Infoseiten für Dirigenten, Chorleiter
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LIBRETTO
1
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Team ROS
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Andreas X. Schwarz
Andreas Xaver Schwarz,
geb. 1953, machte zuerst
die Ausbildung zum
Gymnasiallehrer mit
Schwerpunktfach Musik.
Danach studierte er an
der Musikhochschule in
Basel Gesang und Chorleitung.
neben
bildeten
Schwerpunkte
dem Unterricht
Inszenierungen
von Theaterstücken und
Musicals, das Komponieren
diverser Musikgenres
sowie das Schreiben
von Büchern aus Fachliteratur,
Belletristik und
Romane.
Schwarz gründete und
leitete den Kammerchor
der Musikakademie Baseund
die Mädchen-
kantorei Basel. Derzeit
gilt seine ganze Schöpferkraft
neuen Werken
der Gattung „Sinfonische
Rockoper“.
George Fleury
George Fleury, geb. 1945,
zählt aufgrund seiner
musikalischen Kompetenz
und spielerischen
Virtuosität zur Musiker-
Elite. Er begann seine
musikalische LauEbahn im
Alter von 7 Jahren mit
dem Klavierunterricht bei
Ernst PJiffner, dem
zeitgenössischen Komponisten
und Leiter der
Kirchenmusikhochschule
Luzern. Nebst klassischer
Musik hatte George schon
immer ein Faible für U-
Musik, Jazz, Funk und
Crossover. Als Konzertorganist
errang er internationale
Preise. Es folgte
eine 30-jährige Zusammenarbeit
als Musikdozent
mit dem Weltkonzern
YAMAHA. Seine kompositorische
Arbeit gilt
zurzeit der „Sinfonischen
Rockoper Snowwhite“.
Raitis Grigalis
Der in Basel lebende Komponist,
Sänger und Dirigent
wurde 1975 in Riga geboren.
Erste Schritte seiner musimusikalischen
Ausbildung
genoss er in der Chorschule
des Rigaer Doms. An der
Musikakademie Riga erhielt
er Diplome in Dirigieren und
Komposition. In Basel studierte
er Gesang, und in der
Zürcher Hochschule der
Künste Komposition für Film,
Theater und Medien. Seine
kompositorischen Horizonte
erstrecken sich jedoch weit
über den klassischen Bereich,
u.a. zu Blues, Jazz, Pop und
Musical. Er schrieb Chorlieder,
zwei Gospelmessen und
Kantaten sowie ein Weihnachtsoratorium,
das 2016 in
Basel uraufgeführt wurde.
Zurzeit ist Grigalis als Komponist
in das Projekt „Sinfonische
Rockoper Snowwhite“
eingebunden.
2
Inhalt
A. Werkangaben
B. Spezielle Angaben
C. Libretto
D. Interpreten
E. Instrumentation
F. Szenenübersicht Partituren-Ausschnitte
G. Gesamtübersicht Rockoper Schneewittchen
V= .'(CC$ AJ'%&#* „9%&*##:(55%&#*“
3
6
7
39
40
41
138
139
www.rockoper-snowwhite.ch
in Deutsch/Englisch/Russisch
3
A) Werkangaben
Autoren Libretto und Komposition
Libretto und Idee : Andreas Xaver Schwarz
Komponisten : George Fleury
Raitis Grigalis
Andreas Xaver Schwarz
Form und Ausrichtung
Das Werk besteht aus zwei Akten mit insgesamt 36 Einzelszenen.
Die Gesamtdauer beträgt ca. 2 Stunden.
Das Bühnenwerk ist sowohl in seinem Libretto als auch in seinen
Kompositionen als Bühnenwerk für Orchester, Rockband, Solisten, Chor,
Tanz und Statisterie konzipiert.
Das Werk SNOWWHITE soll ein sehr breites Publikum ansprechen.
Musik
Die „Sinfonische Rockoper SNOWWHITE/Schneewittchen“ ist in seiner
musikalischen Form einzigartig, auch wenn sich bereits erfolgreiche Werke
wie z. B. „Tommy“, „Feen“ oder „Jesus Christ Superstar“ als Rockopern
bezeichnen.
SNOWWHITE vereint mit einem Symphonieorchester und einer Rockband
(Rockorchester) viele Elemente der traditionellen Oper, Stilelementen der
Rockmusik der 70er bis 90er Jahre, aber auch Elementen von klassischer
Programmmusik, resp. Filmmusik. Bewusst bedienen sich die
Kompositionen mitunter traditionellen, volkstümlichen Elementen, um der
Erzählung eines Märchens für Jung und Alt gerecht zu werden.
Bei der musikalischen Umsetzung der Partitur ist auch eine Kombination
von elektronisch eingespielten und live-gespielten Instrumentalpartien
denkbar (Kostenfrage).
Im Gegensatz zu herkömmlichen Musicals zeichnet sich SNOWWHITE
einerseits durch den klassischen Gesang der Solisten und der Chorpartien
aus, andererseits ist das Bühnenwerk geprägt von einer Erzählerrolle im
Sinne von Rezitativen.
4
Gesangssolisten
Die Partien der Hauptdarsteller sind für professionelle Sängerinnen und
Sänger aller klassischen Stimmgattungen geschrieben.
Die Gesangsparts sind mehrheitlich einfach auskomponiert.
Entsprechend gehen die Melodien schnell ins Ohr und entzücken Jung
und Alt. Es steht den jeweiligen Interpreten offen, ihren
Gesangpart persönlich auszugestalten, zu variieren oder zu verzieren.
Je nach Charakter der darzustellenden Rollen müssen die Solisten vom
Belcanto-Gesang bis hin zu rauem, expressivem Gesang in der Lage sein,
den jeweiligen Inhalt des Textes zu interpretieren.
Chor
Der Chor ist ein tragendes Element der sinfonischen Rockoper. Alle Sänger
und Sängerinnen sollen ausgebildet und bühnenerfahren sein. Laienchöre
werden den Anforderungen der Partitur kaum gerecht werden können. Die
inhaltlich-musikalische Aufgabe des Chorparts ist es, die Handlung zu
vertiefen, ein Gegenüber zu den Solisten zu sein und die Stimmung der
jeweiligen Szenen theatralisch und musikalisch mitzugestalten. Angedacht
ist ein Chor von 24 Sängerinnen und Sängern.
Tanz und Choreogra-ie
Die Tänzerinnen und Tänzer agieren als Ensemble. Je drei Tänzer, drei
Tänzerinnen und ein Solopart verkörpern und prägen mit
entsprechenden Choreografien das inhaltliche und gefühlsbetonte
Geschehen auf der Bühne in Form der Verstärkung, der Vertiefung der
Erzählung oder der Weiterführung der Handlung.
Die Choreografien sollen sowohl die Elemente des klassischen Balletts als
auch diejenigen modernen Ausdruckstanzes vereinen.
Erzähler
Der Erzähler schafft durch seine halb gesprochenen, halb gesungenen
Rezitative den inhaltlichen Zusammenhang und charakterisiert mit seinen
Aussagen sowohl den Handlungsverlauf als auch das Wesen der einzelnen
Protagonisten. Gleichzeitig verbindet der Erzähler das Geschehen auf der
Bühne mit dem Publikum.
Seine Funktion ist die eines Beobachters und Erzählers.
Begleitet werden die Rezitative vom Klavier: Je nach Stimmung
und Situation kommen vereinzelt Soloinstrumente hinzu.
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Bühnenidee (Vorschlag des Librettisten)
Die Bühne hat drei Ebenen. Die Hauptbühne ist die mittlere Ebene. Hier
spielt sich das Hauptgeschehen ab. Auf der unteren Ebene ist Platz für
Nebengeschehen, Effekte oder Abgänge. Die oberste Ebene bietet Raum für
Hintergrund, Chor, Soli oder Installationen. Alle Ebenen sind miteinander
direkt verbunden.
Einen Vorhang gibt es nicht. Im Idealfall sind Orchester und Band der
Bühne vorgelagert, ansonsten platzieren sich das Orchester links und die
Band rechts der Hauptbühne, allerdings ebenfalls auf drei Ebenen.
Licht, Installation und Spezialeffekte
Damit das Geschehen auf der Bühne entsprechend der märchenhaften
Handlung und dem entsprechenden Bühnenbild maximal ausgestaltet
werden kann, sind professionelle Installationen, Lichteffekte und
Spezialeffekte zwingend.
Sound
Um einerseits einen optimalen und einheitlichen Klang für alle Beteiligten
Musiker und Bühnendarsteller und andrerseits für das Publikum zu
erreichen, wird eine professionelle Beschallung installiert.
Sprachen
Die „Sinfonische Rockoper SNOWWHITE“ wird zuerst in Deutsch und
Englisch, später auch in Chinesisch und Russisch erscheinen. Ein
mehrsprachiges Libretto mit Regie- und Choreografie-Angaben wird
Grundlage der Inszenierungen in den jeweiligen Ländern und deren
Landessprachen sein.
Entstehungsgeschichte der „Sinfonischen Rockoper SNOWWHITE“
In der vorliegenden Gesamtausgabe/Trailerausgabe erzählen die Autoren
der Rockoper vom Entstehungsprozess des Werkes, von ihren Ideen, den
Auseinandersetzungen, den unglaublichen menschlichen und
musikalischen Höhepunkten, den „Zufällen“, Begegnungen, speziell auch
von der persönlichen Schöpfungsarbeit bis hin zur Vollendung des
vorliegenden Werks als Team.
Originalgeschichte Schneewittchen
Originaltext der Gebrüder Grimm.
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B) Spezielle Angaben
Regie- und Choreografieangaben als Teil des Librettos (Vorschlag des
Librettisten)
Das Libretto ist das Textbuch zur „Sinfonischen Rockoper SNOWWHITE“. In
erster Linie gibt es den vertonten und gesprochenen Text wieder.
Als Vorlage zur musikalischen Gestaltung der einzelnen Szenen des Werks
(Kompositionen) dienten klare Bildbeschreibungen, Regie- und
Choreografieangaben. Sie waren den Komponisten Inspiration und Leitbild
bei der Gestaltung des musikalischen Geschehens, im Besonderen bei der
Vereinigung der unterschiedlichen musikalischen Stilmittel, ganz im Sinne
der Verstärkung, des Kontrastes oder zur Ausdifferenzierung der
verschiedenen Charaktere der Protagonisten. Die detaillierten
Beschreibungen der Einzelszenen waren zudem Hilfen bei der Vorstellung
der erhofften emotionalen Wirkung auf das Publikum.
Selbstverständlich wollen die Regie- und Choreografieangaben bloss ein
möglicher Leitfaden zur Ausgestaltung des Werks sein.
Für politische oder zeitversetzte Interpretationen gibt es in der Rockoper
„SNOWWHITE“ allerdings keinen Spielraum. Märchen bleibt Märchen.
Bühnenorte und Qualität
Die „Sinfonische Rockoper SNOWWHITE“ ist geschrieben für professionelle
Bühnen im deutschsprachigen Raum, später weltweit.
Für eine Erstaufführung werden Theater aus der Schweiz, Deutschland und
Österreich angeschrieben.
Später soll das Werk soll in Lizenz an Theater auf der ganzen Welt vergeben
werden.
7
C) Libretto
1. Ouverture (Winter: Schneetreiben in weiss-rot-schwarz)
Die Ouverture erwacht aus dem Dunkel des Bühnen- und Zuschauerraums heraus. Im
Vordergrund der Wahrnehmung steht die Musik, welche motivische aber auch inhaltliche
Anklänge an die folgenden Szenen der Rockoper macht.
Einem bewegten Vorhang gleich fällt während der Dauer der Ouverture Schnee (grosse
und kleinere SchneeIlocken). Die Farben sind Weiss, Rot und Schwarz.
