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Trendguide Niederrhein Vol. 7

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Flüchtlinge und

Flüchtlinge und Vertriebene nach 1945 auf ihren Wegen in die Altgemeinden der Stadt Willich Der Herbst, Winter und das Frühjahr 1944/45 waren sicherlich mit die schwersten Zeiten für die Städte am unteren Niederrhein, der in dieser Zeit zum unmittelbaren Kampfgebiet wurde. Am 07. Oktober 1944 wurden die Städte Kleve und Emmerich durch alliierte Bomberverbände zerstört. Unzählige Menschenleben waren zu beklagen und die, die überlebt hatten, wurden evakuiert. Auch die Städte Kalkar, Xanten, Rees und Wesel hatten viele Opfer zu beklagen; die Orte waren alle Trümmerfelder. Auch viele historische Gebäude wurden Opfer des Bombenhagels. Man stelle sich vor: 9 Städte am Niederrhein waren zu über 80 Prozent zerstört! Viele Ortschaften waren vor dem offiziellen Kriegsende am 08. Mai 1945 besetzt und durch die Alliierten einge- 42

nommen. Am 01. April 1945 lebten in Emmerich noch 441 Personen. Die Kanadier erließen ihre ersten Verfügungen und ernannten Hubert Fink zum ersten Bürgermeister der Stadt. Noch vor der offiziellen Kapitulation begann man am Niederrhein mit den ersten Aufräumarbeiten. Dazu gehörten nicht nur die Räumung verschütteter Wege und Straßen, sondern auch das Einsammeln von Munition, Kriegsgerät und die Bestattung der vielen Toten, die noch unter den Trümmern lagen. Die Wasserversorgung musste wiederhergestellt werden, und die Zwangsbewirtschaftung mit der Ausgabe von Lebensmittelkarten sollte die Mangelwirtschaft organisieren. Denn es fehlten Lebensmittel und Kleidung, aber auch Wohnraum. Kellerwohnungen mit feuchten Wänden und kaum einer Möglichkeit sie zu beheizen waren schon ein Luxus. Auch gab es zu wenig Emmerich nach dem Krieg, man sieht den Pesthof und ein Stück Baustraße medizinische Versorgung – und das Finanzamt forderte die Steuerpflichtigen auf, die laufenden und rückständigen Steuern baldigst zu zahlen. Als die Menschen aus der Evakuierung in Mitteldeutschland zurückkamen, erkannten sie ihre Städte nicht mehr wieder: es war ihnen nichts geblieben. Im September 1945 fand in Emmerich der erste Schulunterricht statt, nachdem die noch lebenden Kinder die verbliebenen Schulräume selbst aufgeräumt und soweit wie möglich hergerichtet hatten. Der Unterricht fand in mehreren Schichten statt und jede Klasse hatte meist so viele Schüler wie Stühle in den Raum passten. Militär vor ausgebranntem Zollschuppen im Euwer in Emmerich im Jahre 1944. Bereits im Mai 1940, als die Deutschen in den Niederlanden einmarschierten, erlebte die Grenzstadt die erste, wenn auch noch kleinere Bombardierung: Ein einzelnes britisches Flugzeug warf die ersten Granaten ab. Es war der erste Zivilangriff auf Deutschland überhaupt. Bei den Aufräumungsarbeiten wurden Feldbahnen mit Kipploren eingesetzt, wie man sie aus dem Bergbau kennt. Viele Steine wurden jedoch abgeklopft und gereinigt, damit man sie wieder verwenden konnte. Die Postzustellung musste wieder organisiert werden – während aus der öffentlichen Verwaltung zahlreiche Mitarbeiter durch die Militärregierung entlassen wurden. Zwischen Deutschland und den Niederlanden gab es einen breiten Grenzstreifen der als Niemandsland bezeichnet wurde. Bei Null wieder anzufangen, ob materiell, kulturell oder politisch, brachte viele Menschen an ihre Grenzen. Sie mussten sich neu orientieren, doch war man froh, dem braunen Terror entkommen zu sein und überlebt zu haben. 43

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