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Opmerking - Pragma ADE

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Falsch verstandene Risiken<br />

Die Zeit, 28.12.1990<br />

1 1 Die ärgsten statistischen Sünden begehen die Medien bei Nachrichten aus der Wissenschaft. Das<br />

2 liegt freilich nicht nur an den Journalisten. Mit wissenschaftlichen Berichten ist es wie mit Ge-<br />

3 brauchsanweisungen: Man muß besonders gründlich das Kleingedruckte studieren. Kleingedruckt<br />

4 ist oft gerade der wichtigste Parameter für die Auswertung eines Forschungsergebnisses, die<br />

5 gewöhnlich mit P bezeichnete Wahrscheinlichkeit dafür, daß sich das Versuchsresultat auch aus<br />

6 reinem Zufall hätte einstellen können. P muß eine möglichst kleine Zahl sein. Fehlt ihre Angabe in<br />

7 einer Originalarbeit oder in einer Agenturmeldung aus der Wissenschaft, sollte ein Journalist die<br />

8 Finger davonlassen.<br />

2 9 Leute, die es für unbequem halten, folgerichtig zu denken, haben die Statistik in einen schlechten<br />

10 Ruf gebracht, den diese Wissenschaft nicht verdient. Nur die Statistik liefert das Werkzeug, mit<br />

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dem wir Gesetzmäßigkeiten der Natur zutage fördern und drohende Gefahren rechtzeitig erkennen<br />

können. Deshalb sollte jeder, der sich anschickt, die Öffentlichkeit zu unterrichten, ob Journa-<br />

13 list oder Politiker, zumindest die Grundregeln der Statistik beherrschen. Dann fände so manche<br />

14 Desinformation nicht statt, und viel Polemik, die sich auf angeblich wissenschaftliche Fakten be-<br />

15 ruft, käme gar nicht erst auf, weil ihre Unhaltbarkeit schon an der Quelle ihrer Verbreitung erkannt<br />

16 würde, in der Redaktion.<br />

3 17 Desinformation kommt auf vielen Wegen in die Zeitung oder ins Fernsehen und somit in unsere<br />

18 Köpfe. Ein besonders tückischer Pfad ist sprachlicher Natur: der ≫Immermehrismus≪, ein Trick,<br />

19 dessen sich Nachrichtenverbreiter bedienen, um zumeist aus der Luft gegriffenen Behauptungen<br />

20 ein quasistatistisches Mäntelchen umzuhängen.<br />

4 21 Diese sprachliche Gaukelei beginnt in der Regel mit Worten wie ≫Immer mehr≪ oder ≫Immer<br />

22 häufiger≪. Unlängst war in einem Bericht über einen Medizinerkongreß zu lesen: ≫Immer mehr<br />

23 Menschen leiden unter Allergien.≪ Da die Weltbevölkerung ständig zunimmt, ist zu vermuten, daß<br />

24 die Aussage stimmt. Doch so war sie nicht gemeint. Sie sollte suggerieren, daß die Rate der Al-<br />

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lergieerkrankungen in der Bundesrepublik ansteigt. Das aber entbehrt jeglichen Beweises. Selbst<br />

wenn die Ärzte eine Zunahme von Allergieleidenden in ihren Praxen registrieren sollten, wäre<br />

examen<br />

toelichting<br />

vragen<br />

antwoorden<br />

Duits 1995–1 VWO ◭ ◭ ◮ ◮

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