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34 Foto: Andy Ilmberger

34 Foto: Andy Ilmberger / AdobeStock

COMEBACK DER REISSENDEN Lange Zeit hatte man sie in ein Beton-Korsett gezwängt, jetzt ist die Isar in München wieder wild. Die gelungene Verflechtung von Natur, verschiedensten Freizeitnutzungen und Kultur in der Stadt bildet dabei ein Musterbeispiel für Urbanität. Wenn es ums Feiern geht, sind die Münchner spitze. Schließlich veranstalten sie mit dem Oktoberfest das größte Volksfest der Welt. Aber auch das Fest, das am 6. August 2011 stattfand, war rekordverdächtig. Auf acht Kilometer Länge verwandelte sich die Isar von der Großhesseloher Brücke am südlichen Stadtrand bis zur Reichenbachbrücke im Stadtzentrum in eine einzige Partymeile. Gefeiert wurde der vorläufige Abschluss eines Großprojektes, das in Deutschland seinesgleichen sucht und international Furore machte: die Isar-Renaturierung. Nicht nur Los Angeles will sie zum Vorbild der Umgestaltung des LA River nehmen, auch Wasserbau-Ingenieure aus China und Ungarn nahmen schon Anschauungsunterricht. Lange Zeit schlich sich die insgesamt 295 km lange Isar, die im Tiroler Teil des Karwendel-Gebirges entspringt, fast unbemerkt durch München. Die eher schlechte Wasserqualität und die Tatsache, dass sie auf weite Strecken unzugänglich war, machten sie für Einheimische und Touristen uninteressant. Wobei die ersten baulichen Maßnahmen zur Regulierung des Wasserstandes bis ins Mittelalter zurückreichen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dann damit begonnen, die Ufer zu befestigen und den Fluss zu kanalisieren. Wehre, Ufermauern und ein festes Flussbett sollten die Gefahr eines Hochwassers für die angrenzenden Stadtteile eindämmen. In den 1980er Jahren folgte die Kehrtwende, der Ruf nach mehr Naturnähe wurde lauter. 1995 gründeten die Landeshauptstadt München und der Freistaat Bayern die Arbeitsgruppe „Isar-Plan“. In Zusammenarbeit mit Wasserbauern, Landschaftsarchitekten und der Technischen Universität München wurden die theoretischen Grundlagen für das Großprojekt erarbeitet. Das Ergebnis: Auf acht Kilometern, von der südlichen Stadtgrenze bis zum Deutschen Museum im Herzen Münchens, sollte die Isar ihr ursprüngliches Gesicht wiedererlangen – mit einem breiten Kiesbett, grünen Ufern und sauberem Wasser. Im Rahmen der 35 Millionen Euro teuren Renaturierung wurde das- Flussbett erweitert und die Hochwasserdeiche wurden instand gesetzt. Die steinernen Ufer sind flachen, terrassenförmigen und begehbaren Ufern gewichen. Es entstanden Kiesflächen und natürliche Uferformationen mit vielen Erholungsmöglichkeiten sowie interessante Sichtbeziehungen zum Fluss. Eine ausreichende Wasserführung und -qualität verbesserte den Lebensraum von Fauna und Flora. Wie in einem Wildfluss können sich nun wieder Inseln und Kiesbänke bilden, werden wieder abgetragen, um sich an anderer Stelle neu zu formieren. Die unterschiedlichen Strömungsverhältnisse begünstigen die Entwicklung von Insekten, was wiederum den Fischen zu Gute kommt. So kommen Isar-typische Arten wie Huchen, Äsche und Barbe wieder bis ins Stadtgebiet. Und auch in Sachen Hochwasserschutz hat die umgestaltete Isar die erste Feuertaufe bestanden: beim Augusthochwasser 2005 hielten die Deiche. Und auch beim Hochwasser 2013 blieb München von größeren Schäden verschont. Aber auch der Mensch findet an der renaturierten Isar neue Lebensräume. Die neu gestalteten Uferbereiche gehören schon heute zu den touristischen Highlights der Stadt, die zum Baden, Relaxen und Grillen einladen. Zudem hat die Isar-Renaturierung ganz nebenbei einen positiven ökonomischen Effekt: der High-Tech-Standort München zählt dank des Comebacks der Reißenden (so der keltische Name der Isar) in Sachen weiche Standortfaktoren unbestritten zur Weltspitze. TRENDGUIDE HOME | MÜNCHEN Landschaftsarchitektur 35

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