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Opmerking - Pragma ADE

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Die käuflichen Spiele<br />

Süddeutsche Zeitung, 8./9.9.1992<br />

1 1 Vielleicht sollte man eine abschließende Betrachtung über diese Olympischen Spiele in zwei Ab-<br />

2 teilungen gliedern, der Ehrlichkeit halber. In der ersten Abteilung kämen wir dann nicht um das<br />

3 Bekenntnis herum, daß wir, daß im Durchschnitt 6,7 Millionen deutsche Zuschauer in diesen zwei<br />

4 Wochen bestimmt 60 Stunden vor den Fernsehgeräten gesessen haben, und das kaum, weil wir die<br />

5 Darbietungen besonders langweilig gefunden hätten: Wahr ist, daß in Barcelona die Auerbach--<br />

6 Salti noch verschraubter, die Abgänge vom Reck noch tollkühner gesprungen wurden als je zuvor;<br />

7 und wer bei den witzigen Paßbällen, die der Basketballspieler Johnson hinter seinem Rücken zum<br />

8 Kollegen Jordan zaubert, nicht in Begeisterung ausbricht, dem fehlt leider eine wichtige Antenne<br />

9 zur Registrierung der unterhaltsamsten menschlichen Fertigkeiten.<br />

2 10 Es folgt nun die zweite Abteilung mit der Erörterung der Frage, warum dieses spanische Olympia ei-<br />

11 nen noch unangenehmeren Nachgeschmack hinterlassen wird, als das den Spielen in Seoul gelungen<br />

12 ist oder denen in Los Angeles, von den jüngsten Winter--Olympiaden ganz zu schweigen. Natürlich<br />

13 hat das erst einmal mit den Zeiten zu tun, in denen die Nachrichten aus Barcelona mit denen aus<br />

14 der sonstigen Welt zu konkurrieren haben. Eine einzige Viertelstunde im Frühstücksfernsehen, in<br />

15 der zuerst die ermordeten bosnischen Babys gezeigt werden, bevor, genauso ernsthaft, mit dem<br />

16 zuständigen Sportwart die ≫katastrophale Leistung≪ der deutschen Leichtathleten diskutiert wird,<br />

17 zeigt in der Nußschale die Absurdität einer aus den Fugen und Prioritäten geratenen Welt. Immer-<br />

18 hin, der Olympiakämpfer schießt wenigstens nur auf laufende Scheiben, und wenn er beim Judo<br />

19 verloren hat, schüttelt er seinem Feind die Hand, auch wenn der die Gemeinheit begangen hat, ihn<br />

20 zu besiegen.<br />

3 21 Das Wort Feind ist natürlich provokativ gemeint, ist nicht gerecht, weil auch in Barcelona wieder<br />

22 viele Athleten zu sehen waren, die eine Niederlage beim Zehnkampf fröhlich aushalten, weil sie ja<br />

23 nicht ihre Ehre oder den Sinn des Lebens verloren haben, sondern nur zwei Zehntelsekunden über<br />

24 vierhundert Meter. Es gibt diese Sportler, nur gibt es sie offenbar immer weniger — und die Frage<br />

25 ist nun, ob es beim Beklagen dieser Tatsache nicht ziemlich abwegig wäre, auf einen neuerdings um<br />

26 sich greifenden Charakterdefekt unter modernen Olympioniken einzudreschen. Wenn ein Läufer<br />

27 buchstäblich mit aller Gewalt über zehntausend Meter gewinnen muß, wenn fast jeden Tag ein<br />

examen<br />

toelichting<br />

vragen<br />

antwoorden<br />

Duits 1995–1 VWO ◭ ◭ ◮ ◮

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