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3 | Einsiedeln, Bennau, Egg, Euthal, Gross, Trachslau, Willerzell 05/2022

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MeinradInglinsTreueeines«Abtrünnigen» Am 4. Dezember 1971 starb der Schwyzer Autor Meinrad Inglin (*28. Juli 1893). Der katholischen Kirche gegenüber zeigte er eine skeptische Haltung, bekannte sich aber zum Christentum und hatte klare Vorstellungen zu seinem Begräbnis. Von Beatrice Eichmann-Leutenegger, Erstveröffentlichung Pfarrblatt Bern Erlebtedraussen«imGrund»,amRanddes Dorfes nahe beim Spital, aber die Kontrolle von Mutter Kirche als Sittenwächterin reichteweithin. 1922 erschien sein erster Roman «Die Welt in Ingoldau» und löste einen Skandal aus. In der Sonntagspredigt wetterte ein Kapuziner in der Pfarrkirche St. Martin gegen Meinrad Inglins Buch, in dessen Personen sich manche(r) Schwyzer(in) zu erkennen glaubte. Er prangerte den «Freigeist» an, denn der Autor hatte (nicht frei von autobiografischen Zügen) den inneren Kampf des Pfarrhelfers Reichlin gezeichnet, der sich von der Kirche löste. Der Roman fand zwar im Ort reissenden Absatz und erntete ausserhalb des Kantons lobende Rezensionen, wurde aber auf Veranlassung des Schwyzer Kollegiums Maria Hilf aus dem Verkaufgezogen.MeinradInglin,vonSteinwürfen bedroht, floh nach Zürich. Die AussperrungausderHeimattrafihnschwer. 1939 heiratete er die Zürcherin Bettina Zweifel, die er seit neunzehn Jahren kannte. Der Pfarrherr von St. Martin ermahnte ihn, dieVerbindungkirchlichzuvollziehen,was er ablehnte, da er die protestantische Familie seiner künftigen Gattin nicht brüskieren wollte. Inglins klares Credo Eine«vertraulicheMitteilung»vomDezember 1960 enthält Inglins Credo: «Ich bekenne mich zum Christentum, aber zu keiner Kirche. Ich darf mich weder Katholik noch Protestant nennen (…). Ich kenne und bewunderediekatholischeKirchealseineder entscheidenden grossen Kulturmächte des Abendlandes, habe dank meinem Herkommen aus katholischen Kreisen und Schulen meine Anhänglichkeit an katholische Bräuchebewahrt(…).» ImgleichenSchreibenschlägtervor,wie seine Bestattung zu gestalten wäre. Wichtig ist ihm wiederum, dass «meine liebe Frau in ihrem religiösen Empfinden nicht verletzt würde». Daher begrüsst er es, «wenn dem Frieden zuliebe ein katholischer und einprotestantischerGeistlichersicheinigen und mir am Grabe gemeinsam den letzten Dienst erweisen könnten».In diesenSätzen wehtederökumenischeGeistdesII.Vaticanums. Meinrad Inglin konnte sich ihm nichtverschliessen,daerzuvordiekonfessionelleEngenurzusehrgespürthatte. 1976 erschien die 320-seitige Biografie über Meinrad Inglin. Bild: Limmat Verlag SeinreligiöserKrisenzustandreichtindie biografische Frühzeit zurück, die von Katastrophenerschüttertwordenist.1906verlor der Dreizehnjährige seinen Vater, den Uhrmacher Meinrad Melchior Inglin, der am Tödi abgestürzt war. Die eindringliche Erzählung «Die Furggel» rückt später diese Zäsur der Jugendjahre ins Zentrum. 1910 starb die Mutter, Josephine Inglin-Eberle. DiebeidenSöhnewohntennun«imGrund» beiderTante,einerliebevollenundtiefreligiösen Frau. Eine Lehre als Uhrmacher brach derjungeMannab,ebensoeineTätigkeitals Kellner in Luzern und Caux. Auch aus dem Gymnasium trat er wieder aus – zeitlebens bliebdieMittelschuleeinTrauma. Endlich die verdiente Anerkennung Im Glauben suchte Inglin, der sich vom Chaos verhext wähnte, die Wahrheit, entdeckte aber seine Zweifel. Nietzsche und Tolstoi, Goethe und Flaubert rückten nun zuLeitsternenauf.Abervorallemerkannte er die Berufung zum Schriftsteller. Mit einerbestürzendenAusschliesslichkeit,diean Kafka oder Rilke erinnert, ordnete er dem Schreiben alles unter. Den Kinderwunsch mussteseineFrauzurücknehmen.Ohnehin hätten die Einkünfte nicht für eine Familie ausgereicht, und während vieler Jahre war Bettina Inglin als Musiklehrerin in Zürich dieHauptverdienerin.