KIOSK

Trendguide berichtet hautnah und authentisch über die aufregendsten und schönsten Destinationen, sowie über Brennpunkt-Themen von Geld bis Gesundheit. Praktisch zum Mitnehmen oder online unter kiosk.trendguide.info. Gleich reinschauen und inspirieren lassen.

Trendguide reports up close and authentic about the most exciting and beautiful destinations, as well as focus topics from money to health. Practical to take away or online at kiosk.trendguide.info. Immediately have a look and be inspired.

Aufrufe
vor 9 Jahren

Trendguide Weine & Winzer No 1

  • Text
  • Weine
  • Winzer
  • Weingut
  • Wein
  • Rheingau
  • Rheingauer
  • Zeit
  • Lorch
  • Weinberg
  • Faust

24 ∙ WEINE & WINZER

24 ∙ WEINE & WINZER Butter – aus Überzeugung. Mit jedem neuen oder alternativen Rohstoff verändern sich natürlich auch die Backprozesse. Traditionelles Backen im Handwerk fordert hier zur kreativen Komposition heraus. Allein 25 Backversuche hat Willi Faust beispielsweise unternommen, um die Mehle des Urgetreides zu einem gelungenen und befriedigenden Brot-Ergebnis zu verarbeiten. Gerade in einer Weinregion wie dem Rheingau ist Brot mehr als nur ein Grundnahrungsmittel. Wer dem Dreiklang „Weck, Worscht, Woi“ folgt, weiß ein gutes Brot zu einem ordentlichen Wein sehr zu schätzen. Wenn im Kloster Eberbach zur alljährlichen Weinversteigerung der Hammer fällt, kommen selbst kapitale Tropfen nicht ohne die neutralisierende Wirkung eines ordentlichen Brotes aus. Deshalb wundert es auch nicht, dass Winzer wie Gastromomen gelegentlich ein eigenes Brot backen lassen. Dann entsteht zum Beispiel eine „Klosterkruste“ exklusiv für das Hotel & Restaurant Kloster Johannisberg, oder Kreationen mit Birnen und speziellen Gewürzen, ein „Tiroler Brot“ mit Fenchel, Kümmel und Anis oder halt ein „Caesar“ mit Emmer und Hirse. Einer der Gründe für die Vielfalt von abwechslungsreichen Brotsorten in Deutschland ist die Verfügbarkeit von Weizen, Dinkel und Roggen auf den heimischen Feldern. Hier wachsen die Getreide, die für das Backen so wichtig sind. „Deshalb gibt es in unserem Land auch eine so bedeutsame Mühlenkultur“, verrät uns der 44jährige Back-Profi. „Die nachhaltige ökologische Erzeugung des Mehls hat uns in der Kreation der Brote aus Urgetreiden durchaus bestärkt.“ Lange hat Steffi Faust die Urgetreiden Kamut, Emmer und Einkorn gegoogled, Bücher gewälzt und traditionelle Rezepturen studiert, bis das Konzept für die Brote „Kleopatra“, „Cäsar“ und „Germania“ produktionsreif war. In der „Bohlsener Mühle“, einer Bio- Mühle in Nordrhein-Westfalen, fanden sie schließlich ihren Rohstofflieferanten. Der - das ist die Kehrseite der Medaille - allerdings nur eine begrenzte Menge liefern kann, da nur eingeschränkte Erntemengen zur Verfügung stehen. Urgetreide sind rar. Kann sein, dass es ein paar Wochen lang diese Brote nicht gibt. Und tatsächlich: Wir schreiben gerade das Ende des Juli und die Speicher in der Bohlsener Mühle sind leer. Avisiert ist das Traditionsmehl für Ende August, wenn das Wetter mitspielt vielleicht auch 14 Tage früher. Fausts machen sich nicht nur stark für die handwerkliche Tradition sondern auch für die ökologische und regionale Landwirtschaft. So kommen die Eier für die Produktion von naheliegenden Höfen. Und selbst die Wurst auf den belegten Brötchen stammt von ortsansässigen Metzgern oder aus regionalen Schlachtereien. Nicht weiter als 50 Kilometer um den Betrieb ist Prinzip. Gerade sind die Jungunternehmer auf der Suche nach einem heimischen Bauern, der das not-

LAND & LEUTE wendige Urgetreide anbauen könnte. Das Bekenntnis zur Regionalität gehört zu den moralischen Grundsätzen, nach denen die Familie Faust Handwerk wie Geschäft betreibt. Wenn das dem Verbraucher zu neuen Geschmackserlebnissen verhilft und Charakterbrote mit wirklich alter Tradition erzeugt, dann ist der Zweck nicht nur für Willi und Steffi Faust erfüllt. Auch wenn das Resultat gelegentlich etwas teurer ist! 25

Magazine

Alle Inhalte © Trendguide