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annales historici prešoviensis anno 2005 - Prešovská univerzita v ...

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wähnte) Patriarch Johannes X. Kamateros, schließlich das Entkommen aus<br />

der Stadt, das mit Hilfe eines befreundeten Venezianers gelingt, aber auch die<br />

Hartherzigkeit der Landbewohner 40 .<br />

Niketas beschreibt die Gräuel und Verbrechen der Eroberer in vielen Einzelheiten,<br />

sowohl im Hauptteil des Geschichtswerkes als auch in einem Verzeichnis<br />

der zerstörten Denkmäler im Anhang 41 . Am Wahrheitsgehalt besteht<br />

kein Zweifel, denn er wird sowohl durch die Berichte der Kreuzfahrer als auch<br />

durch den Denkmalsbefund bestätigt. Ich verzichte auf Details. Besonders entsetzt<br />

zeigt sich der Autor darüber, dass alle diese Untaten und Verwüstungen<br />

von denen geschehen, die das Kreuz auf die Schultern nahmen und oftmals bei<br />

diesem und den göttlichen Worten (dem Evangelium) schworen, die Länder der<br />

Christen ohne Blutvergießen zu durchschreiten 42 .<br />

Unter dem Eindruck des Geschehens modifiziert Niketas Choniates seine<br />

zunächst ausgesprochene Grundhaltung, dass das Unglück als Sündenstrafe<br />

zu verstehen sei, dann doch. Hierbei ist unbestritten, dass der Autor seine rhetorische<br />

Gestaltungskraft bewusst einsetzt, um eindringlicher zu wirken. Die<br />

Änderung der Grundhaltung zeigt sich an seinem Ausruf: Der Herr, der Erbauer<br />

und Lenker dieses Weltenschiffes, weiss warum! 43 . Sie wird ganz deutlich,<br />

wenn er klagt: So sind nicht die Ismaeliten, denn diese benahmen sich<br />

geradezu menschenfreundlich und milde gegen die Landsleute dieser Lateiner,<br />

als sie Sion einnahmen 44 . Dieser Vergleich mit der Eroberung Jerusalems durch<br />

Sultan Saladin (am 2. Oktober 1187) zeigt übrigens nicht nur, dass man in Byzanz<br />

über Einzelheiten während des dritten Kreuzzugs informiert war, sondern<br />

weist auch bereits auf die Worte des Lukas Notaras voraus, dass der türkische<br />

Turban der lateinischen Mitra vorzuziehen sei 45 . Es wird hier aber auch Niketas’<br />

Verzweiflung über das Ausmaß der Katastrophe erkennbar. Dennoch gibt<br />

es für ihn eine positive Gewissheit: Gott hat uns nicht, nein, er hat uns sicher<br />

nicht auf ewig vergessen. Er unterdrückt in seinem Zorn nicht sein Erbarmen,<br />

gewiss wird er uns wieder seine Güte zuwenden, denn schlagend heilt er uns<br />

und tötend macht er uns wieder lebendig! 46 Und er untermauert diese – nicht<br />

nur eschatologisch zu interpretierende – Hoffnung: Man darf die über uns ge-<br />

40 Niketas Choniates 587-594 (van Dieten), 165-172 (Grabler) und 644f. (van Dieten), 228f.<br />

(Grabler).<br />

41 Eroberungsbericht Niketas Choniates 568-576 (van Dieten), 144-152 (Grabler), De statuis<br />

647-653 (van Dieten), 231-240 (Grabler).<br />

42 Niketas Choniates 575 (van Dieten) , 152 (Grabler). – Ähnlich auch Nikolaos Mesarites, c. 34,<br />

S. 47 (Heisenberg), vgl. oben, Anm. 31.<br />

43 Niketas Choniates 647 (van Dieten), 231 (Grabler).<br />

44 Niketas Choniates 576 (van Dieten), 152 (Grabler).<br />

45 Dukas 329 (Grecu).<br />

46 Niketas Choniates 580 (van Dieten), 157 (Grabler) (vgl. Deuteronomion.32.39).<br />

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