14.04.2013 Views

Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...

Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...

Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

und solchem Bund entsprossnen Söhne mich?<br />

Sie fanden ein Asyl in meinem Land.<br />

Das gibt zwar Pflichten ihnen gegen mich;<br />

doch dass den Fremden ich verpflichtet wär,<br />

ist neu. Nennt Jason, Kolchrin, Nebenfrau dich<br />

und seine Kinder Bastardknaben,<br />

wie kann ich wagen, Andres zu vermeinen.<br />

Ihm widersprechen gar? Das Glück<br />

der eignen Tochter trübt ich nicht.<br />

Wenn du von dem Gesetze nichts begreifest,<br />

zeugt‟s gegen dich. Doch hoff ich, dass<br />

du jetzt belehrt.<br />

MEDEA.<br />

Ich bin belehrt.<br />

Der Ausspruch hat mich ganz verwandelt.<br />

Die toten Augen brauch ich nicht, zu rechten.<br />

In einem Lande leb ich, wo<br />

Verrat und Ehbruch, Mord und Bubenstücke<br />

geheiligte und gute Taten sind,<br />

wo Unterdrückte und Betrogne<br />

Verbannung anheimfallen, wo<br />

mit der Gemeinheit, wer‟s auch sei,<br />

sich brüsten darf. – Du schmähst mich, dass<br />

den Boten ich geblendet nur<br />

und weiter nicht zerstückt, getötet nicht,<br />

gebraten nicht und nicht verspeist.<br />

Ich werd mich bessern, König Kreon. –<br />

Auf diesen Knaben sieh! In seine Augen!<br />

Und auf den Mund, der sich mit blau-<br />

verzerrten Lippen wölbt – und wie<br />

der Atem durch die Nasenlöcher jagt;<br />

wie er halbtot zu Boden brechen will,<br />

die Hände in den Bauch verkrallt sind,<br />

er eigne Leber sich zerschindet,<br />

wie ihm ein Wort in siner Kehle steckt,<br />

das nicht zum Laut mehr reift, zu Taten nur.<br />

Sieh meinen Sohn, dies Bastardkind,<br />

den Gott, den ich inbrünstig liebe,<br />

den Knaben, der nach deiner Tochter lechzte,<br />

der seinen Vater sandte, um<br />

statt seiner für das Kind zu werben,<br />

der, ehe Jason zu dir kam,<br />

dein Blut geküsst. – Auch er hat ganz<br />

147

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!