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Projektreise 02/2022

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Magazin der Auslandshilfe

Odile Sarr Caritas

Odile Sarr Caritas Kaolack, Senegal „Wenn sich die Menschen das Essen nicht mehr leisten können, besteht die Gefahr, dass es zu Hungersnöten und sozialen Unruhen kommt.“ Hunger infolge von Krieg Warum Hunger in Afrika immer noch Thema ist – oder gerade jetzt. Marème Sow beugt sich in der sengenden Mittagshitze über einen dampfenden Kochtopf mit Reis. Für 120 Schüler*innen bereitet die junge Frau aus dem kleinen Dorf Siri Mandiala im östlichen Senegal das Mittagessen zu. Das Gemüse kommt aus dem angrenzenden Schulgarten, Reis wird am Wochenmarkt gekauft. Das Geld dafür stammt aus dem Verkauf von Hirse und Mais, der rund um die Schule wächst. Außer dem Gemüsegarten ist hier während der Trockenzeit nichts Grünes zu sehen – die Dorfbewohner*innen leben von der letzten Ernte, die schon einige Monate zurückliegt. Marème erklärt, warum es so wichtig es ist, dass die Kinder in der Schule zu essen bekommen: „In dieser Übergangszeit sind die Lebensmittel knapp, statt dreimal wird in den Familien oft nur mehr ein- oder zweimal am Tag gegessen.“ Über den Krieg in der Ukraine weiß sie nicht viel. Doch die Mitarbeiter*innen der lokalen Caritas befürchten, dass gerade Menschen wie sie die Auswirkungen am stärksten zu spüren bekommen werden. Kiew ist von Siri Mandiala über 7.000 Kilometer entfernt. Wie kann es sein, dass ein Krieg in Europa spürbare Konsequenzen auf ein Dorf in Afrika hat? „Seitdem der Krieg ausgebrochen ist, sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, Zucker oder Öl stark gestiegen“, erklärt Odile Sarr, Soziologin und Caritasmitarbeiterin der Diözese Kaolack. „Das trifft vor allem die Menschen am härtesten, die einen Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen.“ Die Aussichten sind tatsächlich beunruhigend: Die globalen Lebensmittelpreise steigen seit mehreren Jahren und befinden sich auf einem Allzeithoch. „Wenn sich die Menschen das Essen nicht mehr leisten können, besteht die Gefahr, dass es zu Hungersnöten und sozialen Unruhen kommt. Vor allem die Zeit von Mai bis August vor der nächsten Ernte ist für viele schlimm“, befürchtet Odile. Langfristig könne es aber auch eine Chance sein, das senegalesische Lebensmittelsystem anzupassen, die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern zu reduzieren und vermehrt auf lokale Produkte zu setzen: „Wir versuchen die ländliche Bevölkerung dahingehend zu stärken, sich selbst für das ganze Jahr mit lokalen Lebensmitteln zu versorgen.“ Dadurch werde zwar noch nicht das gesamte System umgekrempelt, aber Menschen wie Marème sichert es auch in Krisenzeiten einen regelmäßigen Zugang zu nahrhaften Mahlzeiten – nicht nur einmal pro Tag. Autorin: Christiane Gaar Der Krieg in der Ukraine hat spürbare Konsequenzen für die Menschen in Afrika. Preise für Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis, Zucker oder Öl sind etwa im Senegal stark gestiegen. Menschen, die einen Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen, sind davon am stärksten betroffen. Marème Sow aus dem Dorf Siri Mandiala im Senegal bereitet das Mittagessen für 120 Schüler*innen zu. Die Lebensmittel sind in der Übergangszeit knapp, weshalb Familien statt drei oft nur eine oder zwei Mahlzeiten am Tag essen können. Guter Mist wird rar Durch den Krieg in der Ukraine steigen auch die Preise für Düngemittel. Die Caritas im Senegal unterstützt die Kleinbäuer*innen, die vermehrt auf biologischen Dünger setzen. Etwa durch Kompostierung oder Tierdung. Welche Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg auf die Verfügbarkeit von Düngemitteln? Den Boden erfolgreich zu bestellen, stellt viele senegalesische Landwirt*innen vor große Herausforderungen: Dieser ist oft karg und unfruchtbar – die Ernte fällt häufig dementsprechend mager aus. Um die Erträge zu steigern, subventioniert der senegalesische Staat deshalb Kunstdünger als auch Biodünger. Allerdings ist der Zugang zu Düngemitteln für viele Kleinbäuer*innen nicht gegeben: Denn einerseits sind die vorhandenen Mengen zu gering, andererseits die Preise oft zu hoch. Die Situation könnte sich in den nächsten Monaten noch deutlich verschlechtern. Der Krieg in der Ukraine treibt weltweit die Kosten in der Landwirtschaft in die Höhe. Dies gilt auch für Düngemittel, für deren Herstellung viel Energie (vor allem Gas) benötigt wird. Außerdem sind die Ukraine und Russland große Düngemittelexporteure. Einerseits wird also weniger Dünger am Weltmarkt vorhanden sein, andererseits wird für die vorhandenen Mengen ein starker Preisanstieg erwartet. Besonders treffen wird dies vor allem einkommensschwache Länder und Regionen. Die Sorge besteht, dass sich Kleinbäuer*innen weniger oder keinen Dünger leisten können und die Ernte stark darunter leidet. Dies bedeutet wiederum weniger Einkommen und ein erhöhtes Risiko für Armut und Ernährungsunsicherheit. Die Caritas im Senegal versucht Kleinbäuer*innen beim Zugang zu Düngemitteln zu unterstützen. Großes Augenmerk wird auf die Produktion und Verwendung von biologischem Dünger gelegt. Durch Kompostierung oder die Verwendung von Tierdung kann die Bodenfruchtbarkeit gesteigert werden, ohne auf teure chemische Düngemittel zurückgreifen zu müssen. Autorin: Christiane Gaar

