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Projektreise 03/2022

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Magazin der Auslandshilfe

Projektreise

Diözese St. Pölten „Das pakistanische Volk sieht sich einem Monsun auf Steroiden gegenüber – den unerbittlichen Auswirkungen epochaler Regenmengen und Überschwemmungen. Es bricht mir das Herz, diese großzügigen Menschen so leiden zu sehen.“ António Guterres Generalsekretär Vereinte Nationen Nr. 07 Oktober 2022 Magazin der Caritas-Auslandshilfe mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern Albanien, Pakistan und Senegal Caritas St. Pölten Aktuell Erscheinungsort St. Pölten Ein Monsun auf Steroiden Die Flutkatastrophe in Pakistan als Folge der Klimakrise Wie aus einer Katastrophe drei werden Ganz so überraschend ist die Katastrophe in Pakistan nicht dahergekommen. Spätestens seit der enormen Hitzewelle im April und Mai dieses Jahres – als Temperaturen um 50 Grad gemessen wurden – war klar, dieser Sommer wird es in sich haben. Die Gletscher im Norden des Landes schmolzen dahin. Und dann kamen noch die Regenfälle dazu. In manchen Regionen Pakistans handelte es sich um das Fünffache der jahresüblichen Menge und das innerhalb weniger Tage. Über 1.500 Menschen – darunter hunderte Kinder – verloren ihr Leben. Mehr als eine Million Häuser sind nicht mehr bewohnbar, knapp zehn Millionen Menschen haben kein Dach über dem Kopf. So viel zu der ersten der drei Katastrophen. Die Medien haben berichtet. Wer Leib und Leben retten konnte, lebt jetzt irgendwo auf Dämmen, entlang von Straßen, die erhöht liegen, auf Hausdächern ohne Dach über dem Kopf, ohne sauberes Trinkwasser, ohne Mahlzeiten, ohne Gesundheitsversorgung und hofft auf Hilfe. Die dringt bei diesen Dimensionen aber nur zu Wenigen vor. Das ist die zweite Katastrophe. Die Folgen sind Hunger und durch Wasser übertragene Krankheiten (Durchfall, Hautkrankheiten, Malaria, Dengue, etc.), die weitere Todesopfer fordern. Darüber ist kaum noch in den Medien zu lesen. Über die dritte Katastrophe wird dann so gut wie gar nicht mehr berichtet. Denn da ist das Hochwasser längst verschwunden. Dabei geht es um die zerstörten Lebensgrundlagen. Ein Großteil der vom Hochwasser betroffenen Menschen lebt von der Landwirtschaft. Die jüngste Ernte ist zerstört. Die kommende Aussaat kann nicht stattfinden, da das Saatgut, wenn es nicht weggeschwemmt wurde, unbrauchbar ist. Abgesehen davon ist der Boden für viele Monate unbrauchbar. Die Weltmarktpreise für Getreide sind bekannt – an einen nennenswerten Import kann nicht gedacht werden. Dazu kommt, dass etwa eine Million Nutztiere (Ziegen, Kühe, Schafe, sogar Kamele) verendet sind. Wovon sich im kommenden Jahr über dreißig Millionen Menschen ernähren sollen, das weiß heute noch niemand. Pakistan zählt weltweit zu jenen zehn Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Gleichzeitig hat der 220 Millionen Einwohner zählende und damit fünftgrößte Staat der Erde bisher weniger als ein Prozent zum Klimawandel beigetragen. Klimagerechtigkeit sieht anders aus. Autor: Andreas Zinggl Am Wort Im Jahr 2010 stand ein Fünftel Pakistans unter Wasser – eine Fläche so groß wie ganz Italien. Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte sie damals als „größte Naturkatastrophe, die er je gesehen hatte“ bezeichnet. 20 Millionen Menschen waren betroffen. Das hätte mit dem Klimawandel zu tun, so die Wissenschaft damals. Gletscher würden schmelzen, die Regenmengen seien ungewöhnlich stark gewesen. Andreas Zinggl Programmmanager Pakistan Caritas der Diözese St. Pölten Heute, zwölf Jahre später, steht eine noch größere Fläche unter Wasser. Der Zusammenhang mit dem Klimawandel kann nicht mehr wegdiskutiert werden. Die voranschreitende Gletscherschmelze im Himalaya lässt Gletscherseen überlaufen. Eine Mischung aus Eisblöcken, Geröll und unglaublichen Wassermassen bahnt sich ihren Weg durch die Täler Richtung Süden. In den flachen Landesteilen angekommen, stoßen die Wassermassen auf den vom nun amtierenden UN-General Antonio Guterres bezeichneten „Monsunregen auf Steroiden“. Die Folge: Ein Drittel der Landesfläche Pakistans – dreimal so groß wie Österreich – ist diesmal überschwemmt. 33 Millionen Menschen sind betroffen. Wird es die letzte große Überschwemmung in Pakistan sein? Mitnichten. Ist es sinnvoll, den Wiederaufbau zu wagen? Definitiv. Nach dem Hochwasser 2010 hatte die Caritas dafür gesorgt, dass tausende Wohnhäuser wiederaufgebaut wurden und zwar in einer Qualität, die sogar den jetzigen Verhältnissen standhielt. Die Lebensgrundlagen zigtausender Menschen konnte wiederhergestellt werden, für viele tausende Kinder konnte eine Schulbildung ermöglicht werden. „Building up better“ – lautet der Fachbegriff dazu, und ist gleichzeitig ein Aufruf dafür, jetzt noch mehr dafür zu sorgen, dass die Menschen in Pakistan besser gegen nächste Überschwemmungen gerüstet sind. „Not sehen und handeln“ – so das Leitmotiv der Caritas – gilt mehr denn je.

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