Die Situation der Familie in Dornbirn

Die Situation der
Familie in Dornbirn
Dominik Schöbi
Brigitte Lehmann
Meinrad Perrez
Departement für Psychologie
der Universität Freiburg CH
2002
- I -

Experten und Praktiker sowie Vertreter der politischen Parteien, die an der
Erarbeitung des Familienleitbildes beteiligt waren
Internes Team:
Beirat:
AG Wohnen:
AG Ökonomische
Situation der Familien:
Dipl.Vw. Andrea Kaufmann, Stadträtin für Familien und
Kultur
Dr. Roland Andergassen, Gruppenleiter Kultur, Familien,
Jugend, Sport
Marion Lederhos, Abt. Familien
Elisabeth Planinger, Abt. Bildung & Erziehung
Ilse Unterhofer, Abt. Kindergärten und Ganztagsbetreuung
Michael Walter, Abt. Kindergärten und Ganztagsbetreuung
Dipl.Vw. Andrea Kaufmann, Stadträtin für Familien und
Kultur (Vorsitz)
Attila Dincer, Integrationsexperte, MigrantInnenvertreter
Dr. Werner Grabher, Abt. Jugendwohlfahrt der Vlbg.
Landesregierung
Alice Hagen-Canaval, Ambulanter Familiendienst, Vlbg.
Kinderdorf
Martin Hefel, Vbg. Familienverband
Roland Marent, Jugend- und Familienreferat der Vlbg.
Landesregierung
Dr. Wolfgang Menz, Heilpädagogisches Zentrum Carina
Feldkirch
Ilse Saman, Institut für Sozialdienste
Dr. Gabi Sprickler-Falschlunger, SPÖ, Stadträtin für
Schulen und Integration
Gertrud Kat, ÖVP
Gertrude Kobler, FPÖ
Hedwig Neunteufel, OBL Grüne
Internes Team
DI Markus Aberer, Abt. Stadtentwicklung und Verkehr
Mag. Elisabeth Fink, Abt. Gesundheit u. Soziales
Martin Schwendinger, Abt. Wohnen
Dr. Werner Summer, Finanz- und Wirtschaftsverwaltung
Dr. Waltraud Zudrell, VOGEWOSI; gemeinnützige
Siedlungsgesellschaft
Internes Team
Mag. Elisabeth Fink, Abt. Gesundheit u. Soziales
Dr. Richard Hennessey, Betriebswirtschaftler
Mag. Guntram Mathis, Betriebswirtschaft und Betriebliche
Verwaltung
Dr. Werner Summer, Finanz- und Wirtschaftsverwaltung
Internes Team
- II -

AG Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit – Familienunterstützende
Angebote:
Dir. Hildegard Amann, Volksschule Watzenegg
Caroline Bégin, Kinderfreunde Dornbirn
Isolde Blum, Spielgruppe Rohrbach
Brigitte Matt, Kindergarten Am Wall
Brigitte Roudriguez-Lopez, Ganztagskindergarten Sala
Dr. Werner Grabher, Abt. Jugendwohlfahrt der Vlbg.
Landesregierung
Martin Hefel, Vlbg. Familienverband
Mag. Gabi Willy, AMS Arbeitsmarktservice
Internes Team
AG „Zusammenlegung der Abt. Familien sowie Kindergärten und Ganztagsbetreuung
zu einer neuen Familienservicestelle „Familien & Kinder“:
Prof. Dr. Meinrad Perrez, Uni Fribourg
Werner Höfle, Abt. Organisation
Internes Team
Befragungsteam:
Derflinger Anita
Dincer Attila
Dogan-Dincer Derjan
Fetz Gisela
Huber Manuela
Lorenz Birgit
Tschaikner Sabine
Planinger Elisabeth
- III -

Inhaltsverzeichnis
Vorwort....................................................................................................................... 1
1 ENTSTEHUNG DES LEITBILDES ...................................................................... 3
2 EINLEITUNG .................................................................................................... 5
2.1 Familie als Grundlage der modernen Gesellschaft ................................ 5
2.2 Was kann die Stadt Dornbirn zur Verbesserung der
Rahmenbedingungen beitragen? ........................................................... 5
3 KONZEPT ............................................................................................................ 8
3.1 Zieldimensionen ..................................................................................... 8
3.2 Idealkriterien......................................................................................... 11
3.2.1 Wohn- und Wohnumfeldbedingungen .................................................. 11
Wohnen................................................................................................ 11
Wohnumfeld......................................................................................... 12
3.2.2 Ökonomische Situation der Familien .................................................... 13
3.2.3 Familienunterstützende Angebote und Vereinbarkeit von .................... 14
Familien- und Erwerbsleben................................................................ 14
3.2.4 Familiäre Belastung – familiäres Wohlbefinden.................................... 16
4 METHODE ......................................................................................................... 17
4.1 Die Messinstrumente ........................................................................... 17
4.1.1 Elternbefragung.................................................................................... 17
4.1.2 Befragung von SchülerInnen ................................................................ 18
4.1.3 Befragung von Kindergarten-/Schülertagesbetreuung und................... 18
Spielgruppenleiter/innen....................................................................... 18
4.1.4 Spielplatzanalysen................................................................................ 18
4.2 Durchführung der Untersuchung .......................................................... 19
4.2.1 Elternbefragung.................................................................................... 19
4.2.2 Befragung der SchülerInnen................................................................. 19
4.2.3 Befragung der Kindergarten- und Spielgruppenleiter/innen.................. 19
4.2.4 Spielplatzanalysen................................................................................ 20
- IV -

5 ERGEBNISSE.................................................................................................... 21
5.1 Beschreibung der Stichprobe............................................................... 21
5.1.1 Eltern .................................................................................................... 21
5.1.2 SchülerInnen ........................................................................................ 23
5.1.3 Kindergarten- und Spielgruppenleiter/innen ......................................... 24
5.1.4 Vergleich Dornbirn – Basel................................................................... 25
5.2 Wohnqualität der Dornbirner Familien.................................................. 26
5.2.1 Wohngebäude und Wohnung............................................................... 26
5.2.2 Wohnumfeld ......................................................................................... 31
5.2.3 Kinder und ihr Wohnumfeld .................................................................. 34
Wohnumfeld für Vorschulkinder aus der Sicht von
KindergärtnerInnen .............................................................................. 34
Wohnumfeld aus der Sicht der SchülerInnen....................................... 36
5.2.4 Vergleich Dornbirn – Basel................................................................... 37
5.3 Spielplatzanalyse ................................................................................. 38
5.3.1 Kriterien für die Beurteilung von Spiel- und Freizeitplätzen .................. 38
Zugänglichkeit ...................................................................................... 38
Gefahrlosigkeit ..................................................................................... 39
Gestaltbarkeit....................................................................................... 39
Interaktionschancen ............................................................................. 40
5.3.2 Dornbirner Spielplätze im Überblick ..................................................... 41
Allgemeine Angaben ............................................................................ 41
Zugänglichkeit ...................................................................................... 41
Gefahrlosigkeit ..................................................................................... 42
Gestaltbarkeit....................................................................................... 42
Interaktionsschancen ........................................................................... 44
Gesamteindruck ................................................................................... 44
5.3.3 Nähere Betrachtung zweier Spielplätze................................................ 46
Spielplatz „Verrückte Welt“................................................................... 46
Spielplatz „Sala“ ................................................................................... 47
5.4 Ökonomische Situation der Familien in Dornbirn ................................. 49
5.4.1 Einkommen .......................................................................................... 49
5.4.2 Einkommenssituation in verschiedenen Gruppen ................................ 51
5.4.3 Finanzielle Unterstützungsleistungen................................................... 53
5.4.4 Ausgaben ............................................................................................. 54
5.4.5 Zufriedenheit mit der derzeitigen finanziellen Situation ........................ 58
5.4.6 Zufriedenheit mit der finanziellen Unterstützung .................................. 60
5.4.7 Verzicht ................................................................................................ 60
5.5 Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsleben....................................... 62
5.5.1 Rollenteilung......................................................................................... 62
5.5.2 Ideale Familien- und Erwerbsarbeit ...................................................... 64
- V -

5.5.3 Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Familien- und ......................... 66
Erwerbsleben........................................................................................ 66
5.5.4 Erleichterungen für die Vereinbarkeit von Familien- und ...................... 68
Erwerbsleben........................................................................................ 68
5.5.5 Vergleich Dornbirn - Basel.................................................................... 69
5.6 Familienunterstützende Angebote........................................................ 70
5.6.1 Angebote familienspezifischer Institutionen.......................................... 70
5.6.2 Kenntnisstand und Inanspruchnahme der Beratungs- und................... 71
Bildungsangebote................................................................................. 71
5.6.3 Vergleich Dornbirn – Basel zur Nutzung von........................................ 74
Beratungsstellen................................................................................... 74
5.6.4 Externe Kinderbetreuung...................................................................... 76
5.7 Wohlbefinden ....................................................................................... 80
5.7.1 Belastungen und Wohlbefinden der Dornbirner Familien ..................... 80
5.7.2 Wohlbefinden der Kinder ...................................................................... 84
6 Vergleich der Idealkriterien mit dem Ist – Zustand........................................ 86
6.1 Wohn- und Wohnumfeldbedingungen.................................................. 86
6.2 Ökonomische Situation der Familien.................................................... 98
6.3 Familienunterstützende Angebote und Vereinbarkeit von
Familien- und Erwerbsleben............................................................... 100
6.4 Schlussfolgerungen der Untersuchung im Hinblick auf den
Änderungsbedarf................................................................................ 106
6.5 Übergreifende und strukturelle Maßnahmen...................................... 107
7 Qualitätssicherung als Aufgabe der Familienpolitik ................................... 108
8 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 109
8.1 Weiterführende Literatur: ................................................................... 111
9 Anhang ............................................................................................................ 112
9.1 Qualitätssicherung: Veränderungswerte ............................................ 112
9.2 Statistische Auswertung..................................................................... 115
- VI -

Tabellenverzeichnis
Tab.1:
Erhebungsarten der verschiedenen Datenquellen....................................17
Tab.2: Ausbildung der befragten Frauen und Männer .........................................21
Tab.3: Nationalität der SchülerInnen ...................................................................24
Tab.4:
Tab.5:
Nationalitäten der Kinder auf die Bezirke verteilt......................................25
Einschätzung der SchülerInnen : Wohlbefinden in der Wohnung.............31
Tab.6: Übersicht Fixkosten ..................................................................................55
Tab.7: Gründe für eine niedrigere Erwerbstätigkeit als erwünscht ......................65
Tab.8: Gründe für eine höhere Erwerbstätigkeit als erwünscht ...........................65
Tab.9: Gründe für die Erwerbsarbeit: ..................................................................66
Tab.10: Benutzung der Beratungs- und Bildungsangebote ...................................73
Tab.11:
Gründe für die Nicht-Inanspruchnahme von
Beratungsangeboten ................................................................................74
Tab.11a: Begründung der Nutzung von Kinderbetreuungsangeboten:
Vergleich Dornbirn – Basel.......................................................................75
Tab.12:
Tab.13:
Tab.14:
Tab.15:
Begründung der Nutzung von Kinderbetreuungsangeboten:
selten/nie ..................................................................................................78
Begründung der Nutzung von Kinderbetreuungsangeboten:
manchmal/häufig ......................................................................................78
Betreuungssituation in den einzelnen Bezirken........................................79
Generelle Einschätzungen der Spielplätze...............................................45
Tab.16: Interventionsbedarf im Überblick ..............................................................97
- VII -

Abbildungsverzeichnis
Abb.1:
Konzept der Studie.....................................................................................9
Abb.2: Verteilung der Familienformen .................................................................22
Abb.3:
Abb.4:
Abb.5:
Wohlbefinden in Wohnung/Haus nach Familienformen............................26
Zufriedenheit mit dem Zustand des Hauses/der Wohnung.......................27
Gebäudetypus nach Familienformen........................................................28
Abb.6: Gebäudetypus nach Anzahl Kinder ..........................................................28
Abb.7:
Gebäudetypus nach Nationalität...............................................................28
Abb.8: Stockwerk der Wohnung nach Alter des jüngsten Kindes ........................29
Abb.9:
Wohnverhältnisse von österreichischen und ausländischen
Familien....................................................................................................30
Abb.10: Verbesserungswünsche der Eltern im Bereich Wohnqualität ...................30
Abb.11: Resultate der Elternbefragung zum Gefallen des Wohnumfeldes ............32
Abb.12: Vorhandene Treffpunkte im Wohnumfeld .................................................33
Abb.13: Beobachtbarkeit des nächsten Spielortes von Zuhause aus ....................33
Abb.14: Auswahl der Spielmöglichkeiten in den verschiedenen Bezirken .............34
Abb.15: Wohlfühlen der SchülerInnen in ihrer Wohnumgebung ............................36
Abb.15a: Funktionale Bereiche pro Spielplatz .........................................................43
Abb.15b: Anzahl Spielgeräte pro Spielplatz.............................................................44
Abb.15c: „Verrückte Welt“ als abwechslungsreicher Spielplatz ...............................46
Abb.15d: Der Sala-Spielplatz...................................................................................48
Abb.16: Durchschnittliches Einkommen pro Stunde (geschätzt). ..........................50
Abb.17:
Abb.18:
Abb.19:
Verteilung der Einkommen nach Familienformen.....................................51
Verteilung der Einkommen nach Nationalität in ATS................................52
Verteilung der Einzeleinkommen..............................................................52
Abb.20: Verteilung der Einkommen nach dem Alter des jüngsten Kindes .............53
- VIII -

Abb.21:
Abb.22:
Abb.23:
Monatliche finanzielle Unterstützungsleistungen (inkl.
Familienbeihilfe) .......................................................................................54
Mittelwerte Einkommen und Fixkosten von Ein- und
Zweielternfamilien.....................................................................................55
Vergleichswerte der Fixkosten für die verschiedenen
Familienformen.........................................................................................56
Abb.24: Anteil der Wohnkosten am Gesamtbudget nach Bezirken. ......................57
Abb.25:
Veränderung der Erwerbstätigkeit nach Anzahl Kinder und Alter
des jüngsten Kindes. ................................................................................57
Abb.26: Anteil Fixkosten nach Kinderzahl und Alter des jüngsten Kindes. ............58
Abb.27:
Zufriedenheit mit der finanziellen Situation...............................................58
Abb.28: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation nach Familienformen ............59
Abb.29: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation nach Erwerbstypen. ..............59
Abb.30:
Abb.31:
Abb.32:
Zufriedenheit mit den finanziellen Unterstützungsleistungen....................60
Anteil der Familien: Verzicht.....................................................................61
Manchmal oder häufiger Verzicht nach Familienformen...........................61
Abb.33: Verteilung der Erwerbstypen in Prozent. ..................................................63
Abb.34: Durchschnittliche Anzahl Stunden Erwerbs- und Familienarbeit ..............63
Abb.34b: Familienarbeit von Männern und Frauen..................................................64
Abb.35:
Abb.36:
Abb.37:
Abb.38:
Abb.39:
Abb.40:
Zufriedenheit mit der Aufteilung von Erwerbs- und
Familienarbeit...........................................................................................67
Kenntnis über die Existenz verschiedener
Erleichterungsmöglichkeiten.....................................................................68
Einschätzungen Nutzen: bei Kenntnis der
Erleichterungsmöglichkeiten.....................................................................69
Kenntnis über Beratungs- und Bildungsangebote (österr.
Familien)...................................................................................................72
Kenntnis über Beratungs- und Bildungsangebote (ausl.
Familien)...................................................................................................72
Durchschnittlicher Betreuungsaufwand pro Familie..................................76
- IX -

Abb.41: Zufriedenheit: Kinderbetreuungssituation nach Familientypen .................77
Abb.42:
Allgemeines Wohlbefinden der Dornbirner Familien.................................80
Abb.43: Ausprägungen auf Faktor 1 ......................................................................81
Abb.44: Ausprägungen auf Faktor 2 ......................................................................82
Abb.45: Ausprägungen auf Faktor 3 ......................................................................83
Abb.46: Allgemeines Wohlbefinden der Schüler/innen ..........................................85
- X -

Vorwort
Bürgermeister
DI Wolfgang Rümmele
Unsere Stadt braucht Familien als dauernde Quellen der Gemeinschaft. Niemand
sollte aber auf die Idee kommen, den „Intimbereich“ der Familie von aussen
beeinflussen zu wollen, wohl aber ist gerade heute angebracht,
Rahmenbedingungen zu fördern, die die Wertschätzung anzudeuten vermögen und
auch tatsächliche Hilfestellungen darstellen.
Dornbirn hat eine gute Tradition in der Unterstützung unserer Familien. Nicht nur
Ideen, sondern echte Notwendigkeiten wurden daher mit wissenschaftlicher
Begleitung in vielen Runden diskutiert und auf die Zuständigkeiten hin überprüft.
Herausgekommen ist ein Massnahmenkatalog, der einen weiten Rahmen umfasst.
Wir werden nicht alles sofort, nicht alles gleichzeitig umsetzen können. Aber was wir
tun, tun wir aus Überzeugung.
Dass wir mit dem neuen Familienleitbild einmal mehr eine Vorreiterrolle einnehmen,
freut uns sehr.
Wenn wir damit den Stellenwert, das Ansehen, das Umfeld für unsere Familien
positiv mitentwickeln können, haben wir viel erreicht. Und der Einsatz aller hat sich
gelohnt, auch dafür herzlichen Dank.
Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann
Stadträtin für Familien
und Kultur
Dornbirn ist eine familienfreundliche Stadt. Das geht aus den
Befragungsergebnissen anlässlich der Entwicklung des Familienleitbildes
eindeutig hervor. In den vergangenen Jahren wurde vieles unternommen, um
das „Familienleben“ in unserer Stadt noch weiter zu verbessern, weil positive
Rahmenbedingungen für Familien enorm wichtig sind. Als Mutter von drei
Kindern weiss ich, wovon ich spreche. Als Stadträtin für
Familienangelegenheiten bin ich bemüht, diese Rahmenbedingungen weiter zu
entwickeln. Das vorliegende Familienkonzept wird uns dabei unterstützen, zu
diesem Zweck haben wir es erarbeitet.
Die Erstellung des vorliegenden Konzeptes fiel in eine günstige Zeit. Das Land
Vorarlberg hatte 1996 die Initiative „Familiengerechte Gemeinden“ gestartet und
- 1 -

Dornbirn war eine der ersten Pilotgemeinden. Im Frühjahr dieses Jahres ist Dornbirn
darüber hinaus Modellgemeinde bei der bundesweit geplanten Zertifizierung
familienfreundlicher Städte und Gemeinden geworden.
Der entscheidende Anstoss für das vorliegende Familienleitbild war jedoch eine
Exkursion nach Basel im Frühjahr 2001, bei der mir der „Familienbericht des Kantons
Basel-Stadt“ sozusagen „in die Hände fiel“.
Wie steht es um die „Dornbirner Familie“
Durch eine umfassende Befragung in über 300 Haushalten mit Kindern unter 14
Jahren ist es erstmals gelungen, in wesentlichen Bereichen Aussagen zur aktuellen
Befindlichkeit unserer Familien zu treffen. Die Ergebnisse haben der Stadt ein gutes
Zeugnis ausgestellt. Dennoch sind weitere Verbesserungen immer möglich. So
wurden „konkrete Utopien“ formuliert, die mithelfen sollen, das Familienleben zu
fördern.
Besonders intensiv haben wir uns mit den Wohn- und Wohnumfeldbedingungen, der
ökonomischen Situation sowie den familienunterstützenden Angeboten im Sinne der
Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben beschäftigt. Von politischer Seite
können jedoch nur die sogenannten „äusseren“ Lebensbedingungen beeinflusst
werden.
Auf Basis der Befragungsergebnisse und der formulierten Ziele wurden dann
konkrete Massnahmen in allen wichtigen Bereichen abgeleitet.
Das „private“ Familienleben ist entscheidend
In der sogenannten „Glücksforschung“ (Dr. Elisabeth Noelle-Neumann, Institut
Allensbach) wird nachgewiesen, dass ein harmonisches Familienleben viel mehr zur
persönlichen Zufriedenheit jedes Einzelnen beiträgt als angenommen Wohlstand,
Freizeit oder Genuss. Aus einschlägigen Untersuchungen (Dr. Guy Bodenmann,
Leiter des Familieninstitutes der Uni Freiburg/CH), geht jedoch auch hervor, dass
heutzutage besonders der „überhitzte“ Tagesablauf - auch Stress genannt - den
Familien und Partnerschaften zu schaffen macht. Hier gilt es, besonders im Bildungsund
Erziehungsbereich, Mittel und Wege zu finden, das „System“ Familie zu stärken
und zu entlasten.
Jeder Beitrag für das „Unternehmen Familie“ ist wichtig
Das „Unternehmen Familie“ ist dann erfolgreich, wenn jeder Einzelne, Verwandte,
Nachbarschaft, familienrelevante Einrichtungen, die Kirche, die Betriebe und
Unternehmen, das Umfeld und die politischen Parteien ihren Beitrag dazu leisten.
Allen Eltern, ob von Ganz- oder Teilfamilien, möchte ich an dieser Stelle herzlich für
Ihre so wichtige und unersetzliche Aufgabe in Partnerschaft und Kindererziehung
danken.
Danken möchte ich auch allen, die so engagiert mitgeholfen haben, dass für
Dornbirn nun ein Bericht vorliegt, der bisher einzigartig in Österreich ist und dessen
Ziele sich in den nächsten Jahren auf deren Umsetzung messen lassen können.
Helfen Sie bitte mit, das positive Klima für Familien mit Kindern in dieser Stadt weiter
zu fördern, dann müssen wir um unsere Zukunft nicht besorgt sein.
- 2 -

1 ENTSTEHUNG DES LEITBILDES
Phase 1 – Vorbereitungsarbeiten
Februar 2001 Exkursion nach Basel
März 2001 Ausschreibung des Familienleitbildes
September 2001 Vergabebeschluss im Stadtrat zur „Erstellung eines
Situationsberichtes und einer Entwicklungsstrategie
für Familien in Dornbirn“ an Prof. Dr. Meinrad Perrez
vom Institut für Familienforschung der Universität
Fribourg/Schweiz
Oktober 2001 offizieller Start mit Präsentation im Stadtmuseum Dornbirn
(anschl. 1. Sitzung des Familienbeirates)
Phase 2 – Befragung
Dez.01 – Feb. 02 a) Telefonische Elternbefragung – ca. 300 Dornbirner Familien
mit Kindern bis 14 Jahren
b) Persönliche Befragung von 40 ausländische Familien
c) Befragung von ca. 240 SchülerInnen der 4. Volksschulklassen
d) Befragung von Leiterinnen städt. Kindergärten und Schülertagesbetreuungen,
priv. Kinderbetreuungseinrichtungen,
Spielgruppen (ges. 32 Institutionen)
e) Schriftliche Befragung der familienrelevanten Institutionen
Dornbirns
f) Spielplatzanalyse der städtischen öffentlichen Spielplätze
Phase 3 – Festlegung von Zielen
Nov. 01 – April 02 Formulierung nachstehender Kriterien:
Ziele müssen im Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der
Familien stehen
Ziele müssen politisch beeinflussbar sein
Ziele dürfen nach dem Merkmal “ideal“ und „utopisch“ formuliert
werden, ungeachtet dessen, ob sie je erreicht werden, aber der
Weg dahin muss messbar sein.
Umfrage
Ziele werden formuliert, der Umfrage gegenübergestellt und
daraus Massnahmen abgeleitet.
In vier Bereichen werden Ziele definiert:
1) Wohn- und Wohnumfeldbedingungen
2) Ökonomische Situation der Familien
3) Familienunterstützende Angebote, die die Vereinbarkeit von
Familie und Erwerbsleben von Frauen und Männern erleichtern.
4) Wohlbefinden der Familien
- 3 -

Phase 4 – Festlegung der notwendigen Massnahmen
April – Juni 02 Auf Basis der ausgewerteten Ist-Analyse werden konkrete
Massnahmen zu den festgelegten Zielen/Visionen erarbeitet. Ein
konkreter Massnahmenplan mit Zeithorizont und
Prioritätenreihung wird erstellt.
In den Massnahmenplan sollen die Ergebnisse folgender parallel
durchgeführter Zusatz-Arbeitsgruppen einfliessen:
• Neuausrichtung und Konzepterstellung Eltern-Kind-
Zentrum
• Ergebnisse des fünfmonatigen Workshops „Zukunft der
Kinderbetreuung in Dornbirn“ in Zusammenarbeit mit der
Frey-Akademie in Dornbirn
• Familienaudit des Bundesministeriums „Zertifizierung als
kinder- und familienfreundliche Gemeinde in Österreich“ –
(April 02 – Jänner 03)
Phase 5 – Beschluss und Beginn der Umsetzung:
Juli 2002 22. Mai 02: Präsentation der Auswertungsergebnisse im
Familienbeirat
12. Juni 02: Diskussion und Beschluss des Massnahmenplanes
im Familienausschuss
11. Juli 02: Grosse Schlusspräsentation des fertigen
Familienleitbildes im Kulturhaus Dornbirn
23. Juli 02: Beschlussfassung im Stadtrat
An dieser Stelle sei allen, die an diesem „Meilenstein“ für die Dornbirner Familien und
Familienpolitik in irgendeiner Weise mitgearbeitet haben, ein ganz herzliches
Dankeschön ausgedrückt!
- 4 -

2 EINLEITUNG: FAMILIENLEITBILD ALS GRUNDLAGE
DES POLITISCHEN HANDELNS FÜR DIE STADT DORNBIRN
„Dornbirn – eine familienfreundliche Stadt“
2.1 Familie als Grundlage der modernen Gesellschaft
Das Ziel eines Familienleitbildes eines öffentlichen Gemeinwesens besteht in der
Bestimmung der Ziele der Familienpolitik und in der Klärung der Maßstäbe, an denen
familienpolitisches Handeln gemessen werden soll.
Auch wenn seit der Industrialisierung die Familie von vielen Funktionen entlastet
worden ist (Produktion, Bildung, Gesundheit usw.), ist sie mehr denn je der Ort der
Transmission von Werten, der Persönlichkeitsbildung, der privaten
Emotionsregulation. Ihre zentrale Funktion besteht weiterhin darin, Gefäß für das
Heranwachsen und Gedeihen der Kinder und für die lebenslange Entwicklung der
Erwachsenen zu sein.
Sie ist für die Mehrzahl der Menschen gewissermassen das „Interface“ zwischen
Individuum und Beruf und Gesellschaft. Ohne den Beitrag der Familie könnten weder
Wirtschaft noch das öffentliche Gemeinwesen bestehen. In diesem Sinne ist und
bleibt die Familie eine Grundzelle der Gesellschaft. Die sich vollziehende
Pluralisierung der Familienformen, die es im Übrigen bereits in früheren
Jahrhunderten in unterschiedlicher Häufigkeit und Verteilung gegeben hatte, ändern
daran nichts.
Eine zeitgerechte Familienpolitik wird sich um die Optimierung der
Rahmenbedingungen für die Entfaltung der Familien bemühen, um für die
heranwachsenden jungen Menschen angemessene Entwicklungsbedingungen und
für die in Familien lebenden Erwachsenen angemessene Lebensbedingungen zu
fördern.
Unter Familien verstehen wir das Zusammenleben von zwei oder mehreren
Generationen, die wechselseitige Verantwortung füreinander übernehmen und auf
Dauer angelegt sind.
2.2 Was kann die Stadt Dornbirn zur Verbesserung der
Rahmenbedingungen beitragen?
Die Politik kann nicht in die private Sphäre der Familie hineinwirken. Das ist nicht ihre
Aufgabe. Sie kann Rahmenbedingungen für das Leben der Familien optimieren.
Familien befinden sich in permanenter Entwicklung, und der Lebenszyklus einer
Familie lässt sich in Phasen einteilen, die sich durch je eigene typische Aufgaben
und Beanspruchungen charakterisieren. Der hier vorliegende Bericht konzentriert
sich vorwiegend auf Familien mit Kindern bis 14 Jahre. Er hat sich durch die Frage
leiten lassen, was ideale Rahmenbedingungen wären. Diese sind das politische Ziel,
auch wenn sie sich nur mehr oder weniger erreichen lassen. Sie stellen
- 5 -

gewissermaßen die „konkrete Utopie“ dar, auf die hin sich das politische Handeln zu
bewegen bemüht, wissend, dass das Ergebnis stets relativ bleiben wird.
Der Beirat hat sich um die Bestimmung dieser idealen Rahmenbedingungen
gemeinsam bemüht. Sie stellen dann auch die Maßstäbe dar, an denen das Handeln
zu messen ist. Der Ist-Zustand kann dann mit dem Soll-Zustand verglichen werden.
Als Grundwerte waren dabei maßgebend erstens das Ziel, dass Kinder unter guten
Bedingungen gedeihen und sich entfalten können. Als zweites Ziel stand im Zentrum,
dass auch die Eltern in ihrer persönlichen, ihrer partnerschaftlichen und in ihrer
beruflichen Entfaltung unterstützt werden. Diese Ziele fördern den Zusammenhalt
von Ehe und Familien, indem sie unnötige Belastungen vermindern und eine
gerechte Verteilung der Entfaltungschancen fördern.
Die Landesregierung hat den Stellenwert der Familie bereits in der
Landesverfassung von 1984 verankert. Das Land schützt und fördert Ehe und
Familie als Grundlage der menschlichen Gesellschaft und unterstützt die Eltern in
ihrer Aufgabe, die Kinder zu pflegen und zu erziehen – dies auf der Grundlage der
Vorrangigkeit des Erziehungsrechtes der Eltern.
Die Rahmenbedingungen, auf die sich familienpolitisches Handeln auszurichten hat,
besteht in äusseren Lebensbedingungen, die für die Entfaltung des Familienlebens
als förderlich bezeichnet werden können. Darüber hinaus müssen es Bedingungen
sein, die durch politisches Handeln auch beeinflusst werden können. Die politische
Unterstützung verstehen wir im Sinne des Subsidiaritäts- Prinzips. Das heißt, das
öffentliche Gemeinwesen sieht seine Rolle in der Hilfe zur Selbsthilfe und versucht
dort Rahmenbedingungen zu bewegen, wo die Einzelnen überfordert sind.
Dabei spielen die folgenden Zieldimensionen eine zentrale Rolle:
1. Familienfreundliche Wohn- und Wohnumfeldbedingungen
2. Familienfreundliche ökonomische Lebensbedingungen
3. Bedingungen, die die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben unterstützen
4. Bedingungen, die die Familien mit Kindern bei der Bewältigung typischer
Probleme unterstützen
Die Stadt Dornbirn hat in den letzten Jahrzehnten und Jahren große und erfolgreiche
Anstrengungen im Bereich der Familienförderung unternommen. Diese zielen darauf
ab, das Familienleben in dieser Stadt attraktiver zu machen, und sie umspannen eine
breite Palette von Initiativen und Angeboten. Dazu gehören u.a.
• die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Zukunftsorientierte Kinderbetreuung in
Dornbirn“ in Zusammenarbeit mit der Frey Akademie,
• die Jugendrahmenplanung
• das Leitbild für außerschulische Bildung in Dornbirn,
• das interkulturelle Leitbild mit konkreten Zielen und Maßnahmen,
• Bemühungen zur Verbesserung der urbanen Lebensbedingungen wie z.B.
„Stadt der kurzen Wege“, diverse Stadtteilkonzepte oder das „Umweltleitbild“
Die Investitionen der Stadt in ihre Familienfreundlichkeit schlägt sich in zahlreichen
Einrichtungen nieder, die von der Stadt oder von privater Seite geschaffen worden
- 6 -

sind. Diese Leistungen sind bemerkenswert und werden weiterhin zentrale Elemente
von Dornbirn als einer familienfreundlichen Stadt bleiben.
Der vorliegende Bericht entspringt der Absicht, das Erreichte zu festigen und noch
weiter zu verbessern und eine systematische Qualitätskontrolle zu etablieren.
- 7 -

3 KONZEPT
Aus der Forschung zu verschiedenen Aspekten des Wohlbefindens und der
Lebensqualität von Familien mit Kindern lassen sich spezifische Faktoren
zusammenfassen, die die Lebens- und Entfaltungsbedingungen der Familien
nachweislich beeinflussen. Die Gruppe der wichtigsten dieser Faktoren wurden in der
vorliegenden Studie berücksichtigt und in den Untersuchungsansatz einbezogen,
wobei vor allem solche Faktoren im Vordergrund stehen, die politisch beeinflussbar
sind, um die Komponente der praktischen Umsetzbarkeit der Befunde zu stärken.
Da der vorliegenden Studie die Zielsetzung zugrunde liegt, Leitlinien einer
familienfreundlichen Politik vorzugeben und dieser einen Orientierungsrahmen zu
bieten, wurde ein Ansatz der „Zielerreichungsdiagnostik“ gewählt, der es erlauben
soll, den aktuellen Zustand relevanter Bedingungen zu erfassen, diesen mit inhaltlich
begründeten Zielbedingungen zu vergleichen. Die Wirksamkeit des politischen
Handelns lässt sich dann durch den künftigen, periodischen Ist-Soll Vergleich
evaluieren. Auf der Grundlage des Ist-Soll Vergleichs lassen sich dann konkrete
politische Maßnahmen ableiten (siehe Abbildung 1).
Ziel dieses Leitbildes ist die umfassende Unterstützung der Familien. Konkrete
Zieldimensionen sind die Aspekte der „Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbsleben“, „familienfreundliche Wohnbedingungen“, „lebensfreundliche
Nahumwelt“ und „materielle Absicherung“.
Dieses Konzept wurde von Perrez, Bucher und Ermert (2000) für eine in weiten
Teilen analoge Studie (vgl. Bucher & Perrez, 2000) erarbeitet.
3.1 Zieldimensionen
Die verschiedenen Zieldimensionen stellen Einflussgrössen dar, die in einem breiten
Ausmaß für die Qualität des Familienlebens verantwortlich sind und die die
Bedingungen einer günstigen Entwicklung der Familie und ihrer Mitglieder
beeinflussen. Sie sollen als einzelne Aktionsbereiche für eine zukünftige
Familienpolitik aufgefasst werden.
Für die einzelnen Zieldimensionen lassen sich diverse Teilaspekte unterscheiden, für
die Idealkriterien formuliert werden können. Diese Idealkriterien stellen denn auch die
Zielkoordinaten für die Stoßrichtung politischen Handelns dar, unabhängig davon, ob
solche Modellziele konkret und mittelfristig erreichbar sind.
Die Funktion solcher Ideal- oder Zielkriterien soll programmatisch bzw. strategisch
sein und nicht als unmittelbares Erfolgskriterium einzelner Handlungsschritte
verstanden werden. Die Idealkriterien können sowohl objektiven wie auch subjektiven
Charakter haben.
Der politische Handlungsbedarf kann anhand des Vergleichs des aktuellen Zustands
mit den Idealkriterien ermittelt werden, und in weiteren Schritten kann die
Wirksamkeit der so entwickelten politischen Handlungsprozesse wieder überprüft
(und angepasst) werden.
- 8 -

