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100 Jahre Caritas der Diözese St. Pölten

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Solidarisch denken leben handeln

Reportage:

Reportage: Sozialhilfe.Notberatung Veränderung im eigenen Rhythmus Sozialarbeiterin Martina Floh mit Autor Noël M. G. Gaar Die Sozialberatung.Nothilfe in Waidhofen an der Thaya unterstützt Menschen in existenziellen Notlagen. Es ist Montag, ein milder Nachmittag im Mai. Vor dem Caritas-Beratungszentrum und der Caritas-Werkstatt in der Bahnhofstraße in Waidhofen an der Thaya ist es ruhig. Im ersten Stock des weiß-grauen Gebäudes befindet sich unter anderem die Caritas Sozialberatung.Nothilfe Oberes Waldviertel. Martina Floh ist diplomierte Sozialarbeiterin und in den Regionen Waidhofen an der Thaya, Gmünd, Zwettl und Horn tätig. Sie weiß, wie sie Menschen in einer existenziellen Notlage unterstützen kann, die ausgelöst ist durch Krankheit, Unglücksfälle oder andere schwierige Lebenssituationen. Sie gibt Klientinnen und Klienten Orientierung, etwa bei Schulden, Mietrückständen oder offenen Rechnungen, oder wenn die finanziellen Mittel für den Grundbedarf an Nahrung, Kleidung oder Möbeln fehlen. Nach genauem Prüfen kann es zu einmaligen und gedeckelten Kostenübernahmen kommen. „Bei uns gibt es aber keine Bargeldauszahlungen“, betont Martina Floh. Aufgaben Die Sozialarbeiterin kennt die sozialrechtlichen Ansprüche der Klientinnen und Klienten und unterstützt sie dabei, diese geltend zu machen. Dafür ist sie in Kontakt mit Bezirkshauptmannschaft, Finanzamt, Gebietskrankenkasse oder Pensionsversicherungsanstalt, aber auch mit der EVN, Diakonie, 14

Wohnungssicherung, Schuldnerberatung oder dem NÖ Landesverein für Erwachsenenschutz. Martina Floh ist auch mit Caritas-internen Einrichtungen gut vernetzt, wie dem Psychosozialen Dienst, Suchtberatung, Arbeitsassistenz, Rat&Hilfe oder Familienhilfe PLus. In der Sozialberatung.Nothilfe gehe es um kurzfristige Lösungen, um dann gemeinsam an einer langfristigen Lösung zu arbeiten. Dabei muss sie manchmal deutlich werden, auch wenn die Themen heikel sind – etwa, wenn es keine andere Lösung mehr gibt als die Veräußerung von Wohnungs- oder Hauseigentum, um die Existenz zu sichern. „Natürlich sage ich nicht, ‚Sie müssen jetzt Ihr Haus verkaufen!‘, aber wenn die Ausgaben das monatliche Budget deutlich übersteigen, zum Beispiel durch einen Kredit oder andere Belastungen, und nichts mehr zu essen übrig bleibt, sage ich klar und deutlich, dass sich das nicht ausgehen kann.“ Viele Menschen würden sich mit aller Kraft an ihr Eigentum klammern, um es vererben zu können. Andere würden selbst Lösungen finden und erfinderisch werden. „Eine Klientin hat mit ihrer Schwester eine Wohngemeinschaft gegründet, eine andere hat ihrem Nachbarn Eier angeboten, im Tausch für Holz zum Heizen“, erzählt Martina Floh. Es freue sie, wenn ihr Menschen berichten, wie sie es geschafft haben, trotz des geringen Einkommens Schulden und Rechnungen zu begleichen. 15

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