, um sie<br />
anschließend über die Binnenhäfen<br />
zu verteilen. Diese Philosophie<br />
liegt der jüngsten Entscheidung<br />
der weltgrößte Containerschiffsreederei<br />
zugrunde.<br />
Das Terminal, inklusiv Fruchtzentrum,<br />
entsteht am Hafenbecken<br />
V. Maersk will es nicht nur für den<br />
eigenen Güterumschlag benutzen,<br />
sondern stellt es auch anderen Reedereien<br />
zur Verfügung. Etwa<br />
200.000 TEU pro Jahr sollen in Zukunft<br />
wasserseitig umgeschlagen<br />
werden. Dazu wird zunächst eine<br />
Fläche von 32.000 Quadratmetern<br />
erschlossen, die schrittweise auf<br />
80.000 Quadratmeter erweitert<br />
werden kann. Die erste Erweiterung<br />
ist bis 2015 geplant, die zweite bis<br />
zum Jahr 2023.<br />
Damit entwickelt Maersk den Neusser<br />
Hafen zu einer zentralen Drehscheibe<br />
im Rhein-Ruhrgebiet. Um<br />
die Zukunft des Konzerns abzusichern,<br />
investiert die Reederei derzeit<br />
auf breiter Ebene in Schiffsraum<br />
und Umschlagkapazität.<br />
Dabei rücken auch die Binnenhäfen<br />
immer mehr ins Blickfeld. Bahn<br />
und Binnenschiffe sollen die<br />
Ladung schnell aus den Seehäfen<br />
abziehen, um sie ins Hinterland zu<br />
befördern.<br />
Wachstum<br />
Vor wenigen Wochen präsentierten<br />
die Neuss-Düsseldorfer Häfen stolze<br />
Umschlagzahlen für das Jahr<br />
20<strong>07</strong>. 16,2 Millionen Tonnen wurden<br />
im Schiffs- und Bahnverkehr<br />
umgeschlagen, ein Plus von 6,4<br />
Prozent. Der Umsatz ist auf über<br />
33 Millionen Euro angestiegen.<br />
Weitere Wachstumsperspektiven<br />
Binnen- und Seehäfen: gemeinsam vorwärts<br />
und es den Häfen ermöglicht, Ausbauprojekte<br />
zügiger zu realisieren.<br />
Zweitens sollte die Kommission die<br />
Rahmenbedingungen aller Verkehrsträger<br />
optimalisieren. Dabei denken<br />
die Häfen nicht nur an die Binnenschifffahrt,<br />
sondern auch an<br />
den Schienengüterverkehr. Besonders<br />
im Schienenbereich sehen die<br />
Häfen noch große Engpässe. So fordern<br />
sie dass die Bahnliberalisierung<br />
zügig vorangetrieben wird.<br />
Drittens fordern die Häfen eine<br />
Vereinfachung der administrativen<br />
Prozeduren. Dadurch könnten sie<br />
effizienter funktionieren, so ESPO<br />
und EFIP.<br />
gebaut. Am Main bleibt dann nur<br />
noch die Staustufe Krotzenheim<br />
übrig als potentieller Standort für<br />
ein Wasserkraftwerk.<br />
Bis Juni haben die Bewerber die<br />
Möglichkeit ihre Ernsthaftigkeit der<br />
Nutzungsabsicht unter Beweis zu<br />
stellen<br />
erwartet sich die Hafendirektion<br />
unter anderem von der anstehenden<br />
Beteiligung am Krefelder Hafen.<br />
Dort hat nicht nur die Binnenschifffahrt<br />
reichlich Tauschtiefe,<br />
sondern stationiert auch der Eiserne<br />
Rhein, die Schienenverbindung<br />
nach Antwerpen. Außerdem<br />
verfügt Krefeld über freie Hafenfläche,<br />
was im Ruhrgebiet hochbegehrtes<br />
Gut ist.<br />
Vor allem ausländische<br />
Partikuliere nutzen Bargelink<br />
Sieben Jahre nach der Gründung<br />
ist die elektronische Frachtenbörse<br />
Bargelink.com ausgewachsen<br />
zu einem etablierten Bestandteil<br />
des Binnenschifffahrtsmarktes.<br />
Es sind jedoch vor allem holländische<br />
und belgische Partikuliere,<br />
die den Internetmarkplatz<br />
nutzen.<br />
Geschäftsführer Axel Götze-Rohen<br />
