13.04.2023 Aufrufe

Bericht_Thomas Stadelmann_def_230413

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Journalistische Reise mit dem PfeiferMobil nach Almere, NL<br />

OP BEZOEK BIJ OOSTERWOLD<br />

<strong>Bericht</strong> / <strong>Thomas</strong> <strong>Stadelmann</strong> / Stadtfragen.ch / 6. April bis 25. Mai 2022<br />

People make the city!<br />

In Almere Oosterwold, unweit der Stadt Amsterdam, entscheiden die Hausbesitzer:innen über<br />

die Größen ihrer Parzellen, den Bau von Straßen sowie die lokale Ver- und Entsorgung. Zäune<br />

sind verboten. Um jede Parzelle herum ist ein öffentlicher Weg anzulegen. Mindestens 51% der<br />

privaten Grundstücke müssen landwirtschaftlich genutzt werden, kurz: Oosterwold untersucht,<br />

ob und wie Do-it-yourself-Urbanismus und Urban Farming funktionieren.<br />

Meine Recherche galt den Menschen, die dort leben. Aus den Begegnungen sind Kurzportraits,<br />

Interviews und eine öffentlich zugängliche Materialsammlung auf Stadtfragen.ch entstanden.


Dérive als Methode<br />

Inspiriert von der französischen Künstlergruppe Situationistische Internationale, wählte ich für<br />

meine Recherche in Almere Oosterwold das Dérive, eine Art berechenbare Spontaneität: Durch<br />

meinen Aufenthalt vor Ort, auf Spaziergängen und Velofahrten entstand eine Collage aus<br />

Informationen, Bildern und Gesprächsnotizen. Was einfach klingt, war ein journalistisches und<br />

ein soziales Experiment: Lassen mich Eva, Daan, Loes oder Jos spontan in ihr Haus, erzählen<br />

sie mir dort ihre privaten Geschichten, und sind sie einverstanden, ihr Porträt zu publizieren?<br />

Das Experiment gelang, wenn auch nicht immer im ersten Anlauf.<br />

Offenes Ende<br />

Durch den mehrwöchigen Aufenthalt entstanden u.a. wertvolle Kontakte zu Hausbesitzer:innen,<br />

zu den Betreibern der Stadsboerderij Almere, zur Stadt Almere und zur Universität Wageningen.<br />

Sie alle verfügen über langjährige Erfahrung im Umgang mit der Siedlungsentwicklung<br />

und den verschiedenen Formen von urbaner Landwirtschaft in Oosterwold. Die nächsten Verkaufsetappen<br />

sind für 2023 und 2024 vorgesehen. Ein Austausch darüber ist jederzeit möglich.<br />

Meine Reise nach Oosterwold hat deshalb ein offenes Ende, so wie das Stadtentwicklungsprojekt<br />

auch.<br />

Storytalking ergänzt Storytelling<br />

Die Gebietsentwicklung in Oosterwold auf einer Fläche von 43 km 2 ist ein Beispiel dafür, wie<br />

die kommunikative Aufführung eines visionären Planungsszenarios durch die Politik anfangs<br />

funktioniert: als Storytelling top down: People make the city! Die Akteure in Oosterwold<br />

erleben in der Umsetzung, dass diese Erzählmethode, die in eine Richtung funktionierte, nicht<br />

ausreicht: Sie üben sich deshalb seit kurzem vermehrt im Dialog untereinander. Die Portraits<br />

und Interviews aus meinem Dérive mischen sich in diesen Dialog ein, weil sie das Ergebnis<br />

einer Erzählmethode sind, die ich Storytalking nenne: Geschichten über persönliche Positionen,<br />

Anliegen und Wünsche, die als zusätzliches Material für den aktuellen Dialog über die Zukunft<br />

von Oosterwold 2.0 öffentlich zugänglich sind.<br />

Diskussionsbeitrag<br />

Die Entwicklung auf der Landschaft bedeutet in der Schweiz vor allem eines: deren Schutz und<br />

die Trennung zwischen dem Bauen inner- und ausserhalb der Bauzone. In Oosterwold verfolgt<br />

die ländliche Gebietsentwicklung das Ziel, Landschaft und Landwirtschaft produktiver und<br />

wertvoller zu machen, indem sie die Grundlage für die Siedlungsentwicklung bilden. Zum Beispiel,<br />

indem Bauern direkt neben dem Kuhstall Wohnbauparzellen an Private verkaufen.<br />

