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Archeologické rozhledy 2009 - Archeologický ústav AV ČR

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<strong>Archeologické</strong> <strong>rozhledy</strong> LXI–<strong>2009</strong> 75Palmettengürtelhaken einzigartig, diese ist wohl in jüngere Zeit zu setzen, könnte aber bereits in derStufe LT D1 aufgetreten sein (s. Bockius – Luczkiewicz 2004, 15–19, Liste 3A). Außerordentlichist auch eine Bronzekokille für den Guss einer Fibel, wahrscheinlich Typ A 65.An Eisenfunden sind Gürtelschließen (Abb. 7: 4), Parierflügel (Abb. 7: 8), Schlaufe von derSchwertscheide (Abb. 7: 9), Speer, Anglerhaken, verschiedene Messertypen (Abb. 8: 2, 3), Schlüssel,Herdschaufel, Meißel (Abb. 8: 4), schmale Pflugschar mit Schaftlappentülle (s. Pieta 2000, 137–138,143–144, Abb. 14), Sense und Sensenring (Abb. 8: 1, 7, 8) und Tüllenbeile (Abb. 8: 5), durchwegalso für die Stufe LT D1 typische Gegenstände, zu nennen. In dieselbe Zeit gehört auch der Eisenhortfund,der fünf längere Sensen, ein Beil, Meißel, zwei bogenförmige Messer, und einen scheibenförmigenRohstoffbarren geliefert hat.Eine mögliche Besiedlung des Fundorts während der Völkerwanderungszeit wird von Fragmententypischer hunnischer Metallspiegel (Abb. 7: 12) angedeutet, die sonst in Gräbern aus dem Verlaufdes 5. Jh. n. Chr. vorkommen (Tejral 1982, 141 f.).Der Raum der Höhensiedlung bei Loučka war somit aufgrund der bisherigen Erkenntnisse in dreiZeitabschnitten besiedelt: in der Zeit der Lausitzer Urnenfelderkultur (LUK, Stufen B D – Ha B2),in den Stufen LT C2-D1 und ganz sporadisch zu Anfang der Völkerwanderungszeit. Die Errichtungder Befestigung lässt sich ohne Grabung natürlich nicht datieren, wir gehen allerdings davon aus,dass sie am ehesten der LUK zuzuschreiben sein wird. Höhenfundorte wurden während der Völkerwanderungszeitoffensichtlich nicht befestigt und für die Latènezeit bietet sich eine Parallele zumnahe gelegenen Hostýn an, für das keine verlässlichen Belege einer neu errichteten Befestigungvorliegen und das auch ein älteres befestigtes Areal nutzte.„Obírka“ ist der Grenze der damaligen Ökumene der LUK vorgelagert. Die nächstgelegenenFundorte befinden sich in der westlichen Ausmündung der Mährischen Pforte, im Gemeindekatastervon Lipník nad Bečvou und in den westlich und südlich anschließenden Katastern (Pavelčík 1974;1978; 1983a; 1883b; 1984). Das einzige bisher bekannte Gräberfeld der LUK stellt das Hügelgräberfeldbei Týn nad Bečvou dar (Nekvasil 1978, 56), etwa 9–10 km südlich der Höhensiedlung„Obírka“. Das nächstgelegene und einzige Pendant zu „Obírka“ bildet die befestigte Höhensiedlungbei Týn nad Bečvou im Raum der mittelalterlichen Burg Helfštýn (Dohnal 1988, 64–66; Čižmář2002a, 249 f.), gleich gegenüber von „Obírka“, am linken Bečva-Ufer. Einen bedeutenden Aspekt derneu entdeckten Höhensiedlung bilden die Bronzehortfunde. Die etwa zehn verzeichneten Depotskönnen noch um ein 1997 am SW-Fuß des „Obírka“ (Loučka 1: Salaš 2005, 351–353) entdecktesergänzt werden. Diese Konzentration von Bronzehortfunden ist nach der Anhöhe „Cezavy“ bei Blučinaüberhaupt die zweitgrößte im Rahmen Mährens. Hier findet auch die Annahme ihre Bestätigung,dass solche Depotkonzentrationen an ausgeprägte topographische Lagen gebunden, meist befestigtwaren, mit Fernhandelswegen in Zusammenhang standen und hier Gegenstände, die mit der Metallverarbeitungin Zusammenhang stehen, gefunden werden (Salaš 2007, 241–245). Im Fall von „Obírka“sind bereits jetzt fünf Bronzehämmer (Abb. 5: 1–3; 6B: 6, 7) und vier Bronzeambosse (Abb. 4: 5;5: 5, 6; 6B: 5) bekannt, was die größte örtliche Anhäufung solcher Geräte in Mähren darstellt.Im Gesamtkontext der Landschaft ergänzt „Obírka“ somit die Siedlungsstruktur der LUK imRaum der Mährischen Pforte und offensichtlich auch die Funktion und die Sichtweise des ganzengeomorphologischen Gebildes. Dieses diente als Korridor eines der Haupthandelswege. In diesemZusammenhang müssen wir auch nach der Hauptfunktion der gegenüberliegenden Höhensiedlungen„Obírka“ und Týn nad Bečvou-Helfštýn fragen, die der westlichen Ausmündung der MährischenPforte dominierten. Bei solchen Fundorten ist davon auszugehen, dass sie die Rolle wichtiger strategischerStellen erfüllten, gleichzeitig aber auch von militärisch-politischer und sozial-kultischerBedeutung waren und mit Rücksicht auf die Möglichkeit der Kontrolle der Handelswege auch alsHandelsniederlassungen dienten.Bei der Erklärung der Bedeutung des Höhenfundorts „Obírka“ in der Latènezeit darf somit derZusammenhang mit dem Fundort Hostýn nicht außer Acht gelassen werden. Beide kontrollierten dasGebiet südlich der Ausmündung der Mährischen Pforte im Verlauf der Stufen LT C2 und LT D1, alsozu der Zeit, als es zur Expansion der Púchov-Kultur in das bergige Milieu Ost- und Nordostmährens

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