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Departures Germany Summer 2017

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BLACKBOOK Jan-Willem

BLACKBOOK Jan-Willem Sintnicolaas, Gründer von J Guillem, bei der Ausfahrt Mostly, Chinese food is the cuisine THAT DARE NOT SPEAK ITS NAME. Somewhere along the way, it chic. All die Kollektionen und Clubs, die Rallyes und Rennen, Stiltipps und Satteldruckstellen zeigen, dass das, was einst als drittklassiges Fortbewegungsmittel galt, zu einem modischen und zugleich nachhaltigen Must-have geworden ist. Aus den Städten DER ZUKUNFT ist das Fahrrad nicht wegzudenken. Beim Blick aufs Ganze wird klar, dass das Fahrrad in der Planung unserer Städte längst deutliche Spuren hinterlässt: kaum eine Metropole, die sich heutzutage kein Bike-Sharing-System leistet und/oder die Einführung eines Fahrradwegnetzes plant. Denn nicht zuletzt wird das Fahrrad als Schlüssel gesehen, wachsende Verkehrsprobleme zu entschärfen und die Wirtschaft am Laufen zu halten. Solche Projekte sind nicht unumstritten. Londons Fahrradautobahnen erzürnen Autofahrer ebenso wie manche Radler, Letztere, weil die Radwege angesichts des großen Verkehrsaufkommens kaum Verbesserung bringen. Auch Mexico Citys Rezept gegen die Luftverschmutzung – man erklärte alle Hauptstraßen sonntags zu reinen Radwegen – hat nicht nur Anhänger. Doch gegensätzliche Meinungen konnten die Flut an groß angelegten, fahrradfreundlichen Stadtplanungen, die oft die komplette Trennung von Auto und Fahrrad anstreben, nicht stoppen. Xiamen in China eröffnete vor Kurzem den längsten erhöhten Fahrradweg der Welt. Die 7,6 Kilometer lange Strecke verläuft teilweise unterhalb der städtischen Transit-Bustrasse, damit die Radler im Regen nicht nass werden. Ein Sensorsystem verhindert, dass zu viele Fahrradfahrer auf die Strecke drängen. China treibt auch das Fahrrad-Uber voran, ein App-basiertes System, mit dem sich jeder ein Bike ausleihen und an jedem beliebigen Endpunkt zurücklassen kann; der Marktführer Mobike betreibt mehr als eine Million Räder in 33 chinesischen Städten und startet noch in diesem Jahr in Singapur. In New York hoffen die Planer auf die Erweiterung des Citi Bike Systems in die Bronx und nach Staten Island. Ebenso J Guillems Major Road Bike MASSARBEIT Die jährlich in Großbritannien veranstaltete Messe Bespoked bietet über 150 Manufakturen die Gelegenheit, sich und ihre Zweirad-Philosophie zu präsentieren. Für die klassische Schule stehen die maßgefertigten Räder von Anderson Custom Bicycles (andersoncustombicycles.com). Das ACB 4-Seasons Stainless scheint direkt aus den 1950er-Jahren ins Jetzt transferiert worden zu sein und wird auch in 70 Jahren noch genauso stilvoll aussehen. Im Hightechbereich zu Hause ist Métier Vélo (métier-vélo.com) aus Utah, in dessen Modellen neben Rohren aus Karbonfaser auch Titanmuffen aus dem 3-D-Drucker verarbeitet werden. Dazwischen positioniert sich J Guillem (jguillem.com). Die Aufmachung der Räder ist modern, die Rechtfertigung für den Preis von 6.000 Euro steckt in der Konstruktion, bei der man statt auf Karbonfaser auf die Beständigkeit von handgeschweißtem Stahl vertraut – was zu einer großzügigen 100-Jahre-Garantie auf jedes der Räder führt. © J. GUILLEM BICYCLES 28 DEPARTURES-INTERNATIONAL.COM BUCHUNG ÜBER IHREN PLATINUM CARD REISE-SERVICE

