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Projektreise 02/2024

Magazin der Auslandshilfe

Projektreise

Diözese St. Pölten „Durch den Klimawandel steht das Überleben besonders betroffener Gemeinschaften auf dem Spiel. Daher engagiere ich mich, um die Klimakrise zu bekämpfen und die Resilienz der Bevölkerung und der Ökosysteme zu stärken.“ Danilo Faye Projektmanager Caritas Kaolack, Senegal Nr. 14 Juni 2024 Magazin der Caritas-Auslandshilfe mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern Albanien, Pakistan und Senegal Caritas St. Pölten Aktuell Erscheinungsort St. Pölten Wertvolles Klima?! Klimagerechtigkeit und unsere globale Verantwortung. Eine Frage der Klimagerechtigkeit Um nicht mehr als 2 Grad darf sich die Erde weiter erhitzen. So lautet das im Dezember 2015 in Paris beschlossene – völkerrechtlich verpflichtende – Übereinkommen zur Eindämmung der Klimakrise. Besser wäre – so ist es darin als dringende Empfehlung formuliert – die Erhitzung auf plus 1,5 Grad zu beschränken. Auf ein paar Zehntelgrad mehr oder weniger soll es angekommen? Und ob! Ein paar Zehntelgrad klingt wenig, bedeutet aber ein paar hundert Millionen Menschen mehr, die hungern müssen, mehr Naturkatastrophen, zusätzliche Konflikte auf der Welt und deutlich mehr Menschen als heute, die auf der Flucht sind. Wäre es gerecht, wenn die Reduktion von Treibhausgasemissionen vor allem in jenen Ländern erreicht wird, die dafür am meisten verantwortlich sind? Zweifellos. Bloß: das wird nicht reichen. Selbst wenn ab morgen früh weltweit keine einzige Tonne CO 2 mehr ausgestoßen wird, heizt sich die Erde allein von den bisher verursachten Emissionen weiter auf – das Klima ist schwerfällig, vergleichbar mit dem Bremsweg eines riesigen Öltankers. Es müssen daher die Folgen eingedämmt werden, die von der Klimakrise verursacht werden. Also wurde im Pariser Klimaabkommen auch beschlossen, dass die Hauptverursacher des Klimawandels nicht nur ihren Ausstoß von Treibhausgasen drastisch verringern. Sie stehen auch in der Verantwortung, andere Länder angemessen zu unterstützen, die bislang am stärksten von den Folgen betroffen sind, aber selbst wenig zum Treibhauseffekt beitragen. Die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, klimabedingte Schäden und Verluste zu bewältigen und den Wandel zu einer klimaneutralen, zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensweise zu vollziehen – darum geht es bei dem, was allgemein als „Adaption“ bezeichnet wird. Klimagerechtigkeit bedeutet also vereinfacht: Emissionsreduktion im globalen Norden und Adaption im globalen Süden. Dass sich bei letzterem der Norden besonders engagieren sollte, ist nicht nur eine Frage von Ethik und Gerechtigkeit, sondern vor allem Sache der Vernunft. Das Klima unterscheidet nämlich nicht zwischen Norden und Süden, zwischen entwickelten und weniger entwickelten Staaten, zwischen uns und den anderen. Alle sitzen im selben Boot. Höhere Schokoladepreise aufgrund von Ernteausfällen bei der Kakaoproduktion in anderen Teilen der Welt sind dabei nur ein kleiner Vorgeschmack und machen deutlich, wie alles miteinander vernetzt ist. Autor: Andreas Zinggl Am Wort Klingt wie eine gute Idee: Schädliches CO 2 , das wir hier in Österreich nicht einsparen, wird ausgeglichen durch klimafreundliche Projekte anderswo, zum Beispiel in Afrika: ideale Verbindung von Klimaschutz und Entwicklungshilfe. Aber so einfach ist die Welt nicht. Wie immer kommt es auf die Details an und auf die zugrundeliegenden Haltungen. Uns in Österreich beziehungsweise Europa trifft dabei eine besondere Verantwortung: Wir leben im reichen Teil der Welt und zudem in einer Klimazone, die auch mit 2 Grad mehr Durchschnittstemperatur noch eher angenehm zu bewohnen sein wird. Das eine ist Geburtslotterie, doch den allgemeinen Wohlstand verdanken wir in hohem Ausmaß der ungerechten Verteilung von Gütern und Geld auf dieser Welt. Und die hat unter anderem damit zu tun, dass die reichen Länder die schädlichen Begleiterscheinungen des Wohlstands auslagern: So verursacht der Durst nach billigen Waren die oft miserablen Veronika Prüller-Jagenteufel Theologische Referentin und Seelsorgerin Caritas St. Pölten Bedingungen für Arbeiter*innen im globalen Süden mit; der Durst nach Rohstoffen die Knappheit an wichtigen Gütern in diesen Ländern; der Hunger nach schönem Urlaub die Zerstörung unberührter Küsten etc. Übrig bleiben für zu viele Menschen dieser Welt Hunger und Durst im ganz leiblich existenziellen Sinn. Für mich ist damit klar: Es braucht von uns Solidarität, Einsatz für mehr Gerechtigkeit weltweit und ehrliches Bemühen um so viel Klimaschutz wie möglich, denn sonst sind Kompensationsprojekte nur ein weiteres Abschieben unserer Probleme in arme Länder und ein Versuch, uns frei zu kaufen, um – im schlechtesten Fall – einfach weiterleben zu können wie bisher. Den nötigen Wandel in unserer Lebensart zu schaffen, braucht das Mittun und Mittragen von jeder und jedem, braucht belastbare demokratische Prozesse und die feste Überzeugung, dass das gute Leben für alle ein unaufgebbares Ziel ist.

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