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Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...

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weil sie doch totgeweiht – so sagt<br />

zum wenigsten sie uns – wenn alle<br />

Fesseln, die sie je durchriss,<br />

sie wieder binden, tritt ganz zäh<br />

und rot, dem Tuche gleich an Aussehn<br />

aus ihrem Mund ein Schleim. Ein Stück<br />

des Schattens flüstern alle. Doch<br />

sobald sie ihn erbrochen, wird ihr besser.<br />

Die Wahrheit dieser letzten Wochen<br />

ist nicht so ebenmässig wie du annimmst.<br />

Zwar hielt sie in den ersten Tagen<br />

des Zustands grosse Traurigkeit in Banden.<br />

Auch in das Feuer starrte sie<br />

und schürte es. Von Zeit zu Zeit<br />

sprach sie, was täglich die Rede ihres Mundes:<br />

Dass sie dich liebt, geboren dir,<br />

vergessend eignen Leibes Dauer,<br />

zwei blühnde Knaben. – Kennst du doch, Herr,<br />

ihr grausames schicksal wie ich, dass ich<br />

dir deuten nicht den beharrlichen Sang ihres Herzens<br />

mit Müh brauch. Ewige Jugend vergoss meine Herrin,<br />

wählt‟ Tod sich – und Liebe, Jason, zu dir.<br />

So sprach sie alte Rede und<br />

alte Zaubersprüche pflegte sie<br />

im greisen Herzen, die Götter bittend,<br />

Gesundheit, kraft und Jugend zu<br />

bewahren ihm, dem sie geopfert ihres<br />

Tempeldienstes, ihres Blutes Heil.<br />

Für ihre Kinder war Fürsorg nicht kleiner.<br />

Doch gegen Abend schrie sie: Jason<br />

wird heute kommen. – Erst als in vielen<br />

Nächten du nicht nahtest, verfinsterte<br />

sich ganz ihr Geist. Weh, keucht‟ sie,<br />

Unheil, Marterung. Verfluchte sich,<br />

den eignen schwarzen Leib. Die Götter<br />

kündeten ihr Schlimmes, vertraute sie<br />

mir endlich an. Ich fragte Näheres.<br />

Sie schwieg. – Das Wissen um ein Unheil, glaub ich,<br />

wuchs ihr aus Zauber nicht zur bösen Frucht,<br />

allein aus deinem Fernsein. Das<br />

erträgt kein fruchtbar Weib, wenn sie<br />

der Gatte meidet. Medea hat<br />

nur Gutes dir getan, vergelte ihr‟s<br />

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