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vor 4 Jahren

Trendguide Niederrhein Vol. 9

Job unter einen Hut zu

Job unter einen Hut zu bekommen. Auch nicht zu vernachlässigen: die Zeit, die sie mittlerweile investierte, um Romane zu schreiben. Denn ihr erstes Buch „Wir sind doch Schwestern“ erschien 2012 – als sie noch moderierte und ihr Sohn bereits auf der Welt war. Reichlich viel auf einmal! Umsatteln in vollem Lauf Die Entscheidung fiel nicht leicht, doch es ging nicht anders: Ende 2014 beschloss Anne Gesthuysen, den Nachtschichten den Rücken zu kehren und den Job als Moderatorin aufzugeben. Die nicht familientauglichen Arbeitszeiten des Morgenmagazins, der zeitintensive Job ihres Mannes, ihre Aufgabe als Mutter und das Schreiben – das alles war einfach zu viel, um in die nur 24 Stunden eines Tages zu passen. Ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung, sich nun ganz der Schriftstellerei zu widmen, war auch der große Erfolg ihres Erstlingswerks „Wir sind doch Schwestern“. Der Roman schoss auf Anhieb die Bestseller-Listen empor. Leser in ganz Deutschland waren begeistert, und Gesthuysens zweites Buch war bereits in Arbeit. Obwohl der Ausstieg aus dem Morgenmagazin unvermeidlich war, fiel Gesthuysen die Umstellung schwer. „Es war eine harte Entscheidung und ein langer Weg, bis ich wieder mit mir selbst im Reinen war. Erst einmal bin ich in ein tiefes Loch gefallen, als ich aus dem Moma ausgestiegen bin. Wenn man einen Job aufgibt, mit dem man sich identifiziert hat, ist das unvermeidlich, denke ich.“ Erst ein Coach konnte ihr helfen, sich auch innerlich von dem Licht der Kamera zu verabschieden und mit sich selbst und ihrer neuen Berufung ins Reine zu kommen. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, aber seit unser Kind da ist, hat sich der Ehrgeiz gelegt“, sagt Gesthuysen. „Vermutlich geht es vielen Müttern so, die beruflich viel erreicht haben. Ehrgeiz und Ausdauer haben sie so weit gebracht, aber wenn man zu 12 _ Portrait Fotos oben und Mitte: privat, Foto unten: © Monika Sandel

Hause einen „Kurzen“ hat, gibt es andere Prioritäten – zumindest eine Zeit lang.“ Dass Mütter wieder in Führungspositionen einsteigen können, wenn ihre Kinder aus dem Gröbsten raus sind, und dass es für Unternehmen ein Gewinn wäre, diese qualifizierten Kräfte aktiv zu umwerben – das scheint Gesthuysen erstrebenswert. Bestseller am Niederrhein Anne Gesthuysens Bücher spielen dort, wo sie herkommt: am Niederrhein. Im Mittelpunkt stehen faszinierende Frauen, bewegte Lebensgeschichten und Familiendramen, die durch ihre Alltäglichkeit emotionale Kraft gewinnen. Inspiration für ihren ersten Roman lieferte das Leben ihrer Großtanten: drei starke Frauen, die sämtlich ein sehr hohes Alter erreichten. Zwei der Damen wurden fast 105 Jahre alt. In „Wir sind doch Schwestern“ gibt Gesthuysen die literarische Version ihrer Lebensgeschichte vor der Kulisse des Niederrheins wieder. Das Buch diente im Jahr 2018 als Grundlage für einen Fernsehfilm, den die Autorin sehr schätzt. Wie bei Romanverfilmungen üblich wurde zwar einiges abgewandelt, doch die liebevolle Umsetzung hat den Geist des Buches bewahrt. Gesthuysens zweiter Roman „Sei mir ein Vater“ spielt zwischen Paris und Niederrhein und verknüpft die faszinierende Lebensgeschichte einer Austauschschülerin in Xanten mit den Abenteuern der Avantgarde im Paris der Belle Époque. Und natürlich ist auch Gesthuysens aktuelles Werk „Mädelsabend“ im Niederrhein verwurzelt. Das zeigt sich sogar an charakteristischen Essgewohnheiten – so verspeist etwa eine Figur genüsslich Rosinenstuten mit Blutwurst und Rübenkraut. Was dem Rest Deutschlands als kulinarischer Irrsinn anmutet, ist am Niederrhein ganz normal. Auch in Gesthuysens Familie. „Das hat mein Opa immer gegessen“, lacht sie. „Stuten, Wurst, Schwarzbrot und Rübenkraut. Nur an Heiligabend hat er die Blutwurst durch Lachs ersetzt.“ von Anne Gesthuysen WIR SIND DOCH SCHWESTERN Kiepenheuer & Witsch Köln 2012 ISBN 978-3-462-04465-2 (Roman) SEI MIR EIN VATER Kiepenheuer & Witsch Köln 2015 ISBN 978-3-462-04832-2 (Roman). MÄDELSABEND Kiepenheuer & Witsch Köln 2018 ISBN: 978-3-462-05150-6 (Roman) Portrait _ 13

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