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Archeologické rozhledy 2009 - Archeologický ústav AV ČR

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<strong>Archeologické</strong> <strong>rozhledy</strong> LXI–<strong>2009</strong> 55Die Verarbeitung der Knochenschieber von Halsketten erweist darüber hinaus auch einespezialisierte Produktion von beinerner Verzierung, und eine der Aufgaben für die zukünftigeForschung wäre zu klären, ob Werkstätten vorhanden waren, wie sie aus der Hallstattzeitz.B. in Prag-Kobylisy bekannt sind (Fridrich 2005, 685). Auf ihre Existenz weist auchdas Vorhandensein von Rohstoff hin, wenn wir dem Bericht über den möglichen Abbauvon 10 Tonnen Knochen auf dem Fundort glauben schenken (Koutecký 2005, 147).Rubín gehört also zu den befestigten Höhensiedlungen, die als Residenz der sozialenElite dienten, wie es auch schon von D. Koutecký (2005, 165) erwogen worden ist, die auchim benachbarten Westböhmen nach M. Chytráček (2007, 289 ff.) in der Stufe Ha D2-3die wichtigste Siedlungskomponente bildeten und von der „Existenz einer bestimmtenorganisierten Siedlungsstruktur“ zeugen dürften (Chytráček – Šmejda 2005, 40).Um das genauere Bild der Rolle der Besiedlung auf dem Berg Rubín zu vervollständigen,sind natürlich die geographische Lage des Fundortes und seine topographischen Zusammenhängevon entscheidender Bedeutung. Diese können die Schlussfolgerungen derStudie von V. Salač (1990) über die sozial-ökonomische Entwicklung Nordwestböhmensin der Späthallstatt- und Frühlatènezeit ergänzen. So wie die Lage der befestigten HöhensiedlungHradec bei Chomutov, die die Mündung des Ohře–Tales im Raum zwischen demErzgebirge und dem Duppauer Berge (Doupovské hory) von Karlsbad in das Land vonChomutov beherrscht und den im Rahmen Böhmens ganz außerordentlichen Fund vonschwarzfiguriger Keramik erbrachte (Bouzek – Koutecký 1975; Koutecký 1985), ist auch dieStelle der befestigten Höhensiedlung Rubín strategischer Bedeutung. Sie befindet sich ander Mündung des Tals, das von einer Windung des Mže-Flusses in Pilsen nach Norden zumErzgebirge im Raum zwischen der Ostseite der Duppauer Berge und dem Westrand desHügellandes von Rakovník, zwischen den Einzugsgebieten der Flüsse Liboc und Blšanka,der rechtsufrigen Ohře-Zuflüsse, steigt.Die frühere Vorstellung H. Födischs (1967, 30 f.), wonach Rubín wegen der mächtigenBefestigung einer insgesamt recht kleinen Fläche als „Herrenburg“ gewertet wurde, kannsowohl von der Ergebnissen der Raumanalyse von Z. Smrž (1992, 97 f.), der das Vorkommenweiterer, diesmal unbefestigter Flachlandsiedlugen in unmittelbarer Umgebung desFundorts, wie auch die Schlüsse V. Salačs (1990, 221 f.) über die Bedeutung ähnlicherFundorte bei der Kontrolle der Fernhandelswege und ihren Betrieb, ergänzt werden. Auchdie Lage Rubíns entspricht den charakteristischen Merkmalen solcher Höhensiedlungen,die V. Salač zufolge Stellen kontrollierten, die aus verschiedenen Gründen nicht umgangenwerden konnten, am häufigsten an den Rändern natürlicher geographischer Räumeauftraten und sich durch außerordentlichen Fundreichtum auszeichnen (Salač 1990, 222).Deshalb überrascht nicht, dass ein Teil des außerordentlichen Fundmaterials Ergebnis vonImporten aus Norditalien ist, die vor allem in der Späthallstattzeit als besonders intensivauch in anderen Teilen Mitteleuropas erscheinen (Frey 1957, 246 f.). Die Bedeutung derProduktion einheimischer Nachahmungen, erwogen bei L. Pauli (1971, 3), wird natürlichdurch weitere Untersuchungen zu klären sein, einschließlich der Verarbeitung der Ergebnisseder unlängst getätigten Grabungen. Daraus sollte auch die Auswertung der Bedeutungder Funde auf dem Berg Rubín in der Späthallstattzeit als Fundort mit überregionalen Kontaktennicht nur zu den Gebieten südlich und südwestlich Böhmens hervorgehen, sondernauch zu nördlichen Nachbarn. Diese Fundorte waren dank ihrer topographischen Voraussetzungenin das Wegesystem eingebunden, das Mitteleuropa mit dem damaligen Nord-

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