SOLL ZUSTAND
ERFASSUNG DES IST-ZUSTANDES
Erarbeitung von Idealprofilen
Zu den familienrelevanten Bereichen
gehören:
o Wohnumfeld
o ökonomische Situation
o Vereinbarkeit von Erwerbs- und
Familienleben
o familienunterstützende Ressourcen
Die Idealprofile orientieren sich am Prinzip
der politischen Handlungsrelevanz und
sollen aufgrund von Expertenurteilen und
politischem Konsens zustande kommen
Festlegung spezifischer Idealkriterien
Vergleich
Wo befinden sich die
Familien im
Vergleich zu den
Idealprofilen?
Erarbeitung eines Monitoring-
Systems
Dieses soll es erlauben eine
Momentaufnahme und längerfristige
Veränderungen abzubilden.
o telefonisches Elterninterview
o Schülerfragebogen
o Fragebogen für Kindergarten
und –hort Leiterinnen
o Quartier/Spielplatzanalyse
Untersuchungsdurchführung
deskriptiv
Auswertung
bezogen auf
Wohlbefinden
Vorschläge für mögliche Massnahmen zur Verbesserung der
Situation der Familie
Abb.1: Konzept der Studie
Die Idealkriterien, die im folgenden in konkretisierter und detaillierter Form dargestellt
werden, basieren zum einen auf empirischen Befunden und zum andern auf
Meinungen von Experten und politischem Konsens. Die Ausarbeitung dieser
Idealkriterien wurde in enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Beirat realisiert,
einem überparteilichen Gremium, das sich aus lokalen Experten aus den
verschiedenen Handlungsbereichen und Repräsentanten der verschiedenen
politischen Parteien der Stadt Dornbirn zusammensetzte. In mehreren Sitzungen
wurden die Kriterien erarbeitet, diskutiert und schließlich definiert. Es wurden drei
Zieldimensionen unterschieden:
1. Zieldimension: „Verbesserung der Wohn- und Wohnumfeldbedingungen“:
Die Wohnqualität des unmittelbaren Lebensraumes von Familien ist von
grundlegender Wichtigkeit für das Wohlbefinden von Familien. Obwohl die Stadt
Dornbirn bezüglich des Angebots von Naherholungsgebieten in einer komfortablen
Situation ist, muss davon ausgegangen werden, dass sich das Familienleben im
Alltag vor allem innerhalb und in näherer Umgebung der Wohnung der Familien
abspielt.
- 9 -

Zu einem menschenwürdigen und angenehmen Leben gehört ausreichend
Wohnraum und ein zuträgliches Wohnumfeld mit öffentlichen und halböffentlichen
verkehrsberuhigten Zonen, ausreichend Grün- und Spielzonen, die als Aktionsraum
der Kinder genutzt werden können.
Wohnung und Wohnumfeld sollen infolge dessen familien- und kinderfreundlich
gestaltet sein, so dass genügend Raum mit ausreichend Aktions- und
Erholungspotential besteht.
2. Zieldimension: „Verbesserung der ökonomischen Situation der Familien“:
Ökonomisch schwierige Verhältnisse stellen für Familien eine der weitgreifendsten
Belastungsformen dar. Obwohl durch kommunalpolitische Maßnahmen schwierig zu
beeinflussen, soll dieser gesellschaftspolitisch hochrelevanten Forderung innerhalb
der vorliegenden Studie Raum gegeben werden.
Familien sollen sich unter ökonomisch angemessenen Lebens- und
Handlungsbedingungen entwickeln können.
3. Zieldimension: „Familienunterstützende Angebote und Vereinbarkeit von
Familien- und Erwerbsleben“:
Ökonomische Faktoren, sich verändernde wirtschaftliche und soziale Bedingungen
wie auch individuelle Bedürfnisse führen dazu, dass Schwierigkeiten bei der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf in zunehmendem Maße zu einem
Belastungsfaktor für Eltern und Kinder werden. Familiäre und außerfamiliäre
Unterstützungsangebote zur Erleichterung dieser Vereinbarkeit gewinnen daher an
Bedeutung in Bezug auf die Lebensbedingungen der Familien wie auch in Bezug auf
das gesellschaftspolitische Leben. Die Organisation bzw. Koordination solcher
Ressourcen sollte günstigerweise von der Gemeinde wahrgenommen werden.
Die Stadt Dornbirn fungiert als Drehscheibe für die Organisation und Koordination
von familienunterstützenden Angeboten.
- 10 -

3.2 Idealkriterien
3.2.1 Wohn- und Wohnumfeldbedingungen
Wohnen
Der unmittelbare Wohnraum stellt für die Familien die primäre Rückzugsmöglichkeit
und die wichtigste Quelle für Privatheit und Intimität dar. Der Wohnraum ist ein
abgegrenzter Bereich, in dem sich einige der bedeutungsvollsten Aspekte des
Lebens ereignen und in dem Gefühle der Zugehörigkeit und Identität entwickelt
werden können. Ungünstige Bedingungen in diesem Bereich wirken sich empfindlich
auf das Wohlbefinden und den Funktionsgrad einer Familie aus, zumal sich
Menschen über die Lebenszeit hinweg betrachtet täglich 17 Stunden in ihrer
Wohnung aufhalten (Walden, 1995).
Aus diesem Grund sollte in der Stadt Dornbirn genügend Wohnraum für Familien
bestehen, der auch zu erschwinglichen Preisen bewohnt werden kann.
Zur Gewährleistung der Privatsphäre der einzelnen Familienmitglieder sollte der
Wohnraum deshalb aus einer genügend großen Anzahl Räume bestehen (Kruse,
Graumann & Lantermann, 1990) und für ältere Kinder sollten auch genügend
Kinderzimmer zur Verfügung stehen (Sundstrom et al., 1996). Zur Beurteilung der
Wohnqualität ist es jedoch unerlässlich, neben diesen objektiven auch subjektive
Indikatoren zu erheben. So bestimmen z.B. die objektive Qualität der Wohnung, die
Lage einer Siedlung, ihre Dichte, die Art der Siedlungsstruktur und die Höhe der
Hauskomplexe nicht ausschließlich den Grad der Zufriedenheit (Francescato et al.,
1989). Dagegen führen aber geringe Privatheit und geringe Wohnzufriedenheit eher
zu Krankheiten (Fuller et al., 1993). Zusätzlich ist es ungüngstig, wenn Familien sich
in ihrem subjektiven Empfinden eingeengt fühlen (Flade, 1987).
Vor allem für Familien mit kleineren Kindern ist eine gute Erreichbarkeit und
Zugänglichkeit des Wohnraums von Bedeutung. Zudem ist eine gute Infrastruktur mit
intakten Sanitäreinrichtungen und Küche eine wichtige Voraussetzung für ein
reibungsloses Alltagsleben.
Folgende Idealkriterien wurden für den unmittelbaren Wohnraum formuliert:
1. Es gibt genügend Wohneinheiten
a) mit guter Erreichbarkeit für Familien mit Kleinkindern, Behinderten und
Senioren (im Erdgeschoss und/oder 1. Obergeschoss)
b) zu erschwinglichen Preisen
d.h. die Miete inkl. BK sollte 1/3 des Nettoeinkommens - ohne 13.+14. Gehalt -
nicht überschreiten
c) mit entsprechender Nutzfläche
1 Raum pro Person bzw. genügend Rückzugsmöglichkeit für jedes
Familienmitglied
2. Die Wohneinheiten bieten eine gute Infrastruktur
a) bezüglich sanitärer Einrichtungen (zeitgemäß)
b) bezüglich Zugänglichkeit und Abstellmöglichkeiten (Kinderwagen)
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c) bezüglich baulicher Kriterien (Schallschutz usw.)
d) bezüglich Kommunikationsmöglichkeiten
3. Wohngebäude sind ansprechend gestaltet.
Farbliche Unterscheidung, Beschilderung und Wegmarkierung zur Orientierung,
gesundheitsfördernde Architektur und Farbgebung
4. Es besteht eine der Bevölkerungszusammensetzung entsprechende
Durchmischung der Bevölkerung in den Wohneinheiten nach soziokulturellen
Gesichtspunkten (ethnisch und sozial)
Wohnumfeld
Zum Wohnraum einer Familie gehören nicht nur die Wohnung oder das Haus selbst,
sondern auch deren Nahraum, der als Aktionsraum für Eltern und Kinder genutzt
wird. Dass auch die Wohnumgebung vor allem für das Wohlbefinden der Kinder von
Wichtigkeit ist, geht aus den Resultaten einer österreichischen Studie hervor (Wilk,
1996). Für die Kinder sollten genügend und anregende Spielmöglichkeiten
bestehen. Ein stimulierender, ungefährlicher und gut vernetzter Nahraum wirkt sich
begünstigend auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder aus und fördert ihre
Autonomie (Blinkert, 1993). Ein anregender Aktionsraum der Kinder, der ungefährlich
ist, begünstigt genügend Aufenthaltszeit im Freien und stimuliert durch
Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Kindern die Entwicklung sozialer Kompetenz.
Aktionsräume in der Umgebung, die vielfältig und kreativ genutzt werden können,
sind Spielplätzen vorzuziehen. Vorhandene Spielplätze sollten daher bei Einhaltung
von vertretbaren Hygiene- und Sicherheitsstandards möglichst offen und stimulierend
gestaltet werden.
Weiter sind für die Familien in der Wohnumgebung Aufenthaltsbereiche und
Treffpunkte von Wichtigkeit, die gut erreichbar sind und zum Verweilen einladen. Ein
solches Wohnumfeld fördert die Integration und stimuliert Sozialbeziehungen.
Ungünstige Umweltbedingungen wie Lärm oder schlechte Luft beeinträchtigen das
Leben in der näheren Wohnumgebung nachhaltig (Bechtel, 1997; Cassidy, 1997).
Das Wohnumfeld sollte neben sozialen auch ästhetischen Ansprüchen genügen, um
der Wohnqualität nicht abträglich zu sein. Zur Beschreibung der ästhetischen Qualität
einer Wohnumgebung wird u.a. die Einschätzung der Komplexität verwendet.
Komplexität bedeutet sowohl Abwechslung hinsichtlich der Art vorkommender
Strukturelemente als auch im Hinblick auf deren Anordnung. Komplexität in der
Umwelt beeinflusst psychische Aktiviertheit, die emotionale Befindlichkeit und die
erreichbare Leistungsfähigkeit (Walden, 1995). Als optimal wird jenes
Komplexitätsniveau empfunden, das weder Verwirrung noch Langeweile hervorruft
und subjektiv mit den Eindrücken „gefallen“ und „interessant“ in Zusammenhang
gebracht wird. Außerdem werden Neuheit, Kontrast, Natürlichkeit und sichtbare
Entwicklung (Berlyne, 1974) als Hinweise für die Angemessenheit von
Wohnstrukturen verwendet sowie Sauberkeit, Ruhe, Privatheit, Energiesparsamkeit
und Ausblick aus den Fenstern (Tognoli, 1987).
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Folgende Idealkriterien wurden für das Wohnumfeld formuliert:
1. Das Wohnumfeld bietet eine genügend grosse Auswahl an qualitativ
hochstehenden Spiel-, Aufenthalts- und Treffmöglichkeiten für verschiedene
Altersstufen in gut erreichbarer Nähe
2. Es bestehen keine besonderen Gefahrenquellen für Kinder im Wohngebiet
– SpielkameradInnen und Spielplätze im Wohngebiet können gefahrlos und
einfach erreicht werden
3. Familien fühlen sich im Wohngebiet nicht eingeengt
4. Es besteht eine gegenseitige Zufriedenheit bei den BewohnerInnen des
Wohnumfeldes (Nachbarschaft)
5: Es bestehen ausreichend akzeptierte Orte im Wohngebiet, die zum
Verweilen und Treffen einladen
6. Das Wohnumfeld bietet eine gute infrastrukturelle Grundversorgung
(Arzt, Nahversorgung, ...)
7. Im Wohnumfeld bestehen angenehme ökologische Bedingungen
(Luftqualität/Lärm)
3.2.2 Ökonomische Situation der Familien
Eine sichere finanzielle Basis kann aus verschiedenen Gründen als wichtig für
unbelastete Lebensbedingungen für Familien betrachtet werden. Unsichere
finanzielle Bedingungen können eine Vielzahl von weiteren Belastungen nach sich
ziehen. Das Gesamteinkommen einer Familie sollte gewährleisten, dass
lebensnotwendige Ausgaben sowie auch Ausgaben, die durch die Teilnahme am
öffentlichen und kulturellen Leben einer Gemeinschaft entstehen, gedeckt werden
können.
Gerade durch Arbeitsunterbrüche oder verminderte Erwerbsarbeit der Eltern, die
durch das Betreuungsbedürfnis von Kindern verursacht werden, entstehen finanzielle
Engpässe, da die so bedingte Lohneinbuße zudem mit erhöhten Fixkosten der
Familie einhergehen. Gemäß einer Studie von Deiss et al. (1988) für Schweizer
Verhältnisse musste eine Familie bereits Ende der 80er Jahre ihr Einkommen um
rund 24% erhöhen, damit die Eltern den Lebensstandard nach Geburt des ersten
Kindes auf gleichem Niveau halten konnten.
Neben solchen objektiven Parametern ist die subjektive Sicht der betroffenen
Familien relevant, die den Belastungsgrad moderiert.
Finanzielle Unterstützungsleistungen von öffentlicher Hand können bis zu einem
gewissen Grad finanzielle Belastungen von Familien abfedern, sofern diese ein
substantielles Ausmaß annehmen und bedürftige Familien Zugang zu diesen
Leistungen haben. Durch mangelhafte Information oder strukturelle Hindernisse kann
dieser Zugang allerdings gerade bei bedürftigen Familien erschwert sein. So sollten
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Familien über bestehende Unterstützungsangebote informiert sein und der Zugang
zu diesen durch Beratungsmöglichkeiten erleichtert werden.
Folgende Idealkriterien wurden für die ökonomische Situation formuliert:
1. Die Einkommenssituation der Familien ermöglicht neben dem
Lebensunterhalt auch eine Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen
Leben
2. Die Familien bewerten ihre finanzielle Situation als positiv
3. Die Familien sind über Möglichkeiten finanzieller Unterstützungsleistungen
gut informiert
4. Die Familien sind mit den finanziellen Unterstützungen zufrieden
3.2.3 Familienunterstützende Angebote und Vereinbarkeit von
Familien- und Erwerbsleben
Folgende gesellschaftsstrukturelle Charakteristiken nehmen Einfluß auf das heutige
gesellschaftliche Leben:
• Immer mehr Frauen sind berufstätig und streben neben Partnerschaft und
Familie auch eine eigene Berufskarriere an (Österreichisches Statistisches
Zentralamt, 1995). Aber auch Väter lösen sich vom traditionellen Männerbild,
das dem Mann Leistungsdenken und Karrierestreben abverlangt. Bei der
Verwirklichung einer gleichberechtigten Verteilung von Familien- und
Erwerbsarbeit stoßen jedoch Paare auf zahlreiche Hindernisse. Mangelhafte
Kinderbetreuungsangebote und unflexible Arbeitsbedingungen erschweren die
Situation.
• Familienformen sind heute vielfältiger geworden. Die Zahl der Ein-
Elternfamilien und „Patchworkfamilien“ wächst, Mehrgenerationenfamilien gibt
es dagegen nur noch selten. Ein Trend der heutigen Zeit zeigt sich in der
Abnahme der Geschwisterzahl und der verminderten Verfügbarkeit von
verwandschaftlichen und nachbarschaftlichen Netzwerken. Daher gewinnen
Kontakte und Erfahrungen außerhalb der Familie an Bedeutung.
• Die Kindheit hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Kindliche
„Verinselung“ (keine Geschwister, wenige Cousins und Cousinen usw.),
beengte Wohnverhältnisse und ein Mangel an Spielraum prägen die heutige
Kindheit. Dies zeigt sich besonders deutlich in Großstädten, die extrem von
der Erwerbstätigkeit, dem Verkehr und der Kultur der Erwachsenen geprägt
sind.
Eingeschränkte Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben stellt viele Eltern vor
schwerwiegende Probleme. Die Möglichkeit zur Weiterführung bzw. zum
Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit kann bezüglich verschiedener Aspekte
(finanzielle Gründe, soziale Stellung und Kontakte, Lebens- und
Partnerschaftszufriedenheit, Gleichberechtigungsanspruch der Geschlechter,
berufliche Perspektiven u.v.m.) als begründeter Anspruch beider Elternteile
angesehen werden. Da eine eingeschränkte Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbsleben ein gewichtiger Belastungsfaktor für die Eltern darstellen kann, der
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sich stark auf die Qualität des Familienlebens auswirkt, müssen im Zuge der
gesellschaftlichen Veränderungen Verbesserungsmaßnahmen ergriffen werden.
Solche können einerseits auf struktureller Ebene erfolgen, wie z.B mit der Einführung
möglichst flexibler Arbeitsbedingungen, oder auf privater bzw. institutioneller Ebene,
indem im Bereich der häuslichen und außerhäuslichen Betreuung der Kinder oder
auch in der Unterstützung bei der Haushaltsarbeit den Bedürfnissen angepasste,
qualitativ hochstehende und erschwingliche Unterstützungsangebote zur Verfügung
gestellt werden. Zudem sollte ein solches Angebot flexibel sein, so dass Eltern auf
verschiedene Unterstützungsmodelle zurückgreifen können. Weiter können solche
Angebote nicht nur im Bereich der Kinderbetreuung sondern auch im Bereich der
Seniorenpflege eine für die Familien entlastende Wirkung haben.
Um den Zugang, die Information und die Organisation dieser
Unterstützungsleistungen (z.B. über verschiedene Altersabschnitte) in einer Form zu
gewährleisten, die nicht per se zu einem unnötigen Belastungsfaktor wird, sollte ein
für die Familie möglichst klar strukturiertes und einfaches Organisations- und
Informationsmodell geschaffen werden, das zusätzlich auch die Suche und
Organisation von Betreuungsplätzen erleichtert (s. Stroebe & Stroebe, 1991). Eine
weitere Form der Elternunterstützung stellen Weiterbildungs- und
Informationsleistungen dar, die bezüglich der elterlichen Kompetenzen für das
Wohlbefinden eine förderliche Funktion haben können (s. Haug-Schnabel, Bensel &
Kirkilionis, 1997).
Folgende Idealkriterien wurden für familienunterstützende Angebote und
Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben formuliert:
1. Die Familie als Grundlage unserer Gesellschaft soll in ihren verschiedenen
Phasen bestmöglich gefördert werden.
2. Um die Vereinbarkeit zwischen Familien- und Erwerbsleben zu erleichtern,
soll sowohl die häusliche als auch außerhäusliche Kindererziehung und –
betreuung den jeweiligen Erfordernissen entsprechend unterstützt werden.
a) Zur Erleichterung und Unterstützung der Kindererziehung und –betreuung in
den Familien sind optimale Rahmenbedingungen vorhanden und bekannt.
b) Es bestehen leistbare, bedarfsgerechte, flexible, vielfältige und altersadäquate
Kinderbetreuungsangebote unter Berücksichtigung hoher Betreuungsqualität für
die unterschiedlichen Situationen der Familien (hinsichtlich Kosten,
Betreuungszeiten, Lage, Anbindung an Betriebe etc.).
c) Flexible Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodelle in der Privatwirtschaft und im
öffentlichen Dienst unterstützen die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsleben,
Partnerschaft und individuellen Bedürfnissen.
3. Es gibt ausreichend und gute Angebote zur Entlastung und Erholung der
Eltern.
4. Es besteht ein vielfältiges und der Familienentwicklung angepasstes
Angebot für Freizeit und Bildung.
- 15 -

5. Es bestehen ausreichend Unterstützungsangebote zur Ermöglichung
häuslicher und außerhäuslicher Pflege und Betreuung von angehörigen
Senioren und pflegebedürftigen Personen.
6. Die Stadt Dornbirn fungiert als Drehscheibe zwischen den verschiedenen
Bedürfnissen der Familien und den privaten sowie öffentlichen
Einrichtungen.
3.2.4 Familiäre Belastung – familiäres Wohlbefinden
Die verschiedenen Aspekte, für die nun Idealkriterien erarbeitet wurden, umreißen
verschiedene für das Familienleben und dessen Qualität relevante
Rahmenbedingungen. Eine andere Größe, die neben solchen objektiven Parametern
als Gradmesser für die Entfaltungs- und Entwicklungsbedingungen der Familien
herangezogen werden kann, ist das Wohlbefinden der Familien.
Das Wohlbefinden gilt als wichtige Komponente der Gesundheit. Die WHO (2000)
definiert Gesundheit als „Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und
sozialen Wohlbefindens und nicht bloß die Abwesenheit von Krankheit und
Gebrechen“. Dass sich das subjektive Wohlbefinden einer Person positiv auf die
physische Befindlichkeit auswirkt, wird durch zahlreiche empirische Befunde gestützt
(s. Perrez, 1991; Abele & Becker, 1994). Belastung und Wohlbefinden können als
Gradmesser für die Auswirkungen unterschiedlicher Lebensbedingungen angesehen
werden und werden in diesem Ansatz so konzipiert. Erfolgreiches politisches
Handeln sollte sich in der Folge auf dieser Ebene manifestieren, indem Belastungen
reduziert werden bzw. das Wohlbefinden gesteigert wird.
- 16 -

4 METHODE
4.1 Die Messinstrumente
Die in dieser Untersuchung eingesetzten Messinstrumente sollen dem Ziel dienen,
den realen Ist-Zustand der Dornbirner Familien angemessen zu erheben. Durch den
Vergleich dieses Ist-Zustandes mit ausgewählten Idealkriterien können in einem
zweiten Schritt politische Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, mit welchen
die Lebensbedingungen der Familien in Dornbirn verbessert werden sollen.
Um ein möglichst komplettes Bild der momentanen Lebenssituation der Familien zu
erhalten, wurden die Messinstrumente relativ umfangreich angelegt. Als
Datenquellen wurden mehrere Personengruppen herangezogen. Einerseits wurden
die Eltern befragt, aber auch die Sicht der Kinder war als wichtiger Bestandteil der
Familien zu berücksichtigen. Zudem rundeten Beobachterurteile das
Messinstrumentarium ab. Die Untersuchung liefert sowohl subjektive wie objektive
Daten. Schließlich variierten auch die Erhebungsmethoden. Es wurden
Telefoninterviews, Face-to-face-Interviews, schriftliche Befragungen sowie
Beobachtungen durchgeführt.
Tab.1: Erhebungsarten der verschiedenen Datenquellen
Datenquellen
Art der Erhebung
Telefonische Interview Schriftliche
Befragung
Befragung
Eltern • •
Schüler
•
Leiter/innen von
•
Kindergärten und /-
horten
Spielplätze
Strukturierte
Beobachtung
•
Diese mehrdimensionalen Messinstrumente wurden in einer ersten Fassung für eine
Erhebung der Familiensituation im Kanton Basel-Stadt (Schweiz) entwickelt und
eingesetzt (Bucher & Perrez, 2000). Für die Anwendung in Dornbirn wurden diese
überarbeitet und an die lokalen Bedingungen angepasst. So wurden Angaben zu
Ausbildung, Wohnort, Einkommen, finanzieller Unterstützung und Angebote für die
Familie auf die Dornbirner Situation zugeschnitten. Diese Anpassungen wurden in
Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe, dem Familienausschuß und dem Beirat um
Frau Dipl.Vw. Andrea Kaufmann, Familienstadträtin in Dornbirn, vorgenommen.
Im folgenden werden die einzelnen Messinstrumente vorgestellt. Dabei sollen die
vorgenommenen Anpassungen näher erläutert werden.
4.1.1 Elternbefragung
Die Befragung der Eltern betrifft den zentralen Teil der Untersuchung. Sie umfasst
Informationen zur Familiensituation, zur finanziellen Situation der Familien, zum
- 17 -

Wohnort und dessen Qualität. Weiter wurden die Vereinbarkeit von Familie und
Erwerbsleben, das Wohlbefinden sowie Angaben zu externen
Kinderbetreuungsmöglichkeiten und familienunterstützenden Angeboten erhoben.
Der Fragebogen umfasst 361 Items, durch die die Familiensituation in relevanten
Bereichen abgebildet werden kann.
4.1.2 Befragung von SchülerInnen
Da die erlebte Qualität der Wohnumgebung auch für die Kinder eine große Rolle
spielt, interessierte uns ihre Meinung. Schüler/innen der 4. Pflichtschulklasse, das
heißt etwa 10-jährige Kinder, wurden bezüglich Familiensituation, Wohlbefinden in
Schule und Wohnumgebung sowie Freizeitverhalten befragt.
Dieser Fragebogen ist so aufgebaut, dass er für Kinder einfach zu beantworten ist.
Häufig bestehen die Antwortkategorien aus fröhlichen bzw. traurigen Gesichtern, was
zu einem besseren Verständnis der möglichen Antworten führt. Der Fragebogen
wurde durch offenen Fragen abgerundet, in welchen die Kinder in ihren eigenen
Worten Vor- und Nachteile ihrer Wohnumgebung beschreiben konnten. Im
Gesamten belief sich der Fragebogen auf 40 Items.
4.1.3 Befragung von Kindergarten-/Schülertagesbetreuung und
Spielgruppenleiter/innen
Auch Vorschulkinder nutzen das Quartier regelmäßig als Spiel- und Aufenthaltsort.
Da diese aber nur schwierig verlässlich befragt werden können, wurden in der Studie
an ihrer Stelle Kindergarten- und Spielgruppenleiter/innen befragt.
Die Leiter/innen von Kinder- und Schülerbetreuungsangeboten wurden zu
demographischen Angaben und zur Kinderfreundlichkeit der Wohnumgebung der
jeweiligen Institution befragt. Es wurde auch um Vorschläge für
Verbesserungsmöglichkeiten gebeten.
Der Fragebogen bestand aus insgesamt 28 Items. Er wurde so konzipiert, dass er
von den LeiterInnen der Betreuungseinrichtungen schnell und einfach zu bearbeiten
war. Doch auch bei diesem Fragebogen wurde am Schluss die Möglichkeit geboten,
Stärken und Schwächen des Quartiers, in welchem die Institution ansäßig ist, zu
benennen.
4.1.4 Spielplatzanalysen
Spielplätze stellen wichtige Erfahrungsräume für Kinder dar. Mit der Analyse der
Dornbirner Spielplätze sollte erhoben werden, wie stark der aktuelle Zustand mit den
Anforderungen für kindgerechte Erfahrungsmöglichkeiten übereinstimmt.
Instruierte Erheberinnen beurteilten 17 Dornbirner Spielplätze anhand eines
standardisierten Fragebogens. Dieser Fragebogen erfasst mit insgesamt 22 Items
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die Infrastruktur, die Spielgeräte, deren Sicherheit und die Erreichbarkeit des
Spielplatzes. Zur Unterstützung wurde den Erheberinnen ein Manual zur Verfügung
gestellt, welches einzelne Items ausführlich erklärt.
4.2 Durchführung der Untersuchung
4.2.1 Elternbefragung
Für die Elternbefragung wurde eine repräsentative Stichprobe an Dornbirner Familien
nach Wohnbezirken, Familiengröße und Alter der Kinder ausgewählt. Diese Familien
erhielten im Namen von Frau Andrea Kaufmann, Stadträtin für Familien und Kultur,
ein Schreiben, in welchem sie über die Untersuchung, deren Ziele und Verlauf
informiert und zur Teilnahme motiviert wurden.
Die Elternbefragung erfolgte anschließend telefonisch. Mit dieser Aufgabe wurde das
FESSEL-GfK, Institut für Marktforschung in Wien, betraut. In Zusammenarbeit mit lic.
phil. Dominik Schöbi passte das FESSEL Institut den Fragebogen an die Situation
des mündlichen Telephoninterviews an.
Das Vorgehen sah so aus, dass zuerst die Familien telefonisch kontaktiert wurden,
um mit ihnen einen Termin für das Interview festzulegen. Am vereinbarten Termin
wurden die Familien wiederum vom FESSEL Institut angerufen, um das Interview
durchzuführen. Die Befragung wurde im Dezember 2001 durchgeführt.
Aus sprachlichen Gründen wurde das Bevölkerungssegment der ausländischen
Familien separat erhoben. Dazu wurden türkische (in ihrer Muttersprache) und exjugoslavische
Familien befragt. Diese Aufgabe konnte mit der Lage dieser Familien
vertrauten Mitarbeitern (Attila Dincer und Deryan Dincer-Dogan) übergeben werden,
welche die Familien aufsuchten und mit ihnen Face-to-Face Interviews durchführten.
4.2.2 Befragung der SchülerInnen
Im Vorfeld der Untersuchung wurden 15 Dornbirner Volksschulen per
Informationsschreiben kontaktiert. Darin wurde Sinn und Zweck des Projekts erklärt
und zur Mitarbeit gebeten. Anschließend nahmen die sechs instruierten
Erheberinnen mit der jeweiligen Schuldirektion Kontakt auf, um einen Termin für die
Erhebung zu bestimmen. Das Zeitintervall für die Erhebung wurde dabei auf
Dezember 2001/Januar 2002 festgelegt.
Die Erheberinnen besuchten die Schulklassen und führten die Befragung mit den
Schüler/innen während einer Schulstunde durch. Diese Methode ermöglichte es,
gleichzeitig eine ganze Schulklasse in kurzer Zeit zu befragen. Zudem war bei
Unklarheiten eine instruierte Mitarbeiterin des Projekts anwesend, welche offene
Fragen klären konnte.
4.2.3 Befragung der Kindergarten- und Spielgruppenleiter/innen
Wiederum sah das Vorgehen so aus, dass die Institutionen zwischen Dezember
2001 und Januar 2002 angeschrieben wurden. Dieses Schreiben enthielt einen
- 19 -

Begleitbrief, der die Untersuchung und dessen Ziele erläuterte, sowie den
Fragebogen selbst. Zu diesen Institutionen zählten 18 Kindergärten, 4
Ganztagseinrichtungen, 2 Schülertagesbetreuungen und 9 Kleinkindergruppen. Im
Anschluss an dieses Schreiben nahmen die instruierten Erheberinnen Kontakt mit
den jeweiligen Institutionen auf und vereinbarten einen Termin. Daraufhin fand ein
Treffen mit den Leiter/innen statt, um den Fragebogen einzuholen und offene Fragen
zu klären.
4.2.4 Spielplatzanalysen
Zur Untersuchung gehörte ebenfalls eine ausführliche Analyse von 17 öffentlichen
Spielplätzen. Dabei standen neben Instandhaltung, Sicherheit u.a. vor allem Aspekte
der zeitgemäßen Spielplatzforschung im Vordergrund.
Für die Spielplatzanalyse wurden Projektmitarbeiterinnen aus Dornbirn angeworben.
An einem Instruktionstreffen wurden diese mit dem strukturierten Fragebogen zur
Spielplatzanalyse bekanntgemacht.
Die Erhebungen fanden in den ersten zwei Novemberwochen 2001 statt. Für die
Durchführung wurden jedoch Zeitvorgaben gemacht, d.h., dass die
Bestandesaufnahmen zwischen 15 und 17 Uhr stattfinden sollten. Diese
Zeiteingrenzung wurde getroffen, weil erstens in dieser Zeitspanne die
Wahrscheinlichkeit, Kinder auf dem Spielplatz anzutreffen, größer ist, und weil es
zweitens für eine Analyse von Vorteil ist, noch genügend Tageslicht zur Verfügung zu
haben.
- 20 -

