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annales historici prešoviensis anno 2005 - Prešovská univerzita v ...

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Das Jahr 1204 hat im Jahr 2004 ein – in diesem Ausmaß – überraschendes<br />

Interesse gefunden. Dies lässt sich an der Zahl der Kongresse, Symposia und<br />

anderen Veranstaltungen zu dem Thema ablesen. Auch in der Vergangenheit<br />

wurden die Ereignisse des Jahres 1204 in zahlreichen Tagungen und Publikationen<br />

analysiert und die Quellen von allen Seiten beleuchtet. Ereignisgeschichtlich<br />

Neues gibt es nicht zu berichten. So will ich heute Abend versuchen,<br />

zunächst die Ereignisse in ihren Grundzügen kurz in Erinnerung zu rufen und<br />

anschließend dem Denken und Fühlen derjenigen Zeitgenossen nachzuspüren,<br />

die das Geschehen in Konstantinopel verfolgten und sich dazu manchmal sogar<br />

eine eigene Meinung bildeten.<br />

Abriss der Ereignisse<br />

Skizzieren wir zunächst kurz die Ereignisse 4 : Im August 1198 verkündete<br />

der im Jänner des selben Jahres gewählte (38jährige) Papst Innozenz III. den<br />

vierten Kreuzzug. Er betrieb das Zustandekommen des Kreuzzugs mit großer<br />

Zielstrebigkeit und hatte als festes Ziel Jerusalem vor Augen, also eine der<br />

Kreuzzugsideologie gemäße Aufgabe. Auslösend für sein Engagement war,<br />

dass Sultan Saladin 1187 bei Hattin das Heer des Königreichs Jerusalem besiegt<br />

und die heilige Stadt erobert hatte. Als Reaktion darauf begann 1189 der dritte<br />

Kreuzzug; er brachte mit der Eroberung des christlichen Zypern durch Richard<br />

Löwenherz (1191) bereits einen ersten schweren Sündenfall. Zwar gelang es<br />

den Kreuzfahrern dann, Akkon und andere Küstenstädte des Heiligen Landes<br />

zu besetzen, für eine Wiedergewinnung Jerusalems waren aber die Teilnehmer<br />

zu schwach und zu zerstritten. Durch diesen Misserfolg war die Aufgabe des<br />

neuen Kreuzzugs, die Rückgewinnung Jerusalems für die Christen, aus der<br />

Sicht Innozenz’ III. fürs erste klar vorgezeichnet.<br />

Aufgrund der Erfahrungen des dritten Kreuzzugs schlossen die Anführer<br />

des vierten Kreuzzugs mit der Republik Venedig einen Vertrag, der den Transport<br />

des Heeres von Venedig nach Alexandreia vorsah. Das vereinbarte Transportvolumen<br />

war etwa 34.000 Mann und 5.000 Pferde. Doch trafen dann weit<br />

weniger Kreuzfahrer in Venedig zur Abfahrt ein als vorgesehen, nämlich nur<br />

etwa ein Drittel. Daraus ergaben sich für die anwesenden Kreuzfahrer große<br />

finanzielle Schwierigkeiten und sie mussten nach langem Disput der von den<br />

Venezianern betriebenen, für Kreuzfahrer grundsätzlich unvertretbaren Rückeroberung<br />

des christlichen Zara an der dalmatinischen Küste zustimmen, einer<br />

Hafenstadt, die sich 1181 dem Ungarnkönig Bela III. unterstellt hatte. Diese<br />

erste „deviatio“ (so der westliche Terminus) erfolgte im November 2002. Ein<br />

4 Vgl. R.-J. Lilie, Byzanz und die Kreuzzüge (Urban-TB 595), Stuttgart 2004, mit Literaturhinweisen.<br />

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