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Charivari 2023/24

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MARCUS PETER TESCH<br />

RACHEL WAGSTAFF<br />

MATIN SOOFIPOUR OMAM<br />

GWENDOLINE SOUBLIN<br />

SÉBASTIEN THIÉRY<br />

KAI TIETJE<br />

TIMUR VERMES<br />

WILLI WEITZEL<br />

LARS WERNECKE<br />

AMANDA WILKIN<br />

ROBERT WILSON<br />

CHRISTA WOLF<br />

THOMAS ZAUFKE<br />

FELICIA ZELLER<br />

JONA SPRETER<br />

SOKOLA//SPRETER<br />

CAROLINA SCHUTTI<br />

IVANA SOKOLA<br />

AUDREY SCHEBAT<br />

NINA SEGAL<br />

SANDY RUSTIN<br />

EVA ROTTMANN<br />

HADRIEN RACCAH<br />

NECATI ÖZIRI<br />

KWAME OWUSU<br />

GARY OWEN<br />

MADAME NIELSEN<br />

GÜNTER NEUMANN<br />

ANNA NEATA<br />

HENRY MASON<br />

JAMES EDWARD LYONS<br />

ARNE LYGRE<br />

PETER LUND<br />

FLORIAN LUDEWIG<br />

PHILIPP LÖHLE<br />

FELIX LOBRECHT<br />

PIJA LINDENBAUM<br />

JOHANNES KRAM<br />

STEFAN HUBER<br />

ANJA HILLING<br />

ANNIKA HENRICH<br />

AMIR GUDARZI<br />

DINÇER GÜÇYETER<br />

SERGEJ GÖßNER<br />

PACO GÁMEZ<br />

OLIVIER GAROFALO<br />

23/<strong>24</strong><br />

GILLES DYREK<br />

SØREN NILS EICHBERG<br />

HANNAH DÜBGEN<br />

KARSTEN DAHLEM<br />

COCOROSIE<br />

LAETITIA COLOMBANI<br />

MARTINA CLAVADETSCHER<br />

PAUL GRAHAM BROWN<br />

WOLFGANG BÖHMER<br />

BOV BJERG<br />

MARTIN G. BERGER<br />

SINA AHLERS<br />

THOMAS ARZT<br />

MARGARET ATWOOD


2<br />

rück<br />

2022<br />

„Der reinste<br />

Broadway-Luxus“<br />

FAZ<br />

KURT WEILL / JOHN VON DÜFFEL / KAI TIETJE / MARK TWAIN: TOM SAWYER<br />

KOMISCHE OPER BERLIN (UA) © BARBARA BRAUN


„Mindestens so cosy wie viele<br />

beliebte Krimis von der Insel“<br />

BERLINER MORGENPOST<br />

1<br />

PAUL GRAHAM BROWN / JAMES EDWARD LYONS: VERMISST! (WAS GESCHAH MIT AGATHA CHRISTIE?)<br />

KLEINES THEATER AM SÜDWESTKORSO BERLIN (UA) © JÖRN HARTMANN<br />

„Ob Pariser Flair<br />

oder orchestral<br />

strahlender<br />

Broadway-Sound –<br />

die ohrwurmreiche<br />

und tanzverliebte<br />

Musik strömt in<br />

bezwingender<br />

Leichtigkeit aus<br />

dem Orchestergraben.“<br />

WESTFALEN-BLATT<br />

JERRY HERMAN / JEROME LAWRENCE / ROBERT E. LEE / JEAN GIRAUDOUX:<br />

DEAR WORLD, THEATER BIELEFELD © SARAH JONEK<br />

<strong>2023</strong> blick<br />

ROBERT WILSON / ANNA CALVI / E. T. A HOFFMANN: DER SANDMANN<br />

THALIA THEATER HAMBURG © EMMA SZABÓ<br />

WOLFGANG BÖHMER / MARTIN G. BERGER / CHRISTA WOLF: DER GETEILTE HIMMEL<br />

MECKLENBURGISCHES STAATSTHEATER (UA) © SILKE WINKLER


2<br />

SOKOLA//SPRETER: POLAR<br />

THEATER DRACHENGASSE WIEN (UA) © BARBARA PÁLFFY<br />

„Aufheiternder<br />

Existenzialismus“<br />

ORF<br />

MARTINA CLAVADETSCHER: BESTIEN, WIR BESTIEN<br />

BÜHNEN BERN (UA) © JANOSCH ABEL<br />

IVANA SOKOLA: PIRSCH<br />

THEATER HEIDELBERG © SUSANNE REICHARDT<br />

„Packendes Welttheater“<br />

DIE DEUTSCHE BÜHNE<br />

AMIR GUDARZI: WONDERWOMB<br />

HESSISCHES LANDESTHEATER MARBURG (UA) © JAN BOSCH


„So produktiv schon die Überlegung war, die<br />

Kafka-Fabel (…) komplett aus der Perspektive der<br />

Familie Samsa zu erzählen, so furios gelingt die<br />

groteske Komödie.“<br />

NACHTKRITIK<br />

3<br />

LION FEUCHTWANGER: ERFOLG<br />

BAYERISCHES STAATSSCHAUSPIEL © BIRGIT HUPFELD<br />

PHILIPP LÖHLE: DIE VERWANDLUNG<br />

DEUTSCHES THEATER GÖTTINGEN (UA) © THOMAS MÜLLER<br />

„Erzeugt Unbehagen,<br />

eine alptraumhaft gespenstische<br />

Atmosphäre (…) die auch uns<br />

Heutige aufschrecken kann“<br />

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG<br />

FELICIA ZELLER: ANTRAG AUF GRÖßTMÖGLICHE ENTFERNUNG VON GEWALT<br />

THEATER OBERHAUSEN (UA) © AXEL J. SCHERER<br />

ANNA GSCHNITZER: FANES<br />

VEREINIGTE BÜHNEN BOZEN (UA) © CORDULA TREML<br />

„Ein beeindruckender, wichtiger Abend,<br />

der Strukturen und Schicksale eines<br />

unsäglichen Phänomens beleuchtet“<br />

NACHTKRITIK


4<br />

„Nicht wertend, sondern ein klares<br />

Statement zur Wichtigkeit, das Leben<br />

gemeinsam zu feiern“<br />

VOLKSBLATT<br />

GWENDOLINE SOUBLIN: FIESTA, SALZBURGER FESTSPIELE (DSE) © MARCO BORRELLI<br />

DAVID PAQUET: DAS GEWICHT DER AMEISEN<br />

SALZBURGER LANDESTHEATER (ÖE) © TOBIAS WITZGALL<br />

DAVID PAQUET: DAS GEWICHT DER AMEISEN<br />

SALZBURGER LANDESTHEATER (ÖE) © TOBIAS WITZGALL<br />

„Ein Weckruf, sich als starke Gemeinschaft<br />

gegen Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit<br />

und Ignoranz aufzulehnen“<br />

BERCHTESGARDENER ANZEIGER<br />

„Psychologisch gut entwickelt und<br />

spannend zu beobachten ist, wer<br />

sich wie verhält: Wer verharmlost,<br />

wer leugnet, wer wird nachdenklich<br />

– und wer aggressiv (…). Ein tolles<br />

Stück für Schauspielkunst.“<br />

BADISCHE ZEITUNG<br />

BRANDEN JACOBS-JENKINS: WAS SICH GEHÖRT (APPROPRIATE)<br />

ETA HOFFMANN THEATER BAMBERG (DSE) © MARTIN KAUFHOLD<br />

MARIA URSPRUNG: DIE NICHT GEREGNET WERDEN<br />

THEATER VORPOMMERN (DE) © PETER VAN HEESEN


„Arzt, Otteni und das<br />

stark aufspielende<br />

Ensemble zeichnen<br />

einen Menschen, der im<br />

Wahnsinn des Faschismus<br />

Fantastereien fand,<br />

um zu überleben.“<br />

DER STANDARD<br />

5<br />

„Hat das Zeug<br />

zum Bühnenhit“<br />

BERLINER MORGENPOST<br />

THOMAS ARZT: WUNSCH UND WIDERSTAND<br />

VORARLBERGER LANDESTHEATER BREGENZ (UA) © ANJA KÖHLER<br />

„Furioses Sprach-Märchen<br />

und Sozial drama gleiche rmaßen“<br />

JURYBEGRÜNDUNG DES JUGENDTHEATERPREISES BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

MATTHIEU DELAPORTE: EINSZWEINUNDZWANZIG VOR DEM ENDE<br />

RENAISSANCE-THEATER BERLIN <strong>2023</strong> (DSE) © ANN-MARIE SCHWANKE / SIEGERSBUSCH<br />

VERA SCHINDLER: WOLKENROTZ<br />

LANDESTHEATER TÜBINGEN (UA) © MARTIN SIGMUND<br />

AGATHA CHRISTIE / KEN LUDWIG: MORD IM ORIENTEXPRESS<br />

THEATER HEIDELBERG © SUSANNE REICHARDT<br />

„Die<br />

Legende<br />

lebt.“<br />

RHEIN-NECKAR-<br />

ZEITUNG


6 Musiktheater<br />

10<br />

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20<br />

21<br />

Søren Nils Eichberg / Hannah Dübgen / Margaret Atwood: Oryx and Crake<br />

CocoRosie / Robert Wilson: Das Dschungelbuch<br />

Johann Strauss / Kai Tietje / Stefan Huber: Die Rache der Fledermaus<br />

Wolfgang Böhmer / Martin G. Berger / Christa Wolf: Der geteilte Himmel<br />

Florian Ludewig / Johannes Kram: Operette für zwei schwule Tenöre<br />

Wolfgang Böhmer / Peter Lund: Rockin’ Rosie<br />

Wolfgang Böhmer / Peter Lund: Frankensteins Braut<br />

Jacques Offenbach / Wolfgang Böhmer / Peter Lund: Maja & Co<br />

Thomas Zaufke / Henry Mason: Die Königinnen<br />

Friedrich Hollaender / Lars Wernecke / Günter Neumann u. a.: Das Spukschloss im Spessart<br />

Paul Graham Brown / James Edward Lyons: Vermisst! oder Was geschah mit Agatha Christie?<br />

Paul Graham Brown: Zwei Städte<br />

Schauspiel<br />

<strong>24</strong><br />

<strong>24</strong><br />

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55<br />

Amir Gudarzi: Quälbarer Leib – ein Körpergesang<br />

Amir Gudarzi: Am Anfang war die Waffe<br />

Amir Gudarzi: Als die Götter Menschen waren<br />

Anna Neata: Oxytocin Baby<br />

Anna Neata: Über die Notwendigkeit, dass ein See verschwindet<br />

Marcus Peter Tesch: Patient Zero 1<br />

Marcus Peter Tesch: Schranzn<br />

Annika Henrich: Am Sonnenweg<br />

Jona Spreter: Subspace<br />

Ivana Sokola: Euromüll<br />

Sokola//Spreter: Split<br />

Anja Hilling: Mascha K. (Tourist Status)<br />

Olivier Garofalo: La Grande Dame<br />

Thomas Arzt: Das unschuldige Werk<br />

Thomas Arzt: Die treibende Kraft<br />

Philipp Löhle: Firnis<br />

Philipp Löhle: Die Verwandlung<br />

Martina Clavadetscher: THIS IS A ROBBERY!<br />

Felicia Zeller: Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt<br />

Amanda Wilkin: Ich träumte, ich ertrinke<br />

Amanda Wilkin: Die Bridgetower-Sonate<br />

Nina Segal: Stadt, Land, Flut<br />

Gary Owen: Killology<br />

Madame Nielsen: Panic!<br />

Arne Lygre: Zeit für Freude<br />

Paco Gámez: Mieter<br />

Agatha Christie / Rachel Wagstaff: Der zerbrochene Spiegel<br />

Audrey Schebat: Der Abschiedsbrief<br />

Sébastien Thiéry: Zahltag<br />

Hadrien Raccah: Die Einladung<br />

Laetitia Colombani: Freitags ist Kiwi-Tag<br />

Gilles Dyrek: Win-Win<br />

Sandy Rustin: Clue – Das Mörderspiel


Junges Theater<br />

Sina Ahlers: Sie sagen Täubchen, ich sag Taube<br />

Kwame Owusu: Horizont<br />

Matin Soofipour Omam: Raumrauschen<br />

Karsten Dahlem: Princess<br />

Gwendoline Soublin: Fiesta<br />

Sergej Gößner: Der Zauber von Oz<br />

7<br />

58<br />

59<br />

60<br />

61<br />

62<br />

63<br />

Stoffe<br />

Necati Öziri: Vatermal<br />

Anna Neata: Packerl<br />

Carolina Schutti: Meeresbrise<br />

Amir Gudarzi: Das Ende ist nah<br />

Dinçer Güçyeter: Unser Deutschlandmärchen<br />

Bov Bjerg: Der Vorweiner<br />

Felix Lobrecht: Sonne und Beton<br />

Timur Vermes: U<br />

Pija Lindenbaum: Der erste Schritt<br />

Eva Rottmann: Kurz vor dem Rand<br />

Willi Weitzel: Der Frieden ist ausgebrochen<br />

65<br />

65<br />

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66<br />

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68<br />

69<br />

69<br />

69<br />

Ur- und Erstaufführungen <strong>2023</strong>/<strong>24</strong><br />

70<br />

Impressum<br />

72


COCOROSIE / ROBERT WILSON: DAS DSCHUNGELBUCH, DÜSSELDORFER SCHAUSPIELHAUS <strong>2023</strong> © LUCIE JANSCH<br />

musik


theater


10<br />

SØREN NILS EICHBERG / HANNAH DÜBGEN / MARGARET ATWOOD<br />

Musiktheater<br />

Oryx<br />

nach dem Roman von Margaret Atwood<br />

Musik von Søren Nils Eichberg / Text von Hannah Dübgen<br />

3D, 5H, 1 Knabensopran, 1 Knabenalt, Chor<br />

Fl I, II, Ob I, II, Klar, B.Klar, Fg, K.Fg, Hr I, II, III, IV, Trp I, II, Pos, B.Pos, Tb,<br />

Timp, Perc I, II, III, Synth, Kl, Vl I, Vl II, Vla, Vlc, Kb<br />

UA: 18.02.<strong>2023</strong>, Staatstheater Wiesbaden<br />

and Crake<br />

Snowman, der früher Jimmy<br />

hieß, ist vermutlich der einzige<br />

Mensch, der eine globale Pandemie<br />

überlebt hat. Auf seiner<br />

Reise durch die postapokalyptische<br />

Welt erinnert er sich<br />

an seinen besten Freund<br />

Crake und an die geheimnisvolle<br />

Oryx, in die beide verliebt<br />

waren. Und er erinnert sich<br />

daran, wie es zur Katastrophe<br />

kam: Sein Freund Crake entwickelte<br />

ein Medikament, in<br />

dem er ein Virus versteckte,<br />

um Überbevölkerung und<br />

Naturzerstörung zu beenden.<br />

Die Menschheit wurde ausgelöscht<br />

und durch „Craker“ –<br />

gentechnisch modifizierte,<br />

vegan lebende Wesen –<br />

ersetzt. Crake hatte Jimmy<br />

und sich selbst immunisiert.<br />

Hannah Dübgen ist es<br />

gelungen, den umfangreichen<br />

Stoff geschickt zu verdichten<br />

und in ein packendes, klangvoll<br />

formuliertes Opernlibretto<br />

zu verwandeln. Søren Nils<br />

Eichberg komponierte hierzu<br />

eine stilistisch, aber auch<br />

rhythmisch vielfältige, teils<br />

filigran, teils sphärisch klingende<br />

Musik, bei der eine<br />

spätromantische Orchesterbesetzung<br />

mit elektronischen<br />

Klängen kombiniert wird.<br />

Eines ist<br />

sicher: So<br />

kann es<br />

nicht mehr<br />

lange<br />

weitergehen.<br />

„Zusammen mit der Botschaft<br />

des Werkes ist Oryx and Crake,<br />

wenn man das Thema an sich<br />

heranlassen will, die Oper der<br />

Stunde. Wer hätte gedacht,<br />

dass Musiktheater so nah am<br />

Puls der Zeit sein kann.“<br />

RHEIN-ZEITUNG<br />

weitere Stücke (Auswahl): Glare (Søren Nils Eichberg und Hannah Dübgen) /<br />

Wolf unter Wölfen (Søren Nils Eichberg und John von Düffel nach Hans Fallada)<br />

© KARL FORSTER / STAATSTHEATER WIESBADEN<br />

Søren Nils Eichberg studierte Klavier<br />

und Dirigieren in Kopenhagen und Köln.<br />

Seine SciFi-Oper Glare wurde am Royal<br />

Opera House in London uraufgeführt,<br />

seine Fallada-Oper Wolf unter Wölfen<br />

erlebte ihre Uraufführung in Koblenz,<br />

seine Oper Schönerland entstand<br />

als Auftragswerk des Staatstheaters<br />

Wiesbaden und wurde dort 2019<br />

uraufgeführt.<br />

Hannah Dübgen studierte Philosophie,<br />

Literatur- und Musikwissenschaft in<br />

Oxford, Paris und Berlin und schrieb die<br />

Libretti für diverse international erfolgreiche<br />

Opern wie „Matzukatse“ (mit<br />

Toshio Hosokawa und Sasha Waltz) und<br />

Glare (mit Søren Nils Eichberg). 2025<br />

übernimmt sie die Dramaturgie für das<br />

auf Umberto Ecos Roman „Der Name<br />

der Rose“ basierende Auftragswerk<br />

(Musik: Francesco Filidei) an der<br />

Mailänder Scala.


Das<br />

Musik und Liedtexte von CocoRosie<br />

Konzeption von Robert Wilson<br />

Deutsche Textfassung von Janine Ortiz<br />

5D, 6H / Kl, Vl, B.Klar, Synth, Git<br />

UA: 26.04.2019, Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg<br />

11<br />

Dschungel-<br />

In Robert Wilsons und Coco-<br />

Rosies Dschungelbuch wird<br />

die Geschichte Moglis, der im<br />

Dschungel von Wölfen aufgezogen<br />

wird, von seinen<br />

Mentoren, dem Bären und<br />

dem Panther, die Gesetze des<br />

Dschungels erlernt und auf<br />

seinem Weg zum Erwachsenwerden<br />

zahlreiche Prüfungen<br />

bestehen muss, in Form eines<br />

Singspiels erzählt – Rudyard<br />

Kiplings Klassiker als Varieté<br />

mit mehr als einem Dutzend<br />

englischsprachiger Songs und<br />

Klangwelten von teilweise<br />

surrealer Anmutung.<br />

Robert Wilson bezeichnete<br />

das als Familienstück konzipierte<br />

Werk als sein „Geschenk<br />

an die Kinder“, ihm selbst<br />

ermöglichte die Produktion,<br />

die Welt einmal mehr mit den<br />

Augen eines Kindes zu sehen.<br />

CocoRosies unsentimentale<br />

und humorvolle Musik<br />

bewegt sich zwischen softem<br />

Rock, Folklore, Zirkusmusik,<br />

Jazz und Anklängen an die<br />

Musik Kurt Weills.<br />

COCOROSIE © PETER HÖNNEMANN<br />

buch<br />

Robert Wilson gilt mit seinem Konzept<br />

des „theatre of vision“ als einer der<br />

originellsten Erneuerer des Theaters der<br />

Gegenwart. Produktionen wie „Einstein<br />

on the Beach“ und The Black Rider oder<br />

unlängst seine Inszenierung von Der<br />

Sandmann nach E. T. A. Hoffmann mit<br />

Musik von Anna Calvi erlebten zahlreiche<br />

Gastspiele und Nachspielproduktionen.<br />

Seine Zeichnungen, Gemälde<br />

und Skulpturen befinden sich in Privatsammlungen<br />

und Museen auf der<br />

ganzen Welt.<br />

CocoRosie sind die Schwestern Sierra<br />

und Bianca Casady. Ihre Musik ist eine<br />

Mischung aus elektronischen Samples,<br />

klassischem und surreal verzerrtem<br />

Gesang. Dabei verwenden sie neben<br />

Gitarren, Flöten und Harfen auch ungewohnte<br />

„Instrumente“ wie etwa eine<br />

Popcornmaschine, Kinderspielzeug oder<br />

einen Föhn. Die Texte zu der mitunter<br />

naiv und kindlich anmutenden Musik<br />

sind häufig feministisch und politisch.<br />

Dies ist das Gesetz des Dschungels<br />

So alt und wahr wie die Welt<br />

Der Wolf, der es bricht, wird sterben<br />

Und gedeihen der Wolf, der es hält<br />

COCOROSIE / ROBERT WILSON / RUDYARD KIPLING<br />

weitere Stücke von Robert Wilson: Der Sandmann / Peter Pan / The Black Rider / Alice / Woyzeck<br />

Musiktheater


12 „Die Fledermaus“ von Johann Strauss in einer Bearbeitung von Stefan Huber und Kai Tietje / Musik von Johann Strauss,<br />

Neuarrangement von Kai Tietje / Text von Karl Haffner, Richard Genée, bearbeitet von Stefan Huber<br />

4D, 8H (Mehrfachbesetzung), Nebenrollen, 5 Musiker:innen: Klavier, Akkordeon (auch ML) // Trompete, Flügelhorn, Posaune,<br />

Kazoo, Toy-Xylofon, Glockenspiel, kl. Trommel, Bongos, Shaker, Triangel // Kontrabass // Gitarre, Banjo, Singende Säge, Becken,<br />

Woodblocks, Trommel, Glocke, Kazoo // Klarinette, Bassklarinette, Flöte, Altsaxofon, Posaune, Drumset, Argent. Tres, kl. Trommel<br />