Symbolische Stilmittel des visuellen Teils der Ouverture sind die Farben, der Wechsel, der
Wind und die Dichte der SchneeIlocken.
Nach exakten Angaben der jeweiligen Takte in der Partitur fällt zuerst weisser, leichter
Schnee, welcher sich bald verdichtet. Dieser wird abgelöst von rotem Schnee und dieser
wiederum geht in schwarzen Schnee über. In der Mitte der Ouvertüre herrscht ein
Schneetreiben aller Farben, gepaart mit einzelnen Windböen. Zuerst löst sich die schwarze
Farbe aus dem Schneetreiben, dann die rote und letztendlich bleibt nur noch die weisse
Farbe, welche sich ausdünnt und nur noch leicht wirbelt. Die SchneeIlocken Projektion
können bestehen aus realen PapierIlocken oder einer Installation.
2. Erwachen der Stadt (Winter)
Die verschlafene Stadt.
Der helle Mond beleuchtet die ruhende Stadt. Einzelne Menschen schlafen in den Gassen,
man hört Tiere und auch den Wind.
Allmählich erhellt der kommende Morgen die Stadt und von weitem hört man die Musik
der Zwerge, welche auf ihrem Weg zu den Bergen die Stadt durchqueren. Ein Signalton
weckt die Menschen und es erscheint am Bühnenrand die Karre der sieben Zwerge, welche
sie vor sich herschieben.
Verschiedene Frühaufsteher huschen verirrt über die Bühne oder sie verrichten ihren
Morgendienst.
Die Zwerge singen ihren Zwergensong „Haura“, erzählen von ihrer Arbeit, scherzen
untereinander und werfen lachend ihre Mützen in die Höhe. Ein 8. Zwerg, welcher auch
gerne zu der Zwergentruppe gehören würde, mischt sich unter das bunte Treiben des
Volkes und lästert über die Zwerge.
Der Jäger kommt von der nächtlichen Jagd nachhause und bläst seine Erkennungsmelodie.
Die böse Königin und Diabolos, ihr Hofnarr, werden in einer Sänfte von Dienern über den
Platz getragen. Diabolos spielt sich als Wichtigtuer und Befehlsgeber auf, während die
Königin über die Zwerge und das Volk spottet. Die Zwerge lassen sich von ihm wenig
beeindrucken, während die gemeinen Leute sich verbeugen und der Königin Spalier stehen.
Die Zwerge schieben nach dem Auftritt der Königin ihre Karre weiter und vergnügen sich
untereinander. Allmählich verschwinden sie am rechten Bühnenrand und der Song der
Zwerge verliert sich in der Weite.
8
Zwerge:
Wir sind so hart wie Eichenlaub,
wir schuften Tag und Nacht.
Der Zwerge sind wir sieben stark:
Ich und du und er und sie,
Und alle sind wir frei.
Wir leben hinter sieben Bergen,
Wir graben Tag und Nacht
Nach Gold und Silber, tausend Schätzen.
Aus eins mach vier und drei sind sieben,
Und alle sind wir frei.
Refrain:
Zwerge:
Sunita :
Esramin:
Barakka:
Laladu:
Amanos:
Nadala:
Ulumun:
Hau-ra, hau-ra, graben, schaufeln, heben,
Hau-ra hau-ra tausend wird es geben!
einzeln:
Die Zwergenchefin, die bin ich.
Die Lösung liegt bei mir!
Der gute Duft, der kommt von mir!
Ei wie das stinkt, igitt, igitt!
Ein Mädchen wünsch ich mir zur Liebe!
Wie wär’s mit mir? Verführ mich doch!
Ha,ha, das wär doch alles so verrückt
8. Zwerg: Versalzen werd’ ich euch die Suppe!
Wie hass ich euch, ihr Zwergentruppe!
Jäger:
Bläst seine Erkennungsmelodie.
Wolf und Eule:
Geben immer wieder ihre Laute von sich.
D: Macht Platz, macht Platz, die Königin!
Verbeugt euch Zwerge und Gesindel!
Tata, tata, da kommt sie schon!
Königin Stiefmutter:
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Seht mich nur an, mich Königin!
Die Zwerge ziehen mit ihrer Karre davon. Der 8. Zwerg geht hinter ihnen her.
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Erzähler:
Es war einmal vor unendlich langer Zeit - so beginnt auch das
Märchen von Schneewittchen - mitten im Winter, auf einem Schloss, im
Turm, dort sass Frau Königin an ihrem Fenster und träumte.
Sie kennen das Märchen? Zum Publikum:
!Schneewittchen und die sieben - em – nun halt: Die 8 Zwerge!
3. So weiss wie Schnee (Winter)
Wie in der Ouverture fallen die letzten Schneeflocken. Derweil sitzt die Königin am Fenster,
schaut hinaus, in der Hand einen Stickrahmen. Sie singt (Rezitativ). Plötzlich sticht sie sich
in den Finger und ein Blutstropfen fällt in den Schnee auf das Fensterbrett. Ganz aus
schwarzem Ebenholz ist der königliche Fensterrahmen. Die Königin erschrickt. Sie schreit
auf, doch im gleichen Moment erkennt sie, dass ihr Wunsch, ein Kind zu bekommen, mit
diesem Schicksalsereignis in Erfüllung gehen würde. Sie ist überglücklich und beginnt mit
der Schicksalsmelodie: „So weiss wie Schnee, so rot wie Blut, so Schwarz wie Ebenholz“.
Als Diabolos, der Hofnarr, die wunderschöne Melodie hört, tritt er an den Rand der Szene,
lauscht dem Text und kann es nicht ertragen, dass zu der ihm verhassten Königin nun auch
noch ein ebensolches Kind geboren werden sollte. Bereits verkündet er, diese Prinzessin
töten zu wollen. Er zeigt sein wahres, böses Gesicht.
Er wird allerdings vom Glücksgefühl der Königin und dem Gesang der Bediensteten (des
Chores) übertönt und muss sich wutentbrannt zurückziehen.
K: Was träum ich denn – ich Glückliche!
Bin Königin und reich wie Strahlen der Sonne, wie Tropfen des Meers und
Körner im Sand.
Ach König, mein Herr, wie bin ich bin allein. Du jagst und regierst, du
richtest und kämpfst!
Ich träume von Blumen und wag nicht zu hoffen, ein Kind zu empfangen.
So weiss – so rot – so schwarz
So weiss wie Schnee, so rot wie Blut, so schwarz wie Ebenholz
Dein Kleid so weiss wie Schnee – deine Lippen so rot wie Blut –
deine Haare so schwarz wie Ebenholz!
D: Ich werd es verhindern,
ich werde sie töten.
Ich hasse die Liebe,
das Fest und das Glück!
Ich tanze den Reigen
von bösem Verderben.
Ich schaffe Verwirrung
Und Leiden und Tod!
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4. Rezitativ 1: So zart und fein (Sommer-Herbst)
Schneewittchen nun, so zart und fein –
Zum Publikum: Sie glauben mir nicht? Ein Märchen nur?
... kam in die Welt - weiss, rot und schwarz - und winzig klein - so wunderwunderschön.
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Schneewittchen wuchs heran. Es liebte sehr, die Mutter Königin, die Gute.
Sie lernt’ es singen, kochen, tanzen, waschen - bügeln, glätten nähen und -
auch viel gute Worte auszusäen.
Der König dann im 7. Jahr rief Alt und Jung, gar Bettler, Säumer - das ganze
Volk zum Fest aufs Schloss. Schneewittchen sollte sich nun zeigen, in
ganzer Schönheit - ohne gleichen: So weiss wie Schnee, so rot wie Blut und
schwarz wie Ebenholz.“
5. Tanz Schneewittchens
Eine anmutende, tänzerische Musik im 6/8tel Takt trägt Schneewittchen leicht und luftig,
in seinem schneeweissen Kleid über die Bühne. Es wird umtanzt, getragen, geworfen und
begleitet von Tänzerinnen und Tänzern.
Dieses Bild zeigt hier ein weiteres Mal eine für das Stück charakteristische Choreografie,
welche die Stimmung und den Inhalt des Geschehens deutlich macht. Die Tänzer und
Tänzerinnen sollen zu Schneewittchen gleichwertige Partner sein, Schneewittchen
allerdings ganz ins Zentrum der Aufmerksamkeit des Publikums heben.
6. Rezitativ 2: Ist es nicht schön?
Ist es nicht schön? So wunderschön?
Der Koch, die Magd, der Knecht, das Volk - die Vögel, Mücken, Schweine
auch – sie rufen, pfeifen, grunzen laut:, „Schneewittchen unser
Prinzesschen fein!“
Und wer es sieht, dem klopft das Herz, wer mit ihm spricht, dem bricht das
Herz.
Die Sonne könnt’ nicht heller sein, der Mond schaut nachts zum Fenster
rein.
„Hei König! Wo bleibst du im Land? Die Königin so krank und leidet,
Schneewittchen braucht dich - kehre heim!
Ein Sturm bricht los - der Sensemann! Die Not ist gross, was soll
gescheh’n?
„Hei König! Reit nach Haus geschwind! Frau Königin so bleich und blass,
Schneewittchen ist in Angst und Bang!“
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7. Gewitter und Tod (Herbst)
Leise zieht ein furchtbares Unwetter auf. Die Eule und der Wolf beginnen zu heulen, der
Jäger bläst sein Horn. Regen peitscht vom Himmel (Percussion), Streicher zeigen Wind und
Sturm, Bläser künden den Donner an. Die Band lässt Licht und Blitze zucken, der Chor wirft
schrill und bedrohlich Worte des Unheils, der Angst und des Schreckens ein: „Wehe, wehe!“
Eine Sturmglocke lässt Menschen und Tiere erschauern.
Zwei Gruppen von Tänzern und einem Solotänzer/Tänzerin (2 Farbstimmungen: vornehinten,
positiv-negativ) machen mit ihrer Performance das unheilvolle Geschehen, die
Stimmungen der Musik lebendig, sichtbar. Das Bild muss erschauern, Hoffnung geben und
letztlich doch den Tod der Königinmutter ankündigen. Einbezogen in das Bild sind auch
viele Menschen, welche ängstlich, bangend und hoffend am Rande des Geschehens stehen
oder knien und beten, etc. Auch Diabolos hat sich unter das Volk begeben, um hier
nochmals seine bösen Absichten kund zu tun.
Am Schluss bleibt nur noch das Totenglöcklein, welches alles vorherige Glück in Trauer,
Bangen und Angst verwandelt.
Tänzer und Tänzerinnen, Diabolos und die Menschen verschwinden nach allen Seiten,
wenn das Totenglöcklein einsetzt. Übrig bleiben alleine die herzergreifenden Klänge der
Musik.
Mit Lichteffekten und einigen markanten Bühnenelementen soll die Musik verdeutlicht und
vertieft werden.
Chor:
Wehe, wehe! Der Donner, die Blitze!
Strahlende Sonne der Dunkelheit weicht.
Was ist geschehen, was soll das bedeuten?
Das Glück in Gefahr, die Finsternis naht -
Horchet, horchet, das Sturmglöckchen läutet.
Regen und Tosen, gar Sterben und Tod?
Himmel und Hölle, was ist nur geschehen?
Der Sichelmann schreitet, die Königin tot!
D: Ich tanze den Reigen
von bösem Verderben.
Ich schaffe Verwirrung
Und Leiden und Tod!
Es ist vollbracht!
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8. Am Grab der Mutter (Herbst/Grab/Nacht, Mond und Kerze)
Das fröhliche Schneetreiben der Ouverture hat sich in Verlassenheit, Trostlosigkeit und
Traurigkeit verwandelt.
