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Druidenstein_26_Final

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bzw. über dem Kopf interpretiert Maier als Mistelblätter,

von denen wir aus historischen Quellen wissen,

dass sie den Druiden heilig waren. Maier ist der

Meinung, dass die keltischen Druiden aus dem Adel

stammten. Das erklärt, warum ein Druide auch ein

Schwert und ein Schild tragen konnte, wie der Keltenfürst

vom Glauberg.

Aus neodruidischer

Sicht erinnern die

Zeichnungen auf

den Augenbrauen

und der Stirn an die

strahlenden Brauen

von Taliesin und

der Anhänger an

der Halskette an

das Awen-Symbol.

Was diese Theorie

so interessant

macht, ist die Tatsache,

dass dieses

Bild aus der Zeit

der Druiden selbst

stammt und nicht

auf einer Imagination

aus einer

weit späteren Zeit

beruht, wie die

von Conrad Celtis.

Blatt- oder Federkronen

wie die

beim Keltenfürst,

finden wir auch bei

anderen indigenen

Kulturen und werden

heute noch von

Schamanen getragen.

In einer etwas

späteren Zeit beschreibt der römische Geschichtsschreiber

Plinius der Ältere (23/24 – 79) einen Kopfschmuck

namens Blumenkrone, Corolla, in der Form

eines kleinen Reifs oder einer Krone. Sie hat meist

eine zeremonielle Bedeutung und repräsentiert Sieg

oder Autorität (Plinius in Naturalis Historia). In der

Antike wurden Kränze aus Ästen und Zweigen von

Bäumen von den Siegern in heiligen Wettkämpfen

getragen. Corollae werden auch von Neodruiden getragen,

wie die folgende Abbildung des Großdruiden

des Bretonischen Gorsedds zeigt, der eine Krone aus

Mistelzweigen trägt.

Welche Schlussfolgerungen können aus diesen Erkenntnissen

für das moderne Druidentum gezogen

werden? Den meisten mit der Materie vertrauten

Druiden heute dürfte klar sein, dass die weiße Robe

wahrscheinlich nicht den historischen Tatsachen

entspricht. Nichts destotrotz weist sie den Träger

und Trägerin als Zelebrantin oder Angehörige eines

Druidenordens aus und versetzt diesen selbst in das

notwendige Bewusstsein für druidisches Ritual, ohne

dabei übertrieben protzig zu wirken. Die Krone hat

auch ihren schamanischen

Wert, birgt aber

das Problem, dass diese

als Statussymbol

betrachten werden

kann, die insbesondere

im OBOD nicht geschätzt

werden, da die

Gleichheit aller Mitglieder

über alle Grade

hinweg in der Ordenskultur

gelebt wird. Es

ist sicher ein schmaler

Grat zwischen schamanischer

Notwendigkeit

und dezenter

Unterscheidung von

Amtsträgern auf der

einen Seite und übermäßiger

Statussymbole

auf der anderen.

Mit etwas Kreativität

könnten Blattkronen

gestalten werden, die

Teil phantasievoller

Kleidung für Rituale

und die Partys danach

sind, wo die Devise

gilt, dass das Tragen

von übertrieben auffälliger

und flippiger

Kleidung unbedingt

erlaubt ist. Die letzte

Grand Druid Breton Gorsedd

Möglichkeit scheint

mir am sympathischsten zu sein.für, dass man sich

die Druiden der Antike vorstellen kann wie den Keltenfürsten

vom Glauberg (Bernhard Maier, Die Druiden).

Text: Stefan Kaiser

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