UA: 30.08.2018, Casinotheater Winterthur<br />

Die Rache<br />

JOHANN STRAUSS / KAI TIETJE / STEFAN HUBER<br />

Musiktheater<br />

der Fledermaus<br />

Die Rache der Fledermaus ist<br />

Parodie und Hommage<br />

zugleich. Den Arbeitstitel des<br />

originären Werks nutzend,<br />

haben Kai Tietje und Stefan<br />

Huber die Operette sprachlich<br />

aktualisiert, gleichzeitig ihre<br />

Essenz herausgearbeitet und<br />

den Fokus auf die Figurenbeziehungen<br />

gelegt. Fünf Musikerinnen<br />

und Musiker ersetzen<br />

das Orchester. Sensibel emanzipiert<br />

Kai Tietje die Kompositionen<br />

von ihren musikalischen<br />

Klischees, es gibt keine Geigen,<br />

dafür aber Instrumente wie<br />

Bass, Gitarre, Jazztrompete,<br />

Trillerpfeife, Maultrommel und<br />

ähnliches. Er verwandelt Walzer<br />

in Swing- und Tango-Nummern,<br />

die Ouvertüre erklingt<br />

als A-cappella-Version oder es<br />

mogeln sich harmonisch Ragtime,<br />

Pop- und Schlager-Takte<br />

dazwischen. Eine opulente<br />

Operette im Taschenformat,<br />

die für große wie kleine Bühnen<br />

geeignet ist.<br />

KAI TIETJE © LUDWIG OLAH<br />

weitere Stücke (Auswahl):<br />

Clivia / Heute Nacht oder nie – die Spoliansky-Revue<br />

Ich bewege mich eher in<br />

geschlossenen<br />

Gesellschaften.<br />

Der Komponist und Arrangeur Kai Tietje<br />

schrieb zahlreiche Orchesterarrangements<br />

und Neubearbeitungen von Operetten<br />

und Musicals, z. B. für die<br />

Volksoper Wien, das Theater Basel, das<br />

Hessische Staatstheater Wiesbaden, die<br />

Staatsoper Hannover und die Komische<br />

Oper Berlin. Stefan Huber gehört zu den<br />

führenden (Musiktheater-)Regisseuren<br />

im deutschsprachigen Raum. Mit Kai<br />

Tietje verbindet ihn eine langjährige<br />

Zusammenarbeit. Zu ihren gemeinsamen<br />

Arbeiten an der Komischen Oper Berlin<br />

gehören Nico Dostals Operette Clivia,<br />

die Operetten „Roxy und ihr Wunderteam“<br />

und „Ball im Savoy“ sowie die<br />

Spoliansky-Revue Heute Nacht oder nie.<br />

STEFAN HUBER © STEFFEN SENNEWALD<br />

„Herausragend: Dieser Anachronismus<br />

entwickelt sich aus der<br />

Musik, wird aus ihr herausgehört<br />

und wieder zu Musik gemacht.<br />

Johann Strauss reloaded: Die<br />

Fledermaus klingt hier ganz neu,<br />

mal südamerikanisch exotisch,<br />

mal rockig, mal bodenständig –<br />

aber immer im Duktus des<br />

Walzerkönigs, ohne Melodie und<br />

Text der Nummern zu ändern.<br />

Was Kai Tietje da für seine fünf<br />

Musiker neu arrangiert hat, ist<br />

schlichtweg hinreißend.“<br />

BR-KLASSIK


Im Jahr 1961 entwickelt sich in<br />

Halle eine außergewöhnliche<br />

Liebesgeschichte: Rita, aufgewachsen<br />

in der DDR, ein<br />

Arbeiterkind, darf auf Lehramt<br />

studieren, während der in<br />

Nazideutschland aufgewachsene,<br />

bildungsbürgerliche<br />

Manfred gerade seine Promotion<br />

abgeschlossen hat. Ideologisch<br />

grundverschieden –<br />

Rita glaubt an den Sozialismus,<br />

arbeitet freiwillig im<br />

Waggonwerk, während Manfred<br />

inzwischen alles Ideologische<br />

nur noch verspottet –<br />

teilen sie dennoch für kurze<br />

Zeit einen gemeinsamen Himmel,<br />

bevor dieser sich über<br />

ihnen teilt und Manfred vor<br />

dem Mauerbau in den Westen<br />

geht.<br />

CHRISTA WOLF © ROGER MELIS<br />

Musical in zwei Akten<br />

nach Christa Wolfs gleichnamigem Roman<br />

Musik von Wolfgang Böhmer<br />

Text von Martin G. Berger<br />

4D, 10H, 1 Kind, Chor<br />

großes Orchester<br />

UA: 20.01.<strong>2023</strong>,<br />

Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin<br />

Der<br />

geteilte<br />

Himmel<br />

Als Schlüsselwerk der deutschen<br />

Nachkriegsliteratur<br />

inspirierte Der geteilte Himmel<br />

Wolfgang Böhmer und<br />

Martin G. Berger zu einem<br />

Musical, in dem vergangene<br />

Zeiten zu einem Spiegel zeitloser<br />

Konflikte und Fragestellungen<br />

werden.<br />

Trotz gesprochener Dialoge<br />

ist das Werk durchkomponiert,<br />

für jede Situation finden sich<br />

Stilmittel aus Oper, Operette<br />

oder neuer Musik. Die Klangwelt<br />

der 60er-Jahre, Märsche,<br />

Rockmusik und üppige Bigband-Sounds<br />

verschmelzen<br />

symbiotisch mit Kurt-Weill-<br />

Idiom.<br />

Felix Bloch Erben vertritt dieses Werk in<br />

Kooperation mit der Gustav Kiepenheuer<br />

Bühnenvertriebs-GmbH.<br />

Martin G. Berger wurde für seine Regie-<br />

Arbeit u. a. mit dem FAUST für die „Beste<br />

Regie Musiktheater“ ausgezeichnet.<br />

Elfie ist die erste gemeinsame Arbeit als<br />

Autor mit Wolfgang Böhmer.<br />

Wolfgang Böhmer komponierte Musicals<br />

und Kammeropern und bearbeitete<br />

zahlreiche Musiktheaterwerke. Seine<br />

Musicals sind weniger dem amerikanischen<br />

Musical als der europäischen<br />

Musikkomödie bzw. Operette verpflichtet.<br />

Christa Wolf verhandelt in ihren Werken<br />

deutsche Geschichte und Gesellschaft<br />

oft aus weiblicher Perspektive. Ihre<br />

Romane „Kassandra“ und „Medea.<br />

Stimmen“ sind Meilensteine der deutschen,<br />

feministischen Literatur.<br />

Den Himmel<br />

wenigstens<br />

können sie nicht<br />

zerteilen.<br />

– Doch. Den<br />

Himmel teilen sie<br />

zuerst.<br />

„Der geteilte Himmel<br />

als Musical in<br />

Schwerin ist keine<br />

verklärte DDR-<br />

Geschichte. (…)<br />

Mit eingängigen<br />

Melodien gelingt<br />

hier großes,<br />

modernes Theater.<br />

Dem Stück ist zu<br />

wünschen, dass<br />

es über Schwerin<br />

hinaus auch auf<br />

anderen Bühnen<br />

gezeigt wird.“<br />

NDR<br />

weitere Stücke: Elfie<br />

13<br />

WOLFGANG BÖHMER / MARTIN G. BERGER / CHRISTA WOLF<br />

Musiktheater


14<br />

Johannes Kram ist Theaterautor, Blogger, LGBTIQ*-<br />

Aktivist und Publizist. Sein QUEERKRAM-Podcast<br />

wurde 2021 als erstes queeres Projekt mit dem<br />

Grimme Online Award ausgezeichnet und sein<br />

Sachbuch „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber“ hat<br />

zu intensiven Diskussionen um Alltagshomophobie<br />

und Queerfeindlichkeit in Deutschland geführt.<br />

FLORIAN LUDEWIG / JOHANNES KRAM<br />

JOHANNES KRAM © WILLEM DEENIK<br />

Operette<br />

für zwei schwule<br />

Tenöre<br />

Der Grafiker Tobi und der<br />

Krankenpfleger Jan haben<br />

sich ein kleines Glück auf<br />

dem Land aufgebaut. Kennengelernt<br />

haben die beiden sich<br />

auf dem Schützenfest, kurz<br />

nachdem Tobi für seinen<br />

Traum vom Landleben Berlin<br />

den Rücken gekehrt hatte.<br />

Doch während Tobi romantisch<br />

idealisiert, hält Jan, der<br />

in der Gegend aufgewachsen<br />

ist, das alles kaum noch aus.<br />

Er verlässt Tobi und geht<br />

nach Berlin.<br />

Champagner von Aldi<br />

Warum nur tust du mir das an?<br />

Champagner von Aldi<br />

Du weißt genau, dass ich das<br />

nicht kann<br />

Die Operette für zwei schwule<br />

Tenöre ist eine aufwühlende,<br />

aber auch ziemlich komische<br />

Geschichte über schwules<br />

Leben unserer Zeit. Als weltweit<br />

erste Operette mit queerer<br />

Haupthandlung steht sie in<br />

der Tradition der Berliner<br />

Operette, die schon in den<br />

1920ern Rollenbilder hinterfragte<br />

und Diversität zelebrierte.<br />

Die musikalische Welt<br />

der scheinbar alten Operette<br />

füllt sich mit heutigen Themen<br />

und Bildern, ohne dabei zur<br />

Parodie oder zur Retro-Imitation<br />

des Genres zu werden.<br />

Im Mittelpunkt stehen 16<br />

Schmachtwalzer und Operettenschlager<br />

wie „Champagner<br />

von Aldi“ und „Wann fahr’n wir<br />

wieder zu Ikea?“ sowie das<br />

operettenweit erste „Liebeslied<br />

von Mann zu Mann“.<br />

FLORIAN LUDEWIG © LUKAS VON LOEPER<br />

Florian Ludewig ist freier Komponist,<br />

Arrangeur und Produzent. Er war als<br />

Komponist, Pianist und musikalischer Leiter<br />

Teil des Chanson- und Kabarett-Trios Malediva,<br />

für das er in über zehn Jahren die<br />

Songs für elf Programme komponiert hat.<br />

Mit Johannes Kram hat er mehrfach zusammengearbeitet.<br />

Musiktheater<br />

weitere Stücke: Seite Eins (Monolog von Johannes Kram)<br />

Musik von Florian Ludewig<br />

Text von Johannes Kram<br />

2H, Chor / alternativ: Ensemble (3 D*H)<br />

Orchesterplayback oder Klavier,<br />

Orchestermaterial auf Anfrage<br />

UA: 06.10.2021, BKA-Theater, Berlin


Musik von Wolfgang Böhmer<br />

Text von Peter Lund<br />

3D, 6H / E.Git., E.B., Dr<br />

UA: 09.12.2022, Staatstheater am Gärtnerplatz, München<br />

15<br />

Rockin’ Rosie<br />

Rosie, die in den freigeistigen<br />

70ern noch mit ihrer durchschnittlich<br />

erfolgreichen Band<br />

die Garage rockte, betritt ihr<br />

achtes Lebensjahrzent nun<br />

auch freien Fußes in Komfortsandalen<br />

mit Wechselfußbett.<br />

Heute ist Geburtstag. Dank<br />

Haschkeksen und den hedonistischen<br />

Freunden von<br />

damals sieht es zunächst nach<br />

einer richtig fetten Party aus.<br />

Doch dann steht die spießige<br />

Business-Enkelin Hanna mit<br />

einem unsympathischen<br />

Immobilienprojekt als<br />

Geburtstagsgeschenk vor der<br />

Tür, der Sohn erfährt, wer<br />

wirklich sein Vater ist, und das<br />

absolute Mehrgenerationen-<br />

Chaos bricht aus.<br />

© JEAN-MARC TURMES / STAATSTHEATER AM GÄRTNERPLATZ<br />

Peter Lund bringt eine bissigfröhliche<br />

Studie über den<br />

Generationenwandel aufs<br />

Papier. Wolfgang Böhmers<br />

epochenübergreifende Rock-<br />

Kompositionen schwingen<br />

mal melodiös mit, mal klingen<br />

die wilden Zeiten nach. Böhmer<br />

und Lund „reanimieren Zeitstile<br />

und nie penetrantes<br />

Kolorit. (…) Es wird spannend,<br />

welche Bühne Rockin’ Rosie<br />

als Nächstes spielt. Der Stoff<br />

passt ins Ruhrgebiet, ins Saarland,<br />

nach Wien und in fast<br />

jede westdeutsche Großstadt,<br />

wo es um 1980 eine libertinäre<br />

Spaßfraktion gab.“<br />

(Concerti)<br />

Peter Lund wurde in Flensburg geboren.<br />

Parallel zu seinem Architekturstudium<br />

in Berlin widmete er sich der Autorenund<br />

Regiearbeit. Bis 2004 war er<br />

Leitungsmitglied der Neuköllner Oper.<br />

Als Regisseur für Musiktheater ist er<br />

an vielen renommierten Häusern im<br />

In- und Ausland zu Gast.<br />

Wolfgang Böhmer komponierte neben<br />

Musicals und Kammeropern vielfältige<br />

Film- und Bühnenmusiken und bearbeitete<br />

zahlreiche Musiktheaterwerke<br />

für verschiedene Theater. Seine Musicals<br />

sind weniger dem amerikanischen<br />

Musical als vielmehr der europäischen<br />

Musikkomödie bzw. Operette verpflichtet.<br />

Geschenk hab<br />

ich leider keins,<br />

aber ich weiß<br />

ja, wie<br />

kapitalismuskritisch<br />

du<br />

bist …<br />

WOLFGANG BÖHMER / PETER LUND<br />

weitere Stücke (Auswahl): Frankensteins Braut / Frau Zucker will die Weltherrschaft / Prinzessin Drosselbart / Grimm! /<br />

Jedermann – die Rockoper / Leben ohne Chris / Stella – das blonde Gespenst vom Kurfürstendamm<br />

Musiktheater


16<br />

Frankensteins<br />

Braut<br />

Musik von Wolfgang Böhmer<br />

Text von Peter Lund<br />

3D, 2H / Kl, Vl, Vlc, Fl, Klar, Trp, Pos, Kb, Schl<br />

UA: 03.12.2022, Stadttheater Ingolstadt<br />

WOLFGANG BÖHMER / PETER LUND<br />

Musiktheater<br />

Es ist gewiss: Maria hat einen<br />

inoperablen Hirntumor und im<br />

besten Fall noch drei Monate<br />

zu leben. Während sie versucht,<br />

ihr Schicksal anzunehmen,<br />

kommt es bei ihrem<br />

Mann und der gemeinsamen<br />

Patchworkfamilie zu einigen<br />

Konflikten. Zeitgleich forscht<br />

Tochter Sophie, die Medizin<br />

studiert, mit ihrem Doktorvater<br />

an einer neuen Behandlungsmethode:<br />

einem elektronischem<br />

Implantat, das den<br />

Frontallappen ersetzen soll.<br />

Als sich die gesundheitliche<br />

Situation von Maria plötzlich<br />

verschlechtert, entscheidet<br />

die Familie über ihren Kopf<br />

hinweg, den nicht erprobten<br />

Eingriff durchzuführen. Das<br />

Familiengefüge gerät in eine<br />

Schieflage und die zuvor<br />

unsichtbaren moralischen<br />

Abgründe treten zum Vorschein.<br />

Basierend auf dem Roman<br />

von Mary Shelley hat Peter<br />

Lund ein mitreißendes Stück<br />

über das Überwinden des<br />

Todes mithilfe der Wissenschaft<br />

und die Verantwortung<br />

für das eigene Handeln<br />

geschrieben. Wolfgang Böhmer<br />

kreiert eine besondere<br />

Form des Musiktheaters, in<br />

der gängige musikalische<br />

Entertainment-Elemente des<br />

Genres zitiert und ironisch<br />

gebrochen werden.<br />

weitere Stücke (Auswahl): Rockin’<br />

Rosie / Frau Zucker will die Weltherrschaft<br />

/ Prinzessin Drosselbart /<br />

Grimm! / Jedermann – die Rockoper /<br />

Leben ohne Chris / Stella – das blonde<br />

Gespenst vom Kurfürstendamm<br />

„Klug erzählt Autor und Regisseur<br />

Peter Lund eine berührende<br />

Familiengeschichte und<br />

fragt nicht nur nach der Verantwortung<br />

der Wissenschaftler für<br />

Experimente am Menschen,<br />

sondern auch nach der Fähigkeit<br />

des Umfelds, mit solchen<br />

wesensveränderten, computergesteuerten<br />

Angehörigen<br />

umzugehen.“<br />

KULTURKANAL INGOLSTADT<br />

© JOCHEN KLENK / STADTTHEATER INGOLSTADT<br />

Peter Lund und Wolfgang Böhmer verbindet<br />

eine langjährige künstlerische<br />

Partnerschaft, gemeinsam haben sie<br />

bereits rund zwanzig Werke geschrieben.<br />

Ihr Singspiel Stella – das blonde<br />

Gespenst vom Kurfürstendamm war<br />

zuletzt in der Spielzeit 2022/23 am<br />

Theater für Niedersachsen zu sehen und<br />

ist aktuell für den Deutschen Musical<br />

Theater Preis nominiert. Das Familiengrusical<br />

Frau Zucker will die Weltherrschaft<br />

gelangte in der letzten Spielzeit<br />

am Theater der Jugend in Wien zur ÖE.<br />

Wäre ja vielleicht<br />

ganz praktisch.<br />

Wenn man seinen Partner<br />

programmieren kann.


Maja & Co<br />

17<br />

© MATTHIAS HEYDE / NEUKÖLLNER OPER<br />

Wenn eine kleine pflichtvergessene<br />

Biene namens Maja<br />

ihre Tage lieber mit neuen<br />

Insektenbekanntschaften verbringt,<br />

statt Honig zu sammeln,<br />

wird es schnell mal<br />

unübersichtlich. Jeder weiß<br />

natürlich, dass Grashüpfer<br />

enttäuschend unzuverlässig<br />

sein können und Hornissen<br />

gefährlich hungrig, aber dass<br />

man auch den Rosenkäfern<br />

nicht trauen kann und alle<br />

Libellen für ihre Kunst morden<br />

würden, das muss man<br />

als junge Biene erst schmerzhaft<br />

lernen. Vor allem, wenn<br />

man eigentlich ein Insekt<br />

sucht, mit dem es sich lohnt,<br />

gemeinsam zu überwintern.<br />

Obwohl, dafür hätte Maja<br />

sowieso am liebsten einen<br />

Menschen, denn sie schätzt<br />

deren Klugheit. Doch selbst in<br />

der Operette bekommt eine<br />

Biene nicht immer das, was<br />

sie sich wünscht.<br />

Inspiriert von Waldemar<br />

Bonsels’ Roman „Die Biene<br />

Maja und ihre Abenteuer“<br />

verfasste Peter Lund ein amüsantes<br />

Operettenlibretto.<br />

Wolfgang Böhmer kombinierte<br />

hierzu eine Auswahl<br />

von Offenbach-Melodien –<br />

man könnte auf den Gedanken<br />

kommen, Jacques Offenbach<br />

höchstpersönlich hätte<br />

eine Biene-Maja-Operette<br />

komponiert.<br />

Jakob Ernst Waldemar Bonsels (1880–<br />

1952) war ein deutscher Schriftsteller,<br />

Journalist und Übersetzer. Zu seinen<br />

erfolgreichsten Werken zählt der<br />

Roman „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“<br />

(1912). Neben seiner schriftstellerischen<br />

Tätigkeit war Bonsels ein<br />

begeisterter Imker und setzte sich für<br />

den Schutz der Bienen ein.<br />

Kind, du redest<br />

wie ein<br />

Grashüpfer.<br />

6+<br />

Eine Insektenoperette mit Musik von<br />

Jacques Offenbach nach dem Roman<br />

von Waldemar Bonsels<br />

Musikalische Zusammenstellung und<br />

Neuarrangement von Wolfgang<br />

Böhmer<br />

Text von Peter Lund<br />

4D, 3H (mit Mehrfachbesetzungen)<br />

Fl/Picc, Klar/B.Klar, Trp, Kb, Kl, dr/<br />

schl (vibr/xyl)<br />

UA: 30.11.2007, Neuköllner Oper<br />

Berlin<br />

Musiktheater JACQUES OFFENBACH / WOLFGANG BÖHMER / PETER LUND


18<br />

Die Königinnen<br />

THOMAS ZAUFKE / HENRY MASON<br />

„Zwei Königinnen, eine Insel:<br />

Es war nur eine Frage der<br />

Zeit!“, kommentiert Staatssekretär<br />

Cecil zynisch. Aber<br />

war das blutige Ende der<br />

Schotten königin Maria Stuart<br />

tatsächlich unausweichlich?<br />

Und trug Elisabeth I. von<br />

England wirklich die alleinige<br />

Schuld daran?<br />

Tatsächlich verbindet die<br />

beiden sogar ein ähnliches<br />

Schicksal, doch die geopolitischen<br />

Umstände zwingen sie<br />

zur Feindschaft – was die<br />

missgünstigen Männer, die<br />

sie umkreisen, gnadenlos auszunutzen<br />

wissen. In den letzten<br />

Stunden vor Marias Tod<br />

entspinnt sich die gemeinsame<br />

Geschichte der Großcousinen,<br />

die sich im Leben<br />

nie begegnet sind, als atemberaubendes<br />

Duell.<br />

Ein Musicalthriller über Maria Stuart und Elisabeth I.<br />

Musik von Thomas Zaufke<br />

Text von Henry Mason<br />

10D, 12H, Extrachor (mind. 8)<br />

Vl, Vla, Vlc, Kb, Fl (Pic), Ob (E.H.), Klar (Sax), Fg, Hr, Trp, Pos, Tb, Schl (Pk, Perk),<br />

Hrf, Key, Dudelsack, E.B., E.Git<br />

UA: 10.02.20<strong>24</strong>, Landestheater Linz<br />

Mit zarten Zwischentönen<br />

erzählt Henry Masons und<br />

Thomas Zaufkes politischer<br />

Musicalthriller von zwei<br />

außergewöhnlichen Frauen,<br />

die sich weigern, in einer Welt,<br />

die von Männern für Männer<br />

gemacht ist, klein beizugeben.<br />

Thomas Zaufke rundet seine<br />

persönliche, moderne, musiktheatralische<br />

Handschrift mit<br />

Anleihen aus dem 16. Jahrhundert<br />

ab. Die opulente Partitur<br />

beinhaltet Gesten der<br />

Renaissancemusik, ist eine<br />

Gratwanderung zwischen<br />

Zeitgemäßem und historisch<br />

Authentischem.<br />

Thomas Zaufke zählt zu den erfolgreichsten<br />

Musicalkomponisten im<br />

deutschsprachigen Raum. Er komponierte<br />

u. a. für das Schauspielhaus Hannover,<br />

das Leipziger Gewandhaus, die<br />

Musikalische Komödie in Leipzig, den<br />

Musikverein in Wien, das Kurt-Weill-Fest<br />

in Dessau, das Theater des Westens<br />

Berlin, das Landestheater Linz und das<br />

Landestheater Detmold. Außerdem<br />

schrieb Thomas Zaufke Songs und<br />

Chansons u. a. für Gayle Tufts, Tim<br />

Fischer, Irmgard Knef, Daniela Ziegler<br />

und Yamil Borges.<br />

Henry Mason arbeitet als Regisseur und<br />

Autor für Sprech- und Musiktheater. Er<br />

war künstlerischer Leiter des u\hof:<br />

Theater für junges Publikum am Landestheater<br />

Linz sowie Oberspielleiter und<br />

stellvertretender künstlerischer Leiter<br />

am Theater der Jugend in Wien. Zu<br />

seinen Auszeichnungen gehören der<br />

Bühnenkunstpreis des Landes Oberösterreich<br />

und die Nominierung für den<br />

Nestroy-Theaterpreis für seine Inszenierungen<br />

am Theater der Jugend.<br />

2019 gewannen Henry Mason und<br />

Thomas Zaufke für Der Hase mit den<br />

Bernsteinaugen den Deutschen Musical<br />

Theater Preis in den Kategorien Beste<br />

Liedtexte und Bestes Musical.<br />

Musiktheater<br />

THOMAS ZAUFKE © MATTHIAS HEYDE<br />

HENRY MASON © KLAUS HUEMER<br />

weitere Stücke (Auswahl): Der Hase mit den Bernsteinaugen / Alice im Wunderland<br />

Man kann Mensch<br />

sein oder Königin –<br />

nicht beides.


das<br />

Musik von Friedrich Hollaender,<br />

ergänzende Musik von Rudolf Hild<br />

Text von Lars Wernecke nach dem Drehbuch<br />

von Günter Neumann und Heinz Pauck<br />

Liedtexte von Günter Neumann<br />

3D, 7H, Ensemble<br />

Reed I, Reed II, Vl, Vlc, Kb, Trp, Flh, Key<br />

UA: <strong>24</strong>.06.<strong>2023</strong>, Frankenfestspiele Röttingen<br />

