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Seite <strong>22</strong> PRODUKTION / MSR · AUTOMATION<br />
CHEManager 11-12/2015<br />
Not (-Aus) macht erfinderisch<br />
Wenn der Notfall eintritt, muss nicht gleich alles aus sein<br />
Einfach werksübergreifend anhalten<br />
statt gleich ausschalten,<br />
die Produktion schneller<br />
wieder hochfahren können und dabei<br />
alle Sicherheitsvorkehrungen durchführen<br />
– mit einem Netzwerk aus Lichtwellenleitern<br />
und einer fehlersicheren<br />
Steuerung ist das möglich.<br />
In der pharmazeutischen und chemischen<br />
Produktion, aber auch in<br />
der Getränke-, Agrar- und Kosmetik-Industrie<br />
ist das Problem bekannt<br />
und gefürchtet. Wenn z. B.<br />
Lösemittel austreten und Brandgefahr<br />
besteht, wird der Not-Aus-<br />
Schalter gedrückt. Der gesamte<br />
Produktionsprozess steht still und<br />
Programme und Rezepturen werden<br />
abgebrochen. Auch die Bereiche, die<br />
überhaupt nicht von der Gefahr betroffen<br />
sind, arbeiten nicht mehr.<br />
Hier eine sichere Lösung zu finden,<br />
die nur den gefährdeten Bereich<br />
und die direkt davon betroffenen<br />
Produktionsanlagen stoppt, wäre<br />
eine große Erleichterung. Bedeutete<br />
das doch, dass die Produktion nach<br />
Gefahrenbeseitigung schneller wieder<br />
in Gang käme. Weniger Verlust<br />
von angearbeiteten Rezepten, weniger<br />
Produktionsausfall beim Wiederanlauf<br />
und mehr Wirtschaftlichkeit<br />
bei voller Sicherheit. Warum sollte<br />
das nicht funktionieren? Not (-Aus)<br />
macht schließlich erfinderisch!<br />
Ein Trio für werksweite Sicherheit<br />
Unsere Ingenieure zeigen Ihnen das<br />
wahre Potenzial von Energie -<br />
management systemen: Es geht um<br />
weit mehr als um Steuervorteile.<br />
Wir unterstützen Sie bei der Einführung<br />
eines Energiemanagement -<br />
systems, wir werten für Sie die Energiedaten<br />
aus, erarbeiten konkrete<br />
Optimierungsmaßnahmen und setzen<br />
sie um.<br />
Mit InfraServ Gendorf sparen Sie<br />
Energie im großen Maßstab – nicht<br />
nur auf dem Papier.<br />
Not-Halt statt Not-Aus wurde durch<br />
die Verbindung mehrerer Ideen erst<br />
möglich. Da ist als erstes das Netzwerk<br />
aus Glasfaser statt Kupfer zu<br />
nennen. Glasfaser ist störungsfreier<br />
und kann über größere Distanzen<br />
ohne Qualitäts- und Geschwindigkeitsverlust<br />
Daten transportieren.<br />
Der zweite Faktor ist eine fehlersichere<br />
Steuerung, zum Beispiel die<br />
S7-416F von Siemens, die – und das<br />
ist neu – mit jedem Übertragungsmedium,<br />
ob Kupfer oder Glasfaser,<br />
fehlersicher arbeiten darf. Und<br />
drittens natürlich der Automatisierungs-Fachmann,<br />
der mit einer Risikobetrachtung<br />
alles zu einem werksweiten<br />
Sicherheitssystem zusammenführt.<br />
Ein Sicherheitssystem,<br />
das gleichzeitig Teilanlagen sicherheitsgerichtet<br />
anhalten kann, ohne<br />
sie komplett auszuschalten. Das darüber<br />
hinaus Produktionsbereiche,<br />
die nicht betroffen sind, weiterlaufen<br />
lassen kann. Mit dem Effekt, dass die<br />
Produktionsunterbrechung so gering<br />
wie nötig ist und die Produktion so<br />
schnell wie möglich wieder aufgenommen<br />
werden kann.<br />
Mehr Sicherheit mit Lichtgeschwindigkeit<br />
Bei der Vernetzung großer Produktionsanlagen<br />