5 ERGEBNISSE
5.1 Beschreibung der Stichprobe
5.1.1 Eltern
Bei der Elternbefragung wurden insgesamt 300 Familien nach ihrer Situation befragt,
wobei 24% der Familien in Markt, 23.7% in Hatlerdorf und 18% in Rohrbach leben.
Je 11.7% der Familien sind in Haselstauden und Oberdorf und 11% in Schoren
ansässig.
Das Telefoninterview wurde mit 254 österreichischen Eltern durchgeführt. Es wurde
jeweils ein Elternteil befragt. In 27% war dies der Vater, und in 73% die Mutter. Das
Durchschnittsalter der interviewten Mütter beträgt 38 Jahre (m = 38.1; sd = 6), und
dasjenige der Väter beläuft sich auf 42 Jahre (m = 41.7; sd = 6.3).
Das Face-to-Face-Interview wurde mit 46 Familien durchgeführt, welche zu 55.4%
aus der Türkei und zu 44.6% aus den Balkanländern stammen. Die interviewte
Person war in 70.5% der Fälle der Vater, in 29.5% die Mutter. Das Durchschnittsalter
der interviewten Väter beträgt 39 Jahre (m = 38.7; sd = 8.8), während sich das der
Mütter auf 37 Jahre beläuft (m = 37.2; sd = 8.2).
Von sämtlichen Familien wurde der Familienstand erhoben. Dabei zeigte sich, dass
82% der Interviewten verheiratet, 7% geschieden, 5.3% ledig und 4.3% wieder
verheiratet ist. Je zwei Personen gaben an, vom Ehepartner getrennt zu leben oder
verwitwet zu sein.Von den ledigen Befragten gaben 25% an, keinen Partner zu
haben und 12.5% sagten aus, dass ihr Partner nicht im gleichen Haushalt lebt. Von
den geschiedenen Befragten haben rund 38% zur Zeit keinen Partner; gleichviele
haben einen Partner, der nicht im selben Haushalt wohnhaft ist und lediglich ca. 24%
gaben an, dass sie mit ihrem Partner im gleichen Haushalt leben. Alle Verheirateten
hingegen gaben an, dass sie mit ihrem Partner im selben Haushalt wohnhaft seien.
Bezüglich der Nationalität liess sich kein bedeutsamer Unterschied im Familienstand
feststellen.
Die Auswertung zur Ausbildung der Befragten ergab die in Tabelle 2 dargestellten
Resultate.
Tab.2: Ausbildung der befragten Frauen und Männer (Mehrfachnennungen möglich)
Frauen Männer
Volksschule 3.86% 1.9%
Hauptschule 6.32% 7.22%
Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) – 0.35% 0.38%
Unterstufe
Polytechnische Schule 4.21% 4.18%
Berufsschule 28.77% 44.87%
Fachschule 30.53% 10.27%
Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) – 3.86% 3.42%
Oberstufe
Kolleg, Abiturientenlehrgang 1.4% 1.9%
Berufsbildende Höhere Schule mit Matura 8.07% 9.15%
Universität, Fachhochschule, Akademie 11.93% 14.83%
Anderer Abschluss 0.7% 1.52%
- 21 -

Auf die Frage nach der gegenwärtigen Beschäftigung gaben 94.9% der Väter an,
erwerbstätig zu sein. 2% waren arbeitslos bzw. auf Stellensuche und 3.1%
pensioniert.
Von den befragten Frauen waren 60.3% außerhalb des Hauses erwerbstätig. 24.6%
gaben an, als Haus- und Familienfrau zu arbeiten. Im Mutterschutz bzw. Karenz
befanden sich 10.1% der befragten Frauen. Arbeitslos oder auf Stellensuche sind
2%, während 1% der Befragten pensioniert sind.
Zur Stellung im Beruf resultierten folgende Daten: 11.3% der Männer sind
selbständig erwerbend, 13.4% bekleiden eine leitende Position als Angestellter, und
19.6% sind angestellt bzw. vertragsbedienstet. Weiter sind unter den interviewten
Männern Facharbeiter (18.6%), Arbeiter (19.6%) und Beamte (16.5%).
Die befragten Mütter verteilen sich auf die Stellungen im Erwerbsleben
folgendermaßen: selbständig erwerbend (12.3%), leitende Angestellte (10.7%),
Angestellte od. Vertragsbedienstete (48.4%), Facharbeiterin (2.5%), Arbeiterin (23%)
und beamtet (3.3%).
Unter den befragten Familien lassen sich verschiedene Familienformen ausmachen.
So sind traditionelle Zweielternfamilien, welche aus einem verheirateten Elternpaar
mit gemeinsamen Kindern bestehen, am häufigsten vertreten (82%). Der Anteil der
Einelternfamilien („Alleinerziehende“) beträgt 8.7%, wobei alleinerziehende Väter in
der Minderheit sind. Seltener sind Konsensualpaare mit eigenen Kindern
(„Konkubinat“) und „recomposed“ Familien, die sich aus einem Paar mit mindestens
einem Kind aus einer früheren Beziehung eines Elternteils zusammensetzt
(„Patchworkfamilie“).
Alleinerz. Männer
.7%
recomposed Familien
6.0%
Konsensualpaare
3.3%
Alleinerz. Frauen
8.0%
Zweielternfamilien
82.0%
Abb.2: Verteilung der Familienformen alleinerziehende Männer, Fortsetzungsfamilien
(recomposed F.), Konsensualpaare, alleinerziehende Frauen
- 22 -

Am häufigsten finden sich 2-Kind-Familien (48%), gefolgt von Familien mit einem
Kind (31.2%). Seltener sind 3-Kind grosse Familien (15.3%) und Familien mit vier
Kindern (5%).
Durchschnittlich fällt auf jede Familie, welche in Haselstauden wohnt, je 1.74 Kinder.
In Markt beträgt die durchschnittliche Kinderanzahl 1.85, gefolgt von Oberdorf (1.91
Kinder pro Familie), Hatlerdorf (2.01 Kinder pro Familie) und Rohrbach (2.02 Kinder
pro Familie). Die höchste durchschnittliche Kinderanzahl ist in Schoren zu finden, wo
sie sich auf 2.18 beläuft.
In den erhobenen Haushalten leben im Gesamten 585 Kinder, davon sind 50.5%
Jungen und 49.5% Mädchen. Das Durchschnittsalter des ersten Kindes beträgt 11
Jahre (m = 10.76; sd = 5.6), des zweiten Kindes 9 Jahre (m = 8.85; sd = 5.3), des
dritten Kindes 8 Jahre (m = 8.29; sd = 6.4) und des vierten Kindes ebenso 8 Jahre
(m= 8; sd = 6.1).
In 14 Familien (4.7%) leben Kinder aus früheren Beziehungen im selben Haushalt
mit.
In 20.7% der befragten Familien leben weitere Personen im Haushalt. Dies sind in
den meisten Fällen andere Kinder (38 Familien), gefolgt von verwandten
Erwachsenen (33 Familien) und nicht-verwandten Erwachsenen (2 Familien). Eine
Familie gibt an, mit einer Angestellten bzw. einem Aupair im selben Haushalt zu
wohnen.
5.1.2 SchülerInnen
Die Befragung der Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler wurde in 14 Klassen
durchgeführt. Somit erreichte man im Gesamten 236 Schülerinnen und Schüler der
4. Klasse.
Diese Population verteilt sich folgendermassen auf die Quartiere: 26.7% der
SchülerInnen gehen in Hatlerdorf zur Schule, 17.8% in Oberdorf, je 16.5% in
Haselstauden und Markt, 11.4% in Schoren und 11% in Rohrbach.
Von dieser Schülerpopulation ausgehend sind 57% Jungen und 43% Mädchen. Über
90% der Schüler und Schülerinnen sind zwischen 9 und 10 Jahre alt, wobei jedoch
die Altersstreuung von 8 bis 12 Jahren reicht. Weiter wurde die Familiengrösse
erhoben. Dabei zeigte sich, dass 41% der Schüler/innen ein Geschwister haben.
31% der befragten Kinder teilen ihr Zuhause mit zwei Geschwister. Seltener sind
Kinder, welche drei Geschwister (12%), vier Geschwister (3%) und fünf oder mehr
Geschwister haben (3%). 10% der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an,
Einzelkinder zu sein.
Auf die Frage „Aus welchem Land bist du?“ antworteten 94% der Kinder mit
Österreich. Ein ähnlich hoher Prozentanteil (95%) gab an, in Österreich geboren
worden zu sein.
- 23 -

Tab.3: Nationalität der SchülerInnen
Nationalität der Land des Vaters Land der Mutter
Schüler/innen
Österreich 222 188 191
Türkei 3 18 18
Ex-Jugoslavien 7 16 16
Andere Länder 4 11 11
Missing 3
Total 236 236 236
5.1.3 Kindergarten- und Spielgruppenleiter/innen
Teil der Untersuchung war es, Kindergartenleiterinnen und –leiter sowie Leiter/innen
von Spielgruppen, Ganztageseinrichtungen und Schülerbetreuungen nach der
Situation ihrer Institution zu befragen. Dazu wurden total 32 Institutionen
angegangen, wobei drei in Haselstauden und fünf in Halterdorf zu finden sind. Weiter
sind zehn dieser Institutionen in Markt ansässig, in Oberdorf und in Schoren je vier
und in Rohrbach sechs. Durchschnittlich betreut jede Institution 44 Kinder. Dabei
schwankt die Anzahl der ihnen anvertrauten Kinder von 10 bis zu 96 Kinder.
Die Untersuchung erfasste somit in Markt indirekt total 387 Kinder. In Hatlerdorf
beläuft sich die totale Kinderanzahl der dort ansässigen Institutionen auf 260,
während sie im Rohrbach 258 beträgt. In Oberdorf wurden durch diesen Fragebogen
168 Kinder erreicht, in Haselstauden sind es 164 und in Schoren 160 Kinder. An
dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Kinder nicht zwingend im gleichen
Quartier wohnen müssen, in welchem auch ihre Spielgruppe ansässig ist. So
berichten 4 der 10 Institutionen in Markt, dass nur 0-50% ihrer Kinder im selben
Quartier wohnen. Im Rohrbach, Hatlerdorf, Schoren und Haselstauden sind dies nur
je eine Institution.
Zusätzlich wurde die Nationalität der Kinder erfragt. Über alle Institutionen hinweg
zeigt sich folgende Verteilung: 87.5% der Kinder sind österreichischer Nationalität,
7.1% stammen aus der Türkei, 3.5% aus ex-jugoslawischen Staaten und 1.9% aus
anderen Ländern.
Betrachtet man jeden Bezirk einzeln, so verteilen sich die Nationalitäten der Kinder
folgendermassen:
- 24 -

Tab.4: Nationalitäten der Kinder auf die Bezirke verteilt
Österreich.
Kinder
Türkische
Kinder
Ex-Jugosl.
Kinder
Kinder
anderer
Nationalität
Markt Oberdorf Rohrbach Halterdorf Schoren
Haselstauden
85% 86% 90% 87% 93% 87%
8% 8% 3% 8% 6% 10%
5% 6% 3% 3% 0% 3%
2% 0% 4% 2% 1% 0%
5.1.4 Vergleich Dornbirn – Basel
Eine mit der vorliegenden Untersuchung ähnliche Studie wurde in der Schweiz,
Kanton Basel-Stadt durchgeführt (Bucher & Perrez, 2000). Dazu wurden die selben
Messinstrumente verwendet, welche jedoch an schweizerische und ortsspezifische
Verhältnisse adaptiert waren. In den folgenden Kapiteln sollen auch Resultate der
vorliegenden Dornbirner-Untersuchung mit derjenigen in Basel verglichen werden.
Im Vergleich zu Dornbirn, wo alle Bezirke der Stadt in die Untersuchung einbezogen
wurden, beschränkte man sich für die Untersuchung in Basel auf drei Quartiere.
Somit gestalteten sich die Stichprobengrößen unterschiedlich. In Basel umfasste die
Stichprobe der Eltern 552 Familien (davon 45 migrierte Familien), 88 SchülerInnen
und 23 Kinderbetreuungsinstitutionen.
Der Vergleich der demografischen Daten der Familien beider Städte ergibt folgende
Ergebnisse: Die Häufigkeiten der Familienformen verteilen sich in Dornbirn sowie in
Basel ähnlich. So nehmen traditionelle Zweielternfamilien mit 75% in Basel und 82%
in Dornbirn den grössten Anteil der Familienformen an. In beiden Städten sind als
zweitgrößte Gruppe unter den Familienformen die alleinerziehenden Mütter zu
nennen.
Die durchschnittliche Kinderanzahl pro Familie ist in beiden Städten gleich hoch (1.9
Kinder pro Familie), wobei Zwei-Kind-Familien in Dornbirn sowie in Basel deutlich
überwiegen.
- 25 -

5.2 Wohnqualität der Dornbirner Familien
Wohnung und Wohnumfeld sollen nicht nur ein primäres Bedürfnis der
Menschen befriedigen, sondern sie bieten auch Räume, in denen soziale
Erfahrungen gemacht werden können. Den Wohnverhältnissen kommt somit
eine wichtige Bedeutung zu, da sie die Erlebnisqualität von Bewohnern, in
unserem Fall Familien, entscheidend beeinflussen.
Im Folgenden sollen die Wohnverhältnisse der Dornbirner Familien untersucht
werden. Dabei werden die Schwerpunkte auf die Wohnung, das Wohnumfeld
sowie auf die Kinderfreundlichkeit der Wohnverhältnisse gelegt.
Die Mehrheit der befragten Dornbirner Familien geben an, sich in ihrer
Wohnung bzw. in ihrem Haus sehr wohl zu fühlen.
Die Befragung zeigte jedoch, dass weniger als die Hälfte der Familien in einem
Wohngebäude leben, welches rollstuhl- und kinderwagengängig ist. Zusätzlich
steht nur gerade in einem Drittel der Wohngebäude, die aus mehr als zwei
Stockwerken bestehen, ein Lift zur Verfügung. Das Verhältnis zwischen Anzahl
Wohnräume und Anzahl Familienmitglieder zeigt, dass 20% der
österreichischen Familien Wohnungen oder Häuser mit weniger als einem
Raum pro Person bewohnen. Von beengenden Wohnverhältnissen sind jedoch
vor allem Familien nichtösterreichischer Nationalität betroffen. Insbesondere
alleinerziehende Eltern sind stark durch den Kostenanteil der Miete finanziell
belastet.
5.2.1 Wohngebäude und Wohnung
74.7% der befragten Dornbirner Familien geben an, sich in ihrer Wohnung bzw. in
ihrem Haus sehr wohl zu fühlen. Als eher wohl beschreiben 19.3% das Wohlbefinden
in ihrem Zuhause. Eher unwohl oder sehr unwohl sind 6% der befragten Familien. In
Abbildung 3 wird das heimische Wohlbefinden bezüglich der Familienformen
differenziert. Dabei zeigt sich, dass vor allem Zweielternfamilien und alleinerziehende
Mütter angeben, sich sehr wohl in ihrer Wohnung/in ihrem Haus zu fühlen.
Wie wohl fühlen Sie sich in Ihrem Haus/Wohnung?
sehr wohl
eher wohl
eher unwohl
sehr unwohl
Zweielternfamilien (traditionell)
Pies show percents
Alleinerziehende Frauen
Konsensualpaare
"recomposed" Familien
Alleinerziehende Männer
Abb.3: Wohlbefinden in Wohnung/Haus nach Familienformen
- 26 -

Die Zufriedenheit mit dem Zustand ihres Hauses bzw. ihrer Wohnung beschreiben
62% der Familien als sehr gross und 30.7% als eher gross. 7.3% der befragten Väter
und Mütter sind mit dem Zustand ihres Daheims eher oder sehr unzufrieden. Die
Differenzierung bezüglich der Familienform zeigt, dass bedeutsam mehr
Zweielternfamilien mit dem Zustand ihrer Wohnung bzw. ihres Hauses sehr zufrieden
sind. Jedoch gleichzeitig stammen von ihnen die einzigen Aussagen, sehr
unzufrieden mit dem Zustand des Hauses/der Wohnung zu sein.
Zufriedenheit mit dem Zustand der Wohnung/Haus
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher unzufrieden
sehr unzufrieden
Zweielternfamilien (traditionell)
Pies show percents
Alleinerziehende Frauen
Konsensualpaare
"recomposed" Familien
Alleinerziehende Männer
Abb.4: Zufriedenheit mit dem Zustand des Hauses/der Wohnung nach Familienform
Weitere Angaben zum Wohngebäude beinhalten in der vorliegenden Untersuchung
u.a. die Frage nach dem Gebäudetypus. Die Auswertung hierzu zeigte, dass 40%
der befragten Dornbirner Familien in Einfamilienhäusern wohnen, gefolgt von
Mehrfamilienhäusern (37.3%). 17% der Befragten gaben an, in
Zweifamilienhäusern/Reihenhäusern zu leben, und 5.7% wohnen in einem
Wohnhaus, in welchem auch Büros und Gewerbe untergebracht sind.
Hervorzuheben ist der Bezirk Markt mit erheblich weniger Familien, die in
Einfamilienhäusern wohnen und im Gegensatz dazu der Bezirk Schoren, in dem
mehr als die Hälfte der befragten Familien in einem Einfamilienhaus leben. Diese
Unterschiede dürften eine Auswirkung auf die Struktur und den Charakter des
Wohnumfeldes haben.
Wird der Gebäudetypus in Abhängigkeit verschiedener Variablen differenziert, so
zeigen sich deutliche Unterschiede. So sind es vor allem traditionelle
Zweielternfamilien, welche in Einfamilienhäusern leben (Abb.5). Je mehr Kinder in
einer Familie leben (ausgenommen bei fünf Kindern), desto höher ist die
Wahrscheinlichkeit, in einem Einfamilienhaus zu wohnen (Abb.6). Zusätzlich sind es
vor allem österreichische Familien, welche ein Einfamilienhaus bewohnen, während
Migrantenfamilien eher in Mehrfamilienhäusern leben (Abb.7).
- 27 -

Zweielternfamilien (traditionell)
Alleinerziehende Frauen
Konsensualpaare
"recomposed" Familien
Alleinerziehende Männer
Gebäudetypus
Einfamilienhaus
Zweifamilien/Reihenhaus
Mehrfamilienhaus
Wohnhaus mit Büro/Gewerbe
Pies show percents
Abb.5: Gebäudetypus nach Familienformen
Anzahl Kinder
1
2
3
4
Gebäudetypus
Einfamilienhaus
Zweifamilien/Reihenhaus
Mehrfamilienhaus
Wohnhaus mit Büro/Gewerbe
5
Abb.6: Gebäudetypus nach Anzahl Kinder
Nationalität Österreich
Migranten
Gebäudetypus
Einfamilienhaus
Zweifamilien/Reihenhaus
Mehrfamilienhaus
Wohnhaus mit Büro/Gewerbe
Pies show percents
Abb.7: Gebäudetypus nach Nationalität
Des weiteren wurden Erhebungen zu den Wohnverhältnissen gemacht. Hier zeigte
sich, dass 67.3% in einer Eigentumswohnung bzw. Eigentumshaus leben. 21% der
- 28 -

Interviewten gaben an, ihre Wohnung/ ihr Haus zu mieten. In gemeinnützigen
Wohnungen leben 10.7%.
26.3% der befragten Familien wohnen im Erdgeschoss. Am häufigsten sind die
Wohnungen der Familien im ersten Stock zu finden (34.6%), gefolgt vom dritten
Stock oder höher (20.3%). 18.8% der Interviewten gaben an, im zweiten Stock zu
leben.
Spezifiziert man das Stockwerk, in welchem sich die Wohnung befindet, in Bezug auf
das Alter des jüngsten Kindes in der Familie, so lässt sich erkennen, dass es mit
steigendem Alter des jüngsten Kindes einen Zuwachs von Familien gibt, welche eine
Wohnung im Erdgeschoss gefunden haben. Zusätzlich lässt sich sagen, dass jeweils
über 50% der Familien aller Altersgruppen des jüngsten Kindes ein Zuhause im
Erdgeschoss oder im ersten Stock bewohnen (Abb.8).
0-2 Jahre 3-5 Jahre 6-8 Jahre
Erdgeschoss
erster Stock
zweiter Stock
dritter Stock oder höher
9-11 Jahre 12-15 Jahre
Erdgeschoss
erster Stock
zweiter Stock
dritter Stock oder höher
10% 20% 30% 40%
Percent
10% 20% 30% 40%
Percent
Abb.8: Stockwerk der Wohnung nach Alter des jüngsten Kindes
Die Zugänglichkeit der Wohngebäude ist gerade für Familien mit Kinderwagen ein
wichtiges Kriterium. Die Analyse der Daten aus der Elternbefragung ergab, dass in
31.7% der Wohngebäude, welche höher als zwei Stockwerke sind, ein Lift eingebaut
ist. Die Frage, ob der Zugang zum Wohngebäude rollstuhl- und kinderwagengängig
ist, bejahten 41.6% der Interviewten.
Zur Wohnqualität gehört auch eine gute Infrastruktur der Wohnung selbst. So sind in
sämtlichen Wohnungen der befragten Familien Küche und Badezimmer vorhanden.
Über einen Zugang zu einer Waschmaschine und/oder –küche verfügen jedoch nur
85.9%.
81.6% der Interviewten bejahten, dass die Wohnung für ihre Familie groß genug ist.
Ein ähnlich hoher Prozentsatz ist auch mit der Größe ihrer Küche zufrieden (79.3%).
Zusätzlich zu diesen subjektiven Einschätzungen wurde ein objektiver
Messparameter berechnet. Er umfasst das Verhältnis zwischen Anzahl Räume und
Anzahl Familienmitglieder. Abbildung 9 differenziert diesen Messparameter in Bezug
auf ausländische sowie österreichische Familien.
- 29 -

60
70
50
60
40
50
40
30
30
20
20
Percent
10
0
< 1 Zimmer pro Pers.
> 1 Zimmer pro Pers.
ein Zimmer pro Pers.
Percent
10
0
< 1 Zimmer pro Pers.
> 1 Zimmer pro Pers.
ein Zimmer pro Pers.
Österreichische Familien
Ausländische Familien
Abb.9: Wohnverhältnisse von österreichischen und ausländischen Familien
Abbildung 9 verdeutlicht, dass ausländischen Familien weniger Raum pro
Familienmitglied zur Verfügung steht. So sind es rund 60%, welche weniger als ein
Zimmer pro Person haben. Bei österreichischen Familien sind es lediglich rund 20%,
die Wohnungen/Häuser mit weniger als einem Zimmer pro Person bewohnen.
Zur Qualitätssteigerung einer Wohnung wirken Faktoren wie das Vorhandensein
eines Balkons oder einer Terrasse sowie der Zugang zu einem Garten mit. 94.6%
der Familien berichten, über einen Balkon oder eine Terrasse zu verfügen. Einen
Zugang zum Garten besitzen 86.3% der Befragten.
Das Interview erlaubte den befragten Eltern anzugeben, in welchem Bereich sie am
ehesten Verbesserungen wünschen. Abbildung 10 zeigt, wieviele Eltern sich
Verbesserungen im Bereich Wohnqualität wünschen.
70
60
50
40
30
trifft überhaupt
20
nicht zu
trifft eher nicht zu
Count
10
0
Schoren
Hatlerdorf
Markt
Oberdorf
Rohrbach
Haselstauden
trifft eher zu
trifft völlig zu
Bezirk, nach AMT DORNBIRN
Abb.10: Verbesserungswünsche der Eltern im Bereich Wohnqualität, auf die Bezirke
aufgeteilt
- 30 -

Die Schüler der vierten Pflichtschulklasse wurden zu ihrer Wohnsituation befragt.
Dabei konnten sie angeben, wie wohl sie sich in ihrer Wohnung fühlen. Die
Ergebnisse hierzu finden sich in Tabelle 5. Es zeigt sich, dass sich in allen Bezirken
der grösste Anteil der SchülerInnen sehr oder eher wohl in ihrem Daheim fühlen.
Lediglich der Bezirk Markt fällt auf, wo sich rund 10% der Befragten unwohl in der
Wohnung fühlen.
Tab.5: Einschätzung der SchülerInnen in Bezug auf das Wohlbefinden in der
Wohnung
Sehr wohl Eher wohl Eher unwohl Sehr unwohl
Markt 79.5% 10.3% 5.1% 5.1%
Rohrbach 92.3% 3.8% 3.8% 0%
Hatlerdorf 88.7% 9.7% 0% 1.6%
Schoren 96.3% 0% 3.7% 0%
Haselstauden 94.9% 2.6% 2.6% 0%
Oberdorf 87.8% 12.2% 0% 0%
5.2.2 Wohnumfeld
Das Wohnumfeld definiert sich als die unmittelbar an das Wohngebäude
angrenzenden Strassen und Flächen.
Die Elternbefragung erbrachte Resultate zur Zufriedenheit mit dem
Wohnumfeld. Es wurde erhoben, wie gut den Eltern die Umgebung um ihr
Wohngebäude gefällt. Es wird ersichtlich, dass vor allem die Eltern in
Haselstauden ihr Wohnumfeld positiv bewerten (s. Abb. 11).
Die Mehrheit der befragten Eltern fühlen sich in ihrem Wohnumfeld sehr wohl
und pflegen gute Beziehungen zu den Nachbarn. Die Qualität der
nachbarlichen Beziehungen hängt stark mit dem Wohlbefinden der Familien in
ihrem Wohnumfeld zusammen.
Das Wohnumfeld bietet für mehr als 20% der Väter und Mütter nicht genügend
Orte, wo sie andere Leute treffen können. Bei den befragten Schülerinnen und
Schüler ist der Wunsch nach mehr Treffpunkten sogar bei 58% vorhanden.
Die Kinderfreundlichkeit eines Wohnumfeldes zeigt sich in verschiedenen
Punkten. So beurteilen beispielsweise die Hälfte der befragten LeiterInnen von
Kindergärten, Spielgruppen und Schülerbetreuungen das Umfeld ihrer
Institution als gefährlich für die Kinder. Die Eltern sehen als Gefahrenquelle für
ihre Kinder vor allem den Verkehr (18%).
- 31 -

Percent
Percent
Schoren Hatlerdorf Markt
75%
50%
25%
0%
Oberdorf Rohrbach Haselstauden
75%
50%
25%
0%
sehr gut
eher schlecht
eher gut sehr schlecht
sehr gut
eher schlecht
eher gut sehr schlecht
sehr gut
eher schlecht
eher gut sehr schlecht
Abb.11: Resultate der Elternbefragung zum Gefallen des Wohnumfeldes
Zusätzlich wurde das Wohlbefinden im Wohnquartier erhoben. 69.4% der Eltern
gaben dabei an, sich in ihrem Wohnumfeld sehr wohl zu fühlen. 24.8% beschrieben
ihr Wohlbefinden mit eher wohl, und 5.2% fühlen sich in ihrem Wohnumfeld eher
unwohl. Keine der befragten Eltern gaben an, sich sehr unwohl in ihrem
Wohnquartier zu fühlen.
Die nachbarlichen Beziehungen gestalten sich bei 54% der befragten Familien als
sehr gut, und bei 38.7% als eher gut. Als eher schlecht bzw. sehr schlecht bewerten
7.3% ihre Beziehungen zu den Nachbarn. Somit korreliert die Qualität der
nachbarlichen Beziehungen signifikant mit dem Wohlbefinden der Familien in ihrem
Wohnumfeld (r= .48; p< .01).
50.7% der Befragten geben an, dass in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld Mitbürger
anderer Nationen leben. Die Beziehung zu diesen gestaltet sich bei 42.9% als gut,
bei 21.1% als durchschnittlich und bei 3.4% als störend. Keine Beziehung zu den
Nachbarn anderer Nationen haben 32.7%.
78.5% der befragten Eltern gaben an, dass es in ihrem Wohnumfeld Orte gibt, wo sie
regelmäßig andere Leute treffen können. Abbildung 12 spezifiziert diese Orte.
- 32 -

Percent
Percent
Wohnanlage
anderes
Park
Kindergarten
Dorfplatz
Schule/Elternverein
privat
Eltern-Kind-Zentrum
Restaurant/Café
beim Einkaufen
Sport/Freizeitstätte
Spielplatz
relig. Treffpunkte
0
20
40
60
80
100
120
140
Abb.12: Vorhandene Treffpunkte im Wohnumfeld (Mehrfachnennungen möglich)
20.8% der interviewten Väter und Mütter wünschen sich zusätzliche Orte, wo sie
andere Leute treffen können.
Durch das Messinstrument konnte erhoben werden, wie die Eltern die
Kinderfreundlichkeit ihres Wohnumfeldes einschätzen. Ein Kriterium dabei ist, wie
weit der nächste Spielort vom Wohngebäude entfernt ist. 80.2% der Eltern
bestätigten, dass ihre Kinder direkt vor dem Haus spielen können. Bei 10.6% der
Familien befindet sich der nächste Spielort 0-5 Gehminuten, bei 6% 6-10
Gehminuten entfernt. Nur 3.2% der befragten Familien geben an, mehr als 10
Minuten gehen zu müssen, um den nächstgelegenen Spielort zu erreichen.
Die Auswahl an Spielmöglichkeiten im Wohnumfeld (z.B. Park, Spielplatz, Garten,
Vorplatz, Rasen) wird von 35.9% der Eltern als sehr groß beschrieben. Als eher
gross bzw. eher klein bezeichnen 32.4% bzw. 26.5% der Familien die Auswahl an
Spielmöglichkeiten. Bei 15 Familien (5.2%) wird diese Auswahl als sehr klein
beschrieben.
Des weiteren wurde erhoben, ob die Eltern von Zuhause aus den nächsten Spielort
ihrer Kinder beobachten können. Abbildung 13 differenziert die Ergebnisse in Bezug
auf die Wohnbezirke der Eltern.
75%
Schoren Hatlerdorf Markt
50%
25%
0%
Oberdorf Rohrbach Haselstauden
75%
50%
25%
0%
ja teilweise nein
ja teilweise nein ja teilweise nein
Abb.13: Beobachtbarkeit des nächsten Spielortes von Zuhause aus
- 33 -

Die oben aufgeführte Grafik zeigt, dass eine eher ungenügende Beobachtbarkeit des
nächsten Spielortes in den Bezirken Markt, Oberdorf, Schoren und Haselstauden
besteht.
Die Eltern von Vorschulkinder beurteilten die Gefahrenquellen beim Spielen
außerhalb des Wohngebäudes. Von 17.4% der Eltern wird der Verkehr als Gefahr für
ihre Kinder angesehen. 3.5% beurteilen Orte, welche für Kinder zum Spielen
verboten sind, als Gefahrenquelle. 2.8% sehen andere Menschen als Gefahr für ihre
Kinder an. Andere Gefahrenquellen werden von 4.5% der befragten Eltern
aufgelistet.
5.2.3 Kinder und ihr Wohnumfeld
Wohnumfeld für Vorschulkinder aus der Sicht von
KindergärtnerInnen 1
12.5% der KindergärtnerInnen schätzen die Auswahl an Spielmöglichkeiten im
Umfeld als sehr gross ein. Als eher groß beschreiben 53.1% der Befragten diese
Auswahl. 18.8% bzw. 15.6% geben an, die Auswahl an Spielmöglichkeiten seien
eher bzw. sehr klein. Die Differenzierung dieser Angaben in Bezug auf den Standort
der Institutionen findet sich in Abbildung 14.
12
10
8
6
4
sehr klein
eher klein
Count
2
0
Haselstauden
Hatlerdorf
Markt
Oberdorf
Rohrbach
Schoren
eher gross
sehr gross
Quartier
Abb.14: Auswahl der Spielmöglichkeiten in den verschiedenen Bezirken (absolute
Häufigkeiten)
Die KindergärtnerInnen beurteilten, wie geeignet einzelne Spielmöglichkeiten, welche
sich im Umfeld befinden, für die Kinder sind. Am häufigsten wurde der zur Institution
1 An der Befragung nahmen LeiterInnen von Kindergärten, Ganztageskindergärten, Spielgruppen
sowie Schülerbetreuungen statt. Der Ökonomie wegen soll diese Stichprobe im folgenden als
KindergartenleiterInnen übertitelt werden.
- 34 -

gehörende Garten als sehr oder eher geeignet eingeschätzt (81.3%). Spielplätze
erhielten von 78.6% und Freiflächen/Grünflächen/öffentliche Plätze von 67.9% diese
Bewertung. Die Wiese oder der Wald wurden von 57.7% der KindergärtnerInnen als
sehr oder eher geeignete Spielmöglichkeiten empfunden. Die Etikettierung als gar
nicht oder eher nicht geeignet erhielten die Spielmöglichkeiten „Parkplätze“ (78.5%)
und „Trottoir“ (48.1%). Als Spielmöglichkeiten nicht vorhanden wurden Spiel-
/Wohnstrasse (76.7%), Park (68%), Einkaufszentrum (63%), Schulhof/Pausenplatz
(62.5%) und Wiese/Wald (34.5%) genannt.
Weiter schätzten die KindergärtnerInnen ein, wieviele Spielorte der Kinder im Bezirk
miteinander verbunden sind, so dass sie zu Fuß gefahrlos erreicht werden können.
Die Auswertungen dazu zeigen, dass 6.3% der Befragten angaben, alle Spielorte
seien miteinander verbunden. Einige bzw. wenige Spielorte wurden von 31.3% bzw.
37.5% der KindergärtnerInnen als miteinander verbunden angesehen. Keine
Verbindungen zwischen den Spielorten der Kinder sehen 18.8% der
KindergärtnerInnen.
Die KindergärtnerInnen wurden befragt, für wie gefährlich sie das Umfeld für ihre
Kinder und Schüler insgesamt einschätzen. Die Auswertung ergab, dass je 45.2%
das Umfeld als eher bzw. eher nicht gefährlich beschreiben. Als sehr gefährlich
schätzen 6.5% und als gar nicht gefährlich bewerten 3.2% der Befragten das Umfeld.
Bei diesem Punkt ließ sich ein statistisch bedeutsamer Unterschied zwischen
Oberdorf und den anderen Bezirken feststellen. Oberdorfer KindergärtnerInnen
beschreiben das Umfeld für ihre Kinder und Schüler vermehrt als sicherer als die
KindergärtnerInnen der anderen Bezirke.
Als häufigste Gefahrenquelle wurden parkende Autos am Straßenrand (56.3%)
genannt. 50% der KindergärtnerInnen beurteilten rücksichtslose AutofahrerInnen als
Gefahr für die Kinder. Parkende Autos auf dem Trottoir sowie stark befahrene
Straßen wurden von je 37.5% als Gefahrenquelle genannt.
Die Gefährlichkeit eines Bezirkes können Straßen und Kreuzungen, welche
besonders für Kinder schwierig zu passieren sind, erhöhen. 9.7% der befragten
KindergärtnerInnen gaben an, dass es im Umfeld keine gefährlichen Straßen und
Kreuzungen gibt. Jedoch für je 45.2% sind viele bzw. einige der nahe gelegenen
Strassen und Kreuzungen für die Kinder gefährlich. Auch hier zeigt sich ein
signifikanter Unterschied zwischen den Bezirken. KindergärtnerInnen des Bezirks
Rohrbach geben öfters an, dass wenige oder keine Straßen oder Kreuzungen im
Umfeld sind, welche für ihre Kinder zur Gefahrenquelle werden könnten.
Die befragten KindergärtnerInnen wurden gebeten, gefährliche Straßsen und
Kreuzungen, welche für Kinder passierbar gemacht werden sollten, aufzuzählen.
Mehrfachnennungen erhielten dabei die Bildgasse, die Haselstauderstraße, die
Montfortstraße sowie die Mozartstraße.
Der verwendete Fragebogen erlaubte es einzuschätzen, wie groß die Vielfalt von
Erlebnissen (z.B. Natur-, kulturelle Erlebnisse) ist, welche die Kinder bei Ausflügen
im Bezirk haben. 25% der befragten KindergärtnerInnen gaben an, dass ihr Bezirk
eine sehr grosse Erlebnisvielfalt biete. Von 31.3% wurde diese Vielfalt als eher großs
bezeichnet. Als eher klein bzw. sehr klein schätzten 25% bzw. 18.8% der
KindergärtnerInnen die Erlebnisvielfalt ein. Im Vergleich zu den Befragten der
anderen Bezirken beschreiben die KindergärtnerInnen von Schoren die
Erlebnisvielfalt ihres Bezirks als signifikant grösser.
- 35 -