freut sich über den Erfolg der<br />
online Frachtenbörse, bei der sich<br />
mittlerweile bereits 1.566 Unternehmen<br />
registriert haben. Die<br />
Datenbank umfasst 1.<strong>07</strong>2 Binnenschiffe<br />
mit einer Gesamttransportkapazität<br />
von 1,726 Millionen<br />
Tonnen. Dabei kann man<br />
jeden Schiffstypen finden.<br />
Monatlich werden bis zu 800<br />
Schiffe über Bargelink angeboten.<br />
“Im letzten Jahr hatten wir<br />
über 6.500 Schiffsraumangebote<br />
– durchschnittlich fast 30 Schiffe<br />
pro Arbeitstag“, berichtet Götze-<br />
Rohen. „Die Zahlen steigen kontinuierlich<br />
weiter.“<br />
Auch die Ladungsseite scheint die<br />
Vorteile des Internets erkannt zu<br />
haben, denn 20<strong>07</strong> wurden knapp<br />
2,8 Millionen Tonnen Ladung über<br />
das Modul Barge-Scout angeboten.<br />
Erfreulich ist die Tatsache<br />
dass das Xantener Unternehmen<br />
Mehr junge<br />
Binnenschiffer<br />
Um 13 Prozent ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse<br />
in der deutschen<br />
Binnenschifffahrt im vergangenen Jahr<br />
gestiegen. Bundesweit wurden 400<br />
junge Binnenschiffer ausgebildet. Der<br />
Arbeitgeberverband der deutschen<br />
Binnenschifffahrt (AdB) freut sich,<br />
denn die prognostizierte Zunahme des<br />
Güteraufkommens erfordert auch<br />
qualifizierten Nachwuchs.<br />
„Der positive Trend mit 162 neu abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträgen<br />
belegt ein nachhaltiges Engagement<br />
der deutschen Binnenschifffahrt für<br />
geschultes Fachpersonal“, stellt Dr.<br />
Wolfgang Hönemann, Präsident des<br />
AdB, fest. „Diese Steigerung wäre jedoch<br />
ohne die Zuschüsse vom Bund in<br />
Höhe von 2,5 Millionen nicht denkbar.“<br />
Jeder vierte Auszubildende in der deutschen<br />
Binnenschifffahrt stammt aus<br />
Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern,<br />
Niedersachsen und Sachsen-<br />
Anhalt. Allein im Bezirk der<br />
Industrie- und Handelskammer Duisburg<br />
werden 77 junge Binnenschiffer<br />
ausgebildet. Auch für das laufende<br />
Jahr rechnet der AdB mit steigenden<br />
Ausbildungszahlen, denn allein am<br />
Duisburger Schiffer-Berufskolleg RHEIN<br />
haben sich bisher über 100 neue Auszubildende<br />
angemeldet.<br />
seit drei Jahren schwarze Zahlen<br />
schreibt, doch am meisten freut<br />
sich Götze-Rohen über die Zufriedenheit<br />
der Kunden. „Neulich hat<br />
ein Kunde die Angaben auf seiner<br />
Zahlungsanweisung um den Kommentar<br />
‘funktioniert fantastisch’<br />
ergänzt. Es ist ein tolles Gefühl zu<br />
wissen, wie begeistert die Kunden<br />
sind.“<br />
Von den über 500 aktiven Partikulieren<br />
bei Bargelink kommen<br />
nur 20 aus Deutschland. Es sind<br />
vor allem die Holländer und Belgier<br />
die Bargelink benutzen.<br />
“Deutsche Partikuliere begründen<br />
dies in der Regel mit dem Argument<br />
auch so gut beschäftigt<br />
zu werden”, erklärt Götze-Rohen.<br />
„Da sind die Wettbewerber aus<br />
Holland und Belgien schon weiter.<br />
Die wollen nicht ‘beschäftigt’<br />
werden, sondern für ihren<br />
Betrieb bestmögliche Ergebnisse<br />
erwirtschaften.“<br />
Demnächst sollen auch die Kollegen<br />
aus Frankreich den Frachtmarkt<br />
nutzen können, denn Götze-Rohen<br />
lässt das System zur Zeit<br />
ins Französische übersetzen.