13.07.2013 Views

Opmerking - Pragma ADE

Opmerking - Pragma ADE

Opmerking - Pragma ADE

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Darf Kunst nur in dem Land heimisch sein, in dem sie entstand?<br />

Die Welt, 30.11.1992<br />

Was hinter dem Schlagwort vom kulturellen Ausverkauf der Dritten Welt steht.<br />

1 1 In Zürich wurde tibetische Kunst versteigert. Dabei erzielte ein Thangka, ein buddhistisches Me-<br />

2 ditationsbild, mit 265 000 Schweizer Franken einen ≫Weltrekord≪. Da ist der Vorwurf des Ausver-<br />

3 kaufs und der Spekulation mit den kulturellen Zeugnissen, in denen sich die Identität der Dritten<br />

4 Welt manifestiere, schnell zur Hand. Deshalb war es auch kein Zufall, daß vor dem Auktionslokal<br />

5 entsprechende Flugblätter verteilt wurden.<br />

2 6 Lebten wir in einer friedlichen Welt, könnte man sich auf die Behauptung einlassen, daß Kunstwerke<br />

7 dort bewahrt werden sollten, wo sie entstanden sind. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus.<br />

8 Und Tibet, von den Chinesen besetzt, ist nur ein Beispiel dafür, da die Besetzer die autochthone<br />

9 Kultur, die zu einem wichtigen Teil mit dem tantrischen Buddhismus verbunden ist, zu zerstören<br />

10 trachten, um das Land zu sinisieren. Der Dalai Lama hat deshalb einmal bei einer Ausstellung<br />

11 tibetischer Kunst in Deutschland ausdrücklich dafür gedankt, daß diese Werke außerhalb ihres<br />

12 Herkunftslandes bewahrt, gepflegt und geachtet würden.<br />

3 13 Das gilt nicht nur für Tibet und nicht nur heute. Die Kulturrevolution im kommunistischen China<br />

14 richtete sich auch gegen die traditionelle Kultur. Die ethnischen Säuberungen der Serben zielen<br />

15 auf die ≫Reinigung≪ des Landes von allem ≫Nicht--Serbischen≪, kulturelle Zeugnisse inbegriffen.<br />

16 Längst hat auch der Islam — weitab von der Toleranz in Andalusien vor dem 15.Jahrhundert —<br />

17 jegliche Duldsamkeit aufgegeben, wie der Fall Rushdie belegt.<br />

4 18 Die Nationalkulturen sind, das lehren Vergangenheit wie Gegenwart, oftmals nur außerhalb des<br />

19 Territoriums dieser Nation zu bewahren. Und wesentliche Teile des Weltkulturerbes wären verloren,<br />

20 wenn die Großen und kleinen Museen, aber auch die privaten Sammler in ≫fremden≪ Ländern sie<br />

21 nicht geschätzt und geschützt hätten. Das wird bei allen Aktivitäten der Unesco, die auf die<br />

22 Rückerstattung von Kulturgütern zielen, leicht vergessen.<br />

examen<br />

toelichting<br />

vragen<br />

antwoorden<br />

Duits 1995–1 VWO ◭ ◭ ◮ ◮

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!