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Aus Geschichte und Gegenwart<br />
E<br />
Links: Auszug aus der Katasterkarte<br />
von 1811, Section O.<br />
Am Büchel liegt das Haus C 52 bzw. das<br />
Haus mit der Kataster-Nr. 709 (E). Im<br />
Anschluss an das nach hinten langgezogene<br />
Haus schließt sich der Garten mit<br />
der Kataster-Nr. 710 (F) an, der bis<br />
zur heutigen Hamtorstraße reicht. Bei<br />
diesem Haus- und Grundbesitz handelt<br />
es sich um das Eigentum des Bäckers,<br />
Brauers und Wirtes Heinrich Kamper,<br />
das er 1833 verkauft, um in das Haus an<br />
der „Violengasse“ zu ziehen.<br />
50<br />
F<br />
Deren Tochter Margaretha Rösgen<br />
(geb. 1782) heiratete 1803 den Witwer<br />
Heinrich Kamper, Bäcker und Wirt auf<br />
dem Büchel im Haus C 52. Als ihr Vater<br />
Simon Rösgen 18<strong>32</strong> verstarb, kam es zu<br />
einer Erbauseinandersetzung, in deren<br />
Folge Heinrich Kamper in den Besitz des<br />
Hauses an der Ecke Michaelstraße / Hamtorstraße<br />
gelangte. Allerdings waren auch<br />
Geschwister seiner Ehefrau und deren<br />
Ehepartner bei dieser Erbteilung zu berücksichtigen.<br />
Deshalb musste Heinrich Kamper erst<br />
sein Haus C 52 auf dem Büchel verkaufen,<br />
bestehend aus dem Wohnhaus, Hof, Backhaus,<br />
Brauhaus und Garten, der bis an<br />
die Hamtorstraße reichte. Den Erlös des<br />
Hausverkaufes an den Wirt und Bäcker<br />
Anton Weger, der am 4. April 1833 erfolgte,<br />
musste er mit seinem Schwager, dem<br />
Düsseldorfer Gastwirt Gerhard von der<br />
Beck, Ehemann seiner Schwester Catharina<br />
Kamper, teilen. Da das Haus am Büchel<br />
zudem mit einer Schuldsumme belastet<br />
war (u. a. mit 1230 Talern bei der Neusser<br />
Hospitalverwaltung), blieben ihm aus dem<br />
Erlös des Verkaufes lediglich 539 Taler.<br />
Aus dem Erbe des Schwiegervaters, bestehend<br />
aus zwei nebeneinanderliegenden<br />
Häusern an der Michaelstraße / Hamtorstraße,<br />
einem Garten am Erftkanal, einem<br />
Kohlenplatz an der Bergheimer Straße<br />
sowie sechs Parzellen Ackerland mit einer<br />
Fläche von insgesamt 12 ½ Morgen,<br />
konnte er bei der Versteigerung zum Zwecke<br />
der Erbteilung das Haus am „Violengässchen“,<br />
bestehend aus dem Haus, Stallung,<br />
Scheune und Garten, erwerben. Die Versteigerung<br />
der Immobilien der verstorbenen<br />
Eheleute Simon Rösgen und Elisabeth<br />
Küppers war am 13. September 18<strong>32</strong> in<br />
dem Haus C 52 auf dem Büchel, im Hause<br />
von Heinrich Kamper, erfolgt. Heinrich<br />
Kamper verlagerte also seine Wohnstätte<br />
samt Bäckerei und Gaststätte vom Büchel<br />
auf die Hamtorstraße.<br />
Warum er diesen Wechsel von Wohnund<br />
Arbeitsstätte tätigte, lässt sich nur<br />
erahnen. War ihm die Konkurrenz der naheliegenden<br />
Bäcker, Brauer und Gastwirte<br />
auf dem Hauptstraßenzug zu groß, so dass<br />
er sich nach einer lukrativeren Verdienstmöglichkeit<br />
umgesehen hatte, oder wechselte<br />
er sein Domizil, weil er nach Verkauf<br />
des belasteten Hauses am Büchel, das ihm<br />
auch nur zur Hälfte gehört hatte, nunmehr<br />
alleiniger Eigentümer von Wohn- und Arbeitsstätte<br />
war?<br />
Allerdings kam ein besonderes Manko<br />
auf ihn zu, und das wird er vor dem Erwerb<br />
des neuen Hauses gewusst haben:<br />
Wenn man vom Büchel die Neustraße hinunterging,<br />
stieß man – wie auch heute<br />
– auf die Michaelstraße bzw. Hamtorstraße.<br />
Wollte man von dort aus aber weiter<br />
in Richtung Hamtorwall und Stadtgraben<br />
gehen, konnte man an dem ehemaligen<br />
Haus des Simon Rösgen vorbei nur durch<br />
eine sehr schmale Gasse dorthin gelangen.<br />
Diesen Zustand wollten die Stadtverantwortlichen<br />
ändern, um einen verbreiterten<br />
Zugang in Richtung auf die zukünftige<br />
Stadterweiterung zu schaffen – die spätere<br />
Kanalstraße. Zu diesem Zweck kaufte<br />
die Stadt Neuss dem neuen Eigentümer<br />
Heinrich Kamper einen Teil seines Grundstücks<br />
ab, was für Kamper weitreichende<br />
Folgen hatte.<br />
Am 19. Februar 1834 schloss die Stadt<br />
Neuss, vertreten durch Bürgermeister<br />
Carl Conrad Loerick, aufgrund eines Beschlusses<br />
des Stadtrates vom 4. Oktober<br />
1833 mit Heinrich Kamper einen Kaufvertrag<br />
ab, indem dieser einen Flächenraum<br />
von 22 Ruthen 18 Fuß nach Magdeburger<br />
Maß an die Stadt Neuss abtrat, und zwar<br />
einen Teil seines Hauses sowie die dahinter<br />
liegende Scheune und des Gartens für<br />
den Kaufpreis von 975 Talern. Mit diesem<br />
Kaufvertrag verpflichtete sich Kamper allerdings,<br />
einen Teil seines Hauses sowie<br />
die Scheune niederzulegen, wobei das<br />
Abbruchmaterial Eigentum des Verkäufers<br />
blieb. Gleichzeitig wurde Kamper verpflichtet,<br />
die Seitengiebel seines verkleinerten<br />
Hauses auf eigene Kosten wieder<br />
aufzubauen.<br />
Damit war die recht große Wohnanlage,<br />
die wohl auch als landwirtschaftlicher<br />
Betrieb genutzt worden war, wie die verkauften<br />
Ackerflächen bezeugen, drastisch<br />
Links: Das Glasfenster in der heutigen<br />
Gaststätte zeigt das traufständig zur<br />
Neustraße hin stehende Haus mit der<br />
Inschrift „Gastwirtschaft Heinrich Müller“.<br />
Es zeigt den Zustand nach 1896, da der<br />
im Anschluss entstandene Neubau bereits<br />
erkennbar ist.