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3 | Einsiedeln, Bennau, Egg, Euthal, Gross, Trachslau, Willerzell 07/2022

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«DieSchweizistTeildiesesKrieges» Die «Nord Stream 2 AG» hat ihre Zentrale in Zug. 80 Prozent des russischen Rohstoffhandels werden über die Schweiz abgewickelt. Die Theologin Regula Grünenfelder sagt: «Die Schweiz ist mit ihren wirtschaftlichen Interessen Teil dieses Krieges.» Von Raphael Rauch / kath.ch / eko Sie kritisieren auf Facebook die Schweizer «Neutralitäts-Strategie». Warum? Regula Grünenfelder*: 80 Prozent des russischen Rohstoffhandels laufen über die Schweiz. Die Schweiz hat möglicherweise als einziges Land die wirtschaftlichen Mittel,diesenKriegzustoppen.IchbinerschüttertundentsetztüberdenAuftrittvonBundespräsident Ignazio Cassis und die Äusserungen von Bundesrat Ueli Maurer. Das ist nichtdieWahrheit.UeliMaurerkannnicht von Neutralität sprechen, ohne die wirtschaftlichenInteressenzubenennen,diezu offensichtlichsind. Und jetzt? Die Schweiz ist mit ihren wirtschaftlichen InteressenTeildiesesKrieges.Wiegut,dass die Menschen ihre Betroffenheit äussern und sich einmischen: Mahnwachen halten, zusammen beten, Briefe an den Bundesrat schreiben, mit Parlamentarier*innen Kontakt aufnehmen. Demokratie heisst gerade nicht, die Stimme abzugeben und dann ruhigzusein. Bringt Protest etwas? Im Bosnien-Krieg sind in der Schweiz Tausende von Menschen auf die Strasse gegangen. Das nützt auch heute und ist ein wichtigesSignalandieMenscheninderUkraine und in Russland, die sich nach Frieden sehnen. Was können wir noch tun? WirsindandiesemKriegunmittelbarbeteiligt als Konsument*in. Mit jedem Lichtschalter, den ich abschalte, mit jedem Pulli, den ich mehr anziehe, tue ich etwas für die Zukunft,inderichlebenwill.Wennwirunser Handeln in den sozialen Medien teilen, verbreitert sich das Bewusstsein, dass uns wirtschaftliche Abhängigkeiten nicht grenzenlosknechtendürfen. Regula Grünenfelder, feministische Theologin. Bild: zVg Es gibt eine enorme Diskrepanz zwischen Betroffenheit vor dem Fernseher und konkreter Verhaltensänderung. Warum? Es braucht etwas, was den Bann bricht. Die Medien haben ihre Kriegsberichterstattung von der hellenistischen Kriegsrhetorik geerbt: So viel Distanz zum Schmerz, dass es noch auszuhalten ist, aber doch genug Nähe, dass es für die Erschütterung reicht. In diesem spezifischen Abstand zum Geschehen ist der Mensch wie gebannt und nicht in Kontakt mit den eigenen Möglichkeiten.ImBosnien-KrieghabenerstdieBerichte von Massenvergewaltigungen den Banngebrochen.ErstnachdiesenBerichten sindFrauenundMänneraufdieStrassegegangengegendenKrieg. Welchen Beitrag kann die feministische Theologie für die Friedensarbeit leisten? Feministische Theologie ist Friedensarbeit. Es geht darum, Leid zu lindern und den Mut zu haben, anders zu denken und zu handeln. Konflikte enden nicht, wenn Machthaber aus sicherer Position mit ihren Eigeninteressenschachern. Wäre die Welt friedlicher, wenn mehr Frauen an der Macht wären? Elend wird gelindert, wenn Frauen Zugang zu Ressourcen erhalten. Ich meine nicht, dass Frauen die besseren Menschen sind. Sondern: Menschen, die für andere Menschensorgen,dasssieunversehrtlebenkönnen, zu essen und ein Dach über dem Kopf haben, müssen eine Stimme bekommen. Nochmals: Die Schweiz ist Teil dieses Krieges,undwenndieNeutralitäternstgemeint ist, dann muss es eine Anstrengung Wert sein,endlichdieErkenntnissederFriedensforschungaufzugreifen. Was kommt Ihnen in der aktuellen Diskussion zu kurz? Wie wichtig es ist, die Machtverhältnisse zu reflektierenunddieMenschenzustärken,die