Es herrscht tiefe Mondennacht, wenn Schneewittchen ganz alleine und in Schwarz
gekleidet zum ausgeschaufelten Grab tritt. In den Händen trägt Schneewittchen eine hohe,
brennende weisse Kerze. Es kniet nieder und beginnt zu singen. Nach dem ersten Teil seines
Gesangs erhebt es sich und die Diener und Dienerinnen erscheinen im Kerzenlicht, im
Hintergrund links und rechts neben Schneewittchen, dazu erhöht auf der dritten Ebene der
Bühne die Engel (Chor). Der schwarzgekleidete Cellist als Sichelmann spielt aus der
finsteren Ecke des Friedhofs. Im Dialog singen nun Schneewittchen und der Chor den
zweiten Teil der Musik. Gegen den Schluss hin beleuchtet wieder nur das Kerzenlicht
Schneewittchen, welches am Ende des Liedes die Kerze symbolisch zum Leben seiner
Mutter ausbläst.
Sw: Mutter, so einsam ich weile -
Oh Mutter, wo gehst du nur hin?
Lass mich nicht allein!
Ich folge dir, so warte doch!
Ich weine und ich klage,
Bin traurig , bin so verlor’n!
Mutter, so bleib doch -
oh Mutter bleib doch bei mir!
Ich bin allein und so verlor’n,
So ganz ohne dich!
Diener und Dienerinnen:
Auch wir sind verloren -
Aus Liebe wird Kälte -
Wir weinen und klagen.
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9. Ankündigung der neuen Hochzeit
Nach der Trauerszene am Grab der Mutter von Schneewittchen wird die Szene allmählich
erhellt und die Diener, die Dienerinnen und das Volk streben auseinander. Die Fahnen des
Schlosses stehen auf Halbmast.
Alles ist leer und trostlos, keine Freude will bei den Menschen aufkommen. Sie gehen ihrem
Alltagstrott nach. Die trostlose, mechanische Musik verdeutlicht die Trauer.
10. Rezitativ 3: Und so geschah es!
Und so geschah es: Der König kann der Trauer des Volkes nicht mehr
zusehen und hat beschlossen, sich eine neue Frau zur Königin zu nehmen.
Wunderschön soll sie sein – wie Sie – oder Sie (zeigt ins Publikum)! Ach,
wenn’s nur so einfach, so einfach wär. Also liess der König die schönsten
Frauen aufs Schloss kommen - und nun hat er entschieden: Die soll es sein!
Die Leute haben dem Sprecher aufmerksam zugehört, kehren zurück und erscheinen zu
den Fanfaren der Bläser in frohen Kleidern auf dem Dorfplatz.
11. Hochzeit des Königpaars (Frühling)
Ganz aufgeregt vor Spannung und Erwartung geht das Volk durcheinander. Sie tuscheln
und wollen die ersten sein, die das neue Königspaar entdecken. Die Sänften mit dem König
und der neuen Königin werden herbeigetragen. Tänzer und Tänzerinnen zeigen mit ihrer
Performance die Festlichkeit der Szene:
J: Ach hört, ihr Lieben Leut’! Von Weitem hör ich Trompetenklang! Sie sind’s:
Der König und die Königin!
D: Macht Platz, macht Platz,
da kommen sie: Herr König und Frau Königin!
Verbeugt euch Diener und Gesindel!
Tata, tata, da kommen sie!
Chor:
Freude sei uns nun geschenket
Frohes Fest des Königpaars
Lasst uns tanzen, singen, jauchzen:
Königin, sei uns gegrüsst!
Refrain auf „la“ (Volk macht einen Reigen)
Kg:
Freude sei mir nun geschenket,
Frohes Fest, du Königin!
Lasst uns tanzen, singen, jauchzen:
Königin bist meine Braut!
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Ein Freudentanz des Volkes, mit einfachem Refrain zum Mitsingen und mitschaukeln,
umringt das Königspaar. Die Zwerge sind auf Abstand und beobachten das Geschehen
genau.
D: Deine Schönheit wird uns blenden,
wird uns sein ein Spiegelbild.
Königin du bist die Schönste -
Immerdar und ewiglich!
Refrain
Kg:
Deine Schönheit ist bezaubernd:
Sei du meine Königin!
Leben, lieben jetzt und heute -
Immerdar und ewiglich!
Refrain
Der König und der Königin ziehen weiter, während das Volk den Refrain weitersingt.
Die Zwerge ziehen in die andere Richtung.
12. Spiegelszene 1: Wer ist die Schönste im ganzen Land?
Die Spiegelszene kommt im Werk dreimal vor. Der Spiegel selbst kann sprechen, resp.
singen (Chor). Sein Auftreten ist begleitet von Musik und einer Installation. Geräusche, die
Leadgitarre und das Rockschlagzeug verkörpern zusammen mit Soloinstrumenten die
Seele des Spiegels. Der Spiegel tritt in den Dialog mit der neuen Königin. Seine Stimme ist
schmeichelnd bis hart und kalt (Chor).
Tänzer und Tänzerinnen widerspiegeln die Verzerrtheit der boshaft- eifersüchtigen Szene.
Das Zimmer der Königin ist dunkel, aber auch grell und mysteriös. Ein grosser Spiegel
(konkav oder konvex) verzerrt die Königin gegen das Publikum hin. Gleichzeitig hantiert
die Königin mit einem Handspiegel als direktem Gegenüber. Diabolos huldigt ihr und
betört sie in der Falschheit, die Schönste im ganzen Land zu sein.
Die Königin ist in ein düster-feuriges Kleid geschnürt. Gleichzeitig schön und elegant, vor
allem aber hexenhaft wirkt ihre Erscheinung. Ihre Stimme gleicht derjenigen der Königin
der Nacht, aber in der Art und Weise von Nina Hagen. Genau so sind ihre Melodien.
Die Musik entspricht der hexenhaften, eifersüchtigen Stimmung der Königin. Narzistisch
und unheimlich, beschwörend und orakelhaft stimmt das Orchester und die Band in die
Spiegelszene ein. Besonders das Rockschlagzeug und die Percussion des Orchesters
untermalen die Szene mit grollenden Paukenschlägen und verletzenden Einwürfen. Zum
Gesang der Königin erklingen die Streicher und Bläser in mächtigen Klangbildern.
Die Antwort des Spiegels ist rein, weise und erhaben. In festem Chorsatz zusammen mit
Streichern und Bläsern (homophon) gibt er der Königin zu verstehen, wie die Wirklichkeit
ist: Noch ist sie die Schönste im ganzen Land!
15
K: Spieglein, Spieglein an der Wand,
Bin ich nicht schön,
nicht reizend und klug?
Niemand darf’s wissen,
niemand darf’s hören,
denn klug ist der Trug
ich schwöre, betöre!
Mein ist der Sieg!
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land?
Spiegel:
Frau Königin, ihr seid die Schönste im ganzen Land!
Frau Königin, ihr seid die schönste im ganzen Land!
D: huldigt die Königin:
Ihr Königin seid schön!
Wunderschön,
Wie sind Sie so schön!
13. Rezitativ 4: Stolz und kalt, bös und eingebildet!
Spott: Die Königin die Schönste im Land? Ha, ha wer kann es ihr denn
wehren?! Stolz und kalt, bös und eingebildet, ha, ha – ist das vielleicht,
was zählt auf Erden? Hier und dort – und hinter Bergen?
Gefällt sie euch, die Königin?(zum Publikum, spottend:) „Bin ich nicht
schön, nicht reizend und klug?“
Bewunderung: Schneewittchen aber, so weiss wie Schnee, so rot wie Blut,
so schwarz wie Ebenholz – Prinzessin schön, wie lieb und treu, bescheiden
und auch hilfsbereit. Und schaut sie an, sie wächst und blüht, dem
Rosengarten gleich.
Ist bald erwachsen, soll Königin sein! Das Volk - es wird sie lieben!
Doch sagt mir: Wo sind die Zwerge hin? Mit Gold und Silber - Edelstein?
Dort hinten, hinter sieben Bergen, dort wohnen sie, die sieben Zwerge.
16
14. Zwergensong (Sommer)
Die Szene zeigt die Zwerge ausgelassen, von sich erzählend auf ihrem Weg nachhause. Sie
sind mächtig stolz auf sich, auf ihren Reichtum von Gold, aber auch auf ihr Versteck hinter
den sieben Bergen. Beobachtet werden die Zwerge vom 8. Zwerg, welcher sich versteckt
und zeitweise seine ganze Eifersucht zeigt. Gerne wäre er auch einer von ihnen.
Zwerge:
Wir sind Zwerge, so stark wie Berge!
Wir sind fleissig, schaffen Tag und Nacht.
Sieben Zwerge und sieben Berge,
Tief versteckt, wo das Gold und das Glück!
Niemand weiss das, einzig wir,
niemand kennt den Ort, nur wir,
und sagen es niemand!
Wer immer es sucht, wer immer es sucht - der - hört:
Wir sind die sieben Zwerge!
Wir sind Zwerge, so stark wie Berge!
Wir sind fleissig, schaffen Tag und Nacht.
Sieben Zwerge und sieben Berge,
Tief versteckt, wo das Gold und das Glück!
Niemand weiss das, einzig wir,
und sagen es niemand!
Denn wer immer es sucht,
wer immer es sucht – der hört:
Ahhhhh...
Zwischenteil Chor auf:
Uh/ah/oh ... du-dua etc.
15. Rezitativ 5: Dort hinten, hinter sieben Bergen!
Wo sind die Zwerge jetzt hin? Hab’ sie eben sie noch gesehen - ja dort!
Dort hinter den sieben Bergen! Weit weg ist’s von hier, dort wohnen sie -
und niemand kennt den heimlichen Ort! „Sie vielleicht?“ (zum Publikum).
Wie gut sie es haben, weit weg von dem Schloss, von Streit und Verderben,
der Königin, der Hex!
Ihr Gold will sie haben, ihr Versteck will sie wissen, doch Zwerge sind
schlau.
„Oh König, warum denn, hast du sie erwählt? Sie liebt nur die Schönheit,
das Gold und die Macht. Schneewittchen, pass auf und sei auf der Hut! Du
bist unsre Hoffnung, so schön und so gut!“
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Als hätte Schneewittchen alles mitangehört, erscheint es tanzend auf dem Platz vor dem
Schloss.
Die Königin beobachtet von der Terrasse aus heimlich den Tanz Schneewittchens und ist
geblendet von seiner Schönheit und Anmut.
Die Stiefmutter beschliesst, Schneewittchen zu töten. Mit Donnergrollen verschwindet sie,
begleitet von Diabolos im Schloss.
16. Tanz Schneewittchen: Schöner als ihr!
Schneewittchen, von der Stiefmutter geplagt und gekränkt, eingesperrt und in Lumpen
gehüllt, sieht endlich ihre Chance, die Stiefmutter für ihre Taten zu bestrafen. Mit einem
Tanz (rockig und provozierend, sexy) zeigt es dem Volk und ihrer Stiefmutter ihre
vollkommene Schönheit und provoziert damit ihre Stiefmutter. Schneewittchen ist ganz in
Rot gekleidet.
17. Eifersucht der Königin
Die Musik soll die ganze Tragik und Spannung der Eifersucht der Königin und ihrer Absicht
des Tötens von Schneewittchen ausdrücken. Die Szene ist durchkomponiert und soll alle
musikalischen Elemente einer klassischen Oper und der Rockmusik enthalten.
