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LE-4-2022

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LOGISTIK express Journal 4/2022

LOGISTIK express

LOGISTIK express 4/2022 | S78 Land der Berge, Land der Schottergruben... / Bild IBBS Früher galt, jedes Dorf braucht ein Wirtshaus. Heute ist es die Kiesgrube. Die mineralischen Rohstoffe werden nach der Gewinnung entweder per Bahn oder LKW an ihren Einsatzort transportiert (Forum Rohstoffe). Viel wird im Zusammenhang mit diesen großen Transportmengen und deren Bedeutung von Innovation und Nachhaltigkeit gesprochen. Was den Transport anbelangt, wird das Binnenschiff als Verkehrsmittel jedoch bei der Rohstoffverteilung mit keinem Wort erwähnt – obwohl maßgebliche Abbaugebiete im Einzugsgebiet der Wasserstraße Donau liegen. Stattdessen wird quasi empfohlen, das Gewichtslimit beim LKW-Transport zu erhöhen, weil dies angeblich zu weniger Verkehr führen würde. In Wien – an der Wasserstraße Donau und Donaukanal, wird zum Beispiel trotz reger Bautätigkeit kein einziges Schiff für Rohstofftransporte genützt. Das Thema hängt eng mit den Begriffen „City-Logistik“ und „Urban Mining“ zusammen. Diese existieren aber im Vokabular der Rohstoffindustrie überhaupt nicht. Trimodale Umschlagslösungen dienen höchstens als Feigenblatt, um üppige EU-Förderungen lukrieren zu können. Für die Rohstoffumschlagslösung Hafen/Binnenschiff, bleiben meist nur ein paar Krümel übrig. Dabei gibt es durchaus große Vorbilder. In Berlin sagt man, dass die Stadt „aus dem Kahn“ (Binnenschiff) erbaut wurde (und noch immer wird). Auch in vielen anderen Städten spielt das Binnenschiff bei der Rohstoffversorgung eine zentrale Rolle. Weniger nachahmenswert sind die Beispiele aus Indien, wo der Bau Sand von „Sand Miners“ – oft auch Kinder - aus den Flüssen geschöpft und auf Boote verladen wird. Dabei müssen diese ausgebeuteten Geschöpfe 200-300 Mal pro Tag metertief mit einem Kübel abtauchen. Eine ähnliche brutale Abbaumethode praktizierten die „Sandmänner“ vom Main – allerdings ohne Tauchgänge, als sie feststellen mussten, dass man mit Sand mehr Geld verdienen kann, als mit dem Fischfang. Heute spielt bei der Rohstoffgewinnung, dort wo die Schifffahrt gebraucht wird, nur noch High Tech eine Rolle. Selbst die vielerorts tätige Sandmafia ist schon gut ausgerüstet. Anders ist es beim Transport der Rohstoffe. Da ist „Steintal“ noch lebendig. Aktuelles Beispiel: Die Grünen finden, dass mit einem „Schotterband“ im schönen Nibelungengau über die Donau gespannt, hunderte LKW-Fahrten eingespart werden könnten. Damit sind die Grünen zwar auf Linie des dort tätigen „Geröllheimers“, aber zu Ende gedacht ist die Lösung nicht. Wenn es um Schnelligkeit geht, die ist sicher geboten, dann ist das Binnenschiff die erste Wahl. Die Logistikabteilung müsste nämlich den Schiffstransport nur bestellen, weil selbst eine provisorische Verladeeinrichtung innerhalb von Stunden zu bewerkstelligen ist. Wenn es um die Zahl der einzusparenden LKW-Fahrten geht, dann ist auch das Binnenschiff die erste Wahl, denn ein (1) Binnenschiff könnte selbst bei Niederwasser noch immer etwa 400 Tonnen laden. Man geht in der Praxis allerdings davon aus, dass ein Schiffsverband immer zumindest aus zwei oder sogar vier Einheiten (Schubleichter) besteht. Im Extremfall also mindestens 800-1600 Tonnen transportiert. In Österreich kann man davon ausgehen, dass die Donauschifffahrt auch künftig gute Wasserstandverhältnisse haben wird (staugeregelt, reguliert). Daher kann ein Schiffsverband, aus bis zu vier Einheiten bestehend und bei halbwegs normalen Pegelständen, zumindest 4000 Tonnen

Rohstoff per Binnenschiff / Bild IBBS dauerhaft transportieren. Die Frage ist also, warum macht man das nicht schon längst, wenn nachhaltig transportieren das Gebot der Stunde ist? Warum fordern die Grünen keine nachhaltige Lösung? Die Antwort ist simpel. Man macht es nicht, weil der Straßentransport billiger und einfacher ist. Die Straße ist immer die erste Wahl für einfach tickende Logistiker. Das Intelligenteste im LKW-Verkehr ist nämlich das Navi. Und vermutlich hat es bei den meisten Rohstoffschürfern noch nie eine UVP mit einem Verkehrskonzept gegeben. Die Bahn, wenn sie denn mittels „Förderband-Brücke“ erreicht wird, hat bereits jetzt genug Probleme mit Lärmbelästigung und Kapazitätsgrenzen. Außerdem, die Bahn ist auf gewissen Strecken sozusagen der Mercedes unter den Transportmitteln und mit einem Mercedes-PKW würde auch niemand auf die Idee kommen, Zementsäcke zu transportieren. Der WWF hat 2018 in einer umfassenden Studie auf die schwerwiegenden Auswirkungen der unkontrollierten Rohstoffausbeutung hingewiesen – allerdings ohne die Transportfrage zu berücksichtigen. Inzwischen ist der Rohstoffverbrauch weiter exorbitant gestiegen und um die weltweite Gier befriedigen zu können, hat längst der Run auf die Schätze der Tiefsee begonnen. Ohne ausreichender Forschungsergebnisse über die Folgen der Ausbeutung, sagen die NGOs. Verfügbare Daten stammen von jenen Forschungen, die von den Ausbeutungs-Unternehmen finanziert werden. Zumindest wird man bei der Ausbeutung der Tiefseerohstoffe um den Schiffstransport nicht herumkommen. Die Sanduhr läuft ab. (PB) Das wichtigste Argument pro Binnenschiff liegt also in der Zukunftsplanung begründet. Auch wenn sich anscheinend noch niemand Gedanken darüber gemacht hat, wie „unser schönes Land“ ausschauen wird, wenn man mit Rodung und Abbau fertig ist – es wird jedenfalls noch ein paar Jahrzehnte erheblichen Transportbedarf geben. Ein anderes Beispiel – ein Kärntner Zementwerk - zeigt, dass dort wo keine Wasserstraße, aber eine belastbare Bahn zur Verfügung steht, dennoch ausschließlich der LKW die erste Wahl im Rohstofftransport ist. Da stört es die Grünen auch nicht, dass unzählige LKW sogar durch enge Dorfstraßen fahren und nicht nur Anrainer schwer belasten, sondern auch hohe Infrastrukturkosten verursachen. Rohstoff per Binnenschiff / Bild IBBS

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