Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...
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nicht Kind mehr, Dienst tat. Die lieben durfte<br />
keinen Mann, nur alle, und die doch tanzend<br />
eines stillen Knaben bronzefarbnes<br />
Abbild in sich anhielt, auf ihren Lippen<br />
einen Kuss begrub trotz tausend Küsse,<br />
in tausend wechselvollen Liebesnächten<br />
nur eine Nacht voll Wonne wiederholte.<br />
Medea trug in sich verborgen<br />
das Bildnis ihres jungen Bruders. –<br />
Der krause Rücken eines weiten Meeres<br />
liess sich beladen, nass, mit griechschen Schiffen.<br />
Was Meer war, wusste nicht Medea,<br />
und Schiffe kannten ihre Augen nicht.<br />
Nur schwarze Säulenhalle eines un-<br />
gemessnen Tempels und des Bruders Nacktheit.<br />
Bis Jason kam. Da brach Medea Eide.<br />
Und Küsse löschte sie von ihren Lippen.<br />
Missbrauch mit ihrem Zauber trieb sie.<br />
Mit Jason floh sie auf der Griechen Flotte,<br />
nahm mit sich ihren Schlanken Bruder<br />
in grausem Vorbedacht, und blind<br />
vertraut‟ er Tücke. Wie nun des Kolcher Königs,<br />
ihres Vaters, Flotte mit gutem Wind<br />
der Argonauten Bubenschiffen nahte,<br />
nahm sie den Knaben, den sie heiss geliebt,<br />
den Bruder nahm sie, nahm um Jason Willen<br />
Enkel des Helios, nahesten Verwandten,<br />
den schönsten Nachkomm eines Göttersamens,<br />
und schnitt das Herz ihm aus. Und warf<br />
es in das grüne Meer, das jetzt<br />
in Blut sich wandelte und stille ward.<br />
Und schnitt vom Rumpf die Hände und spaltete<br />
sie nach der Zahl der Finger und warf die Stücke<br />
ins rotgeronnene Meer. Und schnitt<br />
vom toten Rumpf die Füsse und spaltete<br />
sie nach der Zehen Zahl und schnitt, schnitt ab<br />
den Kopf vom Hals, riss Zunge aus,<br />
abtrennte Ohren, Nase, Kinn<br />
und Augen riss sie aus dem Leichnam,<br />
warf das Zerstückte in das Meer.<br />
Und alle süssen Eingeweide riss sie<br />
aus ihrem Sitz, zerstückte sie<br />
und warf sie in das Meer. Und was<br />
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