Erster Teil Handlung
Die Königin geht in ihrem Zimmer auf und ab. Sie kann’s nicht fassen – sie fühlt sich durch
Schneewittchens Schönheit und Tanz enttrohnt. In tiefster Verzweiflung und Wut beginnt
sie ihre Todesarie gegen Schneewittchen. Diabolos hört dies und eilt herbei. Die Königin
kann’s nicht fassen, nicht die Schönste im Lande zu sein! Der Hofnarr Diabolos unterstützt
sie in ihrem teuflischen Vorhaben, Schneewittchen zu töten. Zusammen schmieden sie
einen Plan. Danach ruft die Königin den Jäger in ihr Gemach. Eiskalt befiehlt sie ihm,
Schneewittchen in den Wald zu locken, um dieses anschliessend zu töten. Als Beweis müsse
er ihr das Herz von Schneewittchen bringen.
Der Jäger, der Schneewittchen bewundert, ja beinahe liebt, ist entsetzt. Er will sich wehren
und den Auftrag ablehnen. Die Königin droht, ihm sein Herz eigenhändig aus der Brust zu
schneiden. Diabolos holt das Messer. Aus Angst stimmt der Jäger dem Plan zu. Er hat
allerdings einen eigene listige Lösung. Gespielt kühn erhebt er sich und verkündet verlogen,
er werde Schneewittchen töten. Der Jäger nimmt das Messer und geht.
K: Ich – ich – ich bin enttrohnt.
Ich Königin, die Schönste doch,
im ganzen Land, soweit es reicht,
verlacht, verhämt, zu Tod’ gekränkt.
Schneewittchen, dieses Flittchen noch,
soll schöner sein als ich es bin!
Verhext, verflucht, ich töte sie!
Wer soll es mir denn wehren?
18
Diabolos kommt herein und ist entsetzt.
D: Was hör ich da, ihr Königin?
Schneewittchen sie soll schöner sein?
K: Verhext, verflucht, wir töten sie!
Wer soll es uns denn wehren?
D: Ich nicht, ich nicht, Frau Königin,
Sie sind mein Herz, mein aller Sinn!
K: Dir sage ich, du seist verflucht,
wenn du nicht schweigst, was ich dir sage!
D: Zu Diensten doch,
bin stark und klug.
So sei es denn,
Schneewittchen stirbt!
K: Geh hol den Jäger, bring ihn her!
D: Jawohl, so werde ich es tun! (ab)
K: Nun ist’s gescheh’n, ich werde siegen - und alles was ich wünsche kriegen!
J: Ihr Königin verlangt nach mir -
Was ist Entsetzliches gescheh’n?
K: Frag nicht du Narr, tu’ deinen Dienst und hole mir ein blutend Herz.
Schneewittchens Herz, das soll es sein!
So töte sie, im Wald, im Dunkeln!
Frag nicht und tu’, was dir befohlen!
J: Nein, nein, das kann nicht wirklich sein!
Ihr seid verwirrt!
Schneewittchen lebt!
K: Nicht lange mehr und zögre nicht,
sonst auch der Hofnarr dich ersticht (zieht sein Messer)!
D: Das tue ich, du Jägerlein,
Wenn du nicht machst,
was wir beschlossen!
Ich schneide dir das Herz heraus!
Der Jäger ist in sich zusammengebrochen. Diabolos hält ihm die Klinge an den Hals und
tänzelt.
19
D: Nun fort mit dir und töte sie!
Bring uns ihr Herz, verscharre sie -
Wir wollen es dir lohnen! (lacht)
K: Du hörst die Worte meines Narr’n,
Tu was er sagt - ich selbst bin rein!
Der Jäger nimmt das Messer und verlässt den Saal. Er ist entsetzt.
Zweiter Teil Szene
Draussen trifft der Jäger auf Schneewittchen. Es umarmt den Jäger und fragt, ob es mit ihm
auf die Jagd gehen dürfe. Er willigt erleichtert ein. Schneewittchen kehrt ins Schloss zurück,
während der Jäger nervös und nach einer Lösung ringend auf und ab geht. Dann steht sein
Plan fest! Er darf Schneewittchen noch nichts davon verraten, doch er weiss, wie gefährlich
die Ausführung dessen sein wird. Als Schneewittchen kommt, hängen sie beide ein und
Schneewittchen beginnt ein leichtes Liedlein zu singen. Schneewittchen und der Jäger
verschwinden im Wald. Dort werden sie von der Eule, dem Wolf und dem 8. Zwerg
empfangen. Kaum sind der Jäger und Schneewittchen im Wald, gesteht der Jäger
Schneewittchen den Auftrag der Königin und auch seinen Plan (gesprochener Text).
Er schickt Schneewittchen fort, allein in den Wald! Der Jäger weiss, dass Schneewittchen in
grosser Gefahr ist, aber er hat keine Wahl es nicht fortzujagen. Schneewittchen flieht. Die
Eule, der Wolf und 8. Zwerg schauen dem Treiben zu. Sie begleiten Schneewittchen, als es
tränenüberströmt in der Dunkelheit des Waldes verschwindet.
18. List des Jägers
J: gesprochen:
Schneewittchen, ich muss dir etwas sagen!
Sw:
tanzt um den Jäger:
Du musst mir immer etwas sagen, schliesslich hast du immer so viel zu
erzählen!
J: Nein, nein! So hör doch! Sei endlich still!
Sw:
Hör du! Heute komme ich mit dir in den Wald! (Tanzt) Wir schleichen
einen Hasen - ein Reh, ja noch viel besser, einen Hirsch schleichen wir an!
J: Sei still - versteh doch! Ich muss dir etwas sagen!
Sw:
Im Wald, nicht jetzt! Ich hole dein Gewehr, dein Horn und dann lass uns
gehn!
Schneewittchen verschwindet tanzend im Haus.
20
Der Jäger verwirft seine Hände, bedeckt sein Gesicht und beginnt mit seiner
Verzweiflungsarie.
J: gesungen:
Oh schweres Schicksal, welch’ harte Prüfung
du forderst nun von mir, von mir allein?
Ich soll töten Schneewittchen, so jung und schön –
Schneewittchen soll leben, soll Königin sein!
Verdammt seist du, du böse Königin!
Es ist die Eifersucht,
sie darf nie siegen –
Die Liebe ist’s allein!
Die TänzerInnen begleiten die Zwischenmusik mit den Gefühlen des Jägers
Refr.
Himmel, sei gnädig mir, erhöre mein tiefes Flehn’!
Errette mich aus der Not und zeig mir den Weg!
J: gesprochen:
Oh seid mir doch gnädig, und helft mir in Not (zum Himmel gewandt)
Lasst leben Schneewittchen so jung und so schön –
Lieber sterbe ich, der Mond sein mein Zeuge!
Schneewittchen soll leben, soll Königin sein!
Nein, ich kann gehorchen nicht, nicht tun,
was mir befohl’n, was sie gesagt.
Ich hab geschworen und auch den Eid getan.
Doch lieber sterbe ich, als es zu tun!
Verdammt seist du, du böse Königin!
Es ist die Eifersucht,
sie darf nie siegen –
Die Liebe ist’s allein!
Refrain
Schneewittchen kehrt aus dem Schloss zurück. Es hängt dem Jäger ein und singt freudig:
Sw:
gesprochen:
Da bin ich, mein Jäger, mit Hut und mit Horn!
J: So nun denn, Schneewittchen - in den Wald woll’n wir gehen!
Sw:
eilt freudig tanzend voraus:
Ich möchte so gern ein Jäger sein!
Tralla lalla la.
Und holen mir den Braten fein -
Tralla lalla la.
Übergang Musik unheimlich (mit Eule und Wolf) mit Rockband und Orchester
21
8. Zwerg: Wer kommt denn da, stört meine Ruh?
Der Jäger ist’s! Und wer ist das?
Ein Mädchen ach, – so wunderschön!
Was ist geschehn, was soll das werden?
Ich schleich mich heran, versteck mich schnell
Ich Zwerg kann Menschen nicht leiden.
Der Jäger und das Mädchen fein,
Mein Zwergenhirn kennt keinen Reim!
Schneewittchen trällert jetzt eher ängstlich ihr Liedlein:
Sw:
Ich möchte so gern ein Jäger sein!
Tralla lalla la.
Und holen mir den Braten fein -
Tralla lalla la
J: gesprochen:
Sei ruhig mein Kind, Furchtbares soll ich tun.
Ich soll dich töten und nehmen dein Herz.
Schneewittchen erschrickt und weicht zurück:
Frau Königin, sie hasset dich!
Du bist zu schön, viel schöner als sie.
Ich töte dich nicht, ein Reh soll es sein.
Ich kann dich nicht töten, leben sollst du!
Verschwinde du jetzt im tiefen Wald
und bete zu Gott, dass er dich erhält!
Der Jäger schiebt Schneewittchen von sich. Es klammert sich an ihn, doch er wehrt es von
sich und treibt es in den Wald. Schneewittchen hat Angst, schaut fragend zurück und eilt
stolpernd davon. Es flieht.
8. Zwerg: Menschen sind bös, wie hasse ich sie!
Töten sich selbst und Tiere dazu.
Schneewittchen im Wald, sterben wird es.
Die Tiere werden es töten.
Schneewittchen eilt ängstlich davon, während der Jäger ein Reh entdeckt.
Ausklang Musik: Sie drückt aus, wie Schneewittchen ängstlich durch den Wald flieht,
ängstlich davonrennt.
J: gesprochen:
Der Tag soll verflucht sein, von morgens bis abends!
Ich kann es nicht töten, so jung und so schön –
Die List soll es richten, die Hexe zu täuschen!
(gesungen) Schneewittchen soll leben, soll Königin sein!
Während dem Zwischenteil/Refrain verschwindet der Jäger im Wald.
22
Textprojektion: Begleitet von Tänzerinnen und Tänzern/Installation
Der Jäger weint. Da taucht ein Reh vor seinen Augen auf. Der Jäger tötet es und entnimmt
ihm sein Herz. Verzweifelt hält er das Herz in die Höhe und packt es ein.
Mit Jägerklängen kehrt er ins Schloss zurück. Der Jäger übergibt der Hexe Königin das
Herz. Sie ist ausser sich vor Freude und Falschheit. Die Königin und der Hofnarr Diabolos
feiern ihren Sieg. Sie hält das Herz hoch und Diabolos tanzt um sie herum.
J: gesprochen:
Was sehe ich? Ein Rehlein, ganz nahe bei mir!
Nun bin ich gerettet, dem Himmel sei Dank!
Verzeih mir du Gutes, dein Herz brauche ich,
zu retten Schneewittchen, Prinzessin so schön.
Die Augen ich schliesse, es knallt und raucht.
Getroffen hab’ ich, des Schicksals Lauf.
Hier halt ich das Herz! Nun pack’ ich es ein.
Die Lüge soll gelten, falsch’ Herz muss es sein.
Der Wolf und die Eule, sie sind meine Zeugen,
Schneewittchen es lebt, ist nun auf der Flucht.
Nur schnell nun nachhause, die Königin ruft.
Sie hat mir gedroht - ich habe sie betrogen:
„Hier ist es, das Herz, was ihr euch gewünscht!
Getötet ich habe - nun lasset mich gehn!
K: Ich dank’ dir, mein Jäger, dein Lohn soll es sein,
zu speisen am Tisch, wo mein ist auch dein.
Nun bin ich die Schönste im ganzen Land!
Wer will es mir wehren, wer sollt’ es denn sein!?
23
19. Schneewittchens Flucht
Schneewittchen kann sein Schicksal nicht fassen. Zwar ist es mit dem Leben davon
gekommen, doch so allein auf sich gestellt, mitten im Wald, unter Raubtieren und anderen
Gefahren, rennt es verzweifelt, bis es schliesslich zusammenbricht. Auf den Knien beginnt es
zu singen, vergleichbar der Szene am Grab der Mutter.
Die Musik macht diese Flucht und Angst Schneewittchens deutlich. Lieber möchte es tot
sein. Es ist sich keiner Schuld bewusst.
