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Trendguide Niederrhein Nr. 3

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F r e i z e i t & T o u

F r e i z e i t & T o u r i s m u s Mühlendämmerung im 19. Jahrhundert Der Niedergang der Wassermühlen begann mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erst machte der Siegeszug der Dampfmaschine dem Wasserrad den Garaus, dann der Elektromotor. Damit konnte die unzuverlässige, weil saisonal schwankende Wasserkraft nicht konkurrieren. Industriemühlen mit modernen Anlagen ersetzten die seit einem Jahrtausend bewährte Technologie. Eine letzte Welle des Mühlensterbens folgte nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre. Jetzt konnten die Bauern ihr Futtergetreide in kleinen elektrischen Schrotmühlen selber mahlen; hinzu kamen die Flussregulierungen des 20. Jahrhunderts, die zur Aufhebung der letzten Mühlenstaue führten. Von den ehemals über 500 Mühlen am Niederrhein ist die Hälfte komplett verschwunden. Noch rund 270 Gebäude lassen sich heute lokalisieren, die allermeisten sind jedoch ihres Inventars beraubt. Sie wurden zu Wohn- oder Gewerbezwecken umgenutzt und erinnern kaum noch an die frühere Nutzung. Clevere Müller Etwa 20 Mühlen dienen heute als Gaststätte, bei denen das Mühlrad und manchmal Teile des Mahlwerks für eine romantische Kulisse sorgen. Die Mühlentechnik ist aber nicht mehr funktionsfähig, die Räder drehen sich nur noch ´zur Show´. Diese Nutzung hat historische Gründe. So manche Müller, ohnehin mit gesundem Geschäftssinn versehen, schenkten schon im 19. Jahrhundert als Nebenerwerb Schnaps und Bier aus. So konnten sie den Niedergang der Mühlenkultur überstehen und sich im 20. Jahrhundert zu gestandenen Wirtsleuten wandeln. Attraktion für Besucher Nur wenige Mühlen sind heute noch im mehr oder weniger originalen Zustand erhalten. Sie sind Zeugen einer längst vergangenen Epoche, machen die Zeit der Müllerei und der Landwirtschaft des 19. Jahrhunderts wieder lebendig. Einen Besuch lohnen sie allemal – nicht nur für Fans alter Technik. Blick auf das malerische Ensemble der Schrofmühle, links das Mühlengebäude mit Wasserrad Schrofmühle Technisches Kleinod – DIe schrofmühle Wer kennt nicht das Lied von der klappernden Mühle am rauschenden Bach? Dr. Ferdinand Schmitz kann da nur lächeln: „Natürlich klappert eine Mühle, wenn man genau hinhört. Doch vor allem rumort sie.“ Er öffnet das Wehr am Mühlenteich der Wegberger Schrofmühle, bis das hervorschießende Wasser das hölzerne Mühlrad ächzend in Bewegung setzt. Dann kuppelt Schmitz den Getreidemahlgang ein. Der tonnenschwere Läuferstein beginnt mit rund 60 Umdrehungen pro Minute seine Arbeit. Das ganze Gebäude dröhnt, man glaubt, ein schwerbeladener Güterzug fährt vorbei. „Das Klappern kommt vom sogenannten Rüttelschuh. Er wird von einer Nockenwelle angetrieben und befördert das Getreide gleichmäßig in den Mahlgang“, erläutert Dr. Schmitz im Rufton. „Aber was Sie wirklich hören, sind eine Tonne Stein, die sich auf dem darunter liegenden Lagerstein drehen und das Korn mahlen.“ 90 91

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