Wohnumfeld aus der Sicht der SchülerInnen
Für die Entwicklung der Kinder im Schulalter sind gute Bedingungen ihrer
Wohnumgebung besonders wichtig. Mit dem Fragebogen für die SchülerInnen der 4.
Pflichtschulklasse wurde u.a. versucht zu erheben, wie wohl sich die SchülerInnen in
ihrer Wohnumgebung fühlen und wie sie diese einschätzen.
Ein Punkt des Fragebogens bezog sich auf die Beurteilung der Wohnstraße. 72% der
SchülerInnen gaben an, dass ihnen ihre Wohnstraße sehr gut gefalle. Ziemlich gut
gefällt 20.3% ihre Wohnstraße. Als nicht so gut bzw. gar nicht gut beschreiben 4.7%
bzw. 3% ihr Gefallen an der Wohnstraße.
Die Auswertung zum Wohlbefinden der SchülerInnen in ihrer Wohnumgebung sowie
zum Punkt, wie gern sie in ihrer Wohnumgebung leben, ergab ähnliche Verteilungen.
Abbildung 15 zeigt die Antworten der SchülerInnen auf die Frage, wie wohl sie sich in
ihrer Wohnumgebung fühlen, und zwar in Abhängigkeit ihres Wohnortes.
70
60
50
40
30
20
sehr unwohl
eher unwohl
Count
10
0
Haselstauden
Hatlerdorf
Markt
Oberdorf
Rohrbach
Schoren
eher wohl
sehr wohl
Abb.15: Wohlfühlen der SchülerInnen in ihrer Wohnumgebung
Prozentual gesehen sind es die Schüler und Schülerinnen aus Schoren, welche am
häufigsten angeben, sich sehr wohl in ihrer Wohnumgebung zu fühlen.
Die Frage, wie spannend ihre Wohnumgebung sei, beantworteten 57.4% der
SchülerInnen mit sehr spannend. Als ziemlich spannend beurteilten 27.7% ihr
Wohnumfeld. Eher langweilig bzw. sehr langweilig wurde das Wohnumfeld von
11.1% bzw. von 3.8% der SchülerInnen bewertet.
23.2% der SchülerInnen gaben an, dass viele ihrer Kollegen/innen in ihrer Nähe
wohnen würden. Einige bzw. wenige Kollegen/innen sind für 29.6% bzw. 36.1% der
befragten SchülerInnen leicht erreichbar. Dass gar keine Kollegen und Kolleginnen in
der Nähe wohnen, wird von 11.2% der SchülerInnen bejaht.
Die Frage nach der Anzahl Treffpunkte, wo man sich mit Freunden treffen kann,
hängt erwartungsgemäß mit der Anzahl Kollegen, welche in der Nähe wohnen,
- 36 -

zusammen. D.h., dass SchülerInnen mit vielen leicht erreichbaren Kollegen eher
angeben, dass ihnen viele Treffpunkte zur Verfügung stehen (r= .49; p< .01).
Die Frage nach dem Gefallen dieser Treffpunkte wird wie folgt beantwortet: 69.7%
geben an, dass ihnen die Treffpunkte sehr gut gefallen. Von 23.5% wird diese Frage
mit „ziemlich gut“ beantwortet. Die Treffpunkte gefallen 4.3% nicht so gut und 2.6%
gar nicht gut. Bei diesem Punkt zeigt sich ein Unterschied zwischen den Bezirken.
Die SchülerInnen aus Schoren geben signifikant häufiger an, dass ihnen die
Treffpunkte sehr gut oder ziemlich gut gefallen (r= .11; p

5.3 Spielplatzanalyse
Spielplätze als wichtige Bestandteile der kindlichen Aktionsräume bieten den
Kindern Gelegenheit zum Entdecken, Interagieren und Spielen. Die
Spielplatzanalyse ergab, dass mit je einer Ausnahme alle Spielplätze als sauber
und sicher beurteilt wurden. Jedoch ergaben sich bei den Kriterien
„Abwechslungsreichtum“ und „Naturnähe“ nicht durchwegs positive
Bewertungen. So wurden von den 17 analysierten Spielplätzen lediglich 11 als
naturnah und 10 als abwechslungsreich bezeichnet. Hervorzuheben ist, dass
nur ein einziger Spielplatz einen Bau- und Kreativbereich, in denen Kinder
gestalten und bauen können, bietet.
5.3.1 Kriterien für die Beurteilung von Spiel- und Freizeitplätzen
Aktionsräume spielen für den Kinderalltag eine bedeutende Rolle. Darunter versteht
man Räume, die den Kindern Gelegenheit zum Spielen, Entdecken, Kommunizieren
und sozialen Handeln geben, was für eine günstige Entwicklung der Kinder von
grundlegender Bedeutung ist.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen jedoch, dass Aktionsräume gewisse
Qualitätskriterien erfüllen müssen. Die Qualität eines Aktionsraums wirkt sich in
hohem Maße auf den Alltag von Kindern und Familien aus. So dokumentiert Blinkert
(1993) eindrücklich, dass Kinder umso mehr Zeit draussen verbringen, desto besser
die Aktionsraumqualität ist. Auch der Medienkonsum der Kinder wird von der
Aktionsraumqualität beeinflusst. Blinkert zufolge sind zum Beispiel bei schlechter
Aktionsraumqualität die TV-Einschaltquoten bis zu sechsmal höher als bei einem
kinderfreundlichen Aktionsraum.
Blinkert formulierte vier Charakteristika, welche kinderfreundliche Aktionsräume
ausmachen:
1. Der Raum muss für Kinder zugänglich sein.
2. Der Raum muss frei von Gefahren sein.
3. Der Raum muss gestaltbar sein.
4. In diesem Raum muss die Chance bestehen, Spielkameraden
Da Spielplätze wichtige Bestandteile der Aktionsräume von Kindern sind, sollen im
Folgenden diese Charakteristiken auf Spielplätze angewendet werden.
Zugänglichkeit
Kinder erleben ihre Umwelt häufig als weit verstreute und durch große Entfernungen
voneinander getrennte und unverbundene Teilräume (Zeiher, 1983). Sie können den
nächsten Spielplatz oft nur in Begleitung Erwachsener erreichen, wodurch sich kein
spontanes und unbeaufsichtigtes Spiel entwickeln kann.
Ein wichtiges Kriterium für Spielplätze ist somit deren Erreichbarkeit. Spielplätze
sollten zentral gelegen sein, um die Zugangswege für die Kinder möglichst klein zu
halten. Der Zugang sollte ausserdem aus Sicherheitsgründen nicht unmittelbar an
- 38 -

einer stark befahrenen Strasse liegen. Ist dies nicht zu vermeiden, so sind
Sicherheitsmassnahmen bei den Eingängen angebracht.
Spielplätze sollten an gute Fuß- und Radwegnetze angebunden sein, damit Kinder
die Spielplätze gefahrlos und ohne Begleitung Erwachsener erreichen können.
Blinkert (2000) verbindet mit der Zugänglichkeit die Forderung nach einer Vernetzung
der Spielorte. Ihm zufolge sollten alle Spielorte – Wohnung, Garten, Spielplatz u.ä. –
für Kinder durch begeh- und idealerweise bespielbare Wege miteinander verbunden
sein.
Gefahrlosigkeit
Ein Grundbedürfnis von Kindern ist die Sicherheit. Daher ist bei Spielplätzen darauf
zu achten, dass mögliche Gefahrenquellen beseitigt werden. Solche können
beispielsweise schlecht instand gehaltene Spielgeräte, hohe Fallhöhen oder harte
Bodenbeläge sein.
Eine weitere große Gefahr für Kinder entsteht durch den Verkehr. Mit dem
steigenden Verkehrsaufkommen verlor die Straße ihren Treffpunkt- und
Aufenthaltscharakter und wurde gerade für Kinder zu einer gefährlichen Unfallfalle.
So ist bei Spielplätzen darauf zu achten, dass der Straßenraum bei Zugängen
gesondert gestaltet ist, um die Aufmerksamkeit der Autofahrerinnen und Autofahrer
zu wecken. Dies ist beispielsweise möglich durch Rampen, Ampeln, Beschilderung
oder Tempo-30-Zonen. Vor allem Tempo-30-Zonen haben sich als wirksames Mittel
erwiesen: „Bei Tempo 30 statt 50 in Wohngebieten nimmt die Wahrscheinlichkeit,
dass es zu einem Unfall mit schweren Verletzung kommt, um etwa 70% ab; die
Wahrscheinlichkeit tödlicher Unfälle geht sogar um rund 90% zurück“ (Blinkert,
1993).
Durch eine Beruhigung des Verkehrs in Wohngebieten und um Spielplätze erhöht
sich die Bewegungsfreiheit von Kindern, wodurch die Qualität ihrer Aktionsräume
deutlich verbessert wird. Auch Blinkert (2000) fordert eine Verkehrsberuhigung, so
dass in Wohngebieten die Aufenthaltsfunktion der Straßen gegenüber der
Verkehrsfunktion an Vorrang gewinnt.
Gestaltbarkeit
Kinder brauchen Bereiche, in denen sie ihre Kreativität entwickeln können.
Spielgeräte allein können dieses Bedürfnis nicht abdecken, da Möglichkeiten der
Veränderbarkeit nicht gegeben sind. Daraus resultiert die dritte Forderung zur
Verbesserung von Spielplätzen: deren Gestaltbarkeit.
Experten betonen heute die Vorzüge von naturnahen Spielplätzen im Vergleich zu
herkömmlichen. Naturnahe Spielplätze schaffen Gestaltungsmöglichkeiten, die es
den Kindern erlauben, die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer zu erleben und
ein Verhältnis zu Umwelt und Natur zu entwickeln. Dazu müssen jedoch vielfältige
Voraussetzungen erfüllt sein: Ein naturnahes Gelände sollte Hügel, Täler, Krater und
Nischen aufweisen. In den Vertiefungen soll sich Regenwasser sammeln und Matsch
bilden können. Denn besonders Wasser erhöht den Erlebnis- und Gestaltungswert
eines Spielplatzes erheblich, weil Wasserflächen gerne von Kindern in ihr Spiel
einbezogen werden.
Auch bei der Ausstattung sollte auf Natur gesetzt werden: Kletterbäume,
Balanciergeräte, Natursteine, Erde, Sand und Lehm prägen das Bild. Zusätzlich soll
- 39 -

portables Material wie Bretter, Äste, Stangen, Balken, Steine, Autoreifen und Seile
bereitgestellt werden, womit die Kinder ihrer Phantasie Ausdruck geben können.
Diese Idee entspricht Blinkerts (2000) Prinzip der „funktionalen Unbestimmtheit“.
Damit ist eine Spielort-Ausstattung gemeint, die nur sehr wenig auf bestimmte
Zwecke eingeschränkt ist, so dass es für die Kinder möglich und notwendig ist, etwas
zu verändern.
Von vielen Fachleuten wird die Wichtigkeit des Herstellens und Gestaltens für Kinder
betont. Kinder, die diese Möglichkeit besitzen, können Selbstbewusstsein auf die
eigenen Fähigkeiten, aber auch Einsichten in die Grenzen ihres Handelns gewinnen.
Gute Spielplätze können sowohl im Sommer wie auch im Winter benutzt werden.
Überdachungen beispielsweise ermöglichen ein witterungsunabhängiges Spielen
und damit eine bessere Ausnutzung des Spielplatzes zu allen Jahreszeiten. Zudem
sorgen Bäume für eine Beschattung von Sandkästen und Ruhebereichen. Doch der
Bepflanzung kommt nicht nur eine sonnenschützende Bedeutung zu. Sträucher und
Bäume sind auch wichtige Gestaltungselemente, die wesentlich zur Raumbildung
beitragen und von Kindern in vielfältiger Weise in das Spiel einbezogen werden
können (z.B. Klettern oder Versteckspielen).
Grundlage für Abenteuerspielplätze sind Naturhecken, wuchernde Bepflanzung und
wilde Wiesen. Jedoch ist bei der Bepflanzung auf Artenreichtum,
Widerstandsfähigkeit, Standorteigenschaften und auf Ungiftigkeit der Pflanzen zu
achten.
Um einen Spielplatz einladend zu gestalten, ist auf die Instandhaltung und Pflege
einen ebenso grossen Wert zu legen. Zum einen spielt dabei sicher die
Eigenverantwortung der Benutzer eine Rolle, zum anderen aber sollte die Gemeinde
entsprechende Maßnahmen treffen.
Interaktionschancen
Spielplätze sollen Begegnungsstätten für Kinder sein. Dort können sie Umgang in
sozialen Kontakten üben und an der Herstellung von Regeln und Beziehungen
mitwirken.
Um Interaktionen zwischen den Kindern zu fördern, sind die Bedürfnisse der
unterschiedlichen Altersgruppen sowie von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen.
Damit jüngere Kinder nicht von älteren verdrängt werden, sollten die einzelnen
Altersstufen bei der Ausweisung von Grünflächen beachtet werden. Die Bedürfnisse
der Mädchen und Jungen spiegeln sich idealerweise in der Spielplatzgestaltung
wider, indem eine grössere Anzahl von Spielgeräten und unterschiedlichen
multifunktionalen Ballspielfeldern angeboten werden. Auch können Interaktionen
zwischen Eltern begünstigt werden, indem der Spielplatz mittels Bänke oder Tische
zum Verweilen einlädt.
Eine Studie, welche sich Interaktionen von Kindern auf Spielplätzen zum Thema
macht, wurde von Barbour (1999) durchgeführt. Sie verglich die Interaktionen von
unterschiedlich physisch aktiven Kindern auf einem herkömmlichen Spielplatz mit
den Interaktionen auf einem naturnahen Abenteuerspielplatz. Dabei stellte sie fest,
dass Kinder auf dem traditionellen Spielplatz eher mit Kindern spielten, welche
dasselbe physische Aktivitätsniveau aufwiesen wie sie selbst. Das heisst, dass sich
häufig dieselben Kinder beispielsweise zum Fussballspielen zusammentaten, welche
- 40 -

alle bewegungsfreudig waren. Auf dem Abenteuerspielplatz hingegen verliefen die
Interaktionen heterogener, was bedeutet, dass auch physisch kompetente mit
physisch weniger kompetenten Kindern spielten. Der Grund dafür liegt in der
grösseren Vielfalt von Spielmöglichkeiten. Daraus schließt Barbour, dass das
Spielplatz-Design die Interaktionsmöglichkeiten beeinflusst, wobei je nach Design die
Voraussetzungen hierfür unterschiedlich sind. Naturnahe Abenteuerspielplätze
wären demnach herkömmlichen Spielplatzmodellen vorzuziehen (s. auch Thalmann,
2000; Wenk, 2000).
5.3.2 Dornbirner Spielplätze im Überblick
Spielplätze bieten Kindern Orte, wo sie sich mit Freunden treffen können und einen
Teil ihrer Freizeit verbringen. Erfüllen jedoch diese Spielplätze die Anforderungen für
kindgerechtes, förderndes Spielen, indem sie den oben beschriebenen Kriterien
gerecht werden?
Im folgenden sollen die Dornbirner Spielplätze mit den Aktionsraumkriterien
verglichen werden.
Allgemeine Angaben
In die Untersuchung wurden 17 öffentliche Spielplätze von Dornbirn und Umgebung
einbezogen. Es waren dies Stadtbücherei, Sandgasse, Edlach, Rathauspark, Sala,
Vordere Achmühle, Achauen, Kehlegg, Schrebergärten In Fängen, Gaskessel-
Kunsteisenbahn, Hatlerstrasse, Staufenblick, Verrückte Welt, Mitteldorfgasse,
Weißachergasse, Watzenegg und Am Wall.
Die durchschnittliche Grösse der Spielplätze beträgt 1392.6 qm. Dabei nehmen
Wiesen mit 84.6% den grössten Anteil an der Gesamtfläche ein, gefolgt von Mergel
mit 11.2% und Hartplatz mit 4.2%.
Verschiedene Umweltfaktoren können die Frequentierung eines Spielplatzes
beeinflussen. So zum Beispiel der Lärm von außen. In Dornbirn werden 88% der
Spielpätze als eher ruhig bis sehr ruhig beschrieben. Nur gerade die Spielplätze im
Rathauspark und „Verrückte Welt“ sind eher lärmig.
Die Luftqualität ist zum grössten Teil unauffällig. Eine auffällig gute Luftqualität wird
den Spielplätzen Achauen, Staufenblick und Mitteldorfgasse bescheinigt.
Spielplätze unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Verteilung der Sonnen- und
Schattenbereiche. In Dornbirn weisen 53% der Spielplätze mehr Sonnen- als
Schattenbereich auf, und 12% mehr Schatten- als Sonnenbereiche.
Der Windschutz wird auf fast der Hälfte aller Spielplätze als eher schlecht beurteilt.
18% der Spielplätze erhalten eine Windschutzbeurteilung von eher bis sehr gut, und
auf 35% wird er als nicht beurteilbar erlebt.
Zugänglichkeit
Eine grundlegende Voraussetzung für einen attraktiven Aktionsraum ist dessen
Zugänglichkeit. Das bedeutet, dass die Kinder den Spielplatz gefahrlos und ohne
Begleitung erreichen können. Somit können Aktivitäten auf dem Spielplatz ohne
größeren Aufwand ins Alltagsleben integriert und Spielplätze Teil des Aktionsraums
werden.
- 41 -

Gefahrlosigkeit
Ein weiteres Kriterium für die Beurteilung eines Spielplatzes ist dessen Sicherheit.
Dabei ist die Gefahrlosigkeit der Spielgeräte von Bedeutung, vor allem aber auch die
Sicherheit der Kinder im Verkehr um den Spielplatz.
Auf den Dornbirner Spielplätzen wurden die Sicherheitsvorkehrungen bei den
Eingängen zu den Spielplätzen erhoben. Dabei zeigt sich, dass auf 70% der
Spielplätze bei keinem Eingang Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Nur die
Spielplätze „Stadtbücherei“, „Verrückte Welt“ und „Am Wall“ weisen bei allen
Eingängen Sicherheitsvorkehrungen wie zum Beispiel Drehkreuze oder versetzte
Schranken auf.
Spielplatzeingänge, die an eine Verkehrsstrasse grenzen, können eine
Gefahrenquelle für Kinder darstellen. Deshalb ist es wichtig, dass bei Eingängen
gesonderte Überquerungsmöglichkeiten der Verkehrsstrassen bestehen. Damit wird
die Aufmerksamkeit der Autofahrer geweckt und den Kindern gewährt man ein
sicheres Erreichen und Verlassen des Spielplatzes. Die Spielplatzanalyse in Dornbirn
ergab jedoch, dass bei über 50% der Spielplätze keine Überquerungsmöglichkeiten
der Verkehrsstraßen vorhanden sind.
Positiv zu bewerten ist jedoch, dass nur von zwei Spielplätzen (Vordere Achmühle
und Verrückte Welt) berrichtet wird, dass sie an mindestens einer
Hauptverkehrsstraße liegen. Neun Spielplätze grenzen an eine verkehrsberuhigte
Straße oder an einen Weg für FußgängerInnen.
Auf fast 50% der Spielplätze werden Sicherheitsvorkehrungen der Spielgeräte
hervorgehoben. Darunter sind zum Beispiel Naturböden, kleine Fallhöhen, Geländer,
Mulch und Gummiplatten zu nennen.
Gestaltbarkeit
Gestaltbare Spielgelände bieten den Kindern die Möglichkeit, ihrer Kreativität und
Phantasie Ausdruck zu geben. Dabei spielen Topografie, Infrastruktur, Spielbereiche
und –geräte eine Rolle.
Für jeden Spielplatz wurden die topografischen Elemente ausgezählt. Beispiele für
topografische Elemente sind Hang, Hügel, Höhle, Mulde/Grube, Rasentreppe
(Sitzgelegenheit) und Stein-/Holztreppe. Dabei ergab sich, dass der Spielplatz
„Verrückte Welt“ weitaus am meisten topografische Elemente aufweist, gefolgt von
den Plätzen „Vordere Achmühle“ und „Achauen“. Diese drei Spielplätze erscheinen in
Bezug auf die Topografie am attraktivsten.
Für jeden Spielplatz wurde auch eine generelle Einschätzung der Topografie
abgegeben. Dabei wurden vier Spielplätze als sehr abwechslungsreich eingeschätzt
(24%). Dies sind „Sandgasse“, „Edlach“, „Vordere Achmühle“ und „Verrückte Welt“.
Als überhaupt nicht abwechslungsreich wurden 41% der Spielplätze angesehen.
Bis auf einen Spielplatz (Schrebergärten in Fängen) verfügen alle über Bänke, wobei
in 11% der Spielplätze die Bänke Mängel aufweisen. Auf 53% der Spielplätze sind
Tische zu finden, jedoch nur ein Spielplatz bietet den Besuchern eine Feuerstelle.
Sanitäre Einrichtungen gibt es nur auf zwei Spielplätzen. Es sind dies
„Schrebergärten in Fängen“ und „Verrückte Welt“. Von 35% der Spielplätze aus sind
- 42 -

Telefonzellen in kurzer Distanz zu erreichen, wobei jedoch in einem Fall eine
gefährliche Straße überquert werden muss.
Ein Spielplatz besteht aus verschiedenen funktionalen Bereichen. Funktionale
Bereiche können Bereiche für freies Bewegen, Sandbereiche, Wasserbereiche,
Kreativbereiche, Ruhebereiche usw. sein. Je mehr Bereiche ein Spielplatz zur
Verfügung stellt, desto abwechslungsreicher kann das Spiel werden. Abbildung 47
zeigt die Anzahl der funktionalen Bereiche pro Spielplatz.
8
Value funktionale Bereiche total
6
4
2
0
Am Wall
Watzenegg
Weissachergasse
Mitteldorfgasse
Verrückte Welt
Staufenblick
Hatlerstrasse
Gaskessel-Kunsteisba
Schrebergärten In Fä
Kehlegg
Achauen
Vordere Achmühle
Sala
Rathauspark
Edlach
Sandgasse
Stadtbücherei
Abb.15a: Funktionale Bereiche pro Spielplatz
(funktionale Bereiche können Bereiche für freies Bewegen, Sandbereiche,
Wasserbereiche, Kreativbereiche, Ruhebereiche usw. sein)
Die größte Abwechslung in Bezug auf funktionale Bereiche gewährleistet der
Spielplatz „Verrückte Welt“, gefolgt von dem Spielplatz an der Sandgasse. Keine
funktionalen Bereiche wurden auf den Spielplätzen „Schrebergärten In Fängen“ und
„Weißachergasse“ gezählt.
Am meisten vertreten unter den funktionalen Bereichen sind Bereiche für freies
Bewegen, welche auf 77% der Dornbirner Spielplätze zu finden sind. Fast ebenso
häufig sind Sandbereiche auf den Spielplätzen anzutreffen. Ruhe- und
Rückzugsbereiche stehen den Kindern auf 35% der Spielplätze zur Verfügung,
Wasser-/Matschbereiche/Brunnen nur mehr auf 24% und Platz für Sport nach
Regeln auf 18%. Einen Bau- und Kreativbereich bietet lediglich der Spielplatz
„Verrückte Welt“. Dieser Tatbestand bezeichnet ein Defizit, da Kreativbereiche in der
einschlägigen Literatur als sehr wichtige Bestandteile von Spielplätzen dargestellt
werden. Hier würden sich Interventionsmöglichkeiten bieten.
Auch die Anzahl der Spielgeräte variiert sehr stark zwischen den Spielplätzen.
- 43 -

16
14
12
10
Value Spielgeräte
8
6
4
2
0
Abb.15b: Anzahl Spielgeräte pro Spielplatz
Am Wall
Watzenegg
Weissachergasse
Mitteldorfgasse
Verrückte Welt
Staufenblick
Hatlerstrasse
Gaskessel-Kunsteisba
Schrebergärten In Fä
Kehlegg
Achauen
Vordere Achmühle
Sala
Rathauspark
Edlach
Sandgasse
Stadtbücherei
Der Spielplatz „Verrückte Welt“ weist die größte Anzahl an Spielgeräten auf.
Ebenfalls variationsreich sind die Spielplätze „Staufenblick“ und „Vordere Achmühle“.
Auf über 94% der Spielplätze in Dornbirn sind Kletter-/Balanciergeräte und
Schaukeln zu finden. Ebenfalls sehr häufig sind Wackeltiere (82%) und nicht in
Hänge integrierte Rutschbahnen (76%). Wippen und Baumhütten befinden sich auf
41% der Spielplätze. Jedoch nur 18% bieten Kriechgeräte, in Hänge integrierte
Rutschbahnen und Sportgeräte.
Die Bepflanzung ist ein wichtiger Bestandteil des Spielplatzes. Bäume und Büsche
dienen als Sonnenschutz, aber können von den Kindern auch in ihr Spiel
miteinbezogen werden.
55% der untersuchten Spielplätze in Dornbirn weisen einen prozentualen Anteil der
Bepflanzung an der Gesamtfläche von 10-20% auf. Auf 25% der Spielplätze sind
Bepflanzungen zu finden, die gemessen an der Gesamtfläche einen Anteil von
weniger als 10% haben. Seltener sind Spielplätze, welche einen prozentualen Anteil
der Bepflanzung von 20-40% erreichen (7%) oder auf welchen Bäume und Büsche
die Gesamtfläche über 40% decken (13%).
Interaktionsschancen
Über dieses Kriterium ist es aufgrund der Anlage des Messinstrumentes schwer, eine
gültige Aussage zu machen.
Gesamteindruck
Abschließend wurde von allen Spielplätzen der Gesamteindruck befragt. Dabei
bezog man sich auf die Kategorien Sauberkeit, Sicherheit, Abwechslungsreichtum
und Naturnähe. Tabelle 14 zeigt einen Überblick über die Einschätzungen der
Spielplätze.
- 44 -

Tab.15: Generelle Einschätzungen der Spielplätze
Stadtbücherei
Sandgasse
Edlach
Rathauspark
Sauberkeit Sicherheit Abwechslungs- Naturnähe
reichtum
− −
− −
Sala
− − − −
Vordere Achmühle
Achauen
Kehlegg
Schrebergärten
Fängen
Gaskessel-
Kunsteisbahn
Hatlerstraße
Staufenblick
Verrückte Welt
Mitteldorfgasse
Weißachergasse
Watzenegg
Am Wall
In
− −
−
− −
−
− −
Legende: sehr gepflegt/sehr sicher/sehr abwechslungsreich/sehr naturnah
−
− −
eher gepflegt/eher sicher/eher abwechslungsreich/eher naturnah
eher nicht gepflegt/eher gefährlich/eher nicht abwechslungsreich/eher nicht
naturnah
überhaupt nicht gepflegt/sehr gefährlich/überhaupt nicht
abwechslungsreich/überhaupt nicht naturnah
Die Tabelle zeigt, dass kein Spielplatz auf allen Kategorien schlecht beurteilt wird.
Somit haben alle Plätze in mehr oder weniger starkem Ausmaß gewisse Pluspunkte.
Hervorzuheben ist die „Verrückte Welt“. Sowohl in den Kriterien Sauberkeit,
Sicherheit, Abwechslungsreichtum wie auch im Charakteristikum Naturnähe erhielt
dieser Spielplatz die höchste Bewertung. Gute Benotungen erhalten zudem
„Sandgasse“ und „Vordere Achmühle“.
Am negativsten bewertet wurde der Spielplatz „Sala“, welcher in drei Kategorien im
Minusbereich beurteilt wurde. Negative Bewertungen erhielten zudem die Spielplätze
bei der Stadtbücherei, auf dem Rathauspark, bei den Schrebergärten In Fängen, an
der Weißachergasse und Am Wall.
- 45 -

5.3.3 Nähere Betrachtung zweier Spielplätze
Im folgenden sollen zwei Spielplätze näher vorgestellt werden. Dabei wurden
Spielplätze ausgewählt, die sich aufgrund unserer Erhebung als sehr gegensätzlich
herausgestellt haben.
Spielplatz „Verrückte Welt“
Die „Verrückte Welt“ ist ein im Stadtzentrum an der Marktstraße liegender Spielplatz.
Seine Größe beläuft sich auf zirka 2 100 qm, wobei sich die Gesamtfläche in Wiese
und Mergel aufteilt.
Sicherheitsbedürfnisse werden auf dem Spielplatz „Verrückte Welt“ berücksichtigt.
So sind auf allen Seiten des Spielplatzes Abgrenzungen vorhanden. Rund um den
Spielplatz herum befinden sich bepflanzte Mauern, Zäune oder Hecken. Dadurch
wird ein vom Verkehr ungestörtes Spielen ermöglicht. Zudem bestehen bei allen
Eingängen Sicherheitsvorkehrungen. Da jedoch die „Verrückte Welt“ an einer
Hauptverkehrsstrasse mit Schwerverkehr liegt, scheinen diese
Sicherheitsvorkehrungen nötig und auch angebracht. Die Nähe zur
Hauptverkehrsstraße verursacht zudem einen höheren Lärmpegel als auf anderen
Spielplätzen. Die Lärmquelle gänzlich zu unterbinden, ist in diesem Fall unmöglich,
doch kann das Lärmempfinden durch natürliche Abschrankungen (Hecken, Büsche
usw.), wie sie bereits bei der „Verrückten Welt“ zu finden sind, gesenkt werden.
Die Topografie des Spielgeländes wird als sehr abwechslungsreich beschrieben.
Folgende Elemente bereichern die Vielseitigkeit von „Verrückte Welt“: Hang, Hügel,
Höhle, Rasen- und Holztreppe. Doch nicht nur die Topografie, sondern auch die
umfangreiche Infrastruktur lädt den Besucher zum Verweilen ein. Mehrere Bänke,
Tische und andere Sitzgelegenheiten (Steine, Treppen usw.) stehen den Kindern
und ihren Eltern zur Verfügung. Zudem sind in unmittelbarer Nähe Toiletten und eine
Telefonzelle zu finden, wobei jedoch die Telefonzelle nur über eine vierspurige
Verkehrsstraße zu erreichen ist.
Abb.15c: „Verrückte Welt“ als abwechslungsreicher Spielplatz
- 46 -

