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Motocross Enduro Ausgabe 11/2016

Die Outdoorsaison neigt sich mehr und mehr dem Ende entgegen, das zeigt sich an den zahlreichen bereits vergebenen Meistertiteln. Sowohl die Motocross- als auch die Enduroweltmeisterschaft haben ihre Top-Athleten gefunden. An dieser Stelle möchten wir unserer Kolumnistin Maria Franke (Foto) ganz herzlich zu ihrem Vizeweltmeistertitel in der Enduro- Damen-Weltmeisterschaft gratulieren! Maria bestritt dieses Jahr ihre erste WM-Saison überhaupt und konnte diese sensationell auf dem 2. Gesamtrang beenden – Glückwunsch...

INTERVIEW: TEAMCHEF

INTERVIEW: TEAMCHEF HARALD STURM Zur Classicveranstaltung „Rund um Zschopau“ sitzt der Haudegen jährlich auf seiner damaligen Werks-MZ und zeigt, dass er nichts verlernt hat Mit dem Beginn seiner Motorsportkarriere im Jahre 1974 wurde er auf Anhieb DDR-Juniorenmeister in der Ausweisklasse über 250 ccm. Ein Jahr später wurde der damals 19-Jährige ins MZ-Werksteam berufen und nahm fortan erfolgreich an der Enduro- Europameisterschaft teil. Was folgte, war eine Karriere die seinesgleichen sucht. Besonders die Jahre von 1982 bis 1986, in der er viermal hintereinander die Europameisterschaft gewann, blieben vielen Konkurrenten und Fans in Erinnerung. Mit zahlreichen nationalen und internationalen Titeln ausgezeichnet, gehörte der viermalige Europameister auch zum Kader der siegreichen Six-Days-Trophy- Mannschaft von 1987. Zweifelsohne das Highlight seiner Laufbahn als Profi, aber auch ein Ereignis, über das heute noch regelmäßig gesprochen wird, da es bisher keiner deutschen Mannschaft mehr gelungen ist, diesen Titel einzufahren. Auch die „Wendezeit“ konnte Harald Sturm nicht stoppen. Seit 1990 zwar nicht mehr im Auftrag der MZ-Sportabteilung unterwegs, brachte der Wechsel zu KTM ungeahnte Möglichkeiten mit sich. Bis 1995 nahm der Enduro-Haudegen noch erfolgreich an nationalen Wettbewerben teil und beendete in selbigem Jahr seine Karriere als Profisportler und widmete sich seinem Zweiradgeschäft. Die Aufgabe nun eine völlig andere ... KTM, wie wir die Marke heute kennen, existierte damals noch nicht. Zwar befand sich der Mattighofener Motorradkonzern nach der Insolvenz und einer Umstrukturierung im Aufschwung, es war aber noch ein langer Weg bis zur heutigen Größe des Unternehmens. Das betraf auch Harald Sturm, der Mitte der 90er Jahre beschloss, sein eigenes Zweiradgeschäft zu gründen und alle damit verbundenen Hürden zu nehmen. Heute ist nicht nur das Zweiradgeschäft im Erzgebirgsraum Anlaufstelle Nummer 1 in Sachen Offroadsport, sondern auch das Racing Team gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten Teams in ganz Deutschland. Wir haben mit Harald Sturm gesprochen und nachgefragt, wie alles begann und wie es heute läuft. MCE: Hallo Harald, hinter dir liegt eine beeindruckende Motorsportkarriere, in der du zahlreiche Titel sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung gewonnen hast. Wie kam es zur Entscheidung nach deiner aktiven Laufbahn als Sportler, ein Zweiradgeschäft zu gründen? Harald Sturm: Nun, zu meiner aktiven Zeit bei MZ war ich quasi rund um die Uhr unterwegs. An 36 Wochenenden im Jahr bestritt ich für die damalige Sportabteilung verschiedenste Rennen. Auch wenn es eine unvergessliche und schöne Zeit war, familienfreundlich kann ich diese Zeit nicht bezeichnen. Mit Anbruch der „Wende“ Anfang 1990 wollte ich das ändern und beschloss nur noch in der