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Thomas Baumann, unser Gildesonnenkönig<br />
„Arrancada de pétalos ...– quiero o no quiero“<br />
Thomas Baumann, unser Gildesonnenkönig<br />
Entscheidung erst in letzter Minute – aber auf Anhieb erfolgreich<br />
Manchmal denkt Thomas spanisch. Viele Worte dieser lebhaften und expressiven Sprache<br />
sprudeln förmlich aus ihm heraus. Das Verstehen ist nahe dem Nullpunkt, aber viel Lebensfreude<br />
erfüllt den Zuhörer. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Realität und seinen<br />
Träumen, Wünschen und Ansprüchen. Um im Bild zu bleiben: Thomas muss ein Gericht<br />
servieren, welches noch nicht fertig abgeschmeckt und nicht perfekt angerichtet ist, aber an<br />
den Gast ausgegeben werden muss.<br />
Thomas ist Koch.<br />
Koch mit Leib und Seele. Künstler für<br />
den Gaumen und die Augen. Getrieben<br />
von seinen eigenen Ansprüchen, gehetzt<br />
von den Preisen der Zutaten im Großmarkt.<br />
Selten darf er seinen Ideen freien<br />
Lauf lassen, oft wird er in das Korsett der<br />
Möglichkeiten gepresst. Thomas will den<br />
Spagat schaffen. Täglich, immer wieder.<br />
Immer wieder anders.<br />
Thomas ist Oberleutnant.<br />
Er ist Oberleutnant der Flimmflämmkes.<br />
Ein großer Zug. Ein Zug über zwei Generationen.<br />
Ein Zug voller kreativer Ideen.<br />
Ein unbändiger Zug. Zumindest manchmal.<br />
Thomas als (Löwen-)bändiger? Nein,<br />
er sieht sich als Teil der Chargierten, als<br />
Teil aller Flimmflämmkes. Als Klammer.<br />
Thomas ist Baumann.<br />
Jenseits des Bahnhofs ist er aufgewachsen.<br />
Das Schützenfest der Stadt war<br />
seine Heimat. Vorgelebt wurde ihm diese<br />
Gemeinschaft von seinen Eltern Inge und<br />
Werner und dem Schützenlustzug (leider)<br />
KaJuNo (Katholische Jugend Nordstadt).<br />
Schon früh wurden er und seine Schwester<br />
Alexandra an die Gepflogenheiten des<br />
Schützenfestes herangeführt. Die Begeisterung<br />
sprang über. Früh fand er über<br />
seinen Onkel Thomas Pauls, ehemaliger<br />
Hauptmann der Gilde, seinen Weg zu den<br />
Knappen und schließlich zu den Flimmflämmkes.<br />
Thomas ist Papa. Aus seiner Ehe bringt<br />
er seine Tochter Chiara und seinen Sohn<br />
Miguel mit. Miguel teilt das Hobby Fußball<br />
mit seinem Vater. Chiara reitet leidenschaftlich<br />
gern. Sie brachte Thomas auf s<br />
Pferd. Seine Partnerin Silvia bringt Tochter<br />
Nele mit in die königliche Familie.<br />
Zeit, die Gedanken zu sortieren und zu<br />
ordnen. Zeit, Zeit zu finden.<br />
Beim späten Frühstück hatte Thomas<br />
noch keine Ambitionen, im Wettstreit um<br />
die Würde des Gildekönigs mitzuschießen.<br />
Es handelte sich um sein Geburtstagsfrühstück.<br />
Selbst seine Partnerin Silvia<br />
und seine Kinder waren ahnungslos.<br />
Geburtstag feiern – okay. Das kam hin. Etwas<br />
mehr als sonst feiern. Kein Problem.<br />
Doch es sollte anders kommen.<br />
Oben: Thomas lässt sich im privaten<br />
Kreis feiern.<br />
Links:<br />
Beim Königsempfang<br />
im Restaurant<br />
„Davids<br />
im Engels“<br />
zeichnet Major<br />
Stefan Schomburg<br />
auch die<br />
Königin Silvia<br />
aus.<br />
Scheibendamm. Ausgelassene Stimmung.<br />
Endlich. Endlich jeht dat Trömmelche<br />
mal weer. Es darf wieder geschossen<br />
werden. In großer Gemeinschaft, mit der<br />
ganzen Gilde.<br />
Ernüchterung. Kein Kandidat für die<br />
höchste Repräsentanz im Korps. Geht<br />
nicht, gibt es nicht. Mehr oder weniger laut<br />
nachgedacht hatte Thomas schon manches<br />
Mal. „Nein, jetzt nicht. Noch nicht. Es gibt<br />
bessere Momente“, hatte Thomas dann abgewiegelt<br />
und seinen Wunsch ganz klein<br />
gehalten. Jetzt kam er wieder hoch, aber<br />
es war der falsche Augenblick. „Nein, jetzt<br />
nicht. Ich kann doch meinen Zug nicht<br />
im Stich lassen. Ich bin doch gerade erst<br />
Oberleutnant geworden. Und dann tauche<br />
ich als König ab.“ Anspruch und Wirklichkeit.<br />
Immer alles geben. Für möglichst<br />
alle da sein. Es richtig machen. „Doch,<br />
das geht. Gerade jetzt“, melden sich seine<br />
Zweifel. „Schieß drauf. Genau heute. Feiere<br />
mit deiner Familie, besonders mit und<br />
zu Ehren deines Vaters.“ Emotional hinund<br />
hergerissen versuchte Thomas klare<br />
Gedanken zu fassen.<br />
Durch zwei weitere Mit-Königsbewerber<br />
wurde Thomas bestärkt, trat an die<br />
Stange und erzielte mit der alten Scheibenbüchse<br />
das beste Ergebnis der drei Bewerber.<br />
Der neue Gildekönig heißt Thomas<br />
III.<br />
Später gefragt, wacht er ungefähr dann<br />
auf und realisiert, was geschehen ist, als<br />
er gefleddert wird. Seine silbernen Schulterklappen<br />
werden entfernt und durch die<br />
Schulterklappen mit Krone ersetzt. Glückwünsche<br />
und Fotos folgen. Unser König<br />
hat auf Fotos schon besser ausgesehen.<br />
Sein Gesicht ist vom sehr persönlichen<br />
Kampf gezeichnet. Die Freude muss sich<br />
noch den Weg nach außen suchen.<br />
So unentschieden wie das Gildeschießen<br />
begonnen hatte, so unentschieden<br />
begann das Königssjahr von Thomas. Die<br />
Musik spielte auf, der Rückmarsch sollte<br />
beginnen. Der Wetterbericht blies den<br />
geordneten Rückmarsch vom Tisch. Wir<br />
blieben. Erst spät am Abend wagte sich<br />
eine kleine Gruppe mit unserem König auf<br />
den Weg zum Gildelokal, zum Drusushof.<br />
Die Party war vom Sturm weggeweht. Von<br />
nur wenigen Gratulanten, aber dafür umso<br />
herzlicher, wurde Thomas begrüßt, darunter<br />
waren natürlich seine Partnerin Silvia<br />
und seine Eltern. Spät begann ein noch<br />
späterer Abend.<br />
Nachtschwärmer werden später berichten,<br />
dass Thomas mit seinem Vater<br />
noch im Morgengrauen um die Häuser<br />
zog. Die passenden Fotos dazu wurden<br />
vorsorglich gelöscht.<br />
Thomas kann es: Gildekönig - Koch -<br />
Oberleutnant - Papa. Und immer ein Baumann.<br />
Thomas Torka<br />
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