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Druidenstein_26_Final

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und politische Gruppierungen sich dieser Werte und Denkweise in den dreißiger und vierziger

Jahre des letzten Jahrhunderts zunutze gemacht hatten. Und wohin sie geführt hatten.

Melinda-Fee schaute nach den Stallungen für die vierbeinigen Heimkehrer, dem kleinen

Herdfeuer und den Fensterläden in der Druidenhütte. Die schadhafte Stelle am Zaun hatte

Nanuu bereits repariert. Den Stall für das Federvieh ebenfalls, denn immer mehr Füchse

streiften hier nachts durch die Gegend. Auch das große Feuer in der Höhle vergaß sie nicht,

denn das offene Lagerfeuer draußen mit dem grossen Kessel darüber befand sich gewissermaßen

bereits im Kampf mit den Elementen, weil der Regen den Flammen zu schaffen

machte, jedenfalls an den Rändern der Feuerstelle.

Dort in der Höhle hatte sie bereits trockene Sachen und einen dicken Mantel für Angus an

einer Art Wäscheleine aufgehängt. Das Seil war aufgespannt zwischen zwei Felsvorsprüngen,

gehalten von ein paar Ösen und an den Enden mit Steinen beschwert. Ihr Onkel John -

Angus würde dies wohl zu schätzen wissen, denn völlig durchnässt würde er hoffentlich bald

zu ihnen finden. Sie freute sich so sehr auf ihn, der ihr väterlicher Freund und spirituelles

Vorbild gleichermaßen war.

Merkwürdige flirrende Schatten warfen diese Kleider an die Höhlenwände, und einen kurzen

Moment fragte sich Fee, ob die Schatten

nicht auch irgendeine Art Wirklichkeit

darstellten, die Kleidersachen aber

die unmittelbare Wirklichkeit ?… Ob sich

Hildegard von Bingen auch mit Platons

Höhlengleichnis auseinandergesetzt hatte?

Wenn sie Hildegard von Bingen doch

jetzt einfach nur fragen könnte! Andererseits

war es im Moment auch irgendwie

egal, wenn nur ihr Onkel bald zurückkommen

würde, dies war die situative

und relevante Wirklichkeit hier und jetzt.

Sie merkte, dass sie besser erdverbunden

oder geerdet sein wollte, und weniger als

Luftikus mit dem Element Luft verbunden, denn das fiel ihr sowieso leicht.

Außerdem beschäftigte sie die Geschichte mit den Wölfen oder dem Wolf mehr als ihr lieb

war. Insgeheim war sie froh, an diesem Abend nicht allein zu sein. Sie fühlte sich einfach

müde nach dem langen Tag und wollte nur noch warm und geborgen am Höhlenfeuer einschlafen,

zusammen mit den beiden anderen, und nicht allein in ihrem Baumhaus.

Mit einem stillen sehnsuchtsvollen Seufzer sank sie auf die Knie und stocherte mit einem

langen Stock in der Asche herum, um Platz zu schaffen für frische Zugluft.

Dann ging sie wieder nach draußen, setzte sich zu Nanuu ans Feuer, der plötzlich nach langem

Schweigen sagte: „Ich glaube ich habe einen gemeinsamen Nenner gefunden! Alles

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