Spielbereiche und –geräte sind dort vielzählig und abwechslungsreich. So sind auf
diesem Spielplatz Bereiche für freies Bewegen, Platz für Sport nach Regeln,
Sandbereiche, Wasserbereiche, Bau- und Kreativbereiche sowie Ruhebereiche zu
finden. Kaum ein anderer Dornbirner Spielplatz erreicht diese Vielseitigkeit. Zudem
ist nennenswert, dass die „Verrückte Welt“ als einziger Spielplatz einen Bau- und
Kreativbereich anbietet. Für Kinder ist das kreative Gestalten und Herstellen eine
lustvolle Tätigkeit, welche einer günstigen Entwicklung der Kinder zugute kommt.
Deshalb ist der Spielplatz „Verrückte Welt“ speziell für seinen Bau- und
Kreativbereich hervorzuheben.
Auch die Art und die Anzahl der Spielgeräte versprechen ein interessantes Spiel.
Beim Spielplatz „Verrückte Welt“ sind Schaukeln, Kletter- und Kriechgeräte zu finden,
aber auch eine Rutschbahn, ein Tischtennistisch, ein Basketballkorb sowie eine
Baumhütte ergänzen die Spielmöglichkeiten. Im Vergleich zu den anderen
Spielplätzen werden hier sehr viele unterschiedliche Spielgeräte angeboten, was
wiederum als Vorteil dieses Spielplatzes zu werten ist.
Bei der Bewertung des Gesamteindrucks erhielt der Spielplatz „Verrückte Welt“ in
allen Kategorien die Bestnote. Er wurde als sehr gepflegt, sehr sicher, sehr
abwechslungsreich und sehr naturnah eingestuft.
Spielplatz „Sala“
Der Spielplatz Sala umfasst eine geschätzte Fläche von 700 qm, wobei der größte
Teil aus Wiese besteht. Er befindet sich in relativer Nähe zum Stadtzentrum.
Spielende Kinder auf dem Spielplatz Sala sind nur teilweise durch Abgrenzungen
gegen außen geschützt. Zudem sind bei keinem Eingang Sicherheitsvorkehrungen
wie Drehkreuze oder versetzte Schranken angebracht. Wie sehr dadurch die Kinder
gefährdet werden, ist nicht genau zu bestimmen, da der Spielplatz an einer
Quartierstraße bzw. an einer Tempo-30-Zone liegt. Trotzdem bergen auch weniger
schnell fahrende Autos Gefahren für Kinder in sich. Zudem kommt es vor, dass
Kinder, welche ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Spiel widmen, die Grenzen des
Spielplatzes nicht erkennen und das Spiel auf die Straße verlagern.
Der Spielplatz Sala bietet keine topografischen Elemente wie Hang, Hügel oder
Höhle. Er scheint nur aus einer Ebene zu bestehen, auf welcher einige Spielgeräte
zu finden sind. Dadurch erscheint der Spielplatz als eher langweilig, was sich auch in
der generellen Einschätzung der Topografie des Spielgeländes wiederfindet: Der
Sala-Spielplatz wurde als überhaupt nicht abwechslungsreich eingeschätzt.
Auch die Infrastruktur bietet nicht die gleichen Annehmlichkeiten wie andere
Spielplätze. Auf dem Spielplatz Sala stehen den Besuchern nur Bänke zur
Verfügung. Ergänzt könnte die Infrastruktur dieses Spielplatzes mit Tischen,
Feuerstellen, anderen Sitzgelegenheiten usw. werden.
Verschiedene Spielbereiche sind auf dem Spielplatz Sala vorhanden. Es sind dies
Bereiche für freies Bewegen und zum Skateboarden/Rollerbladen sowie Sand- und
Wasserbereiche. Im Vergleich zu den anderen Spielplätzen befindet sich der Sala-
Spielplatz somit im Mittelfeld. Positiv zu bewerten ist der Wasserbereich, welcher es
den Kindern ermöglicht, mit dem Element Wasser in Berührung zu kommen und
Wasser bzw. Matsch in ihr Spiel zu integrieren.
- 47 -

Abb.15d: Der Spielplatz Sala bietet nicht dieselbe Abwechslung wie „Verrückte Welt“
Auf dem Spielplatz Sala wurden nur zwei Spielgeräte gezählt. Es stehen den Kindern
ein Klettergerät und eine Rutschbahn zur Verfügung. Damit bietet der Spielplatz Sala
im Vergleich zu den anderen Spielplätzen in Dornbirn die geringste Abwechslung an.
Bei der Einschätzung des Gesamteindruckes schnitt der Spielplatz Sala am
schlechtesten ab. Er erschien als eher nicht gepflegt. Des weiteren wurde das
Spielareal als eher sicher, als eher nicht naturnah und als überhaupt nicht
abwechslungsreich eingestuft. Eine Verbesserung dieser Bewertung könnte
wahrscheinlich erreicht werden, indem den Kindern auf dem Spielplatz Sala mehr
und interessantere Spielmöglichkeiten geboten würden.
- 48 -

5.4 Ökonomische Situation der Familien in Dornbirn
Die Angaben über die Einkommens- und Ausgabensituation der Familien
wurden per Telefoninterview, bzw. für MigrantInnen per Face-to-Face Interview
erhoben. Dabei wurde sowohl das persönliche Einkommen wie auch das
Einkommen des Partners erfragt (Fragenstruktur siehe unten).
274 Personen waren bereit, Angaben über ihr Nettoeinkommen zu machen. 243
Personen machten auch Angaben über das Einkommen des Partners, wobei zu
berücksichtigen ist, dass hier die Alleinstehenden ins Gewicht fielen, die keine
Angabe machen konnten.
Rund drei von vier Familien berichten, dass sie mit ihrer finanziellen Situation
zufrieden sind. Dennoch ist der hohe Anteil von 25% unzufriedener Familien zu
berücksichtigen.
Beschränkungen, die die Familien durch finanzielle Gründe erfahren, bilden
sich durch die Angaben über den Verzicht im Alltag ab. Hier müssen die
Familien vor allem auf Ausgaben für die Eltern, auf Sparen/Rücklagen und im
Bereich Urlaub Verzicht üben. Am stärksten sind alleinerziehende Mütter von
diesen Beschränkungen betroffen. Hier liegen die Prozentwerte ca. 20% höher.
Die eingeschränkten finanziellen Rahmenbedingungen zeichnen sich auch bei
der Betrachtung des Anteils der monatlichen Fixkosten am Gesamtbudget ab.
Auch hier haben alleinerziehende Mütter die ungünstigsten Bedingungen.
5.4.1 Einkommen
Das monatliche Einkommen wurde mittels folgender Kategorien erfragt:
• unter € 36,-- (500 ATS)
• € 360,-- bis € 720,-- (ATS 5.000 bis 10.000)
• € 720,-- bis € 1.090,-- (ATS 10.000 bis 15.000)
• € 1.090,-- bis € 1.450,-- (ATS 15.000 bis 20.000)
• € 1.450,-- bis € 2.180,-- (ATS 20.000 bis 30.000)
• € 2.180,-- bis € 2.900,-- (ATS 30.000 bis 40.000)
• € 2.900,-- bis € 3.630,-- (ATS 40.000 bis 50.000)
• über € 3.630,-- (ATS 50.000)
• kein persönliches Einkommen
Mit 43.2% verdient der grösste Teil der Männer zwischen € 1.450,-- bis € 2.180,--.
Weitere 28% verdienen zwischen € 1.090,-- bis € 1.450,--. 5.5% verdienen über
€ 2.900,-- während 10.6% unter € 1.090,-- verdienen.
28.8% der Frauen verfügen über ein Einkommen, das zwischen € 360,-- bis € 720,--
liegt. 28.2% verdienen mehr als € 720,--, 18.6% weniger als € 360,-- und 26.5%
verfügen über kein persönliches Einkommen. Aufgrund der höheren Quote am
Teilzeiterwerb weisen die Angaben der Frauen erheblich grössere Streuung auf als
die Männer.
Das durchschnittliche Einkommen der Familien (Gesamtlohn beider Partner) beläuft
sich auf rund € 2.100,--. Der gesamte Betrag, der den Familien pro Monat zur
- 49 -

Arbeiter(in)
sonstiges
selbständig
Beamtet
Verfügung steht, d.h. inklusive der finanziellen Unterstützungsleistungen, die den
Familien monatlich zugesprochen sind, beläuft sich durchschnittlich auf rund €
2.430,--.
Die Einkommen sind stark abhängig von Ausbildung, beruflicher Position und
Erwerbspensum. Hier lassen sich (anhand von Medianvergleichen; dabei werden die
Werte verglichen, die die Stichprobe in 2 gleich grosse Gruppen teilt) verschiedene
Beobachtungen machen:
• Bei der Ausbildung der Männer lassen sich zwei Gruppen unterscheiden:
Männer mit Volksschul-, Hauptschul-, AHS-Unterstufenabschluss oder einem
abgeschlossenen polytechnischen Lehrgang liegen im Einkommensbereich
€ 1.090,-- bis € 1.450,--; Männer mit höherer Ausbildung im Bereich € 1.450,--
bis € 1.810,--.
• Bei den Frauen scheint das Einkommen hingegen wenig mit dem
Ausbildungsstand zusammen zu hängen. Dies ist zum grossen Teil auch der
Fall, wenn nur Gruppen mit Teilzeitbeschäftigung berücksichtigt werden.
• Mit Blick auf die berufliche Stellung lassen sich bei den Männern wiederum
zwei Gruppen unterscheiden: Männer, die angegeben haben, Facharbeiter
oder Arbeiter zu sein, liegen im Einkommensbereich €1.090,-- bis € 1.450,--,
während Männer mit anderer beruflicher Stellung im Einkommensbereich
€ 1.450,-- bis € 1.810,-- liegen.
• Wiederum zeichnet sich bei den Frauen ein anderes Bild ab: Hier sind neben
(Fach-) Arbeiterinnen auch selbständige und angestellte/vertragsbedienstete
Frauen in einer tieferen Einkommenskategorie anzusiedeln (€ 360,-- bis
€ 720,--) Auch diese Unterschiede bleiben bei separater Betrachtung einzelner
Gruppen mit Teilzeitbeschäftigung erhalten.
• Die Einkommen der Männer unterscheiden sich insgesamt nicht statistisch
bedeutsam von denen der Frauen, sofern das Ausmass der Erwerbstätigkeit
kontrolliert wird.
Durchschnittliches Einkommen/h Familie
200.00
]
]
150.00
]
]
]
]
]
100.00
50.00
Facharbeiter(in)
leitende(r) Angestellte(r)
angestellt/vertragsbedienstet i.ö.D.
Berufliche Stellung Hauptverdiener
Abb.16: Durchschnittliches Einkommen pro Stunde (geschätzt) der Familien gemäß
der beruflichen Stellung des Hauptverdieners.
- 50 -

Arbeiter und Facharbeiter verdienen pro Stunde statistisch bedeutsam weniger als
Angestellte/Vertragsbedienstete i.ö.D. (p< .05) und als Beamten und leitende
Angestellte (p< .01).
5.4.2 Einkommenssituation in verschiedenen Gruppen
In Bezug auf das Einkommen, das den Familien monatlich zur Verfügung steht,
macht es Sinn, verschiedene Typen von Familien im Vergleich zu betrachten.
Zunächst sollen verschiedene Familienformen, (traditionelle Zweielternfamilien,
alleinerziehende Frauen, Konsensualpaare, „recomposed“ d.h. Familien, die sich aus
Teilen früherer Familien zusammensetzen, und alleinerziehende Männer)
unterschieden werden.
Wie die folgende graphische Darstellung zeigt, liegen bei diesem Vergleich
insbesonders die alleinerziehenden Frauen statistisch bedeutsam tiefer als die
anderen Familienformen (p< .01).
Die verschiedenen anderen Typen unterscheiden sich bezüglich des Einkommens
hingegen nicht. Hierbei gilt es zu beachten, dass für die Gruppe der ausreichend ist.
Die lediglich zwei Fälle männlicher Alleinerziehenden sind schwierig zu beurteilen.
Deren Einkommen unterschiedet sich nicht statistisch bedeutsam vom Einkommen
der Zweielternfamilien (was bei einer Stichprobe von n=2 nur bei extremen
Abweichungen möglich ist), und beziehen keine Unterstützungsleistungen.
60000
50000
40000
MIttelwert +- 1 SD
30000
20000
10000
0
N =
223 223 21 21 9 9 15 15 2
2
Gesamteinkommen
Eink' + U'stützung
Konsensualpaare
Alleinerz' Frauen
Zweielternfamilien
"recomposed" Familie
Alleinerz' Männer
Familientyp
Abb.17: Verteilung der Einkommen nach Familienformen (das Kästchen markiert den
Mittelwert; der Balken markiert die Standardabweichung)
- 51 -

Eine weitere Vergleichsmöglichkeit ist die Unterscheidung zwischen Österreichischen
Staatsbürgern und Migranten. Hier zeigt sich kein bedeutsamer Unterschied.
Allerdings zeigt sich bei den Migranten ein weit größerer Streubereich.
38000
36000
34000
Mittleres Einkommen +- 2 Sd
32000
30000
28000
26000
24000
N =
237
237 33
33
Gesamteinkommen
Familie
Gesamteinkommen
inkl. U'stützung
Österreicher
Migranten
Nationalität: Österreicher vs. Migranten
Abb.18: Verteilung der Einkommen nach Nationalität (das Kästchen markiert den
Mittelwert; der Balken markiert die Standardabweichung)
Dieser größere Streubereich mag auf die größere Anzahl Doppelverdiener bei
Migranten zurückzuführen sein. Ein Vergleich zwischen den Einzeleinkommen der
Männer und Frauen zeigt, dass Migranten ein tendenziell tieferes Einkommen haben
(jedoch statistisch nicht bedeutsam). Zudem zeigt sich eine vergleichsweise große
Streuung für die Migrantinnen.
5.5
5.0
4.5
4.0
m Kategorie Einkommen
3.5
3.0
2.5
2.0
N =
211
211 21
21
Einkommen Männer
Einkommen Frauen
ÖsterreicherInnen
Migranten
Nationalität: ÖsterreicherInnen vs. Migranten
Abb.19: Verteilung der Einzeleinkommen nach Nationalität und Einkommensgruppen
(s.S. 30), (das Kästchen markiert den Mittelwert; der Balken markiert die
Standardabweichung
- 52 -

Eine dritte Vergleichsmöglichkeit kann gemäß des Alters des jüngsten Kindes
vorgenommen werden. Hier zeigt sich einzig ein bedeutsamer Unterschied, nämlich
der, dass Familien, deren jüngste Kinder zur ältesten Gruppe gehören (12-15 Jahre),
signifikant weniger Einkommen aufweisen als die anderen Familien (p< .05).
50000
mittleres Einkommen +-2 Sd
40000
30000
20000
N =
36 36 69 69 61 61 48 48 56 56
0-2 Jahre
6-8 Jahre
12-15 Jahre
3-5 Jahre
9-11 Jahre
Gesamteinkommen
Familie
Gesamteinkommen
inkl. U'stützung
Alter des jüngsten Kindes (Gruppen)
Abb.20: Verteilung der Einkommen nach dem Alter des jüngsten Kindes (das
Kästchen markiert den Mittelwert; der Balken markiert die Standardabweichung)
Es können signifikante Zusammenhänge festgestellt werden zwischen dem Alter des
jüngsten Kindes und der Erwerbstätigkeit bzw. dem Einkommen der Eltern. Je älter
die jüngsten Kinder sind, desto weniger erwerbstätig sind die Väter und verdienen
entsprechend weniger. Im Gegensatz zu den Vätern steigt die Erwerbstätigkeit bei
den Müttern mit zunehmendem Alter der jüngsten Kinder.
5.4.3 Finanzielle Unterstützungsleistungen
Eine breite Palette an finanziellen Unterstützungsleistungen komplettiert das
Gesamtbudget der Familien. Wie schon in obigen Vergleichen leicht ersichtlich wird,
stellen solche Leistungen einen nicht kleinen Anteil der monatlich zur Verfügung
stehenden Finanzen dar.
Nur gerade 5.9% der Familien geben an, keine Unterstützungsleistungen zu
erhalten. Wird von der Familienbeihilfe abgesehen (87.2% der Familien geben an,
von Familienbeihilfe zu profitieren), dann erhalten noch rund 25% der Familien
weitere finanzielle Unterstützungsleistungen. Keine der befragten Familien gab an,
Kleinkinderbeihilfe erhalten zu haben. Nur gerade 1.7% bekommt einen
Familienzuschuss vom Land, vier Familien geben an, Pflegegeld zu erhalten, weitere
vier Familien erhalten einen Mietzuschuss, 9.3% erhalten Alimente und eine Familie
- 53 -

is 3000
Notstandshilfe. Stipendien- und Sozialhilfeempfang wurde von keiner Familien
genannt, ebenso wie Sondernotstandshilfe. 8.3% der Familien profitieren von
Kinderbeihilfe, sieben Familien bekommen Karenzgeld, zwei Familien
Jungfamilienförderung, vier Familien steuerliche Erleichterungen und sechs Familien
Unterstützung von der Firma. Je eine Familie gab an, Wohnbeihilfe und andere
Unterstützungsleistungen zu erhalten.
Der Median für die finanziellen Unterstützungsleistungen liegt bei € 220,-- bis € 360,--
85% der Familien beziehen weniger als € 580,-- an Unterstützungsleistungen.
37%
30%
26%
22%
Prozent
20%
10%
6%
3%
4%
2%
0%
0%
3000 bis 5000
5000 bis 8000
8000 bis 10000
10000 bis 12000
12000 bis 15000
15000 bis 20000
mehr als 20000
Monatliche finanzielle Unterstützung
Abb.21: Monatliche finanzielle Unterstützungsleistungen (inkl. Familienbeihilfe)
5.4.4 Ausgaben
Zu verschiedenen Bereichen wurden die monatlichen Fixkosten erhoben, mit denen
Familien in einem durchschnittlichen Monat rechnen. Diese wurden in Bezug auf die
Wohnkosten, Haushalt, Krankenversicherung und eine Restkategorie „diverse
Fixkosten“ erfragt. In der Übersicht präsentieren sich die Angaben folgenderweise:
- 54 -

Tab.6: Übersicht Fixkosten 2 in EURO
Mittelwert
Median
Fixkosten Miete 638,74 581,38
Fixkosten
Krankenversicherung
43,61 .00
Fixkosten Haushaltsgeld 736,23 726,73
Diverse Fixkosten 269,93 243,45
(Der Median entspricht dem Wert, der die Stichprobe in zwei gleich grosse Gruppen
teilt).
Mit über € 720,-- sind der grösste Fixkostenanteil Haushaltskosten. Leicht weniger
fallen die Wohnkosten ins Gewicht, während noch durchschnittlich ca. € 270,-- für
diverse andere Ausgaben anfallen. In dieser Übersicht mit Vorsicht zu interpretieren
sind die Krankenversicherungskosten, da diese nur für Selbständigerwerbende
anfallen.
Total fallen durchschnittlich Fixkosten in der Höhe von rund € 1.690,-- an (Median=
€ 1.600,--).
Im Verhältnis zu den Einkommensverhältnissen fallen die verschiedenen
Fixkostenfaktoren folgendermassen ins Gewicht:
Budgetvergleich
40000
35000
30000
Durchschnittlicher Betrag ATS
25000
20000
15000
10000
Einelternfamilie
Zweielternfamilie
5000
0
Gesamteinkommen
inkl' U'stützung
Gesamteinkommen Kosten Haushalt Kosten Wohnen Diverse Kosten
EInkommen/Ausgaben
Abb.22: Mittelwerte Einkommen und Fixkosten von Ein- und Zweielternfamilien.
2 Für die Wohnkosten wird teilweise der Begriff „Miete“ verwendet. Damit sind jedoch neben effektiven
Mietkosten immer auch andere Wohnkosten gemeint.
- 55 -

Wie aus der obigen graphischen Darstellung ersichtlich wird, bestehen erhebliche
Unterschiede zwischen den Einkommen von Ein- und Zweielternfamilien. Im
Gegensatz dazu sind die Unterschiede bei den Fixkosten erheblich geringer.
Fixkosten stellen entsprechend eine erheblich größere finanzielle Belastung von
Einelternfamilien dar.
Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, die Fixkosten, die die Familien pro Monat
aufbringen müssen, nicht in Form absoluter Beträge zu vergleichen, sondern in Form
des prozentualen Anteils am Gesamtbudget, das den Familien zur Verfügung steht,
also dem Gesamteinkommen inklusive den Beitragsleistungen.
Bei dieser Vorgehensweise muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich die
Angaben für Vergleiche bezüglich einzelner Kategorien eignen, nicht jedoch für
Vergleiche bezüglich der konkreten finanziellen Belastung der Familien. Für
Vergleiche zwischen verschiedenen Familienformen z.B. kann untersucht werden, ob
der Kostenanteil zwischen den Typen unterschiedlich hoch ausfällt, bzw. ob im
Vergleich zu anderen Kostenpunkten für einzelne Familienformen ein spezifischer
Kostenfaktor gravierender ausfällt. Dies soll jedoch nicht darüber hinweg täuschen,
dass die finanziellen Mittel, die neben den Fixkosten zur Verfügung stehen,
ausschließlich als absolute Beträge relevant sind (da Marktpreise nicht dem
Einkommen angepasst werden) und höchstens von der Anzahl Personen, denen die
Beträge zur Verfügung stehen müssen, relativiert werden.
Wohnkostenanteil am Einkommen (Mediane)
1.0
0.60
Prozentualer Anteil am Gesamtbudget
.8
.6
.4
% Fixkosten total
% Anteil Miete
.2
% Anteil Haushalt
0.0
% Anteil div.Kosten
Zweielternfamilien Konsensualpaare Alleinerziehende m
Alleinerziehende f "recomposed" Fam
0.50
0.40
0.30
0.20
Zweielternfamilien (traditionell)
"recomposed" Familien
Alleinerziehende Frauen
Alleinerziehende Männer
Konsensualpaare
Abb.23: Vergleichswerte der Fixkosten (prozentualer Anteil am Gesamtbudget;
Mediane des Anteils am Einkommen (ohne Unterstützungsleistungen) für die
verschiedenen Familienformen.
Die obige graphische Darstellung zeigt auf, dass alleinerziehende Eltern im Vergleich
zu anderen Familienformen stärker durch den Wohnkostenanteil finanziell belastet
werden. Die Wohnkosten sind es denn auch, die den Gesamtfixkostenanteil für die
Alleinerziehenden erhöhen. Die anderen Kostenpunkte unterscheiden sich nicht
bedeutsam. In Bezug auf die alleinerziehenden Väter muss nochmals darauf
hingewiesen werden, dass diese Gruppe aus nur zwei Familien besteht und
entsprechend die Daten nicht verallgemeinbar sind. Die niedrigeren Haushaltskosten
dieser Gruppe werden durch erhöhte diverse andere Kosten kompensiert (es ist z.B.
denkbar, dass dieser Befund auf niedrigere Kosten für Nahrungsmittel und
entsprechend höhere Kosten für auswärtige Verpflegung zurückführbar wäre).
- 56 -

Im Vergleich über verschiedene Bezirke zeigt sich, dass der Wohnkostenanteil sehr
unterschiedlich zu Buche schlägt. So geben z.B. die Familien in den Bezirken
Hatlerdorf und Rohrbach signifikant erhöhte Wohnkostenanteile im Vergleich zu den
anderen Bezirken an, wie aus der folgenden Darstellung ersichtlich wird.
.40
% Anteil Mietkosten am Gesamtbudget
.35
.30
.25
.20
.22
Schoren
.29
.26
Markt
.24
.30
Rohrbach
.26
Hatlerdorf
Oberdorf
Haselstauden
Bezirk
Abb.24: Anteil der Wohnkosten am Gesamtbudget nach Bezirken.
Im Verlauf der Familienentwicklung verursachen die Größe der Familie wie auch das
Alter (und damit die unterschiedlichen Bedürfnisse) der Kinder unterschiedliche
finanzielle Ansprüche. Zugleich verändern sich auch die Erwerbsmöglichkeiten der
Eltern und somit das Einkommen. Bei steigender Kinderzahl ist ein Trend zur
Steigerung der Erwerbstätigkeit der Väter (r= .20; p< .01) und zur Senkung der
Erwerbstätigkeit der Mütter zu beobachten (r= -.13; p< .05). Dem gegenüber erhöhen
die Mütter die Erwerbstätigkeit stetig bei zunehmendem Alter der Kinder (r= .28; p<
.01) während die Väter ihr Erwerbsarbeitspensum reduzieren (r= -.18; p< .01).
100
100
80
80
Prozentuale Erwerbstätigkeit
60
40
20
0
1
2
3
4
% Erwerb Väter
% Erwerb Mütter
Prozentuale Erwerbstätigkeit
60
40
20
0
0-2 Jahre
3-5 Jahre
6-8 Jahre
9-11 Jahre
12-15 Jahre
% Erwerb Väter
% Erwerb Mütter
Anzahl Kinder im Haushalt
Alter des jüngsten Kindes (Gruppen)
Abb.25: Veränderung der Erwerbstätigkeit nach Anzahl Kinder und Alter des
jüngsten Kindes.
In Interaktion mit den oben angesprochenen veränderten Bedürfnissen der Familie
sind auch Trends bezüglich der Fixkosten zu beobachten, die statistisch zwar nicht
bedeutsam werden, jedoch mit bis zu € 116,-- durchschnittlichem monatlichem
Mehraufwand berücksichtigt werden dürfen.
- 57 -

.4
.50
Anteil Fixkosten am Gesamtbudget
.3
.2
1
2
3
4
% Anteil Miete
% Anteil Haushalt
Anteil Fixkosten am Gesamtbudget
.40
.30
.20
0-2 Jahre
3-5 Jahre
6-8 Jahre
9-11 Jahre
12-15 Jahre
% Anteil Miete
% Anteil Haushalt
Anzahl Kinder im Haushalt
Alter des jüngsten Kindes (Gruppen)
Abb.26: Anteil Fixkosten nach Kinderzahl und Alter des jüngsten Kindes.
Die graphische Darstellung zeigt, dass mit zunehmender Kinderzahl der Anteil der
Wohnkosten am Gesamtbudget sinkt, während für die Haushaltskosten ein
Aufwärtstrend zu erkennen ist. Für den Wohnkostenanteil ist ein Anstieg für die
Altersgruppe 3-5 Jahre (der jüngsten Kinder) zu beobachten. Dem gegenüber sinken
die Haushaltskostenanteile mit zunehmendem Alter der Kinder, um für die
Altersgruppe 12-15 Jahre wieder anzusteigen.
5.4.5 Zufriedenheit mit der derzeitigen finanziellen Situation
Rund Dreiviertel der Familien gaben an, mit ihrer derzeitigen finanziellen Situation
(sehr oder eher) zufrieden zu sein. Gut 22% gaben an, eher unzufrieden zu sein
während nur gerade rund 3.5% sehr unzufrieden sind.
22.22%
3.47%
20.14%
54.17%
Zufriedenheit mit der finanziellen Situation
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher unzufrieden
sehr unzufrieden
Abb.27: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation.
- 58 -

Zweielternfamilien (traditionell)
Alleinerziehende Frauen
Konsensualpaare
"recomposed" Familien
Alleinerziehende Männer
Zufriedenheit mit der finanziellen Situation
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher unzufrieden
sehr unzufrieden
Abb.28: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation nach Familienformen (relative
Anteile pro Gruppe)
Bei der Betrachtung der Angaben nach Familienformen fällt auf, dass vor allem
alleinerziehende Mütter weniger häufig mit ihrer finanziellen Situation zufrieden sind.
Der Anteil der sehr unzufriedenen alleinerziehenden Mütter liegt hier sogar bei rund
13%, während „recomposed“ Familien mit beinahe 28% Angaben „sehr zufrieden“
eine erhöhte Zufriedenheit mit ihrer finanziellen Situation angeben.
klassich traditionell (90+ : 0)
flexibel traditionell 90+ : 20-
ausgeglichen +20 -90
invers 0: + 50
Zufriedenheit mit der finanziellen Situation
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher unzufrieden
sehr unzufrieden
Pies show percents
Abb.29: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation nach Erwerbstypen.
Familien nach flexibel traditionellem Erwerbstyp (beide Partner arbeiten; Vater ist
Hauptverdiener) geben in ca. 80% der Fälle an, mit der finanziellen Situation eher
oder sehr zufrieden zu sein.
Im Gegensatz dazu weist die Kategorie „invers traditionell“ (Vater arbeitet nicht;
Mutter ist Hauptverdienerin) die meisten Nennungen finanzieller Unzufriedenheit auf.
Allerdings sind von diesen lediglich vier Fällen zwei von Arbeitslosigkeit des Vaters
betroffen. Ausgeglichene Erwerbstypen (beide Partner arbeiten teilzeit, mehr als 20%
- 59 -

und weniger als 90%) geben ebenfalls eine erhöhte Unzufriedenheit mit der
finanziellen Situation an.
5.4.6 Zufriedenheit mit der finanziellen Unterstützung
Die Zufriedenheit mit der finanziellen Unterstützung hängt nur sehr schwach mit der
Höhe der zugesprochenen finanziellen Unterstützungsleistungen zusammen (r= .10;
p< .06). Insgesamt sind jedoch mehr als 75% der befragten Familien (derjenigen, die
finanzielle Unterstützungsleistungen erhalten; n= 267) mit diesen zufrieden.
Ca. 19% sind eher unzufrieden mit den erhaltenen Unterstützungsleistungen und nur
gerade 2.25% sind sehr unzufrieden.
11.7% der befragten Familien geben an, zusätzliche finanzielle Unterstützung nötig
zu haben.
2.25%
19.48%
19.10%
59.18%
Wie zufrieden mit finanzieller Unterstützung?
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher unzufrieden
sehr unzufrieden
Abb.30: Zufriedenheit mit den finanziellen Unterstützungsleistungen.
5.4.7 Verzicht
Die finanzielle Lage führt dazu, dass die meisten Familien in einzelnen Bereichen
des Alltags auf verschiedene Aufwendungen verzichten müssen. 43% der Familien
geben an, manchmal oder häufig auf Rückstellungen und Sparen verzichten zu
müssen. Ebenso müssen 34% der Familien sich im Bereich Urlaub und bezüglich
Ausgaben für die Eltern einschränken.
- 60 -

50
40
43
% manchmal oder häufig Verzicht
30
20
10
0
34
28
10 10
11
7
Ausg. Eltern Ausg. K'betreuung Aus.Gesundheit Haush.bedarf
Ausg. Kinder
Sparen
Urlaub
Abb.31: Anteil der Familien, die in einzelnen Bereichen auf Aufwendungen verzichten
müssen (in %).
60
70
% Anteil Verzicht Ausgaben für Eltern
50
40
30
20
10
0
48
44
26
10
Zweielternfamilien Konsensualpaare Alleinerziehende m
Alleinerziehende f "recomposed" Familie
% Anteil Verzicht Sparen
60
50
40
30
20
10
61
56
50
41
20
Zweielternfamilien Konsensualpaare Alleinerziehende m
Alleinerziehende f "recomposed" Familie
Familientyp
Familientyp
80
70
60
% Anteil Verzicht Urlaub
40
20
0
33
33
20
Zweielternfamilien Konsensualpaare Alleinerziehende m
Alleinerziehende f "recomposed" Familie
Familientyp
Abb.32: Manchmal oder häufiger Verzicht nach Familienformen.
Inhaltlich analog zu den anderen Ergebnissen zur ökonomischen Situation der
Familien, stellen alleinerziehende Mütter auch hier den Familientypus mit den
ungünstigsten Konditionen dar. Wie die untenstehenden Grafiken illustrieren, stellen
in den genannten Bereichen die alleinerziehenden Mütter jeweils einen der höchsten
Prozentsätze.
- 61 -

5.5 Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsleben
Familien- und Erwerbsarbeit stehen einander als konkurrierende Ansprüche
gegenüber. Dies ist insbesondere für Frauen der Fall. Eine gute Vereinbarkeit
von Familien- und Erwerbsleben wirkt sich deshalb nicht nur auf ökonomischer
Ebene und auf der Ebene der Kinder- und Familienversorgung aus, sondern
auch auf der Ebene des individuellen Wohlbefindens der Eltern.
Die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben muss Aspekte der
innerfamiliären Organisation und der zugrunde liegenden Funktionen
berücksichtigen. Dies beinhaltet die Berücksichtigung der
Rollenzuschreibungen innerhalb der Familie (Ernährer/in, Erzieher/in,
Hausfrau/mann).
Für die Familien bedeutsam ist die Art und Weise, wie die Aufgabenteilung
zwischen den Eltern realisiert wird und wie gross die Zufriedenheit
diesbezüglich ist. So zeigt die Elternbefragung, dass die Frauen mehr
Haushaltsarbeit als die Männer leisten, die jedoch ihrerseits den Grossteil der
Erwerbsarbeit übernehmen. In mehr als 80% der befragten Familien leisten die
Frauen 35 oder mehr Stunden pro Woche Haushaltsarbeit, während mehr als
75% der Männer 15 oder weniger Stunden mit Haushaltsarbeit verbringen. Der
Grossteil der Frauen hingegen ist nicht außer Haus oder teilzeit erwerbstätig.
Insgesamt zeigt sich, dass Frauen mit der innerfamiliären Aufteilung leicht
unzufriedener sind als Männer.
5.5.1 Rollenteilung
Die Frauen leisten mehr Haushaltsarbeit als die Männer, die ihrerseits den Großteil
der Erwerbsarbeit leisten. In mehr als 80% der befragten Familien leisten die Frauen
35 oder mehr Stunden pro Woche Haushaltsarbeit. 96.5% der Männer hingegen
leisten weniger als 35 Stunden pro Woche Haushaltsarbeit, mehr als 75% sogar 15
Stunden oder weniger. Der Großteil der Frauen hingegen sind gar nicht oder lediglich
teilzeitlich erwerbstätig. Rund 40% der Frauen sind gar nicht erwerbstätig, weitere
rund 34% sind bis zu 20 Stunden pro Woche erwerbstätig. Rund 4% der Frauen
arbeiten 40 Stunden pro Woche oder mehr. Fast 80% der Männer sind zu 40
Stunden pro Woche oder mehr erwerbstätig.
Die Familien lassen sich in 4 Erwerbstypen einteilen: 1) klassisch traditionell, d.h. der
Vater übernimmt volle Erwerbstätigkeit, die Mutter ist nicht erwerbstätig. 2) flexibel
traditionell, d.h. der Vater übernimmt volle Erwerbstätigkeit, die Mutter arbeitet teilzeit
bis zu 20%. 3) ausgeglichen, d.h. beide Partner arbeiten teilzeit zwischen 20% und
80% und 4) invers, d.h. die Mutter übernimmt die gesamte Erwerbstätigkeit und der
Vater ist nicht erwerbstätig. Zum vierten Typ ist anzumerken, dass dieser nur 11
Familien zugeordnet werden kann und hier auch die Fälle dabei sind, bei denen der
Vater arbeitslos/auf Arbeitsuche ist.
- 62 -

