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Trendguide Niederrhein Nr 2

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PORTRAIT VOM

PORTRAIT VOM EIN-MANN-REISEBÜRO ZUM TOURISTIKKONZERN 1974 Im Januar 1974 gründet der damals 23-jährige „Klever Jung“, Willi Verhuven, in seiner niederrheinischen Heimatstadt ein Ein-Mann-Reisebüro – und legte damit den Grundstein für eine einzigartige Erfolgsgeschichte in der Touristikbranche. Quasi nebenbei kreierte der gelernte Maschinenbaukonstrukteur eine Pauschalreise für seine Lieblingsinsel Mykonos. Als Erstes schickte er Freunde und Verwandte dorthin, dann mehr und mehr Fremdgäste. Zusammen mit seiner Schwester organisiert er bald auch Busreisen nach Hamburg und Paris. Anfangs fährt der junge Chef als Reiseleiter mit, organisiert dabei auch zünftige Kneipenbesuche und unterhält die Gäste mit spontanen, nicht immer präzise, dafür aber stets humorvoll vorgetragenen Anekdoten über historische Sehenswürdigkeiten. Das Ziel Mykonos bekommt bald Gesellschaft und aus dem Hobbytouristiker Verhuven wird im Rheinland eine Adresse. Den ersten Katalog schreibt er selbst: ein Faltblatt in DIN-A4-Größe. Eine schöne Zeit sei das gewesen, schwärmt er heute. Es dauert aber zehn Jahre, bis Willi Verhuven den Großen auf den Wecker zu gehen beginnt mit seinem marktschreierischen Werbeslogan „Alles, aber günstig“. Umsatzzuwächse von bis zu 40 Prozent in Folge zeigen Verhuven, dass er mit seinem Geschäftsmodell richtig liegt. Das ist an Einfachheit nicht zu schlagen: Er bietet nur wenige Hotels im unteren bis mittleren Preissegment an wenigen Orten im Mittelmeerraum an, fliegt nur mit einer Chartergesellschaft, honoriert die Reisebüros möglichst nach denselben Konditionen. Dazu eine gertenschlanke Verwaltung. Innerhalb der Grenzen Nordrhein-Westfalens hatte sich alltours schnell einen Namen gemacht. Der nationale Durchbruch kam jedoch erst später. Erste alltours-Filiale 1974, Kirchstraße in Kleve 20

1999 transportiert das Unternehmen zum ersten Mal mehr als eine Million Kunden in die Ferien. „Eine tolle Erfolgsgeschichte“, findet Klaus Laepple vom Reiseveranstalterverband. Verantwortlich dafür macht er Verhuvens Gespür für Trends, seine branchenweit bekannte Härte bei Verhandlungen – und Glück. Denn just in den Jahren, in denen Verhuven die Grundlagen für sein Pauschalreisegeschäft legt, erwacht bei den Deutschen zweierlei: unbändiges Fernweh und die Lust am Schnäppchenkauf. Der Firmengründer behält stets den Überblick und wurde nie übermütig – selbst in den besten Zeiten nicht. Während die Konkurrenz eifrig zukaufte, hielt er eisern Maß. Er kaufte keine Airline und keine Schifffahrtslinie. Bis heute, betont er stolz, hat sein Unternehmen jedes Jahr Gewinn gemacht und die Gewinnrücklagen sind auf 130 Mio. Euro angewachsen. Weder auf Geldgeber noch auf Anteilseigner muss er Rücksicht nehmen. Wie viel Selbstbewusstsein das verleiht, bekommen die Rivalen immer wieder zu spüren. Verhuven gibt sich unbeeindruckt. Er ist keiner, der ständig überall dazugehören will. In einer Branche, die sich gerne feiert, bleibt er offiziellen Veranstaltungen oft fern. Abgehobene Manager sind ohnehin sein Feindbild Nummer eins. Spitzenverdiener, die übereilt Unternehmen kaufen und wieder abstoßen, Marken aufbauen und wieder auseinander nehmen, und die längst weg sind, wenn die Konsequenzen ihrer Fehlentscheidungen sichtbar werden: Ihnen gilt sein ganzer Zorn. Trotzdem erschreckt ihn die Vorstellung, sich mit solchen Reden unbeliebt zu machen. „Eigentlich bin ich sehr harmoniebedürftig“, sagt der privat eher zurückgezogen lebende Willi Verhuven. Es nötigt der Branche Respekt ab, wie der ausgebuffte Geschäftsmann aufgestiegen ist. Seine Mittel: knallharte Kalkulation, Innovationen und unberechenbares Verhalten. 21

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