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Vu dr Fuchsbresche bis zur Mutter Anna oder<br />

„Reichnejer Schorfblicke“<br />

Während seine Anhänger noch im<br />

Siegestaumel feierten, wirkte Miloš Zeman<br />

wenige Minuten nach Bekanntgabe<br />

des Wahlergebnisses gefasst. Abgeklärt<br />

reagierte er auf die Frage, wie man die<br />

in den vergangenen Wochen polarisierte<br />

Gesellschaft zusammenbringen könne,<br />

mit einer Fußball-Metapher. Im Wahlkampf<br />

hätten Sparta und Slavia gegeneinander<br />

gespielt, nach dem Derby „müssen<br />

wir alle für eine Mannschaft spielen<br />

– nämlich für die Nationalmannschaft“.<br />

Die erste Direktwahl eines tschechischen<br />

Staatsoberhaupts erinnerte tatsächlich<br />

an ein Fußballspiel zweier<br />

Vereine mit Fans, die sich feindlich gegenüberstehen.<br />

Die Bestplatzierten der<br />

ersten Runde – Miloš Zeman und Karel<br />

Schwarzenberg – begegneten sich im<br />

Spiel um die Meisterschaft jedoch nicht<br />

auf Augenhöhe. Während der Außenminister<br />

in der Defensive verweilte und<br />

lediglich die Attacken des Gegners abzuwehren<br />

versuchte, spielte der frühere<br />

Regierungschef souverän und im entscheidenden<br />

Moment auf Konter. Zudem<br />

verfügte Zeman über zwei Vorteile.<br />

Zum einen stand im Wahlkampf kein<br />

Schiedsrichter auf dem Platz, der ihm bei<br />

Schlägen unter die Gürtellinie die gelbe<br />

Karte hätte zeigen können – gemeint sind<br />

etwa die angestoßene Diskussion über<br />

die Beneš-Dekrete (entscheidend war eigentlich<br />

Benešs Ruf; er wird hierzulande<br />

als eine Art Staatssymbol verehrt) und<br />

Rychnovský zpravodaj 2<br />

Kurz & bündig aus dem Reichenberger Kreis<br />

Reichenberg / Liebiegwarte: am <strong>2.</strong> Februar wurde die neusanierte<br />

Liebiegwarte wieder nach acht Jahren der Bauarbeiten und insgesamt<br />

seit 1999 Stillstand feierlich eröffnet. „Außer Aussichtsturm wird auch<br />

ein Restaurant mit Fremdenzimmern und Wellness eröffnet“ so Jan<br />

Imlauf, der Bauträger. Der Bau eines Aussichtsturmes im romantischen<br />

Baustil wurde auf Kosten des Reichenberger Mäzen und Textilfabrikanten<br />

Heinrich von Liebieg im Jahre 1901 gebaut. Dieser hatte<br />

den Bauschutt einer weggerissenen Kirche aus einem Dorf unweit<br />

Nürnberg einfahren lassen. Das Material diente dann als Baustoff für<br />

die zu entstehende Liebiegwarte.<br />

Fairplay wird im Wahlkampf nicht<br />

belohnt<br />

die üble Nachrede auf Schwarzenbergs<br />

Familie. Zum anderen das forsche Auftreten<br />

eines überhaupt nicht spielberechtigten<br />

Václav Klaus, der bereits nach seinen<br />

Aussagen über die Voraussetzungen für<br />

den Titelkampf hätte vom Platz gestellt<br />

werden müssen. Es solle niemand Staatsoberhaupt<br />

werden, der nicht einen<br />

Großteil seines Lebens in Tschechien<br />

verbracht habe, lautete die erste Parteinahme<br />

des noch amtierenden Präsidenten.<br />

Klaus wusste nach über 20 Jahren in der<br />

tschechischen Politik genau, dass er damit<br />

wahlentscheidende Worte ausgesprochen<br />

hatte. Obwohl die Zuschauer die Fouls<br />

Zemans respektive seines Wahlkampfteams<br />

gesehen hatten und bemerkten,<br />

dass Schwarzenberg in insgesamt vier<br />

Fernsehduellen<br />

relativ blass<br />

geblieben war:<br />

Eine große Rolle<br />

spielte die<br />

Ansicht vieler<br />

(losgelöst vom<br />

Programm<br />

und Charakter<br />

der Kandidaten),<br />

dass<br />

Zeman ein<br />

Tscheche ist<br />

und Schwarzenberg<br />

eben<br />

kein richtiger.<br />

Dass der<br />

Fürst, der den<br />

„real existierenden Sozialismus“ vom<br />

westlichen Ausland aus verfolgt hatte,<br />

nicht zu ihnen gehört und noch nicht<br />

einmal richtig Tschechisch spricht.<br />

Das sind die simplen Gründe, die den<br />

Tschechen weitaus wichtiger waren als<br />

leidige Diskussionen um die Vertreibung<br />

und Schwarzenbergs Mitgliedschaft in der<br />

Regierungsmannschaft. Kandidaten mit<br />

vergleichbarer Herkunft oder ähnlichen<br />

Sprachproblemen hätten sich auch in anderen<br />

Ländern schwerlich durchgesetzt.<br />

Dafür ist Schwarzenbergs Ergebnis eine<br />

respektable Leistung – für ihn selbst und<br />

vor allem für die tschechische Wählerschaft.<br />

Dieser Kommentar wurde<br />

aus Prager Zeitung übernommen<br />

Ergebnisse der Präsidentenwahl in Tschechien:<br />

Reichenberger Kreis<br />

gesamt: 49,77 % Schwarzenberg, 50,23% Zeman,<br />

davon:<br />

Gablonz: 55,23 % Schwarzenberg, 44,77 % Zeman<br />

Reichenberg: 57,53 %Schwarzenberg, 42,47% Zeman<br />

Semil: 52,58%Zeman, 47,72 % Schwarzenberg<br />

Böhmisch Leipa: 60,17 % Zeman, 39,83 % Schwarzenberg<br />

Reichenau b.G.: 54,76 % Schwarzenberg, 45,24% Zeman<br />

Puletschnei: 50,52 % Zeman, 49,48% Schwarzenberg<br />

Liebenau: 57,68% Zeman, 42,32% Schwarzenberg<br />

Hauptstadt Prag: 66,01 % Schwarzenberg, 33,99 % Zeman<br />

Tschechische Republik: 54,80% Zeman, 45,19 % Schwarzenberg

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