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Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...

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die Lehre, die du gabst, begriffen.<br />

DER ÄLTERE KNABE will gegen Kreon ztürzen, wird<br />

aber von dem Knabenführer zurückgehalten<br />

und bricht zusammen.<br />

KREON.<br />

Ich enteil dem Haus, in dem Irrsinige.<br />

Die Unterwelt ist diesem öden Orte nahe.<br />

Jetzt ganz begreif ich Jasons Handlungsweise.<br />

Er sehnt nach Menschen sich, von Tieren flieht er;<br />

ist er doch Grieche und kein Afrikaner.<br />

Medea – unfreundlich war dein Empfang.<br />

Daran gedenke, wenn du Unfreundlichkeit erntest.<br />

Ab.<br />

MEDEA nimmt den ohnmächtigen Sohn in die Arme.<br />

Weh mir, weh mir! Das Schicksal erfüllt sich,<br />

das schwärzeste. Mir aber wird<br />

die Macht zum Hässlichen gegeben.<br />

Die Kraft zum Schönen ist verausgabt.<br />

Jugend verlieh ich Jason, doch ich selbst<br />

gebar. Und Schönheit, meinem Schoss entsprungen,<br />

itzt am Verfaulen ist sie auch.<br />

Fällt Gott vorm Menschen nieder, steinigt<br />

ihm ähnlich Volk das weise Hirn.<br />

Und wird ein Baum und wird gefällt<br />

zum nackten Mast, vertäut im Sturm.<br />

So endet Gott im Schiffbruch an<br />

versteinten Klippen, die ihn nicht,<br />

die ewig denkenden, erkennen.<br />

Von Göttern stammte ab Medea<br />

und sank zur Finsternis, weil sie der Menschen<br />

trauriges Herz geerbt. – Strahlt auch ihr Leib<br />

nicht mehr, verflossen in der Zeiten Ablauf,<br />

ist taub der Brüste Rund und schweinisch Fett,<br />

was einst die Hände Liebender<br />

erzittern machte – ist alt Medea,<br />

sehn nicht faulen die Blume ihres Blutes,<br />

Knaben, will sie. Wehe, dass niemals noch<br />

das Weib zu jener Arbeit griff,<br />

die Männern, alternd, ansteht, bei der<br />

sie bilden und erschaffen, vereinsamt,<br />

der Träume fernste zur Wirklichtkeit, –<br />

dass Unheil nur und Mord verbrannten und<br />

verschmähten Schössen ausrinnt!<br />

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