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Jahresbericht 2023 Caritas St. Pölten

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Auslandshilfe Ein junges

Auslandshilfe Ein junges Land und sein Wunsch nach Zukunft Albanien ist schön, die Menschen sind gastfreundlich – und viele bitterarm: Eine Caritas-Reisegruppe war in unserem Partnerland Albanien unterwegs, um Leute und Land zu erleben und Caritas-Projekte kennenzulernen. Veronika Prüller-Jagenteufel, unsere theologische Referentin und Reiseteilnehmerin, hat dazu ein Reisetagebuch verfasst. Nach der klimaschonenden Anreise mit dem Bus erreichen wir Albanien über sein Karstgebirge im Norden. Die karge Landschaft „schmeckt“ nach harter Arbeit, um zu überleben. „Wir Albaner*innen sind es seit Jahrhunderten gewohnt, uns durchzukämpfen, und nach Katastrophen wieder neu anzufangen“, sagt unser einheimischer Guide, der als IT-Techniker versuchte, in Deutschland Fuß zu fassen, und nun lieber Deutschsprachigen seine Heimat zeigt. Das Land war als kommunistische Diktatur ganz abgeschottet und ist seit 1991 auf dem Weg der Demokratie und seit 2014 Beitrittskandidat der EU. Mit 40 % der Menschen unter der Armutsgrenze ist es eines der ärmsten Länder Europas. Spuren dieser Armut sind z. B. die vielen Händler*innen, die auf einem Tuch am Straßenrand ein Paar Schuhe oder eine Steige Mandarinen anbieten; oder die vielen halbfertigen Häuser – das Geld dafür kommt von Angehörigen im Ausland: langsam, auf Raten – und an den Rändern der Städte die Siedlungen aus Wellblechhütten. Perspektiven für Menschen am Rand der Gesellschaft Von der Caritas mitfinanzierte Projekte sind da wichtige Hoffnungsanker: z. B. in der Hauptstadt Tirana das Gemeinschaftszentrum EDEN, das Kindern und Jugendlichen aus armen Familien eine Alternative zum Betteln auf der Straße bietet. Sozialarbeiter*innen unterstützen sie und ihre Familien, um den Teufelskreis von Armut und Gewalt zu durchbrechen. 28

Mich beeindrucken die hoch engagierten Kolleginnen und „ihre“ Kinder mit voller Lebensfreude. Ebenfalls in Tirana liegt die Backstube, die im Zuge des internationalen Projekts „Back ma’s“ errichtet wurde. Als social business ermöglicht sie marginalisierten Jugendlichen einen Einstieg ins Arbeitsleben, arbeitet u. a. mit dem EDEN-Zentrum zusammen. Ihr menschliches Herz ist das Ehepaar Kliton Lyla und Brixhida Xheka. Die beiden engagieren sich leidenschaftlich für das Projekt. Der „kleine Mittagssnack“, den wir hier bekommen, ist ein Geschmackserlebnis erster Klasse – und schmeckt auch nach Mut und Aufbruch. Die Caritas ist in Albanien in allen sechs Diözesen tätig mit insgesamt rund 100 Kolleg*innen. Obwohl nur etwa 10 % der Albaner*innen katholisch sind, ist die Caritas mit ihren verschiedenen Projekten hoch angesehen. Ein neues Projekt, so erzählt Julia Bici von der Caritas Albanien, befasst sich mit Bewusstseinsbildung und Unterstützung für junge Erwachsene bei der Jobsuche. Denn zu viele junge Menschen verlassen derzeit ihr Land. Angelo Massafra, der Erzbischof von Shkodra, möchte ihnen Mut machen, zu bleiben. „Nur wenn alle ihren Teil beitragen“, so sagt er, „können wir gemeinsam eine gute demokratische, weniger korrupte und dafür menschlichere, solidarischere und bessere Zukunft aufbauen.“ Das gilt wohl nicht nur für Albanien. Wir reisen – andere sind auf der Flucht In Shkodra sind wir auch bei einer Ausstellungseröffnung dabei: Bilder des Fotografen Renuar Locaj von Flüchtlingen, die in Albanien gelandet waren. „Auch wir in Österreich“, so bekennt Christiane Gaar, von der Auslandshilfe der Caritas, in ihrer Rede bei der Vernissage, „müssen uns mit Rassismus und Vorurteilen herumschlagen und treten als Caritas dagegen auf, dass politische Parteien die Not der Flüchtlinge und die Sorgen der Einheimischen propagandistisch ausnutzen.“ Sie dankt für das Engagement der albanischen Kolleg*innen für die Flüchtenden, die zu den Schwächsten unserer Gesellschaft gehören. Jenseits aller Probleme ist Albanien einfach ein schönes Land mit uralten Kul- turgütern, wildromantischen Landschaften und touristisch inzwischen fast zu gut erschlossenen Küsten. Bestechend sind die Freundlichkeit der Menschen und das friedliche Miteinander der Religionen und Konfessionen. Oft formulieren wir in der Gruppe den Segenswunsch, dass beides erhalten bleiben möge. Dann gibt es wohl sicher eine gute Zukunft. 1.891 Familien (oder 9.100 Personen) in Albanien konnten in 11 Projekten erreicht werden. 1.340 Kinder erhalten in Albanien Unterstützung in Lerncafés und Gemeindeentwicklungszentren. 35 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung arbeiten in einer Werkstätte der Caritas Albanien mit. 29

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