TeildernotwendigenVeränderungensind. Welche Alternative zum Warten schlagen Sie vor? Mir geht eine Zeile von Mathias Claudius nicht aus dem Kopf. Er hat 1778 gedichtet, obwohl er damals selbst nicht direkt von Krieg betroffen war: «S’ ist Krieg und ich begehre,nichtschulddaranzusein.»Erhat getan,waserkonnteundseinKriegsliedgeschrieben.WirkönnenalleunserenBeitrag leisten. Kirche und Theologie haben dazu nochbedenklichvielPotenzial. Ein Tweet von Papst Franziskus zitiert die Enzyklika «Fratelli tutti». Konkret: «Jeder Krieg hinterlässt die Welt schlechter, als er sie vorgefunden hat. Krieg ist ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation, eine Niederlage gegenüber den Mächten des Bösen.» Dasstimmt.Undjetzt?EsisteineZustandsbeschreibung, die in der patriarchalen Ordnung verbleibt und damit nichts bewirkt. Ein Signal wäre: Der Papst und die Patriarchen der Ostkirche sagen: Wir bekennen, dass wir angesichts der Nöte der Menschen kaltherzig die falschen Fragen bewirtschaften, damit viel Leid verursachen und das Leidnichtmindern.Wirsteigenausdiesem unheiligen Machtgehabe aus. Und als konkretes, wirksames Zeichen heissen wir ab sofort Frauen mit gleicher Würde und gleichen Rechten willkommen. Wir hören auf mitdenNebenschauplätzen. Dieses Signal wird nicht kommen. Kirchen und Theologie sind noch nicht im Postpatriarchat angekommen und können, solange sich das nicht ändert, kaum zu einerfürsorglichenWeltbeitragen. * Regula Grünenfelder (56) ist feministische Theologin. Sie wurde mit einer neutestamentlichen Arbeit promoviert, die Kriegsrhetorik untersucht und Postulate formuliert, die das Weiterschreiben der Gewalt in Texten unterbrechen: «Frauen an den Krisenherden: eine rhetorischpolitische Deutung des Bellum Judaicum». 6 · Pfarreiblatt Schwyz Nr.7 · 2022

PfarreiEinsiedeln KatholischesPfarramtEinsiedeln,Kloster,8840Einsiedeln Telefon0554186211,www.pfarrei-einsiedeln.ch ÖffnungszeitenSekretariat: Montag 09.00bis11.30Uhr,Nachmittaggeschlossen DienstagbisFreitag 09.00bis11.30Uhrund14.00bis17.00Uhr DiesesPfarreiblattgiltfürzweiWochen. P.BasilHöfliger,Pfarrer,0554186210,pfarrer@pfarrei-einsiedeln.ch P.AaronBrunner,Vikar,0554186213,p.aaron@pfarrei-einsiedeln.ch FranziskaKeller,Religionspädagogin,0554186225franziska.keller@pfarrei-einsiedeln.ch SteffenMichel,Diakon,0554186214,steffen.michel@pfarrei-einsiedeln.ch P.RafaelSchlumpf,Vikar,0554186552,p.rafael@kloster-einsiedeln.ch UgoRossi,Vikar,0554186215,ugo.rossi@pfarrei-einsiedeln.ch Pfarreisekretariat,FranziskaBerisha,IrisDuvoisin,0554186211,sekretariat@pfarrei-einsiedeln.ch EdgarFuchs,Sakristan,0794080602,edgar.fuchs@pfarrei-einsiedeln.ch Editorial GewöhndichanAnders Ich unterrichte zwei Klassen. In einer Sechstengabichden Schülerinnen und Schülern kürzlich den Auftrag, sich an denGruppentischen auszutauschen: «Wo erlebeichdenGlauben daheim und in meinem Alltag?» Danach gab ich ihnen Interviews dreier jungen Menschen zu lesen; eines reformierten Mädchenssowieeineskatholischenundeines atheistischen Jungen. Auf meine Frage hin: «In welcher Antwort findet ihr euch am ehesten wieder?», antworteten 9 von 10: «Beim dritten Interview.» Das hat vor 10 Jahren noch ganz anders ausgesehen. Der Glaube an Gott ist nicht mehr selbstverständlich – oder die Jugendlichen nennendieseKraft,andersiesichhalten,heuteanders. Bei den Drittklässlerinnen und Drittklässlern ging es am nächsten Tag mit der Erstkommunionvorbereitungweiter.Nachdem ich ihnen vor Weihnachten Jesu Geburt erzählt und sie mich mit Fragen wie etwa: «Wie ist denn Maria schwanger geworden?» — «Wer hat die Nabelschnur durchgeschnitten?» gelöchert hatten, kam die philosophische Frage: «Ich frage mich: Wo sind wir, bevor wir hier sind?» war ich gespannt,wasnunbeimThemaKommunion und dem Leib Christi gefragt würde. So weitkamesindieserLektiondannabergar nicht erst, weil ein Junge plötzlich sagte: «Sie… eigentlich glaube ich gar nicht daran,könnenSiemirdennbeweisen,dasses Jesuswirklichgegebenhat?»