Deutschen Enduromeisterschaft zu fahren, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Mit MZ war dies so leider nicht zu vereinbaren, da sich die Sportabteilung weiterhin auf den internationalen Rennzirkus fokussieren wollte. Nach all diesen Jahren – ich bin von 1974 bis 1990 durchweg ohne Verletzungspause oder dergleichen Rennen gefahren – war mir das jedoch zu viel. Was ich damals nicht wusste, war, dass für die meisten Importeure der deutsche Markt und demzufolge auch die Deutsche Enduromeisterschaft enorm wichtig war. Viele andere Herstellen bekamen im Jahr 1990 von meinen Plänen Wind und sprachen mich an, ob ich nicht für sie die nationalen Rennen bestreiten wolle. Unter anderem auch KTM. Die Marke hatte damals zwar noch nicht den heutigen Stellenwert, aber ich kannte Toni Stöcklmeier, der für den deutschen Markt zuständig war, bereits viele Jahre und das schenkte mir Vertrauen. So kam es, dass ich von 1990 an für KTM Deutschland startete. Daraus entstand letztendlich die Idee, mittelfristig ein Zweiradgeschäft zu eröffnen. Toni (Stöcklmeier) war auch hier ein guter Berater, was mein späteres Zweiradgeschäft angeht, er sagte damals zu mir: ’Harald, fang klein an, du kannst nebenher noch Rennen bestreiten, aber es muss mit der Zeit mehr werden!’ Und genau so war es – meine Garage wurde zur Werkstatt, was heute nicht mehr vorstellbar ist und so kam eins zum anderen. Bis 1995 lief die Geschichte Zweiradgeschäft aber eher nebenher, im Vordergrund stand immer noch das Renngeschehen. Erst als die Doppelbelastung – Geschäft und Sport – zu groß wurde, entschied ich mich für das Ende meiner aktiven Laufbahn, um mich 1996 dem Thema Zweiradgeschäft zu widmen. Seitens KTM kam der Vorschlag, zusammen mit Bernd Körber das Team KTM Deutschland zu leiten. Damals war es ja noch so, dass Motorradmarken auch national ihre eigenen offiziellen Rennteams stellten. Ab 1996 durfte ich also zusammen mit Bernd das Team KTM Deutschland leiten und betreuen. Mein Zweiradgeschäft wuchs parallel zu dieser Aufgabe, sodass ich in der Zschopauer Innenstadt mein eigenes Ladengeschäft eröffnen konnte. Man sagt, aller Anfang ist schwer – wie gestalteten sich die ersten Jahre als Motorradhändler und was hat sich in dieser Zeit verändert? Das kann man so sagen! In den 90er Jahren hatte es die Marke KTM nicht leicht. Insofern war es auch für mich eine heiße und turbulente Zeit. Doch ich blieb KTM immer treu, auch wenn man zu jener Zeit dafür oft belächelt wurde. Letztendlich hat der Konzern alle Hürden überwunden, die sich ihm bisher in den Weg stellten, somit war es die richtige Entscheidung, immer dabei zu bleiben. Das mag heute einfach klingen, war es aber keinesfalls. Mit der Umstrukturierung des Konzerns und zahlreicher innovativer Entwicklungen ging es glücklicherweise stetig voran und die Motorräder wurden immer besser. Da waren schon pfiffige Jungs am Drücker. Dass KTM einmal so groß werden würde, konnte damals allerdings keiner von uns erahnen. Mittlerweile kann man jeden potenziellen Kunden bedienen – egal ob er Motocross-, Enduro- oder Straßenmotorrad fahren möchte. Aus der Sicht eines Motorradhändlers ist das natürlich optimal. Verändert hat sich über die Jahre hinweg vieles. Früher habe ich Toni Stöcklmeier angerufen und gesagt: ’Toni, ich brauche das und das’. Heute ist so etwas nicht mehr möglich. Je größer und professioneller eine Marke wird, umso mehr Dinge gilt es für die Händler in der Praxis einzuhalten. Auch wenn