«ImGrund»entstand ungeachtetallerfinanziellenBedrängnisein reiches Oeuvre an Erzählungen, Romanen, Dramen und Aufsätzen. Seinen Weg zum Publikum musste Inglin zwar mühselig suchen, denn im Zweiten Weltkrieg, weil die verlegerische Verbindung mit Deutschland abriss, erlitt er einen herben Rückschlag. Aber danach erntete der beharrliche Schaffer endlich die verdiente Anerkennung – auchinSchwyz,daser,derleidenschaftliche Berggänger, trotz allem liebte und mit keinerMetropolevertauschthätte. AufseinenTextenhatsichwenigStaubabgelagert,dennmitihremWissenumdieElementargewaltderNatur,ihremPlädoyerfür den Schutz der Umwelt («Urwang»), ihren lebendiggezeichnetenFiguren(«Derschwarze Tanner») eröffnen sie auch heute weite Identifikationsräume. Sein Opus magnum «Der Schweizerspiegel» gestaltet Geschichte, MentalitätundLebensartzwischen1912und 1918. Meisterhaft bleibt seine Schilderung derNaturmächte:Gewitter,Lawinen,Sturmböen – sie rasen und brausen daher, als ob dieApokalypseangebrochenwäre. Am 4. Dezember 1971 starb der Dichter in Schwyz – er, dem das Sterben seit jeher unheimlichvertrautgewesenwar. Meinrad Inglin, «Schneesturm im Hochsommer. Erzählungen», hg. von Ulrich Niederer, Limmat Verlag, Zürich, 2021. 6 · Pfarreiblatt Schwyz Nr.5 · 2022

PfarreiEinsiedeln KatholischesPfarramtEinsiedeln,Kloster,8840Einsiedeln Telefon0554186211,www.pfarrei-einsiedeln.ch ÖffnungszeitenSekretariat: Montag 09.00bis11.30Uhr,Nachmittaggeschlossen DienstagbisFreitag 09.00bis11.30Uhrund14.00bis17.00Uhr DiesesPfarreiblattgiltfürzweiWochen. P.BasilHöfliger,Pfarrer,0554186210,pfarrer@pfarrei-einsiedeln.ch P.AaronBrunner,Vikar,0554186213,p.aaron@pfarrei-einsiedeln.ch FranziskaKeller,Religionspädagogin,0554186225franziska.keller@pfarrei-einsiedeln.ch SteffenMichel,Diakon,0554186214,steffen.michel@pfarrei-einsiedeln.ch P.RafaelSchlumpf,Vikar,0554186552,p.rafael@kloster-einsiedeln.ch UgoRossi,Vikar,0554186215,ugo.rossi@pfarrei-einsiedeln.ch Pfarreisekretariat,FranziskaBerisha,IrisDuvoisin,0554186211,sekretariat@pfarrei-einsiedeln.ch EdgarFuchs,Sakristan,0794080602,edgar.fuchs@pfarrei-einsiedeln.ch Editorial ArmutinEinsiedeln VikarUgoRossiverlässt auf Ende Juli unsere Pfarrei. In seinemKündigungsschreibenwieinseinem Interview im Einsiedler Anzeiger vom Dienstag, 1. Februar,erwähnter, dassihndieArbeitaufderGasseinZürich sehr erfüllt und er ihr mehr Zeit widmen möchte. Damit richtet er den Blick auf ein Thema, das auch bei uns in der Schweiz kein Randphänomen mehr ist: Armut. Nach offiziellen Zahlen sind zwischen 8 und 9% der Wohnbevölkerung davon betroffen. Armutsbetroffene Einzelpersonen haben weniger als Fr. 2280.- im Monat zur Verfügung, Familien mit Eltern und zwei Kindern weniger als Fr. 3980.-. 