50
46
40
37
30
20
10
12
Prozent
0
klassich traditionel
flexibel traditionel
ausgeglichen +20 -90
4
invers 0: + 50
Erwerbstypen
Abb.33: Verteilung der Erwerbstypen in Prozent.
Zusammenhänge zwischen der Erwerbstätigkeit des einen Partners und der
Haushaltsarbeit des anderen Partners können nur in geringem Ausmaß beobachtet
werden. So steigt die Haushaltstätigkeit der Frauen mit erhöhter Erwerbstätigkeit der
Männer leicht an (r= .16; p< .01).
Bei erhöhter Erwerbstätigkeit der Frauen übernimmt jedoch der Mann nicht mehr
Haushaltsarbeit. Mit erhöhter Erwerbstätigkeit der Frauen sinkt jedoch die
Haushaltstätigkeit der Frauen substantiell (r= -.35; p< .01).
70
Durchschnittliche Anzahl Stunden pro Woche
60
50
40
30
20
10
0
59
40
12
10
Erwerb. Männer h/W
Haushalt Männer h/W
Erwerb. Frauen h/W
Haushalt Frauen h/W
Abb.34: Durchschnittliche Anzahl Stunden Erwerbs- und Familienarbeit pro Woche.
Die durchschnittliche Wochenstundenanzahl Erwerbsarbeit liegt für die Männer bei
40 Stunden, während die Frauen im Mittel wöchentlich 12 Stunden erwerbstätig sind.
Mit durchschnittlich 59 Stunden pro Woche Familienarbeit leisten die Frauen den
Löwenanteil, während die Männer lediglich 10 Stunden pro Woche tätig sind. Auch
- 63 -

wenn beide Partner vollzeitlich erwerbstätig sind übernehmen die Männer nicht
bedeutsam mehr Familienarbeit, wie folgende Abbildung zeigt.
100
90
80
Durchschnitt Anteil an Hausarbeit
70
60
50
40
30
20
10
0
1 Partner teilz'
beide Partner 100%
Haushalt Frauen h/W
Haushalt Männer h/W
Erwerbstätigkeit
Abb.34b: Familienarbeit von Männern und Frauen wenn ein Partner teilzeit
erwerbstätig ist und wenn beide Partner vollzeit erwerbstätig sind.
5.5.2 Ideale Erwerbs- und Familienarbeit
Vergleicht man die als ideal genannte Stundenzahl der Erwerbstätigkeit mit der
realen Erwerbstätigkeit (indirekte Befragung), so ergibt sich für die Männer das
Resultat, dass 57% gerne weniger erwerbstätig sein wollen, bei rund 37% reale und
ideale Erwerbstätigkeit übereinstimmen und nur rund 5% mehr erwerbstätig sein
wollen. Die Frauen hingegen möchten alle idealerweise mehr erwerbstätig sein.
Diejenigen Befragten, die angaben, mehr erwerbstätig sein zu wollen, nannten als
Hauptgründe, warum sie dies nicht umsetzen, die Kinder und die wenige Zeit, die
neben der Familienarbeit bleibt.
Die Hauptgründe dafür, dass trotz dem Wunsch nach weniger Erwerbstätigkeit diese
nicht reduziert wird, wurden finanzielle Bedürfnisse und die Begründung, dass das
Arbeitspensum nicht reduziert werden könne, genannt.
Eine Übersicht über die verschiedenen Gründe bieten die folgenden Tabellen:
- 64 -

Tab.7: Gründe für eine niedrigere Erwerbstätigkeit als erwünscht
Trifft
völlig zu
Trifft
eher zu
Trifft
eher
nicht zu
Trifft
überhaup
t nicht zu
Partner kann Erwerbspensum 26.7% 18.7% 8% 46.7% 75
nicht reduzieren
Partner wäre damit nicht 6.7% 10.7% 9.3% 73.3% 75
einverstanden
Den Kindern wegen 65.8% 18.4% 3.9% 11.8% 76
Ungünstiger Arbeitsmarkt 19.2% 20.5% 16.4% 43.8% 73
Ungenügende Ausbildung 17.1% 18.4% 14.5% 50% 76
Nebst Familienarbeit keine Zeit 31.6% 22.4% 25% 21.1% 76
Probleme, von Familienarbeit 1.3% 9.2% 30.3% 59.2% 76
auf
Erwerbstätigkeit
umzustellen
Pflege und Betreuung eines
Angehörigen
6.6% 1.3% 3.9% 88.2% 76
Tab.8: Gründe für eine höhere Erwerbstätigkeit als erwünscht
Trifft
völlig zu
Trifft eher
zu
Trifft eher
nicht zu
Trifft
überhaupt
nicht zu
Auf Einkommen angewiesen 62.2% 25.6% 7.8% 4.4% 90
Reduziertes Erwerbspensum 29.5% 6.8% 10.2% 53.4% 88
des Partners
Anschluss an Karriere nicht 8.1% 10.5% 12.8% 68.6% 86
verpassen
Um Arbeitsplatz zu erhalten 23% 17.2% 16.1% 43.7% 87
Arbeitspensum kann nicht 47.7% 21.6% 10.2% 20.5% 88
reduziert werden
Aus dieser Übersicht geht klar hervor, dass es vor allem Anforderungen im Bereich
Familienarbeit sind, die sich mit finanziellen Anforderungen konkurrenzieren und so
eine ideale Erwerbstätigkeit verhindern.
Als weiterer Punkt ist erkennbar, dass das organisatorische Arrangement von
Erwerbs- und Familienarbeit zwischen den Partnern die Wahlfreiheit beeinträchtigt,
wobei die Erwerbsarbeit (v.a. bezüglich der Männer) Priorität genießt und die
Familienarbeit komplementär organisiert wird.
Rund 77% der befragten Männer geben an, eher oder sehr gern Familienarbeit zu
machen, 19% eher ungern und 4% sehr ungern.
Von den befragten Frauen machen rund 97% eher oder sehr gern Familienarbeit und
3% eher ungern. 92% der befragten Männer geben an, Erwerbsarbeit eher oder sehr
gern zu machen, 8% eher ungern, während die befragten Frauen zu beinahe 97%
angaben, eher oder sehr gerne Erwerbsarbeit zu machen. Rund 3% der Frauen
gaben an, eher ungern Erwerbsarbeit nachzugehen.
- 65 -
N
N

Generelle motivierende Gründe für die Erwerbsarbeit wurden bei allen Interviewten
erhoben. Dabei waren Mehrfachantworten möglich. Die Resultate lassen erkennen,
dass die Erwerbsarbeit neben der Funktion der Beschaffung benötigter finanzieller
Mittel eine wichtige Funktion für das individuelle und soziale Wohlbefinden hat.
Tab.9: Gründe für die Erwerbsarbeit:
Trifft
völlig zu
Trifft
eher zu
Trifft
eher
nicht zu
Trifft
überhau
pt nicht
zu
Freude an der Arbeit 56.6% 34.2% 8.7% 0.5% 219
Kontakt zu anderen bei der Arbeit 80.8% 16.9% 1.4% 0.9% 219
Auf das Geld angewiesen 65.8% 24.2% 7.3% 2.7% 219
Das eigene Geld zur Verfügung 67.3% 23.5% 5.1% 4.1% 217
haben
Ermöglicht gewissen Luxus 45.9% 32.1% 16.5% 5.5% 218
Anschluss an berufliche Karriere 29.7% 28.8% 21.9% 19.6% 219
nicht verpassen
Nicht nur Hausfrau/-mann sein 55.8% 23.5% 11.5% 9.2% 217
Die Nennungsraten der Gründe (auch für Personen, die nicht erwerbstätig sind)
macht klar, dass die Ermöglichung einer guten Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbsarbeit für beide Partner, als Individuen wie auch in ihren familiären Rollen,
wichtig ist.
Bei nach Geschlechtern getrennter Betrachtung fällt auf, dass vor allem für die
Frauen innere Gründe, wie Freude an der Arbeit (rund 64%) und Kontakt zu anderen
Personen (rund 85%) wichtiger sind, während die Männer finanziellen bzw.
materiellen Aspekten mehr Gewicht beimessen.
Alle Frauen geben an, dass sie als Grund für Familienarbeit die Freude an der
Kinderbetreuung sehen. Dies geben auch 95% der befragten Männer an. Weitere
wichtige Gründe sind die Wahlfreiheit, die man als Familienmensch genießt (87%),
der Vorzug der Familienarbeit gegenüber anderer Arbeiten (rund 60%) und das
Anliegen, Angehörige zu betreuen (rund 45%). Der Mangel an
Kinderbetreuungsplätzen und an geeigneten Arbeitsplätzen werden nur selten als
zutreffend genannt (rund 7% resp. 10%).
N
5.5.3 Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbsleben
Rund 12% der Männer geben an, eher unzufrieden mit der Aufteilung von Familienund
Erwerbsarbeit zu sein und 1 % sind sehr unzufrieden. Von den Frauen sind rund
20% eher unzufrieden und 1% ist sehr unzufrieden.
Insgesamt sind die Männer leicht zufriedener mit der derzeitigen Aufteilung von
Erwerbs- und Familienarbeit (p< .05). Beim Vergleich zwischen verschiedenen
- 66 -

Erwerbstypen zeigt sich die Tendenz, dass Familien des flexibel traditionellen
Erwerbstyps am zufriedensten mit der innerfamiliären Aufteilung sind. In eher egalitär
organisierten Erwerbstypen zeigen sich die Eltern weniger zufrieden, jedoch immer
noch im Bereich der Zufriedenheit.
Mean Zufriedenheit mit Vereinbarkeit Männer
3,3
3,2
3,1
3,0
2,9
3,2
3,1
3,1
3,0
klassich traditionel ausgeglichen +20 -90
flexibel traditionel invers 0: + 50
Mean Zufriedenheit mit Vereinbarkeit Frauen
3,2
3,1
3,0
2,9
2,8
2,7
2,6
3,1
3,0
2,9
2,7
klassich traditionel ausgeglichen +20 -90
flexibel traditionel invers 0: + 50
Erwerbstypen
Erwerbstypen
Abb.35: Zufriedenheit der innerfamiliären Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit
nach Erwerbstypen.
- 67 -

5.5.4 Erleichterungen für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und
Familienarbeit
Verschiedene von öffentlicher und privater Hand eingerichtete und unterhaltene
Dienste und Leistungen, sowie den aktuellen familiären Bedürfnissen angepasste
sozioökonomische Strukturen können die Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbsleben erleichtern.
Bei der Befragung wurde zwischen finanziellen Unterstützungsleistungen und
Arbeitszeitorganisation unterschieden. Dabei wurde das Wissen über die Existenz
dieser und die subjektive Einschätzung bezüglich des Nutzens erfragt.
100
95
80
82
Familien mit Kenntnis (in Prozent)
60
40
20
0
70
56
17
Mutterschaftsurlaub Flexible Arbeitszeit Teilzeitarb. Mann
Karenzgeld
Teilzeitarb. Frau
Abb.36: Kenntnis über die Existenz verschiedener Erleichterungsmöglichkeiten zur
Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben.
Bezahlter Mutterschaftsurlaub und Karenz- bzw. Kindergelder sind im Gegensatz zu
Teilzeitarbeitsmöglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten etablierte
Erleichtungsmöglichkeiten. In Bezug auf bezahlten Mutterschaftsurlaub und
Karenzgelder sind v.a. die Gruppe der MigrantInnen weniger gut informiert. Nur
gerade rund 23% der Migrantenfamilien gaben an, die Möglichkeit des bezahlten
Mutterschaftsurlaubes zu kennen. 81% der Migrantenfamilien kennen
Karenz/Kindergelder, im Vergleich zu den rund 95% der Österreichischen Familien
sind dies jedoch auch deutlich weniger.
Die Kenntnis der Möglichkeiten flexibler oder Teilzeit- Arbeitszeiten unterschieden
sich statistisch nicht bedeutsam zwischen diesen Gruppen.
Bei Kenntnis der Erleichterungsmöglichkeiten wurde von den befragten Personen der
Nutzen dieser Möglichkeiten eingeschätzt. Hier zeigt sich, dass v.a. flexible
Arbeitszeiten und Teilzeitarbeitsmöglichkeiten für den Mann als nützlich eingeschätzt
werden. Auch bezahlter Mutterschaftsurlaub und Karenz/Kindergelder wurden von
einer großen Mehrheit als nützlich befunden (je über 80%), während hingegen die
- 68 -

Teilzeitarbeitsmöglichkeit der Frau nur gerade von ca. der Hälfte der befragten
Personen als nützlich befunden wurde.
110
110
Anteil (%) "nützt einiges" oder "nützt viel"
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
100
94
82 82
53
bez. M'urlaub
Flexible Arb'zeit Teilzeitarbeit Frau
Karenzgelder Teilzeitarbeit Mann
Anteil (%) "würde einiges/viel nützen"
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
100
75
50
25 25
bez. M'urlaub
flexible Arb'zeit Teilzeitarbeit Frau
Karenzgelder Teilzeitarbeit Mann
Abb.37: Prozentualer Anteil der Einschätzungen “nützt einiges“ und „nützt viel“ bei
Kenntnis der Erleichterungsmöglichkeiten
Die Abbildung links zeigt den subjektiv erlebten Nutzen bei Kenntnis der verschiedenen
Erleichterungsmöglichkeiten; die Abbildung rechts zeigt den erwarteten Nutzen bei Unkenntnis
der Erleichterungsmöglichkeiten
Bei Unkenntnis der jeweiligen Erleichterungsmöglichkeiten wurde die subjektive
Einschätzung des erwarteten Nutzens erfragt. Während die Befragten vor allem von
bezahltem Mutterschaftsurlaub (100%) und von Karenz/Kindergeldern (75%) ein
größerer Nutzen erwarten, wird von flexiblen und Teilzeit- Arbeitsbedingungen nur
von der Hälfte der Befragten oder sogar nur von einem Viertel ein größerer Nutzen
erwartet.
Die Abweichungen von effektiv erlebtem und hypothetisch erlebtem Nutzen sind
frappant, vor allem die Unterschätzung des Nutzens flexibler oder Teilzeit-
Arbeitsbedingungen. Zum Teil könnten diese Abweichungen auch auf einen
Selektionseffekt zurückzuführen sein (Personen, die von den Möglichkeiten
profitieren wählen diese auch eher), jedoch dürfte dieser Umstand den Befund
insgesamt nicht erklären können.
5.5.5 Vergleich Dornbirn - Basel
Bezüglich der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit lassen sich erhebliche
Unterschiede in den zwei Städten feststellen. So sind 20% der Dornbirner Frauen
unzufrieden mit der derzeitigen Aufgabenteilung, während dies in Basel nur 10% der
Frauen sind.
Erleichterungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind in Dornbirn und Basel
in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden. Von Teilzeitarbeitsmöglichkeiten für den
Mann profitieren in Basel 31%, während dies in Dornbirn nur 17% tun. Hingegen
kommen in den Genuß von Mutterschaftsurlaub 82% der Dornbirner und nur 34% der
Basler Frauen.
- 69 -

In beiden Städten schätzen die betroffenen Familien flexible Arbeitszeiten und
Teilzeitarbeitsmöglichkeiten als die nützlichsten Erleichterungen zur Vereinbarkeit
ein, sofern diese in Anspruch genommen werden.
5.6 Familienunterstützende Angebote
Familienunterstützende Angebote tragen dazu bei, dass Eltern die Familienund
Erwerbsarbeit ihren Bedürfnissen entsprechend vereinbaren können.
Zudem erhöht die Nutzung solcher Angebote (wie z.B. Kurse für Mutter, Vater
und Kind) oder die Teilnahme an Angeboten der Elternbildung und
Begegnungseinrichtungen die Kompetenz der Eltern und das Wohlbefinden
aller Familienangehörigen (Huwiler, 1995).
Für die vorliegende Untersuchung stammen die Daten aus den
Elternbefragungen sowie aus schriftlichen Befragungen von Institutionen,
welche familienspezifische Dienstleistungen anbieten.
Die privat organisierte Kinderbetreuung stellt eine substantielle Ressource dar.
Jedoch wird ein grosser Betreuungsaufwand auch von öffentlich organisierten
Kinderbetreuungsinstitutionen wie Schülerbetreuung oder Kindergärten
geleistet.
Verschiedene Angebote weisen einen sehr geringen Bekanntheitsgrad auf und
waren nur ca. einem Drittel der befragten Familien näher bekannt. Insgesamt
sind die kirchlichen Beratungsstellen, der Arbeitskreis für Vorsorge und
Sozialmedizin/AKS, das Amt der Stadt Dornbirn/Abt. Familie sowie das Institut
für Sozialdienste am besten bekannt. Die Differenzierung in Nationalitäten
zeigte, dass ausländischen Befragten die familienunterstützenden Angebote
weniger bekannt sind.
5.6.1 Angebote familienspezifischer Institutionen
Bestandteil des vorliegenden Familienreports war es, Institutionen, welche
familienspezifische Dienstleistungen anbieten, nach ihrer internen Führungspolitik zu
befragen. Es sind dies gesamthaft 42 in Dornbirn ansässige Institutionen.
Die Institutionen wurden bezüglich ihrer angebotenen Dienstleistungen für Dornbirner
Familien befragt, wobei Dienstleistungen erster und zweiter Priorität (Priorität
bezeichnet die Einschätzung der Vorrangigkeit der jeweiligen Aufgabe)
unterschieden wurden. Die Auswertung zur Dienstleistung erster Priorität zeigte,
dass das häufigste Angebot in Beratungen und Begleitungen besteht (39%). Die
Themen der Beratungen umfassen dabei ein breites Spektrum: das Angebot reicht
von Schwangerschaftsberatung über Ehe- oder Erziehungsberatung bis hin zu
Beratungsangebote für Verschuldete oder für Arbeitnehmer. Eine ähnlich häufige
Dienstleistung erster Priorität wird in praktischer Hilfe angeboten (36.6%). Darunter
sind Hilfen wie z.B. Essen auf Rädern, Babysittervermittlung oder Angebote von
Duschmöglichkeiten zu verstehen. Betreuung als Dienstleistung erster Priorität wird
von 14.6% der befragten Institutionen angeboten. Diese Angebote werden von
Schülertagesbetreuungen, Spielgruppen oder Tagesmütter gemacht. Zwei der
befragten Institutionen geben an, dass sich ihre Dienstleistung erster Priorität auf
- 70 -

Kursangebote bezieht. Selbsthilfegruppen werden primär von einer Institution
angeboten.
Unter den Dienstleistungen zweiter Priorität lassen sich praktische Hilfen am
häufigsten finden (33.3%). Beratungs- und Betreuungsangebote werden je von vier
Institutionen als Dienstleistung zweiter Priorität angegeben.
Die befragten Institutionen versuchen unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.
Kinder und Jugendliche sowie Familien als Ganzes werden dabei als häufigste
Zielgruppe genannt (je 26.6%). Personen in Krisen (z.B. Verschuldung,
Arbeitslosigkeit) und kranke/pflegebedürftige Personen werden von je vier
Institutionen unterstützt. Körperlich oder geistig Behinderte finden Unterstützung bei
drei Institutionen. Weiter geben je eine der befragten Institutionen an,
Migranten/innen, Arbeitnehmer/innen oder Paare als spezifische Zielgruppe
anzusprechen.
Die in dieser Befragung angegangenen Institutionen wurden gebeten anzugeben,
welche Qualifikationen sie von ihren Mitarbeitern/innen erwarten. Es zeigte sich, dass
im Bereich der Beratungs- und Weiterbildungsangebote mit je einer Ausnahme alle
Institutionen von ihren Angestellten eine abgeschlossene Berufsausbildung
verlangen. 72.7% der Institutionen, welche Freizeitgestaltung anbieten, beschäftigen
Mitarbeiter/innen mit abgeschlossenen Berufsausbildungen. Im Bereich der
Familienhilfsangebote wird von 60.9% der befragten Institutionen eine
berufsspezifische Qualifikation ihrer Mitarbeiter/innen verlangt.
5.6.2 Kenntnisstand und Inanspruchnahme der Beratungs- und
Bildungsangebote
Die Familien wurden bezüglich ihrer Kenntnis über Institutionen, welche
familienspezifische Dienstleistungen anbieten, befragt. Insgesamt sind die kirchlichen
Beratungsstellen (93.3%), der Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin/AKS
(91.3%), das Amt der Stadt Dornbirn, Abt. Familie (82.3%) sowie das IFS/Institut für
Sozialdienste (81.7%) am meisten bekannt. Den geringsten Bekanntheitsgrad haben
das Unternehmen Du + Ich (31.3%), die OJAD-Offene Jugendarbeit – Lernhilfe
(36.3%) und der Ambulante Familiendienst (38.7%).
Die Abbildungen 38 und 39 stellen den Bekanntheitsgrad der familienspezifischen
Institutionen in Abhängigkeit der Nationalität der Befragten dar.
- 71 -

120
100
80
60
nein
ja
40
20
0
Eltern-Kind-Zentrum
Vorarlberger Familienverband
Arbeitskreis für Vorsorge und
Sozialmedizin
Ambulanter Familiendienst
Amt der Stadt Dornbirn, Abt.
Familie
Institut für Sozialdienste
Unternehmen Du + Ich
OJAD-Offene Jugendarbeit -
Lernhilfe
Studienkreis - Nachhilfe
Ehe- und Familienzentrum
Gesundheits- und Familientreff
Riedgasse
Selbsthilfegruppen
Schulpsychologischer Dienst
Jugendamt (BH)
Kirchliche Beratungsstellen
Drogenberatungsstellen
Abb.38: Kenntnis über Beratungs- und Bildungsangebote (österreichische Familien)
120
100
80
60
nein
ja
40
20
0
Eltern-Kind-Zentrum
Vorarlberger
Familienverband
Arbeitskreis für Vorsorge
und Sozialmedizin
Ambulanter Familiendienst
Amt der Stadt Dornbirn, Abt.
Familie
Institut für Sozialdienste
Unternehmen Du + Ich
OJAD-Offene Jugendarbeit
- Lernhilfe
Studienkreis - Nachhilfe
Ehe- und Familienzentrum
Gesundheits- und
Familientreff Riedgasse
Selbsthilfegruppen
Schulpsychologischer
Dienst
Jugendamt (BH)
Kirchliche Beratungsstellen
Drogenberatungsstellen
Abb.39: Kenntnis über Beratungs- und Bildungsangebote (ausländische Familien)
- 72 -

Die Differenzierung in österreichische und ausländische Familien förderte signifikante
Unterschiede zutage. So sind ausländischen Familien folgende Institutionen
statistisch bedeutsam weniger bekannt: Eltern-Kind-Zentrum, Vorarlberger
Familienverband, Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin, Studienkreis –
Nachhilfe, Ehe- und Familienzentrum, Schulpsychologischer Dienst, sowie
Drogenberatungsstellen.
Auch in Bezug auf die verschiedenen Familienformen gibt es signifikante
Unterschiede im Bekanntheitsgrad einzelner Institutionen. So sind es
verhältnismäßig mehr Konsensualpaare, welche angeben, den Ambulanten
Familiendienst, das Ehe- und Familienzentrum, Selbsthilfegruppen, das Jugendamt
sowie die Drogenberatungsstelle nicht zu kennen.
Die Häufigkeit der Inanspruchnahme der einzelnen familienspezifischen Institutionen
wird in Tabelle 10 dargestellt, wobei die Angaben derjenigen Befragten berücksichtigt
wurden, welche die Institution kennen (N).
Tab.10: Benutzung der Beratungs- und Bildungsangebote
Häufig Manchmal
Selten Nie N
Eltern-Kind-Zentrum 5.9% 5.9% 10.9% 77.4% 239
Vorarlberger Familienverband 2.5% 3.2% 13.9% 80.4% 158
Arbeitskreis für Vorsorge und 13.5% 20.7% 27.3% 38.5% 275
Sozialmedizin
Ambulanter Familiendienst 5.2% 6.9% 6% 81.9% 116
Amt der Stadt Dornbirn, Abt. 2.4% 10.9% 29.6% 57.1% 247
Familie
Institut für Sozialdienste 3.3% 6.5% 19.5% 70.7% 246
Unternehmen Du + Ich 8.2% 18.4% 12.2% 61.2% 98
OJAD-Offene Jugendarbeit 3.6% 1.8% 6.4% 88.2% 110
Studienkreis – Nachhilfe 0% 3.5% 5.8% 90.8% 173
Ehe- und Familienzentrum 0% 2.9% 3.5% 93.6% 173
Gesundheits- u. Familientreff 4.3% 10.7% 17.1% 67.9% 140
Riedgasse
Selbsthilfegruppen 2.4% 2.4% 2.9% 92.4% 170
Schulpsychologischer Dienst 2.1% 3.7% 15.5% 78.6% 187
Jugendamt (BH) 1.3% 4.4% 5.8% 88.4% 225
Kirchliche Beratungsstellen 2.5% 2.9% 7.9% 86.7% 279
Drogenberatungsstellen 0% 1.3% 0.4% 98.3% 231
Die häufigste Benutzung finden der Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin und
das Unternehmen Du + Ich. Dagegen benutzen die Befragten
Drogenberatungsstellen sowie Selbsthilfegruppen am wenigsten.
Die familienspezifischen Institutionen werden von den verschiedenen Nationalitäten
unterschiedlich genutzt. So zeigt sich beispielsweise beim Arbeitskreis für Vorsorge
und Sozialmedizin, dass Österreicher eher und öfters von den Angeboten dieser
- 73 -

Institution profitieren. Jedoch geben ausländische Familien eher an, häufig oder
manchmal folgende Institutionen zu besuchen: Ambulanter Familiendienst, OJAD-
Offene Jugendarbeit – Lernhilfe, Ehe- und Familienzentrum, Selbsthilfegruppen und
Jugendamt/BH.
Einige Institutionen werden bezüglich verschiedener Familienformen ungleich
genutzt. Einen bedeutsamen Unterschied zeigt sich beim Institut für Sozialdienste.
Hier fallen die Angaben von „recomposed“ Familien auf, welche zu 21.4% angeben,
diese Institution häufig zu benutzen. Auch das Ehe- und Familienzentrum wird von
den definierten Familienformen unterschiedlich besucht: prozentual gesehen geben
alleinerziehende Frauen eher an, sich an diese Institution zu wenden. Bei der
Benutzung des Gesundheits- und Familientreffs Riedgasse zeigt sich eine statistisch
bedeutsame Ungleichverteilung, wobei Konsensualpaare durch ihren häufigen bzw.
gelegentlichen Besuch dieser Institution hervorstechen. Auch der
Schulpsychologische Dienst sowie das Jugendamt/BH zeichnen sich durch eine
derartige Benutzungsverteilung aus, jedoch sind es hier die alleinerziehenden
Frauen, welche sich auffällig öfters an diese Institutionen wenden.
Der Elternfragebogen erlaubte zu erfahren, warum Angebote zur Vorbereitung auf
neue Lebensabschnitte, Beratungsstellen für spezielle Gruppen und Beratung in
schwierigen Lebenssituationen selten oder nie genutzt werden. Tabelle 11 stellt die
Resultate dar.
Tab.11: Gründe für die Nicht-Inanspruchnahme von Beratungsangeboten
Trifft
völlig zu
Trifft
eher zu
Trifft
eher
nicht zu
Trifft
überhaupt
nicht zu
Kenntnis um solche 9.6% 14.4% 18.8% 57.2% 250
Angebote fehlt
Widerstreben, solche 6.8% 11.2% 28% 54% 250
Angebote aufzusuchen
Kein Bedarf 72.7% 15.3% 6.4% 5.6% 249
Keine Zeit 5.7% 14.3% 24.1% 55.9% 245
Private Lösung gefunden 38.9% 23% 10.7% 27.5% 244
Es zeigt sich, dass noch immerhin fast 10% der Befragten kein Wissen um solche
Angebote haben. Doch scheint der subjektiv eingeschätzte Bedarf an solchen
Angeboten klein zu sein. Zusätzlich haben viele eine private Lösung gefunden.
N
5.6.3 Vergleich Dornbirn – Basel zur Nutzung von
Beratungsstellen
Im Bereich der familienunterstützenden Angeboten erscheinen folgende Vergleiche
nennenswert:
Die Familien wurden zu ihrem Nutzungsverhalten von Beratungs- und
Bildungsangeboten befragt. Dabei zeigte sich, dass in Dornbirn 24% der Familien
keine solche Angebote in Anspruch nehmen, weil sie nicht wissen, dass es solche
gibt. In Basel hingegen sind es 14%, die aus Unkenntnis keine Bildungs- und
- 74 -

Beratungsangebote nutzen. In der Kinderbetreuung ist für beide
Bevölkerungsgruppen privat organisierte externe Kinderbetreuung eine essentielle
Ressource.
Tab.11a: Gründe, warum Kinderbetreuungsangebote selten oder nie genutzt
werden: Vergleich Dornbirn – Basel
Dornbirn
Basel
Trifft völlig
zu
Trifft eher
zu
Trifft völlig
zu
Trifft eher
zu
Kein Bedürfnis 57.7% 17.4% 24.6% 12.3%
Fremdbetreuung ist zu 11.4% 16.9% 23.2% 25%
teuer
Kein Vertrauen in
6% 11.5% 5.5% 23.6%
Fremdbetreuung
Keinen Platz für Kind 3.4% 3.8% 1.9% 11.3%
gefunden
Private Lösung 52.9% 14.7% 51.8% 21.4%
Im Vergleich zu Dornbirn geben nur rund 25% der Befragten an, dass keine
Notwendigkeit an externer Kinderbetreuung besteht. Hingegen sind es in Basel
erheblich mehr Familien, die angeben, dass die Fremdbetreuung zu teuer sei.
Zusätzlich haben Basler Familien weniger Vertrauen in externe Kinderbetreuung und
haben größere Schwierigkeiten, einen Betreuungsplatz zu finden.
- 75 -

5.6.4 Externe Kinderbetreuung
Die Familien wurden nach der aktuellen Betreuungssituation ihrer Kinder befragt.
Hier wurde die durchschnittliche Anzahl Stunden pro Woche sowohl durch
institutionalisierte, wie auch durch privat organisierte Betreuer/Innen thematisiert. Als
Kategorien wurden familienexterne private Betreuung, Tagesmütter,
Haushaltshilfen/Babysitter, Spielgruppen, Ganztageskindergarten, Kindergarten,
Schülerbetreuung und andere, weitere Kinderbetreuungslösungen gewählt.
Zusätzlich wurde auch das Ausmaß der Zeit erfragt, während der die Kinder
unbeaufsichtigt bleiben.
Nationalität: Ö vs. Migranten
Österreich
Migranten
0
5
7
9
5
6
12
14
10
21
21
24
19
25
20
30
30
40
Andere K'betreuung
Haushalthilfe
Tagesmutter
unbeaufsichtigt
Ext. priv. Betreuung
Spielgruppe
Kindergarten
Ganzt' kindergarten
Schülerbetreuung
Durchschnittlicher Betreuung h/Woche/Kind
Abb.40: Durchschnittlicher Betreuungsaufwand pro Familie.
Neben den öffentlich organisierten Kinderbetreuungsinstitutionen Schülerbetreuung,
Ganztageskindergarten und Kindergarten wird ein großer Betreuungsaufwand von
den Spielgruppen (inkl. Kinderbetreuungseinrichtungen) geleistet (9 resp. 14
Stunden pro Woche und Kind). Die privat organisierte Betreuung stellt mit
durchschnittlich 7 resp. 12 Stunden Betreuungsaufwand pro Woche und Kind eine
substantielle Ressource dar. Migrantenfamilien weisen eine tendenziell höhere
Beanspruchung familienexterner Betreuung auf.
Die Eltern wurden bezüglich der externen Kinderbetreuungssituation nach
Problemquellen befragt. Dabei beschrieben 17.3% der betroffenen Eltern, dass sie
sehr große bzw. große Schwierigkeiten mit der Abstimmung der Arbeitszeit und der
Betreuungsmöglichkeit haben. Als gering oder gar nicht belastet durch diese
mögliche Problemquelle erachten sich 82.7% der befragten Eltern.
Ein weiteres mögliches Problem für externe Betreuungsmöglichkeiten ergibt sich
durch einen zu langen Weg zwischen Arbeitsort, Kinderbetreuungsplatz und
Wohnort. Davon sind 7.1% der Eltern betroffen, während 92.9% diese Problemquelle
als gering oder nicht vorhanden beschreiben.
- 76 -

Die Eltern wurden nach ihrer Zufriedenheit mit ihrer derzeitigen
Kinderbetreuungssituation befragt. Die Auswertung zeigt folgende Ergebnisse: 52%
der befragten Eltern sind mit ihrer Kinderbetreuungssituation sehr zufrieden; 39.1%
geben an, eher zufrieden zu sein; und 7.2% bzw. 1.8% sind eher unzufrieden bzw.
sehr unzufrieden.
Abbildung 41 differenziert die Zufriedenheit mit der Kinderbetreuungssituation in
Bezug auf die verschiedenen Familienformen.
Zweielternfamilien (traditionell)
Pies show counts
Alleinerziehende Frauen
Konsensualpaare
"recomposed" Familien
Alleinerziehende Männer
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher unzufrieden
sehr unzufrieden
Abb.41: Zufriedenheit mit der derzeitigen Kinderbetreuungssituation nach Familientyp
In Abbildung 41 lässt sich erkennen, dass Konsensualpaare am häufigsten positive
Aussagen über ihre Zufriedenheit bezüglich der Betreuungssituation machen.
Hingegen sind alleinerziehende Mütter mit ihrer Kinderbetreuungssituation am
wenigsten zufrieden. Alleinerziehende Väter machen ausschließlich negative
Aussagen über ihre Zufriedenheit mit der Situation bezüglich der Kinderbetreuung,
jedoch ist dieses Resultat zu relativieren, da hier die Stichprobe zu klein ist.
Der verwendete Elternfragebogen erlaubt es zu analysieren, warum
Kinderbetreuungsangebote oft bzw. selten genutzt werden. Tabellen 12 und 13
stellen die Ergebnisse hierzu dar.
- 77 -