das mitunter schon einmal nervig werden kann, ich glaube, das braucht es, um in dieser Größenordnung arbeiten zu können. Es funktioniert heutzutage nicht mehr, ein Motorrad, das 8000 Euro und mehr kostet, aus einer Garage heraus zu verkaufen. Da gehört ein ordentliches Zweiradgeschäft dazu und das finde ich auch gut so. Inzwischen blickst du auf eine 20-jährige Firmengeschichte deines Zweiradgeschäfts. Würdest du sagen, deine sportlichen Erfolge waren ein Segen für diesen Erfolg? Definitiv, das denke ich schon. Über den Sport hat man nicht nur eine gewisse Bekanntheit erreicht, sondern auch sehr viel Erfahrung gesammelt. All dies kommt mir heute natürlich zugute. Die Zeit in der Sportabteilung bei MZ hat uns alle geprägt. Trotz aller Erfolge, wir waren sehr bescheiden und für die Fans immer greifbar und das sollte gerade den Endurosport auszeichnen – auch heute. Du hast den Ruf – egal welches Bauteil einer KTM man braucht, bei Harald bekommst du alles – stimmt das? Zeichnet das ein gutes Zweiradgeschäft aus? Puh, jedes Bauteil habe ich sicher nicht da (lacht). Aber ich glaube, mein Vorteil ist, dass ich mich mein Leben lang in diesem Sport bewegt habe und das nach wie vor noch tue. Dadurch weiß ich, welche Verschleiß- oder Ersatzteile ein beispielsweise Sportfahrer benötigt, wenn er am Wochenende ein Rennen bestreiten möchte. Und diese Teile sind eigentlich zu 100 Prozent bei mir im Lager. Sollten es dennoch Teile sein, die ich nicht auf Lager habe, lässt sich das trotzdem binnen kürzester Zeit ordern. Ich sage jedem Kunden, ein Anruf oder eine Mail genügt und ich kann dir sagen, ob ich es im Lager habe. Ansonsten gilt, wer bist 10.00 Uhr eines Werktages bestellt, hat sein Teil einen Tag später. Weiterhin setze ich auf Original-KTM-Teile. Auch wenn ich weiß, hier herrschen ziemliche Preisunterschiede zu Zweitanbietern, bin ich mir sicher, der Kunde weiß die Qualitätsunterschiede zu schätzen. Das gilt auch für meine Gebrauchtmotorräder, die mögen vielleicht etwas teurer sein als anderswo, sind dafür aber in tadellosem Zustand. Diese Philosophie hat sich über die Jahre hinweg durchgesetzt und dahinter stehe ich nach wie vor. Doch nicht nur dein Zweiradgeschäft, sondern auch dein Racing Team ist über die Landesgrenzen Sachsens bekannt. Seit Jahren betreust du zusammen mit deinem Team ein riesiges Aufgebot aktiver Fahrer in der Deutschen Enduromeisterschaft. Ist es wichtig, als KTM-Händler ein Racing Team zu haben und was bedeutet dieses Team für dich? Ob es wichtig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, denke ich. Ich sage immer, das ist meine ganz persönliche Macke (lacht)! Wobei das wohl nicht nur für mich, sondern auch für alle aktiven Betreuer meines Teams zutrifft. Der ursprüngliche Gedanke hinter diesem Racing Team war die Nachwuchsförderung, ich wollte etwas weitergeben. Daraus sind später Meistertitel entstanden und das macht mich schon stolz. Über die Jahre hinweg hat sich dieses Team schon sehr vergrößert, das stimmt. Gerade bei Veranstaltungen wie „Rund um Zschopau“ ist es schon verrückt, wie viele Fahrer unter unserem Zelt stehen. Wie bewältigt ihr diese schwierige Aufgabe, regelmäßig bis zu 30, in Zschopau bis zu 60 Fahrer zu betreuen? Ja, das frage ich mich ehrlich gesagt selbst. Da gehört viel Leidenschaft der Betreuer, allen voran Jens Horn, dazu. Jens koordiniert alles rund um das Team, bucht Unterkünfte, teilt Betreuer für die anfal- 70 MCE November '16

