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annales historici prešoviensis anno 2005 - Prešovská univerzita v ...

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Er tat dies, wie Sie in dem Zitat am Beginn meines Referates hörten, so erfolgreich,<br />

dass er seinem Kloster im Elsass mehr als fünfzig Reliquien mitbringen<br />

konnte, die er vermutlich im Konstantinopler Pantokrator-Kloster erbeutete 14 .<br />

Halten wir also fest: Abt Martin bemühte sich zwar aufrichtig, das Kreuzzugsgelübde<br />

nicht zu verletzen, verstand die Abweichung der Kreuzfahrer und<br />

die Eroberung Konstantinopels aber dann als gottgewollt und nutzte die Gelegenheit<br />

zur Mitnahme von Reliquien.<br />

Der einfache Ritter: Robert von Clari<br />

Der zweite Zeuge auf Seite der Eroberer, Robert von Clari war einfacher<br />

Ritter und Lehnsmann des Bischofs Pierre von Amiens. Er starb nach 1216.<br />

Er nahm mit seinem Bruder, dem Kleriker Aleaume von Clari, am Kreuzzug<br />

teil und schenkte 1205 der Abtei von Corbie ebenfalls Reliquien, die aus dem<br />

Konstantinopler Kaiserpalast stammten. Robert diktierte seinen Bericht dem<br />

Bruder oder prägte jedenfalls den Inhalt wesentlich. In seiner „Conqęte de<br />

Constantinople“ gibt er Selbsterlebtes und unmittelbar vor Ort Erfahrenes von<br />

1198 bis 1205 ausführlich wieder 15 und vermittelt uns ein Bild des jeweiligen<br />

Informationsstandes und der Stimmungen der einfachen Kreuzzugsteilnehmer.<br />

Aus seinen zum Teil kritischen Aussagen vermögen wir mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit zu erkennen, in welchem Ausmaß und wann die Angehörigen<br />

des Kreuzheeres jeweils über Entscheidungen der Anführer informiert<br />

wurden, wie ihr Gewissen beruhigt oder ihr Widerstand gebrochen wurde.<br />

Roberts Byzanzbild entspricht in naiver Weise genau den im Westen seit<br />

dem ersten Kreuzzug (vorwiegend unter dem Eindruck der negativen normannischen<br />

Propaganda) entwickelten Vorstellungen: In Byzanz herrsche unermesslicher<br />

Reichtum; zwei Drittel der Besitztümer der Welt, so sagt er, befinden<br />

sich in Konstantinopel, das mehr Güter habe als die fünfzig reichsten<br />

Städte zusammen 16 . Ebenso selbstverständlich wie pauschal sieht er die „Griechen“<br />

als treulose Verräter 17 – ein wenig differenziert er freilich: Einerseits wird<br />

Kaiser Alexios V. Murtzuphlos fast regelhaft als „der Verräter Murzuphlos“<br />

apostrophiert 18 . Andererseits klingt bisweilen Sympathie mit der einfachen Bevölkerung<br />

mit, der er sich offenbar verbunden fühlt. Auch er versichert, dass<br />

die Kreuzfahrer nach der Eroberung dem einfachen Volk kein Leid zugefügt<br />

14 Gunther von Pairis, c. 24 (175-177 Orth; 103-107 Assmann).<br />

15 Ein knapper Anhang behandelt die Zeit vom 13. April 1205 (Schlacht bei Adrianopel) bis<br />

zum 20. August 1216 (Tod Kaiser Heinrichs I., Kap. 114-120).<br />

16 Robert von Clari, c. 81 (62 Pauphilet / Pognon, 126 Sollbach).<br />

17 Robert von Clari, c. 55 (45 Pauphilet / Pognon, 108 Sollbach).<br />

18 Z. B. Robert von Clari, c. 70, 76, 78 (54, 59-61 Pauphilet / Pognon, 118, 123-125 Sollbach).<br />

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