Mit hektischen, getriebenen Streicherpartien, mit Percussions-Schlägen wird
Schneewittchens Flucht illustriert. Ein Funken Hoffnung keimt auf, wenn Sonnenstrahlen
durch die Bäume scheinen. Ein Mix aus Angst und Hoffnung soll aus der Musik heraus
spürbar werden. Mit selig-dichten Klängen von Streichern und Bläsern klingt die Szene aus.
Das Lied Schneewittchens ist eine Ballade. Der Chor singt wie ein Elfenchor aus dem
Hintergrund (Refrain/Ah).
Sw.
Bin verloren,
ich weiss nicht, wo ich bin?
Ich habe Angst, ich fühle Schmerz.
Der Wald so finster, die Luft so kalt -
Ich bin allein –
Was habe ich getan?
Ref. Keine Liebe – keine Hoffnung -
Und sterb’ ich denn, so weiss ich doch:
Deine Liebe - deine Hoffnung
erretten mich, trösten mich.
Liebe – Hoffnung, Hoffnung – Liebe!
Du bist bei mir, Mutterherz –
Ah---------------
Denk’ ich zurück an Mutter dich – als
du mir sagtest, ich liebe dich -
War ich glücklich so in deinen Armen
Nun friert mich, ich habe Angst
um mein Leben!
Mondlicht – was sagst du mir?
Refr. Keine Liebe – keine Hoffnung -
Und sterb’ ich denn, so weiss ich doch:
Deine Liebe - deine Hoffnung
erretten mich, trösten mich!
Ah---------------
Ende 1. Akt
24
2. Akt
20. Klopfarie
Mutterseelenallein und ängstlich irrt Schneewittchen durch den großen, dunklen Wald.
Ihre Füsse sind wund und es fürchtet sich vor den wilden Tieren.
Als es Abend wird, sieht Schneewittchen zwischen den Bäumen ein kleines Haus. Von den
Wirren und der Tötungsabsicht seiner Stiefmutter verängstigt, kommt Schneewittchen das
Zwergenhäuschen jetzt wie das Paradies vor.
Es klopft an, aber niemand antwortet. Vorsichtig öffnet es die Türe und geht hinein. Der
Wand entlang sind sieben kleine Bettchen nebeneinander aufgestellt, alle mit einem
weissen Lacken bedeckt. Auf dem Tisch liegt ein rotkariertes Tischtuch und darauf stehen
sieben Tellerchen mit sieben Becherchen. Neben jedem Tellerchen liegt ein Löffelchen, ein
Gäbelchen und ein Messerchen. Auf jedem Tellerchen ist ein Brötchen und in jedem
Becherchen ist Wein.
Schneewittchen ist sehr hungrig und darum versucht es von jedem Brötchen ein kleines
Stückchen und trinkt aus jedem Becherchen ein wenig Wein. Davon wird es sehr müde und
will sich in eines der Bettchen legen, aber keines passt. Das eine ist zu schmal, das andere
zu kurz, erst das siebente Bettchen ist eben recht.
Der 8. Zwerg beobachtet neugierig aus der Ferne das Geschehen. Er ist eifersüchtig,
schimpft, aber freut sich dennoch, dass Schneewittchen nun in Sicherheit ist.
Sw:
Ein Häuschen seh’ ich mitten im Wald.
Wer wird darinnen nur wohnen?
Ein böser Geist, ein Hexelein?
Ich schau’ jetzt zum Fensterlein hinein.
Tiere und der 8. Zwerg kommen neugierig her
Ein Tischlein, Stühlchen und Bänklein sind`s,
so klein und ganz verlassen.
Es rührt sich nichts, ist niemand zuhaus?
Ich wag`s und klopf an’s Fensterlein.
Refr.
Klopf, klopf – klopf, klopf,
macht mir das Fenster auf!
Schneewittchen ist`s,
so habt doch keine Angst!
Ich bin allein und fürchte mich
vor Tieren und Geisterwelt!
Klopf, klopf, klopf, klopf,
macht mir das Fenster auf,
klopf, klopf, ich bin`s Schneewittchen!
25
8. Zwerg/Chor:
Was will das freche Mensch’ im Haus?
Nur Zwerge hier wohl wohnen.
Ich wäre gerne selbst da drinnen, doch!
Schneewittchen soll verschwinden!
Schneewittchen geht zur Türe und klopft erneut, diesmal an die Türe:
Kein Mensch ist zuhaus’, die Türe geht auf,
da drinnen ist’s zierlich und nett.
Ein Tischchen und Stühle und alles gedeckt.
Wer mag hier wohl speisen und leben?
Ich nehm’ mir vom Brot, Gemüse und Wein,
was habe ich solch Hunger und Durst.
Die Messerchen, Gäbelein, die lass’ ich sein,
vom Becher, da will ich auch trinken!
Duett Schneewittchen und 8. Zwerg, örtlich getrennt:
Wie fein schmecken Wein, Gemüse und Brot,
Hunger und Durst bald vergessen.
Wer so lebt, der hat es gut,
Schlaraffenland pur, hier möchte’ ich gern bleiben!
Refr.
Sw.
Klopf, klopf – klopf, klopf,
macht mir das Fenster auf!
Schneewittchen ist`s,
so habt doch keine Angst!
Ich bin allein und fürchte mich
vor Tieren und Geisterwelt!
Klopf, klopf, klopf, klopf,
macht mir das Fenster auf,
klopf, klopf, ich bin`s Schneewittchen!
Nun hab ich genug, ins Bett will ich gehn,
bin müde erschöpft, der Schlaf ist mein Freund.
Das Bettchen zu kurz, doch sieben es sind,
das letzte mir passt, der Mond sagt gute Nacht!
Wer so lebt, der hat es gut.
Schlaraffenland pur,
hier möchte’ ich gern bleiben.
Schneewittchen schläft, der Mond zieht auf, Chor und Tänzer umrahmen die Szene,
Musik: Diminuendo bis pp.
26
Refr.
Klopf, klopf – klopf, klopf,
macht mir das Fenster auf!
Schneewittchen ist`s,
so habt doch keine Angst!
Ich bin allein und fürchte mich
vor Tieren und Geisterwelt!
Klopf, klopf – klopf, klopf,
macht mir das Fenster auf,
klopf, klopf, ich bin`s Schneewittchen!
21. Schneewittchen bei den 7 Zwergen
Es ist früher Abend. Die 7 Zwerge kommen von ihrer Arbeit in den Bergen nachhause. Sie
bringen Erz und Gold auf ihrer Karre. Man hört sie bereits von weitem kommen. Sie tragen
Laternen und singen. (Musik wie im ersten Bild nach der Ouverture: Refrain: Hau-ra...).
Danach beginnt der neue Teil des Zwergensongs. Zuerst sind die Zwerge unter sich. Später,
als sie Schneewittchen entdeckt haben, erzählt es und singt mit. Auch der 8. Zwerg
beobachtet die Szene und macht seine Kommentare.
Sunita : Geschafft, zuhaus’, es war ein Graus!
Amanos: Ein Bettchen wünsch’ ich mir ...
Nadala: Alleine?
Amanos: Zu zweit wär besser- komm zu mir!
Laladu: Ich rieche Fremdes in der Luft -
Barakka: Mein Näslein sagt: Ist nicht mein Duft.
Ulumun: Ist doch egal, ein Wolf, ein Räuber...
Esramin: Genug geschwatzt, rein in das Haus,
draussen bleibt nur Katz und Maus.
Ullumun: Egal, egal, was da, was dort - wir sind sieben an der Zahl!
Refrain: Hau-ra...
Barakka: Macht Licht im Dunkel, zündt’ Lampen an!
Amanos: Zum Schlafen brauche ich kein Licht -
Nadala: Und ich?
Sunita: Oh Graus, oh Graus! Nun aufgepasst:
Esramin: Hier drinnen ist jemand gewesen!
Laladu: Ich rieche Fremdes in der Luft!
Ullumun: Verrückt, verschoben, da und dort, doch wir sind sieben an der Zahl!
Refrain: Hau-ra ..
Sunita:
Esramin:
Barakka:
Laladu:
Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?
Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?
Wer hat von meinem Brötchen gegessen?
Wer hat von meinem Gemüse gegessen?
27
Amanos:
Nadala:
Ullumun:
Sunita:
Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?
Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?
Wer hat aus meinem Becherchen getrunken?
Bis die Zwergenchefin laut sagt:
Da ist ein Mensch! Kommt her und schaut!
Mit Lampen beleuchten sie das schlafende Schneewittchen. Dann gehen sie zu Bett, das
Licht geht aus, der Mond zieht auf.
Refrain leise gepfiffen, staunend mit dem Finger vor dem Mund: Hau-ra, welche die Zwerge
allmählich summend im Bett von sich geben.
22. Rezitativ 6: Was machst du hier? Wer bist du so schön?
Und als es dann morgen, Schneewittchen erwacht -
Sah es sieben Zwerge so gross und so nah.
„Wer seid ihr? Wo bin ich?“ fragt’ es voller Angst.
Die Zwerge sie lachten und freuten sich sehr: „Bei uns hinter Bergen, bei
uns sieben Zwergen. Doch - was machst du hier? Wer bist du so schön?“
„Ich heisse Schneewittchen, Prinzessin bin ich. Man will mich töten und
stehlen mein Herz.“
Die Zwerge sind erschrocken und schwören zu siebt:
Zwerge:
Schneewittchen darf hier sein, für immer und ewig!
Bei uns hinter den Bergen, bei uns sieben Zwergen.
23. Spiegelszene 2: Flucharie
K: Schmeichelnd, fordernd, betörend, siegessicher, hinterlistig:
Spieglein, Spieglein an der Wand:
Bin ich nicht schön,
nicht reizend und klug?
Niemand darf’s wissen,
niemand darf’s hören,
denn klug ist der Trug!
Ich schwöre, betöre!
Mein ist der Sieg!
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land?
Spiegel/Chor:
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K: Du sollst sterben, ich will leben -
ich, ich Königin!
28
24. Tod durch Schnürriemen
Die Königin ist ausser sich vor Wut und Rachegelüsten. Sie erkennt, dass der Jäger sie
getäuscht hat.
Gemeinsam mit Diabolos schmiedet sie den Plan, Schneewittchen hinter den Bergen bei den
sieben Zwergen durch eine List zu töten. Beide verkleiden sich.
An einigen Stellen werden die Tänzer und Tänzerinnen die Handlung mit Choreografien
untermauern.
Königin und Chor:
K: Verfluchter Jäger, getäuscht hast du mich!
Du wirst es noch büssen, auch dir sei der Tod.
D: Du wirst es noch büssen, auch dir sei der Tod!
K: Ich steig’ über Berge und werde dich finden -
Schneewittchen, gib Acht! Der Tod kommt gar sacht -
D: Hier ist der Riemen, durch ihn soll es sterben,
geschenkt, umbunden und fest zugeschnürt!
K: So soll es geschehen, ihr Atem erstirbt!
Und nun lasst uns gehen, List sei ihr Tod!
Chor:
Königin, oh Königin!
Deine Eifersucht nach Rache schreit.
Verbündest dich mit List und Trug.
Gib Acht, gib Acht, sei dir bewusst:
Der Tod sich nimmer täuschen lässt!
D: Bald ist es geschafft, dies Häuschen dort.
Die Zwerge sind fort,
und Schneewittchen ist allein!
K: Gib mir die Riemen, halte sie fest!
Den weissen, den roten, der schwarze wohl passt!
D: Sie sind die Klügste,
die Schönste im ganzen Land.
Wir werden töten, uns bleibt der Sieg!
Königin und Diabolos:
schmeichelnd: Duett Krämerin, Gehilfe:
Gute Waren in allen Farben,
weiss, schwarz und rot.