lenden Aufgaben ein oder löst Probleme der Fahrer. Als Privatteam, solch eine Aufgabe zu stemmen, ist kein leichtes Unterfangen. Wir haben das Glück, einige hervorragende Sponsoren an unserer Seite zu haben. So lässt sich beispielsweise die Versorgung unserer Fahrer bei den Rennen bewerkstelligen. Unsere Betreuer agieren wie ein eingespieltes Team, damit können sich alle von uns betreuten Fahrer auf ihr Rennen konzentrieren und müssen sich sonst um nichts kümmern. Stichwort Spitzensport in Deutschland: Neben zahlreichen Hobbypiloten hast du natürlich auch die ganz schnellen Jungs und Mädels in deinem Kader. Wo liegt hier die Herausforderung? Ich denke, alles in einer vernünftigen und professionellen Form unter einen Hut zu bekommen. Das wiederum funktioniert nur mit Teamarbeit und viel Spaß, jedoch auch mit einer gewissen Disziplin jedes einzelnen. Natürlich kommt es aufgrund der vielen verschiedenen Charaktere schon mal zu Unstimmigkeiten, aber das wird in Ruhe besprochen und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Ganz aktuell stellt dein Team die Vizeweltmeisterin im Enduro, Maria Franke. Maria wechselte zu dir ins Team und bestritt heuer ihre erste WM-Saison, die sie sensationell stark beenden konnte. Wie viel Teamarbeit steckt hinter solch einem Projekt und was bedeutet es für dich, eine Vizeweltmeisterin im Team zu haben? Als feststand, dass Maria zu uns ins Team wechseln möchte, war mein Gedanke: Ja, klar, können wir machen. Dass die Saison so gut verlaufen würde, hat uns alle, insbesondere auch mich überrascht! Die Enduro-WM ist kein Zuckerschlecken, selbst bei den Damen gibt es mittlerweile einen harten Konkurrenzkampf und in diesem zu bestehen, ist eine herausragende Leistung. Sie ist sehr ehrgeizig und hat den Willen, sich stetig zu verbessern. Maria hat keinerlei Ansprüche gestellt, als sie zu uns gekommen ist, wir haben ihr ein Motorrad gegeben und sie damit fahren lassen. Was viele vielleicht überrascht, Maria bestreitet all ihre Rennen – egal ob Deutsche Meisterschaft, Weltmeisterschaft oder Motocrossrennen – mit dem gleichen Motorrad. Das würden andere Fahrer niemals akzeptieren. Ich bin froh, dass sie ein Teil unseres Teams ist. Dennoch bin ich etwas enttäuscht, dass kaum jemand diesen tollen Erfolg von Maria wahrnimmt. „Rund um Zschopau“, quasi das Heimspiel deines Teams, steht kurz bevor. Gerade in der Vergangenheit gastierte hier immer mal wieder der ein oder andere WM-Star wie Christophe Nambotin, der von deinem Team betreut wurde. Im kommenden Jahr findet hier sogar ein Lauf zur Enduro-WM statt! Ist es nach so vielen Jahren auch für dich etwas Besonderes, wenn solche Haudegen hier zu Gast sind, und wie wichtig ist dieses Rennen für dich? Für eine besondere Überraschung sorgte Teamfahrerin Maria Franke, sie holte bei ihrer ersten WM-Teilnahme den Vizetitel bei den Damen! • Foto: Future7Media Ich habe vor jedem großen Respekt, der heutzutage an der Weltspitze fährt. Natürlich ist es da immer etwas Besonderes, wenn internationale Spitzensportler bei „Rund um Zschopau“ antreten und von uns betreut werden. Egal ob Juha Salminen, Samuli Aro, Christophe Nambotin, Eero Remes oder auch Joakim Ljunggren – Sie alle waren schon bei mir im Laden und es war eine Freude, diese Jungs kennenzulernen. Ähnlich wie früher zu meiner aktiven Zeit, sind diese Charaktere bodenständig und auch für jeden Fan greifbar. Keinesfalls zeigen sie irgendeine Arroganz oder haben Extrawünsche, ganz im Gegenteil. Doch nicht