kommt man um<br />
ein Netzwerk aus Glasfaser nicht<br />
mehr herum. Die Lichtwellenleiter<br />
übertragen die Daten über große<br />
Distanzen störungsfrei und schnell<br />
mit z. B. 1 GBit/s. Selbst bei einem<br />
Netzwerk von 1.200 m Länge tritt<br />
ein Not-Halt sofort in Kraft. Darüber<br />
hinaus stellt eine Verlegung im Außenbereich<br />
kein Problem mehr dar,<br />
denn Glasfaser ist resistent gegen<br />
elektromagnetische Störungen, die<br />
z. B. bei Gewittern auftreten.<br />
Passend zu den fehlersicheren<br />
Steuerungen der Serien S7-300F<br />
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Unser Konzept „Not-Halt statt Not-Aus“<br />
verschafft den Unternehmen einen<br />
relevanten Wettbewerbsvorteil.<br />
Jörg Lehmann, Lehmann Engineering<br />
oder S7-400F und der dezentralen<br />
Peripherie mit Remote-IO-Systemen<br />
wird Profinet als Kommunikationsnetzwerk<br />
genutzt. Die sicherheitsrelevanten<br />
Daten werden mit dem<br />
Profisafe-Profil als Black Channel<br />
über Profinet übertragen. Die Projektierung<br />
erfolgt mit der Software<br />
Step7-Safety.<br />
Das Glasfaser-Netzwerk ist in<br />
Kombination mit der fehlersicheren<br />
Steuerung Siemens S7-416F<br />
im Falle eines Not-Halts unschlagbar<br />
schnell und zuverlässig. Vor allem<br />
die unterschiedlichen Befehle,<br />
die bei einem Not-Halt ausgeführt<br />
werden müssen, werden schnell<br />
und korrekt softwaregesteuert an<br />
die entsprechenden Aktoren und<br />
Produktionsteilanlagen geschickt:<br />
Halt für die vom Störfall betroffenen<br />
Teilanlagen, und damit Pumpen<br />
anhalten und Ventile schließen.<br />
Gleichzeitig können die nicht betroffenen<br />
Teilanlagen weiter laufen. Ein<br />
so angehaltenes Produktionssystem<br />
lässt sich wesentlich schneller und<br />
leichter wieder anfahren, da keine<br />
Programme und Rezepturen abgebrochen<br />
wurden.<br />
Not-Aus oder Not-Halt –<br />
das ist hier nicht die Frage<br />
Nehmen wir ein Beispiel aus der<br />
Praxis: Ein Hersteller pharmazeutisch-optischer<br />
Geräte hat seine<br />
gesamte Produktion vom Tanklager<br />
über mehrere Produktionsanlagen<br />
bis zur Abfallentsorgung mit einem<br />
Lichtwellenleiterring aus Glas<br />
vernetzt. Sämtliche Produktionsteilbereiche<br />
können von mehreren<br />
Bedienstationen aus beobachtet<br />
und gesteuert werden. Etliche Siemens-Switche<br />
und ein Redundanzmanager<br />
sorgen dafür, dass die<br />
Daten im Ring immer im Fluss bleiben,<br />
egal in welche Richtung. Dank<br />
fehlersicherer Steuerung Siemens<br />
S7-416F werden die Signalpakete<br />
zu den Remote-IO (RIO)-Stationen<br />
und Steuerungen der Package-Units<br />
in den Teil- und Produktionsanlagen<br />
übertragen. So ist die fehlerfreie und<br />
zuverlässige Übertragung aller sicherheitsrelevanten<br />
Daten gewährleistet.<br />
Kommt es in einem Bereich<br />
dieses Produktionskreislaufs zu einer<br />
Störung, so wird dies sofort an<br />
alle sieben Bedienstationen gemeldet.<br />
Per Not-Halt-Taster wird das<br />
gesamte Not-Halt-System in Gang<br />
gesetzt: der gefährdete Bereich wird<br />
in einen sicheren Halt-Zustand gebracht.<br />
Die übrigen Bereiche können<br />
zum Teil weiterarbeiten.<br />
Wenn Lösemittel im Produktionsprozess<br />
verwendet werden,<br />