19<br />

Das Spukschloss im Spessart<br />

basiert auf Kurt Hoffmanns<br />

gleichnamigem Film von 1960,<br />

der Fortsetzung von „Das<br />

Wirtshaus im Spessart“.<br />

Nachdem die Räuber im frühen<br />

19. Jahrhundert im Keller des<br />

Wirtshauses lebendig eingemauert<br />

wurden, kommen ihre<br />

Geister zur Zeit des Wirtschaftswunders<br />

frei, als die alte<br />

Wirtshausruine abgerissen<br />

wird. Sie suchen Zuflucht im<br />

Schloss der verarmten Gräfin<br />

Charlotte. Erlöst werden können<br />

sie durch eine gute Tat, für die<br />

sie angesichts der Gäste – u. a.<br />

ein Immobilieninvestor und<br />

ein zwielichtiger Staatsgast –<br />

gute Gelegenheit haben …<br />

Günter Neumann schrieb<br />

ein mit Bonmots gespicktes,<br />

kabarettistisch angehauchtes<br />

Drehbuch, angesiedelt zwischen<br />

Gruselkomödie und<br />

Satire auf die Bonner Republik<br />

mit diversen Seitenhieben<br />

gegen Spekulanten, Altnazis<br />

und Bonner Beamte.<br />

Friedrich Hollaender komponierte<br />

mit Liedern wie<br />

„Giftmischer-Rumba“, „Kleider<br />

machen Leute“, „Für Sie tun<br />

wir alles“ und „Dazu gehören<br />

zwei“ diverse Ohrwürmer.<br />

Lars Wernecke und Rudolf<br />

Hild haben nun eine Bühnenadaption<br />

geschrieben, die<br />

sich nicht nur für Freilichtbühnen<br />

eignet.<br />

SPUK<br />

SCHLOSS<br />

Günter Neumann, Kabarettist, Komponist,<br />

Liedtexter, Übersetzer, Drehbuchautor<br />

und Begründer der „Insulaner“,<br />

schrieb die Drehbücher zu Filmen wie<br />

„Berliner Ballade“ und übersetzte das<br />

Musical Kiss Me, Kate ins Deutsche.<br />

Lars Wernecke ist Intendant der Frankenfestspiele<br />

Röttingen und war Oberspielleiter<br />

am Stadttheater Meiningen.<br />

Er arbeitete als freischaffender Regisseur<br />

an zahlreichen Bühnen und schrieb<br />

diverse Werke für die Berlin Comedian<br />

Harmonists („Atemlos“/ „Verrückte<br />

Zeiten“).<br />

im Spessart<br />

Eine musikalische Komödie<br />

Manch Richter spukt noch durch das Land,<br />

Mit einem Heil’genschein,<br />

Der schimmert wie ein Hakenkreuz.<br />

Das müssen wohl Gespenster sein.<br />

Das woll’n wir doch mal sehn,<br />

Ob’s nicht Gespenster gibt in Bonn,<br />

Gespenster gibt in Bonn, Gespenster gibt in Bonn!<br />

Und zweifelt Ihr daran,<br />

dass es Gespenster gibt in Bonn –<br />

Nu seid Ihr ja wohl überzeugt davon!<br />

Rudolf Hild war langjähriger Schauspielkapellmeister<br />

am Stadttheater Meiningen.<br />

Heute arbeitet er freischaffend<br />

als Komponist, Arrangeur und Pianist<br />

und ist musikalischer Leiter der Frankenfestspiele<br />

Röttingen.<br />

„Herrlich-schräges<br />

‚Grusical‘ mit liebenswürdigbissiger<br />

Zeitkritik“<br />

FRÄNKISCHE NACHRICHTEN<br />

FRIEDRICH HOLLAENDER / LARS WERNECKE / GÜNTER NEUMANN / RUDOLF HILD<br />

Musiktheater


20<br />

PAUL GRAHAM BROWN / JAMES EDWARD LYONS<br />

Musiktheater<br />

Vermisst!<br />

oder Was geschah mit Agatha Christie?<br />

Krimi-Musical<br />

Musik und Liedtexte von Paul Graham Brown<br />

Buch und deutsche Fassung von James Edward Lyons<br />

2D, 2H<br />

Kl / Key<br />

UA: 14.04.<strong>2023</strong>, Kleines Theater am Südwestkorso, Berlin<br />

Ein wahrer Krimi: Als Agatha<br />

Christie an einem kalten<br />

Abend im Jahre 1926 plötzlich<br />

spurlos verschwindet und<br />

einige Tage später ihr Auto<br />

verlassen an einem See gefunden<br />

wird, ist ganz England in<br />

Aufruhr. Eine landesweite<br />

Suchaktion startet: ohne<br />

Erfolg. Es wird das Schlimmste<br />

befürchtet. Doch dann taucht<br />

sie nach zehn Tagen in einem<br />

Hotel in Yorkshire wieder auf,<br />

wo sie unter dem Namen<br />

Nancy Neele, Golfpartnerin<br />

und Geliebte ihres Ehemanns<br />

Archi, wohnte. Was geschah in<br />

den vergangenen zehn Tagen?<br />

Paul Graham Brown und<br />

James Edward Lyons greifen<br />

die geheimnisumwitterte, nie<br />

vollständig geklärte Episode<br />

aus Agatha Christies Leben<br />

auf und präsentieren einen<br />

mitreißenden Musical-Krimi.<br />

Begleitet von smartem Musical-Pop<br />

mit dezent nostalgischen<br />

Anklängen lassen sie<br />

die Queen of Crime nach den<br />

Spuren suchen, die ihre<br />

Beziehung zum Scheitern<br />

gebracht hat. Dabei deckt<br />

Agatha mysteriöse Geschehnisse<br />

im Hotel auf und sammelt<br />

nebenbei Inspirationen<br />

für so manchen späteren<br />

Erfolgsroman.<br />

„Der Mix aus Krimi, Liebesgeschichte<br />

und Musical ist vor<br />

allem humorig und gefällig.<br />

Mindestens so cosy wie viele<br />

beliebte Krimis von der Insel.“<br />

BERLINER MORGENPOST<br />

Von den 36<br />

verschiedenen<br />

Möglichkeiten,<br />

eine Katastrophe<br />

zu vermeiden,<br />

ist Weglaufen<br />

die beste.<br />

Mit King Kong, einer Musicaladaption für drei Personen nach dem<br />

Roman von Delos W. Lovelace, haben Autor und Regisseur James<br />

Edward Lyons und Komponist Paul Graham Brown eines der meistgespielten<br />

neuen deutschsprachigen Musicals geschrieben. „Größer kann<br />

Musical kaum sein“, befand Blickpunkt Musical anlässlich der Uraufführung<br />

2009 in Berlin. Es folgten weitere Produktionen u. a. in Klagenfurt,<br />

Stuttgart, Hof, Bad Vilbel, Hildesheim und Wiesbaden.


Zwei Städte<br />

21<br />

(A Tale of Two Cities)<br />

Musik, Buch und Liedtexte von Paul Graham Brown<br />

nach dem gleichnamigen Roman von Charles Dickens<br />

und einer Idee von Reinhardt Friese<br />

Deutsch von Moritz Staemmler<br />

3D, 6H, Nebendarsteller, Chor<br />

Fl I, Fl II (Picc), Ob I, Ob II (E.Hr), Klar I, Klar II (B.Klar), Fg I, Fg II, Hr I, Hr II, Trp I, Trp<br />

II, Pos I, Pos II, Tb, Schl I, Schl II, Hrf, Vl I, Vl II, Vla, Vlc<br />

UA: 27.10.<strong>2023</strong>, Theater Hof<br />

Wir nehmen die Ärmsten aus,<br />

damit du dein Haus und deine Pralinen haben kannst.<br />

PAUL GRAHAM BROWN © MICHAEL SEEMEIER<br />

London im Jahre 1775: Charles<br />

Darnay, ein französischer<br />

Aristokrat, der seine Wurzeln<br />

ablehnt, und Sydney Carton,<br />

ein desillusionierter Anwalt,<br />

konkurrieren in ihrer Liebe zu<br />

Lucie, der Tochter von Alexandre<br />

Manette, einem ehemaligen<br />

Gefangenen der Bastille.<br />

Als sich die Lage in Paris im<br />

Vorfeld der Französischen<br />

Revolution immer weiter<br />

zuspitzt, reist Darnay nach<br />

Frankreich, um zu helfen. Er<br />

wird verhaftet und steht vor<br />

einem unfairen Prozess, in<br />

dem er sich für die Vergehen<br />

seiner Familie verantworten<br />

soll. Lucie, Carton und<br />

Manette eilen ihm zu Hilfe.<br />

Geheimnisse kommen ans<br />

Licht und ihr aller Leben wird<br />

Zwei Städte (A Tale of Two Cities) schrieb Paul Graham Brown im Auftrag für<br />

das Theater Hof. Dort wurden in den vergangenen Jahren erfolgreich seine<br />

Werke Der große Houdini, Rasputin und King Kong gezeigt. Zuletzt adaptierte<br />

er Ödön von Horváths Roman Jugend ohne Gott für das Junge Staatsmusical<br />

des Staatstheaters Wiesbaden, wo zuvor bereits das gemeinsam mit Anthony<br />

McCarten verfasste Musical Superhero uraufgeführt wurde.<br />

für immer mit den turbulenten<br />

Schicksalen der Städte Paris<br />

und London verwoben.<br />

„A Tale of Two Cities“ ist<br />

Charles Dickens’ erfolgreichster<br />

und bedeutendster Roman.<br />

Paul Graham Brown zeigt in<br />

seiner vielschichtigen Musicaladaption<br />

dieser mahnenden<br />

Geschichte gegen Machtmissbrauch<br />

und Gewalt die Auswirkungen<br />

sozialer Ungerechtigkeit<br />

und politischer Umwälzungen<br />

auf das Individuum<br />

und geht der Frage nach, wie<br />

Erlösung und Vergebung aussehen<br />

kann und ob ein Neuanfang<br />

möglich ist.<br />

weitere Stücke von Paul Graham Brown (Auswahl): Bonnie und Clyde / Dynamit! / Der große Houdini / Jugend ohne Gott /<br />

King Kong (mit James Edward Lyons) / Der Postraub (mit Birgit Simmler) / Show Dogs (mit Nina Schneider) / Superhero<br />

(mit Anthony McCarten)<br />

PAUL GRAHAM BROWN<br />

Musiktheater


22<br />

TOVE DITLEVSEN: KOPENHAGEN-TRILOGIE (DAS TOVE-PROJEKT), SCHAUSPIEL FRANKFURT <strong>2023</strong> © THOMAS AURIN<br />

schau


spiel<br />

23


<strong>24</strong><br />

Quälbarer<br />

Leib – ein<br />

Besetzung variabel<br />

UA: 19.04.20<strong>24</strong>,<br />

Landestheater Detmold<br />

AMIR GUDARZI<br />

Körpergesang<br />

In einer facettenreichen Montage verknüpft<br />

Amir Gudarzi Szenen über europäische<br />

Abschottungspolitik und Auswirkungen<br />

globaler Ideologien.<br />

Er erzählt von einer Minensucherin,<br />

die in Afghanistan einen Kollegen verliert<br />

und in Tadschikistan neue Kolleginnen<br />

ausbilden soll; von den Einflüssen sowjetischer,<br />

islamistischer und westlicher<br />

Mächte in Afghanistan; von Odysseus<br />

und Dädalus; von Mauern und Selbstmordanschlägen;<br />

von patriarchal sanktionierten<br />

Körpern und dem eigenen traumatisierten<br />

Leib des Erzählers – der sich<br />

erhebt und als Überlebender lautstark<br />

seine Freiheit verteidigt.<br />

„Wir erkennen in Amir Gudarzi einen<br />

Autor, der konfliktstark und formbewusst<br />

den Phobien unserer Gegenwart<br />

nachzugehen versteht – mit einem<br />

starken Mut zum Wagnis!“<br />

HARALD MÜLLER, HERAUSGEBER VON THEATER DER ZEIT<br />

UND JURYMITGLIED FÜR DEN GRABBE-PREIS 2022<br />

© STEFAN SAPPERT<br />

Am Anfang war<br />

Wir<br />

stehen<br />

hier und<br />

schauen<br />

auf<br />

Europa<br />

Schauspiel<br />

die<br />

Waffe<br />

Besetzung variabel<br />

UA: 13.12.2022, Werk X Wien<br />

DE: 01.09.<strong>2023</strong>, Theater Münster<br />

Ein berühmter Waffenproduzent feiert seinen 90. Geburtstag.<br />

Mit illustren Gästen, lustigen Partyspielen – und Stimmen, die<br />

weitreichende Verstrickungen der europäischen Waffenindustrie<br />

zur Sprache bringen. Sie führen uns zu Knotenpunkten der<br />

Waffengeschichte im 20. und 21. Jahrhundert, vom Zweiten<br />

Weltkrieg zu Anschlägen gegen Kurd:innen in der Türkei und<br />

im Irak, vom Prager Frühling zu rechtsextremen Anschlägen<br />

im Deutschland der Gegenwart.<br />

Amir Gudarzi folgt den Wegen der Waffen und schafft eine<br />

vielstimmige Collage über das Wechselverhältnis zwischen<br />

europäischem Kapitalismus und politisch motivierter Gewalt.


25<br />

Besetzung variabel<br />

UA: 26.01.20<strong>24</strong>, Nationaltheater Mannheim<br />

Als die Götter<br />

Menschen<br />

waren<br />

„Amir<br />

Die Götter fühlen sich müde, ausgebrannt.<br />

So viel Arbeit – für was? Die<br />

Lösung ist so einfach wie genial: die<br />

Erfindung eines Wesens, das für sie<br />

arbeitet und ihnen bedingungslos huldigt.<br />

Let’s call it … Mensch! Tausende Jahre<br />

später fährt Johnny für Google durch<br />

Wien, Mezlum für Amazon durch Berlin,<br />

Ištar für Tesla durch Brandenburg. Ihre<br />

Gedanken sind bei ihren Familien in<br />

Syrien, der Türkei und im Irak. Ihre<br />

Körper sind dem Kapitalismus verpflichtet.<br />

Wiederum viele Hundert Jahre später<br />

fällt der auf dem Mars lebenden Eva<br />

Material in die Hände, das von ihren<br />

Vorfahren stammt: Katzenvideos, Zeugnisse<br />

von Liebe, Schriften in längst<br />

ausge storbenen Sprachen. Sie beginnt<br />

zu zweifeln an den heiligen Schriften des<br />

Propheten Elon Musk, der die Menschheit<br />

angeblich rettete, indem er sie auf<br />

den Mars führte.<br />

Gudarzi ist ein<br />

Wanderer zwischen<br />

Kontinenten, Kulturen<br />

und Sprachen und ein<br />

genauer Beobachter der<br />

Widersprüche unserer<br />

Zeit. In seinen Texten für<br />

das Theater verknüpft er<br />

poetisch und zugleich<br />

konkret individuelle<br />

Erfahrungen mit überlieferten<br />

Motiven aus<br />

vergangenen Epochen<br />

und politischen und<br />

ökonomischen Entwicklungen<br />

der Gegenwart.“<br />

CHRISTIAN HOLTZHAUER,<br />

SCHAUSPIELINTENDANT AM<br />

NATIONALTHEATER MANNHEIM<br />

In seinem Auftragswerk für das Nationaltheater<br />

Mannheim übersetzt Amir Gudarzi<br />

das Atraḫasis-Epos neu, schreibt es in<br />

unsere Gegenwart und in eine ferne<br />

Zukunft fort. Er zeichnet das Verhältnis<br />

von Herrschaft, Ausbeutung und Revolte<br />

als universales, sich stetig wiederholendes<br />

Prinzip nach. Ein Prinzip, das vielleicht<br />

auf dem Mars endlich durchbrochen<br />

werden kann?<br />

AMIR GUDARZI<br />

Amir Gudarzi erhielt für sein literarisches Schaffen zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Kleist-<br />

Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker 2022 für Wonderwomb und den Christian-<br />

Dietrich-Grabbe-Preis 2022 für Quälbarer Leib – ein Körpergesang. Im August erschien sein<br />

Debütroman Das Ende ist nah bei dtv (siehe S. 66). Im Dezember findet die Uraufführung von Die<br />

Burg der Assassinen am Theater Aachen statt (Regie: Florian Fischer), im Mai die Premiere eines<br />

kollaborativen Projekts am Schauspielhaus Wien (Regie: Anne Bader). In der Spielzeit <strong>2023</strong>/<strong>24</strong> ist<br />

Amir Gudarzi Hausautor am Nationaltheater Mannheim.<br />

weitere Stücke (Auswahl): Die Burg der Assassinen / Wonderwomb<br />

Schauspiel


26<br />

mind. 4 Darsteller:innen<br />

UA: 15.10.2021, Schauspielhaus Wien<br />

Oxytocin Baby<br />

ANNA NEATA<br />

Wie viele Songs erzählen von<br />

Baby? Im Fall von Oxytocin<br />

Baby mindestens 32, wenn<br />

man von den klangvollen Szenenüberschriften<br />

ausgeht.<br />

Dabei ist Baby immer vieles<br />

zugleich: betörend, verletzlich,<br />

naiv, eine Liebende, eine<br />

Muse, eine Pause, eine Projektionsfläche.<br />

Was aber,<br />

wenn Baby kein Baby sein<br />

will? Oder keines haben<br />

möchte? Neben einem Chor<br />

von Frauen melden sich auch<br />

Mom und Dad und die Gebärmutterschleimhaut<br />

zu Wort.<br />

Und vor allem Baby selbst<br />

– um sich ihren eigenen Reim<br />

zu machen auf Fragen zu<br />

Abtreibung, Schwanger- und<br />

Mutterschaft, kann sie aus<br />

dem unerhörten Archiv der<br />

„von Natur aus verdächtigen“<br />

Frauen schöpfen: Historische<br />

Figuren wie Marilyn Monroe,<br />

Madame Mittermeyer, die<br />

verbotene Abtreibungen in<br />

Wien durchführte, und<br />

Susanna Margaretha Brandt<br />

sind ebenso Teil davon wie<br />

Pop-Lyrics und Filmmusicals.<br />

kannst du aufhören so zu<br />

sprechen, als wärst du eine<br />

verdammte Disneyfigur bitte<br />

Anna Neatas Debütstück ist<br />

eine vielstimmige, dissonante<br />

und formal bestechende Partitur,<br />

die mit spielerischer<br />

Genauigkeit und eindringlicher<br />

Kraft körperliche<br />

Zustände und Prozesse zur<br />

Sprache bringt.<br />

„Am Ende läuft es auf Selbstermächtigung<br />

und Utopie<br />

hinaus, (…) Markus Lanz kriegt<br />

Schnappatmung, die Wände<br />

des Guckkastens fallen. Ein<br />

höchst unterhaltsamer, ein<br />

lustiger und ernster und längst<br />

überfälliger Abend. Mehr davon!“<br />

NACHTKRITIK<br />

„Eine freshe Mixtur aus Musical<br />

und Kasperltheater. (…) Hier<br />

ist eine neue Generation von<br />

Theatermacherinnen am Werk,<br />

die sich neuen, eigenen<br />

Themen widmet und diese mit<br />

entschlossenem wie gewagtem<br />

ästhetischem Zugriff präsentiert.“<br />

DER STANDARD<br />

© GERALD VON FORIS<br />

Schauspiel


5 Darsteller:innen / UA: 26.01.20<strong>24</strong>, Landestheater Linz<br />

27<br />

Die Urlaubsidylle scheint perfekt. Aber<br />

unter der Oberfläche rumort es. Denn<br />

der Wasserpegel des Badesees sinkt,<br />

während die Temperaturen in bedenkliche<br />

Höhen klettern. Die Stammgäste<br />

ignorieren das geflissentlich und geben<br />

sich dem Genuss ihres Urlaubs in malerischer<br />

und vermeintlich unveränderlicher<br />

Kulisse hin. Ava, als Journalistin zur<br />

Recherche aus der Stadt angereist, wirft<br />

da einen weniger sentimentalen Blick<br />

auf die Wetterverhältnisse; während sie<br />

die zwischenmenschlichen Verhältnisse<br />

ganz schön durcheinanderbringt.<br />

Die lokalen meteorologischen Phänomene<br />

erlangen jedenfalls bald überregionale<br />

Aufmerksamkeit und sogar der<br />

Bundeskanzler a. D. / in spe schaut vorbei<br />

und hält markige Reden. Spätestens<br />

als am Boden des Sees Frauenleichen<br />

zum Vorschein kommen, gefriert auch<br />

dem Letzten das Blut in den Adern.<br />

Anna Neata verbindet in ihrem ebenso<br />

abgründigen wie aberwitzigen Stück die<br />

Themen Klimawandel, Tourismus und<br />

Femizid. Mit feinem Gespür für das lapidare<br />

Grauen seziert sie genussvoll unser<br />

aller Postkarten-Fantasie.<br />

Anna Neata, geboren 1987 in Oberndorf bei Salzburg,<br />

studierte Film- und Theaterwissenschaft an der<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie Sprachkunst<br />

an der Universität für Angewandte Kunst in<br />

Wien. Sie schreibt Prosa und Theatertexte. Mit<br />

Oxytocin Baby gewann sie 2020 das Hans-Gratzer-<br />

Stipendium. Die Uraufführungsproduktion war eingeladen<br />

zum Heidelberger Stückemarkt sowie zum<br />

Prager Theaterfestival für deutsche Sprache, und die<br />

Regisseurin Rieke Süßkow wurde für die Inszenierung<br />

2022 mit einem Nestroy-Preis ausgezeichnet. Anna<br />

Neatas Debütroman Packerl erschien im August im<br />

Ullstein Verlag.<br />

Über die<br />

Notwendigkeit,<br />

dass ein See<br />

verschwindet<br />

Und alles wie<br />

immer sonst.<br />

Ein Glück<br />

Schauspiel ANNA NEATA


28<br />

Patient Zero 1<br />

mind. 4 Darsteller:innen<br />

UA: 02.02.20<strong>24</strong>, Staatstheater Kassel<br />

seit die clubs zuhaben, ist<br />

DIE STDT eigentlich wien. nur mit weniger<br />

sonnentagen. nur mit teureren mieten.<br />

nur mit hundescheiße statt sachertorte.<br />

MARCUS PETER TESCH<br />

Eine Altbauwohnung in einer Großstadt,<br />

irgendwo in Deutschland, irgendwann<br />

zwischen Aids- und Coronapandemie.<br />

Draußen: Winter, Schneeregen, Eisschneeregen.<br />

Es klingelt. Vor der Tür<br />

steht: der Tod. Mal wieder. Na toll …<br />

Patient Zero 1 ist eine ebenso radikale<br />

wie humorvolle Kampfansage –<br />

gegen das Vergessen und Verdrängen<br />

der anderen großen Pandemie des späten<br />

20. und frühen 21. Jahrhunderts,<br />

gegen Stereotype und falsche Vorurteile,<br />

gegen die Vereinsamung und das<br />

Schweigen und nicht zuletzt: gegen den<br />

Tod selbst. Zugleich ist der Text eine Würdigung<br />

all jener, deren Stimmen von<br />

einer sogenannten Mehrheitsgesellschaft<br />

nie gehört wurden, all jener, die<br />

bis heute stumm bleiben, aus Scham und<br />

Angst vor Stigmatisierung – obwohl eine<br />

HIV-Infektion seit Jahren gut behandelbar<br />

ist. In Patient Zero 1 wird munter<br />

dahingestorben und feierwütig weitergelebt.<br />

Und so landet der Tod, der eigentlich<br />

bloß mal wieder eine Party crashen<br />

wollte, schließlich selbst in einer akuten<br />

Existenzkrise.<br />

© ALENA SCHMICK<br />

Marcus Peter Tesch war für den Retzhofer Dramapreis<br />

nominiert und Stipendiat des UniT-Schreiblehrgangs<br />

FORUM Text. Bei den Autor:innentheatertagen <strong>2023</strong><br />

am Deutschen Theater Berlin wurde im Mai der Text<br />

Schranzn in einer szenischen Lesung präsentiert. Sein<br />

Stück Versuch, ein Stück über die Nibelungen<br />

(nicht) zu schreiben (UA Nibelungenfestspiele<br />

Worms) war im Juni beim Grazer Dramatiker:innenfestival<br />

zu sehen. Für die Produktion „Undine geht“<br />

von Ingeborg Bachmann an der Berliner Schaubühne<br />

hat Tesch 2022 die Textfassung erarbeitet.<br />

Schauspiel<br />

„Tesch fragt in seinem Stück: Gelingt es,<br />

einen Schutzraum von und für Betroffene<br />

und ihre Wahl-Familien zu ermöglichen?<br />

Wie könnte dieser – auch in der Sprache –<br />

aussehen?“<br />

KATJA PRUSSAS, THEATER HEUTE JAHRBUCH<br />

weitere Stücke (Auswahl): Mit deinem Bein im Mund lässt es sich<br />

viel leichter ich liebe dich Luka sagen / Versuch, ein Stück über<br />

die Nibelungen (nicht) zu schreiben


29<br />

DU SIEHST<br />

AUS WIE EIN<br />

RICHTIGES<br />

DRAMA!<br />

Zwischen doppelbödiger Heimatidylle<br />

und fragwürdigen Männlichkeitsbildern,<br />

zwischen Defiliermarsch und Schranzmusik,<br />

zwischen Verortung in der Kernfamilie<br />

und familiärer Schwulensauna – in<br />

diesen und anderen Spannungsfeldern<br />

bewegt sich Marcus Peter Teschs Text.<br />

Was heißt es, als queer-schwule Person<br />

in der Provinz aufzuwachsen?<br />

Wie hängen dort tradierte Bilder von<br />

Maskulinität und rechtsnationales Denken<br />

zu sammen? Und: Könnte vielleicht<br />

eine andere, fragilere und zögerlichere<br />

Form des Sprechens, in der Unsicherheit<br />

und Zweifel nicht kaschiert, sondern<br />

betont werden, diese Denkmuster<br />

durchbrechen?<br />

frei zur UA<br />

mind. 3 Darsteller:innen<br />

SCHRANZN<br />

Ein Alleinunterhalter, irgendwer, der<br />

irgendwas erklärt, und ein Dramatiker<br />

begeben sich auf die Suche nach einer<br />

Sprache jenseits der heteronormativen<br />

Grammatik. Der Dramatiker geht lieber<br />

zu Andi in die Schwulensauna als zur<br />

Schule, verbringt die Nächte im Internet<br />

und trinkt zu viel Kaffee. Die Orte der<br />

Subkultur im ländlichen Raum eröffnen<br />

neue Perspektiven auf die eigene Vergangenheit.<br />

Im Sprechen und Schranzn<br />

wird der Widerstand gegen Traditionslinien<br />

lustvoll erprobt.<br />

Schauspiel MARCUS PETER TESCH


30<br />

frei zur UA<br />

2–3D, 2H<br />

Am Sonnenweg<br />

Wenn Liebe dich findet auf der Gerontopsychiatrie<br />

ANNIKA HENRICH<br />

Schauspiel<br />

Am Sonnenweg verbringen<br />

Jette und Rudolph ihren<br />

Lebensabend schwer verliebt<br />

in trauter Zweisamkeit. Es gibt<br />

nur ein Problem: Fernab des<br />

Sonnenwegs, in der anderen<br />

Welt, sind sie verheiratet, und<br />

zwar nicht miteinander.<br />

Rudolphs Ehefrau kämpft um<br />

ihre Version der Wirklichkeit<br />

und will die beiden voneinander<br />

trennen. Und als hätte<br />

Pflegerin Jana nicht eh schon<br />

alle Hände voll zu tun, sieht sie<br />

sich in der Verantwortung, das<br />

Liebesglück von Jette und<br />

Rudolph zu retten. Dabei haben<br />

die beiden längst ihre eigenen<br />

Pläne: Sie arbeiten an einer<br />

Flucht auf die Malediven …<br />

Aber was,<br />

wenn man 90<br />

ist und das<br />

Leben einem<br />

noch – teuer?<br />

weitere Stücke: Halt mich auf / Jupiter brüllt<br />

In ihrem neuen Stück erzählt<br />

Annika Henrich eine berührende<br />

Liebesgeschichte<br />

zwischen zwei Menschen im<br />

Altersheim. Die Frage, wie alte<br />

und demenzkranke Menschen<br />

gespielt werden können, fängt<br />

das Stück geschickt über eine<br />

Rahmenebene auf. Auf Basis<br />

eingehender Recherche und<br />

in einem leichten, humorvollen<br />

Ton legt Am Sonnenweg<br />

komplexe Fragen nach Autonomie<br />

im Alter in griffige Situationen,<br />

sensibel und mit feinem<br />

Sinn für die Skurrilitäten<br />

unserer Existenz.<br />

© LUKAS BÜSSE<br />

Am Sonnenweg ist das dritte Bühnenstück<br />

von Annika Henrich. Mit ihrem<br />

Debüt Halt mich auf über großstädtische<br />

Realitäten zwischen Prekariat und<br />

Gentrifizierung gewann sie den Publikumspreis<br />

des Hans-Gratzer-Stipendiums.<br />

Es folgte die Uraufführung am<br />

Staatstheater Nürnberg (Regie: Anna<br />

Stiepani) sowie eine Koproduktion von<br />

Theater unterm Dach, Berlin, und<br />

Monsun-Theater, Hamburg (Regie:<br />

Johanna Hasse). Ihr Stück Jupiter brüllt,<br />

ein satirisches Porträt junger Glücksuchender<br />

im 21. Jahrhundert, wird im<br />

Februar 20<strong>24</strong> am Staatstheater Mainz<br />

uraufgeführt (Regie: Ran Chai Bar-zvi).