nur für mich, sondern auch für die Betreuer unseres Teams sind das immer besondere Momente, wenn ein WM-Fahrer zu „Rund um Zschopau“ startet. Die WM 2017 hier auszutragen, ist eine schöne Sache, wenngleich ich die Starterzahlen in der WM etwas kritisch betrachte. Was „Rund um Zschopau“ selbst angeht, so hoffe ich, dass diese Traditionsveranstaltung noch lange Zeit hier ausgetragen werden kann. Leider gibt es auch hier in der Region Probleme mit Leuten, die meinen, überall durch den Wald fahren zu müssen und dabei keine Rücksicht auf Umwelt oder bestehende Gesetze zu nehmen. Ich finde das absolut unvernünftig und kurzsichtig. Das führte beispielsweise dazu, dass die berühmte Auffahrt am ’Teufelsberg’ in diesem Jahr nicht Bestandteil von „Rund um Zschopau“ ist. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Abschließend die Frage: Wie geht es in der kommenden Saison weiter? Husqvarna ist neu dazugekommen, wird es hier eine Verstärkung der Teamstruktur geben? Ich hoffe natürlich weiterhin auf die tolle Unterstützung durch all unsere vielen Betreuer, denn ohne diese Hilfe wäre es nicht möglich, das Racing Team auf dem derzeitigen Level zu halten. Darüber hinaus bin ich guter Dinge, dass uns alle Sponsoren treubleiben und uns auch KTM im kommenden Jahr Unterstützung gewährt. Auch hier gilt: Ohne die vielen Sponsoren könnten wir das Team in dieser Form nicht halten! Schade ist die momentane Nachwuchssituation, im Optimalfall versuchen wir als Team natürlich in jeder Klasse einen Fahrer auf den vorderen Positionen zu platzieren, das wird uns in diesem Jahr nicht gelingen. Wir befinden uns gerade dabei, ein paar schnelle Fahrer zu fördern, so wie wir es früher schon getan haben, jedoch braucht es eine gewisse Zeit, bis diese Jungs in die Fußstapfen anderer Rennfahrer treten können. Zum Thema Husqvarna: Wir unterstützen hier bereits Fahrer, zu denen beispielsweise auch Tim Apolle gehört. Inwiefern in naher Zukunft Erfolge erzielt werden, wird sich zeigen. Harald, vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg. • Text u. Fotos (2): Marco Burkert Kolumne Maria Franke Vizeweltmeisterin Hi Leute, die Mannschaftsweltmeisterschaft, auch Six Days genannt, steht unmittelbar bevor und ich reise zusammen mit der deutschen Nationalmannschaft in wenigen Stunden nach Spanien. Per Flugzeug geht es erst einmal nach Bilbao und von dort aus weiter zur Mannschaftsunterkunft. Wenn ihr diese Zeilen lest, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit schon feststehen, welche Nation das Rennen gemacht hat – von meinen Erlebnissen rund um die Six Days dann aber mehr in der kommenden Ausgabe. Die verbleibende Zeit bis zur Abreise möchte ich nutzen, um euch ein paar Zeilen zu den vergangenen Wochen zu schreiben. Zum einen stand das Enduro-WM-Finale in Frankreich auf meinem Programm, zum anderen gab es in der deutschen Enduromeisterschaft die Fortsetzung in Tucheim und Streitberg. Im Vorfeld des WM-Finales hatte ich einiges über Veranstaltungen in Frankreich gehört: Diese seien ziemlich schwer und das Gelände sehr selektiv. Bei meiner Ankunft in Cahors stellte sich allerdings das Gegenteil heraus. Sowohl die Etappe als auch die Sonderprüfungen gestalteten sich weniger technisch, sondern eher schnell gesteckt. Hier wollte der Veranstalter scheinbar auf zu selektive Hindernisse verzichten und setzte stattdessen mehr auf Racing, aus meiner Sicht eine gute Lösung. Nichtsdestotrotz, in der WM-Gesamtwertung konnte ich