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Departures Germany Summer 2017

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schaffen, an dem sich

schaffen, an dem sich Gäste so viel Zeit wie sie möchten für die Interaktion mit der Umwelt nehmen können, um sich den Dingen, die ihnen wichtig sind und die sie aus den Augen verloren haben, wieder anzunähern.“ Ganz passé ist der Ausdruck aufwendigen Lebensstils aber nicht. So präsentierte uns der Sommelier eines Abends im Weinkeller stolz eine Flasche Portwein von 1755, die mit einem Preis von 33.000 Dollar nicht einmal der teuerste Tropfen im Weinkeller war, in dem 2.020 der insgesamt 8.000 Flaschen auf der Insel lagern. In den ersten beiden Nächten merkte ich, dass ich mich mit dem Übernachten auf Pfählen nicht würde anfreunden können. Der freie Blick aufs Meer von meiner Overwater-Villa aus gab mir das Gefühl, Teil eines Experiments zu sein, in dem es herauszufinden galt, wie sich die Wirkung des Ozeans auf mich verändert, wenn der gewohnte Blick auf den Strand, die Brandung und die Palmen plötzlich fehlt. So schön die Aussicht auch war, so monoton und einsam war das Gefühl. Also zog ich um in eine Strandvilla. Die großen Glasfronten des von Jasmin- und Hibiskusblüten, Banyan- Feigen und Kokospalmen gesäumten Quartiers mit spitz zulaufendem Dach waren zum Meer hin ausgerichtet. Am wichtigsten aber: Ich konnte direkt vom Bett aus nach draußen gehen, vorbei am Pool und direkt an den Strand, um dort meine Füße in den weißen, makellosen Sand einsinken zu lassen. Was ich jedoch nicht abschütteln konnte, war das Gefühl, den Elementen hilflos ausgeliefert zu sein. Der weiß funkelnde Sand wurde vom Meer aus den Korallen des Hausriffs ausgewaschen, einem Riff, das wie alle anderen aufgrund der steigenden Temperaturen stirbt. Was, wenn durch das fortschreitende Abschmelzen der Polkappen und den Anstieg des Meeresspiegels irgendwann von diesem Resort nur noch die Bungalows auf Pfählen übrig sind? Noch liegt dieses apokalyptische Szenario in der Zukunft und lässt genügend Zeit, sich in der Sonne zu aalen. Was aber wird aus den Menschen, die hier ihre Heimat haben? Während meines Aufenthalts wurde die Insel ein paar Tage lang von schweren Regenfällen heimgesucht. Als ich im Bett liegend dem Pfeifen des Windes zuhörte, musste ich zwangsläufig daran denken, wie verletzlich dieses Fleckchen Erde ist – und in welch prekärer Lage sich Hunderttausende Menschen in diesem Inselstaat befinden. (Auch wenn er mit dem Klimawandel nichts zu tun hatte, sollte man sich den Tsunami von 2004 vor Augen halten, als landesweit 82 Menschen ihr Leben verloren.) Es war Mohamed Nasheed, der entscheidend dazu beitrug, die Welt auf die Misere der Malediven angesichts des ansteigenden Meeres aufmerksam zu machen. 2008 wurde er der erste demokratisch gewählt Präsident des Landes. Im Mittelpunkt von Nasheeds Wahlkampf standen Themen wie Demokratie und Menschenrechte. Kaum im Amt, wandte er sich dem Klimawandel zu. Im März 2009 versprach er, das Land mithilfe von Solar- und Windenergie CO 2 -neutral auszurichten. Im Oktober desselben Jahres machte dann die von ihm anberaumte erste Unterwasser-Kabinettsitzung der Geschichte weltweit Schlagzeilen. Als Regierungschef eines so kleinen Landes fehlte ihm natürlich das politische Gewicht, um die USA oder China zu einer Politik zu zwingen, die mit einer Reduktion von CO 2 -Emissionen einhergehen könnte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als einen moralischen Kampf über die Weltpresse zu führen, um der Welt vor Augen zu führen, was es bedeuten würde, wenn die Malediven dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fielen. Ich erreichte Nasheed in London, wo er seit Kurzem lebt: „Der Einfluss des Klimawandels ist keine Zukunftsmusik. Wir spüren 62 DEPARTURES-INTERNATIONAL.COM

