MOTOCROSS-WM:
MOTOCROSS-WM: FRAUENFELD/CH Jeremy Seewer vor den Schweizer Fans Es war wie ein himmlisches Einsehen, als am Freitagabend endlich wieder so richtig Wasser aus den Wolken schoss. Die Erdböden in der ganzen Ostschweiz waren seit Wochen ausgetrocknet. Die Behörden verhängten deshalb ein generelles Feuer- und Grillverbot. Und die Organisatoren des MXGP of Switzerland waren bezüglich Bewässerung der Piste extrem gefordert. Sie machten ihren Job hervorragend; Fahrer und Teams sparten nicht mit ihrem Lob ans Track-Team. Nach dem kühlen Nass am Vorabend des MXGP-Weekends herrschten ab Samstag wieder heiße Temperaturen vor. Und auf den prall gefüllten Tribünen, die der beißenden Sonne direkt ausgesetzt waren, wurden am Sonntagnachmittag 50 Grad gemessen. Welche Piloten und welche Maschinen sollten mit dieser Hitze am besten klar kommen? Herlings dominiert, Cairoli stürzt Im MXGP-Wettbewerb hatte der holländische Saison-Dominator Jeffrey Herlings auch bei diesen Bedingungen das beste Rezept. Im ersten Lauf feierte der 23-Jährige einen Start-Ziel- Sieg, im zweiten Lauf passierte er nach einem Renndrittel den führenden Clément Desalle – niemand war in der Lage, Herlings noch zu stoppen. „Wenn wir wüssten, wie er das alles tut, hätten wir ihn schon längst kopiert“, rätselte der Schweizer Jeremy Seewer schon vor den Rennen. Herlings’ engster Verfolger, Weltmeister Tony Cairoli, gewann am Samstag das Qualifying und schien fünf WM-Rennen vor Schluss für eine letzte Attacke fähig zu sein. Auf Position 3 liegend, geriet der Italiener bei einem Abwärtssprung zu stark in Vorlage, musste zu Boden und holte sich eine schmerzhafte Knieprellung. Er war für den Rest des Tages gehandicapt, biss aber tapfer die Zähne zusammen. Mit den Rängen 8 und 6 büßte Cairoli im WM- Gesamtklassement aber entscheidend Terrain auf Herlings ein. 46 MCE Oktober '18 Jeremy Seewer im Pech Die knapp 30.000 Zuschauer waren zunächst begeistert, wie ihr Localhero Jeremy Seewer im ersten Lauf mit dem Messer zwischen den Zähnen fuhr. Lange Zeit kämpfte er mit Glenn Coldenhoff um den 4. Rang – es wäre sein bestes Saisonergebnis geworden. Aber auch mit dem 5. Platz war man im Privatteam Wilvo-Yamaha sehr zufrieden. Zwei Stunden später war die Freude im Seewer-Lager aber vorbei, die Fans ernüchtert. Die Yamaha versagte ihren Dienst, nachdem sie Seewer erneut überzeugend durch die Startrunden pilotierte. „Vermutlich hatte meine Maschine ein Problem mit der Elektronik; ich stand eine Minute still, bis ich weiterfahren konnte“, ärgerte sich Seewer, der wegen dieses Malheurs von Rang 7 auf 23 zurückfiel. In den verbleibenden 20 Rennminuten kämpfte er sich auf Position 16 vor und war damit erneut bester Schweizer. Seewer ärgerte sich nach dem Rennen aber maßlos: „Ausgerechnet vor Heimpublikum erstmals ein technisches Problem zu haben, das mich aller Chancen beraubt, ist frustrierend.“ Prado fordert Jonass Die MX2-Kategorie ist in dieser Saison geprägt vom Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden jungen KTM-Stars Jorge Prado und Pauls Jonass. Der 17-jährige Youngster aus Spanien und der amtierende Titelverteidiger aus Lettland lieferten sich auf der anspruchsvollen, gut übersichtlichen Strecke „Schweizer Zucker“ erneut packende Zweikämpfe. Je ein Sieg und ein 2. Platz resultierten daraus, im WM-Rennen ergab das eine Patt-Situation. Prado führt weiterhin mit 28 Punkten Vorsprung. Der MXGP of Switzerland konnte auch bei seiner dritten Austragung auf der ganzen Linie überzeugen. Das Motocrossfest war heiß, friedlich, euphorisch und spannend. Bis Ende November 2018 wird klar sein, ob es in der Schweiz auch ab 2019 weitere MXGP geben wird. • Text: Martin Zinser, Frauenfeld; Fotos: Robert Sdvoc Tony Cairoli
Jeffrey Herlings Spektakuläre Flugshow direkt vor der Tribüne Motocross-WM - 16. Lauf - Frauenfeld/CH - 25./26.8.2018 Gesamtergebnisse: MXGP: 1. Jeffrey Herlings, NL, KTM; 2. Romain Febvre, F, Yamaha; 3. Clément Desalle, B, Kawasaki; 4. Glenn Coldenhoff, NL, KTM; 5. Max Anstie, GB, Husqvarna; 6. Tim Gajser, SLO, Honda; 7. Antonio Cairoli, I, KTM; 8. Kevin Strijbos, B, KTM; 9. Shaun Simpson, GB, Yamaha; 10. Jeremy Seewer, CH, Yamaha. Ferner: 19. Valentin Guillod, CH, KTM. MX2: 1. Jorge Prado, E, KTM; 2. Pauls Jonass, LV, KTM; 3. Hunter Lawrence, AUS, Honda; 4. Thomas Covington, USA, Husqvarna; 5. Anthony Rodriguez, VZ, Yamaha; 6. Ben Watson, GB, Yamaha; 7. Thomas Kjer Olsen, DK, Husqvarna; 8. Marshal Weltin, USA, Kawasaki; 9. Michele Cervellin, I, Yamaha; 10. Calvin Vlaanderen, NL/ZA, Honda. Ferner: 11. Henry Jacobi, D, Husqvarna; 23. Tom Koch, D, KTM. EMX 125: 1. Tom Guyon, F, KTM; 2. Mattia Guadagnini, I, Husqvarna; 3. Rick Elzinga, NL, Yamaha; 4. Mike Gwerder, CH, KTM; 5. Thibault Benistant, F, Yamaha; 6. Raivo Dankers, NL, KTM; 7. Mario Lucas Sanz, E, KTM; 8. Petr Polak, CZ, KTM; 9. Kjell Verbruggen, NL, KTM; 10. Filip Olsson, S, Husqvarna. Ferner: 11. Lion Florian, D, KTM; 22. Simon Längenfelder, D, Husqvarna; 26. Kevin Brumann, CH, Yamaha. EMX 250: 1. Mathys Boisrame, F, Honda; 2. Steven Clarke, GB, Honda; 3. Brian Strubhart Moreau, F, Kawasaki; 4. Dylan Walsh, NZ, Husqvarna; 5. Pierre Goupillon, F, Kawasaki; 6. Roan van de Moosdijk, NL, Yamaha; 7. Mel Pocock, GB, Husqvarna; 8. Martin Barr, GB, Husqvarna; 9. Josh Spinks, GB, KTM; 10. Maxime Renaux, F, Yamaha. Ferner: 11. Jeremy Sydow, D, KTM; 12. Dennis Ullrich, D, KTM; 13. Michael Sandner, A, KTM; 24. Kilian Auberson, CH, KTM. 47 MCE Oktober '18
