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Archeologické rozhledy 2009 - Archeologický ústav AV ČR

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54SANKOT: Zum Fundstoff vom Berg Rubín (Nordwestböhmen) …4. Die Rolle und Bedeutung des FundortsDie Analyse des begutachteten Fundstoffs ermöglicht den Versuch, neue Erkenntnisse aufdem Gebiet der Chronologie, Struktur der Funde und ihrer räumlichen Zusammenhängezu gewinnen, und damit auch die sozial-historische Bedeutung des Fundorts zu erhellen.Beim gegenwärtigen Zustand der praktischen Absenz von Fundkomplexen und Fundzusammenhängensind die Interpretationsmöglichkeiten in einigen Fällen beschränkt, wiedem auch bei analogen Fundorten in den umliegenden Regionen der Fall ist, die z.B. beiM. Chytráček und M. Metlička (2004) veröffentlicht sind.Den ältesten Fund aus dem Fibelensemble bildet die Fibel des Typs K3 (Navicella:Abb. 1:1) aus der Stufe Ha D1. Die importierten Sanguisuga-Fibeln (Abb. 1: 2–3) hängenchronologisch mit den zahlreichen Serien in Norditalien zusammen, wo sie in den jüngerenAbschnitt gesetzt werden, der den Stufen Ha D2-3 entspricht. Ähnlich zu bewertenist die Schlangenfibel Inv.-Nr. 1048 (Abb. 1: 4). Die Bogenfibeln Inv.-Nr. 1049 und 1050(Abb. 1: 5–6) reihen sich in die späthallstattzeitliche Stufe Ha D3, wie auch die lokalenFibeltypen Inv.-Nr. 1061, 1062, 1055, 1054 und 1060 (Abb. 1: 7–11).Auch trotz des bisher älteren Datierungsansatzes für die Teile des Pferdegeschirrs, desKnochenknebels (Abb. 3: 20) und des Bronzeknopfes mit kegelförmigem Mitteldorn(Abb. 2: 2) in die Stufe Ha C, erwägen wir bei einem anderen Teil der Wagenbestattung,nämlich der Bronzetülle mit konkavem Kopfstück Inv.-Nr. 8866, auch eine Einordnungin die Stufe Ha D3.Der Datierung in die Stufe Ha D3 steht auch die Form der anderen Funde nicht imWege, der Körbchen-, Kugel-, des zoomorphen und kammartigen Anhänger, die wiederumnorditalienischen Ursprungs sind, der Bronzepinzetten oder die wohl vor Ort gefertigtenKnochenschieber der Halsketten. Hierher gehören auch die Augenperlen, deren steigendeZahl an der Wende von Ha D3/LT A wiederum, zumindest N. Venclová (1990, 46) zufolge,mit südosteuropäischen Handelsbeziehungen zusammenhängen sollte.Die begutachteten Funde zeigen, wie sich nach den ersten Importen norditalienischerFormen des älteren Abschnitts der Stufe Ha D im jüngeren Abschnitt derselben Stufe nebenfortsetzenden Importen aus dieser Gegend die heimischen Formen vermehren und dieRezeption des ursprünglich fremden Modestils zum Abzeichen der hervorragenden Stellungder lokalen Elite wird, die mit der Benutzung der Siedlungskomponente im Raum derHöhensiedlung mit kleiner Gesamtfläche, dafür aber mächtiger Befestigung und Wagengräbernmit Pferdegeschirr verbunden war. Die Tatsache, dass sich hier im Falle der Aufnahmeder Fibelmode ein Mechanismus wiederholt, der auch in anderen Gebieten beobachtetwurde, z.B. im Deutschland (Ettel 2006), schließt aus, dass wir es nur mit einerEpisode bzw. dem Zufall zu tun hätten, wie es aufgrund der von V. Salač (2006, 40) aufgeführtenBeispiele verstanden werden könnte.Ähnlich wie J. Bubeník (1981) für die großmährische Zeit aufgrund der großen Anzahlvon Riemenzungenenden ein Milieu höherer Gesellschaftsschichten erschließt, kann auchfür die Späthallstattzeit aufgrund des Charakters der Funde ein außerordentliches sozialesMilieu erwogen werden, das sich sowohl der Importe exotischen Prunkschmucks bediente,als auch der spezialisierten Handwerksproduktion. Auch die identischen Knochenschiebervom eponymen Gräberfeld in Hallstatt (Pauli 1978, 141, Anm. 194) gehören aufgrund desCharakters der Grabausstattung zu einer sozialen Elite.

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