ihn hier und jetzt.“ Er zählte eine Liste von Problemen auf, denen sich die Malediven unmittelbar gegenübersehen: Korallenbleiche, Küstenerosion, eine durch das Eindringen von Salzwasser verunreinigte grundwasserführende Schicht sowie ein Präsident, der Umweltanliegen keine Bedeutung beimisst und Zweifel am Klimawandel in der Bevölkerung streut. „Menschen können die Inseln verlassen, aber was passiert mit den Pflanzen, den Vögeln, den Schmetterlingen und der Klangkulisse? Natürlich kann ein Volk im Prinzip umgesiedelt werden, aber die Malediven gibt es schon seit Jahrtausenden und unsere Geschichtsschreibung reicht über 1.500 Jahre zurück. Wir sind hier verwurzelt und können nirgendwo anders hin.“ Im Restaurant Alba direkt am Meer und neben einem großen Pool wandeln Gäste inmitten eigens angefertigter Kunstdesigns auf einem Boden aus Marmor Mark O’Sullivan ist General Manager des St. Regis auf Vommuli und hat ein natürliches Interesse daran, mit dem Resort einen Beitrag zur Bewahrung des Ökosystems auf lokaler Ebene und darüber hinaus zu leisten, um diesen kleinen Teil der Malediven so zukunftsfähig wie möglich zu machen. Ich traf ihn im Alba, dem Hauptrestaurant des Resorts mit luftiger Atmosphäre, sechs Meter hohen Räumen, Marmorboden und großen Fensterfronten mit Blick über den Pool und den Strand. Er merkte an, dass es ihn schon seit jeher misstrauisch mache, wenn Hotels der Umwelt zuliebe um mehrfachen Gebrauch von Handtüchern bitten würden: „In den Augen der Gäste ist das nichts weiter als der Versuch, Geld zu sparen.“ Die Initiativen des St. Regis gehen in eine andere Richtung. So liegt der Anteil einheimischen Personals laut O’Sullivan bei 58 Prozent und damit weit über den vorgeschriebenen 45 Prozent. Außerdem sucht er nach Wegen, Maledivern Fortbildungsmöglichkeiten im Management-Bereich zu eröffnen, denn: „Nicht ein einziger Einheimischer fungiert bei irgendeinem der hier operierenden internationalen Unternehmen als General Manager. Dabei spräche überhaupt nichts dagegen.“ O’Sullivan betonte auch, dass es beim Tauch- und Wassersportzentrum nicht nur ums Tauchen und um Katamaranausflüge ginge. Vielmehr gehöre auch eine Meeresbiologin zum Team, die mit ihren Kollegen die unerforschte Unterwasserwelt des Atolls katalogisiert und Gestelle zur Korallenzucht anlegt, bei deren Bepflanzung die Gäste mit Hand anlegen können. Auch wenn das Ausbleichen der Korallen ein echtes Problem darstellt, gibt es noch jede Menge zu sehen. So war ich beim Schnorcheln umgeben von Doktorfischen, Schnappern und Süßlippenfischen. Außerdem konnte ich zwei Riffhaie und ein paar Meeres schildkröten beobachten. Ein Taucher erzählte mir, dass er kürzlich während einer Bootstour Ausschau nach Delfinen hielt, stattdessen aber völlig überraschend einige Orcas zu sehen bekam. Am letzten Morgen stand ich früh auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Als ich vor die Villa trat, war die Luft schwer und feucht vom feinen Sprühnebel des Meeres und erfüllt vom Duft tropischer Blüten. Ich setzte mich an den Strand und genoss die aufgehende Sonne, als ein junger Mann in St.-Regis-Uniform vorbeikam. Er blieb stehen und wir kamen ins Gespräch. Ich erfuhr, dass er Landschaftsgärtner war und auf einer nahe gelegenen Insel aufwuchs. Die Hitze des vergangenen Sommers war ihm noch gut im Gedächtnis: „Meine Haut wurde richtiggehend schwarz, und die Korallenbleiche am Riff war enorm ausgeprägt – alles wurde weiß.“ Auf meine Frage, ob er sich Sorgen über den steigenden Meeresspiegel machen würde oder darüber, dass seine Heimat im Meer versinken könnte, antwortete er: „Nein. Wir haben hier und da Probleme mit der Erosion, aber damit müssen wir leben. So ist die Natur.“ ♦ BUCHUNG ÜBER IHREN PLATINUM CARD REISE-SERVICE DEPARTURES-INTERNATIONAL.COM 63

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