IM UHRZEIGERSINN VON LINKS OBEN: © ACE HOTEL PORTLAND, TETSUYA ITO/ONOMICHI U2 , JESSE DAVID HARRIS sehnt man sich dort nach der weitergehenden Wiederbelebung der High Line nicht nur für Fußgänger, sondern auch zum Vorteil der Radfahrer. Wuppertal plant, eine alte Bahnstrecke in einen 16 Kilometer langen Radweg zu verwandeln. Die Idee gehört zu einem Masterplan, an dessen Ende Deutschland über die größte Fahrradautobahn der Welt verfügen wird: 100 Kilometer komplett beleuchteter Strecke, die zehn Städte miteinander verbindet. In Sachen Einfallsreichtum haben die Holländer – wenig überraschend – die Nase vorn: Dort entwickelt man gerade mehr als 30 Fahrradwegprojekte. Als eine Kreuzung nahe Eindhoven zu gefährlich für Radfahrer wurde, hat die Stadt diese kurzerhand mit dem Hovenring überbaut. Der 72 Meter breite Ring ist an Drahtseilen an einem einzigen Mast aufgehängt und gilt als das herausragendste Beispiel der Fahrradarchitektur. Doch die Krone ist hart umkämpft: Chicago denkt über einen geschlossenen Fahrradring entlang des Chicago Rivers nach. Besser gesagt, darauf. Sollte der RiverRide Realität werden, wird man dazu über zehn Kilometer aus schwimmenden Pontons einsetzen. Der Bau für die erste Phase von Miamis Underline, einer 16 Kilometer langen, 30 Meter breiten Fußgänger- und Fahrradstrecke, startet noch in diesem Jahr. Erstaunlicherweise sind 60 Prozent des für eine Fertigstellung 2023 avisierten Projekts bereits finanziert. „Politisch wird es immer schwieriger, fürs Autofahren und gegen das Radfahren oder Fußgänger zu argumentieren – es ist schlichtweg die effizienteste Art der Raumnutzung“, sagt Meg Daly, CEO von Friends of the Underline. „Außerdem tendieren die Millennials zum Radfahren und besitzen oft gar kein Auto mehr. Die Städte wollen sich das Potenzial dieser Generation sichern und müssen daher die richtigen Konzepte bieten, um sie anzulocken.” Natürlich gab es auch früher schon Zeiten, in denen die meisten kein Auto besaßen. Tatsächlich knüpfen viele der jüngsten fahrradfreundlichen und – falls man nicht gerade Taxifahrer ist – herzerwärmenden Pläne weltweit an Altbekanntes an. Alles schon einmal dagewesen: Ein Mann namens Horace Dobbins plante eine 14 Kilometer lange, erhöhte Fahrradstrecke von Los Angeles nach Pasadena und konnte davon zwei Kilometer samt Fahrrad-Aufbewahrung und Leihstationen fertigstellen, bevor ihn der Lauf der Geschichte einholte. Hauptsächlich der Vormarsch der Automobile. Sein California Cycleway wurde im Jahr 1900 eröffnet. ♦ B&B (BETT & BIKE) Immer mehr Hotels stellen den Gästen Fahrräder zur Verfügung. Man muss dafür nicht zwingend in eine Hochburg der Indie-Radszene wie Portland reisen, wo Ace Hotel (acehotel.com) einen Fahrradverleih anbietet. Standesgemäß für ein Hotel, das an einer für Spaziergänger und Radfahrer ausgebauten ehemaligen Bahnlinie liegt, bietet das High Line Hotel (thehighlinehotel.com) in New York jedem Gast ein Shinola-Rad an (nicht zu vergessen eine monatliche Gruppenausfahrt zu einer Cocktail-Bar). Das ist attraktiv, leidenschaftlichen Pedaleuren aber vielleicht noch nicht genug. Deren Wahl könnte auf das Hotel Cycle (onomichi-u2.com) in Hiroshima fallen, wo Gäste mit dem Rad bis an die Rezeption vorfahren können und wo jedes Zimmer über einen Fahrradhalter verfügt. Auf die Idee, eine Runde mit einem der klapprig anmutenden Räder zu drehen, die von der Decke des Casa Camper (casacamper.com) in Barcelona hängen, kommen vermutlich nur Hartgesottene – aber auch hier stehen Leihräder zur Verfügung. Im Uhrzeigersinn von links: das kleine Café im Ace Hotel in Portland; das Hotel Cycle in Hiroshima; die Backsteinfassade des High Line Hotels in Manhattan DEPARTURES-INTERNATIONAL.COM 29

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