Wer hat nicht Not?
¨
Riemen zum Schnüren,
billig, schön und gut!
29
Während die Musik das Duett nochmals instrumental wiederholt, schaut Schneewittchen
zum Fenster raus.
Sw:
Guten Tag Frau Krämerin!
Was hör ich da von feinen Sachen?
Lasst mich sie sehen, gebt sie mir her!
Den Riemen könnt’ ich gebrauchen so sehr.
Tretet näher, habt bloss keine Angst.
D: zum Publikum gewandt:
Uns wird es gelingen,
Schneewittchen zu töten,
mit Riemen und List.
Wie dumm es nur ist.
Sw:
Der weisse ist schön,
der rote so stark!
Ich kann mich nicht entscheiden,
so sagen Sie doch!
Ich brauche jetzt ihren Rat.
K: Der schwarze soll es sein!
Er gürtet dich gut,
genau wie dein Haar -
Schwarz wie der Tod!
Die Königin und Diabolos ziehen am Riemen bis Schneewittchen in Ohnmacht fällt.
Die Musik ist wie der Beginn der Szene (Orchester/Band): Streicher Tremolo, immer
heftiger, höher bis zum Tod. Schneewittchens Hilfeschreie und Seufzen gehen letztlich in
der Lautstärke der Klänge unter. Als Schneewittchen scheinbar tot zur Erde fällt, ist es
augenblicklich einige Sekunden still.
Die Königin und Diabolos verlassen siegessicher den Ort.
Es folgt der Chor, gesteigert und als Ende der Szene gedacht.
Chor:
Königin, oh Königin!
Deine Eifersucht nach Rache schreit.
Verbündest dich mit List und Trug.
Gib Acht, gib Acht, sei dir bewusst:
Der Tod sich nimmer täuschen lässt!
30
25. Erlösung
Die Zwerge kehren von ihrer Arbeit nachhause. Dazu singen sie den Refrain Hau-ra, haura.
Zwerge: gesprochen:
Sunita : Zwerge halt! Ich ahne Schreckliches -
Ullumun: Ach was! Nur vorwärts denn, Marsch, Marsch!
Sunita: Ich sagte halt, schaut dort Schneewittchen -
Alle: Schneewittchen dort? Und liegt am Boden -
Laladu: Mein Näschen wittert böse Luft -
Barakka: Hast recht, in der Tat, kein guter Duft!
Ullumun: Sie schläft, was sorgt ihr euch, ihr Zwergentruppe!
Nadala: Nein, nein! Was Böses ist gescheh’n!
Amanos: Schneewittchen tot? Das liebe Mädchen!
Sunita : So rennt und schaut – mir wirklich graut!
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Alle: Schneewittchen unser Ein und Alles!
Tot und erdrosselt – wer hat das wohl getan?
Esramin: Fast scheint es tot, doch darf’s nicht sein!
Ich lös die Riemen, ihr helft mir fein.
Amanos: Die Liebe wird es uns erwecken!
Barakka: So packt denn an, erlöst Schneewittchen!
Alle: Schneewittchen unser Ein und Alles!
Tot und erdrosselt – wer hat das wohl getan?
Sunita : Ich halt den Kopf, halt du die Beine!
Esramin: Ich lös den Riemen.
Laladu: Ich schau den Atem -
Barakka: und ich die Augen
Alle: Schneewittchen, unser Ein und Alles!
Ullumun: Ich seh’s, es regt sich -
Barraka: öffnet die Augen -
Laladu: es atmet und lebt!
Alle: Schneewittchen lebt! Schneewittchen lebt!
Schneewittchen erhebt sich, die Zwerge beginnen mit „Haura, haura....“ werfen ihre Mützen
in die Höhe und verschwinden im Häuschen.
31
26. Spiegelszene 3: Aber Schneewittchen hinter den sieben Bergen, ist
noch tausendmal schöner als ihr!
K: schmeichelnd, fordernd, betörend, siegessicher, hinterlistig:
Spieglein, Spieglein an der Wand:
Bin ich nicht schön,
nicht reizend und klug?
Niemand darf’s wissen,
niemand darf’s hören,
denn klug ist der Trug!
Ich schwöre, betöre!
Mein ist der Sieg!
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land?
Spiegel:
Frau Königin, ihr seid die Schönste hier.
Aber Schneewittchen hinter den sieben Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als ihr!
K: Du sollst sterben, ich will leben -
ich, ich Königin!
27. Tod durch vergifteten Apfel
Die Königin ist ausser sich vor Wut. Vom Spiegel weiss sie nun, dass Schneewittchen durch
die Zwerge vom Riemen und damit vom Tod erlöst wurde. Noch einmal beschliesst sie, über
die 7 Berge zu den sieben Zwergen zu gehen, um Schneewittchen mit einer tödlichen List
endlich zu töten. Diesmal soll die List ein vergifteter Apfel sein!
Sie weiht Diabolos in ihren Plan ein. Gemeinsam vergiften sie einen Apfel, doch nur zur
Hälfte und dann machen sich verkleidet auf den Weg über die sieben Berge.
K: Verfluchter Spiegel, verfluchter Tod!
Das Blut, Schneewittchen, der Apfel so rot!
Diesmal wirst mir nicht entrinnen -
Das Gift es tötet Herz und Sinnen.
Der Apfel, Evas grösste List,
Du nicht mehr die Schönste im Lande bist!
D: Zu Diensten, meine Königin!
Nach Rache und Tod ist auch mein Sinn!
Lasst schnell den Apfel giftig werden,
Schneewittchen soll daran nun sterben!
32
Königin/Chor:
K: Verfluchte Zwerge, ihr habt mich verraten!
Ihr werdet es büssen, im Feuer verbrennen.
D: wiederholt auf seine Weise, Hintergrund Chor:
Ihr werdet es noch büssen, im Feuer verbrennen!
K: Ich steig’ über Berge und werde dich finden!
Schneewittchen gib Acht,
der Tod kommt mit Macht!
D: Hier ist der Apfel, durch ihn soll es sterben,
geschenkt, verschlungen und daran erstickt!
K: So soll es geschehen, ihr Atem erstirbt.
Und nun lass uns gehen, List sei ihr Tod!
Chor:
Königin, oh Königin!
Deine Eifersucht nach Rache schreit.
Verbündest dich mit List und Trug.
Gib Acht, gib Acht, sei dir bewusst:
Der Tod sich nimmer täuschen lässt!
8. Zwerg: beobachtet die Königin und Diabolos auf dem Weg zu Schneewittchen:
Wehe den Menschen, wie böse sie sind!
Töten die Rehe und Gier macht sie blind!
(Schreit voller Wut)„Ihr zwei dort drüben,
verschwindet von hier!
Seid Diebe und Mörder, der Wald ist mein Revier!“
D: Bald ist es geschafft, dies Häuschen dort,
die Zwerge fort und Schneewittchen ist allein!
K: Gib mir den Apfel, ich teile in zwei!
Den roten für sie, ihr Tod es dann sei!
D: Sie sind die Klügste,
die Schönste im ganzen Land!
Mit Trug und mit List,
uns bleibt der Sieg!
K/D:
¨
Duett Krämerin, Gehilfe:
Schöne Früchte in allen Farben,
weiss, gelb und rot.
Wer hat nicht Not?
Äpfel und Birnen,
Billig, schön und gut!
Während die Musik das Duett nochmals instrumental wiederholt, schaut Schneewittchen
zum Fenster raus.
33
Sw:
Guten Tag Frau Krämerin!
Was hör’ ich da von feinen Früchten?
Lasst mich sie sehen, gebt sie mir her!
Die Äpfel könnt’ ich gebrauchen so sehr.
Tretet näher und lasst mich kosten!
Doch halt! Die Zwerge verboten mir,
zu kosten und kaufen - sagt, wer seid ihr?
K: Ein armes Weib und dies mein Mann.
Habt Erbarmen und nehmet an!
Vom Apfel nun kostet, geschenkt soll er sein.
So köstlich und rosig, die Hälfte ist mein.
D: zum Publikum gewandt:
Uns wird es gelingen,
Schneewittchen zu töten,
mit Apfel und List!
Wie dumm es nur ist!
Sw:
Der Apfel ist so schön,
so weiss und so rot!
Ich kann nicht entscheiden,
so sagen Sie doch!
Welch’ Hälfte soll es sein?
K: Der rote soll es sein,
der schmeckt ja so gut.
Genau wie die Lippen,
und rot wie das Blut!
Die Königin reicht Schneewittchen die rote Hälfte des Apfels. Schneewittchen würgt und
taumelt, bis es schliesslich zu Boden fällt.
Chor:
Königin, oh Königin!
Deine Eifersucht nach Rache schreit.
Verbündest dich mit List und Trug.
Gib Acht, gib Acht, sei dir bewusst:
Der Tod sich nimmer täuschen lässt!
34
28. Rezitativ und Arie des Prinzen: Ein Meer voller Tränen
Ein Prinz hat sich im Wald verirrt. Er weiss nicht, wo er ist und sucht einen Unterschlupf.
Als er das Haus der Zwerge sieht, tritt er ein und findet Schneewittchen tot. Er kniet nieder,
trägt es aus dem Haus und beklagt ihr und sein Schicksal. Danach kommen die Zwerge
nachhause. Sie wissen, die Täterin war erneut die Königin. Schneewittchen bleibt weiss wie
Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz. Der Prinz bittet darum, Schneewittchen
mit sich nachhause in sein Schloss nehmen zu dürfen. Nach langem Zögern willigen die
Zwerge ein. Beim „Trauermarsch“ stolpert ein Zwerg und Schneewittchen fällt zu Boden.
Der Apfel löst sich aus seinem Hals und Schneewittchen beginnt wieder zu atmen. Es
schlägt die Augen auf, denkt, es habe geträumt. Dann erhebt es sich und der Prinz hält um
seine Hand an.
Rezitativ
P: Wo ich nur bin?
Verirrt im Wald bei Hexen und wilden Tieren.
Mein König mich schickt, eine Prinzessin zu suchen.
Hier kann sie nicht sein, hinter sieben Bergen.
Mein Herz es blutet, zurück ohne sie,
ohne Prinzessin ist mein Leben nichts wert.
Nie finde ich so, die Liebe, das Glück!
Nie werde ich König, nie glücklich sein!
Als er das Haus der Zwerge sieht, tritt er ein und findet Schneewittchen tot daliegen. Er
kniet nieder, trägt es nach draussen und beklagt sein unbarmherziges Schicksal, denn in
Schneewittchens Haar steck ein Krönchen mit der Aufschrift: „Prinzessin Schneewittchen“.
Arie
P: Ein Meer voller Tränen, ist alles, was (mir) bleibt.
Die Sonne voll Licht und doch ist es finster -
Komm doch zurück, zurück in das Leben
Ich flehe dich an – Schneewittchen zu mir!
Refr. Denn ich brauche deine Liebe -
Denn ich brauche deine Wärme -
Denn als Prinz bin ich geboren -
Nur für dich!
Kalt ist dein Herz -
Das Lachen versiegt -
Das Leben gewichen -
Ich will es nicht verstehn!
Nicht glauben, ich nicht.
Komm bitte zu mir Prinzessin!
Für immer und ewig!
Refr. Denn ich brauche deine Liebe -
Denn ich brauche deine Wärme -
Denn als Prinz bin ich geboren -
Nur für dich!
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Von weitem hört man die Zwergenmusik. Als die Zwerge den weinenden Prinzen sehen,
sind sie erst verwundert über den Besuch, entdecken allerdings sofort Schneewittchen tot
am Boden liegend. Somit wissen sie, dass die böse Königin ihr schändliches Ziel doch noch
erreicht hat.
