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Trendguide Niederrhein Vol. 9

SCHLONZIG IST COOL UND

SCHLONZIG IST COOL UND MACHT GLÜCKLICH Als Kontrapunkt zur kulinarischen Globalisierung begeistert der Trend zur Heimatküche vor allem junge Menschen. Burger-Patties aus Erbsenprotein, aufgepimpte Pommes mit Trüffel, Schokoladenpudding aus Früchten der Schwarzen Sapote – auf der Trendmesse Food Week Anfang des Jahres in Berlin zeigten junge Startup-Unternehmen, was in diesem Jahr Neues auf den Teller kommt: Stile werden gemixt, Experimente gewagt und selbst das Ungewöhnlichste angerichtet. Guten Appetit! Den Hunger zu stillen, ist da für viele fast schon zur Nebensache geworden. Essen und Trinken ist heute vielfach eine Frage der Weltanschauung. Und das Motto heißt: iss und werde glücklich. UNSER AUTOR FRANZ HÜNNEKENS WAR VIELE JAHRE LEITENDER REDAKTEUR DES MAGAZINS ZUR ZEITUNG, PRISMA. HEUTE SCHREIBT ER FÜR ZEITSCHRIFTEN UND ZEITUNGEN ZU DEN THEMEN REISE, FREIZEIT, FOOD UND KULTUR. FRANZ HÜNNEKENS WUCHS AM NIEDERRHEIN AUF, HAT ALS KIND BOHNEN-UNTEREINANDER UND SCHWARZBROT ESSEN MÜSSEN, UND ERST IN SPÄTEREN JAHREN DIE KULINARISCHEN GENÜSSE DES NIEDERHEINS SO RICHTIG SCHÄTZEN GELERNT. 20 _ Locations & Gastronomie

Doch das Glück verlangt nach mehr. Und so sind die Food- Trends mittlerweile zahlreich wie die Kochshows im Fernsehen. Wer kann da den Überblick behalten? Vor lauter Trends weiß mancher nicht mehr, was er überhaupt noch essen soll. Doch keine Panik! Verhungern muss keiner. Denn wer in kulinarischer Hinsicht hip sein will, bestellt immer öfter nicht nur peruanisches Ceviche oder Lobster Rumble – sondern Heimat. Als bewusst gesetzter Kontrapunkt zur kulinarischen Globalisierung. Die regionale, saisonale und originale Küche ist schwer im Kommen, nachhaltig und gesund. Tim Mälzer jedenfalls war vom Erfolg seines Kochbuchs „Heimat“ so überzeugt, dass er jetzt die „Neue Heimat“ folgen ließ. Und die Zeitschrift Essen & Trinken fordert: „Heimat auf den Teller“. In Italien, Frankreich und Spanien hat sich bodenständige Hausmannskost mit guten, regionalen Produkten zur Hochküche entwickelt. Warum sollte das nicht auch in Deutschland möglich sein? Heimat, das ist in unserem Fall der Niederrhein. Das Land von Rüben, Rindern, Kappes und Kohl. „Der Niederrhein ist schön und macht satt“, bringt es Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf den Punkt. Doch wo bleibt der Genuss und kann am Niederrhein der Feinschmecker vielleicht sogar glücklich werden? Für viele niederrheinische Gastronomen steht das außer Frage. Bei ihnen wird der anspruchsvollste Foodie nicht nur satt, sondern auch glücklich. Doch damit nicht genug. Um dem Heimattrend – den übrigens vor allem die jüngeren Gäste schätzen – Rechnung zu tragen, gibt es bei vielen Gastronomen z.B. wechselnde Heimatmenüs. Eine weitere Spezialität der Region sind die sogenannten Untereinander-Gerichte. Kartoffeln vermengt mit Endivien oder Möhren als Eintopf, neudeutsch One-Pot-Meal. Von seiner Konsistenz soll das Untereinander immer „schön schlonzig“ sein. Für Foodies, die nicht vom Niederrhein kommen, sei erklärt: Dieser Grad der Konsistenz ist erreicht, wenn man nicht weiß, ob der Löffel oder die Gabel zum Essen besser geeignet ist. Alles klar. Der verstorbene Hanns Dieter Hüsch, Volksphilosoph und Liebhaber der niederrheinischen Küche („Schwarzbrot mit dick Butter ist schon für sich eine Delikatesse“), hätte das nicht besser sagen können. Also, liebe Foodies aus aller Welt, „Essen kommen!“ und zwar am Niederrhein – um es mit Hüsch zu sagen. Locations & Gastronomie _ 21

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