31<br />

frei zur UA<br />

Subspace<br />

2 Darsteller:innen<br />

Jona Spreter studierte Szenisches Schreiben an der<br />

Universität der Künste Berlin und arbeitet als Redakteur<br />

bei Zeit Online. Seine Theatertexte waren bisher<br />

in Werkstattinszenierungen von Theresa Thomasberger<br />

und Fabian Thon in Berlin und Hamburg zu<br />

sehen. Neben Dramatik schreibt er auch Prosa und<br />

veröffentlichte in Zeitschriften wie Edit, Bella triste und<br />

Das Narr. Zuletzt erschien seine Erzählung „Landpartie“<br />

bei Tegel Media.<br />

© JULIAN BLUM<br />

Wie fühlst du dich denn,<br />

wenn ich vor dir knie<br />

und dich goddess nenne?<br />

Ein junger Autor auf der Suche nach der<br />

eigenen queeren Erzählung. Gerade<br />

noch ging er völlig auf als Sub im BDSM-<br />

Spiel mit seiner Partnerin, jetzt wollen sie<br />

es als Paar in der Welt versuchen. Sie<br />

reisen an die Adria, proben ein Stück<br />

Leben zu zweit. Aber die Erfüllung, die<br />

sie in ihrem heimischen Safer Space<br />

beflügelte, setzt sich im Strandrestaurant<br />

nicht fort. Das Ringen um Selbstbehauptung<br />

zwischen den Figuren wird zu einem<br />

Stück Theater mit der gleichsam spielerischen<br />

wie existenziellen Frage danach,<br />

wie das überhaupt gehen soll: das vollkommene<br />

Aufgehen im eigenen Ich.<br />

In einer konsequent autofiktionalen<br />

Dramaturgie beschreibt Jona Spreter in<br />

Subspace die Suche nach Identität<br />

abseits konventioneller Vorstellungen<br />

von heteronormativer, dominanter<br />

Männlichkeit. Welche Kraft liegt in der<br />

Unterwerfung? Auf mehreren Ebenen<br />

macht der Protagonist die Bühne zu<br />

einem Raum, in dem er sich selbst zwischen<br />

Geborgenheit und Autonomie,<br />

Herkunft und Freiheit, Bisexualität und<br />

sexueller Scham zu verorten versucht.<br />

JONA SPRETER<br />

Schauspiel


32 Howdy, Strohhalm!<br />

Wir schreiben das Jahr 2018.<br />

Eine Reihe versprengter<br />

Gestalten, die Hüte tief ins<br />

Gesicht gezogen, kommt in<br />

einem gottverlassenen Saloon<br />

zusammen, um über die Rettung<br />

der Welt zu verhandeln.<br />

Hier führt die Barkeeperin das<br />

Kommando, der Sheriff tritt für<br />

sein Ideal einer sauberen europäischen<br />

Prärie ein, der Outlaw<br />

verteidigt die Freiheit des<br />

Wortes, die Kopfgeldjägerin<br />

geht für die Interessen der<br />

großen Konzerne ins Duell<br />

und das Mädchen mit dem zu<br />

großen Hut – das muss sich<br />

noch entscheiden, wohin der<br />

Weg sie führt.<br />

Im Jahr 2018 beschloss die<br />

Europäische Union weitreichende<br />

Regelungen, um den<br />

jährlichen Abfall durch Wegwerfprodukte<br />

aus Kunststoff<br />

einzudämmen. Eines der<br />

prominentesten Opfer ist der<br />

gute, alte Trinkhalm. Aus dem<br />

langwierigen politisch-bürokratischen<br />

Entscheidungsprozess<br />

macht Ivana Sokola mit<br />

Euromüll einen lebhaften<br />

EU-Western. Hier ist, zugegeben,<br />

nicht alles faktentreu –<br />

aber das ist es im politischen<br />

Alltag ja auch nicht unbedingt.<br />

5 Darsteller:innen<br />

UA: 07.10.<strong>2023</strong>, Hessisches Landestheater Marburg<br />

IVANA SOKOLA<br />

Euromüll<br />

WANTED:<br />

eine Lösung<br />

Schauspiel<br />

Ivana Sokola wurde für ihr dramatisches<br />

Schreiben u. a. mit dem Kleist-Förderpreis<br />

für junge Dramatikerinnen und<br />

Dramatiker 2021 (Kill Baby) und mit dem<br />

Autor:innenpreis des Heidelberger<br />

Stückemarkts 2022 (Pirsch) ausgezeichnet.<br />

Pirsch, ein Stück über eine<br />

„moderne Kohlhaas-Figur“ (Die Deutsche<br />

Bühne), wurde in der vergangenen Spielzeit<br />

am Deutschen Theater Göttingen<br />

uraufgeführt (Regie: Christina Gegenbauer)<br />

und eröffnete in einer weiteren<br />

Inszenierung den Heidelberger<br />

weitere Stücke (Auswahl): Kill Baby / Pirsch<br />

Stückemarkt <strong>2023</strong> (Regie: Jana Vetten).<br />

Kill Baby wird nach seiner Uraufführung<br />

am Nationaltheater Mannheim (Regie:<br />

Sapir Heller) ab dieser Spielzeit am Landestheater<br />

Tübingen nachgespielt.<br />

Bereits im September wurde Ivana<br />

Sokolas Dialogneufassung der Zauberflöte<br />

am Theater Hof uraufgeführt.<br />

Euromüll ist ein Auftragswerk für das<br />

Hessische Landestheater Marburg<br />

(Regie: Lea Marlen Balzer).


BRUDER und SCHWESTER<br />

machen sich in einem alten<br />

Opel Agila auf den Weg an die<br />

kroatische Küste. Dort vermuten<br />

sie SCHWESTERs Vater,<br />

der auf die Briefe seiner Tochter<br />

in all den Jahren nicht<br />

geantwortet hat. Nun will sie<br />

ihm einen letzten Brief persönlich<br />

überbringen. Auf der<br />

gemeinsamen Autofahrt entspinnt<br />

sich ein Gespräch über<br />

Väter, Wut und Muttersprachen,<br />

das die beiden in den<br />

Grundfesten ihrer Beziehung<br />

erschüttert. Als BRUDER<br />

SCHWESTER gesteht, dass er<br />

bereits Kontakt zu ihrem Vater<br />

hatte, kommt es zu einem<br />

folgenreichen Auffahrunfall.<br />

© LINUS MUELLERSCHOEN<br />

Split<br />

2D, 1H<br />

UA: 18.01.20<strong>24</strong>, Theater Münster<br />

In Split befragen Sokola//<br />

Spreter die Strukturen und<br />

Möglichkeiten literarischer<br />

Herkunftserzählungen. Was<br />

als Roadmovie beginnt, entwickelt<br />

sich zu einer fantastischen<br />

Reise in die Biografien<br />

zweier Geschwister im Geiste<br />

– mit ungewissem Ausgang.<br />

In der Spielzeit 2022/23 hatte Farn Farn<br />

Away von Sokola//Spreter Uraufführung<br />

am Theater Münster („Ein Stück,<br />

das so weit in die Zukunft des Zusammenlebens<br />

mit künstlichen Intelligenzen<br />

schaut, dass es nach der Veröffentlichung<br />

von ChatGPT nicht aktueller sein<br />

kann“, Theater der Zeit). Split entsteht<br />

als Auftrag in Zusammenarbeit mit<br />

Regisseur Pablo Lawall. Das Trio arbeitete<br />

bereits bei der Uraufführung von<br />

Polar am Theater Drachengasse in Wien<br />

zusammen und stellte mit Polar die<br />

Frage, „wie es funktionieren würde,<br />

wenn unsere soziale Wärme nicht bloß<br />

ein geflügeltes Wort wäre, sondern ganz<br />

konkret zum Heizen genutzt werden<br />

müsste“ (ORF). Im Rahmen ihrer Auszeichnung<br />

mit dem Reinhold Otto Mayer<br />

Preis werden Sokola//Spreter//Lawall<br />

im September 20<strong>24</strong> ihr neues Stück<br />

Der Grund. Eine Verschwindung am<br />

Nationaltheater Mannheim zur Uraufführung<br />

bringen.<br />

33<br />

SOKOLA // SPRETER<br />

LAUT IN DEN LEEREN RAUM<br />

HINEIN FRAGEN WIR UNS<br />

WAS GEMACHT HAT<br />

DASS WIR SO SIND<br />

weitere Stücke (Auswahl):<br />

Farn Farn Away / Polar / Tierversuch<br />

Schauspiel


34<br />

ANJA HILLING<br />

Schauspiel<br />

Mascha Kaléko, jüdische<br />

Dichterin, erlebt ihre ersten<br />

Erfolge im Berlin der Weimarer<br />

Republik, wird mit ihrer „Gebrauchslyrik“<br />

zum Shootingstar<br />

der Neuen Sachlichkeit,<br />

bevor sie von den Nationalsozialisten<br />

in die Emigration<br />

gezwungen wird. In New York,<br />

wo sie mit Mann und Sohn im<br />

Exil lebt, verschwindet sie als<br />

Künstlerin. Heimatlos bleibt<br />

sie für den Rest ihres Lebens:<br />

Das Nachkriegs-Berlin bleibt<br />

ihr fremd wie auch Israel, das<br />

„Land der Väter“. Am Ende<br />

ist sie allein. Was bleibt, sind<br />

ihre Gedichte: Verse über<br />

Vertrautes, Alltägliches,<br />

melancholisch, zart, genau.<br />

Anja Hilling nähert sich<br />

Mascha Kaléko, ihrer Biografie,<br />

ihrem Werk, erzählt von<br />

einem Leben, in dem das einzige<br />

Verweilen in der Bewegung<br />

ist, von einer Sehnsucht<br />

nach Nähe und Anerkennung.<br />

Entstanden ist die Begegnung<br />

zweier Poetinnen, ein Erinnern,<br />

das der Sprache und<br />

Sprachlosigkeit Kalékos einen<br />

Raum und einen Widerhall in<br />

der Gegenwart gibt.<br />

mind. 5 Darsteller:innen<br />

UA: 22.09.<strong>2023</strong>, Schauspiel Frankfurt<br />

Und wenn du mich<br />

noch einmal fragst,<br />

woher ich komm,<br />

werd ich meine<br />

dunklen Haare und<br />

meine dunklen<br />

Augen ins Gesicht<br />

dir werfen und dich<br />

fragen, was noch<br />

passieren muss, bis<br />

der Mensch dem<br />

Menschen<br />

Ein wenig Mystik<br />

gönnt<br />

Anja Hilling schrieb Mascha K. (Tourist<br />

Status) im Auftrag des Schauspiels<br />

Frankfurt, wo es im September <strong>2023</strong> in<br />

der Regie von Christina Tscharyiski<br />

uraufgeführt wurde. Es war die zweite<br />

Zusammenarbeit mit dem Schauspiel<br />

Frankfurt nach der Uraufführung von<br />

Liberté oh no no no 2022 (Regie:<br />

Sebastian Schug). Aktuell schreibt sie<br />

an einem Stück über Kunst und Armut<br />

für eine deutsch-rumänische Koproduktion<br />

zwischen dem Deutschen Staatstheater<br />

Temeswar und dem Theater<br />

Altenburg-Gera. Premiere wird im<br />

Frühjahr 20<strong>24</strong> sein.<br />

Mascha K.<br />

(Tourist Status)<br />

weitere Stücke (Auswahl): Liberté oh no no no / Mittagswende. Die Stunde der Spurlosen / Massiver Kuss / Nostalgie<br />

(2175) / Schwarzes Tier Traurigkeit / Sinn / was innen geht


La Grande Dame<br />

35<br />

mind. 3 Darsteller:innen<br />

UA: 16.03.20<strong>24</strong>,<br />

Rheinisches Landestheater Neuss<br />

Mit La Grande Dame hat<br />

Olivier Garofalo eine stimmungsvolle<br />

Revue über das<br />

Leben von Marlene Dietrich<br />

geschrieben. In einer Melange<br />

aus bekannten Liedern, dialogischen<br />

Szenen und poetischen<br />

Erzählstimmen führt<br />

das Stück durch prägende<br />

Stationen ihrer Biografie.<br />

Wir benötigen<br />

Liebe!<br />

© JEANINE UNSEN<br />

Als Kind lernt Marlene von<br />

ihrer Mutter eiserne Disziplin<br />

und preußische Ideale. Als<br />

junge Frau zieht sie durch die<br />

Künstlercafés und über die<br />

Bühnen der Stadt. Sie lernt<br />

einflussreiche Menschen des<br />

Showbusiness kennen, heiratet,<br />

wird Mutter, hat schillernde<br />

Affären und vergisst<br />

dabei nie ihren absoluten<br />

Willen zur Unabhängigkeit.<br />

In Hollywood erlangt sie Weltruhm<br />

und wird zu einem<br />

Gesicht des Antifaschismus in<br />

den 1930er- und 40er-Jahren.<br />

Sie ist international bekannt,<br />

erfährt aber ausgerechnet in<br />

Deutschland nie die Anerkennung,<br />

nach der sie sich sehnt.<br />

Ihre letzten Lebensjahre verbringt<br />

sie einsam und zurückgezogen<br />

in Paris.<br />

OLIVIER GAROFALO<br />

Olivier Garofalo ist Hausautor am Rheinischen<br />

Landestheater Neuss. Dort hatte zuletzt, im<br />

April <strong>2023</strong>, sein Stück Johanna ist tot in der<br />

Regie von Susi Weber Uraufführung. Im März<br />

<strong>2023</strong> war die Uraufführung von Wann, wenn<br />

nicht jetzt? am Wolfgang Borchert Theater<br />

Münster (Regie: Tanja Weidner). Das Stück<br />

entstand anlässlich des 375-jährigen Jubiläums<br />

des Westfälischen Friedensschlusses<br />

als „ebenso anspruchsvolles wie aufrüttelndes<br />

Auftragswerk über Krieg und Frieden“<br />

(Westfälische Nachrichten). In der Spielzeit<br />

<strong>2023</strong>/<strong>24</strong> werden mit De roude Léiw (Der rote<br />

Löwe) und D‘Mäerchen vum Liefkuchmeedchen<br />

(Das Märchen vom Lebkuchenmädchen)<br />

zwei musikalische Auftragswerke für<br />

ein junges Publikum an der Philharmonie<br />

Luxemburg uraufgeführt.<br />

weitere Stücke (Auswahl): Es ist, was nicht war / Am Ende des Tages / Johanna ist tot / Warte nicht auf den Marlboro-Mann<br />

Schauspiel


36<br />

Ich raube mir,<br />

was mir zusteht.<br />

THOMAS ARZT<br />

Das<br />

Thomas Arzt zeigt den umstrittenen<br />

Autor Franz Stelzhamer und rückt dabei<br />

die Frauen in dessen Leben ins Zentrum<br />

der Aufmerksamkeit. Stelzhamers früh<br />

verstorbene Tochter führt als verspielte,<br />

mahnende Stimme durch das Stück und<br />

seine Geliebten ebenso wie seine Mutter<br />

formulieren in inneren Monologen ihre<br />

eigene Perspektive auf das Geschehen.<br />

Stelzhamer selbst erscheint dabei eher<br />

als Getriebener seiner eigenen Wankelmütigkeit.<br />

Er stammte aus kleinbäuerlichem<br />

Milieu und führte zunächst ein rastloses<br />

Leben als Hauslehrer, Priesteranwärter,<br />

Schauspieler und Journalist. 1837 publizierte<br />

er mit großem Erfolg sein Buch<br />

der „Lieder in obderenns’scher Volksmundart“.<br />

In seiner Literatur brach er<br />

der Mundart eine Bahn, aber auch dem<br />

Antisemitismus. Zahlreichen Frauen<br />

brachte er – als Partner, Liebhaber oder<br />

Verwandter – Unglück. Hermann Bahr<br />

schrieb ein Stationendrama über sein<br />

unstetes Leben. In Das unschuldige<br />

Werk ist Stelzhamer vieles – einnehmend,<br />

aufbrausend, leidenschaftlich –,<br />

aber sicher nicht unschuldig.<br />

unschuldige<br />

© JOSEPH KRPELAN<br />

Werk<br />

4D, 4H<br />

UA: 27.01.20<strong>24</strong>, Landestheater Linz<br />

Schauspiel<br />

weitere Stücke (Auswahl): Else (ohne Fräulein) / Hollenstein – ein Heimatbild / Leben und Sterben in Wien /<br />

Taumel und Tumult / Und morgen streiken die Wale / Die Gegenstimme (Roman)


Ein Staudammprojekt dient Thomas Arzt als<br />

Beispiel für die Widersprüche des technischen<br />

Fortschritts. Ist der Bau ein gewaltsamer Eingriff<br />

in die Natur- und Kulturlandschaft, eine<br />

visionäre Ingenieursleistung, eine Errungenschaft<br />

zur nachhaltigen Stromgewinnung, das<br />

schnöde Investitionsobjekt einer faschistischen<br />

Regierung oder einfach Größenwahn,<br />

der auf dem Rücken der Vertragsarbeiter aus<br />

dem Süden ausgetragen wird?<br />

Die<br />

Auf zwei Zeitebenen und aus den unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln einer Dorfgemeinschaft<br />