2


Portraits<br />

Haustyp / Garten<br />

Beschreibung<br />

Eva Lobach<br />

Fünfeckhaus mit<br />

Waldgarten<br />

Die Psychologin ist aus<br />

Amsterdam hergezogen, um<br />

selbstbestimmter und<br />

nachhaltiger zu leben.<br />

Jan Albert Blaauw<br />

Entwicklerprojekt,<br />

Obstgarten<br />

Er baut die Genossenschaft<br />

CSO für die tausenden von<br />

Privatbauern auf.<br />

Daan Uttien<br />

Stroh- und Lehmhaus,<br />

Erdkeller, Gästehaus,<br />

Obst- und Gemüsegarten<br />

Selbstbauer, Stadtbauer und<br />

Hacker, früher war er Riskmanager,<br />

sein Motto: „Hack<br />

the rules!“<br />

Esther Boot<br />

Wohncontainer, noch ohne<br />

Garten<br />

Sozialer Wohnungsbau auf<br />

34 m 2 Wohnfläche. Esther<br />

mietet für fünf Jahre von<br />

einem privaten Investor.<br />

Tineke van den Berg und<br />

Tom Saat<br />

Stadsboerderij Almere,<br />

Stadtbauernhof, Ackerbau<br />

biologisch-dynamisch<br />

Tom und Tineke betreiben<br />

den Vorzeigehof Vliervelden<br />

mit mehreren Privathäusern<br />

und einem Laden.<br />

Marloes und Thijs van der<br />

Berg<br />

Schwarzes Turmhaus mit<br />

Split-Level, Waldgarten<br />

Die Architektin und der<br />

Gartenbauer haben ein<br />

kleines Haus mit großem<br />

Garten realisiert.<br />

Jos Bregman<br />

Swinging Art House, ein<br />

Kunstwerk<br />

Jos ist Künstler, sein Haus<br />

eine kindlich anmutende,<br />

künstlerische Performance.<br />

Loes und Harry<br />

Ackermann<br />

Giebelhaus aus Holz,<br />

Obstgarten<br />

Harry ist Lastwagenfahrer<br />

und ist mit seiner Familie<br />

aus Almere Stad nach<br />

Oosterwold gezogen.<br />

3


Eva Lobach vor ihrem Fünfeckhaus: „Bisher haben wir alle Konflikte selbst gelöst.“<br />

Jos Bregmann, Swinging Art House: “Meine Kund<br />

Jos Bregman, Swinging Art House auf dem Bauernhof: „Mein Wunschpublikum kauft heute noch bei IKEA ein.“<br />

4


Marloes und Thijs van der Berg: „Ein möglichst kleiner ökologischer Fussabdruck ist uns als Familie wichtig.“<br />

Das Wohnhaus in einem Glashaus bringt auf den Punkt, worum es in Oosterwold geht: Die Integration von<br />

Wohnungsbau und Landwirtschaft.<br />

5


Dank<br />

Ich bedanke mich bei der Stiftung Otto Pfeifer und Dr. Markus Bischof für die Unterstützung<br />

meiner journalistischen Reise nach Almere Oosterwold. Die Fahrt mit dem PfeiferMobil und<br />

das mehrwöchige Leben auf dem Natuurcamping de Kemphaan vor Ort waren eine wertvolle<br />

Erfahrung – und auch ein kleines Abenteuer.<br />

Liebe Tanja, dein Besuch und deine Unterstützung waren kostbar.<br />

Mijn bezoek met Daan Uttien (hinten), Foto: Tanja Weis <strong>Stadelmann</strong><br />

Impressum:<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Stadelmann</strong><br />

Voltastrasse 30<br />

6005 Luzern<br />

mail@stadtfragen.ch<br />

www.stadtfragen.ch<br />

+41 (0) 79 400 59 35<br />

Fotonachweis:<br />

Stadtfragen GmbH 2022<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!