Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...
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zusammenfloss zu einer Tat.<br />
JASON.<br />
Du hast vernichtet – mein Blut, hast<br />
meinen Samen ausgejätet<br />
aus dieser Welt, hast brennend meine<br />
Eingeweide gemacht nach dem<br />
Lebendigen und hältst mir Totes<br />
abermals und immer wieder<br />
Totes vor. Begriff ich, Tier, dich,<br />
wär‟s mir Linderung. Doch nicht begreifend,<br />
straf ich dich, was hülf es mir.<br />
MEDEA.<br />
Du weinst. Das macht mich deine Torenrede<br />
überhören. Gerichtet willst du sein,<br />
weil unbegabt dein Herz. Betrogen um<br />
die Braut hast du den eignen Sohn,<br />
missgönnt mir alten Frau den Lohn,<br />
um den den Knaben ich geboren:<br />
ihn – fackelhaltend – nackt<br />
im Hochzeitsbett zu sehn, ihn zeugen sehn,<br />
an allen Gliedern zitternd, aufwerfend sich<br />
und niederstampfen, erregt ihn, dampfend,<br />
ermattet lächeln, jung ihn, der tief<br />
in meinem roten Schosse wuchs,<br />
geniessend mit den Blicken meiner<br />
blutsverwandten Augen.<br />
Aus deinem Diebstahl folgte, dass,<br />
verstossen der einsame Knabe,<br />
da er den Bruder fand, umarmend ihn,<br />
halb gierig, mehr noch totbereit<br />
anbetend packet als das einzig<br />
Lebendige, das noch in Liebe<br />
sein zu bleiben wünschte. Am Boden,<br />
aufeinander sich wälzend, fand ich sie.<br />
Wie Hochzeit war‟s. Des Bruders Bildnis,<br />
des fernen Toten, verzwiefacht,<br />
stark und schwach, halbreif und reif,<br />
lag vor mir. Und Mord war in des Starken Händen.<br />
Sie krallten sich verzweifelt um<br />
des Schwächern Hals. Lust. Todesröcheln<br />
nicht mehr unterschieden. Die schwarze Galle<br />
floss ab von meiner Leber. In meines<br />
Kindes Rücken einschlug ich spitzes Eisen.<br />
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