entspinnt sich die Geschichte. Dabei sind alle<br />

Beteiligten letztlich mit der existenziellen<br />

Frage konfrontiert, wie sie die Zukunft gestalten<br />

wollen. Eine Fotografin dokumentiert den<br />

Bau des Staudamms und meint ein generelles<br />

Unbehagen an der neuen Welt und Risse in<br />

den modernen Bauten auszumachen. 70 Jahre<br />

später kommt eine Forscherin mit diesen<br />

Fotos im Gepäck an den Ort des Geschehens<br />

und möchte mit einem Mann sprechen, der<br />

seit Jahrzehnten auf den Turm starrt, auf den<br />

Turm mitten im See.<br />

4D, 5H<br />

UA: <strong>24</strong>.02.20<strong>24</strong>, Vereinigte Bühnen Bozen<br />

37<br />

treibende<br />

Kraft<br />

Wir müssen<br />

doch bauen,<br />

was tun wir<br />

denn sonst?<br />

Im März 20<strong>24</strong> ist die Uraufführung von<br />

Leben und Sterben in Wien von<br />

Thomas Arzt am Theater in der Josefstadt,<br />

Wien (Regie: Herbert Föttinger).<br />

Thomas Arzts Stück Und morgen<br />

streiken die Wale hat ebenfalls im März<br />

20<strong>24</strong> am Theater Pforzheim Premiere<br />

und Else (ohne Fräulein) wird in Salzburg,<br />

in der ARGEkultur, gezeigt (Premiere:<br />

September <strong>2023</strong>). Zuletzt wurde<br />

im Februar sein Stück Wunsch und<br />

Widerstand am Vorarlberger Landestheater,<br />

Bregenz, uraufgeführt (Regie:<br />

Stefan Otteni): „Arzt arbeitet die allgemein<br />

übertragbaren Mechanismen<br />

heraus, die sich in der Konstellation und<br />

in den Tragödien von österreichischen<br />

Familien zeigen. (…) Das ist subtil<br />

erzählt und fein skizziert.“ (Nachtkritik)<br />

THOMAS ARZT<br />

Schauspiel


38<br />

Firnis<br />

PHILIPP LÖHLE<br />

Philipp Löhle entwirft in seinem<br />

neuen Stück das Panorama<br />

einer Gesellschaft, die<br />

sich – zunächst unmerklich,<br />

dann auf immer extremere<br />

Weise – in zwei Klassen spaltet.<br />

Dabei fängt es so friedlich<br />

an: eine kleinstädtische<br />

Gemeinschaft, in der alle die<br />

Namen und Berufe der anderen<br />

kennen und einfach in<br />

Ruhe und Wohlstand zusammenleben<br />

wollen. Zum Beispiel:<br />

Familie Wagner zögert<br />

nicht, den in eine finanzielle<br />

Notlage geratenen Leonard<br />

Müller bei sich aufzunehmen,<br />

um ihm wieder auf die Beine<br />

zu helfen.<br />

Aus der Übergangslösung<br />

wird ein länger dauerndes<br />

Arrangement, bei dem der Hilfesuchende<br />

allerdings zunehmend<br />

zum Untergebenen der<br />

Gastfamilie wird. Als sich herausstellt,<br />

dass Leonard nicht<br />

der Einzige ist, der in einem<br />

Herr-Knecht-Verhältnis gefangen<br />

ist, lässt sich am fatalen<br />

Lauf der Dinge längst nichts<br />

mehr ändern.<br />

Firnis offenbart, wie fragil<br />

der gesellschaftliche Zusammenhalt<br />

ist und wie eine<br />

Unwucht im sozialen Gefüge<br />

eine zerstörerische Eigendynamik<br />

entwickeln kann.<br />

5D, 5H<br />

UA: 07.06.20<strong>24</strong>, Saarländisches<br />

Staatstheater Saarbrücken<br />

Das ist die<br />

Zukunft. Sollte<br />

er sich besser<br />

schon mal dran<br />

gewöhnen.<br />

Schauspiel<br />

© KONRAD FERSTERER


39<br />

So geht es<br />

nicht weiter.<br />

Wir müssen<br />

versuchen,<br />

es loszuwerden.<br />

„So produktiv schon die Überlegung<br />

war, die Kafka-Fabel (…)<br />

komplett aus der Perspektive der<br />

Familie Samsa zu erzählen, so<br />

furios gelingt die groteske<br />

Komödie. Musik im großen Ton<br />

der klassischen Moderne passt<br />

prima dazu und spielt eine enorme<br />

Rolle. Dann bricht auf der Bühne<br />

die Familienhölle los.“<br />

NACHTKRITIK<br />

nach Franz Kafka<br />

3D, 4H<br />

UA: 29.04.<strong>2023</strong>, Deutsches Theater Göttingen<br />

Die Verwandlung<br />

In seiner Version von Kafkas<br />

ikonischer Erzählung dreht<br />

Philipp Löhle die Perspektive<br />

radikal um: Nun steht die<br />

überforderte Familie Samsa<br />

im Zentrum, während auf der<br />

anderen Seite der verschlossenen<br />

Tür das berühmte Rieseninsekt<br />

rumort.<br />

In einer kurzen Eingangssequenz<br />

in Stummfilm-Manier<br />

wird die Vorgeschichte<br />

gezeigt: der berufliche Ruin<br />

des Vaters und Gregors Entschluss,<br />

zum Ernährer der<br />

Familie zu werden. Fünf Jahre<br />

später wird die gemütliche<br />

Routine gestört, als Gregor<br />

eines Morgens nicht zur<br />

Arbeit geht und sein Zimmer<br />

verschlossen bleibt. Wie die<br />

Familie sich zunächst mit der<br />

neuen Situation arrangiert<br />

und sich schließlich gnadenlos<br />

des störenden Insekts entledigt,<br />

wirft einen ebenso düsteren<br />

wie komischen Blick auf<br />

unseren Umgang mit dem,<br />

was von der Norm abweicht.<br />

Im Mai hatte die Uraufführungsproduktion<br />

von Orbit – Geschichte einer Band<br />

am Staatstheater Nürnberg Premiere<br />

(Regie: Christian Brey, Bühnen- und<br />

Kostümbild: Anette Hachmann): „Philipp<br />

Löhle hat zusammen mit Regisseur Christian<br />

Brey und dem Musiker Thomas Esser<br />

ein ‚Recherche‘-Projekt angestoßen, das<br />

die obskure Karriere einer vergessenen<br />

Rockband aufdeckt. Doch auch ohne<br />

Spoiler-Verdacht darf man schon vorher<br />

sagen: Es ist fast alles erstunken und<br />

erlogen, jedoch getreu dem Motto ‚Wenn<br />

wir es so erzählen, dann war es so!‘“<br />

(Nachtkritik) „Der Text ist hoch im Tempo,<br />

die Dialoge greifen wie Zahnrädchen<br />

ineinander. (…) Herausgekommen ist<br />

etwas, das das Zeug zum Publikumserfolg<br />

hat, sozusagen ein Multi-Hits-<br />

Wonder.“ (Süddeutsche Zeitung) Im März<br />

20<strong>24</strong> wird das Auftragswerk Queerio am<br />

Deutschen Theater Göttingen uraufgeführt.<br />

Außerdem haben in der laufenden<br />

Spielzeit u. a. Das Ding am Theater Pforzheim<br />

(September <strong>2023</strong>), Anfang und<br />

Ende des Anthropozäns an der Landesbühne<br />

in Wilhelmshaven (Oktober <strong>2023</strong>),<br />

Die Mitwisser am Theater Lüneburg<br />

(Oktober <strong>2023</strong>), Die Bremer Stadtmusikanten<br />

am Theater Erlangen (November<br />

<strong>2023</strong>) und Genannt Gospodin am<br />

Staatstheater Nürnberg (Juni 20<strong>24</strong>)<br />

Premiere.<br />

weitere Stücke (Auswahl): Anfang und Ende des Anthropozäns / Du (Norma) / Du (Normen) /<br />

Feuerschlange / Die Kaperer / Kollaps / supernova (wie gold entsteht) / Die Unsicherheit der<br />

Sachlage / Wir sind keine Barbaren!<br />

PHILIPP LÖHLE<br />

Schauspiel


40<br />

Hier sind sie, eure<br />

Privilegien. / Wir haben<br />

sie euch geklaut. / Und<br />

essen sie auf.<br />

mega frei nach Schiller<br />

7D<br />

UA: 11.01.<strong>2023</strong>, Theater Marie, Aarau<br />

MARTINA CLAVADETSCHER<br />

Schauspiel<br />

© INGO HÖHN<br />

Martina Clavadetscher stellt<br />

die Frage, wie Schiller sein<br />

großes Unruhestück „Die<br />

Räuber“ heute schreiben<br />

würde. Sie wählt mit einem<br />

rein weiblichen Figurenensemble<br />

eine dezidiert antikapitalistische<br />

und feministische<br />

Stoßrichtung: Wer es<br />

sich leisten kann, startet<br />

eine Revolution!<br />

Ka Moor will nicht mehr<br />

hinnehmen, dass im Verteilungskampf<br />

die einen leer<br />

ausgehen, während die anderen<br />

im Überfluss leben. In ihr<br />

wächst die Überzeugung,<br />

dass Vermögen dazu verpflichtet,<br />

es zu teilen. Ganz<br />

anders als ihre systemtreue<br />

Schwester will sie von den<br />

Reichen stehlen, um es den<br />

Ärmeren zu geben. Zusammen<br />

mit einer wachsenden<br />

Bande von Gleichgesinnten<br />

kämpft sie gnadenlos für<br />

Solidarität und Gleichberechtigung<br />

und nimmt die vielbeschworene<br />

Umverteilung<br />

selbst in die Hand.<br />

THIS IS A<br />

ROBBERY!<br />

Die Frauen erproben den<br />

Widerstand und testen aus,<br />

wie es sich anfühlt, wenn das<br />

Ideal zum Leitstern des eigenen<br />

Handelns wird. Koste es,<br />

was es wolle.<br />

„Martina Clavadetschers<br />

Schiller-Überschreibung ist<br />

ein vielschichtiges Spiel mit<br />

Text sorten und -ebenen.<br />

Das Stück fasziniert.“<br />

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG<br />

Im Dezember 2022 war die Uraufführung<br />

von Martina Clavadetschers Stück<br />

Bestien, wir Bestien am Schauspiel<br />

Bern: „Clavadetscher legt ihre Zukunftsvision<br />

zweiaktig symmetrisch an, im<br />

Zentrum steht jeweils eine Ausreißerin.<br />

Die erste will ein Kind, obwohl sie dafür<br />

nicht vorgesehen ist, die zweite ist als<br />

Einzige in einer unfruchtbaren Gesellschaft<br />

noch schwanger, will das Baby<br />

aber nicht. (…) Vielleicht ist die zweite<br />

aber auch das Prequel zur ersten und<br />

das Ganze (allegorisch) zyklisch, so wie<br />

die (terrestrische) Fruchtbarkeit.“ (Theater<br />

heute) Zuletzt wurde Vor aller<br />

Augen, in dem in 19 Kapiteln die weiblichen<br />

Modelle berühmter Gemälde zu<br />

Wort kommen, im Bochumer Kunstbunker<br />

für die Bühne adaptiert. Die<br />

Produktion wird in dieser Spielzeit auch<br />

am Theater Duisburg zu sehen sein. Im<br />

Januar hat Frau Ada denkt Unerhörtes<br />

Premiere am Rheinischen Landestheater<br />

Neuss und ist weiterhin am Theater<br />

der Altmark, Stendal, zu sehen.<br />

weitere Stücke (Auswahl): Anleitungen zur Sterblichkeit / Bestien, wir Bestien / Die Erfindung des Ungehorsams<br />

(Roman) / Frau Ada denkt Unerhörtes / Vor aller Augen (Roman)


Antrag<br />

mind. 4 Darsteller:innen<br />

UA: 17.05.<strong>2023</strong>, Theater Oberhausen<br />

41<br />

auf größtmögliche<br />

Entfernung von Gewalt<br />

Zurzeit arbeitet Felicia Zeller an einer<br />

Überschreibung von Gogols „Der<br />

Revisor“, die unter dem Titel Die gläserne<br />

Stadt im Februar 20<strong>24</strong> in der<br />

Regie von Viktor Bodó am Deutschen<br />

Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt<br />

wird. In der laufenden Spielzeit hat u. a.<br />

Einsame Menschen am Stadttheater<br />

Gießen (November <strong>2023</strong>) und Kasper<br />

Häuser Meer am Mainfranken Theater<br />

Würzburg (Januar 20<strong>24</strong>) Premiere und<br />

Der Fiskus wird am Wallgraben Theater,<br />

Freiburg, nachgespielt (Oktober <strong>2023</strong>).<br />

Die Polizistin<br />

hat mich<br />

gesehen und<br />

einfach<br />

gesagt<br />

DAS GEHT<br />

GAR NICHT<br />

Das Stück geht von Interviews<br />

aus, die mit ehemaligen und<br />

aktuellen Bewohnerinnen<br />

eines Frauenhauses, Opferschützerinnen<br />

und einer<br />

Rechtsanwältin geführt wurden.<br />

Felicia Zeller legt den<br />

Figuren eine höchst eigene<br />

Kunstsprache in den Mund.<br />

So gelingt es, realistische<br />

Lebenswelten, Sachzwänge<br />

und Gewalt zu porträtieren,<br />

ohne im engsten Sinn naturalistische<br />

Figuren zu zeichnen.<br />

Vokabular, Melodie und Aufbau<br />

entstehen ebenso aus<br />

den Biografien der Frauen wie<br />

auch aus ihrer poetischen<br />

Suche nach dem kleinen<br />

Lebensglück.<br />

© RALF HIEMISCH<br />

Sie haben es geschafft: Anna,<br />

Ronja, Aylin, Charifa, Melanie<br />

und Maria haben die Gewalt<br />

hinter sich gelassen und sind<br />

ins Frauenhaus gegangen.<br />

Aber auch hier warten Probleme:<br />

Wie sollen sie ihr Leben<br />

dort finanzieren? Wer hilft mit<br />

den nie endenden Anträgen<br />

und den akkuraten Begrifflichkeiten<br />

der Bürokratie?<br />

Wer garantiert, dass sie nicht<br />

gefunden werden? Vielleicht<br />

ist zurückgehen doch die<br />

beste Option? Oder doch die<br />

befreiende Wut?<br />

„Der Abend vermittelt (…)<br />

komplex, intensiv und gänzlich<br />

frei von falschem Pathos, wie<br />

erschreckend viele Frauen von<br />

häuslicher Gewalt betroffen<br />

sind. Überdies legt er offen, wie<br />

funktional oder dysfunktional<br />

sich staatliche Hilfsstrukturen<br />

ausnehmen.“<br />

THEATER HEUTE<br />

„Felicia Zeller bringt das Kunststück<br />

fertig, den Sound und die<br />

Wucht der realen Interviews zu<br />

bewahren und ihn dennoch<br />

(…) in ein grausames Gedicht<br />

zu verwandeln, das immer<br />

wieder verrät: Hier geht es um<br />

mehr als um schlimme Einzelschicksale.<br />

(…) Ein beeindruckender,<br />

wichtiger Abend, der<br />

Strukturen und Schicksale<br />

eines unsäglichen Phänomens<br />

beleuchtet.“<br />

NACHTKRITIK<br />

weitere Stücke (Auswahl): Club der Enttäuschten / Einsame Menschen / Der Geldkomplex / Gespräche mit Astronauten /<br />

Ich, dein großer analoger Bruder, sein verfickter Kater und du / Kaspar Häuser Meer<br />

FELICIA ZELLER<br />

Schauspiel


42<br />

Ich<br />

frei zur DSE<br />

(And I Dreamt I Was Drowning)<br />

Deutsch von Aidan Riebensahm<br />

2D, 2H<br />

träumte,<br />

AMANDA WILKIN<br />

Schauspiel<br />

ich<br />

ertrinke<br />

Zwei Fliehende versuchen<br />

verzweifelt, über das Wasser<br />

nach Europa zu gelangen.<br />

Kiya und Daniel sind zusammen<br />

im selben Viertel aufgewachsen<br />

und müssen erleben, Kiya würde alles tun, um ihre<br />

wie sie und ihre Familien Heimat zu verlassen. Daniel<br />

zunehmend Diskriminierung würde alles tun, um bei Kiya<br />

und Unterdrückung ausgesetzt<br />

sind. Polizeigewalt, poli-<br />

archaischen, märchenhaften<br />

zu bleiben. Lässt sich in den<br />

tisch motivierte Verhaftungen Erzählungen, die Kiya von den<br />

und Aussichtslosigkeit Frauen ihrer Familie überliefert<br />

wurden, eine Anleitung<br />

bestimmen ihren Alltag.<br />

zum Widerstand finden? Ihre<br />

Odyssee führt sie jedenfalls<br />

zu einem überraschenden<br />

Ende.<br />

Amanda Wilkin nahm am<br />

Autor:innenprogramm des Royal Court<br />

Theatre, London, und der BBC Writers’<br />

Group teil. Ihr Stück Shedding a Skin<br />

war 2022 auf der Shortlist für den Susan<br />

Smith Blackburn Award. In der Spielzeit<br />

2021/22 war sie Hausautorin der Headlong<br />

Theatre Company. Ich träumte, ich<br />

ertrinke wurde 2022 für den<br />

Stückemarkt des Berliner Theatertreffens<br />

ausgewählt. Dort wurde Amanda<br />

Wilkin mit dem Werkauftrag ausgezeichnet.<br />

weitere Stücke (Auswahl): Shedding a Skin<br />

Wenn wir uns selbst verlieren<br />

müssen, um in einer besseren<br />

Welt anzukommen, ist es die<br />

Reise wert? Amanda Wilkin<br />

hat ihr Stück in der Zukunft<br />

angesiedelt, aber die Mechanismen<br />

von Ausgrenzung und<br />

Abschottung erscheinen leider<br />

nur zu vertraut.<br />

Ich<br />

fürchte<br />

mich<br />

davor,<br />

wer<br />

ich<br />

werden<br />

könnte.


Kennen Sie Bridgetower?<br />

Sollten Sie aber! George<br />

Bridgetower war Geigenvirtuose,<br />

Komponist und Zeitgenosse<br />

Beethovens. Die<br />

berühmte Kreutzer-Sonate<br />

war ursprünglich ihm gewidmet<br />

und wurde durch ihn<br />

uraufgeführt. In Die Bridgetower-Sonate<br />

krachen die beiden<br />

Berühmtheiten ihrer Zeit<br />

aufeinander. Wir sehen zwei<br />

geniale Alphamännchen, die<br />

über die gemeinsame Musik<br />

mit großer Leidenschaft zueinanderfinden<br />

und sich ebenso<br />

passioniert wieder verkrachen.<br />

Zusammengebracht hat<br />

sie die gemeinsame Freundin<br />

Clara, eine Malerin, deren Liebesbeziehung<br />

zu der verheirateten<br />

Anna natürlich ebenso<br />

unmöglich ist wie Bridgetowers<br />

Streben nach gesellschaftlicher<br />

Anerkennung als<br />

Schwarzer Musiker.<br />

Amanda Wilkin bringt in<br />

ihrem Auftragswerk für das<br />

Schauspiel Leipzig dieses<br />

unerhörte oder vielmehr<br />

ungehörte Kapitel der Musikgeschichte<br />

zum Klingen und<br />

fragt, wie restriktive Konventionen<br />

eine Epoche und persönliche<br />

Schicksale prägen.<br />

43<br />

AMANDA WILKIN<br />

Die<br />

Geschichte wird meist von<br />

Gewinnern geschrieben.<br />

Bridgetower-<br />

Sonate<br />

© HELEN MURRAY<br />

(The Bridgetower Sonata)<br />

Deutsch von Aidan Riebensahm<br />

2D, 3H<br />

UA: 06.04.20<strong>24</strong>, Schauspiel Leipzig<br />

Schauspiel


44<br />

Stadt,<br />

(O, Island!)<br />

Deutsch von Karen Witthuhn<br />

3D, 3H<br />

UA: 12.10.2022, Royal Shakespeare Company, Stratford-upon-Avon<br />

DSE: 15.03.20<strong>24</strong>, Stadttheater Gießen<br />

NINA SEGAL<br />

Land,<br />

Flut<br />

Eines Nachts tritt der Fluss<br />

einer kleinen Gemeinde über<br />

seine Ufer und schneidet die<br />

Kleinstadt von der Außenwelt<br />

ab. Ein Provinzpolitiker wittert<br />

die Chance, durch beherzten<br />

Einsatz zum Lokalhelden zu<br />

werden. Doch unter der Führung<br />

von Margret, einer reizenden<br />

älteren Dame, verweigern<br />

die meisten Einwohner:innen<br />

die Evakuierung. Sie wollen<br />

ihre neugewonnene Insel<br />

nicht verlassen. Margret wird<br />

zur Anführerin und verkündet<br />

die idyllische Rückkehr zu<br />

einfacheren Zeiten: Kinder<br />

laufen barfuß, die Nachbarschaft<br />

teilt sich das gemeinsam<br />

angebaute Gemüse,<br />

Enten schwimmen beschaulich<br />

durch die überfluteten<br />

Straßen. Doch wie weit reicht<br />

die Solidarität, wenn Ressourcen<br />

knapp werden und gleichzeitig<br />

Margrets Regime abstrus<br />

totalitäre Züge annimmt?<br />

Das ist keine Geschichte –<br />

das ist die Wahrheit.<br />

Nina Segal befragt in ihrer<br />

modernen Parabel mit scharfsinniger<br />

Komik die Bedin -<br />

gungen menschlichen Zusammenlebens<br />

in Krisenzeiten<br />

und den Zusammenhalt einer<br />

Gesellschaft, die Gefahr läuft,<br />

demokratische Rechte und<br />

Freiheiten zu verlieren.<br />

„Segal bringt in ihrer beißenden<br />

Satire den Trend zur<br />

populistischen Selbstverletzung<br />

auf den Punkt.“<br />

THE GUARDIAN<br />

In der laufenden Spielzeit haben von<br />

Nina Segal Big Guns am Theater<br />

Plauen-Zwickau (September <strong>2023</strong>) und<br />

Nachts (bevor die Sonne aufgeht) an<br />

der Landesbühne Niedersachsen Nord,<br />

Wilhelmshaven (Januar 20<strong>24</strong>) Premiere.<br />

Im April <strong>2023</strong> hatte Nina Segals Bearbeitung<br />

„The Good Person of<br />

Szechwan“ nach Brecht Premiere am<br />

Lyric Hammersmith in London. Im<br />

Oktober <strong>2023</strong> folgte die Uraufführung<br />

ihres neuen Stücks „Shooting Hedda“<br />

am Rose Theatre, London.<br />

Schauspiel<br />

weitere Stücke (Auswahl): Big Guns / Nachts (bevor die Sonne aufgeht)


Davey wächst in einem Arbeiterviertel<br />

auf und wird früh<br />

mit der rohen Gewalt der<br />

Straße konfrontiert. Der<br />

Game-Entwickler Paul ist mit<br />

einem Computerspiel reich<br />

geworden, in dem die<br />

Spieler:innen für das Foltern<br />

ihrer Opfer belohnt werden.<br />

Daveys Vater Alan plant einen<br />

Rachemord an Paul, nachdem<br />

sein Sohn nur knapp eine<br />

Nachahmertat überlebt hat,<br />

deren brutale Choreografie<br />

aus dem Spiel stammt.<br />

Die Erzählstränge der drei<br />

Männer treffen sich momentweise,<br />

um dann unmerklich<br />

auseinanderzudriften. Die<br />

parallelen Narrative lassen<br />

sich kaum zu einem kohärenten<br />

Bild zusammensetzen. Es<br />

scheint folgerichtig: Gewalt –<br />

ob virtuell oder analog –<br />

erzeugt neue Gewalt. Aber<br />

dann schieben sich toxische<br />

Vater-Sohn-Beziehungen<br />

dazwischen, Schuld und unerwiderte<br />

Liebe schreiben die<br />

Geschichten fort. Gibt es<br />

Hoffnung auf Vergebung?<br />

Welchen Ausgang der Geschichte<br />

wünschen wir den<br />

Männern? Und hat Davey<br />

die Gewalttat überhaupt<br />

wirklich überlebt?<br />

„Owens zärtlich schroffes Stück<br />

bietet wie ein Online-Game<br />

alternierende Welten, indem es<br />

untersucht, was hätte passieren<br />

können und was wirklich passiert.<br />

(…) Mehr als eine Form<br />

von Rache wird an diesem<br />

packenden Abend gezeigt, der<br />

den Schrecken der Liebe –<br />

insbesondere der väterlichen<br />

Liebe – nie scheut und Vaterschaft<br />

und die Sorge um die<br />

Familie mit der Fürsorge im<br />

gesellschaftlichen Sinne<br />

verbindet.“<br />

THE GUARDIAN<br />

Du kannst deiner Mum<br />

einfach nicht sagen,<br />

dass die Straße voller<br />

Psychopathen ist und<br />

es blanker Zufall ist,<br />

wenn du jeden Abend<br />

lebend nach Hause<br />

kommst.<br />

„Owen hat ein feines Gespür<br />

für die Poesie der Straße und<br />

dafür, Gewalt sowohl als beunruhigenden<br />

Mythos als auch<br />

als schreckliche Realität zu<br />

analysieren.“<br />

THE TIMES<br />

© KIRSTEN MCTERNAN<br />

45<br />

GARY OWEN<br />

Gary Owen studierte Philosophie und Film an der Cambridge University<br />

und am European Film College in Dänemark, bevor er als Writerin-Residence<br />

für die Theatergruppe Paines Plough seine ersten<br />

Erfolge als Autor erzielte. Crazy Gary’s Mobile Disco, die Monologe<br />

dreier liebenswert verkorkster Typen, und die dystopische Zukunftsvision<br />

Die versunkene Welt wurden von Vicky Featherstone inszeniert<br />

und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein Stück Iphigenia<br />

in Splott wurde 2015 uraufgeführt und u. a. beim FIND-Festival<br />

in Berlin gezeigt.<br />

3H<br />

Deutsch von Peter Torberg<br />

UA: 28.03.2017, Sherman Theatre, Cardiff<br />

Killology<br />

DSE: 04.06.20<strong>24</strong>, Schauspiel Frankfurt<br />

weitere Stücke (Auswahl): Crazy Gary’s Mobile Disco / Die versunkene Welt<br />

Schauspiel


46<br />

MADAME NIELSEN<br />

Schauspiel<br />

Im ersten Teil ihres Stücks<br />

führt uns Madame Nielsen die<br />

letzten Zuckungen der<br />

Menschheit angesichts der<br />

drohenden Klimakatastrophe<br />

vor Augen – in Form einer<br />

skurrilen Revue, in der aktuelle<br />

Diskurse freidrehen und<br />

das Gegenüber immer<br />

zugleich Feind und Verbündeter<br />

ist im gemeinsamen<br />

Untergang. Die Szenen sind<br />

erschreckend humorvoll,<br />

offensichtlich haben wir uns<br />

längst an die absurde Realität<br />

gewöhnt. Dann geht leider die<br />

Welt unter.<br />

Der zweite Teil, eine<br />

Apokalypse voller Dürre und<br />

Staub, nährt sich aus Volksmärchen<br />

und Gleichnissen.<br />

Zwei Menschen sind übrig:<br />

Das Kind sieht dem Tod neugierig<br />

in die Augen – im<br />

Gegensatz zum Elternteil, das<br />

den Schmerz nur durch die<br />

Tränen sehen kann. „Es tut in<br />

der Lunge weh. Als hätte da<br />

unten jemand ein Feuer<br />

gemacht“, sagt das Kind,<br />

ohne Verwunderung oder Wut.<br />

Nur als Statement voller<br />

Akzeptanz. Und Vergebung?<br />

Unerbittlich und zugleich<br />

verführerisch geleitet uns das<br />

Stück in den Untergang.<br />

frei zur DSE<br />

Deutsch von Hannes Langendörfer<br />

6 Darsteller:innen<br />

UA: 14.04.<strong>2023</strong>, Aarhus Teater<br />

Vielleicht kann man<br />

genau das erzählen,<br />

was man nicht<br />

begreift.<br />

„Madame Nielsen ist eine<br />

unberechenbare Künstlerin.<br />

Gerade als man glaubt zu<br />

verstehen, worum es in ihrer<br />

Kunst geht, ändert sie die<br />

Richtung. Oder ihren Ansatzpunkt.<br />

Oder Gemütszustand.<br />

Nur ihr Publikum ist vorhersehbar.<br />

Weil wir nicht aufhören<br />

können, zuzuhören oder<br />

mi tzulesen. Wir werden in das<br />

Universum von Madame Nielsen<br />

hineingezogen, sitzen da und<br />

beobachten – oft sprachlos –<br />

eine bisher unbekannte<br />

Darstellung der Welt.“<br />

DAGBLADET INFORMATION<br />

Panic!<br />

© DIRK SKIBA<br />

Madame Nielsen ist eine dänische Dramatikerin,<br />

Prosaautorin, Übersetzerin,<br />

Performancekünstlerin, Regisseurin und<br />

Schauspielerin. In ihren früheren Leben<br />

hat Madame Nielsen unter anderen<br />

Namen gespielt und geschrieben.<br />

Zunächst als Claus Beck-Nielsen, dann<br />

als Teil des Kunstprojekts Das Beckwerk.<br />

Madame Nielsen hat Theaterstücke und<br />

Romane geschrieben, für die sie zahlreiche<br />

internationale Auszeichnungen<br />

erhalten hat. Panic! wurde für den diesjährigen<br />

Dänischen Theaterpreis als<br />

bestes Theaterstück nominiert. Mit ihrem<br />

Roman „Der endlose Sommer“ wurde sie<br />

2017 als Romanautorin in Deutschland<br />

bekannt. 2019/20 war sie Gast des Berliner<br />

Künstlerprogramms des DAAD. In<br />

der aktuellen Spielzeit schreibt und<br />

komponiert Madame Nielsen für die<br />

Münchner Kammerspiele ein Musical mit<br />

dem Titel „Very Rich Angels“. Ihre Performance<br />

„Die Welterlöserin“ war u. a. am<br />

Thalia Theater Hamburg zu sehen.


