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100 Jahre Caritas der Diözese St. Pölten

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Solidarisch denken leben handeln

Reportage:

Reportage: Sozialhilfe.Notberatung Grenzen Die Sozialarbeiterin will den Klientinnen und Klienten Alternativen aufzeigen, die sie selbst nicht sehen. Viele Menschen hätten Angst, Hilfe aufzusuchen. Doch wer sich Hilfe holt, ist für Martina Floh in der Lage zu beurteilen, dass er oder sie es nicht mehr alleine schaffen kann. Verständnis und Unverständnis für einschneidende Veränderungen seien oft gleichermaßen vorhanden. Beides gehe in Ordnung, weil eine Veränderung dann zum jetzigen Moment eben nicht möglich ist, oder nie sein wird. Oft habe sie Klientinnen und Klienten sogar mehrmals Alternativen aufgezeigt. „Jeder Mensch kann nur in seinem Rhythmus etwas verändern. Ich versuche, den Menschen dabei wertfrei zu begegnen.“ Es kommt auch vor, dass sie Hilfe verweigern muss, weil deren Einkünfte über dem Richtsatz liegen. Organisation Sozialarbeiterin Martina Floh braucht eine konsequente Arbeitsplanung, um all die persönlichen, telefonischen und schriftlichen Beratungen zu leisten – und das an vier Standorten. Im Jahr 2018 waren es rund 2.000 Beratungen. Es kommt aber immer wieder zu mehr oder weniger akuten Zwischenfällen. Die Sozialarbeiterin schützt sich mit einem eigenen Filter: „Ein Klient braucht Möbel, eine andere hat nichts zu essen, dem dritten ist der Strom abgeschaltet worden. Ich muss dann entscheiden, wem ich jetzt oder vielleicht erst morgen helfe“, berichtet Martina Floh. Sie nennt ein Beispiel: „Ein Herr ruft an und meint: ‚Ich habe nichts im Kühlschrank‘. Später stellt sich heraus, dass bei dem Herrn ‚nichts im Kühlschrank‘ heißt, wenn kein Fleisch mehr da ist, während bei einem anderen wirklich nichts mehr zum Essen da ist.“ Hier helfe ihr die Erfahrung: Martina Floh arbeitete davor bei der Jugendwohlfahrt, als Sachwalterin, als Arbeitsassistentin und in einer Bank. Warum helfen? Martina Floh nimmt sich für diese Frage Zeit: „In meiner Arbeit finde ich den Sinn, Leute durch mein Tun zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, das Leben verändern zu können und auch wieder die Verantwortung zu übernehmen. Das ist etwas ganz Schönes.“ Außerdem fühle sich die Waldviertlerin auch in ihrer Kollegenschaft sehr wohl, die ihr Kraft gäbe, dranzubleiben. Im Gegenzug zur vollstreckenden Bezirkshauptmannschaft weist Martina Floh auch auf die besondere Situation der Sozialberatung hin: dass hier alles sein könne, aber nicht müsse. Noël M. G. Gaar 16

Reportage: Wohnungssicherung (K)ein Dach über dem Kopf Ulrich Scharner Wer die Miete nicht zahlen kann, wird delogiert. Ulrich Scharner von der Wohnungssicherung der Caritas versucht, das zu verhindern. Trennung, prekäre Arbeitsverhältnisse oder eine psychische Erkrankung – Ursachen für einen Mietrückstand gibt es viele, und das Problem kann jede und jeden treffen. Wer rechtzeitig zur Beratung komme, könne seine Wohnung aber meist behalten, sagt Ulrich Scharner. Und er muss es wissen, denn er arbeitet seit neun Jahren bei der Wohnungssicherung. Diese Einrichtung der Caritas in Amstetten besteht seit 2006: „Menschen, die hierherkommen, sind in einer existenziellen Notlage“, berichtet er. Im ersten Schritt gehe es darum, diese Menschen aufzufangen und ihnen einen sicheren Rahmen zu bieten. 17

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