Tab.12: Gründe, warum Kinderbetreuungsangebote selten oder nie genutzt werden
Trifft
völlig zu
Trifft
eher zu
Trifft
eher
nicht zu
Trifft
überhaupt
nicht zu
Kein Bedürfnis 57.7% 17.4% 14.1% 10.8% 241
Fremdbetreuung ist zu 11.4% 16.9% 15.7% 55.9% 236
teuer
Kein Vertrauen in 6% 11.5% 23.8% 58.7% 235
Fremdbetreuung
Keinen Platz für Kind 3.4% 3.8% 9.7% 83.1% 237
gefunden
Private Lösung 52.9% 14.7% 9.2% 23.1% 238
N
Tab.13: Gründe, warum Kinderbetreuungsangebote manchmal oder häufig genutzt
werden
Trifft
völlig zu
Trifft
eher zu
Trifft
eher
nicht zu
Trifft
überhaupt
nicht zu
Auf
25% 17.9% 21.4% 35.7% 56
Kinderbetreuungsangebote
angewiesen
Angebote sind sinnvoll für 58.9% 33.9% 0% 7.1% 56
Kinder
Entlastung 37.5% 30.4% 14.3% 17.9% 56
N
Als Gründe, warum Kinderbetreuungsangebote selten oder nie genutzt werden,
werden am häufigsten „wir brauchen niemanden, der uns bei der Betreuung hilft“
oder „wir haben eine private Lösung gefunden“ angegeben. Gleichzeitig scheinen
sehr wenige Eltern Probleme bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihr Kind
gehabt zu haben.
Kinderbetreuungsangebote werden manchmal oder häufig genutzt, weil diese
Angebote hauptsächlich als sinnvoll für die Kinder erachtet werden.
Die Verteilung der Betreuungsinstitutionen auf die Bezirke scheint unausgewogen zu
sein. Tabelle 14 stellt hierzu Vergleiche dar.
- 78 -

Tab.14: Betreuungssituation in den einzelnen Bezirken
Bezirke
Anzahl
Betreuungsinstitutionen*
Prozentuale
Verteilung der
alleinerziehenden
Mütter
Durchschnittliche
Kinderanzahl pro
Familie
Markt 7 29.2% 1.85
Hatlerdorf 1 25% 2.01
Rohrbach 4 33.3% 2.02
Oberdorf 0 8.3% 1.91
Haselstauden 1 0% 1.74
Schoren 2 4.2% 2.18
*Unter Betreuungsinstitutionen sind Kleinkindergruppen, Schülertagesbetreuungen und
Ganztageskindergärten subsumiert.
Alleinerziehende Mütter sind speziell durch ihre Doppelbelastung in Familie und
Beruf auf eine gute externe Kinderbetreuung angewiesen. In Hatlerdorf leben 25%
der alleinerziehenden Frauen, wo jedoch nur eine Betreuungsinstitution ansässig ist.
Ein weiteres Kriterium ist die durchschnittliche Kinderanzahl pro Familie. Hier zeigt
sich, dass in Markt, wo es relativ weniger Kinder pro Familie gibt, die meisten
Betreuungsinstitutionen ihre Dienstleistungen anbieten.
- 79 -

5.7 Wohlbefinden
Neben objektiven Lebensbedingungen wurde in der vorliegenden
Untersuchung auch subjektives Wohlbefinden erhoben. Dabei interessieren
insbesondere Zusammenhänge zwischen Wohlbefinden und
Lebensbedingungen. Es zeigte sich, dass in erster Linie die Aufteilung von
Erwerbs- und Familienleben, die Wohn- und Wohnumfeldbedingungen, aber
auch die finanziellen Rahmenbedingungen und die Kinderbetreuungssituation
zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen.
5.7.1 Belastungen und Wohlbefinden der Dornbirner Familien
Die Elternbefragung erbrachte Ergebnisse zum allgemeinen Wohlbefinden.
Abbildung 42 stellt diese dar.
sehr unwohl
.7%
eher unwohl
5.1%
sehr wohl
44.6%
eher wohl
49.7%
Abb.42: Allgemeines Wohlbefinden der Dornbirner Familien
Die Resultate zeigen, dass sich über 93% der Befragten sehr oder eher wohl fühlen.
Die weitere Auswertung ergab statistisch bedeutsame Zusammenhänge zwischen
dem allgemeinen Wohlbefinden und anderen erhobenen Variablen. Es sind dies
unter anderen Wohlbefinden im Haus, in der Wohnung (r= .33; p< .01) sowie
Wohlbefinden im Wohnumfeld (r= .34; p< .01). Mit sinkender Zufriedenheit mit den
Wohnbedingungen ist somit auch verringertes allgemeines Wohlbefinden verbunden.
Statistisch signifikant sind weiter die Zusammenhänge mit der Zufriedenheit
bezüglich der finanziellen Situation (r= .28; p< .01), bezüglich der
Kinderbetreuungssituation (r= .26; p< .01) sowie bezüglich der persönlichen
Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit (r= .40; p< .01). Geringere Zufriedenheit
ist dabei assoziiert mit tieferem allgemeinem Wohlbefinden. Auch das Raum-Person-
Verhältnis lässt sich in einen bedeutsamen Zusammenhang mit dem allgemeinen
- 80 -

Wohlbefinden bringen: Familien, welche weniger Räume zur Verfügung haben,
geben häufiger allgemeines Unwohlsein an (r= .20; p< .05).
Zusätzlich zum allgemeinen Wohlbefinden wurden die Eltern zu spezifischen
Problempunkten befragt. Diese ließen sich in der Datenverarbeitung zu drei
thematisch unterschiedlichen Faktoren zusammenfassen.
Beim ersten Faktor handelt es sich um Probleme von und mit Familienmitgliedern.
Darunter löst eine angespannte Stimmung zwischen den Eltern und den Kindern am
häufigsten Stress aus. 16.7% der Familien berichten, öfters oder sehr oft davon
betroffen zu sein. Probleme bezüglich der Frage, wer im Haushalt welche Aufgaben
übernimmt, haben 15.3% der befragten Familien. Etwas seltener kommen Probleme
der Kinder (Verhaltensprobleme, Schulschwierigkeiten etc.) vor. 13.7% der Eltern
berichten, dass sie dadurch familiären Stress erleben. Von einer angespannten
Stimmung in der Partnerschaft berichten 8.3% der Befragten.
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
Percent
0
nie
selten
öfters
Percent
0
nie
selten
öfters
oft
Problem: Angespannte Stimmung zwischen Eltern und Kindern
Problem: wer macht welche Aufgaben
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
Percent
10
0
nie
selten
öfters
oft
Percent
10
0
nie
selten
öfters
oft
Problem: Probleme der Kinder (verhalten, Schulschwierigkeiten us
Problem: Angespannte Stimmung in der Partnerschaft
Abb.43: Ausprägungen auf Faktor 1
Für diesen Faktor konnten signifikante Zusammenhänge festgestellt werden. Sind
Familien durch Probleme von und mit ihren Mitgliedern belastet, so sind sie auch
unzufriedener mit der persönlichen Verteilung der Erwerbs- und Familienarbeit.
Zudem zeigt sich, dass sie auch signifikant unzufriedener sind mit der Situation
bezüglich der Kinderbetreuung. Das allgemeine Wohlbefinden in der derzeitigen
Situation wird schlechter beurteilt, wenn Belastungen von und mit
Familienmitgliedern erlebt werden (r= .16; p< .01).
- 81 -

Ein weiteres Ergebnis betrifft Probleme des oder mit dem sozialen Umfeld(es). Am
häufigsten scheinen Familien durch gesundheitliche Probleme einer nahestehenden
Person oder der Eltern selbst belastet zu sein. 20.3% der befragten Familien geben
an, öfters oder sehr oft davon betroffen zu sein. Probleme von nahestehenden
Personen werden von 15.4% der Familien als Stressfaktor bezeichnet. Weiter
gehören zu diesem Faktor Belastungen durch das Verhalten der Eltern bzw. der
Schwiegereltern. Davon scheinen 9.4% der Befragten betroffen zu sein.
50
70
40
60
50
30
40
20
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20
10
Percent
0
nie
selten
öfters
oft
Percent
10
0
nie
selten
öfters
oft
Problem: gesundh. Probleme von nahestehender Person
Problem: nahestehender Personen
70
60
50
40
30
20
Percent
10
0
nie
selten
öfters
oft
Problem: Verhalten der Eltern/Schwiegereltern
Abb.44: Ausprägungen auf Faktor 2
Mit den Ausprägungen auf dem Faktor „Probleme von/mit dem sozialen Umfeld“
korreliert das allgemeine Wohlbefinden. Auch hier sinkt das allgemeine Wohlbefinden
der derzeitigen Situation, wenn Belastungen, welche dieser Faktor umfasst, zutreffen
(r= .12; p< .05).
Der dritte Faktor umfasst Belastungen in Zusammenhang mit der Kinderbetreuung.
8.6% der Eltern geben an, öfters oder sehr oft Probleme bei der Realisierung einer
angemessenen Kinderbetreuung zu haben. Die gesundheitlichen Probleme eines
Kindes sind in 14.4% der Familien ein Stressfaktor.
Am häufigsten sind Eltern vom Mangel an Zeit zum Entspannen und Abschalten
betroffen. 43.6% der Befragten berichten, öfters oder sehr oft keine Zeit zum Erholen
zu haben.
- 82 -

70
50
60
40
50
40
30
30
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20
10
Percent
10
0
nie
selten
öfters
oft
Percent
0
nie
selten
öfters
oft
Problem: Kinderbetreuung
Problem: Gesundheitliche Probleme eines Kindes
40
30
20
10
Percent
0
nie
selten
öfters
oft
Problem: Mangel an Zeit für Entspannung/Erholung
Abb.45: Ausprägungen auf Faktor 3
Erwartungsgemäß korreliert dieser Faktor mit der Zufriedenheit bezüglich der
Kinderbetreuungssituation. Je stärker Familien durch die hier beschriebenen
Probleme belastet werden, desto unzufriedener beurteilen sie ihre
Kinderbetreuungssituation. Zudem empfinden sie die Probleme, dass die
Betreuungsmöglichkeiten nicht zu den Arbeitszeiten passen, sowie dass der Weg
zwischen der Arbeit, der Wohnung und dem Betreuungsplatz zu groß ist, als deutlich
schwerer. Auch die Zufriedenheit mit der persönlichen Verteilung der Erwerbs- und
Familienarbeit sinkt, wenn Stressfaktoren in Zusammenhang mit der
Kinderbetreuung auftreten. Als weitere Korrelationen wurden festgestellt, dass hohe
Belastungen in der Kinderbetreuung einhergehen mit einem ungünstigeren
Wohlbefinden im Haus/in der Wohnung, einem kleineren Wohlgefallen der
Wohnumgebung sowie einem geringeren allgemeinen Wohlbefinden (r= .29; p< .01)
Ein weiterer Bereich (welcher bei der Faktorenanalyse als unabhängige Größe
resultierte) betrifft die Unzufriedenheit mit der beruflichen Situation. In diesem
Bereich sind es 13.1% der befragten Eltern, welche angeben, öfters oder sehr oft
beruflich unzufrieden zu sein.
Die Angaben zu der beruflichen Unzufriedenheit wurden mit anderen Punkten
korreliert. Dabei zeigte sich ein Zusammenhang mit der Zufriedenheit bezüglich der
persönlichen Verteilung der Erwerbs- und Familientätigkeit. Berufliche
Unzufriedenheit geht somit mit der Unzufriedenheit in der Tätigkeitsverteilung einher.
Erwartungsgemäß wünschen sich die Befragten, wenn sie unzufrieden mit ihrer
Arbeitsstelle sind, weniger erwerbstätig zu sein. Zudem wird auch diese
Erwerbstätigkeit weniger gerne durchgeführt. Mit beruflicher Unzufriedenheit ist
- 83 -

schlussendlich auch schlechteres allgemeines Wohlbefinden assoziiert (r= .29; p<
.01)
Als letzter resultierte aus der Faktorenanalyse der Bereich, welcher Probleme
bezüglich Geldschwierigkeiten umfasst. Hier geben 23.7% der Familien an, öfters
oder sehr oft zu wenig Geld in der Familienkasse zu haben.
Bei finanziellen Schwierigkeiten wünschen sich statistisch signifikant mehr Befragte,
zu einem höheren Prozentsatz angestellt sein zu können. Kinderbetreuungs- und
Freizeitangebote werden seltener genutzt, weil sie zu teuer sind. Hoch korrelieren
finanzielle Schwierigkeiten mit den Angaben bezüglich dem Verzichten auf Ausgaben
aller Art.
5.7.2 Wohlbefinden der Kinder
Der Fragebogen für die Schüler/innen der vierten Pflichtschulklasse ermöglichte es,
allgemeines sowie bereichsspezifisches Wohlbefinden zu erfassen. Die Bereiche
umfassen Familie, Schule, Wohnung und Wohnumgebung.
91.9% der befragten Schülerinnen und Schüler geben an, sich sehr wohl in ihrer
Familie zu fühlen. Eher wohl sind 5.9%, und als eher oder sehr unwohl in ihrer
Familie bezeichnen sich 2.2%.
Wohlbefinden in der Familie korreliert mit dem Wohlbefinden in anderen Bereichen:
Wohlfühlen in der Wohnung (r= .23; p< .01), Wohlfühlen in der Wohnumgebung (r=
.12; p< .05) und Wohlfühlen in der Schule (r= .36; p< .01). Kinder, welche sich in
ihrer Familie wohl fühlen, geben häufiger an, dass sie fröhlich gestimmt sind (r= .19;
p< .01) und dass sie sich selten einsam fühlen (r= .16; p< .01).
Die Frage zum Wohlbefinden in der Wohnung wird von den Schüler/innen wie folgt
beantwortet: 89.3% geben an, sich sehr wohl in ihrer Wohnung zu fühlen. 7.3%
bezeichnen ihr Befinden in ihrer Wohnung als eher wohl, 3.4% als eher oder sehr
unwohl.
Zum Wohlbefinden in der Wohnumgebung lassen sich folgende Resultate feststellen:
71.5% der befragten Schüler/innen fühlen sich sehr wohl in ihrer Wohnumgebung.
Eher wohl fühlen sich 23%, und als eher oder sehr unwohl in ihrer Wohnumgebung
bezeichnen sich 5.5% der Schüler/innen.
Das Wohlbefinden in der Wohnumgebung hängt statistisch bedeutsam mit Punkten
zusammen, welche Treffpunkte für die Schüler/innen zum Inhalt haben. So ist das
Wohlbefinden in der Wohnumgebung höher, wenn sich dort viele Treffpunkte für die
Kinder befinden (r= .11; p< .05). Auch gefallen diese Treffpunkte besser (r= .30; p<
.01).
Der vierte erhobene wohlbefindensrelevante Bereich ist die Schule. Hier geben
74.5% der befragten Schüler/innen an, dass sie sich in der Schule sehr wohl fühlen.
20.4% bezeichnen ihr Befinden in der Schule als eher wohl, während 5.1% der
Schüler/innen sich eher oder sehr unwohl fühlen.
Zusätzlich zu bereichsspezifischem Wohlbefinden wurden die Schüler/innen befragt,
wie oft sie fröhlich, traurig und einsam seien.
- 84 -

69.4% der befragten Schulkinder geben von sich an, dass sie oft fröhlich sind.
Manchmal fröhlich sind 28.1% der Schüler/innen. Als oft oder manchmal traurig
hingegen bezeichnen sich 42.8%, und 26.7% geben an, oft oder manchmal einsam
zu sein. Abbildung 46 stellt die Resultate hierzu dar.
80
60
50
60
40
40
30
20
20
Percent
0
oft
manchmal
selten
nie
Percent
10
0
nie
selten
manchmal
oft
Wie oft fröhlich
Wie oft traurig
50
40
30
20
10
Percent
0
nie
selten
manchmal
oft
Wie oft einsam fühlen
Abb.46: Allgemeines Wohlbefinden der Schüler/innen
Fröhlichkeit lässt sich in einen statistisch bedeutsamen Zusammenhang mit dem
Wohlbefinden in der Familie (r= .35; p< .01), in der Wohnung (r= 25; p< .01) und in
der Schule (r= 24; p< .01) bringen. Zusätzlich beschreiben sich diejenigen
Schüler/innen als fröhlicher, bei welchen mehr Mitschüler und Freunde in der Nähe
wohnen (r= 18; p< .01).
Gefühle der Einsamkeit hängen zusammen mit dem Unwohlsein in der Familie (r=
.26; p< .01), in der Wohnung (r= .253; p< .01) und in der Wohnumgebung (r= .22; p<
.01). Auch berichten Kinder, welche sich als einsam beschreiben, dass nicht viele
Mitschüler/innen und Freunde in ihrer Nähe wohnen (r= .14; p< .05) und dass es
wenige Orte in ihrer Umgebung gibt, wo sie sich mit ihnen treffen können (r= .16; p<
.05).
- 85 -

6 Vergleich der Idealkriterien mit dem Ist – Zustand
Anhand der Idealkriterien, die in Zusammenarbeit mit dem Beirat festgelegt wurden,
und der Resultate aus der Untersuchung kann ein Vergleich zwischen Ist- und
Sollzustand gezogen werden. Dabei können nicht alle Idealkriterien berücksichtigt
werden, da einige außerhalb des Untersuchungsspektrums liegen.
Im Folgenden sollen die Idealkriterien mit einer kurzen Zusammenfassung der
einschlägigsten Resultaten kontrastiert werden. Entsprechend werden dazu
Maßnahmen vorgeschlagen, die eine Annäherung des Ist- Zustands an die
Idealkriterien bewirken sollen. Diese Maßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit der
ortsansässigen Arbeitsgruppe und dem Beirat unter Zuzug lokaler Experten
erarbeitet.
Im Hinblick auf die Umsetzung solcher Maßnahmen wurden diese bezüglich des
Zeithorizonts ihrer Realisierung und bezüglich ihrer Priorität bewertet (kurzfristig = mit
Realisierung innerhalb des nächsten Halbjahres beginnen; mittelfristig = mit
Realisierung innerhalb der nächsten 2 Jahre beginnen; langfristig = Realisierung
benötigt mehr als 2 Jahre).
6.1 Wohn- und Wohnumfeldbedingungen
WOHNEN
Idealkriterium
1. Es gibt genügend Wohneinheiten
a) mit guter Erreichbarkeit für Familien mit Kleinkindern, Behinderten
und Senioren (im Erdgeschoß und/oder 1. Obergeschoß)
Ist - Zustand
Aus den Resultaten wird ersichtlich, dass viele Familien mit Kleinkindern nicht im
Erdgeschoß, sondern in höher gelegenen Stockwerken wohnen. Mit steigendem
Alter des jüngsten Kindes entsteht eine gewisse Verlagerung der Familien ins
Erdgeschoß, v.a. bei Kindern zwischen 3 und 8 Jahren. Trotzdem schwankt der
maximale Anteil dieser Familien bei um die 30%; ein Anteil, der um die 40% Marke
schwankt, wohnt über alle Altersgruppen hinweg im 2. Stock oder höher.
Unter diesen Voraussetzungen fällt der Umstand negativ ins Gewicht, dass nur
gerade in 31.7% der Wohngebäude, die aus mehr als 2 Stockwerken bestehen, ein
Lift zur Verfügung steht. Bei Mehrfamilienhäusern liegt dieser Anteil sogar bei
lediglich 21.5%. Weiter gibt eine Mehrheit der Familien von 58.4% an, dass ihr
Wohngebäude nicht rollstuhl- bzw. kinderwagengerecht ist.
- 86 -

Maßnahme
Erwirken bzw. Anregen einer Gesetzesänderung – Lift
bei Wohnanlagen ab 3. Stockwerk statt bisher 4.
Stockwerk
Bevorzugung von Familien mit Kleinkindern,
Behinderten und Senioren bei der Zuteilung von
Wohnungen für Erdgeschoss bzw. 1. Obergeschoss
Prüfung von Bauvorhaben auf Familienfreundlichkeit
und Barrierefreiheit (hinsichtlich Familien, alten und
behinderten Menschen)
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
KF 1
KF 1
b) zu erschwinglichen Preisen
d.h. die Aufwendungen für Wohnraum inkl. BK sollten 1/3 des
Nettoeinkommens - ohne 13.+14. Gehalt - nicht überschreiten
Ist - Zustand
In der Übersicht über die verschiedenen Familienformen werden erhebliche
Unterschiede bezüglich des Wohnkostenanteils am Gesamteinkommen ersichtlich.
Am deutlichsten liegen alleinerziehende Mütter über dem postulierten Idealkriterium.
Der Median liegt bei rund 60% Wohnkostenanteil am Gesamteinkommen.
Konsensualpaare liegen deutlich am tiefsten. Traditionelle Zweielternfamilien und
Patchworkfamilien liegen um die 30%-Marke. Bei der Betrachtung der Mediankurve
muss berücksichtigt werden, dass 50% der Familien über den abgebildeten Werten
liegen. Somit ergibt sich für beinahe alle Familien (ausgenommen der
Konsensualpaare) die Situation, dass ein erheblicher Anteil über dem Idealkriterium
liegt (bei Standardabweichungen um 20%). Die prekärste Lage zeichnet sich für die
alleinerziehenden Mütter ab.
- 87 -

Maßnahme
Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung hinsichtlich
Ansparung für Finanzierungsbeiträge, damit diese
Hürde bei Schaffung von Wohnraum leichter
überwunden wird
Bei Bundesgesetzgeber anregen, dass der
Alleinverdienerabsetzbetrag
auf
Beschäftigungsverhältnis bis 100 % Beschäftigung
abgeändert wird (arbeiten z.B. beide Elternteile 50 %,
erhalten sie derzeit keinen
Alleinverdienerabsetzbetrag)
Prüfung von „Eigenmittel-
Ersatzdarlehensbestimmungen“ und daraus evt.
Maßnahme ableiten
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
LF 2
MF 2
MF 1
c) mit entsprechender Nutzfläche
1 Raum pro Person bzw. genügend Rückzugsmöglichkeit für jedes
Familienmitglied
Ist - Zustand
Der Wohnraum bzw. die Anzahl Räume, die den Familien zur Verfügung steht, hängt
mit dem allgemeinen Wohlbefinden der Familien zusammen. Es kann daher als
wichtig erachtet werden, dass den Familien ausreichend Wohnraum zur Verfügung
steht.
Hier bestehen v.a. zwischen österreichischen Familien und Migrantenfamilien
erhebliche Unterschiede. Eine Mehrheit der Migrantenfamilien, nämlich ca. 60%
verfügt über weniger als einen Raum pro Person. Weiter muss beachtet werden,
dass auch bei den österreichischen Familien ein nicht zu vernachlässigender Anteil
von rund einem Fünftel über weniger als ein Zimmer pro Person verfügt. Die
Familienformen der alleinerziehenden Frauen und der Konsensualpaare sind
insgesamt leicht besser gestellt, wie auch eine Tendenz zu erkennen ist, dass mit
steigendem Alter des jüngsten Kindes mehr Raum zu Verfügung steht (allerdings
auch beansprucht wird).
In der subjektiven Einschätzung gaben mehr als 18% der Familien an, dass ihre
Wohnung nicht groß genug sei.
- 88 -

Maßnahme
Wohnungsbörse für Wohnungssuchende schaffen
via Internet in Zusammenarbeit mit Maklern und
Betriebswohnungsanbietern
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
KF 1
Wohnungstausch initiieren KF 1
Bedarfsgerechte Befristung von Mietverträgen für
gemeinnützige Wohnungen MF 1
Prüfung von Bauvorhaben
(familienwachstumsbezogen)
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
KF 2
Idealkriterium
2. Die Wohneinheiten bieten eine gute Infrastruktur
a) bezüglich sanitärer Einrichtungen (zeitgemäß)
b) bezüglich Zugänglichkeit und Abstellmöglichkeiten (Kinderwagen,
Rollstühle etc.)
c) bezüglich baulicher Kriterien (Schallschutz usw.)
d) bezüglich Kommunikationsmöglichkeiten
Ist - Zustand
In sämtlichen Wohnungen der befragten Familien sind Küche und Badezimmer
vorhanden. Immerhin rund 14% der Familien verfügen indessen nicht über einen
Zugang zu einer Waschmaschine. Nur für rund 80% der befragten Familien wird die
Grösse der Küche als ausreichend bezeichnet. Betreffend weiterer infrastruktureller
Bedingungen ergab sich aus der Befragung, dass mit rund 95% der Grossteil der
Familien Zugang zu einem Balkon oder einer Terrasse haben und ebenso besitzen
rund 86% Zugang zu einem Garten.
- 89 -

Maßnahme
Prüfung von Bauvorhaben auf Familienfreundlichkeit
und Barrierefreiheit (hinsichtlich Familien, alten und
behinderten Menschen)
Erhebung bei der Vogewosi bezüglich gemeinsamer
Waschräume bzw. Waschmaschinen
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
KF 1
KF 1
Idealkriterium
3. Wohngebäude sind ansprechend gestaltet. Die Bewohner sind zufrieden
mit dem Zustand ihres Hauses resp. ihrer Wohnung
Ist - Zustand
Rund 62% der Familien sind sehr- weitere knapp 31% eher zufrieden mit dem
Zustand ihres Hauses bzw. der Wohnung. Bei Bewohnern von
Zweifamilien/Reihenhäusern können die größten Zufriedenheitsraten festgestellt
werden, gefolgt von Bewohnern von Einfamilienhäusern. Die Bewohner von
Büro/Gewerbegebäuden zeigen die niedrigsten Zufriedenheitsraten.
Maßnahme
Überprüfung der gesetzl. Grundlagen und
gegebenenfalls Anregung an den Gesetzgeber
hinsichtlich gesundheits- und
kommunikationsfördernder Architektur.
Möglichkeit der Beteiligung an der Mitgestaltung von
Wohnraum und Wohnumgebung (z.B. Farb-, Garten-,
Weggestaltung...) insbesondere bei Sanierungen
Beschilderung größerer Wohnanlagen als
Orientierungs- und Identifikationshilfe
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
LF 2
MF 2
KF 2
- 90 -

Idealkriterium
4. Es besteht eine der Bevölkerungszusammensetzung möglichst
entsprechende Durchmischung der Bevölkerung in den Wohneinheiten
nach soziokulturellen Gesichtspunkten (ethnisch und sozial)
Ist - Zustand
Die Daten lassen indirekt Schlüsse zu diesem Punkt zu. Rund 51% der befragten
Familien geben an, dass in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld Bürger anderer
Nationen leben. Auch hier bestehen Unterschiede bezüglich der Wohnbezirke.
Während im Bezirk Markt rund 64% und im Bezirk Haselstauden rund 59% diese
Frage bejahen, tun dies im Bezirk Hatlerdorf noch rund 54%. Im Bezirk Schoren wird
diese Frage lediglich von rund 35% der Familien bejaht.
Maßnahme
Vergabe von Wohnungen nach dem
Bevölkerungsdurchschnitt möglichst hinsichtlich
Herkunft, Bildung und sozialen Gesichtspunkten
(soziokulturell)
Unterstützung
integrationsfördernder
Veranstaltungen in Wohnquartieren durch Bewohner,
Vereine und Initiativen
– siehe auch Maßnahmen Interkulturelles Leitbild:
Begegnungsstrassen / Mediationskonzept
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
KF/MF 1
MF 1
WOHNUMFELD
Idealkriterium
1. Das Wohnumfeld bietet eine genügend große Auswahl an Spiel-,
Aufenthalts- und Treffmöglichkeiten für verschiedene Altersstufen in gut
erreichbarer Nähe
Ist - Zustand
Ca. 80% der Eltern geben an, dass ihre Kinder unmittelbar bei der Wohnung/beim
Haus spielen können. Weitere ca. 10% geben an, dass dies im Umfeld von bis zu 5
Gehminuten möglich ist. Bezüglich der Auswahl an Spielmöglichkeiten für die Kinder
zeichnet sich ein anderes Bild. Nur rund 36% der Eltern schätzen diese als sehr groß
ein. Immerhin weitere rund 32% geben an, dass die Auswahl an Spielmöglichkeiten
eher groß sei. Mehr als 30% wiederum sehen diese als eher bis sehr klein an. Im
Allgemeinen besteht eine recht gute Beobachtbarkeit der Spielorte (dies wurde einzig
bei den Eltern von Vorschulkindern erfragt). Meist sind die Spielorte zumindest
teilweise beobachtbar. In den Bezirken Markt und Oberdorf ist dies nur eingeschränkt
- 91 -

der Fall. Hier wird in bis zu einem Drittel der Fälle angegeben, dass die Spielorte gar
nicht von der Wohnung aus beobachtbar sind.
Aus der Sicht der Kinderbetreuungspersonen wird die Auswahl an Spielmöglichkeiten
im Bezirk Oberdorf gut beurteilt, auch die Bezirke Schoren, Hatlerdorf und Rohrbach
werden bezüglich der Auswahl an Spielmöglichkeiten überwiegend gut bewertet
während Markt weniger gut und der Bezirk Haselstauden überwiegend schlecht
beurteilt wird.
Mehr als 90% der SchülerInnen geben an, dass ihnen die vorhandenen Treffpunkte
ziemlich bis sehr gut gefallen. Bei der Art der Teffpunkte zeigen sich Unterschiede
nach Bezirken. Hier hebt sich der Bezirk Schoren von den anderen durch eine
größere Varietät ab. Trotz diesen Befunden ist der Wunsch nach mehr Treffpunkten
bei ca. 58% der SchülerInnen vorhanden.
Vor allem in der Schülerbefragung zeigte sich, dass das Wohlbefinden in der
Wohnumgebung der Kinder mit dem Vorhandensein von ausreichend
altersadäquaten Treffpunkten einhergeht. Die Wichtigkeit sozialer
Interaktionsmöglichkeiten für die Schüler wird auch dadurch unterstrichen, dass sich
diejenigen Schüler als fröhlicher bezeichnen, bei welchen mehr Mitschüler und
Freunde in ihrer Nähe wohnen.
Maßnahme
Überprüfung bzw. Ausstattung der Spielplätze mit
altersadäquaten Spielmöglichkeiten/Erhöhung des
Aktionspotentials (mit möglich viel Kreativmaterial),
naturnahe Ausstattung, Entsterilisierung
Bewusstsein schaffen für Kinder, Jugend und
Familien generell durch PR, Fördermaßnahmen und
entsprechende Angebote
Sport- und Spielplätzen bei Kindergärten und Schulen
für die Allgemeinheit öffnen
Anregung zur Einrichtung von weiteren Wohn- und
Spielstraßen
Berücksichtigung der Aufwertung kleinerer Freiräume
in Bezug auf die Bedürfnisse verschiedener
Altersgruppen (z.B. durch Installation/Ausstattung mit
spielfördernden Anreizen, z.B.
Basketballkörben...u.s.w.) in der Stadtplanung
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
MF 1
KF 1
LF 1
MF 1
- 92 -

Idealkriterium
2. SpielkameradInnen und Spielplätze im Wohngebiet können gefahrlos und
einfach erreicht werden. Es bestehen keine besonderen Gefahrenquellen
für Kinder im Wohngebiet
Ist - Zustand
Der Verkehr wird allgemein als häufigste Gefahrenquelle angesehen. Ca. die Hälfte
aller Kinderbetreuungspersonen schätzen das Umfeld ihrer Institutionen als sehr
oder eher gefährlich für die Kinder ein, was als hoher Anteil angesehen werden kann.
Auf den Spielplätzen wurde die Sicherheit im Allgemeinen als relativ gut beurteilt.
Maßnahme
Gefahrenquellen für Kinder in Wohngebieten erfassen
und möglichst eliminieren – Weiterleitung an AG
Verkehr!
Behinderten- und Kinderwagengerechte
Fußgängerwege (Gehsteige und Straßenquerungen)
sowie barrierefreie Gebäudegestaltung
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
MF 1
Weitere Realisierung der „Stadt der kurzen Wege“ MF 1
Verkehrsberuhigende Maßnahmen (Hindernisse,
Tempo-30–Zonen, wo möglich) in Wohngebieten
MF 1
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Idealkriterium
3. Familien fühlen sich im Wohngebiet nicht eingeengt
Ist - Zustand
Dieses Kriterium kann nicht konkret, sondern nur bezüglich des subjektiven
Wohlbefindens im Wohnumfeld beschrieben werden. Ca. 91% fühlen sich eher oder
sehr wohl in ihrem Wohnumfeld. Obwohl dies eine große Mehrheit der Familien ist,
sind die 9%, die sich eher oder sehr unwohl fühlen nicht zu unterschätzen. Vor allem
in den Bezirken Oberdorf, Schoren und Markt gibt es mehr Familien, die sich in ihrem
Wohnumfeld unwohl fühlen.
- 93 -