„Ich denke, sollte es zu einer Weizenkrise kommen, werden die Bauern, die Teil unseres Projektes sind, besser damit zurechtkommen als andere, da sie resilienter sind.“ Amir Irfan SAFBIN Projektkoordinator Caritas Pakistan Adaption an den Klimawandel Wie sich der Ukraine-Krieg auf die Ernährungssituation in Pakistan auswirkt und warum sich der Schutz gegen die Folgen des Klimawandels auch hier bezahlt macht. Vor fünfzig Jahren war vieles anders. Da konnte sich Pakistan selbst mit Weizen versorgen. Seither hat sich aber viel getan. Zum Beispiel hat sich die Einwohnerzahl des Landes vervierfacht. Heute ist Pakistan – gemessen an der Bevölkerung – das fünftgrößte Land der Welt. Die Produktion von Nahrungsmitteln konnte zwar ebenfalls gesteigert werden, aber nicht zur Gänze mithalten. Weizen muss zusätzlich importiert werden, auch bei einer Rekordernte im Jahr 2021. Etwa die Hälfte der Importe Was eigentlich begonnen wurde, um sich vor dem Klimawandel zu schützen, hilft pakistanischen Bauern auch jetzt durch die Krise: Etwa Produktvielfalt, sparsame Bewässerungstechniken, Bodenschutzpflanzungen und Kreislaufwirtschaft. kamen in den letzten Jahren übrigens aus der Ukraine. Auch Russland zählt zu den Ländern, die Weizen nach Pakistan exportieren. Heuer wird es höchstwahrscheinlich keine neuerliche Rekordernte geben. Darauf lassen andere Rekorde schließen. Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad Celsius wurden bereits im April gemessen, zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren. Der Begriff „Klimaerwärmung“ ist absolut wörtlich zu verstehen. „Wie sich schon in den Jahren der Pandemie zeigte, schaffen es jene insgesamt 1080 Kleinbauernfamilien, die im Rahmen eines Projektes der Caritas auf innovative Methoden gegen die Auswirkungen des Klimawandels setzen, halbwegs gut durch die Krise zu kommen.” Andreas Zinggl, Programm Manager Pakistan, Caritas der Diözese St. Pölten Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft lassen sich jedenfalls bereits abschätzen. Die Ernte wird ziemlich sicher geringer ausfallen. Die fehlenden Weizenmengen – das lässt sich leider ebenfalls vorhersagen – können heuer wohl nicht mit Importen aus der Ukraine oder Russland ausgeglichen werden. Das lässt einen enormen Preisanstieg im Land erwarten. Knapp drei Viertel des täglichen Kalorienbedarfs werden in Pakistan durch Weizen gedeckt. Brot wird in unterschiedlichen Versionen, in Form von Naan, Chapati, Roti oder Paratha, zu allen Tageszeiten gegessen. Bereits in den letzten Jahren kämpfte man in Pakistan mit einer rasanten Teuerung, bei Energie und eben bei Lebensmitteln. Diese Tatsache hat maßgeblich dazu beigetragen, dass im April 2022 die Regierung zerbrochen ist. Zusammenfassend: Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte könnten zweifellos besser sein. Was steigende Preise beim Hauptnahrungsmittel in einem Land von 220 Mio. Einwohnern, in dem ohnedies knapp zwanzig Prozent akut von Hunger bedroht sind, bedeuten, lässt Schlimmes befürchten. Die gute Nachricht zum Schluss – auch wenn sie nur eine relativ kleine Zahl an Menschen betrifft. Wie sich schon in den Jahren der Pandemie zeigte, schaffen es jene insgesamt 1080 Kleinbauernfamilien, die im Rahmen eines Projekts der Caritas auf Vielfalt der Produkte, sparsame Bewässerungstechniken, Getreidebanken, Bienenzucht, Bodenschutzpflanzungen und Kreislaufwirtschaft setzen, auch halbwegs gut durch diese Krise zu kommen. Sie können nicht nur sich selbst über das gesamte Jahr hindurch ausreichend versorgen, sondern auch ihre Überschüsse verkaufen. Eigentlich wurde dieses Projekt begonnen, um sich vor allem gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Einmal mehr gilt: Adaption gegen Klimawandel wirkt – auch bei anderen Krisen. Autor: Andreas Zinggl Caritas der Diözese St. Pölten Hasnerstraße 4, 3100 St. Pölten www.caritas-stpoelten.at Information: 02742 844 455 spendenservice@caritas-stpoelten.at www.caritas-stpoelten.at Spenden: Raiffeisenbank St. Pölten IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000 BIC: RLNWATWWOBG www.caritas-stpoelten.at Durch und durch. Denn es wurde Cradle to Cradle Certified gedruckt. Das ist der weltweit höchste Ökodruckstandard, bei dem ausschließlich gesunde Inhaltsstoffe verwendet werden. Die Natur sagt „Danke“. Und Sie können der Caritas der Diözese St. Pölten für dieses gesunde Magazin danken. Anzeige Impressum: Medieninhaberin und Herausgeberin: Caritas St. Pölten | Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Riedl | Redaktion: Andreas Zinggl, Lukas Steinwendtner, Christiane Gaar, Melissa Ofoedu, Michael Tanzer Grafik: Sigrid Brandl | Hersteller: gugler Fotos: Caritas Kommunikationshaus | Verlagspostamt: Melk | Erscheinungsort: 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4 P80638_DS_2003_Anzeige_210x104mm.indd 2 11.01.21 14:44

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