Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...
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zerstreun, schlaftrunken in die Ferne irren.<br />
Die Sehnsüchte zum Fremden sind‟s,<br />
die Einigsein verbieten. So bin ich denn<br />
in diesen letzten bösen Jahren<br />
zum Vorhof wohl, zum Heiligtum<br />
des tiefen Glückes nie gelangt.<br />
Viel Reden sind geflossen zwischen mir und Jason,<br />
doch spärlich über meinen Gaumen nur<br />
der Speichel seines Mundes. Noch spärlicher<br />
der Goldstrom seiner Lenden, die doch<br />
ein Brunnen sind, ganz unausschöpflich.<br />
JASON.<br />
Gelähmt fast bin ich, ganz unfähig,<br />
mein trübes Hirn mit Vorsatz zu regieren.<br />
MEDEA.<br />
Schlaf ist an dir in meiner Gegenwart.<br />
Drum wirst du weinen können, wenn<br />
dein Herz in meiner Meinung eingesponnen wie<br />
im Netz der Spinne ein Insekt.<br />
Und quölle Lust, dich hilflos stammeln,<br />
eingeengt zu sehn, mir auch<br />
in meiner alten Leber auf,<br />
muss ich doch fürchten, dass auch hinter<br />
den eignen Augen Tränen warten.<br />
Und achtete ich solcher Tränen nicht,<br />
wär ich gewillt, die Zunge meinen Zähnen<br />
als Frass zu geben, dass Schmerz die Qual<br />
und damit meiner Augen Bäche zum<br />
Versiegen brächte – mir bleibt die Zeit nicht.<br />
Arme Stunden sind in Korinth<br />
mein unbenommen Eigentum nicht einmal.<br />
Verbannt aus dieser Stadt bin ich<br />
mit meinen Söhnen.<br />
JASON.<br />
Du bist verbannt.<br />
Vergessen schon hatt‟ es mein lahmer Kopf.<br />
MEDEA.<br />
Unfähig willst du scheinen, plumpes<br />
Alltagsgeschehen zu überdenken;<br />
ein kranker Mann, der Fieberbilder,<br />
ein halbes Wachen, halb Tageslicht<br />
mit Feuerleuchten der Einbildung<br />
wirr ineinander gleiten lässt,<br />
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