Maßnahme
Förderung der Begrünung bei baulichen
Veränderungen
Prüfung von Bauvorhaben auf Familienfreundlichkeit
und Barrierefreiheit (hinsichtlich Familien, alten und
behinderten Menschen)
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 2
KF 1
Idealkriterium
4. Es besteht wechselseitige Zufriedenheit mit den BewohnerInnen des
Wohnumfeldes (Nachbarschaft)
Ist - Zustand
Bezüglich der Zufriedenheit mit der Nachbarschaft gaben rund 92% der Familien an,
eher gute oder sehr gute nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen. Hier zeigt sich
ein großer Zusammenhang mit dem Wohlbefinden im Wohnumfeld. Auch
beschreiben lediglich rund 3% der Personen ihre Beziehung zu ausländischen
Nachbarn als störend. Hier fällt auf, dass ein großer Anteil der Personen, die
ausländische Familien in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld haben, keine
Beziehungen zu Nachbarn ausländischer Nationalität pflegen (rund 33%).
Maßnahme
Bewusstsein schaffen für Kinder-, Jugend und
Familien generell durch PR-, Fördermaßnahmen und
entsprechende Angebote
Unterstützung
integrationsfördernder
Veranstaltungen in Wohnquatieren durch Bewohner,
Vereine und Initiativen
- siehe auch Maßnahmen Interkulturelles Leitbild:
Begegnungsstraßen und Mediationskonzept
Überprüfung des Vorhandenseins von Treff- und
Aufenthaltsmöglichkeiten
bei
Mehrfamilienbauvorhaben
Zeithorizont
KF= kurzfristig
MF= mittelfristig
LF= langfristig
Priorität
1= 1. Priorität
2= 2. Priorität
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
MF 1
MF 2
- 94 -

Idealkriterium
5. Es bestehen genügend akzeptierte Orte im Wohngebiet, die zum Verweilen
und Treffen einladen
Ist - Zustand
Nur 78% geben an, Treffpunkte im Wohnumfeld zu besitzen. Rund 21% der
befragten Familien geben an, dass sie sich mehr Treffpunkte in ihrem Wohnumfeld
wünschen würden. Dies besonders häufig im Bezirk Haselstauden, während im
Bezirk Schoren dieses Bedürfnis weniger häufig geäußert wird. Als vorhandene
Treffpunkte werden am häufigsten religiöse Treffpunkte, Spiel- und Sportplätze sowie
kommerzielle Einrichtungen wie der Einkaufsbereich, Restaurants und Kaffeehäuser
genannt. Öffentliche Plätze, Parks und Bereiche in der Wohnanlage werden kaum
genannt.
70% der Schüler sind mit den vorhandenen Treffpunkten zufrieden. Vor allem im
Bezirk Schoren herrscht von Seiten der Schüler eine große Zufriedenheit.
Maßnahme
Förderung der Bildung von (dezentralisierten)
Familientreffpunkten Stadtgebieten
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
LF 1
Idealkriterium
6. Im Wohnumfeld bestehen angenehme ökologische Bedingungen
(Luftqualität/Lärm)
Ist - Zustand
Zu diesem Punkt kann nur beschränkt Stellung bezogen werden. Einzig im Rahmen
der Spielplatzanalyse wurde dieser Punkt thematisiert. Die Informationen weisen
darauf hin, dass in diesem Bereich 12% der Spielplätze unbefriedigend sind.
Maßnahme
Die Ergebnisse der Luftqualitätsüberwachungen
könnten öfters veröffentlicht werden, evt. Lärmpegel
bzw. Luftemmissionsmessanlagen mit visueller
Sichtbarkeit
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 2
- 95 -

7. Spielplätze: Gesamtbeurteilung und Empfehlungen
Wie wir feststellen konnten, befinden sich die meisten Spielplätze an einer
verkehrsberuhigten Straße. Gefahren, welche vom Verkehr herrühren, sind für diese
Spielplätze herabgesetzt. Somit besteht an dieser Stelle kein primärer
Handlungsbedarf. Jedoch grenzen 50% der Spielplätze an keine
Überquerungsmöglichkeit der Straße. Will man die Aktionsraumqualität der Kinder
günstig gestalten, sollten die einzelnen Spielorte für Kinder gefahrlos und erreichbar
miteinander verbunden sein.
Bei vielen Spielplätzen sind Abschrankungen gegen außen zumindest teilweise
vorhanden. Sicherheitsvorkehrungen bei den Eingängen der Spielplätze sind nicht
sehr häufig anzutreffen. Nur gerade drei Spielplätze bieten ihren Besuchern diesen
Schutz.
Als fraglich wurden die Abschrankungen und Sicherheitsvorkehrungen bei den
Eingängen auf dem Spielplatz „Watzenegg“ beurteilt. Hier wären Interventionen
angebracht, die eine klare Eindämmung des Gefahrenpotentials für die spielenden
Kinder sicherstellen. Gefahrenquellen, welche durch das Spielen mit den Geräten
entstehen, sind zusätzlich zu beachten. Hier ist es wichtig, dass
Sicherheitsvorkehrungen gewährleistet und die Spielgeräte instand gehalten werden.
Topografische Elemente wie Hänge, Hügel oder Höhlen beeinflussen die auf dem
jeweiligen Spielplatz möglichen Spielvariationen. Neun Spielplätze in Dornbirn
weisen gar keine topografischen Elemente auf. Das Fehlen dieser Elemente
beeinträchtigt den Abwechslungsreichtum nachhaltig. Aus diesem Grund würde sich
hier eine Interventionsmöglichkeit bieten.
Bezüglich der Infrastruktur ist darauf zu achten, dass sie die Bedürfnisse der
Besucher deckt und zum Verweilen einlädt. Tische, Bänke und womöglich gedeckte
Aufenthaltsorte sind vorteilhaft, da so Sitzgelegenheiten für Eltern geboten werden.
Für die funktionalen Bereiche gilt, dass sich das Spiel um so abwechslungsreicher
gestalten kann, je vielfältiger das Angebot hierin ist. Bei der Spielplatzanalyse ist
aufgefallen, dass es nur auf einem Spielplatz einen Bau- und Kreativbereich gibt. Ein
Bau- und Kreativbereich würde es den Kindern erlauben, ihrer Phantasie Ausdruck
zu verschaffen und eigenes Herstellen und Gestalten zu erleben. Für die Dornbirner
Spielplätze wären hier Interventionen angebracht.
Wie auch bei den Spielbereichen ist bei den Spielgeräten Abwechslungsreichtum
gefragt. In Dornbirn lassen sich Spielplätze mit nur zwei Geräten finden, es sind aber
auch Spielplätze mit bis zu 17 verschiedenen Geräten vorhanden.
Was jedoch kaum auf den Spielplätzen zu finden ist, sind bereitgestellte portable
Materialien, mit welchen die Kinder kreativ gestalten, herstellen und bauen können.
Diese Materialien können Äste, Holzstücke, Seile, Steine oder ähnliches sein und
bieten die Möglichkeit, einen Bau- und Kreativbereich einzurichten. Bau- und
Kreativbereiche sowie das dafür bereitgestellte Material fördern die Naturnähe eines
Spielplatzes. Besonders stadtzentrale und in dicht besiedelten Wohngebieten
liegende Spielplätze gewinnen an Wert, wenn sie naturnah gestaltet sind. In
Ballungsgebieten wohnende Kinder haben häufig nicht das Privileg, Wälder, Bäche
oder Wiesen zu ihrem Aktionsraum zählen zu dürfen. Um so wichtiger ist es, für
- 96 -

diese Kinder für sie erreichbare Spielplätze zu gestalten, welche die entbehrten
Spielmöglichkeiten in der Natur kompensieren.
Tab.16: Interventionsbedarf im Überblick
Bau- und Sauberkeit Sicherheit Abwechslungs- Naturnähe
Kreativbereich
reichtum
Stadtbücherei • • •
Sandgasse
•
Edlach
•
Rathauspark • • •
Sala • • • • •
Vordere Achmühle •
Achauen
•
Kehlegg
•
Schrebergärten In
Fängen
• • •
Gaskessel-
Kunsteisbahn
•
Hatlerstrasse
•
Staufenblick
•
Verrückte Welt
Mitteldorfgasse • •
Weißachergasse • • •
Watzenegg • • •
Am Wall • • •
- 97 -

6.2 Ökonomische Situation der Familien
Idealkriterium
1. Die Einkommenssituation der Familien ermöglicht neben dem
Lebensunterhalt auch eine Teilnahme am kulturellen und gesellschaftlichen
Leben
Ist - Zustand
Zu diesem Kriterium liefern die Angaben über finanziell bedingten Verzicht im Alltag
Hinweise. Relativ viele Familien müssen auf Sparen, Urlaub und Aufwendungen für
die Eltern verzichten. Vor allem sind hier wiederum alleinerziehende Mütter am
stärksten betroffen.
Maßnahme
Hilfestellung beim Haushaltsmanagement
(einfaches Computerprogramm oder Flyer mit
Kassaregister-Vordrucken)
Anregung an den Bund, Pensionsabsicherung für
Familienarbeit einzuführen
Hilfestellung bei der Erstellung des Jahresausgleiches
durch externe Partner – z.B. Steuerberater
(Absetzung von Hilfsmitteln, Arztrechnungen usw.)
Bei Bundesgesetzgeber anregen, dass der
Alleinverdienerabsetzbetrag
auf
Beschäftigungsverhältnis bis 100 % Beschäftigung
abgeändert wird (arbeiten z.B. beide Elternteile 50 %,
erhalten sie derzeit keinen
Alleinverdienerabsetzbetrag) .
Die Aktion „Familienfreundliche Gaststätten“
wiederbeleben.
Ausweitung der Ermäßigung bei
Kulturveranstaltungen auf Eltern ab 3 Kindern mit
Familienpass
Schüler-Start-Paket: Gutscheinheft zum Schuleintritt ,
in Kooperation mit der Wirtschaft.
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
MF 1
MF 2
MF 2
KF 1
KF 1
MF 1
- 98 -

Idealkriterium
2. Die Familien bewerten ihre finanzielle Situation als positiv
Ist - Zustand
25% der Familien geben an, dass sie mit der finanziellen Situation unzufrieden seien.
Dies kann als substantieller Anteil angesehen werden. Vor allem alleinerziehende
Mütter sind vermehrt mit der finanziellen Situation unzufrieden.
Idealkriterium
3. Die Familien sind über Möglichkeiten finanzieller Unterstützungsleistungen
gut informiert
Ist - Zustand
Rund ein Viertel der Familien profitiert von finanziellen Unterstützungsleistungen. Am
meisten profitieren alleinerziehende Mütter, von denen nur rund 12% keine
finanziellen Unterstützungsleistungen beziehen. Österreichische Familien
unterscheiden sich bezüglich des Erhalts finanzieller Unterstützungsleistungen nicht
von den Migrantenfamilien.
Maßnahme
Verbesserung der Informationen an Familien bez.
Förderungen und Ermässigungen (Bund / Land /
Stadt).
Information über städt.
Familienermäßigungsangebote
Vereinfachung und Unterstützung der administrativen
Abläufe (kann durch die Schaffung einer Servicestelle
gewährleistet werden).
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
KF 1
KF 2
KF/MF 1
Idealkriterium
4. Die Familien sind mit den finanziellen Unterstützungen zufrieden
Ist - Zustand
Rund 25% der Familien zeigen sich unzufrieden mit den finanziellen
Unterstützungsleistungen. Die Zufriedenheit mit den finanziellen
Unterstützungsleistungen hängt nur sehr schwach mit der Höhe der erhaltenen
Leistungen zusammen. Insgesamt zeigen Konsensualpaare die höchste
Zufriedenheit bezüglich der finanziellen Unterstützungsleistungen. Am meisten
polarisiert diese Frage bei den alleinerziehenden Müttern: diese zeigen sowohl bei
- 99 -

der Antwort „sehr zufrieden“ als auch bei der Antwort „sehr unzufrieden“ die höchsten
Anteile.
Rund 12% der Familien geben an, weitere finanzielle Unterstützungsleistungen nötig
zu haben.
Maßnahme
Prüfung einer Erweiterung der Ermäßigung im
Bereich Wasser/Kanal/Mull (z.B. ab dem 3. Kind)
Ausweitung der Ermäßigung bei
Kulturveranstaltungen auf Eltern ab 3 Kindern mit
Familienpass.
Schüler-Start-Paket: Gutscheinheft zum Schuleintritt
in Kooperation mit der Wirtschaft.
Anregung an Bund weiterleiten: Wunsch nach
steuerlicher Absetzbarkeit für
Kinderbetreuungskosten
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
KF/MF 1
KF 1
MF 1
MF 2
6.3 Familienunterstützende Angebote und Vereinbarkeit
von Familien- und Erwerbsleben
Idealkriterium
1. Die Familie als Grundlage unserer Gesellschaft soll in Ihren verschiedenen
Phasen bestmöglich gefördert werden
Maßnahme
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
Bewusstseinsbildende Maßnahmen im Sinne der
Wertschätzung von Familien
KF 1
Attraktivität des Familienlebens unterstützen MF 1
Angebote in der Vorfamilien-/Familien- und
Nachfamilienphase durch externe Partner anregen
und unterstützen
MF 2
Anregung an den Bund, Pensionsabsicherung für
Familienarbeit einzuführen
Elternbriefe, Elternbildung, Elternschulung als
Unterstützung der Kindererziehung vermehrt
anbieten (mit Partnern)
Zeithorizont
KF= kurzfristig
MF= mittelfristig
LF= langfristig
Priorität
1= 1. Priorität
2= 2. Priorität
MF 1
KF 1
- 100 -

Idealkriterium
2. Um die Vereinbarkeit zwischen Familien- und Erwerbsleben zu erleichtern,
soll sowohl die Kindererziehung- und betreuung in den Familien als auch
außer den jeweiligen Erfordernissen entsprechend unterstützt werden.
a) Zur Erleichterung und Unterstützung der Kindererziehung und –
betreuung in den Familien sind optimale Rahmenbedingungen
vorhanden und bekannt.
Ist - Zustand
Eine gute Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit bzw. eine
zufriedenstellende Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit ist wichtig für ein gut
funktionierendes Zusammenleben in der Familie. Je unzufriedener die Mitglieder mit
der Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit sind, desto eher werden sie durch
Probleme von bzw. mit Familienmitgliedern belastet. Diese Belastung schlägt sich im
allgemeinen Wohlbefinden der Familie nieder.
9% der befragten Eltern sind mit ihrer derzeitigen Kinderbetreuungssituation eher
oder sehr unzufrieden. Dabei sind es vor allem Alleinerziehende, welche ihre
Situation bezüglich der Kinderbetreuung als ungünstig einstufen.
Neben privaten Betreuungsformen stehen den Eltern eine Reihe von öffentlich
organisierten Betreuungsinstitutionen zur Verfügung. Diese werden je nach Alter der
Kinder unterschiedlich genutzt. Die Qualifikation der Mitarbeiter dieser institutionellen
Betreuungsmöglichkeiten ist gegeben.
Über die Bezirke hinweg sind einzelne Typen von Betreuungsangeboten ungleich
verteilt (Konzentration auf Markt, Rohrbach).
Rund 17% der Eltern beschreiben ihre Kinderbetreuungssituation als unflexibel, da
sie große Schwierigkeiten bei der Abstimmung der Arbeitszeit und der
Betreuungsmöglichkeit haben.
Maßnahme
Angebotserweiterungen für die Kinderbetreuung zu
Hause, Ausbau des Babysitterdienstes (nicht nur
stundenweise, sondern z.B. auch halbtags, Über-
Nacht-Angebote, Notfallservice) initiieren
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
KF 2
Ausweitung des Modells „Familienhelferinnen“ MF 1
Anregung an Bund weiterleiten: Wunsch nach
steuerlicher Absetzbarkeit für MF 2
Kinderbetreuungskosten
Zeithorizont
KF= kurzfristig
MF= mittelfristig
LF= langfristig
Priorität
1= 1. Priorität
2= 2. Priorität
- 101 -

) Es bestehen leistbare, bedarfsgerechte, flexible, vielfältige, alters- und
entwicklungsadäquate externe Kinderbetreuungsangebote unter
Berücksichtigung hoher Betreuungsqualität für die unterschiedlichen
Situationen der Familien (hinsichtlich Kosten, soziale Situation,
Betreuungszeiten, Lage, Anbindung an Betriebe).
Maßnahme
Tagesmüttermodell beibehalten, eventuell
Neukonzeption in Zusammenarbeit mit dem Land
Ausbau der bestehenden Sommerbetreuung für 3-14-
Jährige in Richtung Ferienbetreuung
Überarbeitung der geltenden Spielgruppen- und
Kinderbetreuungsrichtlinien für private Einrichtungen
(hinsichtlich Qualitätssicherung, Finanzierungshilfen
und Alter der Kinder) um ein hochwertiges, privates
Angebot zu ermöglichen
Modell „offene Kindergärten“ für 3-6Jährige einführen
und Weiterentwicklung zu altersübergreifenden
Kindergruppen von 4-14 Jahren in Form eines neuen
Modulsystems
Überarbeitung des gesamten Tarifsystems im
Kinderbetreuungsbereich unter Beibehaltung der
sozialen Staffelung
Konzept zur Weiterbildung des Kibe-Personals
entwickeln
Bei Bedarf Schülerbetreuung an Volksschulen bis
12.30h (Anpassung an Kindergartenöffnungszeiten)
und Mittagstisch und Nachmittagsbetreuung an den
Hauptschulen initiieren
Initiieren bzw. Gründen eines Kinderbetreuungspools
(Infostelle für Eltern, Vernetzung und Koordination zw.
den verschiedenen öffentlichen und privaten
Einrichtungen,...)
Berücksichtigung der lokalen Bevölkerungsverteilung
innerhalb der Stadt bei Planung/Lokalisation von
Betreuungseinrichtungen / verstärkte Zusammenarbeit
mit Stadtplanung
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
MF 1
MF 2
MF 1
MF 1
KF 1
MF 1
MF 1
LF 1
Zusammenarbeit mit größeren Betrieben suchen MF 2
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
- 102 -

c) Flexible Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodelle in der Privatwirtschaft und
im öffentlichen Dienst unterstützen die Vereinbarkeit von Familie und
Erwerbsleben, Partnerschaft und individuellen Bedürfnissen
Ist - Zustand
Flexible Arbeitszeiten existieren für 56% der befragten Familien. Alle diese Familien
schätzen die flexible Arbeitszeit als nützlich für die Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbsarbeit ein. Teilzeitarbeitsmöglichkeiten für Väter werden von 94% als nützlich
eingestuft, jedoch sind es nur 17% der befragten Familien, welche diese
Erleichterungsmöglichkeit praktizieren können.
Maßnahme
Flexible Arbeitszeiten – Stadt Dornbirn als Vorreiter in
Richtung familienfreundliche Arbeitszeiten
Öffnungszeiten von Institutionen an Arbeitszeiten
anpassen (z.B. 1 x pro Monat bis 19.00 oder 20.00
Uhr offen)
Anregen und evt. Anreize schaffen für flexible
Arbeitszeitmodelle und Teilzeitarbeitsmöglichkeit
auch in der Privatwirtschaft
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
KF 1
MF 2
Idealkriterium
3. Es gibt ausreichend und gute Angebote zur Entlastung und Erholung der
Eltern
Ist - Zustand
43.6% der befragten Eltern geben an, sehr oft oder öfters unter dem Mangel an Zeit
für Erholung und Entspannung zu leiden.
Maßsnahme
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
Ausweitung des Modells „Familienhelferinnen“ MF 1
Förderung/Organisation
kostengünstiger
Kinderurlaube (evtl. Wochenendurlaube, Kinderlager)
MF 1
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
- 103 -

Idealkriterium
4. Es besteht ein vielfältiges und der Familienentwicklung angepasstes
Angebot für Freizeit und Bildung
Ist - Zustand
Die Kenntnis der Dornbirner Bevölkerung über Beratungs- und Bildungsangebote
variiert stark in Abhängigkeit der verschiedenen Angebote. So sind z.B. Kirchliche
Beratungsstellen rund 93% der Befragten bekannt, während das Unternehmen Du +
Ich von 31% als bekannt genannt wird. Auch zeigen sich Unterschiede zwischen
österreichischen und ausländischen Familien dahingehend, dass ausländische
Familien geringere Kenntnis über familienspezifische Dienstleistungsinstitutionen
haben.
Maßnahme
Angebote in der Vorfamilienphase, Familienphase,
Nachfamilienphase durch externe Partner anregen
und unterstützen!
Elternbriefe (auch zur Information über
unterstützende Maßnahmen), Elternbildung,
Elternschulung als Unterstützung der Kindererziehung
vermehrt anbieten (mit Partnern)
Eltern-Kind-Zentrum mit offenen Nachmittagen und
Kinderbetreuung als Kommunikations- und
Informationszentrum stärken – verstärkte Infos an
Koordination , Bewerbung und evt. Mitfinanzierung
sämtlicher Familienfreizeitangebote in Dornbirn
(Gemeindeblatt) Einlaufstelle für Vereine zur
gesammelten Publikation
Zeithorizont
KF= kurzfristig
MF= mittelfristig
LF= langfristig
Priorität
1= 1. Priorität
2= 2. Priorität
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 2
KF 1
KF 1
MF 1
Idealkriterium
5. Es bestehen ausreichend Unterstützungsangebote zur Ermöglichung der
Pflege und Betreuung von angehörigen Senioren und pflegebedürftigen
Personen in den Familien und außer Haus
Ist - Zustand
Nur relativ wenige Personen sind stärker von diesen Aufgaben betroffen. Rund 2%
der Männer und 8% der Frauen geben an, regelmässigen Pflegeaufwand für
Senioren und pflegebedürftige Personen zu leisten. Der Umfang dieses Aufwands
variiert wöchentlich mehrheitlich zwischen 1 und 9 Stunden (rund 2/3 der Personen
geben dies an). 13 Personen geben an, 10 oder mehr Stunden wöchentlich für die
Pflege älterer / bedürftiger Menschen aufzuwenden. Diese Angaben lassen jedoch
keine Schlüsse auf den Ist-Zustand betreffend der ausserhäuslichen
- 104 -

Unterstützungsangebote zu, da die Motivation des geleisteten Pflegeaufwands nicht
bekannt ist.
Maßnahme
Fachspezifische Informationen (Sterbefall, Pflegefall
usw.)
Anregung zum Aufbau von Möglichkeiten zur
Tagesbetreuung von Pflegebedürftigen jeden Alters
(sowie Kranker und Behinderter)
Anregung zur Übernahme von kontinuierlichen
Reinigungsdiensten bei Pflegebedürftigen
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 2
MF 2
MF 2
Idealkriterium
6. Die Stadt Dornbirn fungiert als Drehscheibe zwischen den versch.
Bedürfnissen der Familien und den privaten sowie öffentlichen
Einrichtungen
Maßnahme
Neuorganisation der Abteilungen Familien und
Kindergärten
Im Sinne der Effizienz und Familienfreundlichkeit
sollen die wesentlichen Anliegen und Ressourcen für
Familien und Kinder im Rahmen einer Service-Stelle
innerhalb der Stadtverwaltung
bearbeitet bzw. organisiert werden
Interne Schulungen für das städtische Personal
bezüglich Familienfreundlichkeit (bietet z.B.
Familienverband an)
Jährliche bzw. periodische Evaluation der
Servicestelle
Zeithorizont Priorität
KF= kurzfristig 1= 1. Priorität
MF= mittelfristig 2= 2. Priorität
LF= langfristig
Zeithorizont
Realisierung
Priorität
Realisierung
MF 1
KF/MF 1
MF 1
LF 1
- 105 -

6.4 Schlussfolgerungen der Untersuchung im Hinblick auf
den Änderungsbedarf
• Verbesserung der Information und des Beratungsangebotes
• Verbesserung der Sicherheit : Verkehrsberuhigung in kinderreichen Gebieten
• Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsleben:
Flexibilisierung der Arbeitszeiten und –pensen
• Verbesserung in einzelnen Bereichen der Situation von Migranten- und
Einelternfamilien
- 106 -

6.5 Übergreifende und strukturelle Maßnahmen
Ohne konkreten Bezug zu einzelnen spezifischen Idealkriterien können strukturelle
Maßnahmen formuliert werden. Die Befunde der Untersuchung des Ist-Zustands
suggerieren auf übergeordneter Ebene die Einleitung verschiedener Schritte
zugunsten eines ausgewogenen Unterstützungs- und Informationsangebots sowie
die Gewährleistung von Evaluation und Qualitätssicherung familienpolitischer
Aspekte. Es sind die folgenden Maßnahmen vordringlich ins Auge zu fassen:
• Die Einrichtung einer Familienkomission, die die Umsetzung des Leitbildes
unterstützt und begleitet
• Die Einführung einer Familienverträglichkeitsprüfung von Bauvorhaben und
von sonstigen familienrelevanten Entscheidungen
• Die Qualitätssicherung durch periodische Evaluation des Ist-Zustands
• Die Bereitstellung familienentwicklungsspezifischer präventiver Informationsund
Trainingsangebote sowie von Bildungsangeboten
• Regelmässige Präventionsangebote bezüglich Gewalt in Familien
• Regelmässige präventive Angebote bezüglich Scheidungsfolgen bei
betroffenen Eltern und Kindern
• Der Aufbau eines internetbasierten Infopools in allen familienrelevanten
Fragen
• Das Eltern-Kind-Zentrum als Informations- und Kommunikationszentrum
ausbauen und stärken.
- 107 -

7 Qualitätssicherung als Aufgabe der Familienpolitik
Die vorliegenden Befunde erlauben den Vergleich der gegenwärtigen Situation der
Familien in Dornbirn mit idealen politischen Handlungszielen. Aus der Diskrepanz
zwischen Ist und Soll wurden in Kapitel 5 Maßnahmen abgeleitet. Diese
Empfehlungen stellen gewissermaßen Vorgaben für die familienpolitischen
Handlungsziele der kommenden Jahre dar.
Ob sich die Situation in Richtung dieser Ziele bewegt, lässt sich durch eine
periodische Erfassung des Ist-Zustands feststellen. Alle vier bis fünf Jahre sollte eine
Bestandesaufnahme mit dem standardisierten Untersuchungsinstrumentarium
durchgeführt werden. Dann kann überprüft werden, in welchen Bereichen sich die
Bedingungen verbessert haben, stagnierten oder sich gar verschlechtert haben.
Was als Verbesserung interpretiert wird, kann verschieden interpretiert werden. Eine
Interpretationsvariante, die sich der Statistik bedient, wird im Anhang näher
beschrieben. Das politische Handeln einer empirischen Diagnose zu unterziehen, um
es sachlich an expliziten Maßstäben bewerten zu können, stellt eine echte Innovation
in der Familienpolitik dar.
- 108 -

8 Literaturverzeichnis
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Wie Kinderbetreuung gelingen kann. Freiburg: Herder.
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- 110 -

8.1 Weiterführende Literatur:
Adge, G., Beltzig, G., Nagel, A. & Richer, F. (1996)(Hrsg.). Sicherheit auf
Kinderspielplätzen. Spielwert und Risiko. Sicherheitstechnische Anforderungen.
Rechts- und Versicherungsfragen. Wiesbaden, Berlin: Bauverlag.
Bertram, H., Fthenakis, W.E. & Hurrelmann K. (1993). Familien: Lebensformen für
Kinder. Weinheim: Beltz.
Bonnes, M. & Secciaroli, G. (1995). Environmental Psychology. London: Sage
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Busch, K. (1995). Kindergerechte Wohnumwelt. Oldenburg: Bibliotheks- und
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Harloff, H.J. (1993)(Hrsg.). Psychologie das Wohnungs- und Siedlungsbaus.
Göttingen, Stuttgart: Verlag für angewandte Psychologie.
Herzog, W., Boni, E. & Guldimann, J. (1997). Partnerschaft und Elternschaft. Die
Modernisierung der Ehe. Bern: Haupt.
Hohenauer, P. (1995). Spielplatzplanung, naturnah und kindgerecht. Berlin:
Bauverlag.
Huwiler, K. (1995). Herausforderung Mutterschaft. Bern: Hans Huber.
Kalb, G. (1992). Zur Integration von Beruf und Familie: Das Stresserleben von
berufstätigen Müttern mit Kindern im Vorschulalter. Hamburg: Kovac.
Laux, L. (1996). Stressbewältigung und Wohlbefinden in der Familie. Stuttgart, Berlin,
Köln: Kohlhammer.
Perrez, M., Lambert, J.-L., Ermert, C. & Plancherel, B. (1995)(Hrsg.). Familie im
Wandel. Bern: Hans Huber.
- 111 -

9 Anhang
9.1 Qualitätssicherung: Veränderungswerte
Um auf operationaler Ebene überprüfen zu können, ob angestrebte Verbesserungen
in den verschiedenen Zielbereichen erreicht werden konnten, werden an dieser
Stelle Effektkriterien präzisiert, die Item- und richtungsspezifisch Veränderungswerte
definieren. Dafür wurden die statistischen Kennwerte der Ist-Befragung als
Grundlage herangezogen. Die unter der Rubrik „Zielwert“ angegebenen Angaben
bezeichnen die hypothetischen Befragungsergebnisse des betreffenden Items bei
erfolgtem Effekt. Als Kriterien für die Effekte wurden je nach Fragetypus und
Streuung Effektgrößen festgelegt. Unter Effektgrößen versteht man Kennwerte, die
bezugnehmend auf die Streuung der Gesamtstichprobenwerte die relative
Unterschiedsgröße abbildet.
Wohn- und Wohnumfeldbedingungen
Item
Verfügt Ihr Wohnhaus über
einen barrierefreien Zugang? ja
Verfügt Ihr Wohnhaus über
einen Lift? ja
In welchem Stockwerk wohnen
Sie?

Wie groß ist in Ihrem
Wohnumfeld die Auswahl an
Spielmöglichkeiten (wie z. B.
Park, Spielplatz, Garten,
Vorplatz, Rasen) für Ihre Kinder?
sehr/eher groß
mittel 60% 83%
Gibt es in Ihrem Wohnumfeld Orte
wie z. B. Restaurant,
Spielplatz/Sportplatz, Eltern-Kind-
Zentrum, Kirche, wo Sie
regelmäßig andere Leute (z.B.
andere Mütter/Väter) treffen?
Nein, es gibt keine solche Orte
Wohnen in Ihrem unmittelbaren
Wohnumfeld ausländische
Mitbürger? ja -> Schoren
Wie sind Ihre Beziehungen zu den
ausländischen Mitbürgern? keine
Beziehungen
Wie wohl fühlen Sie sich in Ihrem
Wohnumfeld?
sehr/eher wohl
mittel 22% < 8%
klein 35% 49%
mittel 33% < 19%
klein 91% 96%
Ökonomische Situation der Familien
Item
Wie zufrieden sind Sie insgesamt
mit der finanziellen
Unterstützung? eher/sehr
unzufrieden
Miete bzw. Rückzahlungen für
Wohnraumbeschaffung
(Wohnkosten)
v.a. für alleinerziehende Mütter
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer
momentanen finanziellen
Situation? eher/sehr unzufrieden
Wie oft müssen Sie und Ihre
Familie aufgrund Ihrer
finanziellen Situation auf die
folgenden Auslagen verzichten?
Insbesondere: Ausgaben für
Eltern, Sparen, Urlaub
häufig/immer (*generell , **
alleinerz’ Mütter)
Kriterium
Effektgröße
Ausgangswert
Zielwert
mittel 25% < 14%
klein 7200 ATS -13%
mittel 25% < 12%
*mittel
**groß
*30%-50%
**50%-70%
*- 7%
**- 12%
- 113 -

Familienunterstützende Angebote und Vereinbarkeit von Familie und
Erwerbstätigkeit
Item
Erleichterungen bei der
Vereinbarkeit von Familie und
Erwerbstätigkeit: Flexible
Arbeitszeiten, die gut zum
Familienleben passen - Kenntnis
Erleichterungen bei der
Vereinbarkeit von Familie und
Erwerbstätigkeit: Möglichkeiten zur
Teilzeitarbeit für den Mann -
Kenntnis
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer
derzeitigen Situation bzgl. der
Kinderbetreuung? – eher/sehr
unzufrieden
Probleme:
Die
Betreuungsmöglichkeiten passen
nicht zu den Arbeitszeiten.
sehr/groß
Probleme/Stress: Mangel an Zeit
zum Entspannen und Abschalten
öfters/sehr oft
Kenntnis Angebote für Familien: ja
durchschnittlich
Kriterium
Effektgröße
Ausgangsw
ert
Zielwert
mittel 56% 84%
mittel 17% 34%
mittel 9% < 4%
klein 17%
< 8%
mittel 43% < 26%
groß 36% 71%
- 114 -

9.2 Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung erfolgte mittels der Analysesoftware SPSS 11.0.
Als Analysestrategie kamen zunächst deskriptive Analysen zum Zug (Häufigkeiten,
Mittelwerte, Mediane, Verteilungswerte). Dabei wurden auf Grund inhaltlicher
Kriterien verschiedene Gruppenzuordnungen vorgenommen (z.B. Familientypen,
Erwerbstypen, Nationalität etc.). Inhaltlich relevante Gruppenunterschiede wurden
auf ihre statistische Signifikanz hin geprüft. Für die Unterschiedstestung wurden
Varianzanalysen und t-Tests durchgeführt. Des weiteren wurden auf Grund
inhaltlicher Überlegungen Zusammenhangshypothesen geprüft. Diese wurden
größtenteils mittels Pearson-Korrelationen vorgenommen; in Einzelfällen verlangte
der Datentypus Spearman-Korrelationen. Im Bereich Belastung/Wohlbefinden
wurden die Faktoren mittels einer Faktorenanalyse mit Varimax-Rotation extrahiert.
Als Kriterium der statistischen Signifikanz wurde ein α-Niveau von .05 vorausgesetzt.
Für die Veränderungskriterien wurden die zu erreichenden Werte unter der
Voraussetzung verschiedener Effektgrößen berechnet. Dabei wurde d= .2 als kleiner,
d= .5 als mittlerer und d= .8 als großer Effekt gewertet.
- 115 -