Zeit für Freude<br />

47<br />

Was bedeutet Gemeinschaft<br />

eigentlich? Und wie sehr<br />

formt sie, wer wir sind? Eine<br />

frei- und unfreiwillige Verbundenheit,<br />

gezeigt in zwei Bildern:<br />

Eine Mutter und ihre<br />

Tochter auf einer Bank am<br />

Fluss neben einem Friedhof,<br />

weitere Figuren kommen<br />

dazu, alle in einem Schwebezustand<br />

zwischen Verlust und<br />

Trauer. Und eine nächtliche<br />

Wohnung, eine Geburtstagsparty<br />

mit immer wieder neuen<br />

geladenen wie ungeladenen<br />

Gästen. Alle mit ihren eigenen<br />

Geschichten, Hoffnungen,<br />

Leerstellen. Die Nachbarn<br />

sind frisch verliebt, einer wird<br />

verlassen und das Ich will eine<br />

Pause von sich selbst.<br />

Arne Lygres Stücke sind international<br />

bekannt, mittlerweile in 13 Sprachen<br />

übersetzt und spätestens seit der sensationellen<br />

Inszenierung von Mann ohne<br />

Aussichten durch Claude Régy in<br />

Frankreich vielgespielt. So wurde Zeit<br />

für Freude nach der Uraufführung in<br />

Oslo am Pariser Odéon Théâtre inszeniert<br />

(Regie: Stéphane Braunschweig).<br />

Nach der Premiere am Theater Oberhausen<br />

(Regie: Kathrin Mädler) wird das<br />

Stück im Februar 20<strong>24</strong> auch an den<br />

Bühnen Bern inszeniert (Regie: Mina<br />

Salehpour). Zuletzt waren in Deutschland<br />

Lygres Stück Nichts von mir in der<br />

Regie von Mateja Koležnik am Berliner<br />

Ensemble und Schatten eines Jungen<br />

am Deutschen Theater Göttingen<br />

(Regie: Ingo Berk) zu sehen.<br />

Zeit für Freude ist ein Stück<br />

über Grenzen, Reibungen,<br />

Sehnsüchte, über die existenziellen<br />

Untiefen menschlichen<br />

Daseins. Arne Lygres genaue<br />

wie sensible Analyse zeigt:<br />

Alle erleben private und<br />

berufliche Rückschläge, Enttäuschung<br />

und Krisen. Doch<br />

gerade in dieser Gemeinsamkeit<br />

liegt die Kraft des empathischen<br />

Verstehens, der<br />

gegenseitigen Fürsorge. Zeit<br />

für eine hoffnungsvolle Perspektive,<br />

eine zwischenmenschliche<br />

Utopie.<br />

Ich muss mir<br />

einen Ort suchen,<br />

wo ich nicht ganz<br />

ich selbst bin.<br />

„Zwiegespräche und Gruppendiskussionen,<br />

geselliges Beieinander,<br />

Feiern und Gesänge<br />

lassen uns Menschen-Monaden<br />

zumindest momentweise unsere<br />

existenzielle Geworfenheit<br />

vergessen. Sie bringen Licht<br />

und Wärme in unser Dasein.“<br />

FAZ<br />

(Tid for glede)<br />

Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel<br />

8 Darsteller:innen<br />

UA: 29.01.2022, Det Norske Teatret, Oslo<br />

DSE: 13.10.<strong>2023</strong>, Theater Oberhausen<br />

SE: 04.02.20<strong>24</strong>, Bühnen Bern<br />

© TINE POPPE<br />

ARNE LYGRE<br />

weitere Stücke (Auswahl): Ewig Leben /<br />

Ich verschwinde / Lass dich sein (frei zur DSE) /<br />

Tage unter / Schatten eines Jungen / Mann ohne<br />

Aussichten<br />

Schauspiel


48<br />

Ich bin meine<br />

Wohnung.<br />

Paco Gámez arbeitet als Dramatiker,<br />

Schauspieler, Regisseur sowie als Dozent<br />

für Szenisches Schreiben. Er wurde u. a.<br />

2021 mit dem Premio Lope de Vega (dem<br />

wichtigsten spanischen Preis für zeitgenössische<br />

Dramatik) für sein Stück<br />

„Impunidad“ (Straflosigkeit) ausgezeichnet.<br />

Mit „El fin“ (Das Ende) gewann<br />

er den Komödienwettbewerb des Teatro<br />

Español und für Mieter wurde ihm der<br />

Preis Calderón de la Barca verliehen.<br />

Seine Stücke werden an zahlreichen<br />

spanischen Nationaltheatern sowie in der<br />

Freien Szene gespielt und wurden u. a.<br />

ins Englische, Deutsche, Französische<br />

und Chinesische übersetzt.<br />

PACO GÁMEZ<br />

Schauspiel<br />

Mieter<br />

© ILDE SANDRIN<br />

(Inquilino)<br />

Deutsch von Franziska Muche<br />

Besetzung variabel, mind. 1H<br />

UA: 12.12.2019, Teatro María Guerrero, Madrid<br />

DSE: 03.02.<strong>2023</strong>, Staatstheater Mainz<br />

Juni: 38 qm – 280 EUR Miete.<br />

Juli: 38 qm – 700 EUR Miete.<br />

Wie viel Prozent Erhöhung ist<br />

das? Auf jeden Fall zu viel!<br />

Dem Mieter bleiben noch 30<br />

Tage, dann muss er ausziehen.<br />

Der Countdown läuft: Er<br />

versucht, den Vermieter zu<br />

kontaktieren. Die Wohnungsbaugesellschaft.<br />

Den Eigentümer.<br />

Er geht schwimmen,<br />

telefoniert mit seiner Mutter,<br />

redet mit dem kläffenden<br />

Hund von gegenüber. Sucht<br />

eine neue Wohnung, findet<br />

keine. Verkauft seine Möbel<br />

auf eBay. Was ist eigentlich<br />

der Unterschied zwischen<br />

„Haus“ und „Zuhause“?<br />

Schließlich begegnet ihm<br />

der Geist seines verstorbenen<br />

Großvaters und ruft ihn zum<br />

Widerstand auf. An Tag 0 ist<br />

es Zeit für die Revolution!<br />

Oder zumindest für eine<br />

Abrissparty?<br />

Mieter ist ein vielstimmiger,<br />

autofiktionaler Text über Gentrifizierung<br />

und die Erosion<br />

der Mittelklasse. Aus alltäglichen<br />

Beobachtungen und<br />

surrealen Szenen, aus Humor<br />

und Wut, aus Lethargie und<br />

politischem Aufbegehren entsteht<br />

das Lebensgefühl einer<br />

Generation, die sich selbst<br />

sucht, aber in den Städten<br />

weder Arbeit noch Wohnung<br />

findet.<br />

„Vieles scheint in Spanien noch<br />

schlimmer zu sein als hierzulande,<br />

doch nahezu alles, was<br />

der titelgebende Mieter von<br />

seinen Verlusten, Ängsten und<br />

Demütigungen erzählt, ist<br />

wiedererkennbar. Starker Tobak,<br />

(…) ein einziger wütender<br />

Aufschrei.“<br />

FAZ


Der<br />

zerbrochene<br />

frei zur DSE<br />

Für die Bühne bearbeitet von Rachel Wagstaff<br />

Deutsch von Michael Raab<br />

4D, 7H<br />

UA: 15.02.2019, Salisbury Playhouse<br />

49<br />

Die Zeiten ändern sich. Mädchen<br />

tragen Hosen und Hollywood<br />

ist in das verschlafene englische<br />

Dorf St. Mary Mead,<br />

Wohnort von Jane Marple, eingezogen:<br />

Der schöne und reiche<br />

amerikanische Filmstar<br />

Marina Gregg hat das Herrenhaus<br />

gekauft und schmeißt<br />

eine große Willkommensparty.<br />

Miss Marple, die nach einem<br />

Unfall an ihren Sessel gefesselt<br />

ist, beginnt, ihren Platz in der<br />

Welt zu hinterfragen, bis ein<br />

mysteriöser Todesfall die Vergangenheit<br />

aller auf dem Fest<br />

Anwesenden in Frage stellt.<br />

© ALI WRIGHT / THE ORIGINAL THEATRE COMPANY<br />

Spiegel<br />

Jeder hat eine andere Version<br />

der Vorkommnisse. Miss<br />

Marple muss ein Netz aus<br />

Lügen, Tragödien und Gefahren<br />

entwirren.<br />

Rachel Wagstaffs Adaption<br />

von Agatha Christies berühmtem<br />

Roman „The Mirror<br />

Crack’d from Side to Side“<br />

geht der Frage nach, wie die<br />

eigenen Erinnerungen verändert<br />

und neue Wahrheiten<br />

erschaffen werden, um unliebsame<br />

Ereignisse zu verdrängen<br />

und die Dunkelheit im<br />

Inneren zu verschleiern.<br />

Die Dramatikerin und Drehbuchautorin<br />

Rachel Wagstaff verfasste das preisgekrönte<br />

Musical „Flowers for Mrs Harris“<br />

und adaptierte erfolgreich Romane wie<br />

„Birdsong“ und „The Girl on the Train“<br />

für die Bühne. Ihre Adaption von Agatha<br />

Christies „The Mirror Crack’d“ tourte<br />

durch das Vereinigte Königreich und<br />

Indien. Sie verfasste Hörspiele und<br />

schrieb gemeinsam mit Yusuf Islam (Cat<br />

Stevens) das Musical „Moonshadow“.<br />

AGATHA CHRISTIE / RACHEL WAGSTAFF<br />

weitere Stücke von<br />

Agatha Christie<br />

(Auswahl): Mord im<br />

Orientexpress / Tod auf<br />

dem Nil / Zeugin der<br />

Anklage / Das Spinnennetz<br />

/ Der unerwartete<br />

Gast / Und dann gab’s<br />

keines mehr<br />

Schauspiel


50<br />

© BERNARD RICHEBÉ<br />

Das Leben ist wie ein<br />

Flug mit einer Billig-<br />

Airline. Nichts ist im<br />

Ticket inbegriffen,<br />

alles ist eine Option!<br />

AUDREY SCHEBAT<br />

Schauspiel<br />

Der<br />

Abschiedsbrief<br />

Alles hinter sich lassen,<br />

ohne einen Abschiedsbrief zu<br />

schreiben? Genau das hatte<br />

Julien vor, doch dann kommt<br />

Maud ungeplant früher nach<br />

Hause. Die beiden sind seit 30<br />

Jahren verheiratet, Julien ist<br />

Psychoanalytiker, Maud Pianistin.<br />

Nun ziehen die beiden<br />

eine Nacht lang Bilanz – über<br />

ihr Leben und ihre Liebe.<br />

Wütend, leidenschaftlich, geist -<br />

reich ringen sie umeinander<br />

und um die großen Fragen<br />

des Lebens. Kindheitserinnerungen<br />

mischen sich mit intimen<br />

Geständnissen, radikalen<br />

Sinnfragen und schonungslosen<br />

Abrechnungen. Eine<br />

Nacht, um sich endgültig zu<br />

verlassen oder von Neuem<br />

ineinander zu verlieben.<br />

weitere Stücke: Der Sittich<br />

Audrey Schebat untersucht<br />

in Der Abschiedsbrief eine<br />

Paarbeziehung in all ihrer<br />

Komplexität, wobei die Autorin<br />

weder Höhen noch Tiefen<br />

scheut und wechselseitige<br />

Abhängigkeiten und Erwartungen<br />

humorvoll, aber<br />

unerbittlich auslotet. Das<br />

Stück ist ein tragikomisches<br />

Kammerspiel mit zwei gleichberechtigten,<br />

komplexen,<br />

psychologischen Rollen.<br />

„Der Abschiedsbrief ist ein<br />

starkes Stück, lustig, intelligent,<br />

mit toller Sprache und großen<br />

Emotionen. Es verhandelt<br />

Universelles und Alltägliches.“<br />

SOPHIE MARCEAU IM INTERVIEW<br />

MIT LE FIGARO<br />

frei zur DSE<br />

(La note)<br />

Deutsch von Leyla-Claire Rabih und<br />

Frank Weigand<br />

1D, 1H<br />

UA: 27.09.<strong>2023</strong>, Théâtre des Bouffes<br />

Parisiens, Paris<br />

Audrey Schebat arbeitet als Regisseurin<br />

und Autorin für Theater, Film und Fernsehen.<br />

Ihr erstes Theaterstück Der Sittich<br />

lief in Frankreich über 200 Mal und<br />

wurde bisher ins Deutsche, Spanische<br />

und Chinesische übersetzt. In der Werkstatistik<br />

21/22 ist Der Sittich auf Platz 1<br />

der deutschsprachigen Erstaufführungen<br />

mit den höchsten Aufführungszahlen,<br />

das Stück wurde u. a. gespielt in<br />

der Komödie im Bayerischen Hof und<br />

am Winterhuder Fährhaus. Im September<br />

<strong>2023</strong> wurde Der Abschiedsbrief in<br />

Paris am Théâtre des Bouffes Parisiens<br />

mit Sophie Marceau und François Berléand<br />

uraufgeführt.


Zahltag<br />

51<br />

Eines Nachts steht Matthieu,<br />

39 Jahre, triefend nass vor der<br />

Wohnungstür seiner Eltern,<br />

einen mit Steinen gefüllten<br />

Rucksack auf den Schultern<br />

und ohne die geringste Erinnerung,<br />

wie er dorthin gekommen<br />

ist. Nur eines steht fest<br />

für ihn: Er ist 18, muss am<br />

nächsten Tag seine Abiturprüfung<br />

schreiben – und<br />

seine Eltern verhalten sich<br />

seltsam. Dabei geben die beiden<br />

ihr Bestes, um herauszufinden,<br />

was es mit dem<br />

Gedächtnisverlust ihres<br />

Sohnes auf sich hat. Währenddessen<br />

besteht Matthieu<br />

darauf, dass seine Eltern<br />

seine Kindheit en détail nacherzählen.<br />

Und dann fordert<br />

er von ihnen Schadensersatz<br />

für ihre Erziehung.<br />

frei zur DSE<br />

(Demain la revanche)<br />

Deutsch von Jakob Schumann<br />

1D, 2H<br />

UA: 23.09.2022, Théâtre Antoine, Paris<br />

Man hat die<br />

Kinder, die man<br />

verdient.<br />

In seinem neuesten Stück<br />

nimmt Sébastien Thiéry die<br />

Kleinfamilie als gesellschaftliche<br />

Keimzelle unter die Lupe<br />

und befragt mit abgründigem,<br />

absurdem Humor die Eltern-<br />

Kind-Beziehung: Wie viel Verantwortung<br />

haben Eltern für<br />

das Leben ihrer (erwachsenen)<br />

Kinder? Wem ist Erfolg<br />

und ein gelungenes Leben,<br />

wem Scheitern anzurechnen?<br />

Sébastien Thiéry ist Schauspieler und<br />

Autor für Theater, Film und Fernsehen.<br />

Seine Theaterstücke wurden mehrfach<br />

mit dem Prix Molière ausgezeichnet. In<br />

Deutschland am bekanntesten ist seine<br />

Kapitalismuskritik-Komödie Als ob es<br />

regnen würde, die mit großem Erfolg<br />

u. a. an der Komödie am Kurfürstendamm<br />

lief. Seit Kurzem sind alle Stücke von<br />

Sébastien Thiéry im Desch-Programm<br />

vereint. Thiéry steht in der Tradition von<br />

Ionesco und verhandelt in seinen Stücken<br />

gesellschaftspolitische Themen mit<br />

den Mitteln der (Boulevard-)Komödie:<br />

staatliche Überwachung (Wer ist Monsieur<br />

Schmitt), Demenz (Ramses II.)<br />

und Homophobie (Zwei Männer ganz<br />

nackt). In der Spielzeit <strong>2023</strong>/<strong>24</strong> geht<br />

Rufus Beck mit Thiérys Zwei Männer<br />

ganz nackt auf Tournee.<br />

„Eine wahre Familien-<br />

Tragödie-Komödie“<br />

MORDUE DU THÉÂTRE (BLOG)<br />

weitere Stücke (Auswahl): Als ob es regnen würde / Zwei Männer ganz nackt / Ramses II. / Wer ist Monsieur Schmitt<br />

SÉBASTIEN THIÉRY<br />

Schauspiel


52<br />

Die Einladung<br />

HADRIEN RACCAH<br />

frei zur DSE<br />

(L’invitation)<br />

Deutsch von Jona Spreter<br />

1D, 2H<br />

UA: 03.04.2019, Théâtre de la Madeleine, Paris<br />

Um seine Affäre vor seiner<br />

Frau Catherine geheim zu<br />

halten, hat Daniel seinen imaginären<br />

besten Freund Charlie<br />

erschaffen. Wenn Daniel<br />

mal wieder spät nach Hause<br />

kommt, brauchte Charlie dringend<br />

seinen Beistand. Als<br />

Catherine darauf besteht, den<br />

ominösen Charlie endlich<br />

kennenzulernen, bleibt Daniel<br />

auf die Schnelle nichts anderes<br />

übrig, als in der Bar unten<br />

im Haus einen Wildfremden<br />

anzusprechen, damit dieser<br />

einen Abend lang die Rolle<br />

seines besten Freundes spielt.<br />

Jeff nimmt die Einladung an<br />

und stürzt sich hochmotiviert<br />

und reinen Herzens – aber<br />

leider auch mit reichlich Over-<br />

Acting – auf die Rolle. Dass er<br />

für Catherine alles andere als<br />

ein Wildfremder ist, wird<br />

Daniel erst am Ende des<br />

Abends erfahren.<br />

Die Einladung ist eine temporeiche<br />

Komödie über (Männer-)Freundschaft,<br />

wobei sich<br />

Raccahs Figuren entscheiden<br />

müssen zwischen Aufrechterhaltung<br />

des Status quo und<br />

Mut zur Wahrheit. Die Zutaten<br />

sind die bewährten: ein<br />

gesetztes Abendessen, schnelle<br />

Schlagabtausche, skurrile<br />

Wendungen und drei starke,<br />

ebenbürtige Charaktere.<br />

„Ein bisschen wie ‚Dinner<br />

für Spinner‘ (…) mit einer<br />

völlig überraschenden<br />

Wendung“<br />

LE FIGARO<br />

Hadrien Raccah ist Autor mehrerer<br />

Romane („Huit mètre carré“ / „À la vie,<br />

à la mort“) und Theaterstücke. Bereits<br />

seine ersten beiden Stücke wurden mit<br />

Förderpreisen des französischen Kulturministeriums<br />

ausgezeichnet. Mit Die<br />

Einladung gelang ihm der Durchbruch<br />

im Unterhaltungstheater: Das Stück lief<br />

mehrere Spielzeiten in Paris (mit Philippe<br />

Lelouch und Gad Elmaleh) sowie<br />

auf Tournee in ganz Frankreich. Das<br />

Nachfolgestück „Suite royale“ ist ebenfalls<br />

ein Publikumserfolg: Es handelt von<br />

einem erfolglosen Autor, der einen Tag<br />

lang glaubt, den wichtigsten französischen<br />

Literaturpreis gewonnen zu<br />

haben.<br />

© EMMANUELE SCORCELLETTI<br />

Das war einfach<br />

Freundschaft auf den<br />

ersten Blick!<br />

Schauspiel


Freitags<br />

ist<br />

Kiwi-<br />

Tag<br />

53<br />

© CÉLINE NIESZAWER/LEEXTRA<br />

Barnabé, 60, verwitwet, penibler<br />

Steuerfachangestellter,<br />

ist felsenfest überzeugt:<br />

Jemand stiehlt nachts seinen<br />

Kiwi-Joghurt. Seine Lieblingssorte,<br />

die er immer für den<br />

Freitag aufhebt! Aber nicht<br />

mit ihm! Er schreibt sofort<br />

einen Beschwerdebrief an die<br />

Hausverwaltung und verpflichtet<br />

seinen Sohn Benoit,<br />

den er seit Monaten nicht<br />

gesehen hat, eine Überwachungskamera<br />

zu installieren.<br />

Auch seiner Psychoanalytikerin,<br />

Madame Payne, berichtet<br />

er umgehend von seinem Verdacht.<br />

Während Benoit auf<br />

Demenz tippt, lautet Madame<br />

Paynes Diagnose: Zwangsvorstellung.<br />

Der wahre Grund ist<br />

für alle eine Überraschung …<br />

Ich überwache<br />

meinen<br />

Kühlschrank.<br />

Sicher ist sicher.<br />

Inspiriert von einer wahren<br />

Begebenheit verhandelt<br />

Laetitia Colombani leichtfüßig,<br />

mitreißend und empathisch<br />

die Themen Einsamkeit (im<br />

Alter) und fehlende zwischenmenschliche<br />

Beziehungen.<br />

Wie in ihrem Erfolgsroman<br />

„Der Zopf“, der verschiedene<br />

Frauenschicksale in einer<br />

Erzählung verflicht, widmet<br />

sich Colombani auch in ihrem<br />

ersten Theaterstück mit viel<br />

Herz einer Zufallsbegegnung,<br />

die das Leben aller Beteiligten<br />

nachhaltig verändert.<br />

„Lustig und voller Zärtlichkeit,<br />

(…) mit pointierten Dialogen“<br />

LE JOURNAL DU DIMANCHE<br />

frei zur DSE<br />

(Le jour du kiwi)<br />

Deutsch von Charlotte Höcher<br />

2D, 2H<br />

UA: 27.01.2022, Théâtre La Scala, Paris<br />

Laetitia Colombani ist eine international<br />

erfolgreiche Belletristik- und Drehbuch-<br />

Autorin. Freitags ist Kiwi-Tag ist ihr<br />

erstes Theaterstück. Ihr Debütroman,<br />

„Der Zopf“, wurde in über 40 Sprachen<br />

übersetzt und weltweit mit zahlreichen<br />

Literaturpreisen ausgezeichnet sowie in<br />

Frankreich, Spanien und Italien für die<br />

Bühne adaptiert. Ihre Romane „Das<br />

Haus der Frauen“ und „Das Mädchen<br />

mit dem Drachen“ standen in Deutschland<br />

auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.<br />

Laetitia Colombanis eigene Verfilmung<br />

von „Der Zopf“ wird im November <strong>2023</strong><br />

in die Kinos kommen.<br />

LAETITIA COLOMBANI<br />

Schauspiel


54<br />

WIN-<br />

WIN<br />

frei zur DSE<br />

(Gagnant-gagnant)<br />

Deutsch von Lydia Dimitrow<br />

1D, 4H (Mehrfachbesetzung)<br />

UA: 15.09.2022, Café de la Gare, Paris<br />

© FRÉDÉRIQUE TOULET<br />

GILLES DYREK<br />

Herzlich willkommen zur jährlichen<br />

Vollversammlung von<br />

Symbiosis, der Eventagentur<br />

Ihres Vertrauens! Leider fehlen<br />

noch der Beamer und der<br />

Geschäftsführer, aber no worries:<br />

Unser fantastischer Gast,<br />

Football- und Motivationscoach<br />

Pascal Deppe, wird<br />

Ihnen mit Hilfe unserer charmanten<br />

Leiterin der Kommunikationsabteilung,<br />

Marie<br />

Canal, in der Zwischenzeit<br />

gehörig einheizen. Wir erwarten<br />

alle mit Spannung den<br />

diesjährigen Geschäftsbericht<br />

und die Verleihung der legendären<br />

Symbio-Mitarbeiter-<br />

Awards! Und jetzt alle:<br />

Symbio vor!<br />

In dieser rasanten Komödie<br />

wird das Publikum zu Gästen<br />

einer aus dem Ruder laufenden<br />

Vollversammlung. Gilles<br />

Dyrek lässt in einem Feuerwerk<br />

aus Marketing-Sprech,<br />

Situationskomik und Slapstick<br />

fünf Spieler:innen in 14 Rollen<br />

sowohl mit Herausforderungen<br />

der heutigen Arbeitswelt<br />

als auch miteinander ringen:<br />

Diversity, Well-Being am<br />

Arbeitsplatz, Gender Pay Gap<br />

einerseits; heimliche Affären,<br />

Vetternwirtschaft und hochemotionale<br />

Kündigungen<br />

andererseits. Die Individuen<br />

hinter der Arbeitskraft geben<br />

in beiden Bereichen ihr Bestes.<br />

Kein Wunder, dass die<br />

Bühne am Ende des Abends<br />

in Trümmern liegt …<br />

So ist das Leben …<br />

Und ich würde<br />

sogar sagen: So ist<br />

das Leben am<br />

Arbeitsplatz …<br />

Punkt. Schluss.<br />

Mega.<br />

Gilles Dyreks Komödie Venedig im<br />

Schnee wurde im deutschsprachigen<br />

Raum bereits von über 30 Theatern<br />

gespielt und seine Familienkomödie<br />

Weihnachten auf dem Balkon ist (nicht<br />

nur) zur Weihnachtszeit ein Klassiker –<br />

der in der Spielzeit <strong>2023</strong>/<strong>24</strong> u. a. an der<br />