Die Zwerge gruppieren sich kniend um Schneewittchen, klagen und weinen. Sie legen ihre
Mützen ab. Der Prinz bleibt erstarrt stehen.
Sunita und Barraka trennen sich von der Gruppe. Sie entfachen während dem Rezitativ und
der Arie ein grosses Trauerfeuer.
29. Rezitativ: Mit List und Trug, aus Eifersucht und Hass!
Schneewittchen ist tot? Ist wirklich tot?
Wie kann das sein? Schneewittchen lebt!
Der Prinz ist nun endlich da, er ritt über sieben Berge und
hoffte zu finden, seine Prinzessin schön.
Ein Tränenmeer füllt Seen und Täler.
Ich weine – wir alle - nichts kann uns mehr trösten.
Die Königin die Hexe, Diabolos der Wüstling
sie haben gesiegt und Schneewittchen getötet,
mit List und mit Trug, aus Eifersucht und Hass.
Sie sollen es büssen – sie sollen sterben!
Gerechtigkeit und Liebe, sie werden siegen!
Wir alle es wollen, dass Schneewittchen lebt!
Ihr glaubt mir nicht?
30. Trauerarie Prinz und Zwerge
Das Tageslicht wird von düsteren Wolken, Blitz und Donner verzerrt. Das Feuer verkörpert
Hoffnung und Tod.
Der Prinz kniet nun bei Schneewittchen nieder, die Zwerge stehen im Halbkreis um
Schneewittchen und dem Prinz. Der 8. Zwerg steht etwas abseits, weint bitterlich. Der Prinz
beginnt mit seiner Trauerarie. Die Zwerge singen im Chor.
Nach seiner Arie steht der Prinz auf und bittet die Zwerge darum, Schneewittchen mit auf
sein Schloss nehmen zu dürfen.
Letztlich geben die Zwerge seinem Herzenswunsch nach, weil er ihnen versichert,
Schneewittchen als seine Braut zu ehren.
P: Liebes, so einsam ich weile -
Oh Liebes, wo gehst du nur hin?
Lass mich nicht allein -
Ich folge dir, so warte doch!
Ich weine und ich klage –
Bin traurig, bin so verlor’n.
Schneewittchen, erwach doch!
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Oh Liebes! Komm du zu mir!
Ich bin allein und so verlor’n,
ich bin allein, so ganz ohne dich!
Liebes! So einsam wir weilen,
Oh Liebes, wo gehst du nur hin?
Lass uns nicht allein,
wir folgen dir!
So warte doch, wart’ doch auf uns!
Wir weinen und klagen,
sind traurig, sind so verlor’n –
Liebes, so bleib doch!
Schneewittchen, so bleib doch bei uns!
Wir sind allein und so verlor’n – sind so allein, so ganz ohne dich!
Chor: Auch wir sind verloren -
Aus Liebe wird Kälte – Uhh
Wir weinen und klagen! Uhh
P: gesprochen:
Ihr lieben Zwerge!
Mein Wunsch und Begehren,
mein Bitten und Flehn!
Schneewittchen ist tot,
und doch lebt’s in mir!
In meinem Herzen,
so weiss und so rot,
in Weiss liegt es da.
Als Braut will ich’s kleiden!
Für immer und ewig.
Zwerge: Nicht Gold und nicht Geld,
nicht Macht und nicht Ruhm!
Nichts ist uns wert,
Schneewittchen ist alles!
Es bleibt bei uns!
P: Ich werde es lieben,
lieben und kosen!
Wie meine Braut,
Als Mann und als Frauals
Prinzessin und Prinz!
Zwerge: So soll es denn sein!
Schneewittchen sei dein
für immer und ewig
als Mann und als Frau!
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31. Trauermarsch der Zwerge und Schneewittchens Auferstehung
Die Zwerge heben Schneewittchen auf ihre Schultern und tragen es ums Feuer. Ein Zwerg
stolpert bald über einen Stein und Schneewittchen gleitet zu Boden. Es schlägt hart auf.
Erschrocken schauen die Zwerge zu Schneewittchen hinunter. Unerwartet öffnet es sanft
die Augen - die Zwerge sowie der Prinz können das Wunder kaum glauben.
Gleichzeitig findet die Sonne einen Weg durch die Wolken. Schneewittchen erhebt sich
taumelnd. Es spuckt einen Bissen Apfel aus. Alle staunen und können ihre unglaubliche
Freude kaum fassen und verbergen. Schneewittchen aber blickt sie an, als wäre es eben aus
einem Traum erwacht.
32. Freudentanz Schneewittchens
Schneewittchen lacht und beginnt zu tanzen. Die Zwerge und der Prinz umarmen sich
innig. Sogar der 8. Zwerg wagt sich immer näher an die Gruppe heran. Wie gerne möchte
er auch zum Kreis der Zwerge gehören! Nach Schneewittchens Tanz hängen sich alle ein.
Es ertönen Jauchzer und Freudenschreie während sie einen Reigen um das lodernde Feuer
tanzen.
33. Gerechte Strafe
Gleichzeitig zum Tanz um das Feuer erscheinen am Bühnenrand die böse Königin und
Diabolos, gefolgt vom König, dem Jäger und der Dienerschaft. Der 8. Zwerg entdeckt die
böse Königin und Diabolos. Er schleicht sich an sie heran und packt die Königin von hinten,
welche sich verzweifelt wehrt und schreit. Diabolos versucht sie aus den Fängen des 8.
Zwergs zu befreien, doch schon eilen auch die Zwerge herbei und schleppen die Königin
und Diabolos zum Feuer. Sie werfen beide mitten hinein. Todesschreie und wüste
Verwünschungen lassen das Feuer umso mächtiger auflodern. Die Tänzer und Tänzerinnen
in Feuer- und Totenkleidern dramatisieren die Szene zusätzlich. Freude und Tod sehen sich
in die Augen. Ein letztes Aufbäumen der Sterbenden endet mit einem Schrei der Königin.
Chor: Ahh, ahhh, ....
Leiden soll sie!
Brennen soll sie!
Tödliches Feuer und lodernde Flammen!
Leiden soll sie!
Bennen soll sie!
Den Tod hat sie verdient!
Das Schicksal ist gerecht!
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34. Finale
Für einen kurzen Moment herrscht Totenstille. Alle sind sie wie versteinert von den
Ereignissen. Von weitem hört man die Melodie: „So weiss wie Schnee, so rot wie Blut, so
schwarz wie Ebenholz“. Die Mutter von Schneewittchen erscheint als Engel.
Schneewittchen ist nun mitten unter den Zwergen und dem Prinz. Auch der 8. Zwerg gesellt
sich stolz zu ihnen und wird in ihren Kreis aufgenommen. Vom Bühnenrand kommen der
König, der Jäger und alle Bediensteten des Schlosses. Sie bilden einen Halbkreis um
Schneewittchen und den Prinzen, umarmen sie, umarmen sich gegenseitig und auch den 8.
Zwerg. Die Tänzer und Tänzerinnen lassen die Musik und den Gesang zum Hochzeitsfest
werden.
Zu guter Letzt stehen alle vereint vorne am Bühnenrand und singen aus voller Kehle ihre
ganze Freude über den Sieg des Guten über das Böse!
Ende
39
D) Personen
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l E4*;#*$#M)0# (fakultativ)
40
E) Instrumentation
Sinfonische Rockoper SNOWWHITE
Orchester:
Rock Band:
Piccolo
2 Flutes
2 Oboes (Cor Anglais)
2 Clarinets in B
2 Bassoons
4 Horns
3 Trumpets 3
Trombones
Tuba
Guitars:
Acoustic
Lead
Rhythm 1&2
Bass
Piano (doubling Celesta)
Orgel B3, Church Organ
Synthesizer
Drums
Timpani
Percussion:
Bass Drum
Cymbals
Triangle
Tambourine
Military Side Drum
Vibraphone
Glockenspiel
Xylophone
Chimes/Bell Tree
Woodblocks
Tubular Bells
Harp
Strings:
Violin 1
Violin 2
Viola
Cello
Double Bass
Aufführungs- Dauer
150 Min.
(inkl. 41 Pause)
G) Gesamtüberblick Rockoper Schneewittchen
1. Akt
1. Ouverture
2. Erwachen der Stadt
3. Arie: So weiss wie Schnee
4 Rez.1: So zart und fein
5. Tanz 1: Schneewittchens Unschuld
6. Rez. 2: Ist es nicht schön?
7. Gewitter und Tod
8. Arie: Am Grab der Mutter
9. Ankündigung der neuen Hochzeit
10. Rez. 3: Und so geschah es!
11. Chor und Arie: Hochzeit des Königpaars
<?= $%&' ()&'*'+,-'.' </ 0'% &,1 2&' (345.,1' &6 *7.-'. 87.29
13. Rez. 4: Stolz und kalt, bös und eingebildet!
14. Chor: Zwergensong
15. Rez. 5: Dort hinten, hinter den sieben Bergen
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17. Arie: Eifersucht der Königin
18. Arie: List des Jägers
19. Arie: Schneewittchens Flucht
2. Akt
20. Klopfarie
21. Schneewittchen bei den 7 Zwergen
22. Rez. 6: Was machst du hier? Wer bist du so schön?
23. Spiegelszene 2: Flucharie der Königin
24. Tod durch Schnürriemen
25. Erlösung
26. Spiegelszene 3: Aber Schneewittchen hinter den sieben Bergen
27. Tod durch vergifteten Apfel
28. Rezitativ und Arie des Prinzen: Ein Meer voller Tränen
29. Rez. 7: Mit List und Trug, aus Eifersucht und Hass!
30. Arie Prinz und Zwerge: Liebes, so einsam wir weilen
31. Trauermarsch der Zwerge und Schneewittchens Auferstehung
32. Freudentanz Schneewittchen
33. Gerechte Strafe
34. Finale
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H) Grimms Märchen Schneewittchen
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Es war einmal mitten im Winter, und die
Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab.
Da saß eine Königin an einem Fenster, das einen
Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte.
Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte,
stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es
fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das
Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei
sich: Hätt' ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie
Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen!
Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so
weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig
wie Ebenholz und ward darum Schneewittchen
(Schneeweißchen) genannt. Und wie das Kind geboren
war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der
König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau,
aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht
leiden, daß sie an Schönheit von jemand sollte
übertroffen werden. Sie hatte einen wunderbaren
Spiegel wenn sie vor den trat und sich darin beschaute,
sprach sie:
"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
so antwortete der Spiegel:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."
Da war sie zufrieden, denn sie wußte, daß der Spiegel
die Wahrheit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran
und wurde immer schöner, und als es sieben Jahre alt
war, war es so schön, wie der klare Tag und schöner
als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel
fragte:
"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
so antwortete er:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
Aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr."
Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor
Neid. Von Stund an, wenn sie Schneewittchen
erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum - so
haßte sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmut
wuchsen wie ein Unkraut in ihrem Herzen immer
höher, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte.
Da rief sie einen Jäger und sprach: "Bring das Kind
hinaus in den Wald, ich will's nicht mehr vor meinen
Augen sehen. Du sollst es töten und mir Lunge und
Leber zum Wahrzeichen mitbringen." Der Jäger
gehorchte und führte es hinaus, und als er den
Hirschfänger gezogen hatte und Schneewittchens
unschuldiges Herz durchbohren wollte, fing es an zu
weinen und sprach: "Ach, lieber Jäger, laß mir mein
Leben! Ich will in den wilden Wald laufen und
nimmermehr wieder heimkommen." Und weil es gar
so schön war, hatte der Jäger Mitleiden und sprach:
"So lauf hin, du armes Kind!" Die wilden Tiere
werden dich bald gefressen haben, dachte er, und doch
war's ihm, als wäre ein Stein von seinem Herzen
gewälzt, weil er es nicht zu töten brauchte. Und als
gerade ein junger Frischling dahergesprungen kam,
stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus und
brachte sie als Wahrzeichen der Königin mit. Der
Koch mußte sie in Salz kochen, und das boshafte Weib
aß sie auf und meinte, sie hätte Schneewittchens
Lunge und Leber gegessen.
