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Marcus Tulius Franco Morais O FASCÍNIO DA FILICIDA - PGET ...

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anders nicht. Wer wird vom Greise<br />

Jünglingstaten fordern, vom reifen Manne<br />

eines Knaben Wildheit? Ich bin nicht schuld<br />

an deinen Leiden, lieb ich dich doch<br />

ganz nach dem Mass der fortgeschrittnen Jahre.<br />

MEDEA.<br />

Grausamer Mann, Entsetzlicher,<br />

Verruchter, den bespein ich sollte.<br />

Du hast in mir tief eingestossen;<br />

der Fluch für meine Kinder barst<br />

schon meine sauren Eingeweide,<br />

dass ich den Mund bezähmen musste,<br />

zu schonen sie. Was du vom Manne sagst,<br />

für dich gilt‟s nicht, doch doppelt, dreifach<br />

zwingt man‟s auf dem Weib, das sich<br />

ins Kindbett legte. Sie altert vor der Zeit,<br />

verschüttet, dass Kinderlachen werde,<br />

des Leibes Blut. Aus ihren Brüsten<br />

ersaugen die Unschuldigen, dass Zukunft,<br />

Triumpf des Ablaufs werde, Niedergang<br />

des ewig Schönen, dass ganz in Tod ersticke,<br />

was an jungen Taten war, das Leben.<br />

Mir willst du sagen, dass ich alterte,<br />

dass welk die Haut mir, weil die Knaben springen,<br />

ich dir zuwider ganz und gar.<br />

Nicht einer Griechin dürftest du<br />

die Frechheit sagen, die anzutragen mir<br />

du nicht in Zweifel kamst. Barbarenfrau<br />

schimpfst du auf meine dunkle Farbe.<br />

Die Negerin, gellt es von deinen Lippen.<br />

Die Sittenlose, vom Gesetz entblösste,<br />

die Zauberin. Das alles spottest du<br />

und hegst in deinem Herzen gegen mich<br />

als Waffe, die abstumpfen ich nicht,<br />

dir nicht entwinden kann, weil faule Reden<br />

bösgemeinter Nachsagen<br />

sie immer wieder dir anschärfen.<br />

Weh mir, o weh mir, von meinem Leibe wich<br />

aller Glieder Schlankheit, dass ich<br />

nicht tanzen kann. Nackt sein ist mir ein Greuel,<br />

meine Zuflucht Nacht und Schleier:<br />

Verbannt aus meiner Kammer sind die Kerzen. –<br />

Womit ich deine Liebe mir erkaufte,<br />

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