sind besondere Anforderungen im<br />
Arbeits- und Gefährdungsschutz<br />
zu berücksichtigen. Das Not-Halt-<br />
System wird dem in vollem Umfang<br />
gerecht. Mit SIL1 und SIL2 sind im<br />
Lichtwellen-Netzwerk Signale für<br />
Not-Halt, Gaswarnung und Brandschutz<br />
integrierbar.<br />
Problemfall Lösemittelaustritt<br />
Das Werk hat mehrere getrennte<br />
Produktionsbereiche. Treten in einem<br />
Lösemittel aus, so besteht akute<br />
Brandgefahr. Statt eines Not-Aus mit<br />
hardwaregestützter Abschaltung (PL)<br />
der gesamten Produktion wird ein<br />
Not-Halt mit softwareunterstütztem<br />
Anhalten (SIL) des betroffenen Produktionsbereiches<br />
ausgelöst. Gleichzeitig<br />
werden die Lösemittelpumpen<br />
bereits im Tagestanklager angehalten<br />
und die Ventile geschlossen. Der Tagestankbehälter<br />
ist von diesem Störfall<br />
nicht betroffen. Das Rührwerk<br />
kann weiterlaufen und die Lösung<br />
homogen halten. Lediglich der Lösemittelaustrag<br />
ist im Not-Halt, um den<br />
gestörten Produktionsbereich nicht<br />
weiter zu versorgen. Ist der Schaden<br />
behoben, kann die Produktion schnell<br />
wieder fortgesetzt werden.<br />
Problemfall volle Abfalltanks<br />
Die Abfallflüssigkeit kann nicht<br />
rechtzeitig abgeholt werden. Die<br />
Folge: die Abfalltanks sind voll. Ein<br />
Sensor im vorgeschalteten Puffertanklager<br />
stellt fest, dass die Abfallflüssigkeit<br />
nicht weitergeleitet werden<br />
kann. Der Sensor bringt das sicherheitsgerichtete<br />
Not-Halt-System<br />
in Gang und setzt den Tagestankbehälter<br />
in Not-Halt. Die Produktion<br />
wird ebenfalls angehalten – nicht<br />
ausgeschaltet, wobei das Rührwerk<br />
im Tagestankbehälter weiterlaufen<br />
kann. Sobald das Abfalltanklager<br />
geleert ist, kann der Not-Halt durch<br />
den Bediener quittiert werden und<br />
die gesamte Produktion wieder fortgesetzt<br />
werden. Im GMP-Umfeld<br />
wird diese Situation im Chargenprotokoll<br />
dokumentiert.<br />
Wettbewerbsvorteil durch Not-Halt<br />
Jeder Produktionsausfall kostet<br />
Geld. Deshalb kann es nur im Interesse<br />
eines jeden Unternehmens<br />
liegen, die Produktion so selten<br />
wie nötig und so kurz wie möglich<br />
anzuhalten. Im Gefahrenfall hatte<br />
man bis jetzt keine Wahl. Mit Not-<br />
Aus wird der gesamte Produktionsprozess<br />
ausgeschaltet, nichts läuft<br />
mehr. Alle Programme und Rezepte<br />
sind abgebrochen. Das Hochfahren<br />
der Produktion ist immer mit einem<br />
großen Aufwand verbunden und<br />
kostet Zeit und Arbeit sowie verlorene<br />
Rohstoffe. Not-Halt schaltet nicht<br />
einfach aus sondern hält intelligent<br />
an. Und zwar nur das, was wirklich<br />
aus Sicherheitsgründen angehalten<br />
werden muss. Alles andere kann<br />
weiter laufen. Mit dem Resultat, dass<br />
die Anlage schneller wieder produzieren<br />
kann, weil nur Teile wieder<br />
hochgefahren werden müssen. Not-<br />
Halt sorgt nicht nur für die Sicherheit<br />
im Produktionsprozess, es verschafft<br />
dem Unternehmen auch einen<br />
relevanten Wettbewerbsvorteil.<br />
Jörg Lehmann, Lehmann<br />
Engineering GmbH, Osthofen<br />
▪▪<br />
j.lehmann@leh-gmbh.com<br />
www.leh-gmbh.com<br />
Schutzkonzept beim Problemfall „Lösemittelaustritt in Produktionsteil 1“<br />
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