Nun war das arme Kind in dem großen Wald
mutterseelenallein, und ward ihm so angst, daß es alle
Blätter an den Bäumen ansah und nicht wußte, wie es
sich helfen sollte. Da fing es an zu laufen und lief über
die spitzen Steine und durch die Dornen, und die
wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten
ihm nichts. Es lief, so lange nur die Füße noch
fortkonnten, bis es bald Abend werden wollte. Da sah
es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu
ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so
zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da
stand ein weißgedecktes Tischlein mit sieben kleinen
Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner
sieben Messerlein und Gäblelein und sieben
Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein
nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken
darüber gedeckt. Schneewittchen, weil es so hungrig
und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig
Gemüs' und Brot und trank aus jedem Becherlein
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1
einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem alles
wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es
sich in ein Bettchen, aber keins paßte; das eine war zu
lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht
war; und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und
schlief ein.
Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren
von dem Häuslein, das waren die sieben Zwerge, die
in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie
zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell
im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin
gesessen war, denn es stand nicht alles so in der
Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach:
"Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?' Der zweite:
"Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der
dritte: "Wer hat von meinem Brötchen genommen?"
Der vierte: "Wer hat von meinem Gemüschen
gegessen?" Der fünfte: "Wer hat mit meinem
Gäbelchen gestochen?" Der sechste: "Wer hat mit
meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: "Wer
hat aus meinem Becherlein Getrunken?" Dann sah sich
der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine
Delle war, da sprach er: "Wer hat in mein Bettchen
getreten?" Die anderen kamen gelaufen und riefen: "In
meinem hat auch jemand Gelegen!" Der siebente aber,
als er in sein Bett sah, erblickte Schneewittchen, das
lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die
kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung,
holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten
Schneewittchen. "Ei, du mein Gott! Ei, du mein Gott!"
riefen sie, "was ist das Kind so schön!" Und hatten so
große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im
Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber
schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da
war die Nacht herum. Als es Morgen war, erwachte
Schneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah,
erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten:
"Wie heißt du?" - "Ich heiße Schneewittchen,"
antwortete es. "Wie bist du in unser Haus
gekommen?" sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte
es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen
umbringen lassen, der Jäger hätte ihm aber das Leben
geschenkt, und da wär' es gelaufen den ganzen Tag,
bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge
sprachen: "Willst du unsern Haushalt versehen,
kochen, betten, waschen, nähen und stricken, und
willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst
du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen." -
"Jaa, sagte Schneewittchen, "von Herzen gern!" und
blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung.
Morgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und
Gold, abends kamen sie wieder, und da mußte ihr
Essen bereit sein. Den ganzen Tag über war das
Mädchen allein; da warnten es die guten Zwerglein
und sprachen: "Hüte dich vor deiner Stiefmutter, die
wird bald wissen, daß du hier bist; laß ja niemand
herein! Die Königin aber, nachdem sie
Schneewittchens Lunge und Leber glaubte gegessen zu
haben, dachte nicht anders, als sie wäre wieder die
Erste und Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und
sprach:
"Spieglein, Spieglein. an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Da antwortete der Spiegel:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
Aber Schneewittchen über den Bergen
Bei den sieben Zwergen
Ist noch tausendmal schöner als Ihr."
Da erschrak sie, denn sie wußte, daß der Spiegel keine
Unwahrheit sprach, und merkte, daß der Jäger sie
betrogen hatte und Schneewittchen noch am Leben
war. Und da sann und sann sie aufs neue, wie sie es
umbringen wollte; denn so lange sie nicht die Schönste
war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine Ruhe.
Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte
sie sich das Gesicht und kleidete sich wie eine alte
Krämerin und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt
ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen,
klopfte an die Türe und rief: "Schöne Ware feil! feil!"
Schneewittchen guckte zum Fenster hinaus und rief:
"Guten Tag, liebe Frau! Was habt Ihr zu verkaufen?" -
"Gute Ware," antwortete sie, "Schnürriemen von allen
Farben," und holte einen hervor, der aus bunter Seide
geflochten war. Die ehrliche Frau kann ich
hereinlassen, dachte Schneewittchen, riegelte die Türe
auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen.
"Kind," sprach die Alte, "wie du aussiehst! Komm, ich
will dich einmal ordentlich schnüren." Schneewittchen
hatte kein Arg, stellte sich vor sie und ließ sich mit
dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte
schnürte geschwind und schnürte so fest, daß dem
Schneewittchen der Atem verging und es für tot
hinfiel. "Nun bist du die Schönste gewesen," sprach sie
und eilte hinaus. Nicht lange darauf, zur Abendzeit,
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2
kamen die sieben Zwerge nach Haus; aber wie
erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf
der Erde liegen sahen, und es regte und bewegte sich
nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und
weil sie sahen, daß es zu fest geschnürt war, schnitten
sie den Schnürriemen entzwei; da fing es an ein wenig
zu atmen und ward nach und nach wieder lebendig.
Als die Zwerge hörten, was geschehen war, sprachen
sie: "Die alte Krämerfrau war niemand als die gottlose
Königin. Hüte dich und laß keinen Menschen herein,
wenn wir nicht bei dir sind!" Das böse Weib aber, als
es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel
und fragte:
"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Da antwortete er wie sonst:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
Aber Schneewittchen über den Bergen
Bei den sieben Zwergen
Ist noch tausendmal schöner als Ihr."
Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so
erschrak sie, 'denn sie sah wohl, daß Schneewittchen
wieder lebendig geworden war. "Nun aber," sprach
sie," will ich etwas aussinnen, das dich- zugrunde
richten soll," und mit Hexenkünsten, die sie verstand,
machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie
sich und nahm die Gestalt eines anderen alten Weibes
an. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben
Zwergen, klopfte an die Türe und rief: "Gute Ware
feil! feil!" Schneewittchen schaute heraus und sprach:
"Geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen!" -
"Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein," sprach die
Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in
die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, daß es sich
betören ließ und die Türe öffnete. Als sie des Kaufs
einig waren, sprach die Alte: "Nun will ich dich
einmal ordentlich kämmen." Das arme Schneewittchen
dachte an nichts, ließ die Alte gewähren, aber kaum
hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift
darin wirkte und das Mädchen ohne Besinnung
niederfiel. "Du Ausbund von Schönheit," sprach das
boshafte Weib, "jetzt ist's um dich geschehen," und
ging fort. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die
sieben Zwerglein nach Haus kamen. Als sie
Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen,
hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten
nach und fanden den giftigen Kamm. Und kaum hatten
sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder
zu sich und erzählte, was vorgegangen war. Da
warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und
niemand die Türe zu öffnen. Die Königin stellte sich
daheim vor den Spiegel und sprach:
"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Da antwortete er wie vorher:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
Aber Schneewittchen über den Bergen
Bei den sieben Zwergen
Ist noch tausendmal schöner als Ihr."
Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte
sie vor Zorn. ,Schneewittchen soll sterben," rief sie,
"und wenn es mein eigenes Leben kostet!" Darauf ging
sie in eine ganz verborgene, einsame Kammer, wo
niemand hinkam, und machte da einen giftigen,
giftigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit
roten Backen, daß jeder, der ihn erblickte, Lust danach
bekam, aber wer ein Stückchen davon aß, der mußte
sterben. Als der Apfel fertig war, färbte sie sich das
Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau, und so
ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen.
Sie klopfte an. Schneewittchen streckte den Kopf zum
Fenster heraus und sprach: " Ich darf keinen Menschen
einlassen, die sieben Zwerge haben mir's verboten!" -
"Mir auch recht," antwortete die Bäuerin, "meine
Äpfel will ich schon loswerden. Da, einen will ich dir
schenken." - "Nein," sprach Schneewittchen, "ich darf
nichts annehmen!" - "Fürchtest du dich vor Gift?"
sprach die Alte, "siehst du, da schneide ich den Apfel
in zwei Teile; den roten Backen iß, den weißen will
ich essen " Der Apfel war aber so künstlich gemacht,
daß der rote Backen allein vergiftet war.
Schneewittchen lusterte den schönen Apfel an, und als
es sah, daß die Bäuerin davon aß, so konnte es nicht
länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und
nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen
Bissen davon im Mund, so fiel es tot zur Erde nieder.
Da betrachtete es die Königin mit grausigen Blicken
und lachte überlaut und sprach: "Weiß wie Schnee, rot
wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich
die Zwerge nicht wieder erwecken." Und als sie
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daheim den Spiegel befragte:
"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
so antwortete er endlich:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."
Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein
neidisches Herz Ruhe haben kann.
Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen,
fanden Schneewittchen auf der Erde liegen, und es
ging kein Atem mehr aus seinem Mund, und es war
tot. Sie hoben es auf suchten, ob sie was Giftiges
fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare,
wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles
nichts; das liebe Kind war tot und blieb tot. Sie legten
es auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran
und beweinten es und weinten drei Tage lang. Da
wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus
wie ein lebender Mensch und hatte noch seine
schönen, roten Backen. Sie sprachen: "Das können wir
nicht in die schwarze Erde versenken," und ließen
einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, daß man
es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein und
schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen
darauf und daß es eine Königstochter wäre. Dann
setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg, und einer
von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn. Und
die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen,
erst eine Eule dann ein Rabe. zuletzt ein Täubchen.
Nun lag Schneewittchen lange, lange Zeit in dem Sarg
und verweste nicht, sondern sah aus, als wenn es
schliefe, denn es war noch so weiß wie Schnee, so rot
wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es
geschah aber, daß ein Königssohn in den Wald geriet
und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er
sah auf dem Berg den Sarg und das schöne
Schneewittchen darin und las, was mit goldenen
Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu
den Zwergen: "Laßt mir den Sarg, ich will euch geben,
was ihr dafür haben wollt " Aber die Zwerge
antworteten: "Wir geben ihn nicht für alles Gold in der
Welt." Da sprach er: "So schenkt mir ihn, denn ich
kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen, ich
will es ehren und hochachten wie mein Liebstes." Wie
er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleid
mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ
ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern
forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch
stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige
Apfelgrütz, den Schneewittchen abgebissen hatte, aus
dem Hals. Und nicht lange, so öffnete es die Augen,
hob den Deckel vom Sarg in die Höhe und richtete
sich auf und war wieder lebendig. "Ach Gott, wo bin
ich?" rief es. Der Königssohn sagte voll Freude: "Du
bist bei mir," und erzählte, was sich zugetragen hatte,
und sprach: "Ich habe dich lieber als alles auf der
Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloß, du
sollst meine Gemahlin werden." Da war ihm
Schneewittchen gut und ging mit ihm, und ihre
Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit
angeordnet. Zu dem Feste wurde aber auch
Schneewittchens gottlose Stiefmutter eingeladen. Wie
sie sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, trat
sie vor den Spiegel und sprach:
"Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Der Spiegel antwortete:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
Aber die junge Königin ist noch tausendmal schöner
als Ihr."
Da stieß das böse Weib einen Fluch aus, und ward ihr
so angst, so angst, daß sie sich nicht zu lassen wußte.
Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen,
doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort und die
junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte
sie Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken
stand sie da und konnte sich nicht regen. Aber es
waren schon eiserne Pantoffel über Kohlenfeuer
gestellt und wurden mit Zangen hereingetragen und
vor sie hingestellt. Da mußte sie in die rotglühenden
Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde
fiel.
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LIBRETTO