–Undesfolgte eine lange, spannende Diskussion mit den kleinen Mädchen und Buben zum Glauben,diejedenvonunsaufseineWeise berührte.Soundähnlichgehtesmanchmal in der Religionsstunde ab. Die Kinder stehen ganz woanders, als vor zehn, fünfzehn Jahren. Sie kommen daheim anders in KontaktmitdemReligiösenodergarnicht. Und wenn dann eine Frage aufkommt, ist genau diese Frage für das Kind wichtig – besonders, wenn es um grosse Zweifel im Glaubengeht. «Wie kommt Jesus heute auf uns zu?» Bild: zVg Raus aus der Kirche, hin zu den Menschen Ich selbst hinterfrage sehr viel, lese darüber, besuche Weiterbildungen. Und ich stelle mir immer wieder die eine Frage: «WaswürdeJesusheutetun?»Jesushatmit den Menschen in ihrer (Herzens-)Sprache gesprochen, ist an die Orte gegangen, wo sie waren. Unsere Aufgabe ist es, die Botschaft von Jesus aus dem damals bestehenden Kontext ins Heute zu übersetzen, damitunsdieMenschenheuteverstehen.Dafür müssen wir in den Alltag eintauchen, ihnen da begegnen, wo sie sind. Raus aus der Kirche, hin zu den Menschen. Dafür braucht es den Mut des ausbrechenden Denkens, die Energie, Komfortzonen zu verlassen, sich auf die aktuelle Welt einzulassen,vonihrzulernenundsosprachfähig fürdieMenschenzuwerden,dieimBegriff sind, das traditionelle Christsein hinter sichzulassen.Sonststehenwirirgendwann vor leeren Kirchenbänken. Die Worte und die Botschaft von Jesus zählen noch immer. Aber der Glaube wird weniger zu einer traditionellen Praxis von Formen degradiert,sondernzueinerBeziehungspraxis imkonkretenAlltag. The chosen Auf Youtube gibt es eine neue Verfilmung über das Leben von Jesus: «The chosen». Dallas Jenkins, der Regisseur, Autor und Produzent zeigt Jesus durch die Augen derer,dieihmbegegnetsind,durchdieMänner und Frauen, die er beruft und die ihm nachfolgen, die Jesus mit seinen Predigten berührt oder an denen er Wunder vollbringt. Gleichzeitig sehen wir Jesus, wie er einfach mal nur Mensch ist! Die Serie basiert auf den vier Evangelien, die in DialogenundGestenoriginalgetreuwiedergegeben werden. Zudem werden «Leerstellen», alsoHandlungen,dienichtindenEvangeliengenanntsind,mitfiktivenPersonenund Sätzenergänzt. Das macht «The chosen» auch so besonders, denn auf diese Weise wird die Bibel auf einmal ganz lebendig für uns: Jesus lacht und scherzt, weint, arbeitet hart und zeigtuns,wienormalseinLebenfürdamalige Verhältnisse doch war. Jesus ist ganz anders, als ihn die Jüngerinnen und Jünger erwartet hatten. Und diese streiten, diskutieren,müssenvieleBequemlichkeitenaufgebenundsorgensichoftumorganisatorische Dinge wie Unterkunft, Essen, Verantwortungen. Wir sehen also alltägliches Chaos, Meinungsverschiedenheiten und manchmal auch Unverständnis gegenüber den Taten und Entscheidungen Jesu. Die Jüngerinnen und Jünger sind einfach ganz normal und sehr, sehr menschlich, das zeigtuns«Thechosen». «Gewöhn dich an Anders», sagt Jesus zu Simon Petrus in der Serie. Diesen Satz möchten wir, zusammen mit Ihnen, gerne auchinunsererPfarreizuHerzennehmen. Dennwirmöchten,neinwirmüssenandere Wege gehen, damit die Menschen sich auch heute noch zu Jüngerinnen und Jünger Jesu berufen fühlen und ihm nachfolgen. Franziska Keller Pfarreiblatt Schwyz Nr.7 · 2022 · 7

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