Druidenstein_26_Final
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Und er würde gute, neue Freunde gebrauchen können, ja vielleicht Seelenverwandte.
Dabei war ihm demütig bewusst, dass ein Gefühl der Überheblichkeit, des Stolzes oder Selbstüberhöhung
jedweder Form hier völlig fehl am Platze wäre. Ohne inneren und äußeren
Frieden werde man nicht vorankommen können. Trotzdem war ihm jener Gedanke, der
dann kam, auch nicht fremd: Lieber heimlich klug als unheimlich dumm!
Eines der Lektionen, die er von Angus gelernt hatte, war dies:
Schattengeister versuchten manchmal, dich aus lichtvollen inneren Landen zurückzuziehen
in ihre Schattenwelten, wo machtvolle Drachen der Elemente hausten und die wertvollen
Schätze von Weisheit, innerem Frieden und Liebe bewachten.
Geschickt verpackt und getarnt in hochtrabenden Gedanken, die nur zur eigenen Selbstüberhöhung
beitrugen – eine ständige Herausforderung und lästige Begleiter von Selbsterkenntnisprozessen
sei das. Aber das mache am Ende auch Sinn.
Und dabei bedienten sie sich gern aller Spielarten von Macht – oder Allmachtsphantasien,
dem Stolz und Ängsten der Menschen, dem Streben sich „überlegen“ zu fühlen. Also waren
diese Drachen Teile von uns selbst, und nicht irgendwelche „Hungry Ghosts“ wie im Buddhismus
oft Dämonen genannt wurden.
„Demut sei hier die rechte Medizin, sowie Respekt vor dem oft einfachen, aber arbeitsreichen
Leben der Leute, die sehr oft das Herz am richtigen Fleck tragen würden, wenn man
denn auch bereit sei, dies wahrzunehmen“, pflegte Angus zu sagen.
Der Druide hatte diesen Phänomenen den Namen
„Spiritual Traps“ gegeben, wenn er das
richtig verstanden hatte, nicht ohne den Hinweis,
dass diese „Fallen“ oder Versuchungen
eben genau auch Teil der Prüfungen und Initiationen
seien, die uns von der geistigen Welt
auferlegt würden. Und das sei paradoxerweise
gerade darum der Fall, weil das Göttliche, oder
The „Great Spirit“ wie Angus das umschrieb,
uns eben liebte. Sonst würden „die“ sich ja gar
nicht erst die Arbeit machen. Letzteres äußerte
der Druide zuweilen dann, wenn die letzten
Ringe aus Rauch seine Pfeife Richtung Baumkronen
verließen, und es somit an der Zeit war, sich neu seine Pfeife zu stopfen.
Schattengeister versuchten
manchmal, dich aus lichtvollen
inneren Landen zurückzuziehen
in ihre Schattenwelten...
Sein einstiger Lieblingsdenker Nietzsche schien diesen Schatten damals zu seiner Zeit nicht
gewachsen gewesen zu sein, denn für diesen Wahrheitssucher war der Mensch „ein Seil, geknüpft
zwischen Tier und Übermensch - ein Seil über einem Abgrunde.“ Er war am Ende seines
Lebens, des Kämpfens um sein Bild vom Menschsein müde, umnachtet und in Agonie in
eben diesen Abgrund geraten, wohl der Erde treu geblieben.“ Was immer das in seiner Zeit
geheißen hatte“, dachte Nanuu. Seine Brüder hatte er beschworen, der Erde treu zu bleiben
und denen nicht zu glauben, welche von überirdischen Hoffnungen sprachen.
So weit, so gut, aber der ganze Kontext dieser Schlussfolgerung schien Nanuu irgendwie aus
der Zeit gefallen, antiquiert und nicht ungefährlich, wenn man wusste, welche Strömungen
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