Comödie Dresden und in der Komödie<br />

im Bayerischen Hof, München, gezeigt<br />

wird. Seine Familienaufstellung Die<br />

Rückkehr von Richard 3 mit dem Zug<br />

um 9.<strong>24</strong> h ist als beste Komödie für den<br />

Prix Molière <strong>2023</strong> nominiert.<br />

Schauspiel<br />

weitere Stücke (Auswahl): Venedig im Schnee / Weihnachten auf dem Balkon /<br />

Die Rückkehr von Richard 3 mit dem Zug um 9.<strong>24</strong> h


Während zur Zeit der McCarthy-<br />

Ära Kommunistenhetze und<br />

Verschwörungstheorien ein<br />

ganzes Land in Verfolgungswahn<br />

stürzen, trifft sich eine<br />

bunt zusammengewürfelte<br />

Abendgesellschaft in einer<br />

düsteren Villa. Alle sechs sind<br />

Erpressungsopfer ihres mysteriösen<br />

Gastgebers. Und<br />

noch bevor jemand das Wort<br />

„Brettspiel“ sagen kann, ist der<br />

erste Mord passiert.<br />

Der Film Clue kam 1985<br />

(mit sechs unterschiedlichen<br />

Enden) als Krimi-Parodie ins<br />

Kino. Sandy Rustin hat auf<br />

dieser Grundlage eine Komödie<br />

geschrieben, bei der wie<br />

am Schnürchen gemordet<br />

und verdächtigt wird. Mit<br />

perfektem Timing, viel körperbetonter<br />

Komik und Lust an<br />

der Übertreibung wird die<br />

Ausgangssituation dennoch<br />

sehr ernst genommen: Hier<br />

ist eine paranoide Gesellschaft<br />

auf der Suche nach<br />

einem Schuldigen. Madame<br />

Roth, im Wintergarten, mit<br />

dem Kerzenständer?<br />

Bisschen<br />

Schwund ist<br />

immer.<br />

Sandy Rustin gehört zu den meistgespielten<br />

Autor:innen der USA, in der<br />

Spielzeit 2022/23 u. a. mit sieben Produktionen<br />

von Clue. Ihr Stück „The<br />

Cottage“, inspiriert von Noël Coward,<br />

kam im Juli <strong>2023</strong> mit Eric McCormack<br />

und Laura Bell Bundy in den Hauptrollen<br />

am Broadway heraus (Regie: Jason<br />

Alexander): „Das Stück schafft einen<br />

durchgehend ironischen Ton, der so fein<br />

abgestimmt ist, dass er pointiert, aber<br />

nicht schrill erscheint. Fast alle Elemente,<br />

einschließlich manierierter<br />

Schauspielstile, sind absichtlich übertrieben.<br />

So gelingt es, Coward-Klassiker<br />

wie ‚Private Lives‘ und ‚Blithe Spirit‘<br />

zu parodieren, die ihrerseits romantische<br />

Komödien parodieren.“ (The New<br />

York Times)<br />

„Wenn die Übriggebliebenen<br />

sich in verschiedenen möglichen<br />

Varianten gegenseitig die<br />

Schuld zuschieben, spiegeln sie<br />

unseren eigenen zunehmend<br />

egoistischen Wunsch wider,<br />

unsere Wahrnehmung als die<br />

richtige zu betrachten. Wie das<br />

Brettspiel und das Leben selbst<br />

lässt das Stück am Ende nur<br />

eine Wahrnehmung gelten –<br />

aber Gott sei Dank macht<br />

dieses Szenario Spaß.“<br />

THE NEW YORK TIMES<br />

55<br />

SANDY RUSTIN<br />

Clue –<br />

frei zur DSE<br />

(Clue: On Stage)<br />

nach dem Drehbuch von Jonathan Lynn, mit zusätzlichem Material von<br />

Hunter Foster / Eric Price, nach dem Paramount-Pictures-Film, nach dem<br />

Hasbro-Brettspiel, Musik der Originalproduktion von Michael Holland<br />

Deutsch von Uli Gnadt, 5D, 5H<br />

UA: 21.09.2021, La Mirada Theatre, Los Angeles<br />

Das Mörderspiel<br />

Schauspiel


56<br />

MIKE KENNY: ZUGVÖGEL, SCHAUBURG MÜNCHEN <strong>2023</strong> © CORDULA TREML<br />

junges


theater<br />

57


58<br />

Sie sagen Täubchen,<br />

ich sag Taube<br />

14+<br />

2D, 1H<br />

UA: 22.09.<strong>2023</strong>, Landestheater Detmold<br />

SINA AHLERS<br />

Es beginnt vielleicht nur mit<br />

einem Zwacken in der Magengrube,<br />

einem Zusammenziehen<br />

der Eingeweide. Manchmal<br />

muss es erst aufgespürt und<br />

herausgelockt werden, weil es<br />

sich noch nicht zu erkennen<br />

gegeben hat. Und manchmal<br />

schießt es unverhofft und<br />

blitzschnell durch Mark und<br />

Bein – das Gefühl, dass die<br />

eigenen Grenzen überschritten<br />

worden sind. Umso<br />

schwerer ist die Zustimmung<br />

oder das Zurückweisen von<br />

etwas, das man vielleicht<br />

gerade zum ersten Mal erlebt.<br />

Wie lerne ich meine Bedürfnisse<br />

besser kennen und auf<br />

mein Bauchgefühl zu vertrauen?<br />

So individuell und mannigfach<br />

das persönliche<br />

Empfinden von Grenzüberschreitungen<br />

ist, so ausdifferenziert<br />

ist das neue Stück<br />

von Sina Ahlers. Eine Vielzahl<br />

an dialogischen Miniaturen,<br />

mal befreiend komisch, mal<br />

schmerzlich ehrlich, setzt sich<br />

zu einem Kaleidoskop aus<br />

Erfahrungen zusammen und<br />

ermutigt zur Selbstbefragung<br />

und -ermächtigung.<br />

Sina Ahlers, 1990 geboren, studierte<br />

Szenisches Schreiben an der Universität<br />

der Künste Berlin. Ihr erstes Stück<br />

Schamparadies war für den Heidelberger<br />

Stückemarkt 2020 ausgewählt,<br />

pandemiebedingt der einzige Jahrgang<br />

ohne Siegerstück. Landing on an<br />

unknown Planet, beauftragt vom Landestheater<br />

Tübingen, wurde <strong>2023</strong> in den<br />

Stückepool des Kaas & Kappes aufgenommen.<br />

Als Prosaautorin gewann Sina<br />

Ahlers 2019 beim 27. Open Mike den<br />

Preis für Prosa und den Publikumspreis.<br />

Sie sagen Täubchen, ich sag Taube<br />

entstand als Auftragswerk für das Landestheater<br />

Detmold.<br />

Ich habe<br />

doch Du,<br />

ich weiß<br />

nicht<br />

gesagt.<br />

Junges Theater<br />

weitere Stücke: Landing on an unknown Planet / Schamparadies<br />

© JULIAN MICHEL


59<br />

Der Himmel stand in<br />

Flammen, und ich<br />

spürte das Licht in<br />

meinen Knochen.<br />

© DUJONNA GIFT<br />

(Horizon)<br />

Deutsch von Lydia Dimitrow<br />

Besetzung variabel<br />

UA: 11.08.2022, Bush Theatre, London<br />

Horizont<br />

Ein mysteriöses Licht durchfährt<br />

den Himmel und plötzlich<br />

entwickelt eine Gruppe<br />

Teenager Superkräfte. Bäm!<br />

Gemeinsam müssen sie nun<br />

herausfinden, was sie mit<br />

ihren neuen Fähigkeiten<br />

eigentlich anfangen sollen:<br />

geheim halten oder für gute<br />

Zwecke einsetzen? Weiterhin<br />

so leben wie bisher oder reich<br />

und berühmt werden? Ihre<br />

neue Welt der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten beginnt allerdings<br />

schnell zu bröckeln:<br />

Während erste Konflikte in der<br />

Gruppe ausbrechen, naht eine<br />

unheilvolle Bedrohung und<br />

zwingt sie, um ihr Überleben<br />

zu kämpfen.<br />

Gemeinsam mit Jugendlichen<br />

entwickelte Kwame Owusu<br />

eine übernatürliche Comingof-Age-Geschichte,<br />

in der die<br />

Ängste des Heranwachsens<br />

und das Entdecken neuer<br />

Fähigkeiten in Superkräften<br />

ihre Entsprechung finden.<br />

Horizont ist eine spannende<br />

und unterhaltsame Parabel<br />

über die Suche nach dem<br />

eigenen Platz in der Welt oder<br />

wie der Marvel-Thor sagen<br />

würde: „Ich ziehe es vor, mich<br />

meinen Problemen zu stellen,<br />

anstatt vor ihnen wegzulaufen.<br />

Weil es das ist, was Helden tun.“<br />

14 + frei zur DSE<br />

Kwame Owusu lebt als Autor und Regisseur<br />

in London. Er hat Regie an der<br />

Birkbeck University of London sowie<br />

Drama und Englische Literatur an der<br />

University of Manchester studiert. Seine<br />

Leidenschaft gilt mutigen Geschichten,<br />

die ungehörten Stimmen Gehör verschaffen<br />

und erkunden, was es bedeutet,<br />

in der heutigen Welt zu überleben und<br />

zu leben. Horizont ist sein drittes Stück<br />

und als Auftragswerk für das Bush Theatre<br />

entstanden.<br />

KWAME OWUSU<br />

Junges Theater


60<br />

Raumrauschen<br />

MATIN SOOFIPOUR OMAM<br />

Am Anfang war das Wort.<br />

Welches denn? Wer entscheidet<br />

das und wer spricht dieses<br />

Wort dann aus? In einem Klassenzimmer<br />

ist die Antwort in<br />

der Regel einfach: Die Lehrkraft<br />

ergreift das Wort, die<br />

Klasse hört zu. Dabei bleibt<br />

einiges unausgesprochen.<br />

Viele Gedanken und Fragen<br />

von Schüler:innen werden nie<br />

laut geäußert und sind dennoch<br />

da.<br />

© LENA GANSSMANN<br />

Matin Soofipour Omam hat<br />

mit diesem interaktiven Klassenzimmerstück<br />

ein Theaterspiel<br />

erfunden, das zwei Schauspieler:innen<br />

und eine Klasse<br />

miteinander auf eine Entdeckungsreise<br />

schickt.<br />

Raumrauschen stellt Fragen<br />

nach Macht und Verantwortung,<br />

spürt der Wirkung von<br />

Wörtern nach und macht die<br />

Notwendigkeit, einen Raum<br />

gemeinsam zu gestalten, zum<br />

Spielprinzip. Ein Stück, das<br />

extra für Schulklassen geschrieben<br />

wurde und ohne sie<br />

nicht aufgeführt werden kann.<br />

12+<br />

Klassenzimmerstück<br />

2 Darsteller:innen<br />

UA: 04.10.<strong>2023</strong>, Badisches Staatstheater<br />

Karlsruhe<br />

Ja, offen. Einfach offen.<br />

Alles offen. Augen,<br />

Ohren, Herz. Offen. Erst<br />

dann. Dann den Mund<br />

aufmachen.<br />

Junges Theater<br />

Matin Soofipour Omam studierte Dramatische<br />

Literatur und Szenisches<br />

Schreiben an der Universität Teheran<br />

sowie Theaterpädagogik an der Universität<br />

der Künste in Berlin. Ihre ersten<br />

Engagements als Theaterpädagogin<br />

führten sie ans Grips Theater und ans<br />

Düsseldorfer Schauspielhaus. Zurzeit<br />

arbeitet sie als leitende Dramaturgin<br />

am Theater an der Parkaue, Berlin. Ihr<br />

Stück Links vom Mond ist als Auftragswerk<br />

für das Junge Staatstheater<br />

Karlsruhe entstanden und war 2022 auf<br />

der Longlist für den Deutschen Kindertheaterpreis.<br />

Raumrauschen ist die<br />

zweite Zusammenarbeit mit dem Badischen<br />

Staatstheater.<br />

weitere Stücke: Links vom Mond / Medea in Teheran


Ole ist 11 und er ist der Boss!<br />

Und als Boss weiß er, wie<br />

Jungs zu sein haben. Erstens:<br />

niemals Schwäche zeigen.<br />

Zweitens: alles doof finden,<br />

was Mädchen gut finden. Und<br />

wer sich nicht daran hält, wird<br />

von ihm und seiner Gangstergang<br />

schikaniert. Doch Oles<br />

Regelwerk gerät ins Wanken,<br />

als die selbstbewusste Lu in<br />

seine Klasse kommt – Lu tritt<br />

seine Grundsätze mit Füßen!<br />

Karsten Dahlem ist<br />

Schauspieler, Drehbuchautor,<br />

Theater- und Filmregisseur.<br />

Seine Kinodrehbücher<br />

„Freier Fall“<br />

und „Fremde Tochter“<br />

wurden international<br />

ausgezeichnet. Sein<br />

erster Kinolangfilm<br />

(Regie und Drehbuch)<br />

„Die Geschichte einer<br />

Familie“ mit Anna Maria<br />

Mühe gewann bei den 56.<br />

Hofer Filmtagen den<br />

Goldpreis. Inspiriert durch<br />

seinen gleichnamigen<br />

und preisgekrönten Kurzspielfilm<br />

Princess hat<br />

Karsten Dahlem für das<br />

Grips Theater das Drehbuch<br />

adaptiert. Nach der<br />

Bühnenbearbeitung von<br />

Das schönste Mädchen<br />

der Welt ist dies seine<br />

zweite Zusammenarbeit<br />

mit dem Grips Theater.<br />

Und zu allem Übel entdeckt<br />

sie auch noch sein größtes<br />

Geheimnis: Ole liebt es, heimlich<br />

ein Prinzessinnenkleid zu<br />

tragen. Jetzt hat Lu den Boss<br />

in der Hand und wenn der<br />

nicht auffliegen will, wird nun<br />

nach ihren Regeln getanzt.<br />

Oles sicher geglaubte Welt<br />

steht plötzlich Kopf …<br />

Karsten Dahlem erzählt eine<br />

berührende Geschichte über<br />

zwei Außenseiter, die sich auf<br />

eine rasante Reise zu sich<br />

selbst begeben. Princess<br />

spielt mit binären Rollenbildern<br />

und zeigt, dass es sich<br />

lohnt, zu tun, was man wirklich<br />

fühlt. Krönchen richten<br />

und weiter geht’s.<br />

„Auf berührende Weise erzählt<br />

Princess die Geschichte dieser<br />

beiden Kinder, die durch eine<br />

Ausnahmesituation zusammenfinden<br />

und gemeinsam stark<br />

und mutig sind. Diese Botschaft<br />

vermittelt sich ohne Holzhammer,<br />

auch dank pointierter Dialoge.“<br />

DEUTSCHE FILM- UND MEDIENBEWERTUNG<br />

Ein Gangster<br />

kennt keinen<br />

Schmerz.<br />

61<br />

KARSTEN DAHLEM<br />

11+<br />

Princess<br />

© ROBIN KATER<br />

1D, 3H<br />

UA: 25.01.20<strong>24</strong>, Grips Theater, Berlin<br />

weitere Stücke (Auswahl): Das schönste Mädchen der Welt (Bearbeitung)<br />

Junges Theater


62<br />

8 +<br />

(Fiesta)<br />

Deutsch von Corinna Popp<br />

Besetzung variabel<br />

UA: 25.09.2021, Théâtre de Romette,<br />

Clermont-Ferrand<br />

DSE: 23.07.<strong>2023</strong>, Salzburger Festspiele<br />

DE: 23.09.<strong>2023</strong>, Theater an der<br />

Parkaue, Berlin<br />

GWENDOLINE SOUBLIN<br />

Junges Theater<br />

Zu Nonos zehntem Geburtstag<br />

steigt eine Riesenparty,<br />

die fetteste Fete, eine gigantische<br />

Fiesta! Jedes Detail<br />

dafür hat Nono schon lange<br />

geplant: Zitronenbaiser-<br />

Smarties-Torte, goldene<br />

Papiergirlanden, Jeans ohne<br />

Löcher, eine Rede über die<br />

Welt. Aber dann kommt alles<br />

ganz anders. Maria Theresia,<br />

ein Orkan, so stark, dass er<br />

Chihuahuas und sogar Pizzalieferwagen<br />

mitreißt, zwingt<br />

die Kinder zum Drinnenbleiben.<br />

Das Fest droht buchstäblich<br />

abgeblasen zu werden<br />

und die Freund:innen müssen<br />

sich entscheiden: Werden sie<br />

Wind und Wetter trotzen oder<br />

müssen sie Nono absagen?<br />

weitere Stücke:<br />

Und alles / Pig Boy 1986-2358<br />

Fiesta<br />

Mit großer formaler Offenheit<br />

lässt Gwendoline Soublin ihre<br />

Figuren rückblickend fragen:<br />

Wie lässt sich mit Unvorhergesehenem<br />

und Katastrophen<br />

umgehen? Welche Verantwortung<br />

trage ich denjenigen<br />

gegenüber, die mir am nächsten<br />

stehen? Wie kann ich<br />

Kompromisse in Ausnahmesituationen<br />

aushandeln und<br />

sie kommunizieren?<br />

Doch vor allem feiert Soublin<br />

in ihrem neuen Stück das<br />

Leben in stürmischen Zeiten.<br />

Was, wenn der zehnte<br />

Geburtstag der<br />

Beginn des wahren<br />

Lebens ist?<br />

„Traumatische Pandemieerfah -<br />

r ungen und ihre Au farbeitung:<br />

Was in der Politik zum harten<br />

Wahlkampfthema geworden ist,<br />

funktioniert auf der Bühne mit<br />

Einfühlungsvermögen und immer<br />

wieder mit Humor.“<br />

SALZBURGER NACHRICHTEN<br />

© RAOUL GILIBERT<br />

Gwendoline Soublin, geboren 1987, ist Autorin und Schauspielerin. Sie war Hausautorin<br />

am Theater Am Stram Gram in Genf unter der künstlerischen Leitung von<br />

Fabrice Melquiot und am Theater La Chartreuse. Fiesta wurde in Frankreich mehrfach<br />

prämiert, u. a. mit dem renommierten Prix de la pièce de théâtre contemporain<br />

pour le jeune public <strong>2023</strong>. Ihr Stück Und alles wurde 2022 mit dem Deutschen<br />

Kindertheaterpreis und dem Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet<br />

und feierte seine DSE am Theater Konstanz. In der kommenden Spielzeit<br />

wird es zudem am Theater Bremen, Theater Münster, Theater Heilbronn, Theater<br />

Ulm, Tiroler Landestheater Innsbruck und an der Württembergischen Landesbühne<br />

Esslingen aufgeführt.