mich bei diesem Lauf noch um einen Platz verbessern – von Rang 3 auf Rang 2. Dazu musste ich allerdings mindestens einen Tagessieg einfahren. Der Auftakt am Freitagabend verlief mit Rang 3 hinter Laia Sanz und Jane Daniels schon einmal nicht schlecht. Am Samstag schlug die Stunde der Wahrheit und es galt, den erhofften Tagessieg anzupeilen. Mit zunehmendem Rennverlauf kristallisierte sich tatsächlich die Chance auf dieses Ziel heraus. Ich konnte sowohl im Enduro- als auch im Crosstest die schnellsten Zeiten fahren und mir somit ein wichtiges Zeitpolster gegenüber der Zweitplatzierten an diesem Tag – Laia Sanz – herausfahren. Im Ziel trennten uns 2,18 Sekunden und ich realisierte im ersten Moment nicht so richtig, dass ich diesen Tag gewonnen habe! Im Nachhinein schon ein cooles Feeling, abends auf dem Podium ganz oben zu stehen, die eigene Nationalhymne zu hören und sich von den verrückten Endurofans feiern zu lassen. Allgemein war die Stimmung in Frankreich gigantisch – kein Vergleich zu den anderen WM-Läufen. In der WM-Gesamtwertung ergab sich nun folgendes Bild: Ich lag gleichauf mit der Britin Jane Daniels und hatte am Sonntag die Möglichkeit, den 2. WM-Rang zu erreichen. Also lautete die Devise sicher fahren und trotzdem möglichst vor Daniels ankommen. Ich hätte zwar schon gern um einen weiteren Tagessieg gekämpft, das Risiko, den Vizeweltmeister aber in letzter Minute zu verschenken, war mir dann doch zu hoch. Mit einem 2. Platz am Sonntag war mir am Ende des Tages der Vizetitel nicht mehr zu nehmen – ein wichtiger Erfolg in meiner ersten WM-Saison! Hier gilt mein Dank nochmals allen Sponsoren, Helfern und dem Team von Harald Sturm – ihr alle habt mich bestens unterstützt! Doch nicht nur die WM, auch die DM fand ihre Fortsetzung mit den Wertungsläufen in Tucheim und Streitberg. In Tucheim angekommen, gab es am Freitagabend zunächst einmal Diskussionen über die Verfahrensweise wegen einer zu hohen Waldbrandgefahr. Hintergrund war der tagelang ausbleibende Regen und heiße Temperaturen, somit war der Veranstalter quasi von Amts wegen gezwungen, weite Teile der geplanten Strecke aus dem Rennen zu nehmen. Ich habe im Prinzip schon mit der Absage des Rennens gerechnet. Doch es kam alles anders, denn als es in der Nacht zum Samstag zu regnen begann, konnte keiner ahnen, dass es doch noch eine überaus anspruchsvolle Veranstaltung werden sollte. Das Streckenlayout musste trotzdem stark gekürzt werden, sodass wir zwischen den jeweiligen Runden zirka 45 Minuten Wartezeit hatten, das Gelände hatte es aber in sich. Mein Bauchgefühl sagte: Am Ende des Tages wird es hier wohl kein gutes Ergebnis. Aber weit gefehlt, denn in Tucheim konnte ich mit Platz 15 im Championat mein bisher bestes Saisonergebnis einfahren! In Streitberg lief es hingegen genau umgekehrt, ich hatte von der ersten bis zur letzten Minute ein hervorragendes Gefühl. Der Rhythmus und das Feeling zum Motorrad haben super gepasst und ich blieb ohne nennenswerte Fehler. Das Ergebnis allerdings war mein bis dato magerstes in der DEM-Saison. Da hilft nur weiter nach vorn schauen, was in meinem Fall wie eingangs erwähnt die erfolgreiche Six-Days-Teilnahme ist und wenn ich etwas weiter nach vorn schaue, das DEM-Finale in Zschopau sein wird. Vielleicht sehen wir uns ja dort im Fahrerlager oder an der Strecke. In diesem Sinne, bis zur nächsten Ausgabe. Eure Maria

Motocross Enduro / Ausgaben 2014-2022

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