1,3 MillionenMenschensindzudemarmutsgefährdet und müssen mit weniger als 60% des mittlerenEinkommensauskommen. Die Schweiz hat ein gut ausgebautes Sozialsystem.Dochkannesnichtverhindern, dassMenscheninscheinbarauswegloseSituationengeraten.ManchmalsindesAngst und Scham, die Menschen davon abhalten, bei offiziellen Stellen Hilfe zu suchen; manchmal sind sie überfordert oder es fehlt ihnen einfach die Kraft, neben allen anderen Problemen diesen Schritt zu tun. Zur finanziellen Not hinzu kommen Verunsicherung, Krankheit, Fragen, Trauer undEinsamkeit. Diese Not gibt es auch in Einsiedeln. Sie ist oft nicht so sichtbar wie gelegentlich in den grösseren Städten. Doch kommen wir Seelsorgende bei unserer Arbeit damit in Berührung. Und manchmal wagen es auch Menschenvonsichaus,denKontaktzusuchenundihreschwierigeSituationmituns zu teilen. Wir können in solchen Situationen eine gezielte Unterstützung anbieten, um ein weiteres Abrutschen in eine Negativspirale zu verhindern. Wir können begleitende Gespräche führen oder den Kontakt zu Stellen vermitteln, die weiterhelfen. Nicht immer fehlt es nur an finanziellen Mitteln,sondernauchamWissen,woHilfe zu finden ist, und am Mut, diese in Anspruchzunehmen.Manchmalfehltesauch anPersonen,beidenenmaneswagt,anzuklopfen und über eine schwierige Situation zureden. «DieMenschenbrauchen GeschwisterlichkeitundHoffnung, geradeheute. Undsieerwarten–völligzuRecht– dassdieKirchehiereinVorbildist undWegederGeschwisterlichkeit undHoffnungaufzeigt.» Bischof Joseph M. Bonnemain InEinsiedelngibtesverschiedenePrivatpersonenwieauchOrganisationen,dieum diese Situation wissen und das Pfarramt kontaktieren, weil sie gerne Menschen in unserer Region helfen möchten. Sie stellen uns Mittel zur Verfügung, die wir niederschwellig und anonym Menschen in schwierigen Lagen zukommen lassen können. Für das Vertrauen, das uns dabei entgegengebracht wird, möchte ich einmal mehrherzlichdanken. Die Situationen, in die hilfesuchende Menschengeratensind,sindheuteoftvielschichtigundkompliziert.Umnachhaltiger und professioneller helfen zu können, haben die Pfarreien und Kirchgemeinden im Dekanat Ausserschwyz (Bezirke Einsiedeln, Höfe und March) eine Diakoniestelle gegründet und diese 2017 in Pfäffikon eröffnet. Die Stellenleiterin Frau Effi Spielmann steht dort als Fachperson zur Verfügung, um Menschen zu begleiten und ihnen die passende Hilfe zukommen zu lassen.DiePersonenwerdendurchSeelsor- gendeindenPfarreienandieStelleverwie- senodermeldensichselbständigdort. 2021 haben die Anfragen bei der Stelle im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel zugekommen, sagt Frau Spielmann. Viele Leute, die früher schon beraten wurden, sindwiederinpersönlicheund/oderfinanzielle Schwierigkeiten geraten. «Kranksein muss man sich «leisten» können», sagt sie. Sie begleitet Personen, die im Stundenlohn arbeiten, an Corona erkrankt sind und im Monat Januar mit Fr. 1’700.00 durchkommen mussten. Offizielle Zahlen belegen, dassderwirtschaftlicheSchadenverursacht durch Corona kleiner ist als befürchtet. DochunterdenMenschenimunterenEinkommenssegmentnimmtdasElendzu;die Situation am Arbeitsmarkt ist für sie schwierigergeworden. Das merken auch Menschen in Einsiedeln. Notsituationen und Armut sind auch hier nicht fremd. Es gibt Hilfe. Oder zumindest Unterstützung, um schwierige Phasenbesserbewältigenzukönnen. P. Basil Höfliger, Pfarrer Ansprechstellen in schwierigen Situationen Diakonie Ausserschwyz Schindellegistrasse1 8808Pfäffikon 0794031480 info@kirchliche-sozialberatung.ch Pfarramt Einsiedeln Kloster 8840Einsiedeln 0554186210(P.Basil) oderweiterePersonenunter: www.pfarrei-einsiedeln.ch/kontakt/seelsorgeteam Pfarreiblatt Schwyz Nr.5 · 2022 · 7

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