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Projektreise 03/2023

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Magazin der Auslandshilfe

Projektreise

Diözese St. Pölten „Allein die Stadt New York verbraucht an einem Tag so viel Strom wie ganz Afrika südlich der Sahara in einem Jahr!“ Shalini Randeria Rektorin Central European University Wien Nr. 11 Oktober 2023 Magazin der Caritas-Auslandshilfe mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern Albanien, Pakistan und Senegal Caritas St. Pölten Aktuell Erscheinungsort St. Pölten Sind wir zu viele? Zu viele – das sind immer die anderen Der Gedanke ist naheliegend. Die CO 2 - Konzentration in der Atmosphäre ist in den letzten Jahrzehnten nachweisbar gestiegen. Mit dem Ressourcenverbrauch verhält es sich ähnlich. Die Müllberge wachsen entsprechend an, weltweit steigt die Zahl der Naturkatastrophen. Es gibt ja auch mehr Menschen. So logisch der Gedanke auch erscheint – ein genauer Blick lohnt sich. Die alleinige Anzahl der auf der Erde lebenden Menschen sagt nicht viel aus. Die Frage, in welchem Wohlstand wir leben und welche Technologie genutzt wird schon eher, nicht zuletzt, wie diese Faktoren verteilt sind. Der genaue Blick eröffnet nämlich, dass es vor allem der globale Norden ist, der für den rasanten Anstieg der CO 2 -Emissionen und des Ressourcenverbrauches zuständig ist. Wenn alle Menschen so leben würden wie die Europäer, wären fast drei Planeten notwendig, wenn alle Menschen so lebten wie in den USA, wären es sogar knapp fünf. Interessanterweise wächst die Bevölkerung in diesen Teilen der Welt schon lange nicht mehr, mitunter schrumpft sie sogar. Jene Länder hingegen, die von starkem Bevölkerungswachstum geprägt sind, finden sich am unteren Ende in der Skala der Verschmutzer. Nicht zu viele Kinder im Süden werden geboren, sondern zu viele Autos im Norden produziert. „Allein die Stadt New York verbraucht an einem Tag so viel Strom wie ganz Afrika südlich der Sahara in einem Jahr!“, so die Anthropologin an der „Central European University“ in Wien, Shalini Randeria. Wer von „Überbevölkerung“ oder „Bevölkerungsexplosion“ spricht, sollte das mitbedenken. „Zu viel“ sind ja ohnedies immer die anderen, etwa die, die zu einer anderen ethnischen Gruppe oder Religion gehören. Es sind die Armen, die zu viel sind – nicht die Armut – möglicherweise aus Angst, dass diese zu mehr Wohlstand kommen könnten und irgendwann einmal die eigenen Ressourcen selbst nutzen wollen. Ressourcen, an die man sich im globalen Norden gewöhnt hat. „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“, ein Zitat, das dem indischen Unabhängigkeitskämpfer und späteren Staatschef Mahatma Gandhi zugeschrieben wird, erscheint aktueller denn je, wenn es um globale Verteilungsgerechtigkeit geht. Denn: Zu viel – das sind immer die anderen. Autor: Andreas Zinggl Am Wort Hannes Ziselsberger Direktor der Caritas Diözese St. Pölten Geburtenrate, Kindersterblichkeit, Wohlstandsgewinn, Bildungsniveaus, Ernährungssicherheit, Ressourcenverbrauch, CO 2 -Abdruck, technischer Fortschritt. Diese Worte sind für sich alleine bedeutungsvoll, in ihrem Zusammenspiel entscheidet sich die Zukunft des bewohnbaren Planeten. Keine Epoche in der Geschichte unserer Erde wurde derart rasch von einer einzelnen Spezies geprägt wie die Neuzeit. Demographische Entwicklungen verändern die Welt. Lebten im Jahr 1900 noch 1,65 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, so sind es im Jahr 2000 etwa 6,2 Milliarden. Heute rechnet die UNO mit 8 Milliarden. Aktuelle Prognosen erwarten, dass zwischen 2050 und 2080 der Höhepunkt der Bevölkerungszahl erreicht wird. Konträr dazu verhält sich die Entwicklung in ostasiatischen Ländern: China, Taiwan, Japan oder Südkorea haben eine Geburtenrate von 1 Kind pro Frau. Das bedeutet, dass sich die Bevölkerungszahl jede Generation halbiert. Die weltweite Fertilitätsziffer liegt derzeit bei 2,32 Kindern pro Frau. Wenn diese unter 2,1 Kinder sinkt, schrumpft eine Gesellschaft. All das sind langfristige, aber sehr bedeutungsvolle Entwicklungen. Die demographische Entwicklung der letzten hundert Jahre war verbunden mit unglaublichem technologischen Fortschritt, Wohlstand und Gesundheit, aber auch mit Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch, den CO 2 -Abdruck und Umweltprobleme. Wenn in den nächsten hundert Jahren insgesamt eine Abnahme der Bevölkerungszahl zu erwarten ist, dann ist das eine neue Situation, mit der wir als Gesellschaft noch keine Erfahrung haben. Aber jene Kinder, die in diesem oder in den nächsten Jahren geboren werden, werden diese Entwicklung erleben und gestalten. Dazu braucht es aus meiner Sicht noch viele Erkenntnisse über die Auswirkungen dieser Entwicklung, eine viel stärkere internationale Zusammenarbeit und den Mut, diese Herausforderungen friedlich, kooperativ, partnerschaftlich und wertschätzend zu gestalten.

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