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Olaf Gulbransson Bayerischer Norweger oder norwegischer Bayer? 60
Ein wundervolles Museum in Tegernsee ist nach ihm benannt, er ist im Rottach-Egerner Friedhof begraben, doch was weiß man eigentlich noch über diesen 1873 geborenen Ausnahmekünstler, der aus Norwegen nach Bayern kam, 1906 die bayerische Staatsangehörigkeit beantragte und hier die meiste Zeit seines Lebens verbrachte? Ein wilder, ungebärdiger Zeitgenosse war er wohl, der gelegentlich nackt und kugelrund auf den Bäumen seines Gartens in Schwabing herumsaß und damit die Mütter junger Mädchen erschreckte. Er galt aber aber auch als begnadeter Zeichner und Karikaturist, als einer der wichtigsten Künstler der berühmten Münchner Satire Zeitschrift Simplicissimus. Doch wie kam es, dass er überhaupt nach München und an den Tegernsee übersiedelte? In der hervorragend recherchierten und unterhaltsamen neuen Biografie über Gulbransson beschreibt dies Gerd Holzheimer. Der Verleger Albert Langen hatte dem noch ziemlich unbekannten Künstler ein Angebot gemacht. Er solle aus seinem norwegischen Dorf nach München ziehen und für den „Simplicissimus“ arbeiten. Gulbransson zweifelte wohl zuerst, aber dann lockte die Stadt, die er sich wohl mit Palmen und sehr südlich vorstellte. Die gerade erst gegründete Satirezeitschrift war ihm zwar unbekannt, aber vom damaligen „Wahnmoching“, dem Schwabing der Jahrhundertwende mit dem lockeren Lebenswandel und einer bunten Künstlerszene hatte er schon gehört. Er kam also, sah und blieb sein Leben lang weitgehend in Bayern – bis auf einige Jahre, die er in Berlin und wieder in seiner norwegischen Heimat bei Oslo verbrachte. Er passte ins verrückte Schwabing, wurde nicht nur durch seine Kunst, sondern auch durch seine Exzesse bekannt. 2400 Zeichnungen von ihm erschienen in 42 Jahren im Simplicissimus, seine Portraitzeichnungen berühmter Zeitgenossen wurden ebenso gefeiert wie seine Buchillustrationen und seine wenigen Ölbilder – und er konnte sich sich bald ein schönes Haus am Englischen Garten leisten, das „Kefernest“. Große Ausstellungen in Berlin, die Heirat mit Ehefrau Nr. 3, Dagny Björnson, und 1929 der Kauf seines geliebten „Schererhofs“, eines uralten Bauernanwesens am Südhang der Neureuth oberhalb des Tegernsees folgten. Hier suchte er wohl, so beschreibt es Gerd Holzheimer, aus Heimweh nach Norwegen, seine 61
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