Der<br />

Zauber<br />

6+<br />

Familienstück nach L. Frank Baum<br />

mind. 5 Darsteller:innen<br />

UA: 19.11.<strong>2023</strong>, Staatstheater<br />

Darmstadt<br />

63<br />

von Oz<br />

Doro wohnt allein mit ihrem<br />

Papa in Wohnblock 13c am<br />

Rande der großen Stadt.<br />

Eines Nachts ist sie noch<br />

wach und spielt ein neues<br />

Handyspiel: „Smaragdcity“.<br />

Draußen beginnt es zu donnern<br />

und zu blitzen – ein<br />

Sturm zieht auf und der leere<br />

Korb eines Heißluftballons<br />

schlägt an Doros Fenster.<br />

Angezogen von einem grünen<br />

Licht fällt sie in den Korb und<br />

wird in das geheimnisvolle<br />

Land Oz getragen. Ist<br />

Doro etwa Teil des Spiels<br />

„Smaragdcity“ geworden?<br />

Sergej Gößner hat mit seiner<br />

Bearbeitung des amerikanischen<br />

Kinderbuchklassikers<br />

das nächste Level erreicht,<br />

denn in Smaragdcity ist nichts<br />

so, wie es zunächst scheint.<br />

Gewitzt spielt Gößner mit<br />

unseren popkulturellen<br />

Erwartungen: In seinem Stück<br />

werden Attribute wie dumm,<br />

herzlos oder feige als Fremdzuschreibungen<br />

entlarvt und<br />

seine Figuren lernen, dass der<br />

Selbstwert nicht von der Meinung<br />

anderer abhängt. Vorurteile<br />

und Manipulation –<br />

Game over!<br />

Ich hab mich manchmal<br />

gefragt, wie die Welt<br />

wäre, würde die Natur<br />

zurückschlagen.<br />

© LISA KNAUER<br />

Sergej Gößner schreibt zurzeit ein Auftragswerk<br />

für eine Koproduktion vom<br />

Hessischen Staatstheater Wiesbaden<br />

und Follow The Rabbit, Graz, mit dem<br />

Arbeitstitel Shoot’n’Shout, das im<br />

November <strong>2023</strong> am Next Liberty, Graz,<br />

uraufgeführt und ab Mai 20<strong>24</strong> in Wiesbaden<br />

und Siegen zu sehen sein wird.<br />

Sein Auftragswerk Schau, der Mau!<br />

(AT) für das Landestheater Schwaben<br />

in Memmingen wird Sergej Gößner<br />

selbst inszenieren (UA im März 20<strong>24</strong>).<br />

Das schrillste Blau wird im September<br />

am Rheinischen Landestheater Neuss<br />

nachgespielt, Der fabelhafte Die (2022<br />

nominiert für den KinderStückePreis<br />

Mülheim) erlebt eine weitere Produktion<br />

am Theater Überzwerg, Saarbrücken,<br />

und Die überraschend seltsamen<br />

Abenteuer des Robinson Crusoe hat<br />

am Mecklenburgischen Staatstheater<br />

Schwerin Premiere (beide im April 20<strong>24</strong>).<br />

weitere Stücke (Auswahl): Der fabelhafte Die / Das schrillste Blau / Rotkäppchen und Herr Wolff / Wegklatschen.<br />

Applaus für Bonnie und Clyde / lauwarm / Brigitte Bordeaux / Die ganze Welt in meinem Zimmer<br />

SERGEJ GÖßNER<br />

Junges Theater


stoffrechte


NECATI ÖZIRI<br />

Vatermal<br />

65<br />

Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte<br />

über einen Sohn, eine Mutter<br />

und eine Schwester, deren Leben und<br />

Körper gezeichnet sind von sozialen und<br />

politischen Umständen. Und er schreibt<br />

über einen abwesenden Vater: „Ich<br />

möchte dir für immer die Möglichkeit<br />

nehmen, nicht zu wissen, wer ich war. Du<br />

sollst erfahren, wie es deiner Familie in<br />

Deutschland ging, wie der letzte Sommer<br />

meiner Jugend war, bevor fast alle meine<br />

Freunde verschwunden sind.“<br />

Nominiert für den Deutschen Buchpreis.<br />

„Unverschämt gut geschrieben,<br />

schmerzhaft und herzzerreißend,<br />

manchmal rasend komisch,<br />

umwerfend in seiner Zärtlichkeit<br />

und Selbstbehauptung. Ein<br />

Romandebüt, das auf jeder Seite<br />

vor Schönheit funkelt.“<br />

SWR 3<br />

ANNA NEATA<br />

Packerl<br />

Anna Neata erzählt über einen Zeitraum<br />

von 80 Jahren von ungelebten Leben,<br />

vergeblichen Hoffnungen und der einzigartigen<br />

Solidarität unter Frauen und<br />

arrangiert so einen großen Familienroman,<br />

wie ihn erst das 21. Jahrhundert<br />

schreiben konnte. Eine illegale Abtreibung<br />

mitten im Zweiten Weltkrieg wird<br />

zu einem traumatischen Ereignis, eine<br />

klaustrophobische Beziehung in den<br />

wilden 70er-Jahren führt beinah zur Resignation.<br />

Schließlich ist Eva nach ihrer<br />

Mutter Alexandra und ihrer Großmutter<br />

Elli die Erste, die sich den biografischen<br />

Gemeinsamkeiten in ihrer Familie stellt.<br />

Stoffrechte


66<br />

CAROLINA SCHUTTI<br />

Meeresbrise<br />

Ein Dorf in den späten 80er-Jahren:<br />

Zwei Töchter wachsen ohne Väter auf,<br />

die Mutter stockt das Sozialgeld mit<br />

Telefonsex auf. Es könnte alles besser<br />

sein … Mit Lügen und geschickter Manipulation<br />

versucht die Mutter, ihre Kinder<br />

von der Außenwelt abzuschirmen und<br />

gleichzeitig an sich zu binden. Die gruselig-märchenhafte<br />

Isolation der Mädchen<br />

bekommt Risse, als die Ältere der beiden<br />

die Kraft der Neugierde entdeckt und zu<br />

ahnen beginnt, dass die Welt mehr für<br />

sie bereithält als nur dieses kleine,<br />

mühsam zusammengeflickte Leben.<br />

AMIR GUDARZI<br />

Das Ende ist nah<br />

Während der Proteste im Iran 2009 ist<br />

A. gezwungen, sein Land zu verlassen.<br />

Die Erinnerungen an eine Kindheit und<br />

Jugend voller Gewalt nimmt er mit.<br />

Aus einem Künstler wird ein Flüchtling<br />

in Österreich, der offen verachtet wird<br />

und darum kämpft, ein neues<br />

Leben beginnen zu können. Und der in<br />

Wien auf Sarah trifft, die sich Hals über<br />

Kopf in ihn verliebt.<br />

„Wie langwierig die Prozesse der<br />

Erkenntnis sind, wie mühsam das<br />

Herauslösen von missbräuchlichen<br />

familiären Beziehungsverhältnissen,<br />

wird in diesem Roman brillant<br />

zur Sprache gebracht. Und<br />

die akribische Sprachkünstlerin<br />

Carolina Schutti hat darüber hinaus<br />

einen zeitgemäßen Roman<br />

über das Hinsehen geschrieben.“<br />

DER STANDARD<br />

„Gudarzis Roman zielt ins Herz<br />

der Gewalt, der unsichtbaren und<br />

unhörbaren, der gleißenden wie<br />

der rohen. Es sind die Worte<br />

eines jungen Mannes, der aus<br />

Teheran und vor seiner<br />

Muttersprache flieht, der den<br />

Schmerz der erlittenen Repressionen<br />

nicht loswird. Seine Haut<br />

kann er nicht retten, aber eine<br />

Hoffnung und seine Geschichte.“<br />

JULIA FRANCK<br />

Stoffrechte


DINÇER GÜÇYETER<br />

Unser<br />

Deutschlandmärchen<br />

67<br />

Dinçer Güçyeters Prosadebüt ist ein vielstimmiger,<br />

flirrender Text. Frauen mehrerer<br />

Generationen und der in Almanya geborene<br />

Sohn erinnern sich in poetischen, oft<br />

mythischen, kräftigen Bildern und in<br />

Monologen, Dialogen, Träumen, Gebeten,<br />

Chören. Sie erzählen vom Schicksal türkischer<br />

Griechen, von archaischer Verwurzelung<br />

in anatolischem Leben und von der<br />

Herausforderung, als Gastarbeiterin und<br />

als deren Nachkomme in Deutschland ein<br />

neues Leben zu beginnen.<br />

Ausgezeichnet mit dem Preis der<br />

Leipziger Buchmesse <strong>2023</strong>.<br />

„Nun ist es ihm gelungen, aus Fatmas<br />

Schweigen, das sie mit so vielen<br />

Frauen und Männern ihrer Generation<br />

teilt, großartige Literatur zu machen.<br />

Man muss dieses eigenwillige, raue<br />

Buch unbedingt lesen.“<br />

FAZ<br />

BOV BJERG<br />

Der Vorweiner<br />

Ende des Jahrhunderts, Bürgerkriege<br />

und Naturkatastrophen haben Resteuropa<br />

verwüstet. Eine dicke Schicht<br />

Beton hebt den Rumpfkontinent über<br />

den steigenden Meeresspiegel. In den<br />

Auffanglagern versammeln sich dänische,<br />

ghanaische oder niederländische<br />

Geflüchtete. Einer von ihnen ist Jan. Mittellos<br />

tritt er in die Dienste von Anna. Für<br />

sie war es höchste Zeit, sich einen Trauergastarbeiter<br />

zuzulegen. Nur wer über<br />

einen guten Vorweiner verfügt, um den<br />

wird am Ende überzeugend geweint. Zu<br />

echter Trauer ist ohnehin niemand mehr<br />

in der Lage. Auch nicht Annas Tochter<br />

Berta. Sie ist die Erzählerin unserer<br />

Geschichte. Und wie sie erzählt: furios,<br />

komisch und ohne Mitleid.<br />

„Bov Bjerg hat ein neobarockes Kunstwerk<br />

verfasst, das in der zeitgenössischen<br />

Literatur seinesgleichen sucht.“<br />

SWR<br />

Stoffrechte


68<br />

FELIX LOBRECHT<br />

Sonne und Beton<br />

Ein heißer Sommer. Vier Jungs in den<br />

Hochhausschluchten der Großstadt. Eine<br />

folgenschwere Entscheidung. In seinem<br />

Debütroman erzählt Felix Lobrecht in<br />

schnellen Dialogen voller Witz eine<br />

Geschichte mitten aus der sozialen Realität<br />

der Häuserblocks, wo Gewalt und<br />

Langeweile den Alltag prägen. Der<br />

Roman wurde 2022 von David Wnendt<br />

fürs Kino verfilmt.<br />

„Dass Lobrecht (…) in die sozialen<br />

Abgründe von Langeweile, Gewalt, Alkohol<br />

und Drogen blickt, ist die große Stärke dieses<br />

unterhaltsamen Coming-of-Age-<br />

Romans.“<br />

DEUTSCHLANDFUNK<br />

„Ein Roman, irgendwo zwischen<br />

Tschick und Victoria“<br />

FAS<br />

TIMUR VERMES<br />

U<br />

Nur noch fünf U-Bahn-Stationen trennen<br />

Anke Lohm von einer Dusche und dem<br />

frisch bezogenen Bett im Gästezimmer<br />

ihrer besten Freundin. Der einzige<br />

andere Fahrgast im leeren Zug will beim<br />

nächsten Halt aussteigen, und dann ist<br />

endlich, endlich Ruhe. Sollte diese<br />

nächste Station nicht eigentlich längst da<br />

sein? Als aus fünf Minuten zehn werden,<br />

dann zwanzig, in denen die Bahn ungebremst<br />

durch die endlose Dunkelheit<br />

schießt, ahnt Anke Lohm, dass dies mehr<br />

sein könnte als nur eine U-Bahn-Fahrt:<br />

der größte Fehler ihres Lebens.<br />

„Ein Pageturner im wahrsten Sinne<br />

des Wortes. Ein rasanter und fantasievoller<br />

Ritt durch die Nacht, der einen<br />

gute zwei Stunden völlig in seinen<br />

Bann zieht.“<br />

BR<br />

Stoffrechte


5+<br />

PIJA LINDENBAUM<br />

Der erste Schritt<br />

Was haben es die Kinder der Ringelblumengruppe<br />

doch gut: Sie erhalten<br />

spannenden Unterricht, leckeres Essen<br />

und werden von vorne bis hinten bedient.<br />

Natürlich gilt das nicht für alle: Die<br />

Primelgruppe muss dafür die ganze<br />

Arbeit machen. Die Ordnung gerät ins<br />

Wanken, als eines der Kinder der Ungerechtigkeit<br />

nachspürt. Es wird klar: Wenn<br />

alle zusammen den ersten Schritt wagen,<br />

können sie die Unterdrückung beenden.<br />

Es folgt eine existenzielle Veränderung,<br />

und zwar für alle.<br />

69<br />

EVA ROTTMANN<br />

Kurz vor dem Rand<br />

Jeden Tag trifft sich eine Gruppe von<br />

Freunden zum Skaten auf dem Skatepark,<br />

für Ari ist das eine lebensrettende Aktivität.<br />

Nach einer bewegten Kindheit scheint sie<br />

zufrieden, allein mit ihrem Vater, ihrer<br />

Lehre und ihren Kumpels, die sie als eine<br />

von ihnen betrachten. Doch dann taucht<br />

Tom auf, der Ari ziemlich beeindruckt. Als<br />

auch noch Aris Mutter zurück in die Stadt<br />

kommt, wird ihr Leben auf den Kopf<br />

gestellt: Ist sie wirklich glücklich damit,<br />

immer als eine der Jungs gesehen zu werden?<br />

Hat ihre Mutter eine zweite Chance<br />

verdient? Eva Rottmann schreibt einfühlsam<br />

und humorvoll über die Höhen und<br />

Tiefen des Teenagerlebens.<br />

3+<br />

14+<br />

WILLI WEITZEL<br />

Der Frieden ist<br />

ausgebrochen<br />

Aus der Notwendigkeit, Konfliktsituationen<br />

für Kinder zu erklären und Lösungen<br />

zu finden, damit Frieden herrscht, ist dieses<br />

Kinderbuch entstanden. Willi Weitzel,<br />

bekannt aus der Fernsehsendung „Willi<br />

wills wissen“, lässt in Der Frieden ist<br />

ausgebrochen Kinder in einen Dialog<br />

zwischen Vater und Tochter eintauchen,<br />

regt zur Diskussion an und gibt die<br />

Chance, ins Gespräch zu kommen. Sein<br />

Debüt erhielt im November 2022 den<br />

Großen Preis der Akademie für Kinderund<br />

Jugendliteratur.<br />

Stoffrechte


Ur- und Erstaufführungen (Auswahl)<br />

AMIR GUDARZI<br />

Am Anfang war die Waffe<br />

DE: 01.09.<strong>2023</strong>, Theater Münster<br />

MATTHIEU DELAPORTE /<br />

ALEXANDRE DE LA PATELLIÈRE<br />

Alles was Sie wollen<br />

SE: 01.09.<strong>2023</strong>, Theater Nota Bene Bern<br />

JEAN-LUC LAGARCE<br />

Einfach das Ende der Welt<br />

ÖE: 06.09.<strong>2023</strong>, Theater Kosmos Wien<br />

ANDERS DUUS<br />

Schlipse<br />

DSE: 17.09.<strong>2023</strong>, Theater Ulm<br />

ANJA HILLING<br />

Mascha K. (Tourist Status)<br />

UA: 22.09.<strong>2023</strong>, Schauspiel Frankfurt<br />

SINA AHLERS<br />

Sie sagen Täubchen, ich sag Taube<br />

UA: 22.09.<strong>2023</strong>, Landestheater Detmold<br />

IVANA SOKOLA<br />

Die Zauberflöte (Dialogneufassung)<br />

UA: 23.09.<strong>2023</strong>, Theater Hof<br />

GWENDOLINE SOUBLIN<br />

Fiesta<br />

DE: 23.09.<strong>2023</strong>, Theater an der Parkaue<br />

Berlin<br />

MATIN SOOFIPOUR OMAM<br />

Raumrauschen<br />

UA: 04.10.<strong>2023</strong>, Badisches Staatstheater<br />

Karlsruhe<br />

TOVE DITLEVSEN<br />

Gesichter<br />

DSE: 06.10.<strong>2023</strong>, Mecklenburgisches<br />

Staatstheater Schwerin<br />

SOKOLA//SPRETER<br />

Schrödingers Familie (Kurzstück)<br />

UA: 06.10.<strong>2023</strong>, Puppentheater<br />

Magdeburg<br />

ROMAN SIKORA<br />

Tod eines talentierten Schweins<br />

DSE: 06.10.<strong>2023</strong>, Theater Magdeburg<br />

IVANA SOKOLA<br />

Euromüll<br />

UA: 07.10.<strong>2023</strong>, Hessisches<br />

Landestheater Marburg<br />

THOMAS ZAUFKE / PETER LUND<br />

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer<br />

UA: 12.10.<strong>2023</strong>, Theater der Jugend<br />

Wien<br />

ARNE LYGRE<br />

Zeit für Freude<br />

DSE: 13.10.<strong>2023</strong>, Theater Oberhausen<br />

SE: 04.02.<strong>2023</strong>, Bühnen Bern


71<br />

PAUL GRAHAM BROWN<br />

Zwei Städte (A Tale of Two Cities)<br />

UA: 27.10.<strong>2023</strong>, Theater Hof<br />

FABRICE MELQUIOT<br />

Schwanengesänge<br />

DSE: 01.11.<strong>2023</strong>, Theater Matte Bern<br />

JOHN VON DÜFFEL / KURT WEILL /<br />

MARK TWAIN / IRA GERSHWIN /<br />

MAXWELL ANDERSON / KAI TIETJE<br />

Tom Sawyer (Oper)<br />

ÖE: 03.11.<strong>2023</strong>, Oper Graz<br />

VERA SCHINDLER<br />

Die Suche nach dem Glück<br />

UA: 10.11.<strong>2023</strong>, Neuköllner Oper Berlin<br />

ÉRIC-EMMANUEL SCHMITT<br />

Kiki van Beethoven<br />

ÖE: 18.11.<strong>2023</strong>, Spektakel Wien<br />

SERGEJ GÖßNER<br />

Der Zauber von Oz<br />

UA: 19.11.<strong>2023</strong>, Staatstheater Darmstadt<br />

SERGEJ GÖßNER<br />

Shoot’n’Shout<br />

UA: 29.11.<strong>2023</strong>, Next Liberty Graz<br />

FRIDA NILSSON<br />

Siri und die Eismeerpiraten<br />

ÖE: 05.12.<strong>2023</strong>, Theater der Jugend<br />

Wien<br />

AMIR GUDARZI<br />

Die Burg der Assassinen<br />

UA: 08.12.<strong>2023</strong>, Theater Aachen<br />

OLIVIER GAROFALO<br />

D‘Mäerche vum Liefkuchmeedchen<br />

UA: 16.12.<strong>2023</strong>, Philharmonie Luxemburg<br />

SOKOLA//SPRETER<br />

Split<br />

UA: 18.01.20<strong>24</strong>, Theater Münster<br />

NECATI ÖZIRI<br />

Der Ring des Nibelungen<br />

DE: 20.01.<strong>2023</strong>, Theater Dortmund<br />

KARSTEN DAHLEM<br />

Princess<br />

UA: 25.01.20<strong>24</strong>, Grips Theater Berlin<br />

ANNA NEATA<br />

Über die Notwendigkeit,<br />

dass ein See verschwindet<br />

UA: 26.01.20<strong>24</strong>, Landestheater Linz<br />

AMIR GUDARZI<br />

Als die Götter Menschen waren<br />

UA: 26.01.20<strong>24</strong>, Nationaltheater<br />

Mannheim<br />

THOMAS ARZT<br />

Das unschuldige Werk<br />

UA: 27.01.20<strong>24</strong>, Landestheater Linz<br />

MARCUS PETER TESCH<br />

Patient Zero 1<br />

UA: 02.02.20<strong>24</strong>, Staatstheater Kassel<br />

THOMAS ZAUFKE / HENRY MASON<br />

Die Königinnen<br />

UA: 10.02.20<strong>24</strong>, Landestheater Linz<br />

ANNIKA HENRICH<br />

Jupiter brüllt<br />

UA: 16.02.20<strong>24</strong>, Staatstheater Mainz<br />

FELICIA ZELLER<br />

Die gläserne Stadt<br />

UA: 23.02.20<strong>24</strong>, Deutsches<br />

Schauspielhaus Hamburg<br />

DIETRICH GARSTKA<br />

Das schweigende Klassenzimmer<br />

UA: 23.02.20<strong>24</strong>, Mainfrankentheater<br />

Würzburg<br />

THOMAS ARZT<br />

Die treibende Kraft<br />

UA: <strong>24</strong>.02.20<strong>24</strong>, Vereinigte Bühnen<br />

Bozen<br />

GÉRALD AUBERT<br />

Eine wunderbare Trennung<br />

UA: 02.03.20<strong>24</strong>, Kammerspiele<br />

Wiesbaden<br />

THOMAS ARZT<br />

Leben und Sterben in Wien<br />

UA: 07.03.20<strong>24</strong>, Theater in der<br />

Josefstadt Wien<br />

PHILIPP LÖHLE<br />

Queerio<br />

UA: 09.03.20<strong>24</strong>, Deutsches Theater<br />

Göttingen<br />

NINA SEGAL<br />

Stadt, Land, Flut<br />

DSE: 15.03.20<strong>24</strong>, Stadttheater Gießen<br />

OLIVIER GAROFALO<br />

La Grande Dame<br />

UA: 16.03.20<strong>24</strong>, Rheinisches<br />

Landestheater Neuss<br />

SERGEJ GÖßNER<br />

Schau, der Mau!<br />

UA: 22.03.20<strong>24</strong>, Landestheater Schwaben<br />

Memmingen<br />

DINÇER GÜÇYETER<br />

Unser Deutschlandmärchen<br />

UA: 06.04.20<strong>24</strong>, Maxim Gorki Theater<br />

Berlin<br />

AMANDA WILKIN<br />

Die Bridgetower-Sonate<br />

UA: 06.04.20<strong>24</strong>, Schauspiel Leipzig<br />

ANJA HILLING<br />

Die Liebe auf Erden<br />

UA: 11.04.20<strong>24</strong>, Deutsches<br />

Staatstheater Temeswar /<br />

25.05.20<strong>24</strong>, Theater Altenburg Gera<br />

AMIR GUDARZI<br />

Quälbarer Leib – ein Körpergesang<br />

UA: 19.04.20<strong>24</strong>, Landestheater Detmold<br />

ESTHER BECKER<br />

Wildbestand oder Von einer,<br />

die auszog, eine Zukunft zu finden<br />

UA: 21.04.20<strong>24</strong>, Westfälisches<br />

Landestheater Castrop-Rauxel<br />

ANNA GSCHNITZER<br />

Capri (AT)<br />

UA: 04.05.20<strong>24</strong>, Schauspielhaus Wien<br />

OLIVIER GAROFALO<br />

De roude Léiw<br />

UA: 11.05.20<strong>24</strong>, Philharmonie<br />

Luxemburg<br />

ANNA GSCHNITZER<br />

Amygdala (AT)<br />

UA: Mai 20<strong>24</strong>, Theaterhaus Jena<br />

GWENDOLINE SOUBLIN<br />

Und alles<br />

ÖE: 04.06.<strong>2023</strong>, Tiroler Landestheater<br />

Innsbruck<br />

GARY OWEN<br />

Killology<br />

DSE: 04.06.20<strong>24</strong>, Schauspiel Frankfurt<br />

PHILIPP LÖHLE<br />

Firnis (AT)<br />

UA: 07.06.20<strong>24</strong>, Saarländisches Staatstheater<br />

Saarbrücken<br />

ANNA GSCHNITZER<br />

Antigone<br />

UA: 28.06.20<strong>24</strong>, Staatstheater Mainz<br />

Ur- und Erstaufführungen (Auswahl)


72 Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG<br />

Verlag für Bühne, Film und Funk<br />

Theater-Verlag Desch GmbH<br />

Karl Mahnke Theaterverlag GmbH<br />

FBE Agentur Drehbuch / Regie<br />

Felix Bloch Erben Schauspielagentur GmbH<br />

Hardenbergstraße 6<br />

10623 Berlin<br />

Fon (0 30) 313 90 28<br />

Fax (0 30) 312 93 34<br />

info@felix-bloch-erben.de<br />

www.felix-bloch-erben.de<br />

www.fbe-agentur.de<br />

MITARBEITER:INNEN<br />

Gabriela Bellack (Lizenzen)<br />

Ute Bergien (Schauspielagentur)<br />

Vanessa Biermannova (Assistenz Schauspielagentur)<br />

Susan Colak (Agentur Drehbuch / Regie)<br />

Katharina Fröhlich (Assistenz Dramaturgie)<br />

Heike Groß (Amateur- und Laienspielgruppen / Empfangssekretariat)<br />

Bastian Häfner (Leitung Dramaturgie Schauspiel)<br />

Michaela Heberer (Vertragswesen / Abrechnungen)<br />

Christa Hohmann (Dramaturgie Schauspiel / Desch)<br />

Carsten Kretlow (Material-Leih-Abteilung)<br />

Wanda Künzel (Assistenz Dramaturgie)<br />

Gesine Pagels (Dramaturgie Schauspiel / Medien / stellvertretende Verlagsleiterin)<br />

Boris Priebe (Leitung Dramaturgie Musiktheater)<br />

Melanie Rehder (Assistenz der Geschäftsführung)<br />

Tanja Richter (Assistenz Agentur Drehbuch / Regie / Lizenzen Medien)<br />

Florine Schmitter (Assistenz Lizenzen)<br />

Jonas Schönfeldt (Dramaturgie Schauspiel / Marketing)<br />

Julia Solms (Schauspielagentur)<br />

Stefanie Sudik (Dramaturgie Musiktheater)<br />

Moritz Staemmler (Geschäftsführer / Verlagsleitung)<br />

Kerstin Stölting (Karl Mahnke Theaterverlag)<br />

Judith Weißenborn (Dramaturgie Schauspiel / Kinder- und Jugendtheater)<br />

<strong>Charivari</strong><br />

173. Jahrgang<br />

<strong>2023</strong>/<strong>24</strong><br />

Redaktionsschluss 25.08.<strong>2023</strong><br />

Redaktion<br />

Dramaturgie / Marketing<br />

Impressum<br />

Gesamtgestaltung und Satz<br />

milchhof / milchhof.net<br />

Druck<br />

primeline print berlin GmbH


73


74<br />

FBE<br />

<strong>Charivari</strong><br />

173. Jahrgang <strong>2023</strong>/<strong>24</strong><br />

Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG — Verlag für Bühne Film und Funk<br />

Hardenbergstraße 6 10623 Berlin<br />

T +49 (0)30 313 90 28 F +49 (0)30 312 93 34<br />

info@felix-bloch-erben.de www.felix-bloch-erben.de

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